Tochter der Sonne von Tamy-kitsune ================================================================================ Kapitel 2: Der Grünwuchsort --------------------------- Das Blätterdach der hohen Bäume wirkte undurchdringlich. Seine Blätter raschelten in jedem, noch so leisen Windhauch, aber der drang nicht bis zum Boden vor. Dort war es drückend heiß. Die wenigen Sonnenflecken flirrten irrwitzig über den Boden und überall erklangen seltsame Rufe und Geräusche. Kyrina rang nach Luft. Längst hatte sie ihren Umhang und das Hemd ausgezogen und sich ein Tuch um den Oberkörper gebunden. Sie war Hitze gewohnt - aber nicht die Feuchtigkeit, die sie hier an diesem Grünwuchsort erwartet hatte. Sie blickte sich um. Längst hatte sie die Orientierung verloren und wußte nicht mehr, wohin sie lief. Kyrina schnaubte vor Zorn und ballte eine Faust. Sie erinnerte sich mit Zorn daran, wie frohgemut sie doch den unterirdischen Gang verlassen hatte - staunend über das viele Grün. Jetzt verfluchte sie es ebenso wie ihre Suche. In Savahs Geschichten hatte der Grünwuchsort nie so gefahrvoll und unheimlich gewirkt. Die beiden Anhänger aus gelbem Stein schlugen gegen ihre Brust. Seufzend erinnerte sich die Elfe, warum sie das geschützte Sonnendorf, ihre Heimat, verlassen hatte - nur um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, dem "Wanderer", der selbst in der Erinnerung der Ältesten des Dorfes nur ein Schatten gewesen war, ein Fremder, der noch vor ihrer Geburt verschwunden war. Von ihm hatte sie die innere Unruhe geerbt, die sie nach und nach den anderen Sonnentalern entfremdet und auf diese Reise geführt hatte. Einmal hatte sie schon Spuren gefunden, bei einem nomadisierenden Wüstenelfen-Stamm, der unter den Übergriffen von Räubern litten, anderen Elfen, die sich mit Trollen verbündet hatten... Nein - genug von der Vergangenheit - sie wollte nicht weiter daran denken. Plötzlich hob sie den Kopf und lauschte aufmerksam. Einer der unbekannten Laute war näher und lauter als sonst gewesen. Ihre Hand glitt zum Dolch aus Stein, doch noch ehe sie danach greifen konnte ... Etwas dunkles, glattes landete vor ihr. Das Wesen war über und über von Ranken und Blüten bedeckt, eine wirre Haarmähne verbarg das Gesicht. Das Ding reichte Kyrina vielleicht bis zur Schulter, aber es hatte die Kraft eines Zwoot. Kyrina schrie auf, als sie angesprungen und niedergeworfen wurde. Sie trat, schlug und kratzte, wand sich unter dem Wesen hervor, doch es war nicht allein. Mit wilden, gellenden Pfiffen fielen andere über sie her und nagelten sie mit geübten Griffen am Boden fest. Einer warf ihr Bünde zur Seite, ein anderer zog eine Rankenschlinge über ihren Kopf und zog sie mit keckerndem Kreischen zu. Kyrina rang nach Luft. Schon tanzten bunte Flecken vor ihren Augen. Dann wurde es dunkel... Als sie erwachte war es nicht anders. Sie rang verzweifelt nach Luft, und spürte, wie ihre Heilerkräfte eingriffen und die Schmerzen linderten. Dennoch vermochte sie weder Arme noch Beine zu bewegen. Sie öffnete mühsam die Augen und erkannte erst nach einer Weile, daß die dunklen Flecken über ihr belaubte Äste und Zweige waren, diesmal etwas lichter, so daß sie den einen oder anderen Stern erkennen konnte. Die Elfe drehte den Kopf zur Seite und stellte fest, daß sie auf einem Flechtwerk aus Ästen lag - gefesselt. Von ihren Widersachern war nichts zu sehen. "Bei den Hohen!" wisperte die Elfe. "Der Grünwuchsort ist gefährlicher, als Savah je erzählte. Aber ich bin keines ihrer schwachen, furchtsamen Kinder!" sprach sie sich selber wieder Mut zu. Ihr wurde kalt. Ein kühler Wind war aufgekommen und ließ sie erst jetzt bemerken, daß sie nichts mehr außer der Kette mit den beiden Steinen trug. Das war mehr als seltsam und ... Kyrina