The Legend of Marodu von sakurachu ================================================================================ Kapitel 2: In eine neuen Welt ----------------------------- In eine neue Welt "Herein!" Jan öffnete die Tür des Büros und trat ein. Der Oberstufenleiter war gerade in irgendwelche Akten vertieft und sah gerade nicht auf. Jan stand noch neben der Tür. Als Jan die Tür schloss, sah der Oberstufenleiter auf. "Setzten Sie sich, Jan.", mit einer Handbewegung weiß er Jan seinen Platz an. "Sie brauchen mich doch nicht zu siezen, Herr Scholl. Sie kennen mich doch schon so lange,", begann Jan, denn sie kannten sich wirklich schon sehr lange. Seit der siebten Klasse um genau zu sein. "und das ist mir etwas unangenehm." "Na schön, wenn es dir unangenehm ist, werde ich deinem Wunsch nachkommen. Besonders, da jetzt schwere Zeiten auf dich zukommen werden.", Herr Scholl war bereits aufgestanden und um seinen Tisch herum zu Jan gegangen. "Nun es wird dich vielleicht schockieren, aber ich habe eine Nachricht von deinen Eltern erhalten. Sie halten sich doch zu Zeit im Ausland auf nicht wahr?" "Ähm ... j - ja, in Ägypten. Warum? Was ist denn? Warum haben sie mich nicht benachrichtigt?", Jan war langsam etwa beunruhigt. Es kann doch jetzt nicht auch noch etwas mit seinen Eltern passiert sein! Es reichte ihm vollkommen, was mit Sam passiert ist. "Wo soll ich anfangen? Ich denke ich beginne mit der schlechten Nachricht, da die bessere daraus folgt.", auch Herr Scholl wirkte etwas beunruhigt. Er konnte sein Anliegen eigentlich immer sehr gut in Worte fassen, doch heute schien er irgendwie sehr nervös zu sein. "Nicht deine Eltern selbst haben mich benachrichtigt, verstehst du?" "Nein, ich verstehe nicht. Was genau wollen Sie mir damit sagen? Wer hat Sie benachrichtigt?" "Nun es war die Polizei.", antwortete Scholl trocken. "Sie haben -" "Die Polizei?", Jan musste ihn einfach unterbrechen, auch wenn es falsch war. "Warum denn die Polizei? Was haben sie denn? Ist was passiert?" "Nun beruhige dich, die Polizei wurde benachrichtigt, weil deine Eltern im Koma liegen. Sie erlitten im Urlaub einen schweren Autounfall.", berichtete Scholl. "Was? Einen Unfall? Das soll mich beruhigen? Und warum wurde ich nicht zuerst benachrichtigt?", Jan war nun ebenfalls auf den Beinen. Er wollte jetzt, da auch seinen Eltern ein schlimmes Schicksal ereilte, unbedingt zu Samantha. Doch als Scholl ihn zurückhalten wollte, stieß Jan ihn beiseite und ging zur Tür. "Lassen Sie mich bitte, es ist sehr wichtig. Ich muss jetzt gehen." "Aber wo willst du denn hin? Ich bin noch nicht fertig.", Jan blieb wie angewurzelt stehen. "Du wurdest nicht zuerst benachrichtigt, weil die Polizei in Ägypten zuerst die hiesige benachrichtigte. Und unsere Polizei hielt es für das beste, wenn du es von etwas vertrauteren Personen erfährst. So, bleibst du jetzt hier, oder willst du immer noch weg?", da Jan nicht antwortete und sich nicht zu Scholl herumdrehte, fuhr er fort: "Die gute, na ja, sagen wir mal, die bessere Nachricht ist, dass deine Eltern schon bald zurückgeflogen werden. Vielleicht kommen sie schon morgen an. Wie findest du das? Jan?" "Sind Sie fertig?", begann Jan ohne sich herumzudrehen. Er konnte seine Tränen doch keinem Lehrer zeigen. Jan hoffte, Scholl bemerkte nicht, dass Jan weint. Aber viel wichtiger war ihm jetzt, dass er so schnell wie möglich zu Samantha kam, denn alles, was Jan jetzt wollte, war nur bei seiner Schwester sein zu können. "Darf ich jetzt bitte gehen? Oder haben Sie noch etwas hinzuzufügen?" "Nein. Ich meinte ja, ich bin fertig. Du kannst jetzt gehen.", Scholl klang etwas enttäuscht. Vielleicht, weil Jan ihm sonst alles anvertraut. Jan hatte wirklich ein unbeschreiblich gutes Verhältnis zu Scholl, doch diesmal konnte Jan ihm nicht sagen, was in ihm vor sich ging. Jan wusste ja nicht einmal selbst, was dieses Gefühlschaos in ihm zu bedeuten hatte. Es war bereits Pause und Jan musste