My heart still beats von abgemeldet
(Finally I'm able to feel love again -Kapitel 8-)
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My heart still beats
Kapitel 7
Für Simon. Danke, dass es dich gibt.
(Rat mal, wer mich zum Anfang des Kapitels inspiriert hat! *g*)
Außerdem vielen Dank an meine beiden Betas Kuraimaus und Ellys! *knuddel*
Musik:
Roxette - Almost Unreal
Him - Solitary Man
Wolfsheim - Blind
Iron Maiden - No more lies
Und beim Überarbeiten Nightwish
Mitten in der Nacht wachte Hermine davon auf, dass sie etwas gegen das
Kerkerfenster klopfen hörte.
Da Severus noch nicht aufgewacht war, stieg sie aus dem Bett und tastete sich
verschlafen bis zum Fenster vor. Wie sie vermutet hatte, war es eine Eule, die
mit ihrem Schnabel immer wieder gegen das Glas stieß.
Leise öffnete sie das Fenster und band dem Tier vorsichtig einen Brief vom
Bein.
Die Eule flog sofort wieder zurück zu ihrem Besitzer und Hermine legte den
Brief auf dem Schreibtisch ab, bevor sie sich zu Severus umdrehte.
Der Mond tauchte das Zimmer ein silbernes Licht und ließ seine Haut wie
Porzellan schimmern.
Bemüht, ihn nicht aufzuwecken, setzte Hermine sich vorsichtig auf die Bettkante
und sah ihn an.
Richtig friedlich sah er aus, als er so mit geschlossenen Augen vor ihr lag.
Seine schwarzen Haare reflektierten das Mondlicht und unterstrichen noch seine
helle Haut.
Als Hermine ihm sanft über die Wange streichelte, kuschelte er sich noch tiefer
in sein Kissen und lächelte.
Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ihn zu fragen, ob er auch sie umbringen
würde?
Hermine schüttelte den Kopf.
Dieser Moment war so unwirklich, Dinge wie Kämpfe und Kriege schienen weit weg
zu sein.
Ein unglaubliches Gefühl des Glücks und des Friedens durchströmte sie, als
sie den schlafenden Severus betrachtete. Sie konnte nicht anders, sie musste ihn
einfach küssen.
Sanft berührten ihre Lippen seine Wange, als er auf einmal die Augen
aufschlug.
"Hermine!", flüsterte er und steckte die Arme nach ihr aus.
Dieser wirklich niedliche Anblick zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Ohne
ein Wort zu sagen, legte sie sich neben ihn, drängte sich so nah wie möglich
an seinen warmen Körper. In seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen,
in seiner Gegenwart fielen all ihre Ängste und Sorgen von ihr ab.
Wenn sie zusammen waren, war alles gut.
Als Hermine am nächsten Morgen aufwachte, stand Severus schon angezogen an
seinem Schreibtisch. Müde blinzelte sie, bevor sie sich an die vergangene Nacht
erinnerte.
"Bevor ich es vergesse, gestern Nacht hat eine Eule einen Brief für dich
vorbeigebracht. Er liegt auf dem Schreibtisch", sagte sie.
"Guten Morgen, mein Schatz!" Severus lächelte sie an. "Danke, ich schau sofort
nach. Aber vielleicht solltest du dich anziehen, der Unterricht beginnt in einer
Stunde."
"Ach, du meine Güte!" Sie räkelte sich noch einmal, dann musste sie wohl oder
übel aufstehen.
Severus sah ihr nach, als sie mit ihrer Kleidung ins Badezimmer verschwand, dann
richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Brief. Wer mochte ihm so spät in der
Nacht geschrieben haben?
Hastig riss er den versiegelten Umschlag auf und wunderte sich, als ihm nur ein
kleiner Zettel in die Hand fiel. Eine ungute Vorahnung beschlich ihn.
Der Zettel enthielt nur wenige Sätze.
Komm heute Abend vorbei.
Es ist wichtig.
Ich erwarte dich um Mitternacht.
L.
Den Brief konnte nur Lucius geschrieben haben, eindeutig seine Handschrift. Und
kein anderer würde für eine so kurze Notiz einen Bogen teures Briefpapier
achtlos zerreißen.
