Auf himmlischen Schwingen von Samantha_san ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Auf himmlischen Schwingen A/N: Also diese Story ist einfach aus einer Laune heraus entstanden und... ach was soll ich dazu sagen? Ich schätze ich werde viel Kritik ernten... zu meiner Rechtfertigung kann ich nur sagen dass ich von englischen Fanfics verseucht wurde und dieses Thema irgendwie losgelöst und von einem abgehobenen Standpunkt aus betrachten kann, vor allen Dingen was das mit dem kindlichen angeht... ich habe einfach viel zu wenig Informationen und ein gestörtes Verhältnis zu dem Thema, denke ich zumindest... aber egal... lest am besten selbst und ich freue mich auf Kommentare, auch wenn sie Flammen beinhalten sollten... Sam Er stand in ihrem Büro, in die Schatten getaucht, und doch für sie sichtbar, wenn sie auch aufgrund der Tatsache, dass sie eine Brille wegen ihrer Kurzsichtigkeit tragen musste, vermutlich einige leichte Schwierigkeiten hatte ihn im Zwielicht zu erkennen, dies aufgrund ihres Stolzes und ihres Wahnes, niemals auch nur Anzeichen von Schwäche zu zeigen, jedoch nicht zugeben würde, vermutlich nicht einmal wenn ihr Leben davon abhängen würde. Da es recht warm war, hatte sie ihre Anzugjacke ausgezogen, was schon erstaunlich genug war, da sie dies nur äußerst selten tat, weil sie vermutlich wieder der Ansicht wäre, dies würde so etwas wie Schwäche anzeigen und über die Lehne ihres Stuhles gelegt; ansonsten sah sie so bieder angezogen aus wie immer. Diese olivgrüne Anzughose, das weiße Hemd - beides waren Männersachen - die blaue Schleifenkrawatte, das einzigste Zugeständnis daran, dass sie kein Mann war, denn ein Mann hätte die Krawatte anders gebunden, sah man einmal von ihm selbst ab, der er seine blutrote Krawatte auf genau die gleiche Art und Weise band, und das kleine Goldkreuz, das wie immer an seinem angestammten Platz, etwas unterhalb, eher fast auf dem Krawattenknoten thronte. Sie erklärte etwas, was er nicht genau mitbekam, da er sich völlig von ihrer sonoren, etwas tiefen, herrlichen dunklen, leicht rauchig klingenden Stimme davontragen ließ und der Sinn dessen, was sie ihm sagte, irgendwo in der Luft zwischen ihr und ihm abhanden ging, sein Ohr scheinbar nie erreichte. Vielleicht wäre es wichtig gewesen ihr zu zuhören, da sie wohl etwas von einer Mission heute Nacht, oder eben genau des Gegenteils, nämlich, dass womöglich gar keine stattfinden würde, erzählte oder aber etwas anderes wichtiges mitzuteilen hatte. Aber er war viel zu sehr damit beschäftigt sie anzusehen und ihrer Stimme zu lauschen und wieder in eine Art Tagtraum zu verfallen, während er einfach weiterhin ruhig dastand; sie jedoch begann beim Sprechen vor dem Fenster auf und ab zu gehen, wobei sie leicht fahrige Gesten machte, so als würde sie mit etwas unsichtbaren ringen. Irgendwie drückte dieses Verhalten leichte Nervosität aus, aber da er ohnehin nicht wusste über was sie sprach, ignorierte er dies einfach und erinnerte sich stattdessen gern an den Traum von ihr, den er bereits mehrmals gehabt hatte. Sie stand dann immer da, als wundervoller Engel mit strahlenden, weißen Schwingen, ihre dunkle, goldene Haut glitzernd und schimmernd, ihr helles, fast weißes Haar von unsichtbarem Licht erstrahlend; ein vollkommenes, ätherisches, himmlisches Wesen, ohne jeden Makel. Da sie, bis auf einen fast völlig durchsichtigen, schmalen Seidenschal, der sich locker um ihren Körper wand und weniger verhüllte, denn ihre seichten Kurven hervorhob, unbekleidet war, konnte er ihre Muskeln und Sehnen arbeiten sehen wenn sie sich bewegte, obwohl er sie nur von der Ferne sah. Natürlich hatte er versucht sich ihr weiter zu nähern, aber egal wie sehr er versuchte zu ihr hinzugelangen, wie lange er in ihre Richtung ging, sie blieb immer gleich weit von ihm entfernt und blickte auch nicht ein einziges Mal in seine Richtung, sodass er sie immer nur von hinten, oder bestenfalls leicht von der Seite sah. Dieser Traum hatte etwas verwirrendes, aber auch etwas tief deprimierendes, denn in seiner tieferen Bedeutung