Die Revolution von fany10 ================================================================================ Kapitel 17: Gegenleistung ------------------------- Ok. Ich war wieder lahm, habe dafür aber wieder einigermaßen viel :-) Kommt wenigstens rechtzeitig zu Weihnachten (so in etwa). Wie immer werde ich mich zumindest bemühen schneller zu schreiben!! Schon weil ihr mir so viele liebe Kommentare geschrieben habt. Vielen, vielen Dank dafür, sie treiben meinen Stift an- oder meine tippenden Finger^^! Hoffe natürlich, dass euch das Kapitel gefällt. Man, ich erzähle jedes Mal dasselbe, aber es ist auch jedes Mal gleich wahr^^ In diesem Sinne, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch- falls ich nicht noch vorher ein Kapitel hochlade! Viel Spaß und viele Grüße, Fany :-) *************************************************** Trotz des ungewöhnlichen und hohen Besuches den Lilemour mitbrachte, reagierten die Anwesenden enttäuschend lasch. Das Vieh lag in einer der dunkelsten Ecken, zufriedener als man es die letzten Tage hatte sehen können, Valentin saß an einen Balken gelehnt, die Augen geschlossen und die Katze, äh, Ilias war nicht zu sehen. Keiner sprach ein Wort. Ihr Stolz und ihre gegenseitige Antipathie, die wohl jedem Vampir im Angesicht des anderen angeboren war, würde sie viel wertvolle Zeit kosten. "Sie kommen" ,sagte Lilli kühl, entschlossen dazu diesen unnötigen Austausch, der keiner war zu beenden. Sie jedenfalls wollte Unwana nicht zum Opfer fallen oder überhaupt jemandem. Lässig und als ginge ihn alles im Grunde genommen gar nichts an, rümpfte Valentin nur die Nase. "Bei Zeiten wäre es klüger ihn nicht nach seinem unüberlegten Willen verfahren zu lassen" ,riet Stawrogin schließlich, womit er zumindest Lilli bewies, dass er der eindeutig Einsichtigere und Schlauere war. Er deutete mit einem Nicken in die Richtung des Viehs, welches sich keineswegs angesprochen fühlte. "Es trägt niemals zur Sicherheit Unsereins bei, wenn man unappetitlich zugerichtete Leichen bei Einbruch der Dämmerung auf den Dorfplätzen findet" ,schloss er. Es war schwer ein Schaudern zu unterdrücken, kein Wunder dass der wilde Vampir sich momentan von nichts und niemandem die Laune verderben ließ. Wütend starrte Lilli den halbwegs Verantwortlichen an und hob die Stimme. "Fein Valentin! Lass das Teil doch mordend durch ein kleines Dorf wandern, in dem ohnehin jeder den andern kennt. Bleib doch wo der Pfeffer wächst und lass dich vom Orden aufspießen, gefangen nehmen, foltern, was auch immer sie mit Wesen wie euch vorhaben. Wahrscheinlich hast du es verdient und dein widerlicher, abartiger Freund genauso!" Für eine Antwort waren sich beide Parteien zu schade. "Ilias. Willkommen im Tollhaus" ,versetzte Stawrogin auf einmal unamüsiert und ebenso unüberrascht in den Raum hinein. Dann erblickte auch Lilli den schwarzen Kater, der sich durch einen abgebrochenen Balken auf Augenhöhe mit dem Russen begeben hatte. Einige Zeit bewegte sich keiner, von Sprechen einmal ganz abgesehen. Doch Lilli wusste, irgendwie verständigten sie sich dennoch, auf mysteriöse Weise, die nie ein Mensch würde begreifen können. Zum wesentlichen Glück verstanden sich die Beiden merklich besser als mit dem sturen, beohringten Blondschopf und seinem Haustier. "Ich bin gewillt euch meine Unterstützung anzubieten" ,räumte der Russe einige Zeit später ein, wobei er Valentin wie es schien äußerst ungern mit einschloss. Eben der verbesserte seine Lage nicht nennenswert indem er abfällig vor sich hin grunzte und es nicht als nötig erachtete, seinen Retter auch nur anzusehen. "Wirklich?" Lilli brauchte man nicht zweimal ein Angebot machen, dass sie vor Unannehmlichkeiten dieser Größe bewahren könnte, "Sie sind ja mal ein Schatz! Keiner in den ich mich verlieben könnte selbstverständlich, aber doch ein Schatz. Lassen Sie uns gehen! Ach ja" ,fiel ihr ein, "für Sie" ,womit Lilli Ilias, mit dem sie noch immer beleidigt war, die Maus hinwarf. "Der können