Megami Kouhosei Akte 02 von Autumn (TEIL II) ================================================================================ Kapitel 9: Curriculum 08: List ------------------------------ Hallo Leute, da bin ich wieder! Ich habe die Deutsch-Klausur mit einem guten Gefühl verlassen, also hab ich geschrieben. Viel Spaß mit der neuen Episode und vielen Dank für Eure lieben Kommis! Curriculum 08: List Antares van Windbourg lehnte siegessicher an einem Geländer unter dem Panoramafenster von GIS. Phil Phleira hatte sich nach seinem Befinden erkundigt, nachdem er aufgewacht war. Er hatte alles erreicht, was er wollte. Seine Freundin und ihr Rio stritten sich und sie verteidigte ihren Kumpel aus Kindertagen. Und was diesen Rei betraf, so würde er ihn gewiss nicht in die Welt der Lebenden zurückkehren lassen....Außerdem, solange dieser neue, junge Kommissar mit der Kämpferausbildung und dem scharfen Verstand, der ihn bei seinem letzten Auftrag fast erwischt hätte, nicht erfuhr, wo er sich zur Zeit aufhielt, gab es keine Schwierigkeiten....Lässig zündete er sich eine Zigarette an und blies den Rauch in die kühle Luft, wo er sich sanft kräuselte. "Nein, Rei-san....du wirst mir nicht entkommen...." Hiead, Kizna und die anderen waren immer noch bei dem Piloten der Weißen Göttin, der nach wie vor in einen - wie sie glaubten - traumlosen Schlaf versunken war. "Wie ist das eigentlich passiert?" erkundigte sich Clay endlich, denn diese Frage brannte ihm schon seit geraumer Zeit auf der Seele. "Ein....ein ,Unfall' im Maschinenraum...." erwiderte das katzenohrige Mädchen zögernd. Die übertriebene Betonung des Wortes "Unfall" machte die drei Top-Schüler misstrauisch und Yamagi hakte augenblicklich nach: "Was willst du damit andeuten?" Kizna atmete einmal tief aus und erzählte nun von ihrem gegen van Windbourg gerichteten Verdacht. Knisterndes, unheimliches Schweigen antwortete ihr. Auf den Gesichtern der Freunde zeichneten sich Unglauben und Entsetzen ab, doch auf Clays Antlitz lag noch ein weiterer Ausdruck, den Hiead gut kannte, denn so hatte auch er ausgesehen, als Rei in die Warp-Säule gestürzt war und er um Antares' Anwesenheit dort oben wusste. Zorn. Und eine schreckliche Gewissheit. "Er war es, nicht wahr?" "Wovon sprichst du?" Roose wandte sich zu Anwärter 89 um, der seine Hand um den Träger seines Rucksackes presste, in der sich die Disketten befanden. "Dieser Windbourg hat Zero mit Absicht in das Energiefeld gestoßen. Er wollte ihn töten, weil er ihm misstraut hat! So ist es doch?!" Kizna nickte unglücklich und zugleich von einem gefährlichen Wunsch nach Rache beseelt. Sie liebte Rei, der jetzt mit dem Tod ringen musste und sie wünschte diesem verfluchten Mistkerl die Pest an den Hals!! Plötzlich erschütterte eine gewaltige Salve das Trägerschiff und kurz darauf ertönte der Alarm: "Ein Victim in Zone 11! Piloten bereitmachen!" Hiead und Ikhny wechselten einen Blick. Die braunhaarige junge Frau warf Kizna ein entschuldigendes Lächeln zu, als ihr Partner im selben Moment aus der Krankenstation eilte. "Du musst auch gehen, Ikhny. Ihr werdet jetzt woanders gebraucht!" Ein letztes Nicken in die Runde, dann folgte sie dem Piloten der Tellia Elara zum Hangar, wo die Göttinnen auf ihre Lenker warteten. Rio hatte gerade das Quartier von Phil Phleira erreicht, als der Stoß den Boden unter seinen Füßen erzittern ließ und er sich rasch an der Wand abstützen musste. Die Lotsin kam aus ihrem Raum und fuhr ein wenig überrumpelt zurück, als sie