spiegelte er genau seine Situation und ihr Verhältnis zueinander wieder. Da war dieser strahlende Engel, direkt vor ihm und doch so weit entfernt, dass es unwahrscheinlich war, dass er sich ihm je würde nähern können. Denn das war sie in seinen Augen, ein Engel, ein perfektes Wesen - selbst wenn sie seine Offerte von Unsterblichkeit bisher abgelehnt hatte, weil sie nicht selbst zum Vampir werden wollte, er ging davon aus, sie würde wohl lieber jämmerlich sterben, ihren Tod in Kauf nehmen, bevor sie das einsah... ja ja, das Individuum ging an seinen inneren Konflikten zu Grunde, in ihrem Fall im Übertragenen Sinne - irgendwie naiv und auf eine gewisse Art und Weise, trotz der Dinge die sie bisher erlebt und selbst getan hatte, unschuldig wie ein Kind, da sie nie erwachsen geworden war wie andere Kinder. Ihre Kindheit hatte ein abruptes Ende gefunden als sie dreizehn Jahre alt gewesen war, damals wirklich kaum mehr als ein Kind und irgendwo tief in sich drin, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, war sie noch immer dieses dreizehnjährige Mädchen, dass wohl doch seine kleinen naiven Mädchenträume geträumt hatte, genau wie alle anderen Mädchen es auch taten. Aber diesem kleinen Mädchen hatte man nie die Möglichkeit geboten langsam erwachsen zu werden, zu erkennen, dass die Realität nicht mit diesen Träumen mithalten konnte, sondern man hatte sie einfach in diese erwachsene Welt aus Grausamkeit, Tot und Intrigen hereingestoßen, ihr eine Bürde, auf ihre damals noch sehr zarten Schultern gelegt, die so schwer war, dass schon einige andere starke Männer vor ihr kaum in der Lage gewesen waren sie erhobenen Hauptes und ungebeugt zu tragen. Wundersamerweise hatte sie es geschafft, hatte es ohne größere Probleme geschafft hoch erhobenen Hauptes, beseelt von ihrem Stolz und ihrer Familienehre, die sie höher hielt als sich selbst, diese Bürde zu tragen. Allerdings hatte sie einen - in seinen Augen - viel zu hohen Preis zahlen müssen, um das zu schaffen, sich letztlich gegen alle Widerstände zu behaupten und durchzusetzen. Sie war kaltherzig geworden, jegliches Gefühl als inakzeptabel, weil in ihren Augen eine Schwäche, und Schwäche bedeutete zwangsläufig in ihrem Metier Versagen, was absolut undenkbar und unannehmbar war, aus ihrer Wahrnehmung verbannend. Sie stand jetzt vor ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Offenbar sollte er etwas sagen, erwartete sie eine Erwiderung seinerseits auf das, was sie gesagt und er überhaupt nicht mitbekommen hatte. Was sollte er jetzt tun? Weiterhin schweigen, oder besser zugeben, dass er in Gedanken abwesend gewesen und ihr überhaupt nicht wirklich zugehört hatte? Er entschied sich für letzteres, da egal wie er sich verhalten würde, er wohl ihren Unmut auf sich ziehen würde, denn wenn er weiterhin schwieg und ihr nicht antwortete, würde sie sich wohl genauso aufregen, wie wenn er einfach zugab ihr nicht zugehört zu haben. "Entschuldige, aber was hast du gesagt?" Einen kurzen Augenblick war da dieses unwiderstehliche, wirkliche Lächeln auf ihren schönen, sacht geschwungenen Lippen, bevor sie ein ebenso leicht spöttisches Grinsen zeigte, wie er es sonst immer grinste. "Du hast mir also überhaupt nicht zugehört?" Er schüttelte den Kopf. "Nein." Sie seufzte, und ihr Gesichtsausdruck wurde noch eine Spur spöttischer. "Man sollte meinen in deinem Alter hättest du langsam gelernt dich hinreichend zu konzentrieren um mir wenigstens für eine Viertelstunde Gehör zu schenken, oder ist es etwa schon die beginnende Altersdemenz?" stichelte sie, während sie jetzt direkt, kaum einen halben Meter, vor ihm stand, den Kopf leicht angehoben, damit sie ihm direkt aus ihren unmöglich eisblauen Augen in die seinen sehen konnte, während ein herausfordernder Ausdruck auf ihrem Gesicht lag. Er reagierte, genauso wie sie es erwartete, denn sie hatte ihm schon mehrmals vorgehalten, er wäre vorhersehbar, indem er sein übliches Grinsekatze-Grinsen aufsetzte und süffisant lächelte. "Oh nein, zerbrech' dir lieber nicht deinen hübschen Kopf über meinen