sowieso in der Schule bleiben, da bald die Abschlussprüfungen fällig waren. Also hatte Jan beschlossen auch den restlichen Tag in der Schule zu verbringen, was er sich im Nachhinein auch hätte sparen können. Jans Körper war zwar anwesend, doch ohne seinen Geist bringt das auch nicht gerade sehr viel. Jan war froh, als der Gong nach der letzten Stunde endlich das Ende der Schule ankündigte. Den ganzen Tag lang hatte er auf diesen Moment gewartet, damit er endlich zu Samantha konnte, denn er war sehr besorgt. Ohne erst nach Hause zu gehen, machte er sich sofort auf den Weg zum Krankenhaus. Er konnte es schon nach ein paar Stunden nicht aushalten, Samantha wiederzusehen. Dabei waren seine Eltern mit ihr schon so oft ohne ihn weggefahren. Übers Wochenende zu Verwandten oder in den Urlaub. Doch diesmal war sie vielleicht krank und Jan wollte nur wissen , was mit ihr los war. "Mist!", fluchte Jan, als er vor dem Krankenhaus stand und die automatische Schiebetüren aus Glas sich vor ihm öffnete. "Ich weiß doch gar nicht, auf welcher Station sie jetzt ist. Egal ich müsste ja sowieso fragen, da sie auf einer speziellen Station liegt." "Hallo.", Jan war zur Information gegangen und hatte die Schwester angesp rochen, die hinter der Glasscheibe auf einem Stuhl saß. "Können sie mir sagen, ob heute Morgen ein kleines Mädchen eingeliefert wurde? Das war meine kleine Schwester, Samantha Brauer. Ich würde sie sehr gerne besuchen, wenn es geht." Die Schwester sah ihn prüfend durch ihre Brille an, "Wie heißen Sie denn, Junger Mann?" "Jan.", antwortete er ganz durcheinander, er hatte eine andere Frage, wie: Hast du einer Erlaubnis dazu, oder etwas ähnliches, erwartet. "Ja, natürlich." Die Schwester lächelte ihn freundlich an. "Du bist Jan Brauer, nicht war? Wir haben dich schon erwartet, der Herr Doktor Jakobs hat uns schon gesagt, dass du vermutlich heute kommst und uns allen Bescheid gesagt. Warte eben ich rufe jemanden, der dich zu ihm bringt." Sie lehnte sich nach links und hielt sich einen Telefonhörer ans Ohr. "Hallo, Nicole. Kannst du mal eben vorbei kommen? Hier ist der Besuch, der umgehen zum Doktor gebracht werden muss.", sie machte eine kurze Pause. Anscheinend sprach gerade die andere Schwester. "Was? In zwei Minuten? OK, das geht in Ordnung. Er wird in der Empfangshalle auf dich warten." Sie legte auf und wandte sich gleich wieder an Jan. "Also du hast es gehört. Eine Schwester bringt dich gleich zu deiner Schwester. Warte nur noch einen Augenblick hier." Jan musste nicht lange warten bis eine junge, hübsche Schwester um eine Ecke in den Raum kam, auf ihn zulief und ihn direkt ansprach. "Bist du Jan Brauer?" "Eh, Ja. Der bin ich.", entgegnete Jan. Die Schwester lächelte und nickte, wobei ihr dunkles, gelocktes Haar mitwippte. "Freut mich, ich bin Nicole und bringe dich zu deiner Schwester. Wenn du mir also folgen willst.", sie wies mit ihrer Hand auf eine Tür aus Milchglas, auf der Eintritt Verboten stand, und ging durch diese hindurch. Jan hatte zwar ein mulmiges Gefühl dabei, doch er folgte der jungen Schwester und gelang in einen langen Korridor, den am Ende eine Linkskurve unterbrach. Aber der Korridor war vollkommen leer. Jan hatte sich zwar erst überwinden müssen, durch die Tür zu gehen, aber selbst, wenn die Schwester gerannt wäre, wäre sie gerade mal höchstens in der Mitte des Ganges gewesen, so lang war dieser. Sie musste also in einem der Räume sein. Jan entschloss sich zu warten, bis sie wiederkam. Während er wartete sah er sich den Gang noch einmal genauer an. Er war sehr breit und hoch. Die Wände waren halb weiß und halb beige gestrichen. Die Türen waren aus Milchglas, man konnte die verschwommenen Konturen derer, die in diesen Räumen waren, erkennen. Alles war beleuchtet, doch nicht so hell, wie in den anderen Teilen des Gebäudes. Nur ganz am Ende des Korridors war ein Fenster, auch aus den Zimmern kam nur wenig brennendes Licht. Es waren bestimmt dreißig Zimmer