Regennacht von Dragoness ================================================================================ Schon seit Stunden prasselte der Regen unaufhörlich auf die Häuser der kleinen Stadt hernieder. Überall in den Straßen hatten sich bereits kleine Rinnsale gebildet, die zu unzähligen Pfützen zusammenliefen. Selbst für Ende April war dies eine ungewöhnlich kalte und unfreundliche Nacht, sodass die Menschen es vorzogen in ihren Häusern und Gaststätten zu bleiben. Alle vermieden es bei diesem Wetter ins Freie zu gehen, weshalb die Straßen wie ausgestorben schienen. Nur eine einzige Person wanderte allein durch die leeren Gassen. In einen langen schwarzen Mantel gehüllt schienen weder Regen noch Kälte sie zu stören. Da sie nicht einmal die Kapuze ins Gesicht gezogen hatte, um sich ein wenig vor dem herabfallenden Wasser zu schützen, klebten mehrere Strähnen des langen schwarzen Haares in ihrem Gesicht, doch auch das kümmerte die nächtliche Wanderin nicht. Ebensowenig die Tatsache, dass ihre Kleidung mittlerweile vollkommen durchnässt war. Zielstrebig setzte sie ihren Weg fort, vorbei an duzenden geschlossener Fensterläden, vorbei auch an den beleuchteten Fenstern mehrerer Gaststuben, aus denen immer wieder fröhliches Lachen klang. Nicht ein einziges mal zögerte die Frau oder blieb gar stehen. Sie achtete kaum auf ihre Umgebung, nahm alles nur begrenzt wahr, so sehr war sie in ihre düsteren Gedanken vertieft. Zu sehr beschäftigten sie die Bilder der Vergangenheit, die vor ihrem geistigen Auge auftauchten und wieder verblassten, nur um anderen Bildern zu weichen. So erreichte die Frau schließlich den Marktplatz und erst hier blieb sie einen Augenblick zögernd stehen ehe sie langsam zum Brunnen in der Mitte des Platzes weiterging und sich auf dessen Rand niederließ. Deutlich hörte sie in der Stille sein leises Plätschern und das Prasseln des Regens auf dem Pflaster. Dafür war es stockdunkel, da der Marktplatz völlig unbeleuchtet war. Sie blickte zum Himmel hinauf. Nicht einen einzigen Stern konnte sie ausmachen, der es geschafft hätte die dicke Wolkendecke in dieser Nacht zu durchdringen. "Wo bist du nur heute Nacht?", fragte sie lese in die Dunkelheit, den Blick noch immer zum Himmel gerichtet. "Warum hast du mich alleine gelassen? Warum habt ihr alle mich alleine gelassen? Ich brauche euch doch..." Hätte irgend jemand ihre Worte vernommen, so hätte er deutlich die unendliche Trauer in ihrer Stimme gehört. Doch es war niemand da, der sie hätte hören können. Ebenso war niemand da, der die Tränen bemerkt hätte, die über ihre Wange liefen und sich mit den Regentropfen vermischten, von ihnen fort gewaschen wurden. Und es war auch niemand da, um der Trauernden Trost zu spenden, um die Einsamkeit in ihrem Herzen zu mindern. Sie war allein, so wie sie schon seit vielen Jahren allein war. Seit damals... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)