Rioroute erkannte. "Was....was machst du hier?" fragte sie mit gesenktem Kopf. Sie brachte es einfach nicht über sich, ihm in diese warmen braunen Augen zu blicken, deren Zärtlichkeit und Lebensfreude sie nur zu sehr an die innigen Umarmungen erinnerte, die sie des nachts miteinander geteilt hatten. "Ich wollte mit dir reden." "Das muss warten bis nach dem Kampf." wehrte sie ab, doch er hielt sie am Arm zurück und hob ihr Kinn an. "Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich keinen der Vorwürfe zurücknehme, die deinen Jugendfreund betreffen...." Sie riss sich gereizt los. "Mehr fällt dir nicht dazu ein?!" stieß sie traurig und verletzt hervor und wollte davon laufen, doch Rio umschlang ihre Taille, zog sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: "Das ist nicht alles. Vor allem wollte ich dir sagen, dass ich dich noch immer liebe und nichts und niemand je etwas daran ändern wird. Ich habe dir mein Herz geschenkt, meinen Geist, meinen Körper. Mehr habe ich nicht. Was verlangst du noch von mir?" Phil Phleira biss sich auf die Lippen, weil sie eine enorme Tränenflut in sich aufsteigen spürte. Egal, wie oft sie sich einredete, dass sie nichts mehr für ihn empfand, sie konnte die Wahrheit nicht verleugnen. Alles in ihr sehnte sich nach ihm, seinem Beistand, seiner helfenden Hand, seiner unerschöpflich guten Laune, selbst nach seinem ungezügelten Appetit und seinem unverbesserlichen Dickschädel, nach dem Geschmack seiner Lippen, der Geborgenheit in seinen Armen....Sie liebte ihn. Ein Leben ohne ihn bedeutete für sie eine Prüfung, die ihre Kräfte bei weitem überstieg. "Rio...." "He, ihr Schlafmützen, keine Zeit für diese Turtelei!" rief Galew und kriegte seinen Freund am Kragen zu fassen, um ihn rücksichtslos hinter sich her zur Gefechtsbrücke zu zerren. Phil Phleira starrte eine Weile ein wenig seltsam berührt hinterher, dann nahm sie die lautstarke Verfolgung auf. "Galew, du Idiot, was treibst du da mit MEINEM Rio?!" "GALEW, DU IDIOT, WAS TREIBST DU DA MIT IHREM RIO?!?!" Der Pilot der Blauen Göttin verhielt unvermittelt in seinen großen Schritten und drehte sich erstaunt um. Auf ihn zu gerannt kam Leena, die dunkelblauen Augen zeigten mal wieder Empörung über sein ungebührliches Benehmen und das goldene Haar flatterte, so schnell suchte sie ihren Partner zu erreichen. Bevor sie Luft holen konnte für eine neue Standpauke, ergriff er die Flucht, immer noch mit Rio im Schlepptau. "GALEW!!!" Wie die wilde Jagd stob er an einem erstaunten Erts vorbei, der gerade zusammen mit Tune zur Reneighd Klein unterwegs war. Beide wurden nicht recht schlau aus dem merkwürdigen Schauspiel, das sich ihnen bot - einmal ein flüchtiger Gareas, der den Pilot der Gelben Ingrid hinter sich herzog wie einen Hund an der Leine, dahinter eine verstimmte Phil Phleira und dahinter wiederum eine verärgerte Leena. Unwillkürlich musste Tune lächeln. Der blonde Junge erwiderte dieses Lächeln. Der ganz normale Wahnsinn war eingekehrt. Dennoch....nach dem Gefecht würde er sich diesen sauberen Herrn namens Antares van Windbourg einmal vorknöpfen. Wenn er glaubte, noch lange mit seinem kleinen Intrigenspiel durchzukommen, täuschte er sich....Der Telepath betrat den Hangar und seine Partnerin postierte sich vor dem Kontrollpult. "Tellia Elara bereit!" verkündete Ikhny, die als erste an ihrer Station eingetroffen war. Hiead stand neben ihr und überflog die Daten. Ein einziger Victim in Zone 11, ohne EX, vom Typ D. Ihn zu besiegen, würde kein