Die Tochter eines Diebes von elina (die Vergangenheit kann man nicht ändern) ================================================================================ Kapitel 7: Familienanlegenheiten -------------------------------- Ich lehnte mich an den Rand der Wanne und fixierte Soroke mit den Augen. dachte ich und drückte meine neue Schuluniform, die ich noch in den Händen hielt, verkrampft zusammen, "Also gut," fing Soroke in einem höhnischen Ton an, als ob sie mir einen großen Gefallen tat. "Wie ich schon einmal erwähnt habe, ist Arituro nicht dein leiblicher Vater. Obwohl, wie ich sehen kann, hat er dich trotzdem für seine Tochter gehalten, dieser Narr!" Sie lachte boshaft auf. "Hör auf ihn zu erniedrigen!" rief ich beleidigt aus, "Mein Vater IST Arituro, und du weißt es genauso gut wie ich!" "Willst du sagen, dass ich nicht mehr weiß, mit wem ich geschlafen habe?" Soroke senkte ihre Stimme, jetzt klang sie noch drohender als zuvor. "Und wer war dann der Glückliche?" fragte ich mit Verachten in meiner Stimme. "Gosaburu Kaiba," antwortete Soroke erstaunlich ruhig. Für einen kurzen Moment glaubte ich etwas wie Schmerz oder Traurigkeit in ihren Augen zu sehen, doch sie war genauso schnell wieder verschwunden. "Und ich soll es dir glauben?" rief ich spöttisch aus, "Ich bin sogar nicht sicher, ob du wirklich meine Mutter bist! Mir ist das scheißegal, wer dieser Gosaburu war!" Augenblicklich erhob Soroke ihre Hand und gab mir eine heftige Ohrfeige. "Wage es NIE so über ihn zu reden!" zischte sie mich an. Ich fasste meine brennende Wange an, ohne mich von ihr abzuwenden. "Ich habe ihn geliebt," sagte sie nach einiger Zeit und sah mich direkt an. Ihre Stimme war ganz leise und klang irgendwie traurig. "Und du warst auch so dumm ein Kind von ihm zu bekommen!" sagte ich sauer, mit Absicht sie weiter zu provozieren. Doch zu meiner Überraschung regte sie sich nicht auf, sondern beschenkte mich nur mit einem schmerzvollen Blick. "Deine Bemerkung ist absolut unnötig gewesen," meinte sie schließlich. Ich musterte sie schweigend und emotionslos: wollte sie mit ihrer Liebesgeschichte in mir etwa Mitleid erwecken? Das ich nicht lachte! "Wie ich schon gesagt habe, mir ist es total egal, wer Gosaburu war," sagte ich entschlossen. "Ich will wissen, was du von mir eigentlich willst! Erst muss ich für dich stehlen, dann schickst du mich in die Schule und jetzt bestehst du darauf, dass ich zu Kaiba Familie gehören soll! Was soll das Theater?!" So, jetzt war es soweit. Ich hatte alle Fragen gestellt, die für mich lebenswichtig waren. Ich wurde sie nicht mehr ausweichen lassen! Um meines und Dani-chans Willen! Soroke seufzte fast unbemerkt, ihr Gesicht wurde wieder zu einer Steinmaske. "Du wirst auch weiterhin stehlen," fing sie an, "Wegen Arituro habe ich eine runde Summe verloren, und du wirst es abarbeiten." Sie fasste mich ins Auge, als ob sie sicher sein wollte, dass ich ihr aufmerksam folge. "In die Schule gehst du, weil du Ausbildung brauchst. Außerdem musst du lernen, wie man mit den Menschen umgeht," setzte sie dann fort. dachte ich "Du bist Gosaburu Kaibas Tochter," wiederholte sich Soroke und brach damit den Lauf meiner Gedanken ab, "Und da du die Einzige wahre Kaiba geblieben bist.." "Du bist doch reich genug!" unterbrach ich sie, als mir klar wurde, worauf sie hinaus wollte. Nicht umsonst kam mir der Nachname Kaiba so bekannt vor! "Ich habe es geschworen, dass seine Firma meinem Kind gehören wird!" Soroke ballte ihre Hände zu Fäusten. "Nämlich, dir." "Ach so!" rief ich gespielt überrascht aus und pfiff leise. Sowas hatte ich schon vermutet. Die Familie Kaiba war sehr bekannt, besonders in Domino. Sie hatte es also auf KC abgesehen! Als Waisenkind hatte ich mich nie wirklich dafür interessiert, aber mir war es bewusst, dass KC der größte Spielkartenkonzern war. Diese Firma war ein fetter Bissen, das konnte ich nicht leugnen. "Du kannst ruhig zugeben, dass du diese Firma ganz allein für dich haben willst, Mütterchen!" lächelte ich sie scheinfreundlich an, "Mich brauchst du nur, um dein Ziel erfolgreich zu erreichen, stimmt's? Vor mir musst du dich nicht verstellen!" Soroke stützte ihre Hände in die Hüften und betrachtete mich mit zufriedenem Lächeln. Oh, wie gern hätte ich gewusst, was in ihrem Kopf vorging! "Kluges Mädchen!" lachte sie dann aus, "Dich brauch ich wirklich nur, damit ich KC ganz legal übernehmen kann. Außerdem lässt es mich auch an der Familie Kaiba Rache nehmen!" rief sie in Gedanken aus Dabei wurde ihr Lachen ganz unangenehm. Das war der schrecklichste Tag ihres Lebens gewesen. Damals wurden alle ihre Träume unwiederbringlich zerstört. Vom Mann, der ihr unglaublich wichtig war, den sie liebte.. ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ "Schatz!" rief sie besorgt aus und lief zum Mann, der in großem Sessel vor dem riesigen Fenster saß. Sie näherte sich von hinten und umarmte ihn sanft. Doch er brach keinen Ton vor sich und starrte nur weiterhin mit leerem Blick aus dem Fenster. "Ist.. bist du.." fing sie unsicher an, als der Mann auf ihre Umarmung in kleinster Weise reagiert hatte. "Du.." zischte er plötzlich, befreite sich vor ihrer Umarmung und sah sie wütend an, "DU!" Seine Stimme war voller Hass, Schmerz und Verzweiflung. "Du hast ihn umgebracht!" Soroke starrte ihn perplex an. Was redete er da für einen Unsinn? Wahrscheinlich lag es an dem Schock, den er bekam, als er über den Tod seines Sohnes erfuhr. "Du bist eine Mörderin!" schrie sie Gosaburu an und stieß sie hastig von sich weg. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und viel rückartig auf den Boden. "Was ist los mit dir, Schatz?" fragte sie erschrocken und erhob sich langsam wieder. Gosaburu blickte sie nur hasserfüllt über. "Wieso beschuldigst du mich? Ich habe erst gestern nach Domino zurückgekehrt!" versuchte Soroke ihn zum Vernunft zu bringen. "Du hast Noas Unfall arrangiert!" brüllte er ohne ihr überhaupt zuzuhören weiter. "Ja?" regte sie sich nun auch auf, "Und welchen Grund hatte ich deiner Meinung nach?" "Du bist eine Mörderin!" Dieser Satz klang nicht nach einer Beschuldigung, sondern nach einem Feststellung. "Bringt sie weg!" befahl Gosaburu seinen Wachen, "Ich will diese Frau nie wieder sehen! Weder in meiner Firma, noch in meinem Haus." Soroke schaute ihn an. Etwas zerbrach in ihr. Sie zitterte am ganzen Körper. Beleidigung, Schmerz, Verzweiflung, Wut... das, was in diesem Moment in ihrem Inneren vorging, konnte sie nicht mehr kontrollieren. Der Mann, den sie über alles liebte, hatte sie verraten! Nie im Leben wurde sie ihm Schmerzen bereiten, nie wollte sie ihn leiden sehen.. Sie hatte so vieles für ihn geopfert. Sie liebte ihn von ganzem Herzen. Und das wusste er! "Du wirst es noch bereuen!" sagte sie fest entschlossen und drehte sich zum Ausgang, "Das schwör ich dir!" ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ dachte Soroke wütend "Tja," wand sie sich plötzlich an mich, " verliert man das eine, findet man das andere. So ist nun das Leben." "Hä?" Ich verstand nur Bahnhof. "Mein Glückwünsch, Korin!" lachte sie auf, "Du hast eben zwei Stiefbrüder bekommen!" "Bitte, was?" Ich staunte nicht schlecht. Stiefbrüder? Hat sie den Rest ihrer Vernunft verloren? "Und mit einem habe ich mich vor kurzem unterhalten!" Meine Reaktion schien sie wirklich amüsieren zu haben. "Ach, übrigens, er heißt Seto," sagte Soroke ungewöhnlich nett und fuhr mit der Hand durch meine feuchten Haare. Ich versuchte mich auszuweichen, aber brach sie damit nur zum lächeln. Plötzlich klopfte es an der Tür und Marie trat ein. "Korin, das Essen.." Sie stockte und sah Soroke überrascht an. "Oh, Verzeihung, Frau Yuka, ich wusste nicht, dass Sie schon zu Hause sind.." Soroke entgegnete ihrem Blick mit einem Lächeln. "Korin, du hast sie gehört," sagte sie schließlich und ließ mich mit Marie im Badezimmer zurück. "Yami..?" Es war schon ziemlich lange her, als Yugi sich hingelegt hatte, aber der Schlaf wollte ganz und gar nicht zu ihm kommen. "Schläfst du schon?" flüsterte Yugi und klopfte leicht ans Puzzle, das auf seinem Nachttisch lag. "Was ist los?" ertönte Yamis verschlafene Stimme. Er materialisierte sich auf der Bettkante und schaute den Kleineren gähnend an. "Wieso