Sie das Blut aussaugen, sie benötigt es nicht mehr, nehme ich an." Zufrieden lächelnd ging sie auf die Tür zu, wissend, dass sie ihm soeben nicht die kleinste Möglichkeit gelassen hatte, sein Gesicht zu wahren. Manchmal war es einfach herrlich, schäbig zu sein. Holpernd, das war gar kein Ausdruck. Lilli war damit beschäftigt sich am Holzrand eines zerbrechlich wirkenden Heuwagens ohne Heu festzuklammern, um nicht auf den steinigen Boden zu segeln, während sie ihren Hoffnungen auf eine angenehme Reise Ade sagte. Wie war sie auch darauf gekommen, Stawrogin wäre mit einem First Class Helicopter hier gelandet? Viel zu auffällig natürlich, viel zu auffällig. Mit diesem Klappergerüst an schepperndem Wagen hatte er sich bestens in die Klasse der Durchschnittsverdiener des Dorfes eingereiht. Lilli wusste nicht ob sie froh sein sollte nicht in zwickendem Heu zu sitzen oder traurig darüber, dass ihr Hinterteil bald wund gefahren war. So häufig wie es sie bei besonders großen Steinen ein Stück in die Luft hob. Mürrisch war sie allerdings darüber, dass sie mit einem nicht weniger verdrossenen Valentin und seinem Schoßtier hier verweilen musste, wobei ein blöder Kater vorne auf dem Kutschbock neben dem Lenker Platz nehmen durfte. Die Pferde zumindest waren sogar für ein ungeübtes Auge als jung und kräftig einzustufen. Sie brachten sie gut voran, wohin, da musste Lilemour sich wohl oder übel überraschen lassen. Nach einer knappen Stunde wusste das Mädchen nicht mehr wie sie den penetranten Stößen des Wagens und seiner Fahrweise am Besten entgegentreten konnte. Ein Körperteil welches noch nicht blau geschlagen war, gab es ihrer Meinung nach nicht mehr. Es wurmte sie außerdem die nicht zu übersehende Tatsache, dass die Beschaffenheit des ungleichmäßigen Steppenbodens keinen der anderen beeinflusste. Sie saßen da, ruhig wie der berühmte Fels in der Brandung, von keiner noch so leisen Bewegung erschüttert. Nur den Wind hielten sie nicht davon ab mit ihren Haaren zu spielen und Lilli hegte keine Zweifel, dass sie auch dies hätten tun können. Der Wagen näherte sich einem in der Nacht undurchdringlich aussehenden Wald. "Ich bin nicht gerade für meine Neugierde bekannt" ,ließ sie plötzlich eine Stimme direkt neben ihr aufschrecken, "und doch würde mich die noch immer unbeantwortete Frage interessieren, weshalb du uns mit deiner Anwesenheit bereicherst." Kaum merklich versuchte Lilli sich etwas weiter von Valentin zu entfernen, der unter 'bereichern' vielmehr 'im höchsten Grade störend' verstand. "Würde ich ehrlich auch gerne wissen" ,gestand sie ihm aus Mangel an eigenen Ideen, wobei der Vampir nicht länger zuzuhören schien. Seine Präsenz wurde beunruhigend aufdringlich und setzte Lillis Gefahrenmelder in Alarmbereitschaft. Sie war dabei sich auszurechnen, wie lange auch Valentin wahrscheinlich schon auf Diät lebte. Er würde doch nicht! Vorsorglich schloss sie die Augen um nicht vielleicht einem einnehmenden Bann wie schon bei Stawrogin zu erliegen. Da sprang etwas auf ihren Kopf und verstrubbelte ihre Haare noch mehr, als sie es ohnehin bereits waren. Es war der schwarze Kater, der Valentin aus schmalen Pupillen unbeirrt ansah. Der Blonde lachte leise, "mein Freund, mein Freund, wärest du nicht wer du bist, du tätest mir fast leid." In diesem Moment, in dem Lil nicht wirklich mehr als nichts verstand, sahen die Vampire ruckartig uns bemerkenswert synchron auf den Weg, der hinter ihnen lag. Wenige Augenblicke danach konnte auch Lilli feine, helle Staubwolken in der Dunkelheit erkennen. Auf der Stelle knotete sich ihr Magen zusammen. Die sofortige Reaktion der anderen bestätigte ihre finstere Ahnung einer gewissen Lady, die die längste Zeit Gast im Hause Irwin gewesen war. "Nein" ,keuchte Lilli des Flüchtens müde, als sie einen Schuss hörte, der knapp neben dem Wagen in den Boden donnerte und die beiden Pferde aufschreckte. Sie hatten keine Chance, der Orden besaß eine nicht zu verachtende Auswahl an Fortbewegungsmitteln, die