großes Unterfangen sein. "Agui Keameia bereit!" "Eeva Leena bereit!" Eine Minute später meldete auch Tune die Bereitschaft der Grünen Göttin. Die Lotsin von Maschine 02 führte ein paar abschließende Checks durch, bevor sie sich noch einmal an ihren Partner wandte, bevor er sich zum Einsteigen vorbereitete. "Rei wird in diesem Kampf nicht befehlen, Gareas." Es war selten, dass sie ihn nicht bei seinem Spitznamen nannte. "DU wirst es tun, denn du bist in der Rangfolge nach ihm. Vergiss nicht, dass man auf dich bauen wird, sobald ihr da draußen im All seid." "Ich weiß, Leena. Ich weiß...." "Piloten auf ihre Plätze!" Die jungen Männer tauchten durch die gallertartige Schicht der Einheit hindurch, hinein in das Cockpit. Synchron wurden die Kanzeln geschlossen und die Startsequenz eingeleitet. Die Ernn Laties blieb einsam zurück. Teela, die Seele des Mecha, wünschte ihren Kameradinnen viel Glück und faltete die Hände zum Gebet. Sie war in Sorge um Rei und hoffte inständig, dass er endlich aufwachen möge. Kizna und die drei GOA-Top-Schüler befanden sich bei jenem, der diese Welt retten würde. Ihre Intuition sagte ihr, dass heute noch etwas geschehen würde, etwas, dass dem Treiben von Antares ein Ende bereiten würde....noch war ihre Vorahnung verschwommen und undeutlich....doch sie nahm ein vertrautes Bild wahr in ihren verworrenen Gedanken....Yu? Was hatte er damit zu tun? Währendessen sass Clay missmutig auf einem Stuhl neben Reis Bett, weil er eigentlich, ähnlich wie Roose und Yamagi, zur Akademie zurückgemusst hätte, um in seinem PRO-ING mit zu streiten. Doch sein Herz hielt ihn hier, denn es sang das Lied der Freundschaft und darüber hinaus wollte er denjenigen, dem dieser Gesang galt, nicht im Stich zu lassen, zumal er ihm versprochen hatte, etwas für ihn herauszufinden. Aber noch eine andere Sorge quälte ihn und ein Blick auf die beiden übrigen Anwärter zeigte ihm, dass ihnen die gleiche Frage im Kopf herum spukte: Wie konnte man verhindern, dass van Windbourg noch einen Mordversuch unternahm? Doktor Croford war bereits bei ihnen gewesen, um sie weiterzustauben, denn jetzt war die Krankenstation in Alarmbereitschaft und musste einsatzfähig sein, sollte es Verletzte geben. Dass Besucher in solch einem Fall nichts mehr dort verloren hatten, war klar. "Ihr müsst gehen, leider. Ihr könntet den Ablauf bei der Einlieferung von Verwundeten beeinträchtigen. Nach dem Kampf könnt ihr ihn gern noch einmal sehen." Ein Aufseufzen lief durch die Gruppe, sie erhoben sich und marschierten durch die Tür. Nur Roose blieb sitzen, das Gesicht wies einen nachdenklichen Ausdruck auf. "Doktor Croford?" "Ja? Was gibt es, Nummer 85?" "Haben Sie vielleicht ein Patientenhemd für mich?" ".....Natürlich, ich habe genügend da. Aber warum wollen Sie eines, Sie sind doch nicht krank, Mr. Sawamura? Oder etwa doch?" Sie befühlte seine Stirn, aber er wehrte ab. "Nein, mir fehlt nichts. Ich möchte es für einen anderen Zweck." "Pardon?" Kizna und seine Freunde blickten ihn sichtlich irritiert an, denn sie konnten sich auf seinen eigentümlichen Wunsch keinen Reim machen. Ein verschmitztes Schmunzeln glitt über seine Züge, als er sich zu ihnen umwandte. "Sagen wir einfach....ich habe eine Idee." ~~ POLIZEI-RAUMSTATION ALPHA-362 ~~ Der Polizist schoss von seinem Stuhl in die Höhe, als er die neuesten Informationen auf seinen Computer geschickt bekam. Also hatten die Nachforschungen und Befragungen auf dem Versorgungsschiff "Phönix" die erhofften Ergebnisse