Five Elements von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Wo ist Michelle? ---------------------------- Ihr Herzschlag verlangsamte sich, bis es letztendlich stillstand. Für Sekunden. Minuten. Wir sind bei dir, Catharina! Erinnerungen an vier Mädchen, die immer für sie eingestanden hatten. Die immer da waren, wenn ihre Angst ihr zu schaffen machte. Ihre beste Freundin, die ihr immer zur Seite gestanden hatte. Freunde, nein, Familie. Eine Familie, die immer existierte und auch weiter existieren würde. Tief in Catharinas Herzen regte sich etwas. Ein kleiner Funke, der noch nicht erloschen war. Aus diesem Funken entsprang der tiefe Wunsch ihre Freundinnen nicht im Stich zu lassen. Es war nicht ihre Schuld, dass sie getrennt waren. Dieser Wunsch wurde stärker und stärker und ein tiefer Atemzug flößte ihr wieder Leben ein. Catharinas Herz begann zu schlagen. Langsam, unregelmäßig, schnell, schneller. Sie fand sich wieder in einer beängstigend kleinen Zelle. Diese Zelle hatte ihr das Leben genommen. Stanton hatte ihr das Leben genommen. Aber der Wunsch nach Leben, der Wunsch bei ihren Freundinnen zu sein, hatte Catharinas Herz erneut zum schlagen gebracht. "So weit sind wir nun. Und wie komme ich jetzt hier raus?" Darlene glaubte in die Tiefe zu stürzen, aber mehr aus einer Reaktion als aus einer Überlegung klammerte sie sich an dem Steg fest, der ihr Leben bedeutete. Langsam ließ ihre Kraft nach. Wie konnte sie es schaffen, sich heraufzuziehen? Darlene gab auf. Langsam, stetig, aber dann dachte sie an Alenka, die in Flammen gefangen war. Sie dachte an Catharina, die wahrscheinlich im engsten Raum gefangen gehalten wurde, der in diesem Gebäude existierte. Dachte an ihre beste Freundin, Alicia, die in völliger Dunkelheit sein musste. "Diese Angst ist so kindisch! Viel mehr sollten wir uns alle vor unserem Tod fürchten, als diese Ängste zu unserem Tod werden zu lassen!" Mut, Kraft, Energie, all das strömte zurück in ihre Arme. Sie warf einen Blick in die Tiefe. Was ist schon dieser Schlund? Die Hölle wird es erst, wenn wir auftauchen und es brennen lassen! Ein Klimmzug und Darlene konnte über den schmalen Steg hinwegsehen, aber das reichte noch nicht, um sich zu retten. Voltigieren. Sie hatte damals dabei zugesehen. Silvia hatte es immer gemacht. Gymnastik, Voltigieren. Darlene schwang hin und her, ohne loszulassen. Als sie genügend Schwung hatte, versuchte sie ihr rechtes Bein auf den Weg zu hieven, doch erst beim vierten Versuch gelang es ihr. Kein Schwindelgefühl mehr. Lächelnd zog sie sich auf den festen Grund und atmete tief. Dann stand sie auf. Noch ein Blick hinunter und ihre Angst verschwand. "Was ist schon diese Höhe?" festen Schrittes ging sie auf die Tür zu und betrachtete ihr geliebtes Schwert, das nur darauf wartete, dass Darlene die Tür damit aufstemmte. Und genau das tat sie. Die Tür sprang auf und sie war frei. Nun ja, Frei war vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber sie war ihrem persönlichen Tod entronnen. Nun galt es die anderen zu finden. Alicia und Alenka wanderten endlose Korridore entlang, bis sie an einer Treppe ankamen. "Und nun?" fragte Alicia und sah in die Dunkelheit des Treppenhauses. "Hoch oder runter? Ich würde sagen wir gehen nach unten. Da vermute ich die Brutstätte." "Wahrscheinlich. Und was würde uns oben erwarten?" Alicia folgte mit ihren Blicken den Stufen, die nach Oben führten. Alenka überlegte. "Sollten wir uns trennen?" "Ich denke nicht, dass es klug ist uns noch ein mal zu trennen", sagte eine bekannte Stimme aus der Dunkelheit. "Catharina? Bist