Geisteszustand Integra, zumal Altersdemenz nichts ist, woran ich leiden könnte. Das ist ein rein menschliches Gebrechen, falls ich dich daran erinnern darf." In diesem Moment, so wusste er sicher, hasste sie seine Sonnenbrille, die seine Augen vermochte vor ihren zu verbergen und natürlich hatte sie die Spitze, die er in ihre Richtung abgeschossen hatte bemerkt. Der herausfordernde Ausdruck machte einem ernsten Ausdruck platz. Sie sah ihn abschätzend an und begann wieder ruhelos hin und her zu laufen, blieb dann aber mit dem Rücken an das kühlte Fensterglas gelehnt stehen und erst in jener Geste erkannte er, dass sie erschöpft wirkte. "Ich werde heiraten..." "Nein." War alles was er herausbrachte, als die Bedeutung ihrer Worte langsam seinen Geist durchdrang. "In einem Monat..." "Nein." Wiederholte er, ohne sie wirklich ausreden zu lassen. Er wollte nicht akzeptieren was sie soeben gesagt hatte. Absolute Verneinung war besser als Akzeptanz. Niemals würde er das zulassen. "Nein?" fragte sie verwirrt und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich glaube nicht dass..." Sie schrak zusammen, als seine Hände heftig neben ihr auf die Glasscheibe krachten und sein Gesicht so nah vor ihrem war, dass sie sich fast berührten. "Das lasse ich nicht zu!" schrie er sie wütend an und sah wie ihre unglaublichen, blauen Augen sich kurz etwas verblüfft weiteten, bevor sie wieder jenen eisigen Ausdruck annahmen, der für sie zur Natur geworden war. "Du hast in dieser Beziehung nicht mitzureden..." Am liebsten hätte er sie geohrfeigt, sie geschüttelt, ihr endlich klargemacht, was er für sie empfand, aber er konnte es nicht. Er scheute davor zurück ihr weh zu tun, ihre, in jenem Moment so zart wirkende Gestalt zu berühren. "Ich habe dich nicht so lange beschützt, um dich dann an einen Anderen zu verlieren!" fauchte er und löste sich ins Nichts auf, ließ sie völlig verwirrt und ein wenig bestürzt in ihrem Büro zurück. Einen Monat später... Sie hatte geheiratet, er hatte nichts dagegen tun können. Es war aber kein großes Fest gewesen, denn das hatte sie nicht gewollt, sie liebte den Mann den sie am heutigen Tag geheiratet hatte ja auch nicht, wozu also so tun als ob? Sie war ja kaum dazu zu bewegen gewesen ein Kleid anzuziehen und hatte sich standhaft geweigert ein pompöses Brautkleid anzuziehen, was Walter ihr so eindringlich einzureden versuchte. Denn wenn sein kleines Mädchen schon heiratete, dann wenigstens in weiß, wie ein strahlender Engel, und einem rauschenden Fest. Sie hatte all das abgelehnt, denn sie liebte den Mann nicht, hätte ihn auch nicht geheiratet, wenn man ihn ihr nicht aufgezwungen hätte. Der Mann war ein Schwachkopf, ein saufender Idiot gewesen, weshalb es ihn auch nicht sonderlich störte, dass er den Tag seiner Hochzeit nicht überlebt hatte. Deshalb war er jetzt hier, würde in ihr Schlafzimmer gehen und Genugtuung erleben. Er war dagegen gewesen, hatte mit ihr lautstark gestritten und am Ende hatte sie ihm befohlen ihren Mann nicht anzurühren. Und er hatte ihn nicht angerührt, deshalb hatte er ihm auch nicht geholfen, denn dann hätte er ihn vielleicht anrühren müssen. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen, nun, vielleicht nur deshalb weil er es genossen hatte, zuzusehen wie der besoffene Idiot in den Hundezwinger taumelte und schließlich von den menschenfressenden, schwarzen, hüfthohen Bestien, die man hier als Wachhunde hielt in Stücke gerissen wurde. Die Wachhunde hatten scharfe Zähne, sehr scharfe Zähne... und schienen direkt aus der Hölle zu entstammen, blutrünstige Bestien, dazu abgerichtet jeden Eindringling, egal ob Mensch oder nicht, zu töten. Ein süffisantes Lächeln zierte seine Mundwinkel, als er langsam durch die Wand in das Zimmer glitt. Sie lag im Bett, stellte sich schlafend, fest in die Decke eingewickelt, den Körper eng zusammengerollt und versuchte offenbar sich damit aus der Affäre zu ziehen. Ihr helles Haar war das Einzigste was von ihrem Körper außerhalb des Deckenknäuels zu sehen war, schimmerte im, durch einen einzigen schmalen