Jagd auf Alucard! von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Der Jäger erwacht ------------------------- Einmal mehr errang die Nacht in ihrem ewigen Kampf mit dem Tag die Oberhand. Die Schatten wurden länger und die Sonne versuchte, sich mit ihren letzten Strahlen an der Erde festzukrallen- ein vergebliches Unterfangen, denn die Dunkelheit breitete sich immer weiter aus, stieß die Herrscherin des Tages von ihrem Thron und kämpfte den Weg frei für den Mond, den bleichen Herrscher der Nacht. Längst schon war das alte Haus am Waldrand nicht mehr in Sonnenlicht getaucht. Durch die schmierigen Fenster mit den halb zugezogenen, staubigen, mottenzerfressenen Vorhängen fiel das Licht des Mondes, fahl und strahlend zugleich. Jeder kleine Windhauch ließ die Fensterläden klappern und suchte sich seinen Weg durch die morschen Fensterrahmen in das Innere des Hauses. War die Fassade des Hauses als herunter gekommen zu bezeichnen angesichts der abblätternden weißen Farbe und der halbzerfallenen Stein-Gargoylen über dem Torbogen, so gab es für das Gebäudeinnere nur ein zutreffendes Wort: Verfall. Morsches Teak, zerbrochene Marmorfließen, ein Kronleuchter, der, einem Erhängten gleich, einsam und trostlos an der Decke baumelte, zerschundene, verbleichte und fleckige Teppiche sowie ein Kamin, dessen schwarzes Loch einer Augenhöhle glich, die man des Augapfels beraubt hatte, deuteten darauf hin, dass das Haus schon sehr gute Zeiten erlebt hatte, die allerdings längst vergangen waren und eine Leere hinterlassen hatten, wie sie entsteht, wenn lautes Gelächter oder Geschrei abrupt verstummt: hohl und absolut zugleich. Eine Atmosphäre- ungastlich und abstoßend. Und denoch gab es Leben in dem alten Haus. Große Wellen frischen Blutes schienen über die Wände zu laufen, sich aneinander zu brechen, der Decke entgegen zu fließen oder sich als Lachen auf dem Boden zu sammeln, wenn tausende und abertausende kleiner, roter Spinnen, die es sich an den Wänden gemütlich gemacht hatten, in Bewegung gerieten. Dicke, haarige Spinnen krochen auf dem Boden herum und lebten in einer Art symbiotischem Dauerkrieg um das bessere Ende der Nahrungskette mit schwarzen Käfern zusammen, deren Existenz ein aufmerksames Ohr wohl an dem Klicken und Klacken erkannt hätte, das von den vielen aneinanderstoßenden Chitin-Panzern erzeugt wurde. Auch die Anpassungs-wunder der Natur schlechthin, die Ratten, hatten sich eine Nische in dem Haus eingerichtet und drückten, aufgrund mangelnder Nahrung zum Kannibalismus gezwungen, der ohnehin schon unerträglichen Luft ihren Stempel in Form eines dauerhaften Verwesungsgeruches auf. Wenn es etwas gab, das nicht in das Gesamtbild passte, so war es eine Tür, die aus dem Wohnzimmer hinausführte. Sie war aus Bronze hergestellt und feine Gold- und Silberlinien formten darauf ein Wappen mit einem saphirblauen Hintergrund. Zwei Säbel kreuzten einander, geschliffen aus lupenreinen Diamanten und wurden überlagert von dem rubinroten Buchstaben "G". Unter dem Wappen stand -ebenfalls in rubinroten Lettern- das Motto:"Carpe noctem". Hinter der Tür, in einem Raum, den zu betreten sich nicht nur das Ungeziefer sondern auch die Zeit weigerte, erhob sich Gabriel aus seinem Sarkophag. Gabriel- wie Donnerklang brauste der Name dieses Engels der Nacht durch Raum und Zeit. Furchterregend, blutrünstig, intelligent, verführerisch, abstoßend, unwiderstehlich, mächtig und hinterhältig, was immer auch erforderlich war, um zu überleben und seine Existenz zu genießen, konnte Gabriel sein. Mit seiner feingliedrigen Statur, seinem Jesusgesicht, seinem blassen Teint und seinen kurzen, schwarzen Haaren strahlte er eine geheimnisvolle Atmosphäre aus, der sich nur die wenigsten entziehen konnten. Seine Augen schienen oberflächlich betrachtet ebenfalls schwarz zu sein, doch wer sie genauer