Doch was konnte Lucius von ihm wollten, und dann noch mitten in der Nacht?
Severus war höchst beunruhigt. Nervös begann er, durch sein Zimmer zu laufen,
bis Hermines Stimme ihn aus seinen Gedanken riss.
"Was ist los? Von wem ist der Brief?", fragte sie.
"Von Lucius. Ich soll heute um Mitternacht wegen einer wichtigen Angelegenheit
vorbeikommen", antwortete er nachdenklich, "aber ich habe keine Ahnung, worum es
geht."
"Mach dir keine Sorgen, es wird schon nichts Schlimmes sein", ergänzte er
beruhigend, als er Hermines erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte. Wirklich
überzeugt war er davon aber nicht.
"Geh schon mal zum Frühstück in die Große Halle, ok? Die anderen werden dich
sicher schon vermissen. Aber bitte sei vorsichtig, damit dich keiner sieht!"
Mit diesen Worten küsste er sie zärtlich.
Als sie gegangen war, wandte er sich noch einmal dem Brief zu.
Wieso sollte Lucius mit ihm reden wollen? Wenn es wirklich so wichtig wäre,
würde der Dunkle Lord eine Todesserversammlung einberufen.
Wollte Lucius etwa etwas Persönliches mit ihm besprechen? Aber was?
Severus raufte sich die Haare. Dieses Nachdenken würde ihn zu keinem Ergebnis
bringen. Er hatte keine andere Wahl als zu warten, was sich ihm heute Abend
offenbaren würde.
Er schob alle Gedanken daran beiseite und machte sich auf dem Weg in die Große
Halle.
Hermine kaute nachdenklich auf ihrem Marmeladentoast herum. Irgendwie glaubte
sie Severus nicht, dass sie keinen Grund hatte, sich wegen heute Abend Sorgen zu
machen. Noch zu gut war ihr Severus' Zustand nach seiner letzten Begegnung mit
Voldemort in Erinnerung. Aber immerhin, heute würde er sich ja 'nur' mit Lucius
Malfoy treffen. Nachdenklich schaute sie zum Lehrertisch hinauf, wo Severus
gerade seinen Kaffee trank.
Plötzlich riss Ron sie aus ihren Gedanken, indem er fragte: "Hey, Hermine,
wieso starrst du denn die ganze Zeit zu Snape hoch? So, wie du ihn anhimmelst,
könnte man ja glatt meinen, dass du dich in ihn verliebt hättest!" Er lachte
über seinen eigenen Witz. Verärgert wandte sich Hermine ab.
, schalt sie sich in Gedanken.
"Hermine?" Nun sah auch Harry sie seltsam an, "Wir haben gleich Verwandlung,
willst du dich nicht mal etwas beeilen?"
Hastig steckte sie sich die Reste ihres Toasts in den Mund und stand auf.
Sie folgte ihren Freunden durch die Gänge zum Verwandlungsklassenraum, vor dem
schon die anderen Schüler warteten. Der Gedanke an den kommenden Abend ließ
sie nicht mehr los, zu groß war die Sorge um Severus.
Nach einigen Minuten, die Hermine wie Stunden vorkamen, erschien endlich
Professor McGonagall und öffnete die Tür zum Klassenraum.
Hermine hätte das belanglose Geschwätz der Klassenkameraden keine Sekunde
länger mehr ertragen können.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als jemand ihr einen Ellenbogen in die
Seite rammte.
"Ron", fauchte sie ihren Nachbarn ungehalten an.
"Hermine!", flüsterte er ihr leise zu. "McGonagall hat dich gerade aufgerufen,
um ihre Frage zu beantworten!"
Erschrocken blickte Hermine nach vorne.
Ihre Verwandlungslehrerin hatte sich vor ihr aufgebaut und schaute sie wütend
an.
"Miss Granger, wenn sie bitte die Güte hätten, meinem Unterricht von jetzt an
zu folgen! Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass sie nicht in der Lage sind,
meine Frage zu beantworten?"
Hermine schlug beschämt die Augen nieder.