für allerlei Untergründe konstruiert waren. Dem bloßen Geräusch nach nahm sie an, dass es sich um die bulldozerstarken Geländeautos der Marke Subaru handelte. Ihr war ganz und gar danach, Gott um ein Alround Auto a la Kid von Knight Rider zu beten, da fiel der Heuwagen geräuschvoll um und hätte sie um ein Haar unter sich begraben. Ihre schnelle Reaktionsfähigkeit ließ sie jedoch nicht im Stich, wenn man einmal von den Mächten absah, die ein Mensch angeblich entwickelte, wenn es ihm an den Kragen ging. Sie war oft genug in der Situation gewesen um dieses Gerücht zu bejahen. Die beiden Pferde brannten aufgeregt wiehernd durch. Auf einem saß unverkennbar Stawrogin, der wirkte, als gehöre er zur Mähne des Tieres. Von weitem schon konnte man Unwanas Geschrei (Kampfgeschrei? Diese Nymphe!) vernehmen, der jeden in kürzester Zeit dazu brachte, die Beine unter die Arme zu nehmen und die Fliege zu machen. Alles in allem taten sie das auch, denn der nur wenige Meter entfernte Waldrand versprach doch einige Versteckmöglichkeiten, die das offene Land nicht zu bieten hatte. Ohne sich um die anderen zu kümmern, von denen Lilli sicher war, dass diese rein von ihren Fähigkeiten her in einer weitaus besserer Lage waren, bahnte sie sich wie ein besonders schaffensfreudiger Bagger den Weg ins Unterholz. Nur der erhöhte Adrenalinausstoß verhinderte ein verzweifeltes Zusammenbrechen mit anschließender Hände über den Kopf Aufgabe. Über die Schulter geschaut und die Vehikel des Ordens waren beinahe schon am Waldrand zu sehen. Wenn sie sich nur noch ein bisschen tiefer in das Dickicht schlagen konnte, würde sich Lilli geschickter verbergen können. "Ja" ,flüsterte Lilli triumphierend. Sie hatte durch das peinliche Stolpern über eine Wurzel eine Art Höhle entdeckt, die erstklassig für ihre Zwecke geeignet schien. Ein anderer Ausweg blieb ihr sowieso nicht wenn sie die herannahenden Stimmen einiger entschlossen wirkender Menschen hörte. Vom Regen in die Traufe, so sah ihr Schicksal jedoch aus, dessen war sie sich bombensicher. Totenbleich vor Angst und Zitternd wie Espenlaub, presste sich Lilli an die kühle Wand der engen Höhle, die sie zu ihrem Leidwesen nicht allein bewohnte. Eine Schnauze mit hochgezogenen Lefzen und rasiermesserscharfen Zähnen die aus der Saurierära stammen mussten, kam knurrend aus der Finsternis des ausgehöhlten Steins. Lilemour war durchaus klar, dass ihr Ende nun gekommen war. Immerhin hatten nicht viele die Möglichkeit sich auszusuchen wie es denn geschehen sollte. Sie jedenfalls entschied sich gegen ein Zerfetzt werden und stürzte sich so schnell es ging aus der Versenkung, was sich bald als ziemlich misslungen herausstellte. Bevor Lilli noch wusste ob sie wieder in Sicht der Ordensmitglieder war, fand sie sich unter den gewaltigen Pranken eines gewaltigen schwarzen Wolfes, der sie gewaltig hungrig ansah. Wäre Ilias nur nie zur Katze geworden, dann hätte sie vielleicht auf eine Rettung hoffen können. Mit einem blonden Vampir, der sie verachtete, einem der nicht zögern würde sie ebenfalls auszunehmen wie einen Truthahn und einem, der mit Fury davon geritten war, sahen ihre Ausweichmöglichkeiten mau aus. Über ihnen raschelte das Laub. Und wenn sie dank dem Orden in ewige Gefangenschaft geriet, es musste alles versucht werden um überleben zu können. Lilli schrie. Das hatte sie zumindest vorgehabt, ehe das große Raubtier ihre Kehle zwischen seine Zähne nahm und mit Sabber ihren Pullover befeuchtete. Diese Maßnahme war extrem stimmenraubend. Der Genickbruch jedoch oder das wilde Sprudeln ihres Lebenssaftes durch großflächiges Aufreißen der Haut, blieb aus. Der eigene, unregelmäßige Atem war für das einzige Geräusch verantwortlich. Heiß breitete sich der des Wolfes über sie aus. Lilli dachte an die Geschichte von Mogli aus dem Dschungelbuch und hoffte inständig dass dieser Wolf darauf aus war, sie als sein eigenes Junges aufzuziehen. Ob er den kleinen Altersunterschied zwischen ihr und