Blood shed for Angels von sterekura (Vorerst abgebrochen úù) ================================================================================ Kapitel 8: A lot of confusion ----------------------------- Tadaa... Da ist es also, das nächste Kapitel. Tut mir wirklich leid, dass es so verdammt lange gedauert hat, aber in letzter Zeit haben mir einfach der Antrieb und die Zeit zum Schreiben gefehlt. Ich hoffe, dass sich das nicht allzu sehr auf das Kapitel ausgewirkt hat *mich trotzdem schon mal auch dafür entschuldige, falls das doch der Fall sein sollte* Tja, gewidmet ist das Kapitel meiner Neechan, weil ich sie so lieb hab ^___^ Chapter VIII: A lot of confusion "Du bist zu spät." Ich zuckte desinteressiert mit den Schultern. "Lieber spät als nie", entgegnete ich Marik und ließ mich auf einem aus dem Boden ragenden Felsbrocken nieder. Einen Moment lang musterte er mich kritisch, bevor er sich in den Sand setzte und mit dem Finger langsam irgendwelche Zeichen in den Boden zeichnete. "Habt ihr alles geklärt?", fragte er lange nachdem die Sonne schon am Horizont untergegangen war und sah mich forschend an. Ich nickte und erzählte ihm, was Ryou angenommen hatte - nämlich, dass ich schon morgen dem Pharao etwas antun würde. Marik lachte daraufhin laut und antwortete das Gleiche, was ich dachte. "So etwas würdest du doch niemals tun. Soviel ich weiß warst du aber öfters der Stoff für eine von Mahados Lehrstunden. Seltsam, dass er es für möglich gehalten hat, dass du das wirklich vor Hunderten von Menschen machen würdest. Ich meine, du weißt doch, wie man so etwas in einer Nacht- und Nebelaktion unauffällig durchzieht." Wieder zuckte ich nur mit den Schultern. Mir war klar, dass er auf den Tod des alten Pharaos und den anstehenden Mord an unserem Neuen anspielte, aber ich hatte keine große Lust darauf näher einzugehen. Dass ich die Gemächer des alten Herrn ohne große Probleme gefunden hatte war ja wohl größtenteils durch Mariks Hilfe möglich gewesen und an das Gift zu kommen war wirklich nicht die schwierigste Sache der Welt. Sogar ein blutiger Anfänger hätte das mit der nötigen Unterstützung von ,innen' fertig gebracht. Dazu musste man nicht der Grabräuber Bakura sein. Richtig schwierig würde wohl erst der zweite Versuch werden, nämlich die Nacht, in der meine Hände das Blut des neuen jungen Pharaos berühren würden. Ein Mal ungesehen in den Palast zu kommen war einfach, aber ein zweites Mal? Nein, das war nicht einmal für mich einfach. Isis musste ihre Arbeit als Hohepriesterin machen und die anderen Priester am Hof wenigstens vorwarnen. Sie alle würden alarmiert sein und mehr Wachen im Palast positionieren. Mein eigenes Leben stand dieses Mal mehr denn je auf dem Spiel... und manchmal fragte ich mich, ob... "Ob ich das wirklich machen soll..." Marik fuhr mit seinem Kopf ruckartig herum und vergaß für einen Moment, dass sein Finger noch immer im heißen Sand steckte - wo mittlerweile Schriftzeichen zu erkennen waren und ich stellte fest, dass er anscheinend an den morgigen Tag gedacht haben musste, denn mehrmals war der Name ,Mahado' in den Sand geschrieben, sowie ,Pharao Atemu' und ,Krönung'. Während ich immer wieder ,Mahado' las schweiften meine Gedanken mehr und mehr ab und zogen sich über der anstehenden Krönung zusammen. Mahado... Wenn Isis gerade ihn warnen würde, was sie mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch tun musste - so gut kannte ich sie mittlerweile schon - dann hatte ich wirklich ein Problem, wenn ich auf Atemu losging. "Atemu ist mächtiger als du und du hast nicht den Hauch einer Chance ihn zu ermorden!" Ich schüttelte leicht benommen meinen Kopf und fand wieder in die Realität zurück, in der Marik mich anscheinend schon seit längerer Zeit versuchte anzusprechen. "Wie bitte?", drang die fast hysterisch klingende Stimme langsam an mein Ohr und sickerte kriechend in mein Bewusstsein - fast so, als wollte ich nichts mehr von diesem Thema hören, als weigerte ich mich gerade mit Marik darüber sprechen zu müssen... so, als wollte ich das