betrachtete, dem fiel ein im Schwarzen verborgenes Lila auf, so dass seine Augen an einen unendlich tiefen, eiskalten See in einer wolkenverhangenen Nacht erinnerten, in dem man, sollte man sich unvorsichtigerweise hineinbegeben, leicht ertrinken konnte. Gleichzeitig ein Spiegel und ein seelenverschlingender Strudel, versprachen diese Augen alle Wunder dieser Erde und drohten mit all' den Leiden der Hölle. Wer den Blick von diesen Augen abwenden konnte, blieb zwangsläufig an Gabriels Zähnen hängen: Ebene, weiße Reihen wurden unterbrochen von zwei gigantischen, säbelartigen Hauern im Oberkiefer. Langsam durchschritt der fleischgewordene Alptraum den kleinen, stockfinsteren Raum, gelangte zu der schweren Bronzetür- die sich auf seinen mentalen Befehl hin öffnete- und betrat das Wohnzimmer. Er spürte das vertraute Gefühl, dieses Gefühl, mit dem er erwachte, das ihn auf seinen Streifzügen begleitete und das er im Morgengrauen wieder mit in seinen Sarkopohag nahm: Hass. Purer, reiner, unverfälschter, grenzenloser Hass. Der Hass gab ihm Kraft, machte ihn zu einer der mächtigsten Kreaturen, die jemals existiert hatten. Er brannte in ihm, übernahm die Kontrolle über ihn. Mit jeder Faser seiner Existenz, mit jedem Gedanken, den Gabriel seit Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten gedacht hatte, hasste er IHN. IHN, den Verräter. IHN, den Feigling. IHN, den scheinbar so überlegenen. IHN, den Unangreifbaren. Sein Hass kanalisierte sich, sammelte sich und manifestierte sich in einem Ziel, einer Lebensaufgabe, die zu erfüllen alle Qualen und Leiden der Welt zu ertragen lächerlich erscheinen ließ: Er würde IHN aufspüren, IHN jagen durch dieses Universum und durch alle anderen und dann würde er IHN töten, langsam, grausam und mit Genuss. Lange hatte ER sich erfolgreich versteckt. Auf einer Insel verkroch ER sich wie ein Hund, falustierte sich damit, niedere Geschöpfe zu töten und markierte den großen Boss. Doch das würde nun bald vorbei sein. Gabriel hatte alle Vor-bereitungen für seine Rache getroffen. Er hatte sein Netz ausgeworfen und es zog sich zusammen. Seine Zeit war gekommen- er würde nun endlich aufbrechen. Durch die Wand verließ Gabriel das Haus. Er genoß die frische, kühle Luft, atmete die Nacht ein, trank das Licht des Mondes und drückte all' seinen Hass und seine Vorfreude durch einen wilden, unbändigen und tierischen Schrei aus:"ALUCARD!" Und schon war er auf dem Weg nach London, England. Viele dort würden sich noch wundern... Kapitel 1: Kollateralschäden ---------------------------- [Hier nun der nächste Teil meiner ersten Hellsing Fanfic. Ich hoffe, er gefällt euch.] Kapitel 1: Kollateralschäden Einige Tage später: "Ja, natürlich. Ich verstehe Ihre Sorge. Meine Organisation wird sich darum kümmern. Das Problem wird schnellstmöglich behoben... Das wünsche ich Ihnen auch, Sir." Mit einem ironischen Lächeln, das ihre ohnehin schon schmalen Lippen zu Strichen werden ließ, legte Lady Integra, ihres Zeichens Oberhaupt der Hellsing Organisation, den Telefonhörer auf die Gabel zurück und gab einen verächtlichen Ton von sich. Der Premierminister machte zwar keinen Hehl daraus, dass er die "dubiosen" Aktivitäten ihrer Organisation missbilligte, aber sobald es Probleme gab, die über sein Verständnis hinausgingen, kam er, um Hilfe bettelnd, angekrochen. Normalerweise kostete es Integra nur ein müdes Lächeln und den Befehl, 3 oder 4 Soldaten auszusenden, um diese Probleme zu beheben - meist handelte es sich um minderwertige Ghouls und Vampire, die, gleich einer Fliege auf der Nase, lästig aber nicht gefährlich waren. Diesmal jedoch... Sie wusste nichts über die Stärke ihres neuen Gegners, aber sie wusste zwei Dinge, die sie beunruhigten: Erstens hatte er einen schier unerstillbaren Durst auf Blut und zweitens hatte er einen Plan. Die Fähigkeit zu