"Für ihre Unaufmerksamkeit muss ich Gryffindor 5 Punkte abziehen. Und nun
passen sie bitte auf!"
Hermine wollte am liebsten im Boden versinken.
Ron und Harry sahen sie verwundert an.
"Mensch, Hermine, was ist denn los mit dir? In letzter Zeit bist du so anders!
Dass du nicht im Unterricht aufpasst, ist ja noch nie passiert! Verbirgst du
irgendwas vor uns?", fragte Ron besorgt, während Harry sie eindringlich ansah.
"Nein, es ist schon alles ok", wehrte sie ab, was ihr zweifelnde Blicke von den
beiden Jungen einbrachte.
"Ich mache mir in letzter Zeit nur einige Gedanken... über Voldemort und
so..."
Ron sog scharf den Atem ein und stieß vor Schreck sein Tintenfass vom Tisch.
Harry konnte es gerade noch rechtzeitig auffangen. Er machte einen unbeteiligten
Gesichtsausdruck und versuchte so gut wie möglich, Hermines Worte zu
ignorieren.
"Harry?"
Der Angesprochene wich Hermines Blick aus und konzentrierte sich stattdessen auf
die zu verwandelnde Tasse, die vor ihm stand.
"Harry, ich rede mit dir! Machst du dir gar keine Gedanken darüber?"
Langsam wurde Hermine wütend.
Harry tat so, als hätte er sie nicht gehört und polierte mit dem Ärmel seines
Umhangs seine Tasse.
"Meine Güte, Harry, wie lange willst du noch vor der Wahrheit davonlaufen?",
flüsterte Hermine, so laut es möglich war, ohne Professor McGonagalls
Aufmerksamkeit zu erregen. Harrys Wangen färbten sich rosa, er wagte es nicht,
aufzublicken.
"Ich lauf nich davon", nuschelte er.
Hermine blickte ihn scharf an, doch da die Verwandlungslehrerin in diesem Moment
vorbeikam, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu schweigen und die Teetasse,
die vor ihr stand, mit einem raschen Schlenker ihres Zauberstabes in einen
Frosch zu verwandeln, was ihr problemlos gelang.
Ron hatte einige Schwierigkeiten mit der gestellten Aufgabe, sein Frosch hatte
hinterher noch einen Henkel am Rücken, aber immerhin hatte er es geschafft, im
Gegensatz zu Harry. Der schien den Rest der Stunde geistig abwesend zu sein und
zertrümmerte letztendlich versehentlich seine Teetasse mit dem Ellenbogen.
Merlin sei Dank hatte aber gerade in diesem Moment die Stunde geendet, sodass
keiner das Missgeschick bemerkte.
Auf dem Weg zu Geschichte der Zauberei beobachtete Hermine ihn scharf. In
Gedanken versunken starrte er auf den Boden und schien seine Freunde nicht
wahrzunehmen. Hermine seufzte. Freund hin oder her, in diesem Moment wünschte
sie sich, dass ihr Leben nicht unbedingt von Harry Potter abhängen würde,
sollte es zum Kampf kommen. Im Klassenraum angekommen, beugte Ron sich zu ihr
herüber, während Professor Binns schon begann, seine endlosen Zahlenreihen
herunterzuleiern.
"Hermine, meinst du wirklich, dass du Harry immer wieder daran erinnern musst?
Er hat es doch schon schwer genug. Und der Tod von Sirius hat ihn ziemlich
mitgenommen!", redete er auf sie ein.
"Ron, das ist alles schön und gut. Aber wie du sicher weißt, hängt unser
aller Schicksal nun mal von Harry Potter ab. Und wenn der beschließt, für die
nächsten paar Jahre in Selbstmitleid zu versinken und alles um sich herum zu
vergessen, haben wir ein kleines Problem, meinst du nicht? Er mag ja um Sirius
trauern, aber er soll nicht vergessen, dass das Leben vieler Muggel und
muggelblütiger Zauberer von ihm abhängt! Er ist nun einmal der einzige, der
Voldemort besiegen kann!" "Und jetzt hör auf zu zittern, Ron!", fuhr sie ihn
an.
