The Legend of Marodu von sakurachu ================================================================================ Kapitel 1: Ein seltsamer Traum ------------------------------ Ein seltsamer Traum Jans Eltern waren im Ausland. Sie brauchten Urlaub, hatten sie behauptet. Sicher, Jan war nicht unbedingt der Pflegeleichteste, aber dass sie gleich sagten, sie bräuchten Urlaub, ist etwas übertrieben. Na ja, Jan war es egal. So hatte er wenigstens mehr Zeit für sich und seine Schule. Er brauchte viel Zeit zum lernen, denn die Abiturabschlussklausuren wurden langsam fällig. Die einzige, die ab und zu störte, war seine Schwester Samantha. Sie kam immer in den ungelegensten Momenten in sein Zimmer gestürmt. Mittlerweile hatte er sich angewöhnt, gleich wenn er nach Hause kommt, das Essen für Sam zu machen und sich dann in seinem Zimmer einzuschließen. Allerdings brachte das auch nicht sehr viel mehr, denn wenn sie etwas von ihm wollte, klopfte sie so lange gegen die Tür, bis Jan der Geduldsfaden riss und er wutentbrannt die Tür aufriss. "Was willst du?", schrie er seine Schwester an. "D - Da ist jemand für dich am Telefon. Ich wollte dich ja nicht stören, aber er sagte es sei sehr wichtig.", ziemlich eingeschüchtert gab sie Jan zitternd den Hörer und machte sich aus dem Staub. "Oh, sorry.", rief Jan ihr noch hinterher. Dann nahm er den Hörer ans Ohr. "Ja? Wer ist denn da?", doch am anderen Ende der Leitung tat sich nichts. "Hallo? Ist denn da niemand? Hallo! Antworte mir!", doch nicht. "Also, wenn Sie mir nicht antworten, leg ich wieder auf.", Jan wurde so langsam so richtig sauer. "Auf so einen Scherz lasse ich mich nämlich nicht ein. Also?", Jan wartete noch einige Sekunden. "Okay, da Sie mir wohl eh nichts sagen wollen, lege ich jetzt auf." Damit legte er auf. Jetzt war Jan so richtig sauer. Für so einen dummen Streich hatte man ihn vom lernen abgehalten? Dabei arbeitete er gerade an Geschichte. An seinem Lieblingsthema: das Mittelalter. Die schönen Gewänder, die alten Bauweisen, die Bräuche, alles an diesem Thema faszinierte ihn. Als kleiner Junge wollte er immer ein Ritter sein. Gegen Drachen kämpfen und hübsche Prinzessinnen retten. Ja, das war immer sein Traum gewesen, doch mit der Zeit hat er gelernt, dass dieser Traum niemals in Erfüllung gehen kann. Jan setzte sich wieder an seine Arbeit, bis tief in die Nacht hinein. "Jan! Ich hab den Tisch gedeckt. Komm essen!", Sam hatte ihn gerufen. Es war bereits acht Uhr. Eigentlich war Samantha für das Abendessen zuständig, aber meistens machte sie auch das Frühstück. Sie konnte ruhig auch helfen, hatte sich Jan gedacht. Schließlich war sie schon neun Jahr alt. "Guten Morgen, Jan!", strahlte Samantha ihrem Bruder freudig entgegen. "Morgen.", gähnte Jan zurück. Er war noch ziemlich müde, da er erst gegen halb zwei ins Bett gegangen war. "Du solltest früher schlafen gehen. Du siehst echt nicht gut aus.", Samantha sah etwas besorgt aus. "Ich hab irgendwas Komisches geträumt, darum hab ich sehr schlecht geschlafen. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, was es war. Außerdem war das Kapitel über die Zeremonien nun mal so spannend.", Jan sah plötzlich viel frischer aus. Morgens war es nie langweilig am Tisch mit Samantha und Jan. "Ach, es ist immer das gleiche mit dir!", Samantha sah ihn scharf an. "Warum interessierst du dich nur für so was Komisches? Ich meine Schule ist doch allgemein langweilig und dann auch noch Geschichte! Du enttäuschst mich, Jan. Echt! Schon allein die Lehrer." Samantha lies sich immer ungemein gern über ihre Lehrer aus und regte sich jeden morgen über die gleichen Fächer auf, die sie an den Tagen hatte. Dieses Verhalten erinnerte Jan dann immer an ihn selbst, als er morgens immer seiner Mutter von den Lehrern erzählt hatte, die er nicht mochte. "Und dann hat dieser Blödmann Miriam auch noch ins Klassenbuch eingetragen. Kannst du das glauben? Das ist doch nicht fair oder? Die doofen Jungs haben sie so sehr geärgert!", Miriam war Sams beste Freundin. Sie waren jeden Tag zusammen, machten Hausaufgaben und spielten herum. Allerdings wusste Jan, dass Miriam nicht gerade ein Unschuldslamm gewesen war und von daher konnte er den Lehrer durchaus verstehen. "Aber du musst doch auch den Lehrer verstehen.", versuchte Jan sie zu beschwichtigen. "Ich weiß