planen, sprich zu denken, war nur sehr spärlich gesät in den Reihen der Untoten. Nun ja, es würde nichts bringen, sich unnütz Sorgen zu machen. Hier war schnelles Handeln gefragt. Mit einer kurzen Mitteilung schickte sie die 11. Hellsing Division an den letzten Tatort. Nun hieß es, auf deren Erfolgsmeldung zu warten. "Ihr habt nach mir gerufen?" Alucard schwebte durch die Decke zur Erde und landete direkt vor dem massiven Schreibtisch, hinter dem Lady Integra saß, deren Konturen sich unklar gegen das gedämpfte Licht abzeichneten, das durch die Jalousinen drang. "Ich wollte es gerade tun." Wie immer wunderte sie sich über die scheinbare Allwissenheit ihrer Geheimwaffe. "Wollen, gewollt haben, wollen werden, was spielt Zeit schon für eine Rolle?" "Ich habe jetzt keine Zeit für philosophische Fragen! Ich habe dich gerufen, um dir die schmeichelhafte Mitteilung zu machen, dass du da draußen einen Fan hast." "Wie interessant. Und warum erfahre ich das erst jetzt?" "Er macht erst seit zwei Nächten auf sich aufmerksam - dies aber sehr nachdrücklich. Er hat insgesamt 47 Menschen gebissen." "Dann hat er inzwischen ja eine hübsche Armee von Vampiren und Ghouls um sich gescharrt." "Eben nicht! Er macht seine Opfer nicht zu Untertanen. Er trinkt ihr Blut und lässt sie dann sterben." "Wie originell. Und woher wisst Ihr, dass er ein Fan von mir ist? Gibt es hierfür Hinweise?" "Außer, dass er jede freie Fläche am Tatort nutzt, um mit dem Blut seiner Opfer 'ALUCARD' darauf zu schreiben?" "Deutlich und einfallsreich zugleich. Der Typ gefällt mir jetzt schon." "Freu dich nicht zu früh. Ich habe Division 11 ausgeschickt. Er ist so gut wie tot." "Er wird sie alle besiegen. Schon seit letzter Nacht spüre ich die Präsenz einer starken Macht. Diese Macht erinnert mich an etwas. Wenn ich nur wüsste, an was." In diesem Moment ertönte aus dem Funkgerät auf Lady Integras Schreibtisch höhnisches Gelächter. Gabriel fühlte sie kommen noch bevor er sie sah oder roch. 21 Menschen. Feinde? Nein, wohl eher Spielzeuge. Nun ja, er würde seinen Spaß haben. Joseph Gallagher, genannt "Joe", Captain der 11. Hellsing Division, spähte nachdenklich in das Dunkel. Wie bei jedem Auftrag spürte er diesen speziellen Thrill, hervorgerufen durch Ungewissheit. Sicher, er und seine Jungs wurden gerufen, um Untote zu jagen, aber die Schwierigkeit bei solchen Katz- und Maus- Spielen war zu wissen, wer die Katze war.Bis jetzt jedoch waren er und seine Männer stets die Katze gewesen - seine rekordverdächtige Statistik (nur zwei verlorene Soldaten in 3 Jahren als Captain) zeigte dies eindeutig. "Aufteilen! 1-5 zur linken Flanke ausschwärmen, 6-10 zur rechten, 11-20 kommen mit mir." Die beiden Flanken würden nun das Gebiet sichern, in dem sich dann der Stoßtrupp frei bewegen können würde. Gespannt wartete Gallagher auf das erste Zeichen der Flanken. Er musste nicht lange warten. Panische Hilferufe und Schreie, aus denen die nackte Angst sprach, schallten ihm plötzlich von links und rechts entgegen. Sie waren kaum verstummt, als auch schon ein Schatten mitten in den Stoßtrupp fuhr. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen musste Joseph mit ansehen, wie seine Kameraden innerhalb von Sekundenbruchteilen buchstäblich zerlegt wurden. Blutfontainen spritzten hier und dort in die Höhe.Zuletzt wandte sich der Schatten Joseph zu - und materialisierte sich zu etwas, das weit entfernt der menschlichen Vorstellungskraft lag. Es war schwarz, riesengroß und schien nur aus mit Flügeln und Krallen versehenem, fauligem Fleisch und Blut zu bestehen. Wie in Trance sah Joe einen klauenbewehrten Tentakel auf sich zukommen, versuchte sich zu ducken, wusste aber im selben Moment, dass es zu spät war. Sein Herz blieb im selben Moment stehen, in dem ihm der Kopf vom Rumpf getrennt wurde. Die dunkle Masse fiel in sich zusammen