Mogli merkte? Zu ihrem grenzenlosen Entsetzen machte er es sich postwendend an ihrer Seite bequem, legte seinen mächtigen Kopf jedoch so, dass er sie jeder Zeit doch problemlos von ihrem Hals würde trenne können. Sollte sie eine ihm zuwidere Tat begehen. Der einzig positive Punkt war der, dass sie auf diese Weise nicht erfror. Sehr tröstlich. Denn es mussten Stunden vergangen sein, in denen Lilli sich nicht einen Millimeter bewegte und der Tobsucht nahe auf das Geschehen außerhalb ihres persönlichen Albtraums lauschte. Zu ihrem Unmut, waren außer wenigen weit entfernten Schüssen und Geschrei dann und wann nichts zu hören. Endlich aber, gab es den glorreichen Moment, indem sie mit Tränen der Hoffnung zusehen konnte, wie sich das Tier gemächlich erhob, neben ihr sitzen blieb und sie zäh anstarrte. Aus dem Nirgendwo warf er ihr eine ausgetrocknete Maus in den Schoß. Sie begriff sofort. "Sie!" Außer sich über das zweite Mal, in dem Ilias sie nun schon zum Narren gehalten hatte, stieß sie ihn in seine fellige Seite. "Ich sehe, Sie haben aufgetankt und verwandeln sich schrittweise zurück. Als nächstes wird mir dann wohl ein schnaubender, pechschwarzer Bulle gegenüberstehen." Ilias - Wolf zeigte keine Anzeichen sie aufhalten zu wollen als sie mit einem "sind sie weg?" aus der Höhle kroch, wütend auf sich selbst und dass sie ihn nicht erkannt hatte. Stawrogin, Valentin und das Vieh, sie waren nicht auffindbar. Falls auch Ilias sie suchte bemerkte Lilemour nichts davon, denn er trottete wie der König aller Tiere neben ihr her. Dafür wurde es ihr nicht erspart über drei verstreut liegende Leichen zu waten, deren pathologische Akten von 'wie schlafend' bis hin zu 'übelst zugerichtet' reichen würden. Es waren Ordensmitglieder, aber Unwana war nicht dabei. Auch die Autos waren verschwunden. Lilli hatte keinen Anhaltspunkt was genau sich hier oben abgespielt hatte, doch sie war sich sicher, es hatte sich ganz im Sinne des Viehs zugetragen. "Wohin?" ,wollte sie schlecht gelaunt wissen, nicht im Mindesten in der Stimmung dazu mit Ilias irgendetwas zu besprechen. Es war nicht einmal bewiesen ob er in seiner jetzigen Form sprechen konnte und einfach nur keine Lust hatte, oder lediglich zu Jaulen vermochte. Tatsächlich reagierte er nicht, worauf sie zwangsweise schweigend fortfuhren durch immer tieferes Gestrüpp zu wandern. Lilli konnte sich nicht daran hindern sich zu überlegen was passieren würde, wenn es Tag würde. Ihre innere Uhr ließ mächtig zu wünschen übrig, aber auch sie wusste, dass Ilias bald einen Zufluchtsort aufsuchen musste. Er sah nicht so aus, als läute der Aufgang der Sonne den Schluss seiner Existenz ein, nein, er war überzeugt von sich wie eh und je. Sie war jedenfalls ganz und gar nicht für ihn verantwortlich und lief statt dessen einigermaßen schmollend hinter ihm her! Durch den Wald, wieder auf die offene, windige Steppe. Fast zu ihrem Verdruss dass er wie gewöhnlich alles im Griff hatte, konnte sie bibbernd in wenig Entfernung die Umrisse einiger Häuser erkennen. Je näher sie kamen, desto bekannter kamen Lilemour die Dächer, die ungeteerten Straßen, ja sogar die Wände der Häuser vor. "Also, wenn Ihnen daran liegt können wir das Ordenshaus auch gleich aufsuchen, dann müssen sie sich die Mühe nicht machen uns hier einzukreisen!" Lilli bemühte sich gleichgültig zu klingen nachdem sie das Dorf als das identifiziert hatte, welches sie in der Dämmerung so überstürzt verlassen hatten. Unwana hatte vielleicht die Verfolgung der drei anderen aufgenommen, doch Lilli bezweifelte stark, dass ein Mensch, ob er nun vom Orden kam oder nicht, die Spur der Vampire aufnehmen konnte. Die einzige Möglichkeit ihnen etwas anhaben zu können, verliefe in einem Vis à vis Kampf, der offenbar schon vorbei war. Unwana konnte sich, sich diesem Umstand bewusst, aber auch wieder hier her zurückgezogen haben. Es blieb Lilli jedoch nichts anderes übrig als auf das knurrende Geheiß Ilias' hin, leise an einer noch bruchfälligeren