du es wirklich?" Alenka traute ihren Ohren kaum, als ihre Freundin auch schon aus dem Schatten trat. "Ich bin es wirklich." "Da bleibt einem ja die Luft weg", sagte Darlene von der anderen Seite der Treppe. "Sprich ja nie wieder von fehlendem Atem!" befahl Catharina. "Jetzt sind wir fast komplett. In welche Richtung wollen wir gehen?" "In die Tiefe. Feuer arbeitet sich stets nach Oben. Es wäre das sinnvollste diese Hölle anzuzünden und hier zu verschwinden", sagte Alicia ernst. Alenka zuckte kurz zusammen, stimmte dem aber zu. "Feuer ist in diesem Fall die Beste Lösung. Ich wüsste nur zu gern, was mit dem Funk passiert ist." "Ich vermute, dass hier irgendwo ein Störsender ist." Catharina klang überzeugend, alle fanden sich damit ab. Zu viert gingen sie die Treppe hinunter. Alicia fürchtete sich nicht mehr vor der Dunkelheit und der schmale Gang machte Catharina nichts mehr aus. "Vielleicht hatte es doch etwas Gutes", begann Darlene gedankenverloren. "Ich meine, dass wir hier snd und das alles durchgemacht haben. Keine Höhe kann mich mehr aus der Fassung bringen und vielleicht war es doch ganz hilfreich, sportlich zu sein." Schweigen. Jede Einzelne dachte einen Moment still nach. "Ja. Wie sonst ist es möglich seine Angst zu überwinden?" fragte Catharina und atmete tief ein. "Meine Güte, es stinkt! Was ist das für ein grausiger Geruch?" "Formalin", antwortete Darlene. Und schon wenige stufen später zeigte sich der Grund dafür: riesige Gefäße, aquariengleich, reihten sich einen hell erleuchteten Gang entlang. "Man verwendet es zur Konservierung von Organen..." "Oder von Dämonen? Das ist widerwärtig!" sagte Alicia angeekelt. In den Gefäßen schwebten Körper von Dämonen, aber auch von normalen Menschen und von Missbildungen. Unglaublich deformierte Körper bei deren Anblick sich jeder hätte übergeben müssen. Angewidert drehten sich die Mädchen weg. "Ist es brennbar?" fragte Alenka. "Nein, nicht direkt. Das Gas Formaldehyd ist brennbar. Aber ich bin mir sicher, dass diese Leichen hier verbrennen werden." Darlene sah noch ein mal in eines der Gefäße und erschrak fürchterlich, als die Augen eines Dämons öffneten. "Oh Gott", stieß sie hervor, "diese Viecher leben!" Langsam begannen sich die Kreaturen zu bewegen, als wollten sie sich befreien. "Mir wird schlecht", sagte Alicia und ging schnell weiter. "Irgendwo muss es hier etwas brennbares geben." Am Ende des Ganges befand sich eine Tür. Alicia öffnete diese und fand sich in einem Raum voller Dämonen wieder. In Reih und Glied stand eine unglaublich große Armee in der Halle. Alicia schluckte kaum hörbar und wartete auf eine Reaktion der Dämonen. Nichts geschah. "Cat, was ist am anderen Ende der Halle? Kannst du eine Tür sehen?" fragte Alicia flüsternd. Catharina wurde von Alenka hochgehoben, so dass sie über die Dämonen hinwegsehen konnte. "Ja. Eine Tür." "Dahinter müssen die Labors sein", weissagte Darlene und ging los. Die Freundinnen folgten. Darien konnte nichts tun. Er versuchte verzweifelt den Mädchen zu folgen, aber es war unmöglich. Also widmete er sich dem Weg nach draußen. Am anderen Ende der Halle war wirklich eine Tür und dahinter befanden sich wirklich die Laboratorien. An den Wänden waren riesige Tanks, die den vier Elementen schon in der Halle aufgefallen waren. "Was da wohl drin ist?" fragte Alenka. "Ich weiß es nicht, aber ich glaube, es brennt", sagte Alicia erleichtert. Die Mädchen sahen sich noch ein mal im Raum um. "Wir müssen alles in Brand stecken, auch diese Leichen hier." Leichen, alles war voller Menschenleichen und der sonst steril