Spalt in den beinahe gänzlich zugezogenen Vorhängen, hereinfallenden Mondlicht und konnte nicht darüber hinwegtäuschen wie angespannt sie war. Sie hatte Angst, ihre Muskeln spannten sich, sie wollte es nicht. Fürchtete sich. Er fragte sich ob sie wohl fähig war zu lieben. Nein, sie war es nicht, oder nur in begrenztem Maße. Sie konnte es nicht sein, denn sie hatte nie gelernt zu lieben, sehnte sich dafür aber nach Wärme und Geborgenheit, wie ein unschuldiges Kind; denn dass hatte sie noch erfahren, hatte es als kleines Kind von ihrer Mutter erfahren und dann, als ihre Eltern starben, hatte sie es verloren. Wärme und Geborgenheit, dass war alles was sie von einer zwischenmenschlichen Beziehung wollte - aber wohl nicht bekommen konnte - denn das war alles was sie jemals in dieser Hinsicht gelernt und erfahren hatte und sie sehnte sich danach, sehnte sich so sehr danach, dass sie diesen Wunsch heftig verdrängte, ihn verbannte, lieber innerlich erkaltete und die Wärme vergaß, denn was man vergessen hatte, konnte man sich nicht mehr wünschen. Leider funktionierte diese Logik aber nicht. Sie sehnte sich immer noch danach, würde es nie zugeben und hatte jetzt Angst, eine durchaus begründete Angst, dass diese Heirat ihr nicht die Wärme und Geborgenheit geben würde, die das kleine Mädchen in ihr sich noch immer sehnlichst wünschte, dass ihr Mann lediglich seine primitiven Triebe mit ihr befriedigen wollte und ihr im Gegenzug nicht das geben würde, was sie sich so sehr erhoffte. Sie war nicht fähig zu lieben, nicht in dem Sinne, wie ein normaler Mann es meinen würde, aber in gewisser Weise war sie es doch, war fähig zu lieben wie ein Kind, denn ein Kind sehnte sich auch nach Wärme und Geborgenheit, nach einem festen Halt und Zuneigung, die sich nicht nur in körperlichen Dingen manifestierte. Er ging langsam zum Bett hin, fühlte wie ihre Anspannung wuchs, wie ihr Herz schneller schlug, da jeder Herzschlag wie ein Donnerschlag in seinem Kopf wiederhallte, sie leicht den Atem anhielt, als seine Schritte vor ihrem Bett stehen blieben, in dem Wunsch dass er, den sie für ihren frisch angetrauten Ehemann hielt, sie nicht behelligen möge. "Du brauchst keine Angst zu haben. Er kommt nicht, er wird auch morgen nicht kommen, er kommt niemals." Erklärte er ruhig, sah die Bewegung im Knäuel als sie sich aufsetzte, sah mit leichtem Neid, das weiße, seidene Nachthemd mit zarter Spitze, dass sich weich um ihren Körper schmiegte, dass ihren sonstigen dunkelblauen, seidenen Schlafanzug abgelöst hatte, weil sie als verheiratete Frau nicht weiterhin im Schlafanzug schlafen konnte und er war sehr froh, dass dieser besoffene Idiot niemals Hand an sie legen würde, als ihre unglaublichen, blauen Augen sich auf ihn richteten. "Oh Gott... du hast ihn umgebracht..." murmelte sie, offenbar entsetzt, aber nicht entsetzt genug um es echt wirken zu lassen und ihre Lippen waren zu einem harten Strich zusammengekniffen, der dennoch nicht die Erleichterung verbergen konnte, die durch ihren, in diesem Aufzug zierlichen und zarten, weiblichen Körper rauschte. Er lächelte, entblößte seine funkelnden, weißen Fangzähne und schüttelte den Kopf. "Nicht ganz. Ich habe ihm nur nicht geholfen, als der besoffene Idiot in den Hundezwinger stolperte. Und jetzt erzähl mir nicht, dass du trauerst. Es ist zwar ungewöhnlich, noch am Hochzeitstag zur Witwe zu werden, es war ein Unfall, ein tragischer und zugegeben ungewöhnlicher Unfall zwar, aber ein Unfall. Es wird noch genug von ihm übrig bleiben um ihn zu identifizieren und den Unfall zu beweisen, aber zu wenig, als dass sich etwas anderes als eine Feuerbestattung lohnen würde." Sie schloss einen Moment die Augen, ihre Sensibilität, ihre Hellsichtigkeit, schickte ihr eine Vision von dem Tod ihres Mannes und ein stummes Gebet für seine arme Seele wurde zum Himmel geschickt. "Warum?" "Du hast gesagt ich solle ihn nicht anrühren, ich habe ihn nicht angerührt." Ihre Augen fixierten ihn, ihre Hände klammerten sich fest um die halb zurückgeschlagene Bettdecke und ihre Fingerknöchel traten auf