Haustür als die Irwins zu klopfen und die Bewohner aufzuwecken. Keineswegs verschlafen wurde sie nach einigem Warten einen Spalt breit geöffnet. Der Mann mittleren Alters samt seinen verhärmten Gesichtszügen wirkte verständlicherweise angespannt, verunsichert und zu tiefst skeptisch. "Hello! We......" Gerade als Lilli einen schwachen Versuch machen wollte nach einer Bleibe zu fragen, riss der Mann plötzlich nahezu begeistert lachend die Tür auf und zog sie an ihrer kalten Hand herein. Um sich über sein Verhalten zu wundern, dazu hätte das Mädchen schon von gestern sein müssen. Ein Blick in die dunklen Augen des Wolfes an ihrer Seite und der Mann, der der Einrichtung der Räumlichkeiten nach ein Junggeselle sein musste, stand unter dem alles umhüllenden Einfluss des Untoten. Dass der Ärmste nicht noch begann Ilias' Fell liebevoll zu bürsten, das war auch schon alles. Selbst als Tier hatte er seine Macht nicht einbüßen müssen. Beglückt wie ein Honigkuchenpferd raste der Mann durch sein schrulliges Häuschen (viel mehr war es nicht), entfachte Feuer in einem verrußten Kamin und breitete das große Fell eines hoffentlich längst verendeten Tieres in einer Nische daneben aus. "Nun, machen Sie sich doch keine Mühe, Sie......." Lilli hatte kurz vergessen dass der Mann kein Wort verstand und sich auch sonst nicht darum gekümmert hätte. Er kam nach lautstarkem Geklapper aus etwas ähnlichem wie einer Küche mit einer dampfenden Tasse auf sie zu und nötigte Lilemour fast mit aufgeregten Gesten den Tee zu trinken. Sein gutmütiges Lachen als sie sich die Zunge verbrannte ließ einige Zahnlücken erkennen. Diese hielten ihn nicht davon ab Lilli einen deftigen Eintopf aus irgendwas zu kochen, von dem sie froh war, das irgendwas nicht benennen zu können und der Vorstellung der wahren Inhalte zu entkommen. Dennoch war sie diesem Fremden dankbarer als sie es zeigte, denn der nagende Hunger hatte ihre halben Eingeweide auf dem Gewissen gehabt. In höchstem Maße unangenehm und aufdringlich kam sich Lilli allerdings vor nachdem sie bemerkt hatte, dass der Mann für sie mit Leidenschaft erhitztes Wasser in einen runden Holzwaschzuber leerte. Böse sah sie Ilias von der Seite an. Selbstverständlich war die Aussicht auf etwas wie ein warmes Bad für ihre kalten Glieder verlockend und doch würde der ohnehin nicht besonders gut betuchte Mann wahrscheinlich seine halben Ersparnisse für sie aufbrauchen. Es hatte keinen Sinn ihn davon abbringen zu wollen, er lachte nur freudig und winkte dem auf dem Fell liegenden Beobachter zu. Seine unbewusste Unterwürfigkeit Ilias gegenüber brachte Lilli zur Weißglut. Nur mit Mühe und durch den Gedanken daran dass sie all diese Stärkungen auf ihrem weiteren Weg brauchen würde, war es ihr möglich sich zu beherrschen und die Zähne ob dieser Ungerechtigkeit zusammen zu beißen. Sollte sie jemals auf redliche Weise an Geld kommen, wüsste sie wem sie es zuerst zukommen lassen würde! Die staubige Uhr mit einem abgebrochenen Stundenzeiger schlug zwei Uhr nachts, als der Mann sich mit einer Verbeugung die seine Knochen knacken ließen in sein Schlafzimmer zurückzog und Lilli mit Ilias endlich ihrem im Augenblick nicht so schlechten Schicksal überließ. Reuevoll ging ihr auf, dass sie sich nach dem ,gestohlenen' Essen und dem Bad so wohl wie schon seit Langem nicht mehr fühlte und das, obwohl es erst die zweite Nacht außerhalb des Zuges war. Schaudernd zog sie das gigantische weiße Tuch fester um sich, welches als Nachthemd fungieren sollte (und dem Ausmaß nach wohl einmal eine Stoffplane für einen Erntewagen war), während ihre kalt- feuchten Klamotten vom Feuer bis auf weiteres erwärmt wurden. "Jetzt bellen Sie mir doch mal vor, wo Sie denken, dass die anderen hin verschwunden sind! Was es mit diesem Dorf im Hinblick auf dem Pakt so auf sich hat und...ach ja, wie es überhaupt weiter gehen soll. Bitte jaulen Sie langsam und verständlich!" Er gähnte und ließ seine Zunge seitlich aus dem Maul heraushängen. Sie