Die Tochter eines Diebes von elina (die Vergangenheit kann man nicht ändern) ================================================================================ Kapitel 12: Die Entscheidung ---------------------------- Freundschaft. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Das, was er von mir verlangte, war weitaus unmöglich. Nicht nur, weil ich immer eine Einzelgängerin war und immer eine bleiben wurde, nein. Es war genau so, wie es Tea damals gesagt hatte – diese Leute hatten mir nichts getan. Sie waren einfach da, als Hintergrund in meinem Leben. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen oder - Gott bewahre! - sie um Hilfe bitten. Ich hatte es halbwegs gelernt, unbemerkt in der Gesellschaft zu überleben, ohne irgendjemanden zu nahe zu kommen. Den hohen Preis für einen Fehler musste ich ja schon zahlen... "Ich weiß," fing Yami leise an, "ich verlange von dir etwas, dass kein materielles Wert hat und sehr Zeitaufwendig ist." Ich schaute ihn nur traurig an. Er konnte ja den Grund unmöglich wissen. "Aber," setzte er fort, als ich meinen Mund öffnen wollte, "gib den Anderen eine Chance, dich kennen zu lernen!" Ich schüttelte lautlos meinen Kopf und senkte meinen Blick. "Gib meinen Freunden die Chance," sprach er weiter. Ich schüttelte meinen Kopf erneut. "Gib mir die Chance..!" Seine Stimme klang plötzlich bettelnd, aber der Ton war auf keinen Fall erniedrigt. Er war eines Königs, ja eines Pharao würdig. Mein Blick lag wieder auf seinen Anhänger, vielleicht war das der Grund für diese komische Gedankenverbindung. "Ich.." "Nein," unterbrach er mich, "sage nichts." "Aber.." "Ich brauche keine Erklärungen oder Entschuldigungen. Nur eine einzige Chance," und er schaute mich lächelnd an. Der Klang seiner Stimme, die Art, wie er mich dabei anblickte, ließ alle meine Argumente schlagartig verschwinden. Die geheimnisvolle Aura, die ihn umgab, verwirrte meine Gedanken, und ich fühlte mich auf eine mysteriöse Art zu ihm hingezogen. Als ob irgendetwas mich zwingen würde alle Gefahren meines Lebens zu vergessen. Mokuba beugte sich um die Ecke und schaute zu den zwei ihn interessierenden Personen hinüber. Wie lange konnte man sich unterhalten? Er konnte nicht genau erkennen, was da vor sich ging, aber näher kommen konnte er auch nicht. Doch was ihm am meisten Sorgen machte – er musste allmählich aufs Klo. Und je weniger er versuchte daran zu denken, desto größer wurde der Druck auf sein Bauch. "Verdammt!" fluchte er leise und musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanke, was sein Bruder wohl sagen würde, hätte er erfahren, dass er fluchte. Aber sein Lächeln verschwand genauso schnell, wie er erschienen hatte. Mokuba musste einsehen, dass er sein Beobachtungsposten verlassen musste, um nicht zu platzen. Die Beine fest zusammen gepresst, schaute er noch einmal kurz zu Korin hinüber, um sich zu vergewissern, dass das Gespräch zwischen den beiden noch lange nicht zu Ende war. Es schien, als ob es eine längere Pause entstanden hatte, da wie Korin, so auch Mutou einander nur still anschauten. Mokuba seufzte halblaut und sprintete los in Richtung Schultoiletten. "Korin!" hörte ich Yami meinen Namen aussprechen, "Lass uns Freunde sein!" Ich schaute ihn erneut an. Er meinte es wirklich ernst, mit der Freundschaft. Er stand nicht mehr gelassen an den Zaun gelehnt, sondern direkt vor mir und hielt mir seine Hand entgegen. "Ich bin nicht Shiro," fügte er dann noch hinzu, "ich meine es ernst. Gib mir eine Chance! Bitte!" Yami schaute mich hoffnungsvoll und beinahe flehend an. "Gib dir eine Chance, Korin!" flüsterte er. Ich seufzte halblaut. Dann nickte ich. Und reichte ihm meine Hand. Vor dem Lächeln, das dabei auf seinen Lippen erschien, wurde mir plötzlich sehr warm ums Herz. Kaiba konnte sich nur schwer auf die Arbeit konzentrieren. Der Vorfall in der Schule ging im nicht aus dem Kopf.. Natürlich konnte er sich nicht konzentrieren! Wie denn? Das Mädchen, das er erst getroffen hatte, war nicht einfach seine Stiefschwester, sondern ein Alptraum! dachte der Firmenchef verärgert und verfolgte mit leerem Blick die Geschehnisse im Monitor. Das schlimmste an dieser Geschichte war, dass er dieses Mädchen kannte. Nur flüchtig, versteht sich, aber das änderte ja nicht die Tatsache, dass Korin und er einander schon früher begegnet waren. "Verflucht noch mal!" flüsterte Seto, "Wieso ausgerechnet sie?" Auch wenn es nicht gerade