ihrer dunklen, goldenen Haut weiß hervor. "Das meine ich nicht. Warum warst du so dagegen, dass ich heirate?" Er setzte sich neben ihr auf die Bettdecke, legte ihr eine Hand auf die Schulter, fühlte sie Wärme und Lebendigkeit ihres Körpers und war erstaunt als sie es zuließ, seine kühle Hand auf ihrer warmen, lebendigen Schulter, die nur von einem dünnen Geflecht aus zarter Seide und fadenscheiniger Spitze bedeckt war, ruhen ließ. "Ich wusste er würde dich verletzen, würde dir nicht das geben was du dir so sehr wünscht. Ich konnte nicht zulassen, dass dem Wesen, dass mir so wichtig ist, wehgetan wird." Erklärte er sanft und ließ seine andere Hand sanft über ihre Wange streichen, über ihre samtartige, weiche, zarte, dunkle, golden schimmernde Haut und wurde mit einem undeutbaren Blick aus ihren eisblauen Augen belohnt, die in jenem Moment gar nicht so kalt, so abweisend, so tödlich und defensiv wie immer wirkten. "Du weißt nicht was ich will oder mir wünsche." Erwiderte sie ruhig, ihre Stimme seicht und gedämpft, ihre Gesichter so nah beieinander, dass ihr Atem wie ein warmer Lufthauch aus teurem englischen Tee, Zigarren und einer Andeutung von Alkohol, prickelnd auf seinem Gesicht war. Er vergrub seine Hand in ihrem weichem, seidigen Haar, legte sie sanft in ihren Nacken, spürte das Blut in ihren Adern pulsieren und genoss es. "Doch. Du suchst Wärme und Geborgenheit... alles andere ist für dich nicht interessant, denn du bist noch ein Kind, ein zartes, zierliches Kind, dass sich fürchtet. Deshalb konnte ich diese Hochzeit nicht zulassen." Sie erwiderte nichts, blieb wie paralysiert sitzen und ließ seine zärtlichen Berührungen zu, ließ zu, dass er sie sanft streichelte und fühlte seine behandschuhten Finger über ihre Haut und gleichzeitig ihre Seele streichen, ein angenehmes Gefühl hinterlassend, obwohl sie sich so kühl, so leblos anfühlten, anfühlten mussten, denn er war ja kein Mensch, war ein Untoter, der König der Untoten, der No Life King. Er beugte sich vor, wollte etwas riskieren, wusste aber nicht ob es rechtens war. Er wusste, sie suchte nicht eine derartige Befriedigung, wusste aber auch, sie würde es jetzt zulassen, wusste, dass sie jetzt, in jenem Moment in dem sie aus einem undefinierbarem Grund so verletzlich schien, nichts dagegen unternehmen würde und ließ schließlich seine Lippen sanft über ihre Lippen streicheln. Ihre sacht geschwungenen Lippen, die sonst meist entweder völlig ausdruckslos, zu einem schmalen Strich zusammengepresst oder in einem gänzlich anderem Ausdruck schmollend, in kindlicher Art und Weise aufgeworfen waren, dämonisch grinsten oder in tödlicher Manier lächelten, aber so gut wie nie ein wirkliches Lächeln, dass von wahrer Freude herrühren würde, zeigten, fühlten sich wunderbar warm und weich an, waren sanft und nachgiebig, köstlich süß und berauschend. Ihr Körper spannte sich an, sie hob sich ihm reflexartig und sicherlich unbewusst sacht entgegen, ihre Hände schlangen sich um seinen Körper, eine legte sich auf seine Schulter und war offenbar unentschlossen ob sie ihn heranziehen oder wegstoßen sollte und er wusste, er hatte lange auf einen solchen Moment gewartet, fühlte seine eigene innere Ungeduld, würde sie, die ihm jetzt noch mehr wie ein zarter, zerbrechlicher Engel, ein flüchtiges, himmlisches Geschöpf voller Unschuld erschien, aber auf keinen Fall drängen, um sie nicht zu verletzten und löste schließlich seine Lippen wieder von den ihren, die sich so herrlich in der Berührung angefühlt hatten. Wieder fühlte er ihren Atem, der flach und leicht erschrocken kam, auf seinem Gesicht, roch den Geruch von ihrer frisch gewaschenen Haut, Duschbad, Parfum, ihrem frisch gewaschenen Nachthemd und blickte in ihr engelsgleiches Antlitz, dass ihn mit verwirrten blauen Augen ansah. Er konnte es nicht verhindern, dass er sie nochmals küsste, diesmal viel intensiver, von diesen wundervollen Lippen angezogen wurde und sich von seinen eigenen Vorstellungen überrennen ließ. Sie öffnete leicht die Lippen, in ihrem verzweifelten Versuch mehr Luft zu