Smaragdener Fluch von Nightingale (Schwarze Nemesis I) ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Kapitel XII "Hallo Conan! Du bist spät dran heute! Komm Essen!" Ran war gerade dabei verschiedene Schüsseln mit dampfendem Reis und Beilagen auf den Esstisch zu stapeln, als Conan nach Hause kam. Und Sonoko half ihr dabei, stellte er mit Bestürzen fest! "Ähm, ich habe jemanden zum Essen mitgebracht..." zerrte er zögerlich seinen neuen "Freund" zur Tür herein. So'n Mist! Er hatte völlig vergessen, dass Kogoro heute nicht da war, und Ran dafür ihre Freundin zum Essen eingeladen hatte. Zwei Köpfe schauten neugierig synchron aus der Küchentür heraus und sahen enttäuscht(?) zum unbekannten Gesicht. "Ähm, hallo?" meinte Kaitô zögerlich fragend zu den beiden Mädchen, dem die Blicke natürlich aufgefallen waren. "Ich hoffe, ich störe nicht?" "Äh, neinnein! Ganz und gar nicht! Setz dich ruhig hin..." fing sich Ran als erste und machte ein betont fröhliches Gesicht. "Bist du ein neuer Freund von Conan?" "Ähm, ja! Sozusagen! Ich bin heute neu in seine Klasse gekommen, ich heiße Akechi Kaitô!" stellte sich der Junge vor, während beide sich an den gedeckten Tisch setzten. Akechi Kaitô... Ob das wohl sein richtiger Name war? Er hatte ihn noch gar nicht danach gefragt, fiel Shinichi erst jetzt auf. Nach ihrem "Treffen" im Park hatte er eigentlich noch etwas Zeit allein mit seinem neugewonnenen Geliebten verbringen wollen, doch wenn man die Identität eines Siebenjährigen hat, sind damit ein paar Probleme verbunden..., wie zum Beispiel, dass sich Erziehungsberechtigte gleich das Schlimmste ausmalen, wenn ihre Schützlinge nicht pünktlich zum Essen da sind..., somit hatte er Kaitô kurzerhand einfach mitgenommen! Er wollte unter keinen Umständen wegen so einem banalen Grund von ihm getrennt werden, jetzt da sie sich so viel zu sagen hatten - oder er soviel zu erfahren, um genau zu sein! "Kaitô?" Sonoko stand noch immer mit diesem seltsam enttäuschten Gesichtsausdruck im Türrahmen, war aber beim Namen ihres Schwarms hellhörig geworden! "Ein schöner Name!" Mittlerweile strahlte sie wie ein kleiner Sonnenschein, "das erinnert mich da an jemanden..., ne Ran?" Die Angesprochene saß mittlerweile am Tisch und füllte den hungrigen Jungen ihre Schälchen mit Reis, nicht besonders erfreut über das altbekannte Thema. "Ach, lass doch den armen Jungen in Ruhe, der kann doch nichts dafür, dass er den gleichen Namen hat wie Kaitô KID! Setz dich hin, das Essen wird kalt!" Beide Mädchen runzelten die Stirn, als Conan eine Kicherattacke bekam, und dafür von seinem Freund mit einem vernichtenden Blick bedacht wurde. Die Freundinnen sahen sich überrascht an, um gleich darauf verschwörerisch loszugrinsen. "Du hast ja so Recht, Ran-chan, unserem Conan-kun geht es schon viel besser!" Sie wandte sich dem jungen Brillenträger zu, der noch immer kauend dem Jungen neben sich zugriente, und lächelte ihn fies an. "Wir hatten ja eigentlich gehofft, deine kleine Freundin kennenzulernen..." "Freundin?" nuschelte Conan fragend zwischen zwei Bissen. "Ja, deine Freundin!" Sonokos Grinsen wurde immer breiter, "Ran meint, du wärst schon seit mindestens einem Monat bis über beide Ohren verliebt, und wir dachten, du stellst sie uns heute mal vor!" Der Klumpen Reis, den Shinichi gerade geschluckt hatte, wäre beinahe sein Tod gewesen! Er hustete verzweifelt, um nicht elendig zu ersticken, während seine Wangen einer reifen Tomate Konkurrenz machten. Bei dem unfreiwillig komischen Anblick glucksten die Mädchen vergnügt auf, doch das war