yurameki von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: komplette Fiction ---------------------------- yurameki Ich kann nicht zurück, ich möchte vergessen, meine Liebe für dich wird nie "wanken" Ein Seufzen. Eine fragile Hand, welche die Sätze auf dem Blatt vor sich mit schwarzer Tinte durchstrich. Das ist alles Unsinn. So oft ich auch darüber nachdenke - es ist Unsinn. Ich kann das nicht zulassen. Aber kann ich es verhindern...? Zwei tiefe Augen wanderten ein Bild entlang. Ein glückliches Pärchen, lächelnd, zeigte sich darauf. Er war einer dieser Menschen. Einer dieser glücklichen, verliebten Menschen. Liebe ist etwas so paradoxes. Wieso nur? Weiter glitt sein Blick hinüber zu einem zweiten Bild. Der blonde Mann griff nach dem Bilderrahmen und strich zärtlich über das Glas. Glas, das ihn von den bezaubernden Zügen des anderen trennte. Mit einem plötzlichen Kopfschütteln stellte Kyo die Fotographie zurück. Entsetzt über seine eigenen Gedanken. Ich muss das vergessen. Ich muss ihn vergessen. Ich gehöre zu Kaoru. Nur... Während die braunen Lichter zwischen den beiden Bildern hin und her schwankten, verspürte Kyo einen Stich. Einen tiefen Stich direkt aus dem Herzen. Ganz gleich, wie falsch es ist. Meine Gefühle lassen sich nicht abtöten, was auch immer mein Kopf sagen mag. Verdammt, warum muss dies geschehen...? Ich weiß es nicht. Aber meine Liebe für ihn wird nicht mehr gehen, sie lässt sich nicht mehr ersticken. Nachdenklich versuchte er, sich wieder auf seinen Brief zu konzentrieren. Was nur schreiben? Ich kann so leicht Gedanken in Worte kleiden, schöne oder traurige Gefühle damit hervorzaubern. Doch nun... Kaoru, ich habe dich immer geliebt. Und ich will es noch. Nur kann ich es nicht mehr. Wie soll ich das in Worte fassen, ohne ihn zu verletzen? Das geht wohl nicht. Leider... Erneut wurde sein Blick von dem einzelnen Bild gefangen. Der Vokalist spürte, wie sein Herz ein paar schmerzhafte Schläge lang schneller wurde, als er das Gesicht betrachtete. So klare Züge, die man durchaus schön finden konnte - die er als bezaubernd empfand. Das Lachen, das ansteckende Lachen... Dies musste eins der Dinge sein, die sein Herz in diese Misere geschickt hatten. Wäre das nur alles nicht passiert. Warum habe ich nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen? Als ich merkte, was sich zwischen uns entwickelte? Gott, was habe ich da zugelassen? Das zerstört einfach alles. Nicht nur mein Verhältnis zu Kaoru, sondern auch deins. Ihr seid so gute Freunde... Und doch hast auch du nichts dagegen unternommen. Im Gegenteil. Du wolltest es - ich habe nur nichts getan, um mich dagegen zu wehren. Ohne an Kaoru zu denken... *** An diesem Tage verschwand ich aus deinem Blickfeld. Nun ist es schon zu spät, was kann ich tun? Dich anstarrend, als du zusammenbrachst, umarmte ich dich fester als gewöhnlich. Doch du wirst dich nicht ändern. Er blies sich ein paar Ponyfransen aus dem Gesicht. Sie störten ihn dabei, aus dem Fenster zu sehen. Kyo stand am Fenster seines Schlafzimmers und starrte hinaus. Doch in Wirklichkeit sah er nichts dort außerhalb des Zimmers. Er war mit seinen Gedanken weit, weit entfernt. Durch das Glas rief er sich den letzten Abend zurück in seine Erinnerung. Ich habe es tatsächlich getan. Ich habe dir von meinen Gefühlen erzählt. Nun ist alles aus. Ich habe es gesagt - mit meinem Weggehen letzten Abend bin ich wohl für alle Zeit aus deiner Sicht verschwunden. Aber es war zu spät. Nichts hätte unsere Beziehung mehr gerettet. Die ungewöhnlich großen Augen füllten sich mit Tränen, als Szenen des Vortags auf der Scheibe aufzutauchen schienen. Einmal mehr sah er die fassungslose Miene des anderen. Die glitzernden Tränen in den Augen des Menschen, den er einmal mehr als alles andere geliebt hatte. Und die Zurückweisung, als er versucht hatte, ihn zu trösten. Ich weiß, du musst mich hassen. Nein, du hasst mich nicht - aber du wünschst dir, es zu können. Ich wollte dir diesen Kummer ersparen, wollte dich nicht in diese Verzweiflung schicken, das musst du mir glauben. So lange habe ich dagegen angekämpft. Aber es ging einfach nicht mehr. Du wirst es mir nicht glauben, doch mir tut dies genauso weh wie dir. Ich habe unsere Beziehung für deinen besten Freunden beendet, ich bin einfach das Allerletzte... Du liebst Die als Freund über alles, du hast ihm vertraut, genau wie mir. Und wir...? Wir haben dieses Vertrauen gebrochen, als wir nichts gegen unsere Gefühle unternahmen, so lange es noch möglich gewesen wäre. Es tut mir leid, Kaoru. Das war es, was ich dir gestern Abend zeigen wollte, als ich dich umarmte und deine bebenden Schultern streichelte. Deine abweisende Haltung war zu erwarten. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste dir doch zeigen, wie sehr ich das alles bereue. Es ist nicht so, dass ich mir das gewünscht habe. Sonst hätte ich nicht so sehr gegen meine Gefühle angekämpft. Aber so viel ich auch kämpfe - du wirst dich nicht ändern. Du wirst nie Die sein... Und ich fürchte, das müsstest du, damit mein Kampf gegen mich selbst erfolgreich wäre... *** Wie ich nun feststellen muss, ist deine Liebe schon vergangen. Ich war wirklich nur ein Narr für dich. Sollen wir es hier beenden? Wenn ich an dich denke, füllen sich meine Augen aus irgendeinem Grund mit Tränen. Ich werde dich nie wieder verletzen. Denn ich möchte dich umarmen wie ich es zuvor immer getan habe. Ich habe unsere Liebe zu sehr verraten... "nun können wir nicht mehr dorthin zurück, wo wir vor drei Jahren noch waren..." Tränen. Viele, viele Tränen. Eine zierliche Gestalt, die im Halbschatten eines Zimmers hockte - auf dem Boden, an die Wand gelehnt und mit angezogenen Knien. Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen, versuchte krampfhaft, das Gefühl von Leere zu verscheuchen. Doch es blieb. Ein Bilderrahmen lag neben der Gestalt auf dem Boden. Das Glas zerbrochen, das Bild verrutscht. Wieso? Kyos schlanke Finger zogen die Fotographie aus dem Rahmen. Während er die geliebten Gesichtszüge betrachtete, verzog sich seine Miene mehr und mehr, Verzweiflung blitzte unverkennbar auf. In der anderen, zur Faust geballten Hand hielt er einen Brief, einen zerknitterten Brief, dessen Inhalt er nicht vergessen konnte. Nicht ertragen konnte. War es das wirklich für dich? Ich habe alles für dich aufgegeben, alles riskiert. In dem Glauben an deine Liebe - habe ich mich so sehr darin verrannt, dass ich nicht mehr erkennen konnte, was wirklich vor sich ging? Ich liebe dich über alles, doch deine Liebe scheint nur ein Gast in meinem Herzen gewesen zu sein. War ich ein Spielzeug für dich? Jemand, den man einfach so mitnimmt, weil es gerade passt? Das kann doch nicht sein, dafür hättest du doch dein Verhältnis zu Kaoru nicht so aufs Spiel gesetzt!? Das Papier segelte zu Boden, als seine Hand Tränen aus Kyos Gesicht wischte. Seine Wimpern waren voll des Unglück verkündenden Nasses, immer mehr bittere Tränen perlten die Wangen hinab, tropften auf den Stoff seiner Hose oder zerbarsten auf dem Boden. Alles kam ihm vor wie in Zeitlupe. Willst du es so beenden? Mit ein paar Zeilen, während du mich in den Proben behandelst, als sei nie etwas vorgefallen? Als hättest du mir nie deine Aufmerksamkeit versprochen, nie gesagt, dass du mich liebst... Ist all das, was zwischen uns vorfiel, nur ein Spiel gewesen? Wenn es das war, sollte ich keine Träne für dich vergießen. Nicht für dich, sondern für Kaoru. Ich hab ihn unglücklich gemacht, um einem Trugbild hinterher zu jagen - um für einen Menschen frei zu sein, der mich wohl nur benutzt hat. Kaoru... wie gerne würde ich mich jetzt bei dir ausheulen und dich wieder haben. Aber ich kann nicht, obwohl du es wahrscheinlich sogar zuließest. Verdammt, du liebst mich wirklich, obgleich ich unsere Liebe so verraten habe; und dennoch hängt sich mein Herz an Die. Wir können nicht an den Punkt zurückkehren, an dem wir noch glücklich miteinander waren. Ich will dich lieben, wie ich es immer wollte. Doch meinen Gefühlen kann ich keine Befehle geben. Meine Gefühle kennen nur noch einen Namen, scheinbar ist es ihnen egal, dass er mich nicht liebt, es ist ihnen sogar gleich, wie sehr er mir weh tut. Ob das die gerechte Strafe für meinen Verrat ist? Vermutlich ist es das... *** Warum trafen wir beide uns? Was habe ich dir gegeben? Wäre da eine Chance, dich eines Tages wiederzusehen, würde ich bis dahin warten Ich kann nicht zurück, ich möchte vergessen, noch einmal, mehr als je zuvor. Ich möchte sogar meine Erinnerungen vergessen, mein