versuchte sich zu befreien, aber die, die sie gefesselt hatten, verstanden etwas von ihrem Handwerk. Sie blickte sich verzweifelt um. Jemand hatte sie hier in die Zweige gelegt, als wolle er sie aufbewahren, oder ... Kyrina fand nicht die richtigen Worte. Sie biß sich auf die Lippen und versuchte durch das Blätterdickicht zu sehen. Seltsamerweise hielten sich andere Tiere von diesem Ort fern. Auch roch sie einen bitteren, fast widerlichen Gestank in den Zweigen. Eine unheilvolle Aura lag über diesem Ort. Die Elfe schluckte unwillkürlich und Angst breitete sich in ihrem Körper aus. Sie verkrampfte sich. Kyrina zuckte zusammen, als sie spürte, daß sich ihr etwas näherte. Der Gestank wurde intensiver, übelkeiterregender, und die Spannung ihrer Muskeln stärker und schmerzhafter. Dann bohrte sich etwas wie ein glühender, brennender Pfeil in ihre Schläfen. Grelles Licht blendete sie, doch auch in ihrem Geist vermochte die Elfe genug zu sehen. Ein schreckenerregendes Wesen, halb Elf, halb Tier kroch auf sie zu. Die Magie, die Aura, die es ausstrahlte, erzeugte in ihr Ekel. Sie begann zu wimmern, als das Wesen sie erreichte, Schräge, weit aufgerissene grüne Augen über einer breiten Nase lugten unter einer fellartigen Mähne graubrauner Haare hervor, eine behhaarte Pranke streckte sich nach der schwarzhaarigen Elfe aus. Und dan wurde gelbe Raubtierzähne sichtbar. Und doch ... die Angst wich, als das Elfen-Tier-Wesen ihren Blick gefangen hielt. Die Heilerin spürte, wie es ungeschickt ihren Geist zu erforschen suchte und sperrte sich dagegen. Was auch immer es war, sie wollte sich nicht von ihm überwältigen lassen. Zumindest schien es einen wachen Verstand zu haben. "Mrroww!" knurrte es, als es die Kette mit den Steinen entdeckte und danach griff. "Nein!" zischte Kyrina. "Laß mir das einzige, was ich noch besitze!" Die Pranke senkte sich gehorsam, als verstehe sie es. Statt dessen legte das Wesen seine Pfote auf die Brust und schob ungeschickt das Fell beiseite. Kyrinas Augen weiteten sich. Konnte das wahr sein? Dort, in seiner Brust trug es einen Stein wie den Ihren. Wer war dieses Mischwesen, und was hatte ihn so verändert? "Woher ...?" wollte sie fragen, doch in diesem Augenblick näherten sich andere Wesen durch das Blätterdickicht. Das Wesen hob erschreckt den Kopf und floh, als ein Elf seinen Kopf durch das Blätterdickicht schob. "Es waren die Mawis, wie sich die Rundohren dieses Waldes nennen, und sie wollten dich ihren "Gott", opfern." Der alte Elf namens Jan-or reichte Kyrina eine kleine Schale mit einer öligen, wohlriechenden Flüssigkeit. "Rundohren oder Fünffinger", entgegnete Kyrina, "sind doch viel größer als wir, oder?" "Die Mawis nicht. Sie kamen vor langer Zeit von einem anderen Ort, und wir geraten immer wieder aneinander. Obwohl sie uns fürchten, oder gerade deswegen kämpfen wir gegeneinander. Und wir waren ihrer wilden Grausamkeit unterlegen bis..." Jan-or verstummte und deutete auf Kyrinas Schmuck. "... ein fremder Elf kam, der uns zeigte, wie wir sie in Schach halten konnten. Er erkannte zudem unsere Anführerin und schenkte ihr einen Sohn und einen Stein, wie du zwei besitzt. Und damit begann das Unheil. Er besaß seltsame Kräfte, mit denen er Fallen schuf, die die Mawis erschreckten und töteten. Aber sie kehrten sich auch wider uns, als er schon lange fort war ..." Jan-or schwieg und musterte sie mit einem seltsamen Funkeln in den Augen. Dann sprach er weiter. "Oh ja, Kje-na war ein guter, mutiger Jäger, aber dann geriet er an einen dieser unheimliche Orte. Es war seine Neugier, die ihn so schrecklich verwandelte und zu einer blutrünstigen Bestie machte, wie du sie gesehen hast. Er zerfleischte seine Mutter vor den Augen der Mawis und machte unseren Vorteil zunichte. Seither