weiße Boden war rot. Es stach in die Augen, aber was kümmerte es die Elements? Sie strömten auseinander und begannen die Ventile der Tanks zu öffnen. Die Flüssigkeit strömte heraus und vermischte sich am Boden mit dem Blut der Wissenschaftler. Sie öffneten jeden Tank und die Flüssigkeit bedeckte den ganzen Boden, sie reichte sogar bis an die untersten Stufen der Treppe, die die Mädchen herabgekommen waren. "Wird Michelle sicher herauskommen?" fragte Darlene unsicher. "Ich denke schon. Michelle ist eine Katze. Sie hat neun Leben. Wieso sollte sie es nicht schaffen?" Catharina schien zuversichtlich. Das beruhigte auch die anderen Mädchen. "Wie setzen wir das ganze nun in Brand?" "Ich denke, ich habe eine Idee", sagte Alicia. Aber wir sollten und beeilen hoch zu kommen. Hier ist ein wenig Platz. Alenka und Catharina, geht schon mal hoch. Darlene, ich brauch deine Hilfe. Sie alle nickten, Catharina und Alenka verschwanden. "Was hast du vor?" "Zieh dein Schwert", sagte Alicia. Dann griff sie an. "Was soll das?" fragte Darlene, die den Schlag parierte. "Funkenschlag, lass uns kämpfen." Darlene verstand und schon begannen sie die Schwerter zu kreuzen. Je härter sie zuschlugen umso größer war die Chance, dass ein Funke die brennbare Flüssigkeit erreichte und tatsächlich: In Funke schwebte hinab. Wie ein Inferno begann es zu brennen. "Weg hier, es wird mir zu warm", sagte Darlene und ließ ihr Schwert verschwinden. Dann ging sie die Treppe hinauf, wo ihre Freundinnen schon warteten. Alicia tat es ihr gleich. Gefolgt von dichtem Rauch kamen die Beiden nach oben. "Und wie kommen wir jetzt hier raus?" "Gute Frage. Vielleicht verbrennen wir in der Hölle", antwortete Alenka gelassener, als man es von ihr erwartet hätte. "Die Hölle wir es erst, wenn wir auftauchen und es brennen lassen", sagte Darlene. "Ja, du hast Recht. Jetzt ist es die Hölle und ich hoffe ihre Geschöpfe werden im Feuer schmoren!" sagte Catharina. "Aber es bleibt noch immer die Frage, wie wir hier raus kommen. Alenka dachte einen Augenblick nach. "Das Wasser findet immer einen Weg nach draußen. Folgt immer dem Wasser!" sie ging voran, ohne etwas zu sagen vertrauensvoll folgten die Elemente und tatsächlich fand sie nach kurzer Zeit einen Raum mit hohen Fenstern. "Brav, mein kleiner Fluss, und wie kommen wir da oben raus?" fragte Darlene nüchtern. "Na wir fliegen", lachte Catharina. "Und wenn das nicht funktioniert, dann Klettern wir eben." "Und wie stellst du dir das vor?" fragte Darlene weiter. Catharina ließ ihr Schwert erscheinen und schleuderte es an die Wand, es blieb darin stecken. Man sah regelrecht, wie die anderen Catharinas Idee verstanden. "Ein wenig wackelig, aber gar nicht so blöd", gab Darlene zu und setzte ihr Schwert etwas höher in die Wand, bis eine regelrechte Treppe aus vier Schwertern errichtet war. "Und wer testet es aus?" fragte Catharina. "Na du!" kam es einstimmig zurück Catharina ließ den Kopf hängen, stimmte dann aber zu und ließ sich ein wenig helfen. Das oberste Fenster ließ sich unerwartet leicht öffnen und Catharina schaffte es an die frische Luft zu gelangen. "Freiheit", sagte Catharina, hievte sich aus dem Fenster und ließ sich bis zum Boden fallen. Sie landete wie eine Katze. Die anderen machten es ihr nach. Nach und nach ließen sie ihre Schwerter wieder verschwinden. Die Flammen griffen nach dem Gebäude. "Was ist mit Michelle?" fragte Darien Atemlos, der sich aus seinem Gefängnis befreit hatte. "Wo ist sie?" "Mir geht es gut", tönte Michelles Stimme aus den Kommunikatoren der Mädchen. Sie war nirgendwo zu sehen. "Wo