auf dem Gang, doch bloß aus vier oder fünf schien Licht auf den Gang. Jan entschied sich weiter in die Mitte des Korridors zu gehen. Er sah immer wieder auf die Uhr, zählte die Sekunden und Minuten. Als er sich dort fast vierzehn Minuten die Beine in den Bauch gestanden hatte, hörte er, wie sich hinter ihm eine Tür öffnete. Er drehte sich um und sah, wie die Schwester mit den dunklen Locken leise aus einem Zimmer schlich und die Tür so vorsichtig schloss, als wäre sie sehr zerbrechlich. Als Jan den Mund zum sprechen öffnete, hob sie die rechte Hand und presste den Zeigefinger auf ihre Lippen. Sofort schloss Jan den Mund wieder. Mit einer Handbewegung wies sie ihn an ihr zu folgen. Sie gingen um die Ecke, in einen weiteren Korridor. Dann mussten sie eine Treppe hinaufsteigen. Als sie einen weiteren Gang entlang gingen und Jan sich allmählich zu fragen begann, ob sie überhaupt noch ankommen, blieb die Schwester so abrupt vor einem Zimmer stehen, dass Jan gegen sie lief und zurückstolperte. Sie wandte sich um und lächelte ihn liebevoll an. Jan wurde rot und drehte sich schnell um. Kichernd öffnete die Schwester die Tür ganz leise. "Warte kurz. Es dauert nicht lange.", nach wenigen Minuten kam sie wieder aus dem Zimmer. "Du darfst jetzt hinein. Der Doktor erwartet dich.", sagte sie und zwinkerte ihm zu. "Der Doktor ist auch da? Ist sie denn jetzt endlich aufgewacht?", Jan war so verwirrt, dass er nicht mehr wusste, was er überhaupt sagen wollte. Um nicht noch einmal rot zu werden, ging er schnell ins Zimmer. Es war dunkel, die Jalousien waren heruntergelassen, so dass nur einige Streifen Sonnenlicht hinein strömten. Es waren drei Betten in dem Zimmer, auf dem letzten lag Samantha, die anderen waren leer. Über dem letzten Bett war ein Mann gebeugt. Als Jan die Tür ins Schloss fallen lies, richtete der Mann sich auf und drehte sich herum. Er lächelte Jan an, doch Jan sah in seinen Augen traurige Ratlosigkeit und tiefe Verzweiflung. Dennoch lächelte er zurück. "Es tut mir leid junger Mann, aber ich konnte noch nicht feststellen, was deine Schwester davon abhält aufzuwachen,", der Arzt schien schier verzweifelt. "Geht-", Jan wollte gerade zum sprechen anheben, doch durch eine Handbewegung der Doktors wurde er sogleich wieder unterbrochen. "Nein, leider verschlechtert sich auch ihr Zustand mit jeder Minute.", es kostete den Doktor sehr viel Mühe diese Situation so simpel und einfach, wie möglich zu erklären. Der Doktor redete weiter, doch Jan hörte ihm nicht mehr zu. Er ging zum Bett von Samantha, am Abend zuvor hatte er ihr gesagt, dass sie von Gott in einen Käfer verwandelt und von jemandem zerquetscht wird. Er wollte zurücknehmen was er gesagt hat. Auch wenn er sich schon dafür entschuldigt hat. Es tat ihm wirklich weh zu sehen, wie sich ihr Zustand zunehmend verschlechterte. Jan fühlte sich mies und auf einmal wurde ihm aus irgendeinem Grund schlecht. Er wollte sich entschuldigen, doch Samantha konnte ihm doch gar nicht antworten, sie lag nur da und schlief, dieser Anblick war für Jan das schlimmste, was er jemals erlebt hatte. Und wenn er sie jetzt da so liegen sah, hilflos dem Tod ausgeliefert, schlafend, wollte er einfach nur schreien. Erst jetzt wurde ihm wirklich klar, wie sehr er sie brauchte und wie sehr er sie liebte. "Es tut mir leid, aber irgendwann geht für jeden Besucher die Zeit vorüber.", zerriss die Stimme von Doktor Jakobs Jans grübeln. "Oh, ja natürlich.", Jan lies Samanthas Hand, die er über die ganze Zeit die er an ihrem Bett hockte gehalten und gedrückt hatte, auf das Laken zurück sinken. Gleichzeitig spürte er einen sanften Händedruck auf seiner Schulter. Jan drehte den Kopf und sah in des Doktors graue, nachdenkliche Augen. Er begleitete Jan noch bis zur Eingangspforte der Krankenhauses. "Dann bis Morgen, Jan. Tschüss." "Ja. Sagen Sie mal, könnten Sie mir einen Gefallen tun?", Jan wirkte etwas verlegen. "Natürlich mein Junge, um was geht es