gebracht! Schnell hastete er in das Büro des neu eingesetzten Kommissars, der den Posten jenes Mannes übernommen hatte, der seine Pension nun, umhegt von seiner Familie, auf seiner Heimatkolonie genoss. "Chef! Wir haben ihn!" Der Angesprochene sass in seinem Sessel, der mit dem Rücken zu dem eifrigen Mitarbeiter gerichtet war. Langsam drehte sich das Möbelstück um seine eigenes Achse und der Uniformierte sah sich dem obersten Ermittler in dieser Sache gegenüber. "Also weiß man jetzt, wo er sich aufhält?" "Jawohl, Ihre Idee, alle Versorgungsschiffe einem gründlichen Verhör zu unterziehen, war Gold wert. Sie werden es nicht glauben - er gibt sich als Techniker aus und repariert Leitungen auf GIS." "GIS?!" "Genau. Was ist? Ich dachte, das interessiert Sie." Der Kommissar hüllte sich einen Moment in tiefes Schweigen. Seiner Finger spielten Klavier auf dem glatt polierten Holz des Schreibtisches. "Ja, das interessiert mich. Es interessiert mich sogar sehr...." "Wie sehen unsere nächsten Schritte aus, Sir?" "Wir wollten eine Ratte fangen. Lassen wir also die Falle zuschnappen...." Unterdessen tobte um Zion ein erbitterter Kampf. Die Agui Keameia hatte bereits ein Schutzschild um den Victim und die Mechas gelegt, um den Raum der Schlacht einzugrenzen. Galew feuerte eine gigantische Salve ab und die Kreatur stieß einen markerschütternden Schrei aus, als der Energiestrahl sie frontal traf. "Elara! Du bist dran!" Hiead gehorchte und konzentrierte sich auf sein EX. Die Zeit fror ein, er zog sein Schwert und vollführte einen blutigen Schlag, der das Wesen spaltete. Das Gefecht war vorüber; wie er erwartete hatte, war es weniger anstrengend gewesen als so manche frühere Konfrontation. Während die Göttinnen sich zum Rückzug bereit machten, schlich eine dunkle Gestalt auf leisen Sohlen durch die sterilen Flure des Trägerschiffes. Sie warf einen langen Schatten im matten Licht der Sterne. Die gemächlichen, sorgsam gesetzten, aber keineswegs abgezirkelten Schritte näherten sich der Krankenstation. Die Tür glitt auf, doch da die Ärztin über ihrem Laptop gebeugt sass, um sich Reis Zustand und das Fortschreiten seiner Genesung, an die sie noch immer glaubte, ein weiteres Mal zu betrachten, bemerkte sie es nicht. Die Person betrat das Zimmer des im Koma liegenden Piloten und ein hinterhältiges Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Antares. Es war ganz dunkel im Raum, doch seine Augen waren daran gewöhnt, er vollführte die meisten seiner Aufträge ohnehin in der Finsternis. Nur durch das Fenster fiel etwas Licht, das sich in der Spritze spiegelte, die er mit einer äußerst zweifelhaften Flüssigkeit gefüllt hatte. "Das würde ich nicht tun!" erscholl unerwartet eine Stimme. Antares schrak hoch und wurde erst jetzt der Silhouette am anderen Ende des Zimmers gewahr. "Wer bist du?" "Kannst du dir das nicht denken, du Feigling? Stell dich nicht dümmer als du bist, Windbourg!" Die schemenhafte Gestalt kam näher und baute sich direkt vor ihm auf. Jetzt erkannte er seinen Gegenüber. Es war Rei Enna. "Nein! Das ist nicht möglich! Du bist aufgewacht?!" "Wie du siehst. Ist es nicht bedauerlich, dass es dir nun nicht mehr so leicht fallen wird, mich umzubringen?!" erklärte er in schneidendem Ton. Ein bösartiges Aufblitzen in den blauen Augen des Mannes ließ Rei verstummen. "Soso, du meinst also, mir schon entkommen zu sein? Für wie dumm hältst du mich? Ich begehe nicht zum ersten Mal Meuchelmord, mein Kleiner. Der Krieg bringt den meisten Menschen