nichts im Vergleich zu dem Lachanfall, den sein neuer Mitschüler gerade erlitt! Diesmal war es an Conan, seinem Freund bitterböse Blicke zuzuwerfen, doch Kaitô beruhigte sich schnell wieder und schenkte ihm ein warmes Lächeln, gepaart mit dem zarten Gefühl, dass jemand sanft mit nackten Fußsohlen Shinichis Beine entlangsstrich. Dieses Gefühl hätte ewig andauern können... Der stumme Gedankenaustausch war den Freundinnen nicht entgangen, doch zumindest Sonoko hatte ihn vollkommen missverstanden: "He, Kaitô-kun! Du verschweigst uns doch was, wer ist Conans Angebetete? Los, raus mit der Sprache!" rief sie aufgeregt. Fremde Beziehungen waren für sie mindestens so aufregend wie ihre eigenen. "Ach, ich weiß nicht... Ich bin doch erst seit heute in Conans Klasse! Da kenne ich ihn doch noch nicht so gut..." druckste der Angesprochene verlegen herum, ein Hauch von Röte konnte selbst der gewiefte Schauspieler nicht überspielen! Leider ließ sich Sonoko bei ihrem Lieblingsthema nicht so leicht abschütteln, begeistert bohrte sie weiter. "Na, ich seh doch, dass da was läuft! Gib's doch zu: er sitzt im Unterricht vermutlich neben ihr und hält Händchen in den Pausen, oder? Ne, Ran? Dich interessiert das doch auch, oder?" suchte sie bei ihrer Freundin Unterstützung. Ran saß den Jungs nur schräg gegenüber und sah sie nachdenklich an, doch bei der Erwähnung ihres Namens hob sie etwas verwirrt den Kopf. "Hm? Was hast du gesagt?" blinzelte sie die Blonde an, doch dann erinnerte sie sich wieder und fuhr gedankenverloren fort, "Weißt du, wenn Conan es uns erstmal nicht sagen möchte, dann müssen wir es akzeptieren! Es ist ja wohl noch ganz neu, also lassen wir ihm doch einfach ein bißchen Zeit, oder? Ich denke, die steht jedem zu." Überrascht und zugleich enttäuscht, dass ihr Ran in den Rücken fiel, sah Sonoko ihre langjährige Freundin an. Warum war sie denn auf einmal so ernst? Oder sollte man es eher...traurig nennen?! Die Mahlzeit beendeten die vier gut gelaunt, Albernheiten oder Erlebnisse des Tages austauschend. Nur Ran hielt sich zurück, täuschte Fröhlichkeit vor, doch in ihrem Innersten empfand sie eine erschreckende Traurigkeit, erschreckend vor allem deshalb, weil sie sie nicht verstand! Sie freute sich für Conan, dass er mit einem Male so glücklich wirkte, und sie kannte ihn mittlerweile so gut, um zu wissen, dass es echt war. Und das erleichterte sie nach all der Zeit, die der Junge schweigend gelitten hatte, dass er seinen Frieden und einen Menschen gefunden hatte, den er liebte, und der ihn vermutlich zurückliebte. War dies Conans erste Liebe? War er deshalb so verwirrt oder gar erschreckt gewesen, wegen der unbekannten Gefühle in ihm? Wie wenig sie doch über ihren Schützling wusste... Wehmütig dachte sie an den Tag zurück, an dem sie den kleinen Jungen mit der großen Brille bei Shinichi getroffen hatte, der Tag an dem Er verschwand... Shinichi! War das der Grund? Warum sie so traurig - eifersüchtig?- auf Conans unbekannte Liebe reagierte? Weil er sie so an Shinichi erinnerte...? Nach dem Essen waren die Jungen auf Conans Zimmer gegangen, Ran und Sonoko den Abwasch lassend, darauf hatten die beiden Mädchen bestanden! Vermutlich wollten sie ungestört quatschen, oder sich besser gesagt neue Mutmassungen über Conans mögliche Flamme ausdenken, wie Shinichi etwas genervt dachte. Eigentlich hatten er und Kaitô ja vorgehabt, sich ein ruhiges Fleckchen außerhalb der Wohnung zu suchen, doch es hatte angefangen zu regnen, und somit bevorzugten beide die Wärme des kleinen Zimmers. Sie saßen sich im