verehren sie ihn als Gott und opfern ihm ihre Gefangenen, die er bisher alle getötet hatte ... Du bist die erste, die er..." Kyrina legte eine Hand schützend auf die Steine. Sie spürte Aufregung in sich aufsteigen, und mahnte sich doch zur Vorsicht. Wieder fand sie eine neue Spur ihres Vaters, aber die war von üblen Vorzeichen überschattet. "Wie lang ist es her, daß der Fremde zu euch kam, und wie nannte er sich?" fragte sie dann neugierig. "Das war vor ungefähr drei mal acht und drei Regenzeiten. Und vier, seit der böse Zauber Kje-na verwandelte. Das war ein Werk dieses "Wanderers, der selbst seiner Lebensgefährtin und seinem Sohn seinen wahren Namen nicht enthüllte. Jan, und seitdem geschehen seltsame Dinge in diesem Wald. Er hat ihn mit seinen Kräften verflucht..." Jan-or erzählte ihr von verwandelten Tieren, die sich miteinander vermischt hatten, einem verunstalteten Mawi, und seine Stimme wurde immer bitterer. "Und hüte dich vor Hara-nah. Sie war Kje-nas Lebensgefährtin und haßt den Fremden und alles was an ihn erinnert, seit das geschehen ist." Er deutete auf die Schar heimkehrender Jäger. Eine sehnige rothaarige Elfe kletterte diesen voran in das Baumdorf. Doch die Neuigkeiten hatten Hara-nah schnell erreicht. Als sich die Dunkelheit über das Dorf senkte, wurde Kyrina vor die Anführerin gebracht, die auf einer erhöhten Plattform aus Fellen thronte. Die Elfe bemerkte, daß der Stamm wesentlich mehr weibliche als männliche Mitglieder besaß, als sie diesen nun so versammelt vor sich sah. Die wenigsten waren in solch verspielte Kleidung mit Federn und Blüten gehüllt, wie sie sie von Jan-or erhalten hatte. Hara-nah und ihre Jäger trugen enganliegendes Leder und hielten ihre Waffen griffbereit. Die Elfen um Hara-nah und die Anführerin selber musterten Kyrina feindselig. "Ich hörte, daß die drei meiner Leute aus der Opferfalle der Mawi retteten. Sie taten dies aber nur, weil sie dich für eine von uns hielten, aber das war ein Fehler. Wir mögen keine Fremden, denn der letzte hat großes Unheil über uns gebracht. Er nannte sich Wanderer, und du..." Sie verstummte, als sie die Steine an dem Lederband um Kyrinas Hals entdeckte. "Baumkatzenkrallen und Blattgift!" zischte sie. "Das ist unmöglich!" Sie sprang auf und trat vor Kyrina. Die Sonnentalerin tat es ihr gleich. Sie machte jedoch keinen Schritt, als sich Speere auf sie richteten. Hara-na deutete auf sie. "Geh!" sagte sie mit kalter Stimme. "Geh, oder ich breche das Gesetz und töte dich!" Kyrina wich zurück, als die anderen sie auf den Rand der Plattform zutrieben. Hara-nah machte den anderen Zeichen. Sie wollte vielleicht nicht selber Hand anlegen, aber war dazu bereit, sie in den Tod zu stürzen. Und genau das würde Kyrina nicht mit sich machen lassen. Sie erspähte eine Lücke zwischen den Elfen. Ehe sich diese versahen, stürzte sie an Hara-nah vorbei, ließ den Kreis hinter sich und rannte über die schwankenden Hängebrücken, bis sie eine Leiter fand, auf der sie nach unten klettern konnte. Sie hörte Stimmen und Schreie hinter sich, also wollte Hara-nah sie nicht so einfach entkommen lassen. Wie groß war der Haß der Rothaarigen noch? Kyrina kletterte, so schnell sie konnte hinab. Ihr Instinkt warnte sie jedoch, sich lange den schwingenden Ranken zu überlassen. Gerade als sie nach einem Ast griff, lockerte sich die Ranke und stürzte in die Tiefe. Mit pochendem Herzen klammerte sich die Elfe an den glitschigen Stamm und verhielt sich leise, wartete, bis ihre Verfolger an ihr vorüber waren, ehe sie ihren Weg nach unten suchte, und so schnell sie konnte, davoneilte. Sie blieb bis zur Dunkelheit in Bewegung. Erst dann suchte sie ein Versteck und verkroch sich erschöpft darinnen. Kyrina erwachte, als etwas oder jemand nach ihr griff. Ihr