Eisblaue Augen von Chi_desu (Shounen-Ai) ================================================================================ Kapitel 11: Das Leben geht weiter --------------------------------- Im Sommer trafen Anya und ich uns überhaupt nicht. Ich hatte sehr viel um die Ohren, die Firma hatte einen gewaltigen Auftrag für ein Riesen-Event ergattert und ich war zum Hauptverantwortlichen gemacht worden. Eine namhafte Firma plante ein Sommerfest, genauer gesagt ein "Sommersilvester", das ebenso gewaltig wie das neue Jahr gefeiert werden sollte. Den Sommer über verbrachte ich mit dem planen dieses Events, und selbst meine wohlverdienten Ferien fielen dabei ins Wasser. Aber die Arbeit machte mir Spaß, außerdem versprach diese Sache das Sprungbrett für meine Karriere zu werden. Und dann im Juli war es soweit. Das Projekt Sommersilvester startete frühmorgens und die Anzahl der bereits erschienenen Besucher ließ auf einen großen Erfolg schließen. Gegen Mittag war der Park, den wir uns gemietet hatten, brechend voll und als es langsam auf den Abend zu ging, wo ein Feuerwerk geplant war, stand ich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Ich hatte in den letzten Wochen so viel gearbeitet, koordiniert, geplant, vorausgesehen, und nun war das Fest in vollem Gange und alle wollten irgendwas von mir. Die Live-Band spielte mit ohrenbetäubender Lautstärke, die Leute von der Security waren hoffnungslos unterbesetzt und im See in der Mitte des Parks waren schon mehrere Unfälle passiert, von denen zum Glück keiner tödlich ausgegangen war. Ich war ein nervliches Wrack. Zusammengesunken saß ich mit einer Zigarette in der einen und einem Krug Bier in der anderen Hand an der Bar und genoss meine kurzen Ruhepausen. Und bei einer dieser Pausen stand er plötzlich vor mir. Der Traum meiner schlaflosen Nächte, gleichzeitig mein schlimmster Alptraum. "Kay!" Mir fiel vor Schreck beinah meine Zigarette in den Schoß. "Was machst DU denn hier?" Er war ganz ruhig. "Ich hab mir gedacht ich seh mir dieses Sommersilvester mal an. Ist ziemlich klasse. Und was machst du hier?" "Was ICH hier... Ich habe das ganze geplant!", empörte ich mich. Das hier war mein Auftritt, wie konnte er es wagen, hier einfach aufzutauchen und mich aus dem Konzept zu bringen? Oh Gott, ich durfte nicht zu lange in seiner Nähe bleiben. "Wenn du mich entschuldigst, ich habe zu arbeiten." Ich stand auf. "Lass dich von mir nicht aufhalten. Ich wollte nur mal hallo sagen." Warum war er bloß schon wieder so unterkühlt zu mir? Oh, dieser Kerl brachte mich noch um den Verstand... So schnell ich konnte tauchte ich im Menschengewühl unter. Der Stress war erstmal vergessen. Kay hatte verdammt gut ausgesehen. Verändert, irgendwie sehr viel lebendiger. Er hatte seinen Vorsatz also wahr gemacht. Oh Gott. Diesmal war ich ehrlich erleichtert, als mich wieder jemand von der Security ansprach, weil sie zu wenig Leute hatten. Die Arbeit lenkte mich ab. Erst in dem Augenblick, als die ersten Feuerwerkskörper am Himmel explodierten und den wunderschönen Sternenhimmel in allen Farben erleuchten ließen, fiel der Stress wie eine gewaltige Last von mir ab. Es war vorbei, mein schlimmster Arbeitstag lag hinter mir. Von jetzt an war nichts mehr geplant, es galt nur noch, die Leute an den unzähligen Ständen mit Essen und vor allem Alkohol zu versorgen. Dafür war gesorgt. Die Band spielte jetzt eigene Lieder, alles lief entspannter. Es war dunkel jetzt und die Menge lichtete sich etwas. Für manche war der Abend zu Ende, aber für die meisten begann die Party jetzt erst richtig. So wie für mich. Es war eigentlich ein wunderschöner Abend, das merkte ich erst jetzt. Keine Wolke war am Nachthimmel zu sehen, im Vergleich zu den furchtbaren Höllentemperaturen am Tag war es jetzt angenehm kühl, gerade so dass man sich im T-shirt wohl fühlte. Ich bestellte mir einen White Russian (das Gute war, dass für mich alle Getränke gratis