denn?" "Ich würde gerne am Wochenende über Nacht bleiben, meinen Sie, das geht in Ordnung?" "Jan, bestimmt. Ich muss allerdings erst ganz "Oben" fragen. Ich sage dir dann Morgen bescheid, ja?" "Oh ja, danke. Vielen Dank.", Jan ging auf direktem Weg nach Hause. Weil er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, knurrte Jans Magen ohne Ende. Am liebsten hätte er jetzt irgendetwas zusammen mit Samantha gekocht, dann zusammen gegessen und festgestellt, dass es schrecklich schmeckte. Doch nun musste er sich ganz allein etwas machen. Darum kochte er sich bloss ein Paar Nudeln mit Soße, na ja eigentlich waren es Nudeln mit Ketchup. Zum essen setzte er sich ins Wohnzimmer und sah dabei Fern. Nach einigen spannenden Filmen, die ihn von seinen Eltern und Samantha ablenken sollten, schlief er dann endlich ein. Endlich kam das Wochenende. In der Schule hatte Jan nicht besonders gut mitgearbeitet und sogar die Lehrer haben sich Sorgen um ihn gemacht. Jan hatte keinem von der mysteriösen Krankheit seiner Schwester erzählt. Und jeden Tag nach der Schule ging er sofort ins Krankenhaus zu Samantha. Auch seine Eltern wurden mittlerweile in dieses Krankenhaus verlegt. Man lud wegen Samantha sogar schon viele Weltweite Spezialisten ein, doch keiner konnte das Geheimnis um ihre Krankheit lösen. Ihre Symptome konnten keiner bekannten Krankheit zugeordnet werden. Sie schlief die ganze Zeit. Auf ihrer Haut bildeten sich seltsame rote Flecken, die sich niemand erklären konnte und ihre Lippen liefen immer blau an, sobald die Zimmertemperatur unter fünfundzwanzig Grad fiel. Jan hatte seine Tasche gepackt, denn Doktor Jakobs hatte wie versprochen ein Zimmer für ihn besorgt. Jan war gerade dabei das Haus zu inspizieren, ob noch irgendwo ein Fenster offen stand, oder Licht brannte, als plötzlich das Telefon klingelte. Jan rannte, oder viel mehr stolperte und sprang, die Treppe hinunter, in den Flur und nahm den Hörer ab. Bevor Jan etwas sagen konnte, ertönte am anderen Ende eine sehr hektische und schnell sprechende Stimme. "Jan? Hör mir gut zu: es ist etwas schreckliches passiert. Der Zustand deiner Schwester hat sich dramatisch verschlechtert. Sie muss auf die Intensivstation. Der Herr Doktor ist bereits bei ihr, er hat gesagt ich soll dich benachrichtigen. Du musst so schnell wie möglich herkommen. Es geht ihr wirklich sehr schlecht. Bis gleich und beeil dich bitte.", es war Nicole, die Krankenschwester, aber noch bevor Jan etwas sagen konnte, hatte sie schon wieder aufgelegt. Jan sah sich so schnell er konnte im Haus um und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Jan rannte, was das Zeug hielt. Selbst bei roten Ampeln hüpfte er von einem aufs andere Bein. Sobald eine Lücke zwischen den Autos groß genug war, dass er ohne angefahren zu werden auf die andere Straßenseite rennen konnte spurtete er los. Er war nach zwanzig Minuten dort angekommen. Das war Rekordzeit, denn ein Krankenwagen braucht normalerweise um die zehn Minuten und Jan hat sogar einen schweren Rucksack auf dem Rücken gehabt. Er stürmte durch Gänge und Hallen, er war schon so oft diesen Weg gegangen und kannte ihn schon auswendig. Jan nahm nichts um sich herum wahr, er konzentrierte sich einzig und allein auf den Weg zu Samantha. Nicht einmal den Gruß von Nicole. Nur noch die eine Kurve, dachte er sich. Bloß noch um eine Ecke und ich bin da. Endlich kam er vor der Tür des Zimmers, indem seine Eltern und Samantha lagen. Er war so schnell, dass er sogar etwas weiter schlitterte und auf dem glatten Boden beinahe ausgerutscht wäre. Völlig außer Atem riss er die Tür auf. Nichts. Nicht die kleinste Spur seiner Schwester. Nur Jans Eltern waren in diesem Raum, auch Doktor Jakobs stand nicht wie sonst am Fenster und erwartete ihn mit einem Lächeln. Erschrocken sah sich Jan im Zimmer um. Eine Nachricht, einen Zettel oder ähnliches suchend, doch so sehr er auch suchte, er fand nichts. Plötzlich flog die Tür hinter ihm