erster Impuls war, nach einer Waffe zu greifen, aber da erinnerte sie sich, daß sie sie längst verloren hatte und nichts außer ihren Händen und Fähigkeiten besaß. Dann wich sich den behaarten Pranken aus und schlug ihre Hände gegen den Brustkorb des Wesens - des Tier-Elfen, der sie festhalten wollte. Jetzt, im Licht der Sonne sah sie, daß sich der einstige Jäger Kje-na mit einer großen Katze verbunden hatte. Überall bedeckte Fell den elfischen Körper, der zu große Hände, Füße und ein verformtes Gesicht hatte. Er verhielt sich ganz friedlich und schien nun gar nicht wie eine blutrünstige Bestie zu handeln. Vielleicht konnte sie ihm helfen, und dadurch mehr über ihren gemeinsamen Vater, seine Magie, sein Wirken erfahren, und vielleicht sogar einen Verbündeten auf ihrer Suche finden. Kje-na war schließlich vol gleichen Blut wie sie, und obgleich sie ihn nicht richtig kannte, spürte sie Zuneigung für ihn... Kyrina gab ihren Widerstand fürs erste auf, und ließ sich von ihm anheben und davontragen, um mehr über ihn zu erfahren, als das, was sie schon wußte. Sie blieb jedoch wachsam und beobachtete ihre Umgebung aufmerksam. Er trug sie in sein Versteck, eine Baumhöhle im Stamm eines Urwaldriesen, die ein Stück über der Blätterdecke lag und ihr einen weiten Blick über den Grünwuchsort bot - der sich bis zum Horizont erstreckte. Gebannt von dem Anblick achtete Kyrina erst wieder auf ihn, als er sie anstieß. Kyrina wandte sich ihm wieder zu, und fing seinen Blick ein. Diesmal war sie auf seine Aura vorbereitet, und in seinen Augen las sie Verzweiflung und Schmerz - elfische Regungen, die um Hilfe und Erlösung flehten. Kyrina streckte vorsichtig eine Hand aus. sie ließ sie wieder sinken, als sich diese Gefühle plötzlich verflüchtigten und sein Gesicht den elfischen Ausdruck verlor. Sein Geist wurde immer stärker von den tierischen Instinkten überlagert. Was hatte das zu bedeuten? Kyrina konnte jetzt nicht darüber nachdenken. "Grooowwwl!" ertönte es aus der Kehle des Mischwesens. Die Elfe wich seinen zuschlagenden Pranken aus, griff nach einem harten Gegenstand und hielt einen Knochen in der Hand. Mit dem spitzen Ende wehrte sie das Tierwesen, das jeden elfischen Zug verloren zu haben schien, ab, doch sie verschätzte sich in der Größe der Baumhöhle, als sie zurückwich. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und fiel - fiel in die Tiefe... Zappelnd versuchte sie sich festzuhalten, und sah sich schon zerschmettert am Boden liegen, doch da verfing sie sich aus einem Netz von Ranken und Ästen... Und über ihr kletterte Kje-na, oder das Tier, das er jetzt war hinab und ... Kyrina sah, wie sich die Muskeln des Tierwesens anspannten und seine Pranken die Ranken zerfetzten. Sie bemühte sich aus dem Gewirr freizukommen, und wand sich heftig, aber das lockte ihn nur noch mehr an. Dann sprang er neben sie - Kyrina war es gelungen, sich zur Seite zu werfen - Sein Gewicht ließ die Ranken reißen und sie beide zu Boden stürzen. Die Elfe konnte sich halb befreien. Ihre Hände suchten nach Halt, um sich aus dem Ranken herauszusiehen, als sie festgehalten wurden und Krallen sich in ihre Haut bohrten. Was sollte sie nur tun? Er war kräftiger als sie und konnte sie mit einem Schlag töten, wenn er wollte. "Nein!" Die Angst sammelte Kyrinas Kraft, und sie spürte, wie ihre Heilerkräfte sich in das Gegenteil verkehrten. Wie war das möglich? Sie hatte, ohne es zu wollen, eine neue Kraft in sich entdeckt, die wie eine Waffe wirkte. Der Katzenelf brüllte auf und versuchte sie loszulassen, als sich seine Krallen plötzlich verkrümmten und zu bluten begannen. Sein Schmerz flutete auf Kyrina über, so daß sie wieder zur Besinnung kam. Ihre Magie veränderte sich wieder zum Guten. Kyrina sah, wie die Qual aus den