seufzte. "Also" ,räumte sie ein, eine Auseinandersetzung kommen sehend, "ich merke schon, heute kommen wir nicht weiter. Wer darf auf dem Fell schlafen?" Ilias bewegte sich nicht, doch Lilli fand es nach allem zu was er den Besitzer des Hauses für sie gezwungen hatte nur logisch, wenn sie nicht auf dem zweifelsohne harten Boden schlafen musste. Ein Wolf hingegen tat so etwas immer -zumindest konnte er es ohne vor einer Blasenentzündung Angst haben zu müssen. Der Vampir sah unbeeindruckter denn je aus seinen wachen und doch desinteressierten Augen zu ihr auf. "Nun denn, machen Sie gefälligst Platz" ,orderte das Mädchen an, wobei sie sich zum hundertsten Mal blöd vorkam ein Tier zu Siezen. Manchmal war Lilli von sich selbst überrascht, doch nach allem was in so kurz bemessener Zeit geschehen war, hatte sie einen guten Batzen Furcht vor Ilias verloren. Valentin wunderte sich nicht umsonst weshalb der Schwarzhaarige Lilli nicht umgebracht, sondern sogar vor einem frühen Tod bewahrt hatte. Natürlich sagte dies im Leben eines Vampirs nichts aus. Gut möglich dass sie für ihn doch nur ein temporäres Spiel gegen die Langeweile der Ewigkeit war und doch verstand es ihr Unterbewusstsein anders. Mutig schob sie den ziemlich schweren Wolf mit aller Kraft an das hintere Ende der flauschigen Unterlage. Er wog Tonnen. Sie kuschelte sich in ihr Tuch und legte sich zufrieden in die Nähe des gemütlich vor sich hinprasselnden Feuers. Es war wunderbar warm. Selbstverständlich hätte sie wissen müssen, dass es ganz unmöglich war in der Gegenwart eines Biestes ruhig einschlafen zu können. "Was? Nein! Verschwinden Sie!" Äußerst uneinverstanden versuchte Lilli den Wolf davon abzubringen über sie zu klettern in der eindeutigen Absicht, es sich auf ihrer Rückenpartie gemütlich einzurichten. Er kannte als Tier, Vampir und wie sie annahm auch als Mensch, keine ordentlichen Grenzen. Seine Tonnen trieben ihr die Luft aus den Lungen. "Gehen Sie auf der Stelle runter da, ich kann kaum mehr atmen" ,versicherte sie mit erstickter Stimme. Doch musste sie es hilflos akzeptieren, wie er anfing mit seiner furchteinflößenden Schnauze zerstörerisch an ihrer molligen Erntewagenplane zu zerren. Sie konnte seine Pranke neben ihrem Gesicht sehen, deren in das Fell gegrabene Krallen verhinderten, von ihr weggedrückt zu werden. Alles drehen und wenden half nichts als sie ahnte, dass ihm die Maus am Vortag als Nahrung nicht gereicht hatte und er schließlich seine längst angekündigte Drohung wahr machte. Sie zum Futter degradierte. Bevor sie jedoch den bestätigenden Biss von sicherlich zwanzig spitzen Reißzähnen spüren konnte, verfrachtete er sie gnädigst in eine Besinnungslosigkeit. Diese ließ mächtig zu wünschen übrig, wie Lilli bald feststellen konnte. Nach wenigen Minuten erwachte sie mit dem seltsamen Gefühl besonderer Glückseligkeit und ungekannter Erregung, als sie frontal in die dunklen Augen Ilias' sah. Wie am Rande einer unwichtigen Tatsache bemerkte sie seine wieder menschliche Gestalt, deren unendlich leichteres Gewicht als die des Wolfes auf ihrer ruhte. Ihr Verstand ließ keinerlei ohnehin unbedeutende Warnungen auf Grund der nicht mehr anzuzweifelnden Absicht des Vampirs zu ihr dringen. Vielmehr erlag er dem sanften Willen eines Zaubers, der ihr zuflüsterte wie sehr sie sich dies hier gewünscht hatte. Wie sehr sie es genoss in seiner Umarmung zu liegen da er der einzige war und es jemals sein würde, den ihr Geist gleichermaßen wie ihr Körper begehrte. Maßlos. Wie in einem erstrebenswerten Traum und doch in gestochen scharfer Klarheit bemerkte Lilli ihre Arme, die sich tatsächlich um Ilias' Hals gewunden hatten um ihn noch näher an sich pressen zu können. Wie das bei Metamorphosen nun einmal so zu sein pflegte, hatte seine Rückverwandlung keinen Gedanken über eine Kleidergebung verschwendet und so spürte das Mädchen die weiche, wieder gänzlich haarlose Haut seines Oberkörpers. Wie schmählich von ihm sie unter diesen