auf. Es war die Schwester mit der Brille. "Hey, sag mal hörst du mich denn gar nicht? Auf den Fluren im Krankenhaus ist es nicht gestattet zu rennen. Außerdem soll ich dir von Doktor Jakobs noch ausrichten, dass er dich auf der Intensivstation erwartet.", Jan hatte mehrmals versucht, sie zu unterbrechen, aber er sie hob immer wieder die Hand und er verstummte. Als sie geendet hatte, wollte er nur noch eins wissen: "Wo ist denn diese blöde Intensivstation? Kannst du mich dahin bringen, Nicole?" "Komm mit, ich bringe dich hin. Allerdings darfst du nicht wieder durch die Flure rennen.", letzteres hatte sie streng und in einem befehlartigen Ton gesagt, aber dann zwinkerte sie ihm zu, "Sonst bekomme ich nämlich Ärger von der Oberschwester." Jan folgte Nicole aus dem Zimmer, jedoch nicht ohne noch einen traurigen Blick auf seine Eltern zu werfen. Sie gingen den Weg zurück zur Milchglastür und hinauf in den vierten Stock, dann waren sie plötzlich vor einer noch größeren Glastür mit einem Schild, auf dem Intensivstation stand. Jan hatte sich den Weg nicht merken können, wenn man ihn gefragt hätte, wie er hierher gekommen war, hätte er lügen müssen, um eine Antwort zu geben. Seine Gedanken lagen einzig und allein bei Samanthas momentanen Zustand. Sie gingen hindurch und blieben vor einer weiteren Tür, auf der eine große, rote zwei geschrieben war, stehen, die Schwester wies Jan an zu warten und ging zurück durch die Tür. Jan sah sich flüchtig um und setzte sich auf einen Stuhl, der gegenüber der Tür an der Wand stand. Er war nervös, es war ein schreckliches Gefühl, er saß da und konnte nichts tun, um seiner Schwester zu helfen. Noch nie in seinem Leben fühlte er sich so hilflos, wie jetzt. Er saß da, um in herum war es so still, wie nie. Auf dem Gang war keine einzige Person. Dies war bis jetzt die schlimmste Woche seines ganzen Lebens. Jan fühlte sich nicht wohl auf diesem Gang, in den anderen Gängen des Krankenhauses waren überall an den Wänden Bilder, doch in diesem waren die Wände bloß ausdruckslos weiß, bis auf die großen, roten Zahlen an den Türen. Es war ein grausamer Ort. Jan wollte nicht länger bleiben, aber er entschied sich, seiner Schwester zu liebe, zu warten, vielleicht konnte er sich auf diese Weise bei ihr bedanken. Aus den Sekunden, die er wartete, wurden Minuten und aus den Minuten wurde eine Stunde. Diese zog sich und bald wartete er vier Stunden in diesem Gang, ohne, dass jemand herauskam um ihm zu sagen, dass es seiner Schwester besser ging. Jan hatte sich nie vorstellen können, wie schwer es die Leute hatten, die um ihre Angehörigen bangen mussten, ehe ihnen ein Arzt sagte, wie es um sie steht. Jetzt war ihm dieses Gefühl allzu bekannt und er wünschte es wirklich keinem. Es war schlimmer als sich bloßstellen zu lassen, schlimmer, als das schlimmste, was man sich vorstellen kann. Jan empfand sogar schlimmer als zu sterben. Ganz im Gegenteil, der Tod wäre die Erlösung dieser Qual, man würde an nichts mehr denken, alles vergessen, die Qualen, die Peinigungen, einfach sterben und alles vergessen. Er war dabei innerlich zu sterben. Im Moment fühlte er nichts als endlose Leere. Die Leere war dabei ihn von Innen aufzufressen. Nicht einmal Angst fühlte er. "Der Zustand deiner Schwester stabilisiert sich langsam wieder, aber sie ist noch lange nicht außer Gefahr.", Jan war so in Gedanken vertieft, dass er nicht hörte, dass die Tür aufgegangen und der Doktor herausgekommen war. Jan hatte sich so sehr erschrocken, als er ihn ansprach, dass er vom Stuhl gefallen wäre, wenn der Doktor ihn nicht rechtzeitig festgehalten hätte. "Oh, Entschuldigung ... ich habe ... ich wollte." "Ja, ja, ist schon gut. Du warst in Gedanken, nicht war? Die meisten Leute, die hier warten sind in ihre Gedanken vertieft.", Doktor Jakobs lächelte ihn an. "Wo ist denn meine Schwester? Ist sie noch da drin? Ich möchte sie gerne sehen.", Jan hatte sich mittlerweile wieder gefangen, "Können Sie