Leid un Kummer. Anderen, die sich darauf verstehen, ihn zu ihren Gunsten zu nutzen, winkt Geld. Viel Geld." Die Spritze landete auf dem Bett. Statt dessen schob sich eine Pistole in Reis Blickfeld, deren Lauf kalt schimmerte. Zwei Schatten tauchten hinter Antares auf. Bevor er wusste, wie ihm geschah, traf ihn ein harter, mit aller Kraft ausgeführter Kinnhaken, begleitet von einem sehr geschickten Schlag mit der Handkante und einem recht schmerzhaften Tritt an den Platz, an dem es einem Mann für gewöhnlich am meisten wehtat. Er kippte vornüber und bevor er sich verteidigen konnte, erschien Doktor Croford im Türrahmen und zog ihm mit ihrem Notebook eins über, dass er bewusstlos zu Boden ging. Das Licht wurde eingeschaltet und Clay, Yamagi und Kizna begutachteten zufrieden ihren Erfolg. Die Medizinerin nahm die Spritze an sich und zupfte die Decke ihres Patienten zurecht, der von all dem nichts mitbekommen hatte. Der andere Rei grinste freudestrahlend und stieg hoheitsvoll über den zusammengesunkenen Körper van Windbourgs. Rill sagte: "Ich werde gleich ein paar Hilfskräfte herbitten, damit sie den Kerl fesseln. Er ist lange genug frei herumgelaufen. Übrigens - starke Leistung, Mr. Sawamura!" Rei Nummer 2 bedankte sich. "Die Täuschung musste echt sein, das funktionierte nur mit einem Krankenhemd, schließlich musste ich dem echten Zero in allen Punkten gleichen. Aber am liebsten ist mir immer noch meine eigene Haut!" Yamagi schüttelte den Kopf und meinte zum wiederholten Male: "Ich kann's nicht fassen! Das ist also der Grund, warum du so schnell abgenommen hast, damals vor zwei Jahren. Wie konntest du dein geniales EX nur vor uns geheimhalten?!" Das Haar des Angesprochenen glühte grünlich auf und nach und nach begann die Gestalt Reis sich aufzulösen und der von Anwärter Nr. 85 zu weichen. Nun stand wieder Roose vor ihnen, gekleidet ihn das lange Nachthemd eines zu Behandelnden. "Ich war nicht verpflichtet, euch auf die Nase zu binden, dass ich ein Gestaltwandler bin! Das wichtigste ist, dass ich mit dieser Gabe einem Freund das Leben retten konnte. Die Piloten dürften jetzt auch zurücksein...." "....und man sollte sie in Kenntnis setzten?" erkundigte sich Kizna. "Das übernehme ich. Sorgt ihr erst einmal dafür, dass dieser Bastard in die Arrestzelle kommt!" Nachdem sie ihnen diese Anweisung erteilt hatte, rannte die Lotsin mit den Katzenohren so schnell sie ihre Beine trugen zum Hangar, um den anderen zu berichten, was vorgefallen war. Hieads, Ikhnys, Rios, Galews, Leenas und Erts's Bedenken wurden bestätigt und Tune seufzte. Wie furchtbar für Phil Phleira! Die junge Frau starrte Kizna entsetzt an und zitterte am ganzen Leib. Großer Gott, das konnte nicht wahr sein! Ihr Freund Antares....ein Verbrecher?! Das war doch unmöglich! Wieso hatte er sich so sehr verändern müssen?! Tränen traten ihr in die Augen und sie sah eine alte Freundschaft, an die sie jahrelang geglaubt und auf die sie vertraut hatte, in sich zusammenstürzen wie ein baufälliges Haus. "Komm Phil, mein Liebling", hauchte Rioroute ihr ins Ohr, "Ich bringe dich in dein Quartier." "Nein!" Er betrachtete sie erstaunt. Der energische Zug um ihren Mund und das entschlossene Leuchten jener Smaragde, das ihn immer wieder aufs Neue in seinen Bann zu schlagen verstand, ließ ihn ahnen, dass sie eine entscheidende Frage an ihren Jugendfreund zu richten hatte: Warum? Die versammelte Mannschaft begab sich also zur Arrestzelle, in der Antares mittlerweile wieder das Bewusstsein