viel war, was er über Korin in Erinnerung hatte, doch es reichte, um ihm zu zeigen, dass auch er ein Gefühl wie Verzweiflung kannte. Das Mädchen auf sich war alles anderes als zahm und manipulierbar, doch in Vereinigung mit Soroke stellte sie eine greifbare Gefahr da. Von ihrem kurzem Gespräch, das er eher als Zänkerei beschreiben konnte, konnte Kaiba nicht genau schließen, welche Zwecke Korin verfolgte und in welcher Beziehung sie zu Soroke stand. Die Sache mit Gosaburu war schon seltsam genug, doch die Verwandtschaft der beiden Frauen war noch merkwürdiger. Denn, wie konnte Soroke Korins Mutter sein, wenn er sie im Waisenhaus getroffen hatte? Da stimmte etwas nicht. Oder doch? beschloss Kaiba und bestellte seinen Chauffeur. Er wusste zwar noch nicht, wie er das ganze deichseln wurde, damit Korin ihn alles erzählte, aber er war fest überzeugt auf dem Weg zur Lösung zu sein. Ich verabschiedete mich von Yami und ging fort. Zu meiner Erleichterung hatte er mir nicht angeboten, mich nach Hause zu begleiten oder mir einen Kaffee zu spendieren. Er war distanziert und freundschaftlich zugleich. Ein seltsamer Typ, der mir trotz allem sehr sympathisch war. Ich bemerkte noch, wie sein Puzzle aufleuchtete, bis ich dann endgültig den Schulhof verließ. Schließlich hatte ich noch was wichtiges vor. Was ich aber nicht wusste war, dass es meinen Plänen auch heute nicht beschieden war, sich zu verwirklichen. "Yami, das war gemein!" rief Yugi aus, sobald er aus seinem Gefängnis befreit wurde. "Nein, war es nicht," entgegnete der Größere ruhig, "das war notwendig." Yugi murmelte etwas unverständliches und schaute sich hastig um. "Wo ist sie?" "Sie ist gegangen," folgte die gelassene Antwort. "Und?" fragte er und blickte Yami erwartungsvoll an. "Was und?" "Yami, du weißt sehr genau, dass ich euer Gespräch nicht verfolgen konnte, weil du mich hier," und er tippte dabei das Puzzle an, "einfach eingesperrt hast!" "Und jetzt erwartest du, dass ich dir alles in kleinstem Detail erzähle?" Der Pharao wirkte irgendwie belustigt. So kannte ihn Yugi noch gar nicht. "Alles zu seiner Zeit," sagte Yami noch, nachdem Yugi ihn für eine Weile perplex angestarrt hatte, und verschwand ins Puzzle. "So ein Mist!" fluchte Yugi kleinlaut und begab sich langsam in Richtung Schule, wo er seine Schultasche gelassen hatte. Joey war, zum Glück, schon längst weggegangen, und er konnte sich ungestört bemitleiden. Natürlich, hatte Yami kein Recht ihn im Puzzle einzusperren, sodass er nichts von dem Gespräch zwischen ihm und Ringo mitbekommen konnte. Natürlich, tat es weh, dass Yami ihn so abgewiesen hatte und dabei noch so belustigt aussah. Doch die Gründe, warum Yami sich so verhielt, blieben für Yugi geheim, er wusste nicht, worüber sich die beiden unterhalten hatten. Yugi seufzte und betrachtete das goldene Puzzle, das auf einer Kette um seinen Hals hing. Der Pharao war wahrlich eine geheimnisvolle Person. Ich ging langsam der Straße entlang, voll in meinen Gedanken versunken. Dieser Yami konnte einem Stoff fürs nachdenken geben! Plötzlich nahm ich einen Motorlärm wahr. Ich drehte meinen Kopf zur Lärmquelle und erblickte eine weiße Limousine. Dieselbe, wie an meinem ersten Schultag. Der Wagen näherte sich langsam, bis er mich erreicht hatte, und fuhr dann mit meiner Geschwindigkeit neben mir. Ich blieb hastig stehen. Auch der Wagen hielt an. "Was willst du, Soroke?" rief ich aus und starrte zornig das Autofenster an, das gerade vor mir war. "So viel Hass auf eigene Mutter?" Setos feste Stimme übertönte das Geräusch des herunterlassenden Fensters. "Was machst du hier?" entgegnete ich harsch. Damit versuchte ich meine Überraschung zu verbergen. "Geht dich nicht an," gab er die kalte Antwort, "Steig an, wir haben viel zu besprechen." Seto öffnete die Tür, winkte einladend mit der Hand und rückte sich tiefer ins Innere des Autos. Mokuba rannte wie ein Verrückter. Die Strecke zwischen Schultoilette und seinem Beobachtungsposten hatte er in einer Rekordzeit geschafft, doch, wie es sich herausstellte, er war trotzdem nicht schnell genug. Mutou war weg, und Korin war auch nicht mehr am Schulhof. Tränen der Beleidigung erschienen in seinen Augen. Er lief zum Schultor, schaute sich hastig um und erblickte Korin weiter auf der Straße wieder. Genau in dem Moment, als sie in die weiße Limousine einstieg und langsam weg gebracht wurde. 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