ja, dass du ihn nicht leiden kannst, aber er hat sie bestimmt nicht nur eingetragen, weil er sie nicht leiden kann. Ich denke, sie war auch nicht ganz unschuldig oder?" "Nun ja. Sie hat ihn nur. Na ja. Sie hat Dominik getreten und dann ist er sauer geworden.", sagte Samantha etwas verlegen. "Ich hasse es wenn du Recht hast!" Dann aßen sie ohne ein Wort weiter. Jan wunderte sich, dass Samantha nur sehr wenig aß. Sonst war sie immer ganz gut bei der Sache gewesen, wenn es ums Essen ging und man musste sie richtig stoppen, damit sie nicht platzte. Doch heute hat sie fast gar nichts gegessen. "Sag mal, machst du ne Diät oder warum isst du fast nichts?", Jan sah sie verwundert an. "Ich weiß auch nicht. Ich fühl mich nicht besonders.", Samantha sagte nie sofort, wenn es ihr schlecht ging. Sie wollte nie, dass man sie für einen Schwächling hält. Dafür bewundert sie Jan auf einer Seite sehr. "Willst du denn lieber zu Hause bleiben?", Jan war etwas besorgt. Wenn Samantha schon freiwillig zugab, dass es ihr nicht gut ging, dann musste sie schon ziemlich angeschlagen sein. "Oh, nein. Nein, ich bleib doch nicht zu Hause, nur weil mir etwas schlecht ist!", Sam war empört. Jan wusste sofort, dass sie so reagieren würde. Samantha hatte noch niemals einen Tag in der Schule gefehlt. Außer einmal, aber da hatte es sie wirklich sehr schlimm erwischt. "Ja, ja. Ist ja gut! Du kannst ja zur Schule gehen. Soll ich dich mitnehmen oder gehst du mit Miriam?" "Ach, kannst du uns denn nicht beiden mitnehmen?", Samantha sah ihn mit ihren großen blauen Augen an. Sie legte sich halb über den Tisch und faltete die Hände, als wolle sie beten. "Bitte nimm uns doch beide mit!" "Ja, ist ja gut. Du brauchst mich doch nur zu fragen. Müssen wir sie zu Hause abholen, oder kommt sie hier her?" Jan hoffte, er müsse sie nicht von zu Hause abholen. "Du weißt doch, ich mag ihre Eltern nicht." "Nein, sie holt mich ab. Dann hab ich ja heute mehr Zeit.", sagte sie und wollte gerade aus der Küche rennen. "Wozu brauchst du denn mehr Zeit?", fragte Jan verdutzt und sah sie an. "Außerdem sag mal, was soll denn heißen "heute"? Ich fahre dich doch fast immer zur Schule!" "Ja, weiß ich doch. Sollte nur ein kleiner Scherz sein. Du musst den Tisch abräumen.", sagte sie und ging aus der Küche. Im Flur rief sie noch: "Ich hab ihn gedeckt!" Jan deckte den Tisch ab und ging nah oben in sein Zimmer. Dort zog er erst einmal das Rollo hoch und sofort wurde sein Zimmer von Licht durchflutet. Jan kniff die Augen zusammen. Dann packte er seine Tasche und machte sich fertig. Es läutete und Samantha machte die Haustür auf. Wahrscheinlich war es Miriam. Jetzt war es bereits viertel vor ach. Jan rief die Mädchen und zusammen fuhren sie zur Schule. Zum Glück war Samantha auf der gleichen Schule wie Jan gegangen. In der achten Stunde hatte Jan Mathematik. Es war sterbenslangweilig und Jan war so unendlich müde. Er wünschte sich, dass die Stunde schnell vorüber sein sollte, er wollte nur noch nach Hause und schlafen. Er konnte sich nicht einmal auf den Unterricht konzentrieren und plötzlich fielen ihm die Augen zu. Das war ihm noch nie passiert, er war noch niemals im Unterricht eingeschlafen. Er öffnete seine Augen wieder und fühlte sich vollkommen ausgeruht. Doch dann fühlte er, dass er sich bewegte. Er entfernte sich immer weiter aus dem Klassenraum. Was war hier los? Jan verstand die Welt nicht mehr. Er konnte den Klassenraum schon fast gar nicht mehr sehen. Plötzlich war alles um Jan herum dunkel, er wollte schreien, doch die Leere um ihn herum schien seine Schreie aufzusaugen und die Kälte fror stechend seine Stimme ein. Alles um Jan herum war still, von seiner Familie oder dem Mann war keine Spur. Jan drehte sich einmal im Kreis, doch er sah nichts als Schwärze. Dann bemerkte er, dass er nicht einmal auf festem Boden stand, sondern einfach im Nichts schwebte. Doch plötzlich ertönte eine traurige, flehende Stimme, "Jan? ...du musst uns helfen, hörst du? Bitte!... Nur du kannst uns befreien... bitte hilf uns...", sie schien ihm klar und vertraut, aber weder seine Mutter noch seine Schwester hörten sich so an, das wusste Jan. Auch keine seiner Klassenkameradinnen hatte eine solche Stimme. Die Stimme war leise und doch stark und kam von einem blendend weißen Punkt direkt vor ihm in der