bekommen, sodass er seine Zunge sanft in ihren Mund gleiten ließ, liebkosend, suchend, aber auch fordernd, auch auf die Gefahr hin, dass er nie das bekommen sollte, was er in jenem Moment mehr als alles andere sonst auf der Welt begehrte, spürte ihren Versuch sich ihm zu entziehen und ließ letztlich, mit einem leichten Gefühl des Bedauerns, von ihr ab, um ihr die Chance zu geben zu Atem zu kommen. Jetzt saß sie vor ihm, ihre Hand noch immer wie eine federleichte Berührung auf seiner Schulter, zierlich und verletzlich in ihrem dünnen weißen Nachthemd aus Seide und Spitze, dass sich so weich um ihren Körper schmiegte, die Wangen leicht gerötet und die andere Hand ungläubig an die gerade eben von ihm noch stark beanspruchten, sanft geschwungenen, weichen, warmen, nachgiebigen Lippen gehoben. Wie sie so dasaß, mit ihrer unschuldig schönen Naivität, ihrer naiv schönen Unschuld und ihrer naiv unschuldigen Schönheit, die so sehr an ein erschrockenes Kind, an einen absolut unbefleckten, arglosen, vollkommenen Engel erinnern ließ, während sie ihn, aus ihren leicht irritiert, verwirrt und verblüfft aussehenden, unmöglich eisblauen, jetzt gar nicht mehr so kalt aussehenden Augen ansah und leicht angespannt den Atem anhielt, machte ihn traurig. Denn würde er ihr nicht ein wenig dieser Vollkommenheit nehmen? Oder würde er ihr zu noch mehr Vollkommenheit verhelfen? Er wusste es nicht, wusste deshalb auch nicht wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, weil er wusste, welche von ihr wohl ins unbewusste verdrängte Angst ihn hinter diesen Augen ansah. Sie sah ihn an, sagte kein Wort, erlaubte schweigend, dass seine Hände dort verharrten wo er sie auf ihren Körper gelegt hatte und auf ihrem Gesicht war noch immer dieser, die Sinne raubende, kindliche Blick, der ihm mehr als alles andere sagte, dass sie überhaupt nicht wusste was für eine verführerische Frau sie war, wie sehr sie ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er sie sah, in Versuchung führte. Vorsichtig legte er ihr seine behandschuhten Finger auf jene weichen, warmen, nachgiebigen, köstlich süß schmeckenden Lippen und sie war erschrocken für einen Moment, was sich in einem seichten Beben eben dieser Lippen äußerste, schob seine Hand aber nicht weg, ließ sie dort verweilen und ließ sie auch dort als er dann begann seicht darüber zu streicheln, sie zärtlich mit seinen weißbehandschuhten Fingern zu liebkosen. Nochmals, wider jeder Vernunft und gegen jene warnende Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte, dass er, wenn er jetzt nicht ging zu weit ging, riskierte sie zu verletzen, diesen zarten vollkommenen Engel zu verletzen und ihm damit vielleicht etwas seiner Vollkommenheit zu nehmen, beugte er sich zu ihr herab, ließ sanft seine Lippen die ihren berühren und fühlte diesmal nicht diese erschrockene, kindliche Passivität, die ihn lediglich geduldet hatte, auch wenn sie nur zögerlich und zaghaft reagierte, offenbar überhaupt nicht wusste was sie tun sollte. Eigentlich wäre das Antwort genug für ihn auf seine bisher ungestellte Frage gewesen, aber er war unsicher ob er diese Antwort akzeptieren sollte, ob er nicht auch zuviel in sie hinein interpretierte. Sie fühlte sich sanft an, ihre Lippen so zart und er wusste, es war Zeit zu gehen, bevor sich hieraus etwas entwickeln würde, dass sie so in dieser Form nicht wollte, nicht suchte, zumindest nicht jetzt, da diese Angst noch immer da war. Wärme konnte er ihr nicht direkt geben, denn seine Haut war kalt, vielleicht wenigstens Geborgenheit, aber er wollte mehr von ihr, wusste, er würde sich letztendlich nicht damit zufrieden geben und wollte dies vermeiden, weshalb er sich von ihr löste, aufstand, sich zum Gehen wandte. "Du gehst?" ihre Stimme ließ ihn auf der Stelle erstarren, durchbrach die Stille, brachte seine Entschlossenheit zu gehen ins wanken, riss sie schließlich völlig nieder, er wandte sich um und realisierte zu spät welchen Fehler er damit begangen hatte. Er sah die roten Flecken auf ihren Wangen, den verwirrten, jetzt aber auch leicht gekränkten