mich zu ihr bringen?" "Ja, natürlich. Komm nur mit. Es ist nicht sehr weit weg.", Doktor Jakobs ging voraus und Jan folgte ihm. Anders, als er vor ein paar Stunden mit Nicole in diesen Gang gegangen war, freute er sich diesmal auf dem Weg zu Samantha, denn er wusste, dass es ihr besser ging. Wenn auch nur geringfügig. Sie gingen zurück durch die Glastür und bogen links in einen Gang. Es war wirklich nicht besonders weit, denn schon in diesem Gang war Samanthas Zimmer. "So hier ist es.", der Doktor blieb vor dem viertem Zimmer in diesem Gang stehen. "Du darfst allerdings noch nicht zu ihr. Es tut mir leid. Aber wir sind sicher, dass sie ihre Umgebung mitbekommt. Darum kann es zu riskant sein, wenn wir dich schon jetzt zu ihr lassen." "Aber warum haben sich mich dann hierher gebracht? Wenn ich gar nicht zu meiner Schwester darf", Jan war außer sich. Erst sollte er so schnell wie möglich her kommen, dann sollte er unendlich lange warten und jetzt durfte er noch immer nicht zu seiner Schwester. "Aus dem Grund, dass du es weißt, wann du deine Schwester besuchen kannst.", Jakobs klang jedoch nicht so recht einleuchtend, doch Jan verstand es. "Aber du darfst hier bleiben. Wir benachrichtigen dich dann sofort, wenn sich etwas bei deiner Schwester verändert, ja? Aber jetzt zeige ich dir erst einmal dein Zimmer." In der Nacht wurde Samantha wieder verlegt, Jan durfte zwar nicht zu ihr, aber sie wurde in ein Zimmer gebracht, an dem an einer Seite der Wand eine Scheibe angebracht war und Jan seine Schwester durch diese Scheibe sehen konnte, ohne zu ihr ins Zimmer gehen zu müssen. Er stand über zwei Stunden vor der Scheibe, in dieser Nacht. Samantha lag da, hilflos, in einem riesigen, weißen Krankenbett. Die vielen Kabel und Schläuche, die von verschiedenen Flaschen und Geräten zu ihrem Körper führten, waren ein einziges Durcheinander. Sie führten zu ihren Armen, die auf der großen weißen Decke lagen. Zu ihrem Mund und ihrer Nase. Jan sah durch die Scheibe ihr kleines blasses Gesicht an, er verstand es nicht. Warum seine Schwester? Warum das kleine, neun Jahre junge Mädchen? Konnte nicht er mit ihr den Platz tauschen? Sie war noch viel zu klein und zu jung, um dort gefangen zu sein - in ihrem Traum, ihrem Schlaf - und nicht fähig aufwachen zu können. Aber es ging nicht, er konnte nicht mit ihr tauschen, sosehr er es sich auch wünschte. "Ich kann dir nicht helfen Sam... es tut mir leid. Es tut mir ja so unendlich leid.", flüsterte Jan verzweifelt zur Glasscheibe, die ihn und seine Schwester trennte. Jan versank gerade zu in seinen Selbstanschuldigungen, bis ihn die süsse Stimme eines Mädchens in die Wirklichkeit zurückholte. "Du kannst ihr helfen, wenn du nur willst." Jan erschrak. Er kannte diese Stimme nur allzu gut. Er drehte sich vor erstaunen um. Hinter ihm stand jemand. Es war das Mädchen aus seinen Träumen und diesmal schlief er nicht, da war er sich wenigstens halbwegs sicher. "Du, du bist doch das Mädchen ... da - das Mädchen aus meinem Traum.", stotterte Jan. "Ja, Jan. Ich bin das Mädchen aus deinem Traum und ich bin gekommen, um dich um Hilfe zu bitten, denn jetzt bist du der einzige, der uns noch retten kann.", das Mädchen sah ihn lächelnd und voller Zuversicht an, doch Jan hatte im Moment andere Sorgen. "Aber das kann ich nicht, ich kann meine Familie doch nicht einfach so verlassen um dir dafür zu helfen. Ich muss ihnen zuerst helfen. Denn meine Familie steht bei mir an aller erster Stelle, vor allem anderen. Verstanden?" "Ja ich verstehe dich, aber auch ihre Bedrohung hängt mit der Bedrohung unserer Welt zusammen.", der Geschichtsausdruck des Mädchens hatte sich schlagartig in ein sehr besorgtes und verängstigtes Gesicht verwandelt. "Darum bitte ich dich, höre mein Flehen und meine Bitte aufmerksam an, denn du musst den Schattenmagier bezwingen. Er allein besitzt ein Serum gegen diese unheilbare, tödliche Krankheit deiner Schwester. Doch dies bekommt man