Dunkelheit. Der Punkt kam näher und näher und je näher der Punkt kam, desto größer wurde er. Auch die Stimme wurde lauter und wiederholte immer und immer die gleichen Worte: "Du musst uns helfen, bitte... nur du kannst uns befreien... bitte hilf uns..." Der Punkt veränderte allmählich seine Form und es sah so aus, als ob eine Person auf ihn zulaufen und mit ihm sprechen würde. Es war eine Frau - nein, ein Mädchen. Von dem Mädchen ging ein Licht aus, und es strahlte so hell und so viel Wärme aus, dass Jan sofort keine Angst mehr hatte. Das Licht war sogar heller als die Sonne und doch schien von ihm nicht nur Wärme auszugehen. Um noch die Augen auf halten zu können musste er sie mit der Hand bedecken, denn das Licht blendete sehr. Sein Gegenüber strahlte eine Traurigkeit aus, die gut zu seinen Worten passte, und obwohl das Licht noch immer heller war als die Sonne, schien es irgendwie immer blasser zu werden. Das Mädchen stand nun bloß noch fünfzig Meter von ihm entfernt. Doch es lief nicht mehr, sondern blieb einfach stehen. Jetzt, wo es sich nicht mehr bewegte, konnte Jan es etwas besser erkennen. Das Mädchen trug ein weißes Tuch als Gewand. Das muss ein Engel sein, dachte er gespannt. Er versuchte das Gesicht zu erkennen, aber er war einfach noch zu weit entfernt. Nachdem er aufgehört hatte darüber nachzudenken, bemerkte er erst, dass das Mädchen schon lange aufgehört hatte zu sprechen. Sie sah ihn nur noch an, als erwarte sie, dass er etwas sagen würde. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch fiel ihm nichts ein und er schloss ihn gleich wieder. Plötzlich dröhnte eine neue Stimme in seinem Kopf. "Jan? Jan! Jan, können Sie diese Aufgabe lösen? So, wie ich es Ihnen gerade erklärt habe? Jan!" Jemand stieß ihm schmerzhaft in die Seite. Jan wachte auf und fand sich kurzer Hand in seinem Klassenzimmer wieder. Sein Banknachbar Sebastian hatte ihn angestoßen, damit er aufwachte. Er war doch noch nie im Unterricht eingeschlafen. Warum ausgerechnet bei diesem Lehrer, in diesem Fach? So müde war er doch gar nicht gewesen. Es war ein seltsames Gefühl, irgendwie komisch und doch wieder nicht, aber beschreiben konnte man es nicht richtig. Im Moment hatte er auch ganz andere Sorgen, denn die ganze Klasse sah gespannt zu ihm hinüber. Auch der Lehrer starrte ihn finster an, sein Gesicht war schon alt und faltig, wie das eines alten Mannes. Dabei wusste Jan, dass er noch gar nicht so alt war. Sein langes weißes Haar lies ihn aussehen, wie einen alten schwachen Mann oder wie einen mächtigen, bösen, alten Zauberer. Er durchbohrte Jan mit seinen finsteren, dunkelbraunen Augen wie mit einem Messer. Jan hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass dieser Lehrer ihn nicht ausstehen konnte. Unsicher sah er zur Tafel hinüber und das, was er dort sah bereitete ihm Kopfschmerzen. Es war eine ganz normale Matheaufgabe. Er war gut in Mathe gewesen, bis der neue Lehrer an seine Schule kam. Jan war nicht besonders gut auf ihn zu sprechen, denn er hatte immer etwas an Jan auszusetzen gehabt. Doch Jan wusste, dass jeder Lehrer seine Lieblinge hatte und welche, die er nicht leiden konnte. "Tut... tut mir leid, Herr Gerlönger. Aber... nein ich kann diese Aufgabe nicht lösen.", murmelte Jan, schon in der Befürchtung, dass Gerlönger ihn wieder mit einer Strafarbeit zum Schuldirektor schicken würde, doch es geschah nichts dergleichen. Sein Blick jedoch hatte sich bei seinen Worten schlagartig geändert, doch nicht in den eines normalen Lehrers, der einen normalen Schüler ansieht und versteht, dass die Aufgabe zu schwer ist. Nein, sein Blick war Hohn und Spott, Jan glaubte sogar eine Art Triumph darin aufflackern zu sehen. "Ja, das dachte ich mir schon. Sie sind zwar jetzt schon neunzehn Jahre alt, aber von einem Faulpelz wie Ihnen kann man ja auch nichts anderes erwarten, nicht war?", seine Klassenkameraden lachten, aber Jan achtete nicht auf sie. In der Stimme seines Lehrers war deutlich seine Abneigung gegenüber Jan und sein Triumph über die Unfähigkeit Jans zu hören. Endlich läutete es. "Ihre Hausaufgabe ist es, diese Aufgabe zu lösen. Und wer sie morgen nicht hat muss eine Stunde länger bleiben.", fügte er nach einem flüchtigen Blick auf Jan hinzu. Jan ging nicht wie sonst nach der Schule noch zu Trinkhalle um sich ein Eis