Ausdruck in ihren Augen und verfluchte sie plötzlich für diesen Blick, der so durchdringend war, dass er ihm nicht entgehen konnte, es kein Entrissen gab, selbst wenn sie das überhaupt nicht beabsichtigte. "Ja, ich gehe, bevor das hier zu etwas wird, das du nicht willst." Er zwang sich zur Ruhe, zwang sich dazu zu ignorieren, was die mahnende Stimme ihm lauthals, sodass er fast meinte taub zu werden, zuschrie und was er sich selbst wünschte, ja erhoffte; wurde schließlich von jenem Begehren, dass sie in ihm geweckt hatte und seinem Wunsch, ihr die Zeit zu lassen die sie brauchte, innerlich zerrissen. "Du behandelst mich wie ein Kind." Ihre Lippen zeigten jenen kindlich schmollenden Ausdruck, der sie so jung und verletzlich wirken ließ und er wusste er hatte seinen inneren Kampf verloren. Er ging zu ihr zurück, war von diesem Anblick noch immer völlig gefesselt, setzte sich wieder neben ihr auf die Bettkante, zwang sich zu einem milden Lächeln und ergriff eine ihrer Hände, die sich jetzt wieder, offenbar krampfhaft, um den Saum der Bettdecke geklammert hatten, mehr als alles andere die Angst, die noch immer in ihr tobte, widerspiegelten und genoss trotz allem die Wärme und Lebendigkeit, die er in seiner eigenen kühlen Hand verspürte. "Ich habe bei 500 Jahren aufgehört zu zählen, seitdem sind Dekaden von Jahrzehnten vergangen; du bist dreiundzwanzig Integra, kaum mehr als ein Kind nach meinem Maßstab und sehnst dich wie das kleine dreizehnjährige Mädchen, dass damals schutzsuchend in meine Zelle stürmte und mich aus meinem Schlaf befreite, nach Wärme und Geborgenheit, nach einer Schutzmauer vor der kalten und rauen Realität." "Ich bin kein Kind mehr." Protestierte sie trotzig, zog ihre Stirn leicht in Falten und bewies ihm damit eigentlich das genaue Gegenteil, natürlich ohne es zu ahnen. "Zugegeben, du hast einen erwachsenen Körper..." er streichelte sanft ihre Finger und sah ihr tief und durchdringend in die eisblauen Augen "...du bist in der Lage wie ein Erwachsener zu handeln, aber emotional gesehen bist du noch immer das Kind, das du vor zehn Jahren warst, fürchtest dich insgeheim davor, dass jemand dir nahe kommen könnte, was du zwar hinter deinen kalten Augen und deinem fast unbeweglichen Pokerface, deiner frostigen Fassade zu verbergen suchst, mir aber dennoch aufgefallen ist." Ihr Blick wurde undeutbar, ihre sanft geschwungenen, vorher leicht schmollend aufgeworfenen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen und Herausforderung stand in ihrem Gesicht geschrieben. "Was ist?" "Ich überlege gerade, ob ich beleidigt sein sollte und dich daher ohrfeige, oder ob ich empört sein sollte und dir deshalb eine scheuere." Diese Entgegnung, so komplex sie sich anhörte, war so absurd, dass er erst einen Moment über die Aussage nachdenken musste und doch keinen wirklichen Sinn darin entdecken konnte. "Aber, wenn du mich ohnehin ohrfeigen möchtest, was musst du so lange überlegen, Integra?" Ihr Grinsen wurde eine Spur breiter, was ihrem Gesicht einen völlig neuen, bisher noch nie gesehen Ausdruck verlieh und ihn irgendwie an sein eigenes Gesicht erinnerte, wenn er sein übliches Grinsen zeigte. "Ganz einfach, die Stärke der Ohrfeige hängt ganz von ihrem Grund ab." Er seufzte, hatte augenscheinlich ihre Gefühle verletzt, obwohl er es nicht beabsichtigt hatte und stellte wieder einmal fest, wie unbegreiflich ihm doch die Menschen waren und blieben. "Integra..." er hörte wie sanft er ihren Namen aussprach, wusste er würde einen schrecklichen Fehler begehen wenn er nicht sofort wegging und verdrängte dieses Wissen, weil es vermutlich Fehler gab, die man einfach machen musste. "...ich will dir nicht weh tun, denn das werde ich ganz bestimmt, verstehst du?" Nein, sie verstand ihn nicht, blickte ihn noch immer aus ihren unschuldigen Augen an und saß noch immer so verletzlich vor ihm. "Es werden andere kommen, ich werde wieder heiraten müssen." Sagte sie leise, sodass er sie kaum verstehen konnte und doch das verstand, was sie ihm mit jenen geflüsterten, zaghaft ausgesprochenen