Herz, das dich liebte, schmerzt Für alle Ewigkeiten, Liebe wie nie zuvor Für alle Ewigkeiten, unsere Liebe wird nicht wiederkehren. Kyo biss sich auf die Innenseite der Unterlippe und verkrampfte seine Hände in den Hosentaschen, während er seine Freunde beobachtete. Shinya, der in der Nähe Kaorus saß. Zwei Männer von sechsundzwanzig und dreißig, die beisammen saßen und sich leise unterhielten, einfach die Arbeitspause genossen. Doch in Wirklichkeit hatte Kyo nur Augen für eine andere Person. Für Die, der gemeinsam mit Toshiya über einen Text gebeugt da saß und mit ihm diskutierte. Scheinbar waren die zwei zu sehr in ihre Diskussion vertieft, um Pause zu machen. Toshiya lächelte, scherzte, das sah er seinem besten Freund an. Ein Stich glühender Eifersucht kam in Kyo hoch. Er wollte sich auch wieder so verhalten können. Ein normales Verhältnis zu all seinen Freunden haben - die Brüche kitten... Plötzlich sahen zwei Augen zu ihm hoch, wie er gegen die Fensterbank lehnte. Zwei Blicke trafen sich, doch genauso schnell, wie ihr Blickkontakt zu Stande gekommen war, beendete Die ihn auch wieder. Das tat weh, Die. Das tat furchtbar weh... Beantworte mir eine Frage. Warum trafen wir beide auf diese Weise zusammen? Warum sind wir uns mit einem Mal auf einer ganz anderen Ebene begegnet? Was habe ich dir für Gefühle vermittelt, dass du auf die Idee kamst, etwas mit mir anzufangen? Falls ich dir überhaupt etwas vermittelt habe - wieso hast du es dann so abrupt abgebrochen und mich fallen gelassen? Es ist krank. Wieso verzehrt sich mein Herz so nach dir? Ich würde ewig warten, hätte ich doch nur die Aussicht, dieses Warten eines Tages belohnt zu sehen... Es ist meine eigene Schuld. Ich bin diesen Weg gegangen, diesen Weg, von dem ich wusste, dass ich ihn nicht mehr würde verlassen können. Und wieder einmal, einmal mehr möchte ich dich einfach nur vergessen, diese Gefühle aus meiner Erinnerung streichen... Es tut zu doll weh. Doch sogar Vergessen ist unmöglich. Ich werde dich für alle Ewigkeiten lieben - mehr als je einen Menschen zuvor. So sehr werde ich nie einen anderen Menschen lieben können, Die. Mit einem letzten Blick auf Kaoru wandte Kyo sich von seinen Freunden ab. Genauso wenig, wie unsere Liebe wiederkehren wird... *** Mit meinem ernsten Verrat, der mehr bedeutet als meine Liebe, wirst du nie "wanken"... Ein Blick in den Spiegel. Von seinem Platz aus konnte er dank des Spiegels die übrigen Mitglieder Dir en greys betrachten, während an seinen Haaren herumgezupft und seine Nase gepudert wurde. Kyo sah sich selbst, sein eigenes Gesicht, nicht. Es interessierte ihn nicht, er konnte sich ohnehin nicht als schön empfinden. Viel lieber beobachtete er Die, wie er zurecht gemacht wurde. Ein leichtes Lächeln, bitter, aber dennoch ein Lächeln. Du bist so schön, so hinreißend schön. Ich vermisse dich. Wenn ich dich schon nicht als Partner haben darf, wünschte ich, wenigstens unsere Freundschaft würde noch bestehen... Aber selbst die ist zerstört. Wir können nicht mehr normal miteinander umgehen, nichts funktioniert mehr zwischen uns. Freundliche Distanziertheit, höflich und doch bedrückend abweisend... Wenigstens ist sonst alles anders geworden. Ob besser, das weiß ich nicht, aber alles hat sich verändert. Mit Kaoru scheinst du wieder besser klar zu kommen. Ich habe keine Ahnung, ob ihr über alles geredet habt, ich wurde nicht in eure Gespräche einbezogen. Aber eure Freundschaft zumindest wirkt wieder stabiler. Ja... zwischen euch ist wohl wirklich alles wieder besser. Nur ich stehe völlig alleine da. Doch ich bin froh, dass wenigstens Kaoru sich normal mir gegenüber benimmt. Ich schätze, er hat mit unserer Trennung abgeschlossen, es ist Monate her... Bewundernswert. Mit dem Verrat unserer Liebe hast du unsere Beziehung auch für dich beendet - mit Schmerz und vielen Tränen, aber ohne zu zögern oder zu hoffen, ich könnte zurückkommen. Darin hättest du nie geschwankt. Du hast einmal wieder alles viel besser verstanden als ich. Ich hingegen hänge immer noch an jemanden, der mich nicht will und komme nicht davon los; hoffe und hoffe, obwohl ich innerlich daran zerbreche. Die liebt mich nicht - und auch dies wird nie "wanken"... ~ Owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)