zu holen, obwohl es heute ganz schön warm für einen Herbsttag war. Er fühlte sich nicht besonders, denn er hatte die ganze Stunde geschlafen und nichts von den Erklärungen seines Lehrers mitbekommen. So konnte er diese neue Aufgabe nicht lösen und wenn er Mitschüler fragen, musste kam er sich immer ziemlich blöde vor, denn eigentlich war er mal einer der besten Schüler in Mathe gewesen. Jan war zwar etwas groß für sein Alter, aber er hatte ein großes Herz und war ein sehr guter "Vor-sich-hin-Träumer", denn mit seiner immensen Vorstellkraft und seiner kindlichen Fantasie, war er mit einem Kindergartenkind gut zu vergleichen. Natürlich gab es immer jemanden, der einen nicht leiden konnte. In Jans Fall waren dies Sascha und Isabelle, die größten Angeber aus seiner Klasse. Sascha war groß und dick, und wenn jemand nicht aufpasste und genau überlegte, was er sagte, konnte es leicht passieren, dass Sascha ganz schön ausrastet und jemanden Krankenhausreif schlägt. Isabelle dagegen war klein und dünn. Sie stand nur in Saschas Schatten und fühlte sich oberwichtig. Jan drehte sich nicht um, er wusste, sie würden ihn bloß ärgern wollen und darauf ließ er sich nicht ein. Stattdessen sprach er ohne sich umzudrehen: "Ich lasse mich nicht auf euer Niveau herab. Also geht und nervt jemand anderen. Ich hab nämlich keine Zeit für eure Albernheiten. Okay?" "Du hast ja süß ausgesehen, als du geschlafen hast. Aber du bist so schnell hochgeschreckt, hattest du einen Alptraum? Kannst du denn jetzt die Matheaufgabe lösen, so ganz ohne Erklärung, wie es geht?". Isabelle war an seine Seite getreten und sah ihn spöttisch und mit großen ungläubigen Augen an. "Nein, hatte ich nicht.", sagte Jan ohne sie eines Blickes zu würdigen. "Und natürlich kann ich diese Aufgabe lösen, ist doch ganz leicht, dazu brauche ich keine Erklärung von so einem Lehrer." "Ach so", schaltete sich Sascha sofort wieder ein. "Du bist also zu gut für seinen Unterricht, ja? Wozu kommst du denn dann zur Schule, wenn du dir noch nicht einmal den Unterricht anhörst?" "Das habe ich nicht gesagt", sagte Jan beherrscht, ballte seine Hände und starrte zu Boden. "Natürlich muss auch ich zur Schule um zu lernen. Allerdings brauche ich keinen Unterricht, um diese Aufgabe zu erledigen." Dann legte Sascha seinen Arm freundschaftlich um Jans Schulter, aber Jan streifte ihn gleich wieder ab. "Was willst du denn von mir? Lass mich!", doch kaum war er von Saschas Arm befreit, schon klammerte sich auch schon Isabelle an ihn. "Warum?", sagte sie und sah ihn hinterlistig lächelnd an. "Was hast du denn, magst du uns denn nicht mehr?" "Nicht mehr?", und damit zog er seinen Arm aus ihrem Klammergriff. "Ich konnte euch noch nie leiden und jetzt lass mich los. Ich will jetzt nach Hause." Damit machten die beiden sich aus dem Staub und auch Jan machte sich auf den Weg nach Hause. Endlich zu Hause ging er nicht erst in die Küche um zu Essen, sondern ging sofort in sein Zimmer und legte sich schlecht gelaunt und niedergeschlagen in sein Bett. Wütend über seinen Lehrer starrte er zur Decke und stellte sich vor, wie er ihn heute wieder zur Weißglut brachte. Diese Idioten schaffen es auch immer wieder, mich fast zum Überkochen zu bringen!, dachte sich Jan aufgebracht. Dann wurde seine Zimmertür geöffnet. "Jan?", seine Schwester war in sein Zimmer gekommen um sich zu erkundigen was mit ihm los war. "Hast du keinen Hunger? War heute irgendetwas in der Schule los? Du siehst niedergeschlagen aus.", erkundigte sie sich nervös, nachdem er ihr keine Antwort auf ihre Frage gegeben hatte. Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, "Komm schon, mir kannst du es doch sagen, ich bin doch deine Schwester und zum Kummer loswerden da.", sie lächelte ihn an. Er sah ihr ins Gesicht, es war so beruhigend und angenehm. Jan lächelte zurück und legte seine Hand auf ihre. Obwohl sie sich so oft stritten und Sam immer sehr stur und zickig ist, ist sie doch immer noch Jans kleine Schwester. Er liebte sie und sie liebte ihn. So ist das nun mal unter Geschwistern. Auch wenn sie es nicht zugeben. Jeder ist immer für den anderen da und sie lieben sich. Das liebt bei Geschwistern in der Natur. "Nein, es war nichts in der Schule.", er fühlte sich nun besser und stand auf "aber Hunger hab ich schon, komm ich mach uns was