erniedrigenden Bann zu ziehen, dachte Lilli, der es unmöglich zu leugnen war, dass sich eines ihrer im Tuch verborgenen Beine wie von selbst um seine Hüfte geschlungen hatte. "Wie können Sie es wagen?" ,wollte Lilli wissen. Ihre Anklage jedoch konnte nicht allzu überzeugt vermittelt werden, da ihre Atmung von Mal zu Mal schwerer wurde, je intensiver sie sich in seinen wissenden Augen verlor. Sie konnte nicht wegsehen. Er lächelte, beugte sich viel zu langsam zu ihr hinunter und streifte ihre leicht geöffneten Lippen mit seinen. Es war eine Herausforderung sich ihm nicht vollends entgegenzurecken und die tiefe Sehnsucht nach seinen Berührungen offen zu zeigen. Die ihm eigenen seidig langen Haare fielen über seine Schultern auf ihre, die aus irgendeinem irrelevanten Grunde nicht mehr mit dem Tuch bedeckt waren. Der Hauch seines Atems war warm als er ihr ins Ohr flüsterte und damit einen wohligen Schauer durch sie jagte. "Als Wiedergutmachung für all jenes, was ich für dich tat." Es war erschreckend wie reizvoll seine Stimme klang, nachdem sie sie die vergangene kurze Zeit nicht hatte hören können. Er küsste ihre Wange und fuhr mit dem Mund an ihr herunter bis zu dem magischen Ort, an dem die Hauptschlagader heftig pulsierte. "Außerdem" ,grinste er gegen ihre heiße Haut und genoss die Lebendigkeit unter der dünnen Schicht, "tue ich es für mein Wohl und das deine." "Meines?" ,keuchte Lilli fragend auf, als Ilias mit seiner Zunge gegen den empfindsamen Punkt ihres Halses stieß und gleichzeitig mehr und mehr Stoff von ihrem Oberkörper zog. Die langen Fingernägel waren deutlich zu spüren womit sie Lilli eine Gänsehaut bescherten, die sich über ihren ganzen Körper ausbreitete und fast zum Erzittern brachte. "Ganz ohne Zweifel" ,wisperte er noch bevor seine Zähne die gewünschte Stelle mühelos durchstießen und Lilli aufstöhnen ließen. Der milde Schmerz aber, war ebenso rasch verschwunden wie er gekommen war. Eine nie erfahrene tiefe Erfüllung durchströmte ihr Dasein, als ihr Herz in einem verführerischen Rhythmus mit dem Ilias' zu schlagen schien. Ruhig und kräftig. Lilli konnte fühlen wie er Schluck für Schluck ihres Blutes verlangend in sich auf nahm um seine Mächte ins Grenzenlose zu steigern und zumindest die eine Lust des Vampirs zu befriedigen. Ihre vollkommene Kooperation mit ihm überraschte Lilemour nicht mehr. Wer würde diesen geradezu entzückenden Gefühlen schon entsagen, die tief in das Bewusstsein gelangten. Nach einer Zeitspanne von der sie nicht wusste wie lange sie gewesen war und von der es sie nicht im Geringsten gestört hätte wenn sie ewig angedauert hätte, fing Ilias an, ihre Beine von der Decke zu befreien. Eine schwindelerregende Hitze stieg in Lilli auf. Sie konnte nicht glauben, dass ihr jemals auch nur eine Sekunde kalt gewesen sein sollte. Dennoch legte sich eine unwillkommene Mattheit auf ihre Glieder von der sie sich auch in diesem beispiellosen Zustand leicht den Ursprung ausrechnen konnte. "Zu bedauerlich" ,hörte sie Ilias nahe ihrem Gesicht in einem Tonfall sagen, der seine Worte keinerlei Lügen strafte, "mein Bedarf an flüssiger Energie war nach den letzten kräfteraubenden Vorkommnissen zu hoch um dich dieses mal nicht merklich zu schwächen." Lilli hielt es nicht für nötig zu nicken, doch sog sie scharf die Luft ein, als er sein Becken nachdrücklich gegen ihres schob und dabei schamlos ihren linken Busen umfasste. Beide wussten woher die Wärme seiner Hand kam. Im Affekt des Augenblicks warf das Mädchen seufzend den Kopf zur Seite. Ilias' schmutziges wie triumphierendes Lächeln war geradezu spürbar, auch wenn man es nicht sah. "Was du bekamst ist nur ein Bruchteil von dem, was ich dir noch geben kann." Er legte einen langen Finger unter ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen, wobei ihm die Röte in ihren Wangen unmöglich entgehen konnte. Ihrem, ihn auf fremde Weise einnehmenden Wesen verdankte sie es, dass er es sich nicht wie sonst allzu einfach machte und seinen