Smaragdener Fluch von Nightingale (Schwarze Nemesis I) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Chap.II "Ran? Kommst du endlich?! Die Bahn fährt gleich ab!" Sonoko winkte ihrer Freundin ungeduldig zu, und als diese keine Anstalten machte, ihren Schritt zu beschleunigen, packte sie sie kurzerhand am Arm und schleppte sie zum Eingang der U-Bahn-Station. "Jajaja, ist ja gut! Ich komm ja schon! Ich hab nur meine Sporttasche vergessen und mußte nochmal zurück!" antwortete die Angesprochene etwas genervt und versuchte sich loszueisen, was gar nicht so einfach war, da Sonoko einen ziemlich schnellen Gang eingeschlagen hatte und sie unerbittlich hinter sich her zog. "Nix da! Heute ist doch unser traditioneller monatlicher Shopping-Tag! Außerdem" das blonde Mädchen strahlte nun ihre Freundin an, "wollte ich dir doch von diesem absoluten Traumtypen erzählen, den ich gestern getroffen habe!" Ran seufzte. Sonoko Suzuki ließ nie einen Flirt aus, stürzte sich in jede Affaire, die sich ergab, immer auf der Suche nach ihrem Traumprinzen, komplett mit weißem Roß und Märchenschloß. Dass sie in der Vergangenheit nicht nur viele Enttäuschungen erleiden musste, sondern manchmal an regelrechte Psychopathen geraten war, hinderte sie nicht daran, trotzdem jeden Mann anzubaggern, der nicht bei drei auf den Bäumen war. Noch während die Bahn tatsächlich kurz darauf einfuhr und sie im Inneren einen Sitzplatz suchten, plapperte Sonoko munter von ihren neuesten Erlebnissen drauf los. "Ich war doch gestern im Schwimmbad, hab ich dir ja erzählt, da hatte ich doch diesen neuen Bikini an , du weißt schon, der mit den blauen Streifen, den wir zusammen in diesem tollen Laden in Shibuya gekauft haben, und sonn mir gerade den Rücken, und da kommt dieser Traum von einem Mann, braungebrannt und Waschbrettbauch, was der wohl für Sport macht..." Ran hörte nur mit halbem Ohr zu, was ihre Freundin sagte. Es wiederholte sich jedes Mal, und so gern sie Sonoko auch hatte, spätestens nächste Woche würde sie sie mit zum Karaoke schleppen, nur um den ganzen Abend ihren Beziehungsfrust von der Seele zu singen. Außerdem erinnerte es sie jedes Mal an Shinichi! Shinichi...! Mit einem mal verfiel sie in melancholische Gedanken... Wie lange mochte es mittlerweile her sein, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte?! Ein Jahr mindestens seitdem er verschwunden war... Nein, das stimmte nicht! Einmal noch war er aufgetaucht, um Heijis Herausforderung zum Detektiv-Duell anzunehmen, als wolle er sagen, egal wo ich bin, ich wache stets über euch, vergeßt mich nicht, denn ich bin immer noch der Größte... "Ran? Ran! Erde an Ran?!" Ran schreckte aus ihren Gedanken, als sie eine etwas säuerliche Blondine in die Rippen stupste. "Äh, ja! Ich habe zugehört! Traumtyp im Schwimmbad! Braungebrannt! Äh, nur den letzten Satz hab ich grad nicht mitgekriegt..., was hast du gesagt?" Sonoko schaute sie skeptisch von der Seite an, und bemerkte dann etwas spitz "Das ist mir aufgefallen! Ich habe gesagt, dass kein noch so toller Typ, den ich bisher getroffen habe, bisher an IHN heranreicht!" Beim Wörtchen "IHN" glänzten ihre Augen wie die eines vorpubertierenden Girlies, das an ihr Lieblings-Boygroupmitglied dachte. "IHN?" wiederholte Ran blöde. "Hach, du weißt schon, Kaitô KID natürlich!" schwärmte die Blonde. Sie wurde jedoch gleich wieder ernst, als