ausschließlich in seinem Reich. Er ist eine große Bedrohung und nicht nur für unsere Welt. Darum musst du-" "Nein, ich will und kann auch gar nicht. Außerdem was denn für eine Welt? Was bist du überhaupt? Ne Außerirdische oder was?", Jan war vollkommen durcheinander. "Sieh doch,", sie drehte sich einmal im Kreis und sah ihm dann hoffnungsvoll in die Augen, "du müsstest es eigentlich wissen, was ich bin. Denn du bist der einzige Mensch, der kein Kind mehr ist, aber trotzdem an Wesen wie mich glaubt." "Dann, dann bist du ein Engel? Aber Engel haben doch Flügel, oder?", Jan war dabei sich für verrückt zu erklären, vielleicht schlief er ja doch und all das ist gar nicht wahr, er liegt noch im Bett und weder seinen Eltern noch seiner Schwester ist etwas geschehen. "Nein, ein Engel bin ich wahrlich nicht,", sie kicherte etwas leise und sah ihn dann wieder ernst an, "Los doch, rate weiter. Du weißt es!" "Du bist also kein Engel ... ", Jan fasste sich an den Kopf, dann ans Kinn und musterte das Mädchen von oben bis unten. "Du bist doch auch kein normales Mädchen, oder? Und nur ich glaube an dich? ", sie nickte. "Das versteh ich nicht. Sag mir doch einfach wer und was du bist." "Na schön. Wie du ja schon erwähntest, bin ich kein normales Mädchen. Allerdings auch kein Engel, das hatte ich dir ja bereits gesagt. Ich bin eine Göttin, die dazu geboren wurde die Wächterin eines sehr wichtigen Erbstücks der alten Zivilisation unserer Welt zu sein. Ich bin eine Elfe und gleichzeitig eine Art Gottheit für die Menschen in unserer Welt. Ich habe vor sehr kurzer Zeit Kontakt zu einem Elbenmädchen aufgenommen und sie gebeten mit dem Schattenmagier zu verhandeln. Sonero ist ihr Name, sie hat einen starken Geist und sie hat sich auch physisch als eine der stärksten ihres Volkes erwiesen, sie kann es leicht mit zehn Schattenkriegern aufnehmen, doch es müssen Hunderte gewesen sein. Denn sie wurde wahrscheinlich von ihnen gefangen genommen, da ich nicht mehr in der Lage bin, mit ihr zu kommunizieren.", fügte sie erklärend hinzu, als Jan sie mit einem ahnungslosen Blick ansah. "Mein Name ist Amina." "Wie ich heiße, weist du ja sowieso und ich bin ein Mensch. Aber wo kommst du überhaupt her?", Jan sah sie verwundert an. "Höre mir jetzt bitte gut zu, ich werde dir alles genau erklären. Dann wirst du verstehen, warum deine Hilfe so unersetzbar für uns sein wird. Ich stamme aus der Welt der Magie und Zauberei und du musst uns helfen, den Schattenmagier zu besiegen. Schon seit der Entstehung unserer Welt, existiert der Schattenmagier. Der Schattenmagier ist sehr mächtig und noch nicht einmal unsere stärksten Zauberer könnten ihn bezwingen. Viele Jahre waren unsere großen Weisen weitaus mächtiger als er. Jeden seiner Versuche unsere Welt zu beherrschen und deren Bewohner zu unterwerfen, konnten wir glücklicher Weise zunichte machen. Nun bis jetzt jedenfalls, denn mit jeder Schlacht wurde er stärker und stärker, und er erschuf sich langsam in seiner Verbannung eine große Armee. Wir konnten ihn nicht mehr gleich in jeder ersten Schlacht bezwingen, manchmal brauchten wir schon zwei oder drei, bis er sich endlich zurückzog. Doch mit der Zeit breitete sich auch sein Reich immer weiter aus und wir verloren immer mehr Ländereien und deren Bewohner, er macht sie zu Sklaven, die willenlos bereit sind für ihn in die Schlacht zu ziehen. Mit anderen Worten, er unterzog sie einer Art Gehirnwäsche. Unsere Welt Guildor ist nicht nur die Welt des Zaubers und der Magie ist, sondern auch die Traumwelt der Menschen, deshalb haben wir ein Gesetz erlassen, das besagt, dass es jedem Wesen, sei es Mensch, Tier oder ein magisches Wesen, verboten ist andere Geschöpfe aus Lust am morden zu töten oder Krieg zu führen. Egal durch welche Umstände dieser entstanden sein mag. Doch der Schattenmagier hielt sich nicht an dieses Gesetzt, er schickte seine Untergebenen los, damit sie unsere Welt angriffen und zerstörten. Dabei machten