mit mir selbst ausmachen und wieder der Einzelgänger werden, zu dem ich eigentlich bestimmt war... "Was ,wie bitte'?", fragte ich gereizt und wandte mich von ihm ab. "Ich glaube ich habe mich verhört, nicht wahr? Ich habe nicht gehört, wie du gesagt hast, dass du daran zweifelst, ob deine Entscheidung den Pharao für das büßen zu lassen, was er unseren Familien angetan hat, richtig oder falsch ist. Ich habe mir das nur eingebildet, richtig? Wenn du erst einmal einen Entschluss gefasst hast, dann ziehst du es auch durch, egal was kommt oder welcher Mensch deinen Weg plötzlich kreuzt." "Pah, schon vergessen, wer ich bin? Ich muss jetzt gehen, ich bin müde und morgen wird ein verdammt anstrengender Tag werden. Wir sehen uns dann", verabschiedete ich mich von Marik und machte mich auf den Weg - einfach nur schnell weg von ihm, ohne ihm eine Antwort geben zu müssen - zurück. Hinter mir hörte ich, wie der Sand knirschte und es kam mir so vor, als würde der sandige Untergrund Mariks Wut auf mich widerspiegeln, da dieses Geräusch mehr als nur aufgewühlt und zerknirscht klang... Es war nur ein einfaches Geräusch, aber es sagte mehr als tausend Worte und ich verstand sie. Die unausgesprochenen Worte bahnten sich einen Weg durch die sich langsam abkühlende Luft, erreichten meine Ohren und sickerten - wie Wasser auf heißem Sand - sofort ein. Aber obwohl ich ihre Bedeutung wusste, so wollte ich sie nicht an mich heranlassen. Denn in diesem Moment bedeuteten sie mir nichts... absolut nichts. Mariks stille Offensive ignorierend verschwand ich im Schutz der Dunkelheit. Wenn ich heute noch einmal die Chance hätte die Vergangenheit zu ändern, dann wäre dieser Moment wohl der Richtige gewesen. Ich hätte Marik nicht einfach so dort stehen lassen dürfen, ohne ein Wort der Erklärung oder der Entschuldigung. Vielleicht hätte ich die später folgende Katastrophe abwenden können, aber vielleicht auch nicht. Mariks Wege waren für mich schon immer unergründlich - wohl genau wie meine auch für ihn. Und noch weniger konnte ich mich in seine Gedanken hinein versetzen... Sein Geist war mir trotz unserer gemeinsamen Vergangenheit verschlossen geblieben. Ich hätte mich nur umdrehen müssen und ihm sagen, dass ich keine Bedenken hatte diese Sache wirklich durchzuziehen, wenn er mir nur genug Zeit ließ. Womöglich hätte ich ihm gesagt, dass ich niemals ein Versprechen brach, egal wie weit ich von der Erfüllung weg war oder wie schwer es sein würde. Niemals... und doch... In diesem Moment dachte Marik wohl, dass er mich nicht so gut kannte, wie er es gerne hätte und diese Erkenntnis legte in seinem Geist wohl einen Schalter um, der den Stein ins Rollen brachte... Stunden später - jedenfalls kam es mir so vor, in Wirklichkeit war es bestimmt nur eine halbe Stunde - kam ich endlich wieder zu Hause an. Zu Hause... Wie sehr ich mich doch schon daran gewohnt hatte in der Dunkelheit zu leben, tief unter der Erde... ganz alleine. Es war immer noch überraschend für mich hierher zurück zu kommen und Ryou vorzufinden. Er verlieh dieser Gruft einen Hauch von Glanz und Schönheit, die ich selbst mit den schönsten und wertvollsten geraubten Gegenständen nicht erzeugen konnte. Momentan wusste ich nur nicht, ob das wirklich so gut für mich war. Es war schwierig sich auf Gefühle zu verlassen, wenn man diese vor langer Zeit abgelegt hatte, um genau solche Situationen zu vermeiden... Ryou lag immer noch genau so da, wie ich ihn zuletzt gesehen hatte, um mich dann mit Marik zu treffen. Die Spuren seiner Tränen waren getrocknet und sein Atem ging regelmäßig. Ein paar vereinzelte Strähnen hingen ihm tief in sein Gesicht und als ich näher auf ihn zuging bemerkte ich, dass sein helles, glänzendes Haar an manchen Stellen verdreckt war, genau wie Teile seines kindlich naiven Gesichtes und seiner Kleidung. Dieser Anblick versetzte mir einen kleinen Stich und ich bekam gegen meinen Willen ein schlechtes Gewissen. Wirre Gedankenfetzen schwirrten durch meinen Kopf. Eine seltsam vertraute Stimme erklang und versuchte mir