und gebar einen zufriedenen Gabriel, der sich Gallaghers Funkgerät nahm, den "Sprechen"-Knopf drückte und ein Lachen erklingen ließ, das all' seinen Hohn und Spott zum Ausdruck brachte. Lady Integra erstarrte angesichts des Lachens, das nur eine Bedeutung haben konnte: Ihre 11. Division hatte versagt. Gebieterisch verlangte sie zu wissen: "Wer bist du? Was willst du und warum tötest du meine Leute?" "Meine liebe Lady Hellsing", drang es aus dem Funkgerät,"weder die Tötung der Zivilisten noch die Ihrer Soldaten war mein eigentliches Ziel. Das war nur Mittel zum Zweck. In Wirklichkeit geht es mir um das Wesen rechts neben Ihnen." "Integra dreht sich nach rechts - und ihre Verwunderung, woher ihr Gegner wusste, wo genau sich Alucard aufhielt, wurde vollständig in den Hintergrund gedrängt, als sie den Ausdruck auf Alucards Gesicht sah. Sein Markenzeichen, dieser überlegene, ironische und leicht gelangweilte Blick, war verschwunden und ersetzt worden durch einen Mix aus Erkenntnis, Erstaunen und Entsetzen, den sie noch nie an ihm gesehen hatte. Nahezu lautlos flüsterte er:"Gabriel." "Der große Alucard erinnert sich an mich", kam es höhnisch aus dem Lautsprecher. "Ich fühle mich geehrt." "Was willst du?" "Dich!! Aber lass uns nichts überstürzen. Ich habe Zivilisten und Soldaten getötet; als nächstes werde ich mich mit meiner Nachfolgerin beschäftigen. Ich kann sie schon sehen. Beeil dich." Ein letztes kurzes Gelächter - und das Funkgerät verstummte. "Wer...? Was...?" Integra konnte das Durcheinander der Fragen, die sie beschäftigten, nicht sortieren. "Nicht jetzt. Ich muss mich beeilen. Gabriel will sie töten." "Wen?" Doch Integras Frage erreichte Alucard schon nicht mehr. In der verzweifelten Überzeugung, zu spät zu kommen, löste er sich in Luft auf. Am anderen Ende Londons hörte Selas Viktoria genau in diesem Augenblick ein seltsames Geräusch, das entfernt an ein leises Kichern erinnerte... Kapitel 2: Gabriels Identität ----------------------------- Kapitel 2: Gabriels Identität Selas drehte sich einmal um die eigene Achse, um herauszufinden, woher das seltsame Geräusch kam. Es klang wie ein vergeblich unterdrücktes und völlig humorloses Lachen. Und obwohl es ganz nahe zu sein schien, konnte sie seine Quelle nicht ausmachen. Das beunruhigte sie zwar nicht (es gibt nur wenige Dinge, die man als Vampir zu befürchten hat), verwunderte sie jedoch. Erneut sah sie sich um. Sie befand sich im Hyde Park. Dorthin begab sie sich häufiger, wenn sie ihre Hellsing-Aufträge erfüllt hatte und die Nacht noch nicht vorbei war. Die vom Mond beleuchtete Natur beruhigte sie und gab ihr Kraft. Wieder ertönte das Geräusch, diesmal definitiv in ihrem Rücken. Blitzartig drehte sie sich um, sah aber nur einen großen, alten Baum. Die Existenz von lachenden Bäumen konnte zwar nicht ausgeschlossen werden, jedoch erschien ihr dies als eine eher unwahrscheinliche Option. Der Baum, der ein immenses Alter zu haben schien, verfügte über eine riesige Krone und eine stark zerfurchte Rinde. Plötzlich sah Selas in zwei dieser Furchen etwas aufblitzen. Es erinnerte an Münzen oder Murmeln. Selas sah genau hin- und stieß vor Überraschung einen kurzen, spitzen Schrei aus. Es waren Augen. Zwei Augen mit dunklen Pupillen starrten sie aus dem Baum heraus an. Dann erschien eine Kerbe in der Rinde, öffnete sich weit und sagte: "Endlich treffen wir uns einmal. Ich muss gestehen, dass ich neugierig war, wen sich Alucard als sein neues Projekt ausgesucht hat." "Projekt?! Was soll das denn hei...?" Doch sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Der Baum verzerrte sich. Der runde Stamm beulte sich aus, als zwei Arme aus ihm heraus wuchsen, gefolgt von einem Kopf, einem Rumpf und zwei Beinen.Ein ganzer Körper schälte sich aus dem Baum, wurde immer größer, bis plötzlich aus heiterem Himmel ein