ihr der betrübte Gesichtsausdruck ihrer Freundin auffiel, die jetzt wieder mit leerem Blick ins Nichts gaffte. Sie seufzte, als ihr der passende Grund einfiel. "Du denkst wieder an ihn, an..." "SHINICHI!!!!" Der Oberschüler vor ihr hob überascht eine Augenbraue. "Äh, wer?" Ran wurde sich ihres Fehlers bewußt, als sie den Namen ihres Freundes schon ausgesprochen hatte. Falsche Uniform, falsche Frisur, und trotzdem... Er sah aus wie die verstrubbelte und spitzbübische Version von Shinichi Kudo, ihrem Sandkastenfreund und -mehr oder weniger- heimlichen Schwarm. "Äh, tut mir leid, ich hab dich wohl grad verwechselt! Mit einem...Freund!" Etwas kleinlaut ließ sie den Kopf zwischen ihren Schultern sinken. "Ach!" meinte der junge Mann nur, die Braue sank nicht, nahm jetzt nur einen interessierten Ausdruck an. Aus irgendeinem Grund fühlte sich die Schwarzhaarige verpflichtet weiterzureden und ihren Irrtum vollständig aufzuklären. "Äh, ja! Ein Freund, er geht mit mir in eine Klasse" erklärte sie, wobei sie den Bekanntschaftsgrad bewußt wegließ, "ich hab ihn nur seit längerer Zeit nicht gesehen, und du siehst ihm ein wenig ähnlich..." "Ach, echt?" Der Junge ließ sich auf die Sitzbank neben Ran plumpsen, schaute sie nun mit unverhohlener Neugier an. Na, der hat aber auch keine Komplexe, dachte sie etwas pikiert, doch irgendwie ist er auch sympathisch... Er erinnert halt doch an Shinichi! "Du sagst, du hast ihn länger nicht gesehen, aber wenn er doch in deine Klasse geht...? Und er sieht mir echt ähnlich, dieser -wie nanntest du ihn- Shinichi?" "Er ist ihr Freund!" platzte Sonoko grinsend ins Gespräch. Bisher hatte sie den Neuankömmling nur neugierig gemustert, doch das Ergebnis schien ihr zu gefallen. "Sonoko!" rief Ran entrüstet, die Wangen schon errötet, doch ihre Freundin ließ sich nicht beirren. "Allerdings ist der vor 'ner ganzen Weile verschwunden, keiner weiß wohin! Er ruft sie nur hin und wieder an, sonst gibt es kein Lebenszeichen von ihm!" flüsterte diese ihm verschwörerisch zu, als ob sie gerade einen spannenden Krimi erzählen würde. "Er ist verschwunden?" "Ja, er ist nämlich Detektiv, mußt du wissen! Einer der Besten! Du hast bestimmt schon von ihm gelesen, er war früher ständig in der Zeitung, wenn er wieder einen schwierigen Fall gelöst hat. Sie nannten ihn sogar den "Erlöser der japanischen Polizei", ohne ihn haben die doch gar nichts hingekriegt! Würden die auch heute nicht, wenn nicht zufällig nach seinem Verschwinden ihr Vater als der neue Stern am Detektivhimmel erschienen wäre, nicht wahr Ran?" Die Angesprochene ähnelte mittlerweile einer reifen Tomate, allerdings schien diesmal eine ganze Portion von Stolz mitzuschwingen, als sie schüchtern nickte. Die begeisterte Sonoko war in ihrem Redefluß kaum zu bremsen, sie warf dem schwarzhaarigen Jungen an Rans Seite immer wieder vielsagende Blicke zu als sie merkte, dass er interessiert an ihren Lippen hing. "Und wie hast du gesagt, heißt er?" unterbrach er sie, als sie Luft für weitere Bandwurmsätze holte. "Na, Shinichi Kudô natürlich! Der Meisterdetektiv Ostjapans höchstpersönlich! Und Rans Vater ist der berühmte Kogoro Môri, den kennst du doch, oder?!" "Ja, sicher! Den sieht man doch ständig in den Nachrichten, nicht? Ein sehr scharfsinniger und intellligenter Mann muß das sein! Da bin ich ja gerade an zwei Berühmtheiten geraten, und hübsch