erlangt hatte. Die Top-Schüler musterten ihn verachtungsvoll und abschätzend, zu seinem Unbehagen nicht mit den Blicken von Jugendlichen, sondern mit den Blicken von Männern, die ihn ohne Gewissensbisse zum Teufel wünschten. Als er Phil Phleira erkannt hatte, zeigte er ihr endlich sein wahres Gesicht. "Lass mich raten, Süße - warum hast du das getan? Das willst du doch sicher wissen, neh? Lass dir eins gesagt sein, Schätzchen, im Krieg gibt es keinen Platz für Helden. Es gibt nur einen Sieger und einen Verlierer und ich ziehe es vor, auf der Seite der Sieger zu stehen. Euer heroischer Einsatz bringt doch letzendlich nichts - ihr werdet in diesem Krieg sterben, gegen die Victims habt ihr doch keine Chance. Was nützt es euch, für den Frieden zu kämpfen, wenn ihr selbst nichts mehr davon habt, weil ihr vorher den Löffel abgebt? Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, das wisst ihr doch. Die Starken fressen die Schwachen, das ist das Gesetz der Natur und so ist die Welt beschaffen. Letztendlich zahlt sich Verbrechen immer aus, und Meuchelmord ganz besonders, wird nämlich sehr gut bezahlt. Es laufen genug korrupte Leute herum, denen gewisse Personen ein Dorn im Auge sind, die ich dann schön und diskret beseitige. Schau mich nicht so erschrocken an. Der Mensch ist Mensch, weil er schwach ist und Fehler macht. Es wird immer welche geben, die nichts aus diesen Fehler zu lernen bereit sind und die keinerlei Skrupel haben, andere für ihre eigenen, egoistischen Ziele zu opfern. Vielleicht könnt ihr die Victims eines Tages vernichten. Vielleicht könnt ihr auf Zion eine neue Existenz aufbauen. Aber so lange es Menschen gibt, wird es auch immer wieder Kriege geben. Euer Kampf wird nie vorbei sein. Nie...." Mit diesen Worten riss er einen Knopf von seinem Overall ab und warf ihn auf die Fliesen. Kurz darauf explodierte er und ein beißender Rauch hüllte den Arrestraum ein. Die Anwesenden brachen in ein keuchendes Husten aus und ihre Augen begannen zu tränen, während Antares aus seiner Hosentasche einen kleinen Faser holte und auf die Energiestäbe zielte, welche die Zelle versiegelten. Nach mehreren raschen Schüssen war die Absperrung neutralisiert und er entkam. Galew brachte ein "Haltet ihn auf!" heraus, bevor er erneut von einem Hustenkrampf geschüttelt wurde. Ikhny torkelte zur Schalttafel und drückte die Taste für die Belüftung. Erts verlor keine Zeit und konzentrierte sich auf sein EX, um den Fliehenden auszumachen. "Er ist auf dem Weg zur Shuttlerampe!" Die Piloten und Top-Schüler verfolgten ihn und kamen gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie sich das Tor zum Weltall öffnete und van Windbourg im Inneren eines Shuttles verschwand. Was in den nächsten Sekunden geschah, war für alle Beteiligten gleichermaßen überraschend. Am Horizont tauchte ein Senkrechtstarter auf, der mit atemberaubender Geschwindigkeit zur Landung ansetzte und bei dieser Gelegenheit den Antrieb des anderen Fluggefährts zerschoss. Ein schlanker junger Mann sprang aus dem Cockpit des Raumjägers, eilte mit großen Sprüngen auf Antares zu, der sich soeben nach einer anderen Fluchtmöglichkeit umschaute, und verpasste ihm einen Ellbogenschlag in die Magengegend. Im Anschluss an diesen Flieger näherte sich ein großes Raumschiff GIS, das um die Erlaubnis bat, landen zu dürfen. Clay erkannte an der Außenwand beider Maschinen das Symbol der All-Polizei. Darunter stand "Raumstation Alpha-362, Team A". Van Windbourg schien von der Idee, ins