niederen Trieben jetzt freien Lauf ließ. Aus einem undefinierbaren Grund wollte er sie bei völlig freien und wachen Sinnen, auf dass er jede ihrer natürlichen Reaktionen würde in sich aufnehmen können. Kurz überlegte sie sich was der Vampir wohl gerade dachte, als er mit einer Mischung aus Gier und etwas wie Zurückhaltung in ihre Augen sah. Sie hatte ihn ohne den kleinsten aller Widerstände schon viel zu weit gehen lassen. Und doch würde Lilli ihn, ganz gleich was er jetzt auch tun würde, gewähren lassen und das mit dem größten aller Vergnügen. So dämmerte es ihr reuevoll. "Sie sind eben doch ein gemeiner, hinterlistiger Mann, der sich nicht zu schade dafür ist seine Magie gegen hilflose Personen einzusetzen" ,kritisierte Lilli ihn, worauf ihr Gegenüber belustigt auf sie herab sah. "Heute und hier war nicht der Hauch einer Magie im Spiel und dass, obwohl ich sie jedes weitere Mal mit Können und Hingabe einsetze. Vor allem bei den hilflosesten aller Personen. Wenn sie mir notwenig erscheint." "Das tut sie hier nicht?" "Nein." Ihr Protest dagegen ging in einem Kuss unter, mit dem Ilias sie effektiv zum Schweigen brachte. Seine weiche Zunge verlangte bald den Eintritt zu ihrer, für deren leidenschaftliches Treffen Lilli die Lippen bereitwillig öffnete. Die Süße und Intensität einer Art Vereinigung, die sie unter gänzlich anderen Umständen schon einmal geteilt hatten, wunderten sie nicht und überkam sie doch mit angenehmen Staunen. Den Konsequenzen dieser Nacht würde sie später entgegentreten müssen, so beschloss sie kurz, ehe der Vampir sich von ihr löste und ihre Augen beinahe im selben Moment erschöpft zufielen. "Ich darf es mir wohl nicht erlauben, mir ein Glas zu füllen?" "So ungern ich es tue, da muss ich dich tatsächlich enttäuschen." Ilias verlagerte seine Position nicht, denn er wusste längst um den Besucher der bisher beharrlich geschwiegen hatte. "Ich hatte es befürchtet" ,ließ ihn Stawrogin wissen, der sich neben ihn und Lilli auf das Fell nieder ließ. "Zu befürchten gibt es nichts." "Bist du dir da sicher?" "Vollkommen." "Die Infizierten neigen dazu, ihre Lage zu verharmlosen." Ilias lachte leise. "Die Infizierten! Das hast du schön gesagt, Goldkehlchen." "Danke" ,kam die trockene Antwort, "ich freue mich, dich mit ernsten Dingen erheitern zu können. Wie lustig findest du es wenn ich dir sage, dass die Ordensmitglieder gegen Morgengrauen zurück sein werden. Vielleicht früher." "Natürlich werden sie das. Sobald sie merken, uns nicht finden und Valentin nicht einholen zu können. Sie können es sich nicht erlauben ganz so dämlich zu sein. Wie viele andere von uns sind hier?" "Mehr als ich zu hoffen gewagt hatte." Scheinbar gedankenverloren starrte Stawrogin auf das schlafende Mädchen, wurde dabei aber kritisch beobachtet. "Was hast du also vor?" ,wollte Ilias wissen. "Ich habe einen Hubschrauber kommen lassen. Binnen zwei Stunden wird er hier sein und uns nach Novgorod bringen." "Einen Hubschrauber?" Stawrogin konnte geradezu grässlich modern sein. Die Widerwilligkeit in Ilias Worten war deutlich zu hören, doch hatte er nichts weiter einzuwenden. Er wusste wohl wann es an der Zeit war Opfer zu bringen. "Ich nehme an, du hast mit den anderen gesprochen" ,mutmaßte er stattdessen und erntete ein gemächliches Nicken. "Die, die ich finden konnte, ja. Natürlich konnte ich nicht viel mehr tun als ihnen die Lage viel zu kurz zu schildern. Es reichte jedoch aus, um die Meisten ohne Aufwand dazu bewegen zu können, ebenfalls in Kürze nach Novgorod zu kommen." "Sieh an. Womit habe ich es unter allen anderen verdient in deiner Flugmaschine Gast zu sein?" "Dein Einsatz, deine Führungs- und Überzeugungsqualitäten" ,zählte der Russe schulterzuckend auf, "Erinnerung an vergangene Zeiten. Ich habe dir Kleidung besorgt. Pack deinen Mensch, ohne ihn wirst du ja doch nicht gehen. Liebe ist eine gefährliche Infektion." Ilias lachte leise. Fortsetzung folgt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)