Augen des anderen wich, als sich seine Wunden schlossen. Und noch mehr. Sie tauchte tiefer in seinen Geist ein und trennte das Wesen der Katze von dem des Elfen, den sie nun in seiner wirklichen Gestalt sah - schlank und sehnig, mit langem braun-goldenen Haar und gelben Augen. Sie lauschte wie er den Geschichten seiner Mutter über den hellen, großen Elfen, der plötzlich gekommen und genauso wieder verschwunden war, ihren gemeinsamen Vater, der jung und alt zugleich schien. Sie teilte seine Neugier, die Fallen zu erforschen, und seinen Schmerz, als sich die Kraft gegen ihn wandte. Sie spürte die Qual und den inneren Kampf zwischen Tier und Elf, der jetzt vielleicht ein Ende fand. Beide gaben sich ganz ihrer Gabe hin, die sich vorsichtig vortastete, und ... Kyrina wußte nicht, wie weit sie helfen konnte. Das war etwas ganz anderes, als die kleinen Verletzungen der Sonnentaler zu heilen, und die Herausforderung forderte jedes Quentchen ihrer Fähigkeiten. Niemals hätte sie geglaubt, zu so etwas fähig zu sein, doch jetzt packte sie der Ehrgeiz, das Werk zu vollenden... Vielleicht waren die Elfen des Grünwuchsortes dann freundlicher zu ihr und erzählten ihr mehr über ihren Vater und sein Wirken. Plötzlich jedoch zuckte Kje-na heftig zusammen, und neuer Schmerz durchflutete Kyrina. Sie spürte, wie etwas seinen ... ihren ... Rücken durchdrang und zunichte machte, was sie versucht hatte, Kje-nas Geist löste sich aus seiner sterblichen Hülle, entschwand an einen Ort voller glitzernder Kristalle, an dem er nicht allein war. Andere hießen ihn willkommen ... Kyrina wurde jäh in die Wirklichkeit zurückgerissen, als sie Hände grob festhielten und heftig schüttelten. Sie schreckte zusammen und sah auf Hara-nah, die sie gepackt hatte und nun von der Leiche wegzog. "ich mußte es tun!" stammelte die andere verwirrt. "Er hat lange genug gelitten. Und eigentlich hätte ich ihn dich töten lassen, sollen, aber, als ich sah, wie das Licht um ihn flirrte ... wollte ich nicht länger mitansehen, wie ..." Sie ließ Kyrina abrupt los. "Was hast du nur getan ... Du bist so wie er", zischte sie haßerfüllt, dann ließ sie den Kopf sinken. "Aber er hat mir Kje-na gegeben ... Deshalb will ich dich noch einmal am Leben lassen, obgleich ich dich verfolgt habe, weil Jan-or mir dazu riet, ehe du noch mehr Unheil anrichtest." Sie wandte sich ab und ging zu der Leiche, drehte diese um. Ihre Augen weiteten sich, als sie in das nicht mehr tierisch verzerrte Gesicht des Elfen sah, der im Tode friedlich lächelte. "Es ist das beste so, mein Liebster", sagte sie versunken und löste das Lederband mit dem Stein, ehe sie diesen fallen ließ. Kyrina hob die Kette auf und kroch an Hara-nahs Seite. Eine Weile blieb sie neben der anderen sitzen und lauschte deren unzusammenhängenden Worten. Erst als sich andere Elfen näherten, sprang sie auf und verschwand. Solange wie Hara-nah in ihrer Trauer noch nicht bei Besinnung war, konnte sie ihre Meinung nicht ändern und sie verfolgen, um sie doch noch zu töten. Wußte sie, in welchen verschlungenen Wege die andere denken mochte? Nein! Deshalb war die Flucht besser als alles andere. Sie würde sich schon irgendwie durchschlagen. Kyrina umklammerte den dritten Stein ihres Vaters fest, als sie sich einen Weg durch das dichte Gesträuch des Bodes suchte. Für einen Augenblick blitzte ein verrückter Gedanke durch ihren Kopf, den sie aber schnell wieder verwarf: Vielleicht hatte ihr Vater diese Spur mit voller Absicht ausgelegt, um sie zu prüfen ... Und das stärkte ihren Überlebenswillen nur noch mehr. 'Eines Tages werde ich ihn finden und zur Rede stellen', schwor sie sich. 'Und ich werde alles überleben, was sich mir in den Weg stellt, das weiß ich..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)