zu essen und dann lerne ich." "Schön! Ich hab nämlich ganz schön riesigen Hunger und ich kann doch nicht Kochen.", Sam sah echt froh aus als Jan sagte, dass es endlich Essen gibt. Sie gingen in die Küche und Jan machte ihnen einen Reisgemüsepfanne. "Die Schule war heute wieder in Ordnung, bis auf manche Stunden. Aber daran kann ich ja eh nichts ändern, oder?", erklärte Jan beim Essen. "Und hat der Gerli dich heute wieder geärgert?", erkundigte sich Sam. "Nein", log Jan, "heute nicht, denn ich hab nichts gemacht, wofür er mich hätte ärgern können.", sagte er, mit einem flüchtigen Blick von seinem Teller in ihr Gesicht. "Ach ja? Das glaube ich dir nicht!", sagte Sam mißtrauisch. "Seit wann braucht der denn einen Grund um dich zu ärgern?" "Ja da hast du auch wieder recht.", gab Jan zu. "Aber ist ja auch egal. Soll er doch versuchen mich zu ärgern! Ich stör mich da einfach nicht dran." "Genau so will ich dich hören!", Sam war aufgesprungen, ballte ihre Fäuste und boxte in die Luft, als wolle sie einen Unsichtbaren Gegner K.O. schlagen. "Richtig so. So schaffst du ihn! Ich weiß, dass du es schaffst. Du schaffst doch alles! Du bist doch 'Superjan'!" "Du bist echt die größte, wenn es ums Aufmuntern geht!", sagte Jan mit einem breiten Grinsen. "Sag mal, hast du heute irgendwas besonderes vor?" "Nein. Ich wollte den ganzen Tag Fernsehn gucken. Warum?", Samanthas fragendes Gesicht wandelte sich schnell in ein hämisches Grinsen um. "Ach so. Du hast eine neue Freundin und willst ungestört sein! Versteh schon, soll ich dann zu einer Freundin gehen?" "Was soll das denn - hust - jetzt?", vor schreck hatte sich Jan an seinem Essen verschluckt. "Nein, es kommt heute kein Mädchen vorbei!" "Ach so ist das. Okay versteh schon. Wenn das so ist. Ich geh zu Miriam." "Was? Wie? Man! Was willst du damit sagen?", Jan war jetzt sichtlich aus der Fassung. "Nun ja also ich hab schon verstanden. Du hast einen Freund, der heute vorbei kommt. Also gehe -" "Was? Ich soll ... Moment mal, wie kommst du denn darauf?" "Ach Mensch Jan! Du musst dich doch nicht verstellen! Das ist vollkommen okay! Ich sags auch keinem weiter. Ich schwöre.", Samantha legte ihre Hand aufs Herz und setzte z m Schwur an, doch bevor sie etwas sagen konnte wurde sie auch sogleich wieder von Jan unterbrochen: "Wie kommst du denn auf so was, bitte? Du bist erst neun! Ich meine ... man heute kommt niemand vorbei okay? Ich wollte lediglich ein neues PC-Spiel spielen, dass mir ein Freund geliehen hat!" "Ach so! Ich dachte schon. Da bin ich aber beruhigt. Dann kann ich ja doch den ganzen Tag Fernsehn gucken.", sagte Samantha und räumte ihren Teller in die Spülmaschine. "Jan! Abendessen.", Sam rief aus der Küche. Jan war seit Stunden in seinem Zimmer und spielte ein neues Computerspiel, das ihm ein Freund aus der Schule ausgeliehen hatte. Jan fand es zwar eher langweilig, aber zum abreagieren war es gar nicht so schlecht. Als Sam rief fuhr er den Computer herunter und ging in die Küche, um seiner Schwester beim Tischdecken zu helfen. Sam hatte schon begonnen das Besteck aus der Schublade zu kramen und gerade Tee aufgesetzt, als er die Küche betrat. Er hatte gerade begonnen die Tassen aus dem Schrank zu holen, als Sam plötzlich schrill aufschrie. "Uaah! JAN! Da ist ein ganz ekeliges Vieh!" "Ach was, wo denn?", Jan war zu ihr zur Schublade mit dem Besteck gegangen. "Was denn wegen eines ganz normalen kleinen Käfer hast du so geschrien? Also ehrlich, Sam! Schäm dich!" "Schäm du dich doch, dass du so was auch noch süss finden kannst! Los, töte diesen ekligen Käfer!", Sam hatte einen Ausreichenden Mindestabstand zur Schublade eingenommen. "Also wirklich, Sam! Das ist ja wohl ein verstoß gegen die zehn Gebote Gottes! Darauf steht Höchststrafe und man kommt nicht in den Himmel!" "Das stimmt ja gar nicht!", Samantha machte ein angewidertes Gesicht. "In den zehn geboten heißt es, man darf keine Menschen töten! Käfer sind keine Menschen." "Nein, aber Lebewesen, wie du und ich.", entgegnete Jan streng. Jan mochte es nicht, Käfer oder andere Tiere zu töten, nur weil man Angst vor ihnen hat. "Sag mir, Sam, was würdest du davon halten, wenn Gott dich als Strafe für deine Denkensweise in deinem nächsten Leben als Käfer auferstehen lässt und du dann auch von einem kleinen Mädchen, oder meinetwegen dessen