in unverständlich zerhackten Sätzen die Wahrheit zu vermitteln. Meine Verbindung zu Ryou basierte nicht mehr auf unserer Vergangenheit, sondern auf der Gegenwart. Er hätte irgendein fremder Junge aus einer fernen Welt sein können und trotzdem würde ich in jenem Moment, in dem meine Augen ihn zum ersten Mal erblickten, feststellen müssen, dass er etwas Besonderes war und dass ich ihn für mich haben wollte... und zwar nur für mich alleine. Ich wollte ihn haben, ihn besitzen und das um jeden Preis. Noch schlimmer war es dann für mich zu hören, dass mein vermeintliches Eigentum nicht wirklich mir gehörte und wohl auch nie ganz gehören würde. Ich konnte seinen Körper besitzen, ich konnte sein Blut trinken, ich konnte seinen Geist und seine Seele zerbrechen lassen, aber sein Herz würde niemals mir gehören. Wahrscheinlich war es diese Tatsache, die mich in meinem Entschluss bestärkte die Sache mit dem Pharao doch zu erledigen. Wenn ich es nicht machte, dann würde es niemand tun. Jedenfalls niemand, der es mit einer anständigen Portion Leid erledigte. Wenn ich jemanden umbrachte, dann musste der Rest leiden, genau wie ich es hatte tun müssen. Mein Schmerz sollte auch der der Anderen sein. Seufzend wandte ich mich von Ryou ab, der just in diesem Moment wieder anfing leise flüsternd im Schlaf zu reden. Ich musste mich nicht zu ihm herunter bücken, ich verstand auch so gut genug, von was beziehungsweise von wem er träumte. Und zum wiederholten Mal in wenigen Stunden drang der Name Mahado in mein Bewusstsein... Aber als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen entglitt Ryou kurz danach auch noch ein heiseres Flüstern, dass ,Atemu' beinhaltete. Für einen kurzen Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als ein paar einzelne Einblicke in seinen Traum zu bekommen, aber so schnell dieser Wunsch auftauchte, so schnell verschwand er auch wieder in der Finsternis. Stattdessen zog ich mir den Mantel aus und legte ihn über den kleinen Engel, der mich unwissentlich sogar im Schlaf mit seiner sanften Stimme rasend machen konnte - nicht ohne dabei ein schwer zu verhinderndes Lächeln loszuwerden. Und wie auf Kommando legte sich auch auf Ryous Lippen ein kurzes, aber charmantes Lächeln, was in mir ein kribbelndes Gefühl auslöste. Immer noch dieses seltsame Ding auf meinen Lippen spürend deckte ich ihn so gut es ging mit dem Mantel zu und hätte weiß Kami was getan, wenn aus seinem Mund nicht diese verdammten Worte gekommen wären. Verärgert zog ich meine Hände zurück und war sogar beinahe dazu bereit ihm den Mantel wieder weg zu nehmen, entschloss mich dann aber doch wieder anders, als mir auffiel, wie lächerlich mein Verhalten war, nur weil Ryou genau den Namen gesagt hatte, den er all die letzten Jahre in solchen Situationen - und bestimmt auch noch öfters - genannt hatte. Wenn mich jemand im Halbschlaf anfassen würde, dann wäre mein erster Gedanke auch, dass ich Marik mal wieder "Höhlenverbot" geben musste, einfach nur, weil ich es gewohnt war. Ich konnte es Ryou einfach nicht verübeln, dass er sich nicht bei mir, sondern bei Atemu für die plötzliche Wärme bedankte. Außerdem war ich mir sicher, dass die Zeit schon noch kam, in der er mir einmal danken würde, wofür auch immer. "Du und der Pharao, zwischen euch lief doch was?" Meine eigenen Worte hallten hart von den Höhlenwänden wider. Ich versuchte schon seit einer ganzen Weile endlich ein bisschen Schlaf zu finden, aber der gefesselte Junge auf der anderen Wandseite ließ mir - selbst wenn er den Mund hielt - keine Ruhe. Das Gespräch, das wir gestern abend geführt hatten ging mir nicht mehr aus dem Kopf, genau wie meine - leider doch immer noch vorhandenen - Gewissensbisse, ob Atemus Tod wirklich nötig war. Immerhin hatte ich mich doch schon an seinem Vater gerächt, war das damit nicht genug? Irritiert schüttelte ich langsam den Kopf und brachte mich selbst wieder zur Gesinnung. Es würde für mich erst dann vorbei sein, wenn alle Männer dieser Blutlinie der Pharaonen vernichtet waren, keine Sekunde vorher. Ich