Schneidersitz auf dem Bett gegenüber und schauten entspannt aus dem Fenster dem Regen zu. Es hatte eine ungemein beruhigende Wirkung, einfach nur schweigend gemeinsam dem Lauf der Wassertropfen zu folgen, wie sie sich einzeln auf die flache Scheibe krachen ließen, nur um sich in verschlungenen Wegen das Glas heruntergleiten zu lassen, mal langsamer, mal schneller, gelegentlich mit anderen Tropfen verschmelzend, die einzigen Geräusche waren das Prasseln des Wassers und entferntes und fröhliches Klappern und Geplapper aus der Küche... Dann, nach einer langen Weile, hatten sie sich bei den Händen genommen und sich nur gegenseitig betrachtet, lächelnd, die Finger des einen zärtlich die des anderen streichelnd, die Gegenwart des geliebten und neugefundenen Menschen genießend. Doch nach einiger Zeit brach Shinichi dann doch sichtbar widerwillig das Schweigen, um all die Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten. "Warum bist du hier, in dieser Gestalt?" fragte er seinen Geliebten, jede Regung in der Mimik des Anderen beobachtend. Kaitô seufzte ergeben. Diese Frage hatte er erwartet und doch hinausgezögert. Er erinnnerte sich nur ungern an diesen Tag, an dem er in die "Black Chemicals" eingedrungen und dabei so kläglich gescheitert war. Zögernd berichtete er seinem Freund die Ereignisse, er hatte sich dazu entschlossen, seinem Freund alles zu erzählen! "..., schließlich wurde ich von ein paar Waldarbeitern gefunden und ins Krankenhaus gebracht, ich erinnere mich allerdings kaum daran, weil ich tagelang hohes Fieber hatte. Ich hatte natürlich nichts dabei, was mich ausweisen konnte, daher hat es etwas länger gedauert, bis ich meine Mutter anrufen konnte und ihr die ganze Situation am Telefon verständlich zu machen. Das war vielleicht ein Schock für sie, als sie mich endlich abholen kam! Das Krankenhauspersonal war auch ganz aus dem Häuschen, dass es so lange gedauert hatte, die haben beinahe stündlich die Polizei angerufen, ob sie nicht doch endlich einen Hinweis gefunden hätten, wer ich denn wäre!" Kaitô lachte kurz auf. "Meine Mutter hat Augen gemacht, das kann ich dir sagen..." "Du hast es sofort deiner Mutter gesagt?" Shinichi machte große Augen, er selbst hatte nicht den Mut gehabt, es seinen Eltern zu erzählen, sie mussten es erst von Professor Agasa erfahren - nicht die beste Entscheidung, die er getroffen hatte, wie er jetzt wusste! "Natürlich! Wie sollte ich denn sonst aus dem Krankenhaus und wieder nach Tôkyô kommen, ohne einen Umweg übers Kinderheim zu machen?" Er lehnte sich auf dem Bett zurück und stützte sich dabei auf beiden Armen ab, sah aber seinen Freund verschmitzt an. "Außerdem ist meine Mutter selbst ständig mit Zauberern umgeben, da steckt man einiges an scheinbar "unmöglichen" Sachen leichter weg als normale Menschen, auch wenn so eine Schrumpfung nicht unbedingt zum üblichen Repertoire unserer Zaubershows gehört!" "Was ist mit deinem Vater?" Der junge Detektiv war bei der alleinigen Erwähnung der Mutter des Diebs stutzig geworden. "Tot!" "Oh! Das tut mir leid..." sagte er betroffen. "Muss es nicht! Ich habe es schon längst überwunden!" beruhigte Kaitô ihn lächelnd, dann beendete er nachdenklich seinen Satz: "Dass ich seinen Platz eingenommen habe, hat es mir damals erträglicher gemacht!" Er lachte auf, als er seinen Geliebten aufkeuchen hörte. "Ist es deshalb, dass du..." "Nein, nicht nur! Anfangs hat es mich getröstet, die "Arbeit" meines Vaters weiterzuführen, zu sehen, dass ich sein würdiger Nachfolger sein kann, aber mit der Zeit hat es wirklich