Bruder, zerquetscht wirst, nur weil du etwas Hunger hattest?" Doch Sam gab keine Antwort. Als Jan sich nach ihr umsah, sah er, dass sie stumm weinte. "Oh ... hey, Sam, was hast du denn auf einmal?", Jan ging zu ihr und nahm sie in den Arm, jetzt begann Samantha laut zu schluchzen und zu weinen. "Ich - will - nicht - zerquetscht - werden!", Samantha schluchzte, hatte Schluckauf bekommen und war einfach nicht mehr zu beruhigen. Es kam Jan dann doch ziemlich hart vor, was er gesagt hatte. "Hey, du siehst doch jetzt ein, dass kein Geschöpf einfach so getötet werden darf, darum glaube ich, dass Gott dir bereits vergeben hat und dich niemals zerquetschen lassen würde." "Ganz sicher? Hicks.", Samantha sah Jan mit ihren großen, geröteten Augen an. "Ich werde - niemals zerquetscht? Hicks. Versprochen?" "Ja, versprochen, du wirst niemals zerquetscht! Und jetzt hör auf zu weinen, sonst fang ich auch noch an! Und mich bekommt man nicht so leicht wieder aufgemuntert!" "Okay.", Samantha zog noch einmal die Nase hoch und hickste noch ein Paar mal, während sie zu Abend aßen. Jan ging an diesem Abend früh ins Bett - die Matheaufgabe hatte er fertig und musste noch nicht einmal einen Mitschüler fragen, wie sie zu lösen war - er wollte es nicht riskieren noch einmal im Unterricht einzuschlafen. Jan war zwar schnell eingeschlafen, aber er hatte keinen ruhigen Schlaf, denn immer wieder hatte er diesen komischen Traum und er konnte sich nicht erklären, wer das Mädchen war, dem er helfen sollte. Mitten in der Nacht erwachte Jan schweißgebadet. Er ging in die Küche und machte sich eine Tasse heißen Kakao. Er erinnerte sich, dass seine Mutter dies früher immer getan hatte, wenn er mitten in der Nacht aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte, oder einen Alptraum gehabt hatte. Er trank einen Schluck und dann plötzlich traf ihn ein Gedanke wie ein Blitz. Heute war etwas anders an dem Traum gewesen. Er wusste nur nicht mehr genau was, aber er wusste, dass etwas anders gewesen war. Mit einem Schlag war er sehr beunruhigt und es dauerte eine Weile bis er den Traum von heute Nacht, mit den anderen verglichen hatte. Erst das Ende des Traums entpuppte sich als anders. Sonst war das Mädchen immer stehen geblieben oder verschwunden. Aber diesmal stand sie genau vor Jan. Er erinnerte sich auch an ihr Gesicht. Es war ein freundliches, mitleidiges und zugleich trauriges Gesicht. Es war blass, ihre Haut war blass, sie schien fast weiß zu sein, wie Porzellan, dachte Jan. Sie war mindestens einen Kopf kleiner als er und hatte sehr langes, weißblondes Haar, das ihr weit bis über die Schultern hinunter reichte. Aber ihre Augen waren besonders komisch, dachte er, sie waren graublau und strahlten trotz der tiefen Trauer auch irgendwie Wärme und Geborgenheit aus. Sie trug wieder das leicht transparent weiße Gewand und zu ihren Seiten flatterte es, wie die Flügel eines Vogels. Ihr Anblick erinnerte ihn an einen Engel. Aber warum sollte ein Engel gerade ihn um Hilfe bitten? Jan hatte mittlerweile seinen Kakao ausgetrunken und war gerade dabei gewesen die Tasse in das Spülbecken zu stellen, als ihm versehentlich der Löffel auf den Fußboden fiel. Er schrak zusammen, denn der Löffel schepperte mit einem lauten Klirren zu Boden. Als er auf den Weg in sein Zimmer war fiel ihm auf, dass Samantha nicht aufgestanden war um zu sehen was passiert war. Sonst stand sie schon bei dem kleinsten Laut in seiner Zimmertür, und die Küche ist näher am Schlafzimmer der Eltern, als sein eigenes Zimmer. Er entschloss sich in das Zimmer von Samantha zu gehen und nachzusehen, ob alles in Ordnung war, obwohl er sich dabei ziemlich blöd vorkam, schließlich war er es ja, der einen Alptraum. Jan schlich sich zur Tür des Zimmers und öffnete sie einen Spalt breit. Dann ging er näher an das Bett und tippte seine Schwester an. Nichts geschah. Er tippte sie ein zweites Mal an. Wieder nichts. Langsam, aber sicher, wuchs in ihm der Verdacht, dass mit ihr etwas nicht in Ordnung war. Ein Schwindelgefühl breitete sich in Jan aus. Schweißgebadet erwachte Jan, als am nächsten Morgen der Wecker klingelte. Er atmete ein Paar Mal tief durch und beruhigte sich wieder. Alles war nur ein Traum gewesen. Nur ein Traum, sonst nichts. Aber es war alles so... so real, erinnerte sich Jan. Er konnte