obendrein!" Der junge Mann lächelte eine nach der anderen breit an, bevor er in seiner Hosentasche kramte, einen silbrigen Gegenstand herausfischte und ihn in Rans Hände fallen ließ. "Hier, den hast du auf dem Bahnsteig verloren! Eigentlich wollte ich dir den nur wiedergeben, aber es hat Spaß gemacht, eure Bekanntschaft zu machen! Wir sehen uns..." Bevor die Mädchen etwas erwidern konnten, stand er auf, warf ihnen noch ein charmantes Lächeln zu, und verließ den Waggon durch die gerade noch offenen Türen. Verdattert schauten ihm die Beiden hinterher, bis der Zug wieder losfuhr. Dann erst schaute Ran verdutzt auf den Gegenstand in ihren Händen. "Mein Schlüsselbund??! Wie ist der denn runtergefallen?! Der war doch in meiner Rucksacktasche?" "Mmh? Ach, das kann doch mal passieren!" murmelte ihre Freundin geistesabwesend und starrte dabei noch immer auf die mittlerweile geschlossenen Türen. Noch etwas benommen von dem Kompliment - dass sie im Grunde genommen nicht wirklich zu irgendwelchen Berühmtheiten gehörte, war eher nebensächlich - träumte Sonoko vor sich hin, bis ihr etwas wichtiges einfiel: "AAARGH! MIST!" Erschrocken blickte Ran sie an. "Ich habe vergessen, ihn nach seinem Namen und Telefonnummer zu fragen..." erklärte diese ihr entschuldigend. Die Schwarzhaarige seufzte resigniert. "Sonoko, du bist wirklich unverbesserlich! Mußt du denn jedes männliche Wesen ansprechen, dass dir über den Weg läuft?!" "Na, hör mal! Du hast gut reden, du hast doch deinen Shinichi, ich muß meinen Traumprinzen schon noch selber suchen!" sog die Blonde in gespielter Entrüstung die Luft ein, "Außerdem..., wer von uns beiden hat ihn denn mit Shinichi verwechselt und ist so rot geworden?!" "Najaa..." versuchte sich Ran zu wehren, was vollkommen ignoriert wurde. "Gib's doch zu! Der Kerl war zum Anbeissen süß, Shinichi hin oder her!" Sonoko zwinkerte ihrer Freundin grinsend zu und knuffte sie verschwörerisch in die Seite. "Jaa, du hast ja recht! Er war wirklich süß!" rang sich Ran schließlich durch und grinste zurück. "Trotzdem frage ich mich, wie ich den Schlüssel verlieren konnte..." Das war ja leichter als gedacht, grinste Kaitô KID triumphierend. Selbst der billige Trick mit dem "verlorenen" Gegenstand wäre beinahe unnötig gewesen, doch dass es so gut klappen würde, hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet.. Gut, dass er sich letztendlich doch dazu durchgerungen hatte, ohne Verkleidung oder Maske hinzugehen, doch sah er diesem Shinichi wirklich so ähnlich...? Langsam konnte er sich tatsächlich an diesen Kudô erinnern, ein Kerl ungefähr in seinem Alter, der in der Tat alle paar Tage in der Zeitung war, ein gefeierter Jungdetektiv. Kaitô konnte sein Glück kaum fassen! Sonoko war ein wahrer Goldschatz was Informationen anging, bei Ran wäre es vermutlich sehr viel schwieriger geworden auch nur einen Bruchteil davon aus ihr herauszukitzeln... Kaum ist Kudô verschwunden, wird der unfähige Môri zum Meisterdetektiv? Zum Lachen! Außerdem ruft er Ran regelmäßig an, was nicht unbedingt darauf hindeutet, dass er entführt wurde oder sonstwie in Gefahr schwebt, trotzdem läßt er sich nirgendwo blicken..., so viele Zufälle kann's doch nicht geben! Er konnte es kaum abwarten, wieder ins Zeitungsarchiv zu kommen, um sich diesen Oberschülerdetektiv mal anzusehen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)