sie weder halt vor Greisen, noch vor Kindern oder Tieren. Sie zerstörten Dörfer und überfielen Höfe. Zu dieser Zeit wurde das Gesetz außer Kraft gesetzt und das Kämpfen und Krieg führen wurde sogar gelehrt. Somit begann eine neue Zeit. Seit Anbeginn der neuen Zeit führen wir Kriege, doch seit wenigen Jahrtausenden wurde es immer schwerer die Armeen des Schattenmagiers zu bezwingen. Bald gewann der Schattenmagier jedoch einige der Schlachten. Auch wenn wir mehr Krieger zu Verfügung hatten, wenn wir uns mit allen Stämmen unserer Welt vereint hätten, seine Truppen schienen unaufhörlich. Immer wieder kamen neue Monster und Menschen, die von ihm benutzt wurden. Zu dieser Zeit begann der große Krieg, der nun schon seit über vierzig menschlichen Generationen andauert. Es existiert eine uralte Legende, in der von dir die Rede ist. Wortwörtlich heißt es in der Legende: "Und kommen wird er, zu befreien das Land, welchem großes Leid und tiefe Trauer widerfuhr. Stark und mit höchster Willenskraft den Feind zu vernichten wird er kommen aus einer weit entfernten Welt, da er selbst auf der Suche ist nach Heilung." Dieser Held bist du, denn du kommst aus einer anderen Welt und bist auf der Suche nach Heilung für deine Schwester. Es passt alles einfach so gut zusammen und die Völker Guildars glauben fest an diese Legende. Sie alle vertrauen, dass du kommst und sie rettest. Hast du nun endlich verstanden? Wir brauchen dich wirklich sehr und noch dazu kannst du nur so deine Schwester retten. Sie wird immer schwächer, auch wenn der Arzt dir gesagt hat, dass ihr Zustand sich leicht verbessert, retten kannst du sie nur, wenn du das Heilmittel vom Schattenmagier holst. Bitte lasse dir nicht allzu viel Zeit mit deiner Entscheidung.", fügte sie noch hinzu, als sie endlich geendet hatte, doch Jans Antwort stand bereits fest. "Ja", sagte er, "ich werde mit dir kommen. Ich will doch nich dafür verantwortlich sein, dass kein Mensch auf dieser Welt jemals wieder träumen kann, oder eine ganze Welt nur meinetwegen ausgelöscht wird. Schließlich will ich ja auch meine Schwester retten. Ach ja, wie soll ich denn überhaupt an das Heilmittel für meine Schwester heran kommen, wenn es doch bei diesem Schattenmagier ist?" "Nun. Wenn wir ihn besiegt haben, dann werden wir sein Schloss absuchen und du kannst dann mit dem Heilmittel in deine Welt zurückkehren." "Das ist schön. Dann macht Sam endlich wider ihre Augen auf ... Aber eine Frage hätte ich da doch noch. Es ist mir etwas peinlich, aber wie komme ich denn überhaupt in deine Welt?" "Ach, das ist eigentlich ganz einfach.", Amina streckte ihm ihre kleine, weiße Hand entgegen. Jan aber zögerte. "Los, nimm meine Hand, nur so kannst du in meine Welt gelangen." "Was soll ich denn machen, wenn ich in Guildor bin? Ich kenn mich dort doch gar nicht aus.", Jan zögerte zurecht, schließlich sollte er in den Krieg gehen und dann auch noch in einer Welt umherirren, die er noch nicht einmal kannte. "Nun du musst als allererstes Sonero finden. Das ist erst einmal das wichtigste, denn sie ist ein wichtiger Teil unseres Plans. Sie kann ausgezeichnet kämpfen und sie ist eine gute Strategin.", Amina streckte Jan immer noch ihre Hand entgegen. "Ohne sie können wir nicht kämpfen. Wenn du sie gefunden hast, dann musst du mit ihr zusammen zur Hauptstadt gehen. Sie weiß schon, wie ihr dahin kommt. Also los, nun nimm schon endlich meine Hand." "Einen Moment noch, ich muss nur schnell meine Sachen holen.", Jan rannte zu seinem Zimmer. Zum Glück war es nur einen Flur weiter. Er steckte schnell ein Foto von Samantha und seinen Eltern ein, dass er sich extra hat mitgenommen, zog sich eben an und rannte zurück zu Amina, die noch immer ihre Hand ausgestreckt hatte. Jan nahm ihre Hand und drückte sie fest zusammen. Amina schloss ihre Augen und Jan fühlte sich plötzlich ganz leicht, als wenn er schweben würde. Auch er schloss seine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)