Spaß gemacht!" Wieder lachte der Dieb, als er in das erschrockene Gesicht seines Gegenübers blickte. "Und du bist da auch nicht ganz unschuldig daran, du Meisterdetektiv! Hat Spaß gemacht, mich mit dir zu messen!" Shinichi bevorzugte es, weder auf dieses Bekenntnis nachzudenken noch darauf zu antworten, es hätte ihn an gewisse...Ereignisse erinnert, die er lieber vergessen wollte, statt dessen wechselte er das Thema. "Wie ist dein wahrer Name?" Kaitô seufzte, als er in das ernste Gesicht Kudôs sah. Diese Frage hatte er befürchtet, aber er hatte sich ja vorgenommen, ihm alles, wirklich alles zu erzählen... "Mein Name ist Kuroba Kaitô!" Er blickte ein wenig nachdenklich aus dem Fenster, nur um nicht in Shinichis Gesicht sehen zu müssen... "Jetzt bin ICH dir wohl ausgeliefert, und DU kannst mit meinem Geheimnis machen, was du möchtest..." Der junge Detektiv grinste, als er an die Anspielung dachte. "Sieht ganz so aus!" meinte er schließlich unergründlich. "Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, dass ICH mein Wissen mal nutze, um DICH leiden zu lassen!" Der Dieb runzelte irritiert die Stirn. Was mochte jetzt wohl kommen? "Ich möchte, dass du mir keinen Grund mehr gibst, wieso ich deinen Namen an die Polizei verraten sollte! Du mußt mir versprechen, nie wieder als Kaitô KID irgendwelche Diebstähle zu begehen!" fuhr er mit einem sonderbaren Gltzern im Blick fort. Kaitô weitete entsetzt die Augen. "Du... Du willst mich erpressen?" keuchte er ungläubig. "Nein, ich will nur nicht, dass jemand anderes als ich dich schnappt!" Shinichi beugte sich langsam lächelnd zu seinem Freund vor, "Ich möchte nicht dass du ins Gefängnis kommst! Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, jahrelang von dir getrennt zu sein!" Und bevor sein Geliebter etwas erwidern konnte, nahm er sein Gesicht in beide Hände und zog den überaschten Kaitô zu sich, verschloß seine Lippen mit einem langen Kuß. Nur zu gern erwiderte der Junge diesen Beweis seiner Liebe zu ihm, bis sie Zeit und Raum um sich herum vergaßen. So bemerkten sie auch nicht die Tür, die sich kurz geöffnet hatte, um sich schnell und leise wieder zu schließen... Ran lehnte mit geweiteten Augen an der Tür, ungläubig wegen der Szene, die sie eben gesehen hatte. Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augenrändern bildeten, doch tapfer kämpfte sie sie zurück. Dann verstärkte sie den Druck um das Tablett mit den kalten Getränken, die sie soeben Conan und seinem neuen Freund bringen wollte, bevor... Entschlossen schritt sie zurück in die Küche, zauberte sogar ein fröhliches Lächeln auf die Lippen, bevor sich Sonoko zu ihr umdrehte und erstaunt fragte: "Wollten die nichts trinken?" "Äh, nein!" log Ran heiter, "Du wirst es nicht glauben, aber sie sind beide eingeschlafen!" "Eingeschlafen?!" Das blonde Mädchen runzelte erstaunt die Stirn, doch dann grinste sie ihre Freundin breit an. "Daran merkt man es: Die Beiden sind eben noch nichts weiter als Kinder!" "Ja, du hast Recht! Sie sind nichts weiter als Kinder!" echote Ran fröhlich nickend, doch von ihrem Entsetzen ließ sie sich nichts anmerken. Es war weniger die Tatsache gewesen, dass Conan einen Jungen liebte, als die Vision, die sie beim Anblick der beiden gehabt hatte: Ihr siebenjähriger Schützling mit seinem gleichaltrigen Klassenkameraden, seine Brille achtlos auf dem Bett liegend, und in dem Moment sah sie nur Shinichi beim leidenschaftlichen Zungenspiel mit dem strubbeligen schwarzhaarigen Jungen aus der Bahn... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)