Jenseits der Träume von abgemeldet ================================================================================ Cara war von unsere bunten Reisegruppe begeistert. Sie bestand darauf uns ein Zimmer in der Schenke zu bezahlen, damit wir die Nacht nicht unter freiem Himmel verbringen mussten. Endroki blieb Cara gegenüber zwar misstrauisch, aber schließlich, so sagte ich mir, hatte er sich scheinbar auch an Sris Gesellschaft gewöhnt. Er konnte nicht verstehen aus welchem Grund die junge Frau all das für uns tat. Mir selbst war ihre Großzügigkeit ebenfalls ein Rätsel, doch ich mochte sie. Ich war mir vollkommen sicher, dass wir ihr vertrauen konnten. Es gab keine rationale oder logische Begründung für meine Einstellung ihr gegenüber, ich hatte es im Gefühl. Offensichtlich die berühmt-berüchtigte weibliche Intuition. Sri teilte meine Meinung, zumindest in gewisser Weise. Cara zählte für sie zu den interessanten aufregenden Dingen, über die sie unbedingt mehr erfahren wollte. Auf diese Weise war Endroki überstimmt und wir nahmen Caras Angebot dankend an. In dem kleinen Zimmer im Obergeschoss der Schenke gab es außer zwei schmalen unbequemen Betten mit zerschlissenen Decken nur eine kleine mit Steinen eingefasste Feuerstelle, die wir augenblicklich zu Sris Schlafplatz erklärten. Etctera und ich machten es uns auf den Betten gemütlich, Endroki richtete sich so gut es ging in einer Ecke des Zimmers ein. Schon bald hörte ich sein leises Schnarchen und ein gedämpftes schläfriges Knistern aus Sris Richtung. Ich selbst lag allerdings noch lange wach. Bis tief in die Nacht hinein wälzte ich mich unruhig auf der harten mit Stroh gefüllten Matratze hin und her. Am nächsten Morgen trafen wir Cara im Erdgeschoss an der Theke. Sie hatte uns bereits erwartet und so standen auf der Holzplatte etwas Brot , Käse, ein gefüllter Krug und das dazu benötigte Holzgeschirr. Nach einer knappen Begrüßung setzten wir uns und begannen mit dem Frühstück. "Habt ihr vor noch lange in Balida zu bleiben?" Caras Blick schweifte von einem zum anderen. Endroki verzog das geschuppte Gesicht und sah demonstrativ zur Seite. Sri war indessen damit beschäftigt eine der Kellnerinnen beim Putzen der Tische zu beobachten, was diese sichtlich nervös machte. Etctera tat so als hätte sie die Dedane nicht gehört. Da niemand sonst auf die Frage antworten wollte oder konnte erwiderte ich: "Eigentlich wollen wir nur so schnell es geht von hier fort. Das Problem ist nur, dass wir nicht wissen wie und abgesehen davon haben wir nicht einmal ansatzweise darüber nachgedacht, wohin die Reise gehen soll." "Habt ihr überhaupt keine Idee?" Ich überlegte schnell. Unser Ziel sollte angenehmer sein, als diese sandige Wüstenstadt und das Angenehmste, das ich mir zur Zeit vorstellen konnte war Wasser. Viel Wasser. Daher antwortete ich kurzentschlossen: "Zur Küste. Wir wollen zur Küste." "Wirklich? Da will ich auch hin. Nach Norden, nach Trakani. Ich habe nämlich schon als kleines Mädchen die Hauptstadt sehen wollen. Und außerdem..." "Ja?" fragte ich. "Ich will versuchen ein Schiff zu finden. Egal zu welcher Stadt oder welchem Kontinent es fährt. Hauptsache ich komme von hier fort." "Fort?" echote Endroki und blickte Cara überrascht an: "Du willzt fort auz der Wüzte? Aber du bizt eine Dedane! Die Dedani verlazzen die Wüzte nicht! Nie! Nie!!" Cara schnaubte und verzog angewidert das Gesicht: "Glaube mir, der Gedanke gefällt mir ganz und gar nicht. Aber ich habe keine andere Wahl." Ihre Stirn umwölkte sich und ihre Augen verloren von einer Sekunde zur anderen ihren Glanz: "Es ist wegen meiner Familie, meinem Clan...naja...Im Grunde ist das nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, ich komme so weit wie nur irgend möglich von hier fort." Ich sah Cara bewundernd an. Vermutlich hätte ich nie den Mut dazu aufgebracht meine Heimat zu verlassen und in die Fremde zu wandern. Heimlich bewunderte ich Caras Selbstbewußtsein, denn anstatt einfach in eine andere Stadt zu ziehen wollte sie den Kontinent, auf dem sie geboren und aufgewachsen war verlassen und an Bord eines Schiffes wer weiß wohin segeln. Ich hatte zwar nun etwas Ähnliches vor, aber man konnte ja nicht gerade behaupten, dass ich freiwillig hier gelandet war. Außerdem war ich nicht allein, so wie sie. Ich hatte ja glücklicherweise Etctera, Endroki und Sri. Aber was wohl der Grund dafür war, dass sie ihre Familie verlassen hatte? Neugierig sah ich sie an. Plötzlich kam mir eine Idee. Aus den Augenwinkeln heraus schaute ich auf Sri und die beiden Affronik.. Ob sie etwas dagegen hätten? "Wieso kommst du nicht mit uns, Cara?" platzte ich heraus. Endroki runzelte missbilligend die Stirn, Etctera sah mich einfach nur stumm an und Sri richtete ihre Aufmerksamkeit schlagartig auf mich. Nur Cara wirkte erleichtert, ja zufrieden. Als hätte sie meine Frage erwartete oder als... "Ich wollte dich gerade das Selbe fragen, Zoe." Wir lächelten uns gegenseitig an. Sri züngelte vergnügt. Die Flammen ihres Körpers schienen zu tanzen. Endroki sah mit finsterem Gesichtsausdruck von mir zu Cara und zurück. Einige Minuten schwieg er nachdenklich. Schließlich meinte er: "Da ihr euch da anzcheinend zo zicher zeid, bleibt mir wohl nichtz anderez übrig." Er betrachtete uns kopfschüttelnd: "Und im Grunde genommen izt ez gar nicht zo zchlimm. Im Gegenteil. Meine Mutter zagte immer, daz ich nie eine Frau finden würde, die freiwillig für längere Zeit mit mir zuzammen bleiben will... Und jetzt werde ich von gleich Vieren begleitet...Ich glaube zwar nicht, daz meine Mutter zich daz zo vorgeztellt hat, aber ez izt immerhin etwaz. Man kann nicht immer daz haben, waz man zich wünzcht. Und ez könnte zchliezlich noch viel zchlimmer zein." "Tatsächlich?" erkundigte ich mich grimmig und trat ihm vor das linke Schienbein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)