waren) und machte dann einen kleinen Rundgang. Versuchte, Meinungen über das Fest aus den Gesprächen herauszuhören, um Hinweise zu erhaschen, wie ich es nächstes Jahr besser machen könnte. Denn dass es ein nächstes Mal geben würde, das stand so gut wie fest. Es war ein voller Erfolg geworden, keiner hätte mit so vielen Besuchern gerechnet. Die Werbeeinnahmen hatten die Ausgaben mehr als reichlich gedeckt. Ich musste mir selbst auf die Schulter klopfen. Irgendwann setzte ich mich erschöpft an den See, zog meine Schuhe aus und hielt meine Füße in das kühle Nass. Ich hatte keine Lust, nach Hause zu gehen, obwohl es von dort aus nur 2 Minuten zu Fuß waren. Also trank ich reichlich und als es so auf 3 Uhr zu ging, schwankte ich schon ziemlich. Und auf einmal war Kay wieder da. Er setzte sich einfach zu mir und ich nuschelte: "Was machs du hier?" "Ich war drüben bei der Band und hab ein bisschen getanzt. Gibt übrigens ein paar sehr hübsche Mädchen hier." Die Worte versetzten mir einen Stich. "Ich wollte mich nur etwas abkühlen." Er kniete sich ans Ufer, tauchte seine Hände in das kühle Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Trotz meines Zustands ging mir das mit den Mädchen nicht mehr aus dem Kopf. "Und? Hast du eins kennengelernt?" "Ein was?", fragte er geistesabwesend. "Ein Mädchen!!", blaffte ich. Er schüttelte den Kopf. "Ich will kein Mädchen. Es gibt nur einen Menschen auf der Welt den ich im Moment will." Ich war hin und hergerissen zwischen Hoffnung und Angst, Angst vor seiner Antwort. "Und wer.... ist das?", fragte ich zögernd. "Hm." Er zuckte die Schultern. Offensichtlich wollte er nicht antworten. Ich hätte getötet für diese Antwort, aber ich durfte ihn jetzt nicht drängen. Ich starrte hoch zum Himmel, schaute mir die Sterne an. Als ich den Kopf drehte, sah ich dass er auf den Boden starrte. Er schien um Worte zu ringen. Wollte er mir etwas sagen? Für kurze Zeit war es still. "Duuu, Lukas?", fragte er langgezogen. Ich schaute ihn an. "Ich hab gelogen. Ich war nicht zufällig hier, sondern ich habe einen Bericht über das hier in der Zeitung gelesen... und da stand dein Name.", gestand er mir. Er hatte auch was getrunken, aber augenscheinlich weit weniger als ich. Ich kriegte gar nicht richtig mit, was er da sagte. "Und warum bis du dann hier?" Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter, als er mich zu ihm drehte. "Um meinen Fehler wieder gut zu machen." Und diesmal küsste er mich. Alle guten Vorsätze waren vergessen, ebenso wie Anya. Ich kannte ihn. Diesmal war es keine Laune und auch nicht der Alkohol. Das war alles, wonach ich mich gesehnt hatte. Willig öffnete ich den Mund und nach einen leidenschaftlichen Kuss stand er auf und zerrte mich in die Höhe. "Gehen wir zu mir.", lallte ich und er hatte nichts dagegen. Zusammen schleppten wir uns bis zu meiner Wohnung und ich bin heute noch überrascht, dass wir sie gefunden und den Weg dorthin überlebt haben. Ich hatte kaum die Tür hinter uns zu geworfen, da fielen wir regelrecht übereinander her. Wir rissen einander die Kleider vom Leib, nur unterbrochen von heftigen Küssen und Berührungen. Er drängte mich gegen die Wand und küsste mich fordernd, während seine Hände an meinem Körper entlang glitten und schließlich meine Hose ungeduldig öffneten. Mein Verstand hatte sich längst verabschiedet. Ich stieß ihn weg und beförderte ihn auf das Bett. An den Rest der Nacht erinnere ich mich nur noch bruchstückhaft. Küsse, Berührungen, lange unterdrückte Gefühle, die plötzlich hervorbrachen... es war wie eine Naturgewalt. Und trotz meines Zustands wusste ich eins: ich hatte nie besseren Sex gehabt als in dieser Nacht mit Kay. Und als wir dann nebeneinander lagen, unsere verschwitzten Körper aneinander gedrückt, wartete ich vergebens auf ein Gefühl von Reue. Ich wusste eigentlich nur, dass ich so glücklich war wie schon lange nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)