hatte vor langer Zeit ein Versprechen abgegeben und ich war kein Mann der gebrochenen Versprechen. Nein, ich war Bakura der Grabräuber und diesen Ruf hatte ich mir verdammt noch mal nicht mit Gutherzigkeit verdient. Wenn ich mir meinen ,Gast' so ansah, dann war mir klar, dass nur er Schuld daran hatte, warum mir solche unsinnigen Gedanken kamen. Er und seine nette liebevolle Art, die er trotz seiner Sprüche nicht verbergen konnte. Er mit seinen tiefen, so leicht verletzlichen Augen. Er und seine verdammte Unschuld, die er trotz all den Misshandlungen behalten hatte. Er und seine dämliche Liebe... "Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der so sehnsüchtig nach dir sucht, wenn du verloren gehst... es gibt niemanden, der dich so sehr liebt!" Ach, was wusste der denn schon von Liebe? Nein... Was wusste ich denn schon von Liebe... Ein erschreckend keuchendes Geräusch weckte mich plötzlich und nachdem ich ein paar Sekunden brauchte, um es einzuordnen erkannte ich, dass es Ryou war, der aus irgendeinem Grund wie wild versuchte einen aufkommenden Hustenanfall zu unterdrücken. Als er aber sah, dass ich aufgewacht war gab er dieses Unterfangen auf und hustete so laut, dass es die Höhle zum Einstürzen hätte bringen können. Jedenfalls dröhnte es schmerzend in meinen empfindlichen Ohren. "Alles in Ordnung?", fragte ich, nachdem er sich endlich wieder beruhigt hatte und setzte mich auf. Er lachte verächtlich und wandte ein wenig beleidigt sein Gesicht von mir ab. "Oh sicher, mir geht es gut. Ich wollte nur einmal testen, ob du mich vielleicht ersticken lassen würdest." Dieses Spielchen also wieder, das war genau das, was ich jetzt gebrauchen konnte. "Na dann habe ich ja mit Bravour bestanden", erwiderte ich gespielt erfreut und klatschte vor Begeisterung sogar in die Hände. "Du... du bist ein totaler Egoist", erwiderte er mit lauter Stimme. Oh, das traf mich jetzt aber ganz schwer. Sonst hatte er doch bessere Sprüche auf dem Kasten. Ich sah aber schon jetzt, dass das meine Laune wieder heben würde, egal ob er mich nun nur als Egoist betitelte oder nicht. In erster Linie ging es mir um meinen Spaß und den hatte ich mit diesem Jungen auf jeden Fall. "Und du ein Weltverbesserer und Träumer, na und? Ach Mensch, jetzt hatte ich schon gehofft, dass du bei diesem Erstickungsanfall wenigstens deine Bosheit verloren hättest, aber wie ich sehe lebt sie noch immer in dir und kriecht nach Luft schnappend durch deinen Körper, immer auf der Suche nach einem Fleck, wo sie sich ausbreiten kann." Er sah mir wieder in die Augen und streckte mir dann die Zunge heraus. "Ich habe einen sehr guten Lehrer, wenn es um Bosheit geht." Ich ging auf ihn zu und klopfte ihm stolz auf seine Schulter. Er war wirklich gut. Gut und mutig. "Wohl wahr, wohl wahr." Ich nickte so übertrieben zustimmend, dass mir meine Haare wild um den Kopf herum flogen. "Du hast es also auch bemerkt. Ich dachte schon ich wäre der Einzige, der erkennen würde, dass Mahado wirklich die Bosheit in Person ist. Allein schon die Tatsache, dass er sich mit der Brut des Teufels abgibt weist darauf hin und er beherrscht Magie... Du meine Güte, er hat dich bestimmt auch verzaubert. In Wahrheit bist du eine hässliche, fette Kröte und wenn ich dich küsse verwandelst du dich wieder zurück." Dieses ganze Wettrennen um die beste gespielte Passage hatte wohl eindeutig ich gewonnen, da Ryou einen Schmollmund zog und lange Zeit nichts mehr erwiderte. "Ein Schaf", murmelte er plötzlich, als ich schon längst mit meinen Gedanken bei der Krönung war und ich fuhr zu ihm herum. "Was?" Er sah mich herausfordernd an und wiederholte geduldig seine Aussage. "Ein Schaf, keine Kröte. Und ein außerordentlich schönes Schaf dazu. Mahado ist zwar ein sehr guter Magier, aber doch nicht so gut, dass er hässliche Kreaturen in..." "In schöne Schwäne verwandeln könnte?" Ryou nickte ehrlich begeistert, offenbar gut gelaunt darüber, dass ich ihn mit einem Schwan verglichen hatte. "Aber das Leben als Mensch ist viel besser, also bleibe mir mit