Blitz zuckte, die Nacht erleuchtete, direkt in den Stamm einschlug und diesen spaltete. Als Selas, die instinktiv die Augen geschlossen hatte, diese wieder öffnete, stand Gabriel vor ihr. "Ich grüße dich. Mein Name ist Gabriel und ich bin gekommen, um deinen Meister zu töten." "Das hättest du nicht sagen sollen." Gabriel musterte sie abwertend. "Und warum nicht?" "Weil ich dich jetzt töten muss." Selas' Arm wurde zu einem Schemen, so schnell hatte sie ihre Waffe in der Hand und jagte Gabriel zwei Kugeln in den Kopf- oder besser, hätte ihm zwei Kugeln in den Kopf gejagt, hätte er sich noch dort befunden. Allerdings war er nicht mehr an Ort und Stelle und ehe sich Selas darüber wundern konnte, erhielt sie einen harten Stoß in den Rücken, stürzte zu Boden, fing sich allerdings geschickt ab, verwandelte den Sturz in einen eleganten Flik-Flak und sprang katzengleich auf einen Ast des nächsten Baumes- nur um erkennen zu müssen, dass Gabriel bereits darauf saß, sie erwartete und sie mit einer einzigen Handbewegung zu Boden schmetterte, ohne sie überhaupt zu berühren. Auf dem Rücken blieb Selas liegen mit einem Gefühl der Hilflosigkeit und schaute zu Gabriel auf, der nun direkt über ihr stand und einen Fuß in lässiger Pose auf ihrem Körper abgestellt hatte, wodurch er erstens seine Überlegenheit demonstrierte und sie zweitens am Boden festnagelte. "So, jetzt wirst du mir wohl zuhören." "Wer bist du?" Verzweifelt versuchte sie, sich zu befreien. "Wie schon erwähnt heiße ich Gabriel. Ich bin ein uralter Vampir, ausgestattet mit Kräften, denen du nichts entgegenzusetzen hast." "Und warum willst du mich und meinen Meister töten?" "Dich? Wie kommst du denn auf diese Idee? Nein, nein, du bist nicht wichtig genug. Wenn ich dich töten wollte, würdest du schon längst nicht mehr existieren. Du bist nur mein Köder für Alucard. Weißt du, ich habe euch eine Weile beobachtet. Alucard war immer eine Art Nihilist. Er glaubte an nichts und kämpfte nur für sich selbst. Doch das hat sich nun geändert. Es gibt jetzt zwei Personen, die er beschützen will, um jeden Preis: Die gute Lady Integra und dich. Aber da du sozusagen meine Nachfolgerin bist, habe ich dich als Köder ausgesucht." "Deine Nachfolgerin?" "Ja, kleine Selas. Wir beide sind sozusagen miteinander verwandt. Er hat uns beiden das ewige Leben geschenkt- mehr noch: Er hat sich unter der Vielzahl der Menschen, die er gebissen hat, nur uns beide ausgewählt, um ihn zu begleiten. Es ist mehr als 290 Jahre her, dass er mich zu einem Nosferatu machte. Ich war damals schon 30, ein hohes Alter um zu einem Vampir zu werden. Wir lebten zusammen in Spanien. Es war eine großartige Zeit. Alles, was ich wusste, alle meine Kräfte, die ich besaß, verdankte ich ihm. Doch dann, 70 Jahre später, gerieten wir in einen Streit und es kam zu einem Kampf. Den Grund für den Streit kann er dir erzählen, wenn er sich dies traut. Den Kampf jedenfalls gewann er, aber nur sehr knapp. Und dann tat er etwas, was ich ihm nie verzeihen werde: Er verließ mich. Als ich am nächsten Abend erwachte, war er weg, geflüchtet vor mir und meinen Kräften, den Kräften, die zu beherrschen er mich gelehrt hatte. Er mied mich, als wäre ich ein Monster, dessen er sich schämte. Und das, nachdem er mich dazu gemacht hatte." Gabriels Gesicht wurde zu einer Fratze des Hasses. "Lange habe ich nach ihm gesucht. Ich bereiste alle Kontinente und erlangte neues Wissen, das mir half, neue Kräfte in mir freizusetzen. Ich wurde immer mächtiger, aber Alucard konnte ich nicht finden. Nun weiß ich auch, warum. Er hatte sich mit den Menschen verbündet, unübertroffene Meister hinsichtlich aller Arten des Versteckens und des Kampfes mit hinterhältigen Mitteln. Er schloss er sich der Hellsing-Organisation an, um sich vor mir zu verbergen. Aber nun habe ich ihn gefunden. Endlich." Er lachte, aber