Longing for von abgemeldet (Sehnsucht) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sonnenlicht flutete durch das sich lichtende herbstliche Blätterdach. Gelbe, orangene, braune und rote Blätter bildeten ein flammendes rauschendes Meer über den Köpfen der zwei Gestalten, die durch den Wald liefen. Die beiden jungen Männer huschten zielstrebig unter den Bäumen dahin, die Füße in den Lederstiefel verursachten keinen Laut, wichen geschickt dem bunten trockenen Laub und kleinen Zweigen auf dem Boden aus. Mit geschmeidigen Schritten traten sie immer wieder aus den Schatten ins Licht, nur um gleich darauf wieder in das erdig duftende Dämmerlicht einzutauchen. Die Sonnenstrahlen trafen auf helles Haar, dessen Farbe ein verwirrendes Spiel aus silberweißen und goldgelben Strähnen bildete. Der andere Schopf war rabenschwarz und statt einem kurzen Zopf im Nacken hingen hier wirre Strähnen in das braun gebrannte Gesicht. Beide waren etwa gleich groß, kräftig und bewegten sich mit katzenhafter Eleganz. Ein paar goldene und ein paar tiefblaue Augen beobachteten aufmerksam das Unterholz, an den Enden spitz zulaufende Ohren lauschten konzentriert auf jedes kleine Geräusch. Die beiden erreichten eine kleine Lichtung und blieben im Schutz der Bäume stehen. Einen Moment lang betrachteten sie wachsam die Umgebung. Schließlich strich sich Micah eine seiner dunklen Strähnen aus dem Gesicht, trat auf die sonnenbeschienene warme Wiese und ließ sich ins Gras fallen. Nur einen Augenblick später folgte ihm Cain, legte sich neben ihn ins hohe frische Gras, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte hinauf in den klaren tiefblauen Himmel. Micah beobachtete ihn verstohlen aus den Augenwinkeln. Das wie poliertes Metall schimmernde Haar, die unglaublichen goldenen Augen, die gebräunte Haut und die Muskeln, die sich darunter abzeichneten.... Ruckartig drehte Micah den Kopf und starrte einen nahen Baum an. Nicht daran denken! Am Besten war es, Cain gar nicht erst anzusehen. Nur an ihre Aufgabe zu denken und im Wald Wache zu laufen. Nichts anderes. Die Sonne mußte nur noch ein wenig weiter über den Himmel wandern, dann wäre ihre Pflicht für dieses Mal erledigt. Warum mußten auch ausgerechnet sie beide... Stundenlang allein in der Stille unter den Bäumen... Als ob es ihm nicht so schon schwer genug fiel sich zusammen zu nehmen und Cain nicht... Micah schüttelte heftig den Kopf. Nicht daran denken! "Alles in Ordnung?" Cains ruhige warme Stimme schien über der Lichtung zu schweben, ließ einen angenehmen Schauer durch Micah rieseln. "Jaja. Ich bin nur etwas müde." Micah starrte noch immer den Baum an. Daher bemerkte er nicht, wie Cain leicht die Stirn runzelte, als er das finstere Gesicht seines Freundes musterte. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit, waren beide im selben Walddorf geboren und aufgewachsen, kannten sich also seit nahezu 20 Jahren, doch erst in den letzten Monaten hatte Micah diese düsteren Stimmungen gezeigt. Cain hatte schnell gelernt ihm dann seine Ruhe zu lassen, auch wenn ihm das gar nicht gefiel. Schweigen senkte sich über die Lichtung. Cain schloß die Augen. Wenige Minuten später war er eingeschlafen, seine gleichmäßigen Atemzüge verwoben sich mit dem Rauschen der Baumkronen, den Stimmen der Vögel und dem Rascheln des Grases. Sie waren schon Stunden vor Sonnenaufgang aufgestanden um an den Grenzen des zum Dorf gehörigen Landes auf Wache zu gehen. Inzwischen war es beinahe Mittag. Auch Micah verspürte eine leichte Müdigkeit, aber er wollte nicht schlafen. Langsam wandte er den Blick vom Baum, drehte den Kopf, seinen intensiven Blick aus durchdringenden saphirblauen Augen auf Cains Gesicht gerichtet. Seine rechte Hand zuckte, als er sich mühsam davon abhielt Cain zu berühren, sanft zu streicheln. Seine geschlossenen Augen, wie ihm, das Haar ins Gesicht fiel, seine warme Haut, sein Mund... Micah stöhnte unterdrückt. Heiße Schauer durchliefen ihn, er konnte nicht mehr still sitzen. Mit einem letzten wilden Blick auf Cain sprang er auf und stürmte zurück in den Wald. Er hörte, wie sein Freund hinter ihm sich auf rappelte und ihm nach rief, aber er rannte einfach weiter, immer tiefer ins dunkle Grün, so lange bis er zu erschöpft war, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)