deinem Mund bloß vom Hals oder ich beiß dir was ab, wenn ich wieder ein Schaf bin." Unweigerlich musste ich lachen, das Ganze hatte schon zu sehr Ausmaß angenommen und war definitiv jetzt zu weit gegangen. So viel Heiterkeit und Frohsinn waren nicht gut, weder für mich noch für das Verhältnis zwischen Ryou und mir. Je mehr er sich an mich gewöhnte, desto mehr würde er von mir enttäuscht sein, wenn ich der Mörder seines besten Freundes wurde. Doch bevor ich dieser Stimmung ein Ende setzen konnte stimmte auch Ryou mit seiner hellen Stimme in mein Gelächter ein und für ein paar Augenblicke genoss ich einfach noch diese vollkommen neuen Erfahrungen, bevor ich ihn wieder in die Realität holte - zwar nicht ganz so hart, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, aber immerhin besser als gar nichts. Ich nahm mit meinem Zeigefinger und Daumen sein Kinn in meine Hand und zog ihn sanft zu mir hoch, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Dabei fiel mein Mantel von ihm herunter und landete mit einem leisen friedlichen Geräusch auf der Erde. Ich spürte, wie sich Ryou versteifte, wollte aber noch nicht loslassen. "Pass bloß auf, dass ich dir nichts abbeiße, während du schläfst. Das Essen ist knapp und wer weiß... Du siehst so verdammt lecker aus und Schaffleisch hat mir doch schon immer geschmeckt." Gut okay, es war überhaupt nicht das, was ich eigentlich hatte sagen wollen, aber seine gute Laune hatte irgendwie Besitz von mir ergriffen und mich dazu veranlasst diesen Satz zu sagen. Jedoch war ich immer noch Herr über meine Stimmlage und so klang es wenigstens halbwegs drohend. Ich ließ sein Kinn los und löste seine Fesseln von der Wand, damit ich ihn gut transportieren konnte. Ryou schwieg danach die ganze Zeit über und selbst, als ich ihm eröffnete, dass er vor der Krönung noch baden musste nickte er nur stumm. Ich packte also alle Sachen zusammen, die wir brauchten und machte mich dann auf zu Marik, Ryou natürlich im Schlepptau. "Es war nie ausgemacht, dass er hier baden darf! Das ist eine Quelle und kein Badeort für jeden, der sich mal waschen muss", meckerte Marik sofort bei unserer Ankunft, schwieg aber als er sah, wie ernst mir diese Bitte war. "Wenn ich erwischt werde, wie ich den Grabräuber beherberge und den entflohenen Sklaven bei mir baden lasse", flüsterte er mir zu und schubste Ryou unsanft in das Wasser, mitsamt seinen Kleidern. Als ich das überraschte Gesicht von ihm sah musste ich erneut auflachen. Ich kniete mich zu ihm herunter und während ich ihm zuzwinkerte meinte ich halblaut: "Man glaubt es kaum, aber manchmal ist er so gemein. Ich glaube er bekommt von irgendwo her einen ganz schlechten Einfluss." Ryous Verwunderung über den plötzlichen Stoß verschwand augenblicklich und er hielt sich die Hand vor den Mund, um mir dann etwas ins Ohr zu flüstern. "Ich glaube, dass das nur Mahado sein kann, was denkst du?" Er wurde wirklich lockerer in meiner Gegenwart... und das war überhaupt nicht gut. Wahrscheinlich hatte die Einladung zu der heutigen Krönung erheblich dazu beigetragen und das hieß, dass es eindeutig mein Fehler war. Aber wenn ich ihn so triefend nass und harmlos mit dem Wasser und dem wenigen Schaum, der sich gebildet hatte, spielen sah wurde mir klar, dass bis zu Atemus Tod diese entspannte Stimmung zwischen uns nicht mehr weichen würde. "Mach dich jetzt sauber, aber benutze nicht allzu viel von dem Duftzeug, das wäre nur auffällig. Ich hole dich dann später wieder ab. Er hier", erklärte ich Ryou, während ich auf Marik zeigte, "er spendiert deine neuen Kleider, damit du auch wie ein normaler Mensch aussiehst." Mit diesen Worten ließen Marik und ich Ryou alleine in dem Raum und gingen ins Nebenzimmer. "Du bist verrückt, wenn du zum Baden in einen Tempel kommst. Willst du unbedingt erwischt werden?" Marik konnte einfach nicht aufhören mich seit unserer Ankunft anzumeckern. Aber ich hatte keine große Lust seinen Redeschwall zu unterbrechen. So hatte ich immerhin die Möglichkeit nichts reden zu müssen. Marik sah nach einer