dieses animalische Gelächter verstummte abrupt, als plötzlich wie aus dem Nichts ein in einen roten Mantel gehüllter Arm auftauchte- und Gabriel mit einer Bewegung köpfte. Alucard schoss auf Selas zu, ignorierte den niedersinkenden Körper Gabriels, schnappte sie sich und brachte mit einem gewaltigen Sprung mehrere Meter zwischen sich und dem Geköpften. Ein Geräusch hinter ihnen ließ Selas herumfahren. Gabriels Körper lag auf dem Boden, sein Kopf hingegen hing in der Luft, schaute die beiden spöttisch an und lachte. "Alucard, ich bin enttäuscht von dir. Du hast nicht nur selbst nichts hinzugelernt, du hast es auch versäumt, deiner Kreatur irgendetwas beizubringen. Was bist du nur für ein Meister. Nun ja, es wird bald wieder hell. Wir verschieben unser Duell. Ich habe noch große Pläne. Hahahaaa!!" Der Kopf verschwand im Nichts während der Körper von der Erde aufgesaugt wurde. Zurück blieben Selas, die versuchte, die Ereignisse dieser Nacht zu verarbeiten, und Alucard, der wusste, dass er nun das tun musste, was zu tun er sich immer geweigert hatte: Er würde Selas trainieren müssen, auch wenn die Gefahr bestand, dass sie so enden würde wie Gabriel. Es gab keinen anderen Weg der Vernichtung zu entgehen. Ab jetzt würde er sich auf seine Schülerin verlassen müssen... Kapitel 3: Das Spiel kann beginnen ---------------------------------- 3. Kapitel "Das Spiel kann beginnen" Auferstanden von den Toten... nein, ich meine nicht Alucard, sondern meine Story. Nachdem mir längere Zeit nichts mehr eingefallen ist, um die Geschichte fortzusetzen, hat sich das nun Gott sei Dank wieder eingerenkt. Ich präsentiere das nächste Kapitel. Sorry, dass es so lange gedauert hat. Ich hoffe, irgendjemand erinnert sich noch an die Handlung. Viel Spaß. "Aber Lady Integra,ich bitte Sie..." Beschwörend neigte sich Walter zu Integra hinab, die auf der Couch in ihrem Büro saß. "...gehen Sie doch zu Bett. Sie können hier nichts tun. Alucard und Seras werden die Gefahr schon überwinden." Integra trank zwei schnelle Schlucke Jasmintee aus der Porzellantasse, mit der Walter soeben den Raum betreten hatte. "Nein, Walter. Ich bin sowieso innerlich zu aufgewühlt, um schlafen zu könen. Außerdem ist es meine Verantwortung als Leiterin der Organisation und legitime Erbin der Familie Hellsing, bei Gefahren zu wachen, keine Schwächen zu zeigen und die Herrschaft meines starken Willens über den makelhaften Körper mit seinen primitiven Wünschen zu demonstrieren." Wenn Integra so sprach, war jeder Versuch, sie zu überzeugen, umsonst. Niemand wusste das besser als Walter, der sie kannte, seit sie geboren worden war.Er seufzte und verließ mit den Worten: "Nun gut. Ich werde Ihnen noch eine Tasse Tee bringen", das Büro. Er hatte die Tür kaum hinter sich geschlossen, als Integra die Augen schloss und sie mit ihren Händen bedeckte.Manchmal überstieg es fast ihre Kraft, eine Hellsing zu sein. Sie saß da und lauschte der Stille, als sie eine Bewegung in ihrem Nackenbereich spürte. Erschrocken griff sie sich an die betroffene Stelle- und stieß einen spitzen Schrei aus, als sie die Hand wieder nach vorne nahm und eine fette, schwarze Spinne sah, die, mit allen acht Beinen zappelnd, um ihre Freiheit kämpfte. Voller Ekel warf sie das kleine Monster so weit weg wie möglich und erwog gerade ernsthaft, das Biest zu zertreten, als sie die Stimme vernahm: "So stolz und doch so schreckhaft, meine Tochter?" Ihr Kopf fuhr herum zu dem Bild ihres Vaters. Ungläubig betrachtete sich der Mund des Portraits, der sich bewegte, als es 'sagte': "Oh Verzeihung, Mylady, ich konnte mir den kleinen Spaß nicht verkneifen." Ein Lachen ertönte und das Bild veränderte sich: Die graublonden Haare verdunkelten sich, Vampirzähne erschienen zwischen den Lippen und Blut quoll aus Augen, Nase, Ohren und dem Mund, der sich verzerrt hatte