"Aber Hermine, Vol-.. Du-weißt-schon-wer hat sich doch nun schon so lange nicht
mehr gezeigt, vielleicht..." Er verstummte.
Nun platzte alles aus ihr heraus, was sie schon so lange hatte sagen wollen.
"Ron, du weißt ganz genau, dass er noch existiert. Und es wird nicht mehr lange
dauern, bis er zum alles vernichtenden Schlag ausholt, das kann ich dir
versichern. Was willst du so lange tun? Hier untätig rumsitzen und allen heile
Welt vorspielen? Oder den ach so armen Harry bemitleiden? Ich kann es nicht mehr
hören!"
Sie schlug mit ihrer Faust auf den Tisch.
Professor Binns schreckte auf, wandte sich aber kurz darauf wieder seinen Zahlen
zu.
"Harry, verdammt noch mal, wach auf, wir sind nun einmal auf dich angewiesen!
Wenn ich es mir aussuchen könnte, meinst du, ich würde dann unbedingt gerne
von dir abhängig sein? Aber es ist nun einmal so. Willst du die ganzen Zauberer
und Muggel im Stich lassen, die auf dich vertrauen und deine Hilfe brauchen?"
Hermine atmete tief aus, nachdem sie ihrer Wut so eindringlich Ausdruck
verliehen hatte.
Kalkweiß im Gesicht, stand Harry auf.
"Entschuldigung, Professor Binns, ich fühle mich nicht gut. Darf ich in den
Krankenflügel gehen?"
Der Lehrer nickte ohne aufzublicken.
Fluchtartig verließ Harry den Raum.
"Super hinbekommen, Hermine!", fauchte Ron seine Banknachbarin an.
"Mensch, Ron, irgendjemand muss ihm doch mal die Augen öffnen, das geht so
nicht weiter!"
Mit weit aufgerissenen Augen sah Ron seine ehemals beste Freundin an. Er
erkannte sie nicht mehr wieder.
"Was ist nur mit dir los, Hermine? Ich dachte, du wärst unsere Freundin!"
"Weißt du was, Ron, lass mich einfach in Ruhe, ok!"
Mit diesen Worten rauschte sie aus dem Klassenraum, ohne dass Professor Binns
auch nur Notiz davon nahm.
Auf dem Gang lehnte Hermine erschöpft ihren warmen Kopf gegen die kalte Mauer.
Das war es also mit ihrer Freundschaft mit Ron und Harry. Aber das Verhalten der
beiden trieb sie einfach in den Wahnsinn! Wie konnte man nur so die Augen vor
der Wirklichkeit verschließen! Harry hatte schon viel erlebt und viel im Kampf
gegen Voldemort geleistet, aber wie konnte er jetzt einfach feige aufgeben! Wenn
sie daran dachte, welcher Gefahr sich Severus aussetzte...
Sie fuhr sich durch die Haare und seufzte verzweifelt. Und es gab keinen Weg, um
ihrem Geliebten beizustehen.
Was ihn wohl heute Nacht bei Lucius erwarten würde? Bei dem Gedanken daran lief
ihr ein Schauer über den Rücken. Sie wollte gar nicht daran denken.
Die restlichen Unterrichtsstunden zogen undeutlich wie durch einen Nebelschleier
an ihr vorbei und ehe sie sich versah, war es schon Zeit fürs Abendessen.
Sie hatte das Gefühl, dass sie es nicht schaffen würde, einen Bissen
runterzubringen, aber dennoch ging sie zum Abendessen und setzte sich so weit
wie möglich von ihren ehemals besten Freunden entfernt an den Gryffindortisch.
Am Lehrertisch sah sie Severus sitzen, er kam ihr noch blasser vor als sonst.
Nervös trommelte er mit den Fingern auf dem Tisch herum, sein Blick schien auf
etwas weit entferntes gerichtet zu sein.
Plötzlich drehte er seinen Kopf etwas und sah Hermine an, versuchte, sie
beruhigend anzulächeln, doch das Lächeln verfehlte seine Wirkung.
Resignierend schmiss sie ihre Gabel auf den Teller. Essen konnte sie auch noch
später. Morgen vielleicht.
Sie eilte hinunter zu Severus' Kerker.