Worten sagen wollte. "Ich werde es nicht zulassen." Er streichelte wieder ihr Haar, mit Bestimmtheit wurde ihm dabei klar, dass er bereits jenen Schritt gegangen war, der ihn über den Point-of-no-return hinaus gebracht hatte und dass er sich selbst eine Falle gestellt hatte. Er wusste, er würde nie Vergebung finden sollte er eines Tages sterben, zu viel Sünde hatte er auf sich geladen, zu viele Unschuldige umgebracht. Egal wie großherzig der Herr sein konnte, auf Vergebung oder gar Absolution durfte er nicht hoffen, würde direkt einen Fahrschein in die Hölle lösen, denn jede Großherzigkeit, auch die göttliche, kannte ihre Grenzen, dessen war er sich sicher; aber vielleicht hatte der Herr ihm stattdessen einen Engel geschickt, vielleicht sogar um die Ewigkeit mit ihm auf Erden zu verbringen und ihm somit auf gewisse Weise doch Vergebung und Absolution zu erteilen. Einen zarten, zwar nach außen hin stark und kräftig wirkenden, dennoch aber zerbrechlichen Engel mit hellen, fast weißen, seidenen Haaren und schimmernder, goldener, dunkler, samtiger Haut, der so unschuldig, so naiv, so wunderschön und auf gewisse Art und Weise kindlich war, dass er ihm die Erlösung bringen konnte, dass er ihm, wenigstens für kurze Zeit, eine Art Lossprechung von seinen Sünden bringen konnte und sei es nur um sich mit ihm zu vereinen, und um dann eines Tages, hilflos mit ansehen zu müssen, wie jener zauberhafte Engel von der Zeit zerstört wurde und wieder zu Staub zerfiel, so wie alles eines Tages wieder zu Staub wurde, in seinen Urzustand zurückkehrte. "Ich werde nicht zulassen, dass jemand anderes dich anfasst." Wisperte er bestimmt, strich ihre Haare nach hinten, wünschte, sie wäre ein wirklich unsterbliches Geschöpf, damit er sie nicht eines Tages verlieren würde, beugte sich vor, und ließ alle Vernunft Vernunft sein, nutzte den Augenblick, denn sie war noch immer sterblich und damit vergänglich - auch wenn er hoffte sie überzeugen zu können, eines Tages, die Unsterblichkeit zu akzeptieren - konzentrierte sich lediglich auf ihre warme Haut, auf ihren sich wieder beschleunigenden Puls, der laut in seinem Kopf widerhallte, seine Welt sich völlig auf sie beschränken ließ und jegliche Proteste seines Gewissens zu übertönen vermochte, streifte ihr vorsichtig das Nachthemd über den Kopf, schimmernde, dunkle, goldene Haut dabei entblößend und suchte mit seinem Mund den ihren, welchen er regelrecht gierig in Beschlag nahm. Ihre Arme hatten sich fest und haltsuchend um ihn geschlungen, er hob sie leicht an, schob sie leicht zur Seite, sodass sie mehr in der Mitte des Bettes zwischen Kissen und Bettdecke lag, kletterte vollends in das Bett hinein, saß rittlings auf ihrem fast völlig nackten Körper und drückte sie sanft in die Kissen zurück. Vielleicht war es keine Erlösung die er erfahren hatte, vielleicht war es etwas gänzlich anderes, dass auf solch himmlischen Schwingen zu ihm gekommen war, ihn so völlig in seinen Bann gezogen hatte, dass er alles um sich herum vergaß und dass ihm so wichtig geworden war, dass er glaubte es nicht ertragen zu können, sollte er es eines Tages verlieren. Er wusste nicht, ob es tatsächlich einen Gott gab, einen Gott und Engel, aber wenn es Engel gab, dann mussten sie diesem herrlichen Geschöpf gleichen, dass er unter dieser kalten Fassade gefunden hatte, und wenn es tatsächlich einen Gott gab, dann betete er zu ihm, dass er ihm jenen Engel, den er so sehr brauchte, nicht nehmen würde. Jetzt lag sie neben ihm, schlafend, der Erschöpfung nachgebend, warm und lebendig, von seinen Armen sanft, vielleicht etwas besitzergreifend umschlungen, ein zarter, hellhaariger Engel, mit dunkler, goldener, schimmernder Haut, dessen fast weißes Haar die Dunkelheit zu durchbrechen vermochte, das Licht zu sammeln schien, der nicht mehr ganz so perfekt, nicht mehr ganz so unschuldig, nicht mehr ganz so naiv, aber noch immer ein wunderschönes, ätherisches, himmlisches Geschöpf war und in seinen Augen nichts an seiner Vollkommenheit verloren hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)