zu einer Mischung aus Spott, Verzweifelung und Schmerz. Das Blut breitete sich über das gesamte Portrait aus und lief sogar den Bilderrrahmen hinab, von wo aus es träge auf den Teppich tropfte. "Na, gefällt es dir?" Die Stimme ertönte hinter Integra, die erneut herumfuhr und die sadistischen Augen Gabriels erblickte, der sie aufmerksam betrachtete und dabei grinste. "Entschuldige, aber ich hatte schon immer eine gewisse Schwäche für theatralische Auftritte. Dürfte ich mich nun auch persönlich vorstellen: Ich bin Gabriel, meines Zeichens unbesiegbarer Nosferatu." "Was soll das? Was willst du?", brachte Integra mühsam beherrscht hervor. "Mit dir reden. Danach.. nun, da bin ich mir noch nicht ganz sicher." Ein schmieriges Grinsen legte sich auf Gabriels Lippen. Es geschah in Windeseile. Die Bürotür flog auf, ein Schatten schoss in den Raum, die Luft wurde mit einem zischenden Geräusch zerschnitten und einen Sekundenbruchteil später legten sich Walters Eisenfäden um Gabriels Arme, Beine und Hals. "Keine Bewegung oder du findest dich stückchenweise in der Weltgeschichte wieder." Walters Drohung, ernst und ruhig ausgesprochen, machte jedoch nicht den geringsten Eindruck auf Gabriel. Er drehte sich um und stürmte auf den Butler zu, womit er die Spannung der Fäden aufhob und es Walter erstmal unmöglich machte, ihre tödliche Wirkung zu nutzen. Blitzschnell war Gabriel bei Walter angekommen und packte ihn. "Du Wurm! Du kannst mich nicht besiegen. Du spielst nicht in meiner Liga." Eine kurze und lässige Handbewegung- und Walters Nase brach mit einem knackenden Geräusch. In den sich anschließenden Schmerzensschrei mischte sich irres Gelächter, als Gabriel Walter quer durch den Raum schleuderte.Dieser prallte schmerzhaft gegen die Wand, rappelte sich allerdings in Windeseile wieder auf, registrierte den Umstand, dass sich nun wieder eine größere Distanz zwischen ihm und seinem Gegner befand und nutzte diese Tatsache sofort aus. Bevor Gabriel die Distanz wieder verkürzen konnte, spannte Walter die Fäden und riss Gabriuel damit buchstäblich auseinander. Doch noch bevor er auch nur ans Aufatmen denken konnte, verschwanden die einzelnen Körperteile und eine tiefe Stille legte sich über den Raum, die allerdings bald schon wieder unterbrochen wurde: "Ganz schön schnell für dein Alter." Panisch schaute sich Walter um, konnte den Supervampir allerdings nirgendwo entdecken. Dafür hörte er ihn: "Aber Schnelligkeit reicht nicht. Na, wo bin ich? Soll ich dir einen Tipp geben? Hier hast du einen!" Der Brieföffner erhob sich vom Schreibtisch und sauste auf Walters Kehle zu, der im letzten Moment einen Schritt zur Seite machen konnte. "Und der nächste Hinweis!" Eine Hellebarde löste sich von der Wand und hieb genau dort in den Boden, wo Walter eine Sekunde vorher noch gestanden hatte. Walter packte die Hellebarde und wirbelte sie blindlings im Raum herum. "So wirst du mich nie treffen, Buttler.", ertönte erneut die spöttische Stimme. "Doch jetzt genug gespielt." Gabriel materialisierte sich an der Zimmerdecke. Walter erblickte ihn und schleuderte seine Fäden, aber ein Fingerschnippsen des Vampirs genügte, um die Fäden so umzulenken, dass sie sich gegen Walter richteten und ihn fesselten. "Enough!" Blitze lösten sich von Gabriels Fingerspitzen, hüllten Walter ein und verwandelten ihn in eine Steinskulptur. "NEEEEEIIIIIIN!!!!!" Integras Zurückhaltung verließ sie völlig angesichts des Anblicks der Versteinerung Walters, ihres treuen Freundes und Beschützers. "Ruhe!" "NEEEEIIIIIIIN!!!!" "Jetzt reichts." Gabriels Hand zuckte, sein Zeigefinger wies auf Integras Kehle undmit einem Gefühl, das weit über jedes Entsetzen hinausging, spürte Integra ein trockenes, äußerst schmerzhaftes Ziehen in ihrem Hals, als ihre Stimmbänderzusammenwuchsen und sie somit unfähig war, auch nur einen vernünftigen