bist du noch wach? Du sollst schlafen..." "Mir geht diese Korin nicht aus dem Kopf..." bekannte sich Yugi. "Oh, komm schon!" lächelte ihn Yami müde an, "Sie wird schon klar kommen!" "Aber.." "Hör mal, wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich tatsächlich denken, dass du dich verknallt hast!" scherzte der Größere. "Was?" fragte Yugi und fing an nervös an der Bettdecke zu zupfen. Yami lachte nur verschlafen auf und schüttelte den Kopf. "Geh schlafen und red kein Blödsinn!" Danach verschwand er in seinem Puzzle wieder. "Ich hab mich nicht verknallt..." flüsterte Yugi und plumpste seufzend zurück ins Bett, "Ich mach mir nur Sorgen..." "Jemand muss an dich gerade denken!" lächelte mich Marie an, als sie mich schlucken hörte. "Was?" fragte ich nach. Ich saß schon in meinem Bett und versuchte die Stereometriebuch zu lesen. Nach der Konversation mit Soroke konnte ich sowieso nicht einschlafen. So viele Fragen standen noch offen, so viele Antworten fehlten! "Na, man sagt doch, wenn jemand den Schluckauf hat, denkt eine andere Person an ihn," erklärte die Köchin. "Wirklich?" "Ja," antwortete sie weiterhin lächelnd, "und, um vom Schlucken los zu kommen, musst du dich nur an die Person erinnern, die an dich denkt." dachte ich und schluckte wieder. Plötzlich spürte ich, dass meine Wangen ungewöhnlich heiß wurden, als ich mich unwillkürlich an den Besitzer der violetten Augen erinnerte. Wie gut, dass ich vor kurzem ein Bad genommen hatte und sowieso ganz rot war! Doch merkwürdigerweise schluckte ich nicht mehr. "Du hast wohl richtig geraten?" fragte mich die Köchin neugierig. "Nein," schüttelte ich den Kopf, "es muss ein reiner Zufall sein." "Wie auch immer," winkte Marie ab, "du sollst jetzt schlafen." "Ich bezweifle, dass ich..." "Du wirst früher eingeschlafen sein, als du denkst!" sagte die Köchin und nahm mir das Buch ab, "Du musst dich gut erholen!" Marie hatte Recht. Das musste ich zugeben. Und trotzdem... "Schlafen!" hieß sie mir freundschaftlich und schaltete das Licht aus. "Na gut," gab ich nach. "Gute Nacht, Korin!" wünschte sie noch und verließ mein Zimmer. "Tja," seufzte ich und schloss meine Augen zu. dachte ich kurz bevor ich ins Reich der Träume entgleitete. Kaiba öffnete die Tür zum Zimmer seines kleinen Bruders und trat behutsam ein. Er wollte doch Mokuba, der in aller Ruhe auf seinen Arm schlief, nicht aufwecken. "Gute Nacht, Kleiner," flüsterte Seto und bedeckte seinen Bruder, "Träum was Schönes!" Er drehte sich noch mal an der Schwelle um, um einen letzten Blick auf Mokuba zu werfen. Der schlief so friedlich, dass Seto sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen konnte. seufzte er in Gedanken Er seufzte erneut und schloss die Tür leise hinter sich. Ob er es wollte oder nicht, aber die Gegenwart zog ihn zurück zu sich. Er konnte nicht träumen, noch nicht. Diese Frau Yuka und ihre Tochter Korin... Das, was heute vorgefallen war, ließ ihn einfach nicht los. Wieso musste Gosaburu wieder in sein Leben eintreten? Konnte er ihn nicht einmal in Ruhe lassen? Warum? Warum nur? Seto ging in sein Zimmer, schaltete die Tischlampe ein und warf einige Dokumente vor sich hin, die seine Aufmerksamkeit im Archiv auf sich gezogen hatten. "Korin!" schnaubte er "Was ist das für einen Name?" Doch seltsamerweise kam ihm dieser Name verdächtig bekannt vor. dachte er und stellte sich auf die Dokumente um. Er öffnete die Mappe und.. "Wohou!" rief er überrascht aus und pfiff leise dazu, "Das habe ich aber nicht erwartet!" Das Dokument, das vor ihm auf dem Tisch lag, war nichts anderes als eine Schenkungsurkunde auf Yukas Namen! "Tja, Stiefvater.. Mal wieder hast du mir einen Bärendienst erwiesen." Er überflog schnell die Papiere. Sie zeigten, dass Gosaburu Kaiba Soroke Yuka mit einer Juweliergeschäftskette beschenkt hatte. Also, hatte Frau Yuka doch nicht gelogen - Gosaburu musste tatsächlich in einer gewissen Beziehung zu ihr gestanden haben. "Aber wieso hast du ihr gerade dieses Geschäft gegeben?" sprach Seto leise mit sich selbst, "Was steckt dahinten?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)