Sie musste nicht lange warten, bis auch er vor dem Kerker eintraf. Er versuchte,
zu überspielen, dass er nervös war, doch Hermine konnte es an der Art
erkennen, wie er seine Haare zurückwarf.
Ein lautes Klicken ertönte, als er die schwere Holztür aufschloss. Ohne ein
Wort zu sagen, folgte Hermine ihm. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Irgendwie
hatte sie ein ungutes Gefühl. Ängstlich schaute sie Severus an. Er legte
beruhigend seine Arme um sie.
"Ich weiß auch nicht, irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache.
Severus, ich hab Angst um dich!", sagte sie mit zitternder Stimme.
"Mach dir keine Sorgen! Ich pass schon auf mich auf!"
Zweifelnd sah sie ihn an.
"Hey, jetzt, wo ich dich habe, kann ich doch nicht riskieren, dass mir was
passiert!" Er strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn. Hermine
seufzte. Es war alles so kompliziert. Aber jetzt waren sie zusammen, und nur das
zählte. Entschlossen schüttelte sie alle anderen Gedanken von sich.
Hermine wachte mitten in der Nacht auf, als sie bemerkte, dass Severus
aufstand.
"Ist es schon soweit?", flüsterte sie.
"Ja, es ist viertel vor Zwölf. Ich muss noch vom Hogwarts-Gelände runter, denn
hier kann ich nicht disapparieren.", antwortete er leise. Er stand bereits
fertig angezogen vor ihr.
"Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin so schnell wie möglich wieder bei
dir!"
Hermine schloss die Augen, als er sie zärtlich küsste. Er streichelte ihr noch
einmal sanft über die Wange, dann drehte er sich entschlossen um.
"Ich muss los."
Mit klopfendem Herzen schaute Hermine ihn an. Sie brachte kein Wort hervor, ihre
Kehle war wie zugeschnürt. Ihr Blick verfolgte ihn, als er quer durch das
Zimmer ging und schließlich mit wehendem Umhang durch die Tür verschwand.
Severus nahm die Kälte um sich herum nicht wahr, als er durch den verbotenen
Wald zum Rand des Hogwarts-Geländes ging. Auch die unheimlichen Geräusche um
ihn herum beunruhigten ihn nicht. Seine Gedanken waren ganz auf das gerichtet,
was ihm bevorstehen würde.
Er hatte keine Ahnung, was Lucius vorhatte, doch dieses Mal würde er nicht
klein beigeben. Entschlossen ging er weiter.
Endlich außerhalb des Hogwarts-Geländes, apparierte er innerhalb von Sekunden
nach Malfoy Manor. Die Halle, in der er ankam, war dunkel und kalt. Seine
Schritte hallten laut auf dem harten Steinboden wider. Er hatte eine gewisse
Ahnung, wo Lucius ihn erwarten würde.
Er machte sich auf den Weg in die Kellerräume. An den Wänden hingen Fackeln,
die den Gang in flimmerndes Licht tauchten. Severus hörte kein anderes
Geräusch als das seiner eigenen Schritte. An den Wänden sah er immer
wechselnde Schattenspiele. War er vorher noch nervös gewesen, so war er jetzt
innerlich völlig ruhig. Mit jedem Schritt wuchs seine Entschlossenheit, Lucius
die Stirn zu bieten, wie er es sich früher nie getraut hatte. Hermine durfte
auf keinen Fall etwas geschehen. Er würde sie nie so im Stich lassen wie damals
Lily.
Sein Blick war starr auf die dunkle Tür gerichtet, die sich am Ende des langen
Ganges befand. Noch war er 20 Meter von ihr entfernt. Hier unter der Erde würde
ihn keiner hören, was auch immer passieren würde. Aber er hatte nicht die
Absicht, sich von Lucius zu Kleinholz verarbeiten zu lassen. Er hielt seinen
Zauberstab in Position, als er der Tür immer näher kam. Als Severus kurz davor
stand, öffnete sie sich wie von Geisterhand.
"Tritt ein, Severus!", vernahm er Lucius' kalte Stimme. Suchend schaute er sich
um, bis er seinen Todesserkollegen an die kalte Steinwand gelehnt stehen sah.