nicht anders, er musste nachsehen, ob es seiner Schwester gut ging, oder nicht. Er schlich sich ans Zimmer seiner Schwester. Beim Öffnen machte die Tür ein so lautes, knarrendes Geräusch, dass Jan dachte Samantha würde jeden Moment aufwachen und ihn fragen, warum er nicht in der Küche war, um sich Frühstück zu machen. Er rührte sich nicht, sein Herz pochte wie nie zuvor und in seinen Ohren rauschte das Blut so schnell, dass er es sogar hören konnte. So stand er bestimmt zehn Minuten da und rührte sich nicht einen Zentimeter. Doch Samantha schlief einfach weiter. Plötzlich zerriss das Klingeln eines Weckers die Stille und Jan erschrak so sehr, dass er einen Schritt zurückgehen wollte, aber über seine eigenen Füße stolperte und dann auf dem Teppich saß. Es war der Wecker von Samantha. Als Jan sich endlich von seinem Schreck beruhigt hatte, bemerkte er, dass der Wecker noch immer klingelte. Wieder spähte Jan ins Schlafzimmer und doch sah er nicht die kleinste Bewegung seiner Schwester. Jan entschloss sich den allmählich immer lauter werdenden Wecker abzustellen und seine Schwester selbst zu wecken. Aber alles rütteln und schütteln half nichts gegen den tiefen Schlaf seiner Schwester. Auch mit ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht kam er nicht weiter. Jan entschloss sich ein ganzes Glas Wasser in Samanthas Gesicht zu schütten. Wenn sie aufwachte, würde sie ihm nicht böse sein, schließlich wollte Jan ihr ja nur helfen. Also ging Jan ins Bad, nahm ein Glas und füllte es halb mit Wasser. Dann ging er zurück und goss seiner Schwester nach und nach das Glas Wasser ins Gesicht, doch Samantha weigerte sich aufzuwachen. "Hey, Sam!, wach doch bitte auf. Ich kaufe dir auch deine Lieblingsbonbons, ja?", er hatte Tränen in den Augen. Er war verzweifelt. "Aber du musst erst aufwachen hörst du? Bitte ich gebe es dir sogar schriftlich und mit Unterschrift. Aber wach doch endlich auf.", flehte er, langsam wurde Jan lauter und begann sogar zu schreien, "Sam! Jetzt wach endlich auf! Los mach schon! Wach auf. Oder ich werde dir nie wieder einen Gefallen tun. Bitte. SAMANTHA." Er verstand es einfach nicht. Er hatte ihr sogar versprochen Süßigkeiten für sie zu kaufen, wobei sie sonst auch immer wach, oder wenigstens aufmerksam, wurde, aber auch das half nichts. Nun gab es nur noch die eine Lösung: der Arzt muss her, dachte Jan. Also beschloss Jan einen Krankenwagen zu rufen. Er ging hinunter in den Flur zum Telefon. "Hallo? Sie müssen mir helfen. Meine Schwester will nicht aufwachen.", Jan klang am Telefon etwas hysterisch. "Ja, hast du denn auch schon versucht sie zu wecken? Wachrütteln oder so etwas?" "Ja. Natürlich.", Jan dachte bei der Antwort der Frau am anderen Ende der Leitung, dass sie ihn für dumm verkaufen wollte. "Ich hab es auch schon mit Wasser versucht. Aber sie wacht nicht auf. Bitte, sie müssen mir unbedingt helfen. Schicken sie einen Arzt, der sie untersuchen kann.", Jan wurde allmählich nervös und dachte schon, sie würde niemanden mehr schicken, als sie plötzlich nichts mehr sagte. "Aber Junger Mann,", sagte sie in einem ruhigen Ton, "es ist noch früh und du hörst dich nicht besonders wach an. Vielleicht hast du das ja nur geträumt." "NEIN!", langsam verlor Jan die Geduld, glaubte die Frau etwa er mache nur einen Scherz mit ihr? Es war doch wichtig. Und wenn er jetzt nicht aufwachen würde und seine Mutter anrufen würde, dann würde sofort ein Wagen mit Arzt los geschickt, "Es war kein Traum! Und ich bin auch schon länger wach, ja? Schicken sie jetzt jemanden oder muss ich erst heute Nachmittag anrufen, damit jemand kommt, der mir glaubt? Muss man denn erst dreißig oder vierzig Jahre alt werden, damit man einem glaubt?" "Nein", sagte die Frau und fügte widerwillig hinzu, "wir werden jemanden schicken. Wie ist deine Adresse, Junge?" Jan schilderte ihr genau wo er wohnte und fragte zum Abschluss: "Wie lange braucht der Wagen bis hier her?" "Höchstens zehn Minuten.", dann legte sie auf. Knapp zehn Minuten später, für Jan waren es die längsten zehn Minuten seines Lebens, hörte er die Sirenen eines Krankenwagens und er rannte durch den Flur zur Haustür. Als Jan gerade die Tür geöffnet hatte, kam ein Krankenwagen um die Ecke in seine Straße gebogen und hielt vor seinem Haus an. Ein alter Mann in einem weißen Anzug