bist du? Was ist los?" fragte Alicia aufgeregt. "Das ganze Gebäude brennt!" "Bringt euch in Sicherheit. Ich bin längst weg. Lasst euch nicht aufhalten, es ist vorbei." "Was soll das heißen?" fragte Alenka. "Wo bist du und was hast du vor?" "Ich habe euch gleich zu Anfang gesagt, dass ich mit euch zusammenbleibe, bis das alles hier vorbei ist. Nicht länger." "Das kann doch nicht alles gewesen sein!" warf Darlene aufgebracht ein. "Du kannst 9 Jahre nicht leugnen!" schrie sie den Tränen nahe. "Ich habe es euch gesagt. Ich leugne diese Jahre nicht. Aber seht es ein, die Five Elements gibt es nicht mehr. Ihr könnt jetzt ein Leben leben, wie ihr es euch immer gewünscht habt. Was wollt ihr mehr?" Michelles Stimme klang emotionslos, fast tot. "So einfach ist das nicht, Michelle!" "Doch, das ist es, Catharina. Lebt wohl, ich werde euch nie vergessen!" "Michelle! Michelle? Das kannst du nicht tun, nicht jetzt!" Alicia sank auf die Knie. *Flashback* "Ich habe nicht vor mit euch zusammen durch die Gegend zu ziehen und Dämonen zu jagen. Ich hab meine eigenen Gründe, warum ich das mache." "Ach, und glaubst du etwa ich nicht? Oder die anderen? Sei bloß nicht so stur, Michelle.. wenigstens so lange, bis das alles vorbei ist. "Also gut, Alicia, bis es vorbei ist. Keinen Tag länger!" "Du wirst schon sehen, irgendwann entscheidest du dich um, dann bleiben wir für immer Freundinnen, wäre das nicht toll?" Alicia lächelte und freut sich, dass Michelle sie begleitete. *Flashback Ende* "Sie lebt, das ist die Hauptsache." Catharina weinte still und zog Alicia wieder auf die Beine. "Wir müssen hier weg." "Ich kann das nicht glauben!" sagte Darien. "Das kann sie mir nicht antun!" "Lasst uns gehen. Wir können nichts mehr tun. Wir wissen nicht, wo sie ist", sagte Alenka traurig. Schweigend gingen die fünf davon. "Was ist mit den Zwillingen?" fragte Catharina plötzlich. "Sie wird die Kleinen nicht allein gelassen haben!" "Und vielleicht können wir sie orten", schlug Darlene vor. Sie alle fassten neuen Mut, der bald wieder sank. Michelle hatte an alles gedacht. Sie war weg. Als die fünf am Haus von Darien angelangt waren, wurden sie von Stacey begrüßt. "Wie geht es euch?" fragte sie. Ihre Augen waren von Tränen gerötet. "Uns geht es gut", sagte Alicia. "und dir?" "Mir auch. Michelle war hier, die Zwillinge weinen die ganze Zeit. Sie hat einen Brief hinterlassen. Kommt rein. Im Wohnzimmer zeigte Stacey den Brief und las ihn vor: "Ich kann so nicht leben. Ich kann es nicht erklären. Verzeiht mir, ich kann nichts tun. Kümmert euch um die Zwillinge und wenn sie alt genug sind es zu verstehen, sagt ihnen die Wahrheit über ihren Vater. Sagt ihnen auch, dass Michael nun im Himmel ist und auf ihre Mutter acht gibt. Sagt ihnen, dass ich sie liebe und niemals vergessen werde. Euch bitte ich mich zu vergessen. Ich bin heute gestorben, Michelle gibt es nicht mehr. Darien, ich liebe dich. Michelle Priscilla Faith de Pointhieu Der Nachtwind war kühl. Michelle stand als Einzige auf dem Sonnendeck des Passagierschiffes und genoss die Einsamkeit. Das lange, Nachtschwarze Haar, welches von zwei goldenen Strähnen unterbrochen wurde, wurde von einem schwarzem Band zusammengehalten und flatterte wild umher. Es schien Michelle nicht zu stören. Dann hörte sie, wie dir Tür geöffnet wurde und sich Schritte auf sie zu bewegten. Unbekannte Schritte. Michelle stand da und begann zu weinen. Ihre Tränen fielen hinab und tauchten ein in den schwarzen Ozean. Ich wünschte, ich hätte niemals erfahren, was ich bin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)