Kurzgeschichten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Die Hexenprüfung --------------------------- Die letzten schweren Wolken hatten sich verzogen. Erschreckend hell leuchtete der Vollmond es an: Schloss Drachenfels lag vor uns! Beim Anblick der düsteren Türme klammerte Anne sich an meinen Arm. Unheilverkündent krächtsten die schwarzen Vögel in den Bäumen und der Wind blies eiskalt durch unsere Kleiddung hindurch. Hinter mir rücken Mike, Sue und Tim näher an uns heran. Schweigend stiegn wir die vielen Stufen zum Schloss hoch. Alles war dunkel, nur der Mond zeigte sich ab und zu. Bei jedem Knacken zuckten wir zusammen. Es war gespenstisch still. "Ich hab Angst." Sue, die Jüngte, wurde von Tim und Mike flankiert. "Hast du keine Angst, Cassie?" Ich wandte mich zu ihr um und shluckte. Die kleine, erst 10 Jahre alte Sue, die wir gar nicht erst hätten mitnehmen sollen auf unsere Wanderung, bei der wir uns auch prompt verirrt hatten. Und jetzt waren wir hier gelandet. Sollte ich ihr noch mehr Angst machen? "Nein, ich..." Meine Antwort wurde vom Heulen eines Wolfs übertönt. Wir standen da wie angewuzelt. Dann, wie auf Kommando, rannten wir alle los. Als wir die Hälfte des Wegs geschafft hatten, blieben wir nach Luft schnappend stehen. Stille war wieder eingekehrt, noch unheimlicher als vorher. Sue fing lautlosan zu weinen und krallte ihre Finger fest in den Pullover ihres Bruders Tim. Langsam, gingen wir weiter, Stufe um Stufe, bei der geringsten Bewegung, dem, geringsten Geräusch, bereut zu rennen. Dann erreichten wir das Schloss. Dunkel ragte es empor, schwarz vor dem schwarzen Himmel. "Wwas tun wir jetzt?" Annes Stimme zitterte leicht. Alle sahen mich an. Immer musste ich alle Entscheidungen treffen. "Wir..." Ich räusperte mich. "Wir klopfen." Ich griffnach dem Türklopfer. Ein tiefes Geräusch ertönte, dann öffnete sich die Tür mit einem lauten Knirschen. "Wilkommen. Wilkommen auf Schloss Drachenfels." Die Stimme eines großen, dunklen Mannes, wahrscheinlich der Butler, schnarrte. Er führte uns durch die Halle, die nur von ein paar Kerzen schwach erhellt. Wir konnten kein Wort über unsere Lippen bringen. Der Butler, der sich uns als James vorgestellt hatte, führte uns in einen großen Raum. Der große Tisch war gedeckt, genau für fünf Personen. "Das Essen kommt sofort. Übrigens, dass Badezimmer ist den Gang hinunter, die letzte Tür links." Dabei blickte er Anne an, die daraufhin sehr verwundert aussah, hatte sie doch gerade das fragen wollen. Es war wirklich sehr merkwürdig. Das klang ja so, als wären sie erwartet worden! Der Butler, der sich uns als James vorgestellt hatte, verließ den Raum, gefolgt von Anne. Müßig sah ich mich im Raum um, als unmittelbar neben mir eine Stimme ertönte: "Wünschen Sie noch etwas?" Ich sprang vor Schreck einen halben Meter in die Höhe. Im Licht des Kaminfeuers sah das Gesicht des Butlers, der anscheinend noch einmal zurück gekommen war. Seine schwarzen Augen schienen zu glühen. "Nein, danke." Mein Herz schlug viel zu schnell. Irgendetwas würde geschehen. Die dunklen Vorhänge wehten unheilverkündent in einem kalten Luftstrom, der mich frösteln ließ. Plötzlich zerris ein Schrei die Stille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)