Longing for von abgemeldet (Sehnsucht) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Im Schatten unter den Bäumen war es angenehm kühl. Trat man aber in den hellen Sonnenschein, so brannte die Sonne trotz der frühen Stunde unbarmherzig stechend auf Kopf und Schulter. Noch war der Himmel wolkenlos, aber die unerwartete Hitze deutete auf ein Gewitter hin. Trotzdem schlenderten Micah und Cain gemächlich weiter neben einander durch den Wald. Sie waren seit beinahe zwei Stunden unterwegs und waren ihrem Ziel nun viel zu nah, um an Umkehr auch nur zu denken. Den ganzen Weg über hatten sie sich unterhalten. Cain hatte den größten Teil des Gespräches geführt, redete betont munter den von den letzten Dorffesten, den Spielleuten, die dort gewesen waren, den neusten Ereignissen und was ihm sonst noch einfiel. Micah gelang es mit der Zeit immer besser "Normal" zu reagieren. Er gab sich ungezwungen und wurde tatsächlich fröhlicher, begann den Tag zu genießen. Während sie redeten und lachten folgten sie einem schmalen Pfad, der sie schließlich um eine kleine Tannenschonung herum führte, hinter der sich unmittelbar der See erstreckte. Das von kleinen weißen und grauen Kieseln bedeckte Ufer war überschattet von knorrigen Weiden, deren Zweige zum Teil bis auf die Wasseroberfläche hinaus ragten. Das Wasser glitzerte in der Sonne, glänzte wie ein silberner Spiegel. "Na endlich!" Micah ließ den Leinenbeutel am Fuß eines Baumes ins Gras fallen. Cain ging unterdessen hinunter zum Ufer, wo ein umgestürzter großer Baumstamm weit ins Wasser hinaus ragte. Micah folgte ihm, balancierte geschickt auf der gerundeten Oberfläche hinter ihm her. "Wollen wir gleich schwimmen gehen?" Cain drehte sich halb zu ihm herum. "Was denkst du denn?" Micah grinste breit und der hellhaarige junge Mann brauchte einen Augenblick zu langer, um zu begreifen. Mit einem überraschten Laut und einem deutlich lauteren Platschen landete er im Wasser. Grünblaue Wellen schlugen kurz über seinem Kopf zusammen, bevor er sich fangen und aufrichten konnte. Das silberweiße Haar klebte ihm am Kopf, genau wie seine Kleidung. Seine Augen funkelten. Micah ging in die Hocke und blickte immer noch grinsend zu ihm hinunter: "Erfrischend?" Cain murmelte etwas unverständliches und fragte dann: "Willst du es nicht selbst heraus finden?" Micah zuckte mit den Schultern und ließ sich urplötzlich nach vorne fallen. Mitten in der Bewegung streckte er die Hände aus, packte seinen Freund an einem Arm und zog ihn mit dem Schwung seiner Bewegung abermals unter Wasser. Prustend - und in Cains Fall auch schimpfend - tauchten sie wieder auf. "Du bist ein gemeiner Hund, weißt du das?" "Ja." Micah entging einem Schlag, in dem er sich zurück beugte, die Arme ausbreitete und sich dann auf dem Wasser treiben ließ. Das frische dunkle Naß umspielte seinen Körper. Das Gesicht der Sonne zugewandt, die Augen geschlossen, ließ er sich von den langsamen Bewegungen des Wassers weiter auf den See hinaus treiben. Für einige Augenblicke hörte er nur den Gesang der Vögel, das Rauschen des Windes in den Bäumen und das leise Schwappen, mit dem die Wellen an das steinige Ufer liefen. Für einen winzigen Moment fühlte er sich völlig frei, ohne Sorgen, Probleme und quälende Gedanken. Dann erklang das Geräusch gleichmäßiger Schwimmzüge, die näher kamen. Er öffnete ein Auge. Cains seidiges, nun naß glänzendes Haar schien mit dem schimmernden See zu verschmelzen, das Gold seiner Augen wirkte besonders intensiv, als er mit kraftvollen Bewegungen näher schwamm. Die Muskeln bewegten sich geschmeidig unter der Haut. Micah öffnete das andere Auge und beobachtete ihn wie hypnotisiert. Plötzlich erschien ihm das ihn umgebende Wasser eiskalt im Vergleich zu seinem glühend heißen Körper. Schnell veränderte er seine Position im Wasser und hielt sich schwimmend auf der Stelle. "Ein Wettschwimmen bis zum anderen Seeufer und zurück?" Cain blinzelte überrascht, nickte kurz darauf aber begeistert und begann zu zählen: "Eins...zwei...drei!" Voller Elan stürzte Micah sich in den anstrengenden Wettkampf, konzentrierte sich verbissen auf die Bewegungen. Arme, Beine, einfach nur bewegen, nichts außer Wasserrauschen in den Ohren, keine anderen Gedanken, alles tun um sich von dem Anblick, der sich ihm geboten hatte, abzulenken. Es funktionierte. Schwer atmend trotteten sie aus dem Wasser, ließen sich erschöpft an der nächstbesten Stelle ins Gras sinken. "Wer hat eigentlich gewonnen?" japste Cain. "Keine Ahnung." Keuchend lagen sie nebeneinander. In der warmen Luft trockneten ihre Kleider und Haare. Als die Sonne im Zenit stand, bedienten sie sich großzügig an den mitgebrachten Nahrungsmitteln. Anschließend ließen sie sich im Schatten nieder, wo sie schon bald einschliefen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)