Weile ein, dass er mich so überhaupt nicht erreichte und gab seufzend auf. "Mach doch, was du willst. Ich dachte nur, dass du ein Mann deines Wortes wärst", erwähnte er enttäuscht und fuhr sich mit seinen dunklen Fingern durch die hellen Haare. Seine Haltung signalisierte Respekt, aber seine Augen strotzen nur so von Wut. Beides war mir momentan irgendwie egal - ich konnte niemanden in meiner Nähe gebrauchen, der sich nicht auf meine Worte verließ. Trotzdem wollte ich diese Aussage nicht wortlos auf mir sitzen lassen. "Wenn du ein Mal deinen Verstand benutzen würdest, dann wüsstest du..." Marik sah mich einen Moment lang neugierig an, aber als er verstand, dass ich den Satz niemals beenden würde lächelte er verzeihend. "Es dürfte kein Problem sein ihn mit diesen Kleidern hier vor neugierigen Blicken zu schützen." Er hielt mir plötzlich ein Bündel beiger Kleidungsstücke hin uns sprach dann weiter. "Die Fesseln wird darunter niemand bemerken, falls du ihn während der Krönung fesseln willst." Große Lavendelfarbene Augen suchten meinen Blick und als sie ihn trafen folgte ein kurzes nervöses Auflachen. Ich schüttelte den Kopf. "Du musst dir keine Sorgen machen, ich werde bestimmt keinen zweiten Fluchtversuch unternehmen. Ich bin einfach nur froh, wenn ich sehen kann, dass es Atemu gut geht." "Die Fesseln bekommt er, sobald er mit den Baden und Anziehen wieder fertig ist. Ich gehe keine überflüssigen Risiken ein, wenn es nicht unbedingt sein muss." Marik nickte gut gelaunt und fing nun sogar an ein Lied aus unserer Kindheit zu summen. "Du hast dich kein bisschen verändert. Bevor du noch zum Hofsänger mutierst sag mir lieber wer alles anwesend sein wird." Er nickte erneut und sah kurz aus einem der Fenster. "Wir sollten ihn zuerst aus dem Wasser holen." Ich folgte Marik zu Ryou und wartete geduldig auf seine weiteren Ausführungen. Ryou erwartete uns schon vor dem Bad mit herunter hängenden Kleidern, aber immerhin frisch gewaschen und - seinem Gesicht nach zu urteilen - glücklich. Marik gab ihm die frischen Kleider, sowie ein Tuch zum Abtrocknen und schickte Ryou zum Anziehen hinter eine antike Wand. Dann wandte er sich wieder mir zu. "Natürlich ist Mahado anwesend. Ohne ihn würde der Pharao überhaupt nichts mehr machen, seit... du weißt schon. Dann natürlich unser aller Liebling Seth, Isis und der Rest der Hohepriester. Mana wird sich unter das Volk mischen, also sei auf der Hut. Ich habe gehört, dass Wachen ebenfalls unter dem Volk sein werden, allerdings nicht in ihrer Kleidung. Sie haben alle Angst, dass die Gegner von dem ehemaligen Pharao sich nun auch an dem Neuen rächen wollen. Es ist höchste Alarmstufe im Palast." Das hörte sich für mich überhaupt nicht gut an. Wachen im Fußvolk, eine unfähige Magierin, die mit ihren misslungenen Zaubersprüchen Unheil anrichten könnte. "Und welche Frau ist es?" Hinter der Wand hörten wir ein leises Aufkeuchen, was Marik dazu brachte belustigt aufzulachen und mir dann zuzuzwinkern. "Ihr Name ist Elita." Elita... der Name sagte mir etwas. "Die Kleine mit den langen schwarzen Haaren und den grünen Augen?" Marik nickte und warf dann einen flüchtigen Blick hinter die Abtrennung. "Genau die. Du kennst sie?" Kennen war zu viel gesagt. Ich hatte sie ein Mal im Palast getroffen, als ich damals Atemus Vater das Gift gerade verabreicht hatte. In der Kleidung der Wachen hatte sie mich natürlich nicht erkannt, was sie aber nicht daran hinderte mir ein Ohr ab zu quatschen. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete: "Flüchtig. Sie nervt ganz schön. Wer hat denn die für den Pharao ausgesucht?" Marik fuhr sich erneut durch seine Haare und warf sie gekonnt hinter seine schmalen Schultern. "Ach, sein Berater hat Elita ausgesucht. Pharao Atemu hatte damit nichts zu tun. Die offizielle Begründung habe ich beinahe schon wieder vergessen. Warte kurz... Sie wäre von ihrer Art her genau die Richtige und würde dem Pharao helfen das Land weise zu regieren." "Das soll doch ein Witz sein, oder?" Ryou tauchte hinter der Absperrung heraus und sah Marik herausfordernd an. "Elita hat sich doch bestimmt nur... Sie hat bestimmt nur alle mit ihren Reizen überzeugt, weil sie auf die Herrscherrolle scharf ist. Diese Schlange will doch nur an Tempeln erwähnt werden und die Macht Atemus genießen." Ryou hatte sich richtig in Rage geredet und ging immer schneller auf Marik zu, beinahe so, als wollte er diesen dafür bestrafen. "Ryou, was habe ich dir gesagt?", ermahnte ich ihn und augenblicklich hielt er inne. "Lass uns gehen, ich will einen guten Platz bekommen." Ryou nickte und hielt mir bereitwillig seine Handgelenke hin. "Braver Junge, vergiss deine Manieren später nicht plötzlich." Ich warf ihm den Mantel über und zusammen verließen wird den Tempel in Richtung Palast. Ich glaube in meinem ganzen Leben hatte mich noch nie etwas so sehr gelangweilt wie diese Krönung von Atemu. Die ewig lange Hochzeit, die der Krönung vorangehen musste war wenigstens noch ein wenig erheiternd gewesen, da Ryou das Ganze nicht so gelassen sehen konnte wie ich. Beim Anblick von der zukünftigen Frau an Atemus Seite bekam er einen so zornigen Ausdruck in den Augen, dass ich einen Moment lang befürchtete er würde dort hoch zu der Empore stürzen und sie mit seinen eigenen Händen erwürgen. Dann jedoch fiel sein Blick auf mich und sofort verflog der Zorn, um sich von Verlegenheit ablösen zu lassen. "Das ist es, was ich dir gesagt habe. Nicht mehr und nicht weniger. Wir können gehen, wann immer du willst." Er schüttelte entschieden den Kopf und beobachtete gerade noch rechtzeitig, wie man Atemu die Krone für Ägypten aufsetzte. "Kannst du nicht sie umbringen, wenn du das nächste Mal den Palast betrittst?", fragte er mich leise und als er meinen belustigten Blick sah winkte er ab. "Vergiss es, das würde Atemu auch nichts bringen." Ich nahm es ohne weiteres hin und widmete mich nun wieder dem Pharao. Mir war schon die ganze Zeit über der Ausdruck auf dem Gesicht von Atemu aufgefallen. Er wirkte seltsam abwesend und mit den Gedanken ganz woanders. Seine Braut hatte er nicht einmal auch nur eines Blickes gewürdigt. Das ganze machte mir mehr Sorgen als alles andere. Er schaffte es nicht sich von Ryou zu lösen und ich ging jede Wette ein, dass diese Krönung ein anderes Ende nehmen würde, wie es sich alle dort oben erhofft hatten. Als ob Mahado meine Gedanken gehört hätte legte er von hinten eine Hand auf Atemus Schulter und flüsterte diesem etwas ins Ohr. Für mehrere Minuten kehrte der Blick des Herrschers wieder zurück, um danach wieder in die Unendlichkeit abzuschweifen. Dieses Spiel hatte Mahado mehrere Male wiederholt, jedoch gab er nach dem siebten Handauflegen auf. Schließlich sollte das Volk doch nichts bemerken. Wie auf Kommando sah ich mich unauffällig um. Unter der jubelnden Menge konnte man die Wachen genau erkennen. Nicht nur, dass sie unter den Kleidern bewaffnet waren, sie sahen sich auch zu oft im Volk um. Und so etwas sollte dem Pharao dienen und zu seinem Schutz da sein. Mana dagegen war ganz vorne mit dabei und hüpfte ausgelassen von einem Fleck zum anderen. Ich fragte mich wirklich, wie Mahado es jeden Tag mit ihr aushalten konnte. Mir reichte ja schon Mariks übermäßig gute Laune, die ich vielleicht ein paar Mal in der Woche ertragen musste, aber jeden Tag? Ryou wischte sich mit seiner Hand über die Augen, was mich wieder dazu brachte den Ereignissen auf der Empore zu folgen. Die Krönung war vorbei und Atemu war nach vorne gestürzt. Sein Priester Mahado lief - nachdem er die Schrecksekunde überwunden hatte - direkt hinterher, um den neuen Pharao zur Vernunft zu bringen. Ryous Fesseln zogen kurz an dem Seil, das uns beide verband, aber er blieb stehen, wo er war. Statt dessen ballte er die zierlichen Finger zu Fäusten zusammen und senkte den Blick, während Atemu genau das machte, was ich die ganze Zeit über schon befürchtet hatte. Ich erinnerte mich genau an das, was ich gedacht hatte, als Ryou mir versprach nicht wegzulaufen... Dem Pharao würde es bestimmt nicht gut gehen und ich ging jede Wette ein, dass er