Gefängnis gesteckt zu werden, herzlich wenig begeistert zu sein, denn er lieferte sich einen furiosen Kampf mit dem Jüngling, doch dieser wehrte sich wie ein Löwe. Zunächst warf er Antares über die Schulter, doch nachdem er sich aufgerappelt hatte, versuchte er, seinen Gegner von hinten zu würgen, was der geschmeidige Bursche mit einem zweiten Schulterwurf beantwortete. Dann drehte er sich um wie der Blitz und versetzte dem Mistkerl einen so heftigen Tritt in den Bauch, dass er sich einmal rückwärts überschlug. Schließlich rührte er sich nicht mehr und in diesem Moment versammelten sich einige Polizeibeamte auf der Shuttlerampe, um den Ex-Techniker auf ihr Schiff zu tranportieren und ihn an den Ort zu bringen, an den er wirklich gehörte - hinter Gitter. Das Urteil des Richters würde man abwarten müssen.... Einer der Uniformierten trat zu dem jungen Mann und deutete eine respektvolle Verbeugung an. "Wollen Sie ihn gleich verhören oder soll sich der Inspektor darum kümmern, Sir?" "Nehmen Sie ihn mit, Parker, und führen Sie ihn dem Inspektor vor. Das Geständnis kriegen wir früh genug, denn jetzt haben wir genug Zeugen." meinte er mit einem Seitenblick auf die Piloten und Rekruten GOAs. "Ich komme in ein paar Stunden nach, wenn ich hier alles erledigt habe." "Jawohl, Sir." Der junge Kommissar zog sich die blaue Jacke aus und warf sie sich lässig über die Schulter. Darunter kam ein schwarzes Muscle-Shirt zum Vorschein. Um seine Stirn hatte er ein Band gebunden und in seinem linken Ohr glitzerte ein goldener Ohrring, geformt wie ein Stäbchen. Er lächelte dezent und erklärte: "Warum hast du mir eigentlich nicht den dreieckigen Ohrring geschenkt, Galew? Der würde, um mit dir zu reden, wesentlich mehr hermachen!" Stille. Keiner rührte sich. Rio fasste sich als erster. "Ohhhhhh, ich kann's nicht glauben, er ist es wirklich! Wahnsinn! YU!! Lass dich drücken!" Er fragte auch gar nicht lange, sondern schloss seinen Freund in eine feste Umarmung. Gareas pfiff durch die Zähne. "Ich fresse 'nen Besen, Yu, du....Kommissar ist der Herr, ich glaub ich spinne! In dem Outfit siehst du richtig....cool aus." Doch Yu schien ihm gar nicht zuzuhören, seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Erts, der ebenfalls glücklich war, seinen Freund wiederzusehen. "Ich habe eine Überraschung für dich. Sie hat Kazuhi kontaktiert und meine Schwester hat mich dazu überredet, ihr diesen Gefallen zu tun und sie mitzunehmen. Immerhin ist morgen Tag der Offenen Tür und sie hat befürchtet, sie würde zu spät kommen, wenn sie einen Transporter benutzt. Also habe ich sie mitgebracht." ",Sie'? Von wem sprichst du?" Der Pilot der Reneighd Klein wurde von Yu zum Ausstieg des Raumschiffes geschoben und er forderte jemanden dazu auf, herauszukommen. Ein Wirbel an Gefühlen strömte auf den Telepathen ein. Neugier, Verwirrung, eine leise Ahnung, Unsicherheit, Sehnsucht. Eine junge Frau schritt bedächtig und ruhig zu der wartenden Menge hinunter. Ein zaghaftes, schüchternes Lächeln erhellte ihr hübsches Gesicht. Der seitliche, dunkelbraune Zopf war länger geworden, als Erts ihn in Erinnerung hatte, doch ihre sanften, unergründlich dunkelbraunen Augen waren dieselben wie vor zwei Jahren. Seine Kehle war wie ausgetrocknet und seine Knie drohten ihm weich zu werden. Sein Herz fing an, wild zu pochen. "Rome...." Wer träumt, dem wachsen Flügel. Die nächste Folge heißt: "Curriculum 09: Erwachen" Hosted by Animexx e.V. 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