und weißem Haar stieg aus und ging auf Jan zu. Der Arzt sah Jan prüfend aus seinen kleinen, grauen Augen hinter der großen, runden Brille an. "Na junger Mann, wo ist denn die Patientin?", der Mann war Jan gleich sympathisch und er führte ihn geradewegs in das Zimmer seiner Schwester. Der Arzt versuchte sein bestes, er lies Jan sogar einmal vor der Tür stehen und warten. Aber nach fast einer Stunde kam er mit enttäuschter Miene heraus. Er untersuchte sie und wand sich wieder Jan zu. "Wie ist es denn dazu gekommen, weißt du etwas davon, junger Mann?", er sah Jan mit einem erwartungsvollem Gesichtsausdruck an. "Ich weiß es leider nicht. Ich bin heut morgen nur aufgestanden und hab sie dann so vorgefunden." "Es tut mir ja leid, junger Mann. Aber auch ich kann leider nichts für deine Schwester tun.", sagte der Arzt mit enttäuschter Miene, "Aber ich würde sie gerne mit ins Krankenhaus nehmen, um sie zu Überwachen. Nur mit deinem Einverständnis, versteht sich." "Natürlich", sagte Jan mit großer Erleichterung in der Stimme, "Wenn Sie ihr damit helfen können, will ich ihnen nicht im Weg stehen. Kann ich sie denn auch besuchen, oder kommt sie auf so eine Station, wo kein Besuch erlaubt ist?" "Ja, auf so eine Station wird sie wohl untergebracht werden, aber ich werde dafür Sorgen, dass du zu ihr darfst. Du musst mir nur deinen Namen sagen, dann kann ich den Ärzten und Schwestern sagen, dass du meine Erlaubnis hast. Ich bin übrigens Doktor Jakobs.", stellte sich der Arzt bei Jan vor. "Ich bin Jan Brauer. Hier Ich hab Ihnen auch direkt meine Telefonnummer aufgeschrieben.", gab Jan zurück und gab dem Arzt den Zettel auf den er gerade noch leserlich seine Telefonnummer und Namen gekritzelt hatte. Auch der Arzt gab ihm einen Zettel, eine Visitenkarte um genau zu sein. Jan musste sich beeilen um nicht zu spät zur Schule zu kommen. Alle seine Klassenkameraden, die in seiner nähe wohnten, fragten ihn nach dem Krankenwagen und wo er hingefahren sei. "Keine Ahnung.", log Jan. "War da heute ein Krankenwagen? Also ich hab nichts gehört. Hm ... vielleicht hab ich da ja noch geschlafen." "Das ist aber komisch, der kam erst, als ich aus dem Haus ging und das war schon ganz schön spät.", diese Bemerkung kam von Dennis. Er war auf der ganzen Schule dafür bekannt, dass er immer zu spät zur Schule kam. "Na du musst es ja wissen, Dennis. Du kommst ja eh immer zu spät.", sagte ein Junge mit kurzen schwarzen Haaren und die Umstehenden lachten. "Ja, äh, also. Das war so. Mein Wecker hat nicht geklingelt und da hab ich verschlafen.", Jan war es etwas peinlich, seine eigenen Freunde zu belügen, doch was sollte er machen, er hatte einfach keine andere Wahl. Sie würden ihn auslachen, wenn er ihnen sagen würde, dass seine Schwester sich weigert aufzuwachen. "Ach ja? Komisch, der Krankenwagen ist genau in deine Straße abgebogen und ich bin sogar in der Nähe gewesen. Ich hab gesehen, wie er kurz vor deinem Haus angehalten hat. Du musst aber nen lauten Wecker haben, wenn du noch nicht mal von einer Krankenwagensirene wach wirst.", unterbrach sie Sascha, der gerade dazu gestoßen war. "Kann ja gar nicht, also da musst du dich geirrt haben. U - und außerdem war ich gestern sehr lange noch wach, weil ich noch lernen musste.", begann Jan nervös. Doch dann fiel ihm etwas auf. "Moment mal. Woher weist du überhaupt wo ich wohne?" "Nun du kannst mich ja für doof halten, aber da unterschätzt du mich etwas, muss ich sagen." Doch dann läutete es und sie mussten sie in die Klassen. "Achtung, eine Durchsage: Der Oberstufen Schüler Jan Brauer wird gebeten sich sofort zum Oberstufenleiter zu begeben! Ich wiederhole: Jan Brauer bitte begeben Sie sich sofort zum Oberstufenleiter! Danke. Ende der Durchsage." Es war in der sechsten Stunde als die Durchsage durch alle Klassen schallte. Jan wurde zum ersten Mal in seinem Leben zum Direktor gerufen und dann hört er die Durchsage nicht einmal. Wie kann er auch, wenn er immer in Gedanken bei seiner Schwester ist. "Hey! Hey, Jan!", Sebastian hatte ihn wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. "Du wurdest gerade aufgerufen!" "Was?", Jan war immer noch nicht ganz da. "Wie aufgerufen?" "Na vom Direktor!", sagte Sebastian. "Hast du das etwa nicht gehört? Geh jetzt endlich!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)