Laut herauszubringen. "Schon besser. Ich muss sagen, ich bin etwas enttäuscht von solch einer Hysterie. Aber auf der anderen Seite bin ich daran wohl selbst schuld. Wie konnte ich von einem Menschen so etwas wie Geistesgegenwart erwarten? Die Beendigung meines menschlichen Daseins war wirklich das beste, was mir passieren konnte. Ich hasse euch Menschen. Ihr fühlt euch so toll, als Mittelpunkt einer ganzen Schöpfung, als Ebenbild einer allmächtigen Gottheit. Wie lächerlich. Ihr lebt nicht im Mittelpunkt einer Schöpfung. Ihr vegetiert dahin in der schartigen Peripherie einer zum Tode verurteilten Ansammlung zufällig entstandener Brocken von Eis und Gestein, die ihr Universum nennt, um das große, unendlich Nichts in eine kleinere Einheit aufzuteilen, die dann sogar für euren beschränkten Horizont begreifbar ist, der das einzige ist, was euch vor dem Irrsinn schützt. In die Welt geworfen, euch selbst die Hölle und zur Existenz verurteilt, fristet ihr euer Dasein. Getrieben wie das geringste Tier von dem Willen, nicht auszusterben, breitet ihr euch aus wie eine Krankheit. Ihr infiziert und vernichtet euren Planeten, der sich inzwischen von einem gesunden Wirtskörper zu einem einzigen Krebsgeschwür entwickelt hat, von der grünen Lunge zur amputationsbedürftigen Raucherlunge. Ihr Spottgeburten aus Dreck und Lehm. Ihr Nichts. Asche wart ihr, Asche werdet ihr wieder werden, so geht es immer weiter in einem unendlich Spärenlauf. Ebenbild der Gottheit wollt ihr sein? Das ich nicht lache. Eiweiß, stinkende Fettsäuren und wabbelnde Masse, das ist alles, was eurer widerwärtigen Existenz eine angemessen abartige Form vereliht. Ihr dreht euch, gleich einem Karussel, ewig im Kreis und eure größte Freiheit ist das Leugnen eines Gottes, dessen Existenz tief in eurem Inneren eure einzige Hoffnung ist. Leider muss ich dir diesbezüglich eine schlechte Nachricht überbringen: Es gibt keinen Gott. Das bedeutet, dass seit Jahrtausenden Milliarden Menschen in der falschen Hoffnung auf Erlösung gestorben sind, nur um nach ihrem Tod ein Festschmaus für die Würmer zu sein." Mit einem diabolischen Lächeln beendete Gabriel seinen Monolog. "Ups, da hab ich mich wohl etwas verquasselt. Du hättest mich ruhig unterbrechen können. Ach, sorry, ich vergaß. Deine Stimmbänder... -Aber genug des Smalltalks. Back to buisiness. Ich dachte, ich amüsiere mich ein wenig und frische meine Anatomiekenntnisse etwas auf. Zum Beispiel kann ich mich gar nicht mehr genau daran erinnern, wie sich eine Kehlkopfvereiterung auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt. Oder wie lange der Körper ohne gehrin überleben kann und umgekehrt. Das kann ich ganz leiht überprüfen, ohne Skalpell. Es wird auch nicht wehtun- nein, das war eine Lüge. Es wird höllisch wehtun, mehr als du dir nur vorstellen kannst. Doch weiter: ich könnte versuchen, per Gedankenkraft die Iris vom Rest des Auges zu trennen. Oder ich könnte..." In die stinkende Hölle zurückkehren, aus der du gekrochen bist.", ertönte eine stimme hinter Gabriel, die nichts von ihrem üblichen Sarkasmus hatte, sondern ernst bis in die letzte Nuance war. Gabriel drehte sich nicht mal um. "Ach Alucard, mein ehemaliger Mentor. Du tauchst doch wirklich mit der ermüdenden Regelmäßigkeit einer ungeliebten Jahreszeit auf. Aber du wirst immer zu pät kommen. Nur keine Sorge, mein Nemesis. Ich werde dir die Tür offenlassen." Und mit einem "Wusch" sprang Gabriel einfach durch die Wand. Sobald er weg war, fiel die gesamte Anspannung von Integra ab, sie brach zusammen und wäre hart aufgeschlagen, hätte Alucard sie nicht aufgefangen. "Keine Sorge, Integra", versuchte er sie zu beruhigen. "Wir kriegen ihn. Er hat die Tür offen gelassen. Sein erster fehler. Daran wird er zugrunde gehen. Das verspreche ich dir." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)