Sein helles Haar schimmerte wie Platin im Licht der Fackeln, sein Gesicht zeigte
keinerlei Emotionen.
"Komm her, Severus!" Er ließ Severus nicht aus den Augen, verfolgte jeden
seiner Schritte. Sein Zauberstab ruhte lässig in seiner Hand.
Severus versuchte, sie Anspannung, die ihn überkam, zu ignorieren. Er musste
jetzt stark sein, was auch immer kommen würde.
"Der Dunkle Lord hat gesagt, dass er einen Spion in unseren Reihen vermutet",
begann sein Gegenüber das Gespräch.
Severus versuchte, alle Gedanken aus seinem Kopf zu verdrängen.
"Der Dunkle Lord glaubt dir. Ich nicht", fuhr der andere völlig emotionslos
fort.
Severus reagierte innerhalb von Sekundenbruchteilen, als er sah, dass Lucius
seinen Zauberstab hob. Er stürzte zur Seite und versuchte, den Fluch
abzuwehren. Ein lautes Krachen schoss durch den Raum, als der rote Blitz auf die
Wand prallte, genau an die Stelle, wo zuvor Severus gestanden hatte.
"Mit mir ist nicht zu spaßen, das müsstest du am besten wissen, Severus!"
Lucius war nun leicht wütend.
"Ich habe nicht vergessen, was damals in Hogwarts war, obwohl ich es dem Dunklen
Lord nicht erzählt habe. Du hast dich mit einem Schlammblut eingelassen. Aber
sie hat dafür bezahlt." Der Blonde lachte grausam und freudlos.
"Ich könnte aber dem Dunklen Lord erzählen, was damals war, dann würde er dir
nicht mehr so bereitwillig vertrauen!", fuhr Lucius beiläufig fort.
Severus versuchte alles, um sich nicht von seiner Wut übermannen zu lassen. Er
musste jetzt ruhig bleiben. Wenn der Dunkle Lord noch misstrauischer werden
würde, wäre auch Hermine in Gefahr. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn
und verdrängte erneut alle Gefühle.
Mit kalter Stimme entgegnete er: "Was willst du damit erreichen, Lucius?"
"Nenn es persönliche Rache, Severus. Ich habe nie verstanden, warum der Dunkle
Lord gerade dich zu einem seiner nächsten Vertrauten gemacht hat. Ich war ihm
immer treu ergeben, ich war nie ein Verräter wie du. Einmal Verräter, immer
Verräter. Du erwartest doch nicht wirklich, dass ich diese haarsträubende
Geschichte glaube, die du uns damals aufgetischt hast?"
Bei Lucius' Lachen stellten sich Severus' Nackenhaare auf. Jetzt oder nie,
dachte er sich. Es war ein Risiko, aber er musste es wagen.
Er sprang nach vorne und setzte dem völlig überraschten Lucius seinen
Zauberstab an die Kehle.
"Jetzt hörst du mir zu. Wenn dir auch nur etwas an deinem Sohn und Erben liegt,
dann hältst du dich an meine Bedingungen. Du wirst dich aus meinen
Angelegenheiten heraushalten und kein Wort über meine Vergangenheit sagen,
haben wir uns verstanden? Du glaubst gar nicht, wie leicht es ist, Draco auf
Hogwarts verschwinden zu lassen und das Ganze wie einen Unfall aussehen zu
lassen!", sagte er drohend, während er Lucius mit einem mörderischen Blick aus
seinen schwarzen Augen durchbohrte.
In diesem Moment erkannte Lucius Malfoy, dass mit Severus Snape nicht zu spaßen
war. Wofür hatte er sein ganzes Leben gearbeitet, wenn das Geschlecht der
Malfoys nach ihm aussterben würde? Wofür hatte er das alles auf sich genommen,
wenn keiner ihm nachfolgen würde? Er würde für immer in Vergessenheit
geraten, wenn sein Sohn das Andenken an ihn nicht aufrechterhalten würde. Aber
das wollte er nicht.
Zitternd nickte er. Vorerst würde er sich an Severus' Bedingungen halten.
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