morgen nach der Zeremonie noch Worte an das Volk richten würde... Worte, die deutlich zeigen würden, dass er trotz allem immer noch auf der verzweifelten Suche nach Ryou war. "Ich habe vor kurzer Zeit etwas verloren, was mir sehr am Herzen lag... immer noch sehr am Herzen liegt", fing Atemu mit seiner Rede an, während Mahado - jetzt schon mit Gewalt - versuchte seinen Pharao zur Vernunft zu bringen. "Man hätte es nicht für möglich halten können, aber es ist jemandem gelungen aus dem Palast zu fliehen." Erstaunen und Entsetzen breitete sich um uns herum aus. Ryou stand immer noch mit gesenktem Blick und geballten Fäusten neben mir und verbarg sein Gesicht vor mir. Ich sah, wie Mahado mit fürsorglichem Gesichtsausdruck etwas in Atemus Ohr flüsterte und ihm schützend die Hände auf beide Schultern legte. "Einer meiner treusten Ergebenen ist entflohen und ich bitte das Volk nun mit mir auf die Suche nach ihm zu gehen. Ich bitte euch inständig, es ist eine sehr dringende Angelegenheit." Ich fasste mir an die Stirn und fing schon die ersten Gerüchte auf, die sich in der nächsten Zeit wie ein Feuer ausbreiten würden. Der Pharao hatte einen Sklaven entkommen lassen, der hingerichtet werden sollte oder Jemand hatte den Pharao bedroht und war danach wieder entkommen oder sonstige Hirngespinste der einfältigen Bewohner hier. Ich war mir sicher, dass Ryou all die Gerüchte auch hörte, aber er stand immer noch unverändert neben mir. Atemu fing wieder an zu sprechen, als er mir endlich das Gesicht zuwandte. Ich hatte erwartet Tränen auf seinen Wangen zu sehen, aber dort war nichts. Keine Träne... nicht einmal die Spur von einer, die vielleicht schon vor längerer Zeit geflossen war. Seine Augen waren mir seltsam fremd und seine Stimme zitterte, als er etwas flüsterte, was ich nur mit Mühe verstehen konnte. "Lass... lass uns gehen... Ich habe genug gehört." "Was immer du willst", antwortete ich ihm und fing an uns beide unauffällig aus der Menge zu manövrieren. Aber Atemu hingegen hörte nicht auf von seinem verlorenen Bediensteten zu reden. "Er war nicht nur mein Diener, er war auch mein Freund. Ich bitte euch noch einmal, helft mir und meinen Soldaten ihn wieder zu finden. Er dürfte in einer großen Menschenmenge leicht auffallen, da er nicht wie ein typischer Ägypter aussieht. Wenn ihr also das nächste Mal so jemanden trefft, dann meldet euch umgehend im Palast. Wer auch immer von euch ,Amehris' wieder findet bekommt eine Belohnung, die sein ganzes Leben verändern wird." Na toll, jetzt würde ganz Ägypten Ryou suchen. Ich drehte mich noch einmal um und sah, wie Mahado Atemu endlich von der Empore führte und alle anderen Hohepriester folgten. Einzig Isis blieb stehen und warf einen Blick in unsere Richtung. Ich war mir sicher, dass sie wusste, wo genau wir uns in der Menge befanden. "Bakura?" Ich schloss die Augen und ging mit Ryou wieder weiter. Es war wahrscheinlich purer Zufall gewesen, dass niemand hörte, wie er mich gerade angeredet hatte... "Ja?" Eigentlich hatte ich ihn noch vermitteln wollen, dass er mich lieber nie wieder in der Öffentlichkeit so ansprechen sollte, aber mir blieben die Worte einfach im Hals stecken. "Lass nicht zu, dass sie mich finden. Versprich es mir!" /Erinnerst du dich noch an dein Versprechen?/ //Dass ich dich beschützen soll und dich nie wieder loslasse?// /Das und das Versprechen, dass die Wachen des Pharaos mich niemals finden werden./ //Wie könnte ich meine Versprechen jemals vergessen?// /Wenn du sie nicht vergessen kannst... Warum kannst du sie dann nicht halten?/ --------------------------------------------------------------------------- So, das war es mal wieder von meiner Seite. Ich hoffe, dass Mariks Rolle hier jetzt ein bisschen klarer geworden ist, genauso wie die Beziehung zwischen Bakura und Ryou ^_____^ Dann bis zum nächsten Mal, wo dann auch endlich mal jemand sterben muss *die Person aber nicht verrate* Das nächste Kapitel wird eh eine ganz besondere Überraschung *freu* KaSu Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)