Heiße Quellen von Mark_Soul ================================================================================ Kapitel 6: Schokopudding und neue Kleider ----------------------------------------- ASCII Pictures präsentiert: "Heiße Quellen" Eine Ranma1/2 FanFiction Von Mark Soul Disclaimer: Ranma Nibun no Ichi (c) by R.Takahashi, Kitty Films, Viz Media, Ehapa, RTL2. Kapitel Sechs: Schokopudding und neue Kleider ***** ### ***** ### ***** "Schule?" Der Reiskloß verharrte kurz vor Ranmas Mund, als dieser stirnrunzelnd seinen Vater ansah. Genma schob sich ungerührt weiter sein Frühstück in den Mund. "Ja, Schule," bestätigte er zwischen zwei Bissen. "Jetzt wo du verlobt bist, werden wir für einige Zeit hier bleiben. Und du hast in letzter Zeit die Schule viel zu sehr vernachlässigt." Beiläufig griff er mit seinen Eßstäbchen nach dem Reisklos seines Sohnes. Ranma schob sich hastig sein Essen zwischen die Lippen und stach Genma seinerseits mit seinen Stäbchen in die ausgestreckte Hand. Beide blickten sich herausfordernd an, dann wandte sich jeder wieder seinem eigenen Teller zu. Familie Tendo beobachtete kommentarlos ihre neuen Gäste beim Essen, sowohl die Tischmanieren - oder besser gesagt das Fehlen derselbigen - als auch die ständigen Zankereien waren schlichtweg lächerlich. Einzig Ryoga aß ungestört weiter, sie war das Verhalten der beiden Saotome längst gewohnt. "Du hast dich doch sonst auch einen Dreck darum geschert ob ich was lerne oder nicht. Warum ausgerechnet jetzt?" bohrte Ranma mit vollem Mund weiter. Er hatte keine Lust auf Schule, man lernte ohnehin nichts was für einen Kampfsportler wichtig wäre. "Weil ich das jetzt so entschieden habe," sagte Genma einfach. "Ich habe dich bereits angemeldet, Ausreden gelten nicht." Ganz kurz fragte sich Ranma, wann sein Vater die Zeit gehabt hatte ihn auf einer Schule anzumelden, tat den Gedanken dann aber als unwichtig ab. "Ich habe nicht einmal Bücher und Schreibzeug, wie soll ich da-" Ohne von seinem Essen aufzusehen griff Genma unter den Tisch und warf Ranma einen prall gefüllten Schulranzen ins Gesicht. "Jetzt hast du." Der schwarzhaarige Junge wollte grade seinem Pops eine Kopfnuß verpassen, als jemand sich laut räusperte. Nabiki legte ihre Stäbchen beiseite, wischte sich mit einer Serviette um den Mund und stand auf. "Nun, ich denke ich werde mich jetzt für die Schule fertig machen. Vielleicht möchten das andere ja auch tun." Sie nahm ihre Schultasche und ging Richtung Tür. "Warte auf mich, Nabiki. Ich komme mit," meinte Akane und stand ebenfalls auf. "Oh nein, heute nicht," erwiderte das siebzehnjährige Mädchen. "Einer von uns muß Ranma den Schulweg zeigen. Und du gehst immerhin jetzt mit ihm in eine Klasse. Viel Spaß." Völlig überrumpelt, und unfähig etwas dagegen zu sagen, sah Akane ihrer Schwester nach. Dann blickte sie ärgerlich den Grund ihres neuerlichen Unmutes an, ihren frischgebackenen Verlobten. Besagter Verlobter blickte ebenfalls ärgerlich, und zwar auf dessen Vater. "Das hast du mit Absicht gemacht, alter Mann! Die Schule ist dir egal, du willst nur das ich möglichst viel Zeit mit Akane zusammen bin, nicht wahr? Deswegen muß auch nur ich zur Schule, und nicht Ryoga..." "Sei froh das ich überhaupt das Schulgeld in dich investiere. Und jetzt hör auf wie ein Mädchen zu weinen und trag es wie ein Mann, und geh zur Schule!" "Aber ich hab noch nicht mal zu Ende gefrühstückt," wollte Ranma einwerfen. Ohne zu zögern griff Genma die Schüssel seines Sohnes und kippte sich den Inhalt in den Rachen. "Noch Einwände?" mümmelte er mit dicken Backen. "Oh, du!" "Mach dir nichts draus, Ranma-kun," kam Kasumi dazwischen. "Hier, ich habe dir für die Schule ein Bento mitgemacht." Sie drückte sowohl ihm als auch Akane eine Tupperbox in die Hand. "Das hat er eigentlich gar nicht verdient," murmelte Genma. Laut sagte er: "Und jetzt beeile dich, oder willst du an deinem ersten Schultag schon einen schlechten Eindruck machen?" Dem Blick nach zu urteilen, den Ranma seinem Vater zuwarf, schien er ernsthaft darüber nachzudenken noch eine Prügelei anzufangen. Aber er überlegte es sich anders, und ging mürrisch hinter Akane her aus dem Haus. Kaum war die Tür ins Schloß gefallen, klopfte sich Genma selbstzufrieden auf die Schulter. "Alles was der Bengel braucht, ist eine starke väterliche Hand die ihm zeigt wo es langgeht. Nicht wahr, Tendo?" fragte er an seinen alten Freund gewand. "Wie du es sagst, Saotome," antwortete Soun und fuhr damit fort seine Zeitung auf dem Kopf zu lesen. "Ich finde nicht," sagte Kasumi, die begonnen hatte das Geschirr auf dem Tisch zusammen zu stellen. "Herr Saotome, Ihr Verhalten ist nicht grade vorbildlich. Weshalb haben Sie nur ihren Sohn, nicht aber Ryoga in Furinkan angemeldet? Das Mädchen hat das gleiche Recht wie Ranma auf eine vernünftige Schulbildung." Mißbilligung schwang in ihrer Stimme mit, zumindest das was bei Kasumi Mißbilligung darstellte. "Ist schon in Ordnung, Kasumi," meinte Ryoga leichthin. "Ich komme schon klar. Bin ohnehin nicht oft dazu gekommen die Klasse zu besuchen," sagte sie, ein wenig Niedergeschlagenheit in der Stimme. "Da hörst du es," sagte der ältere Saotome zu Kasumi. "Und warum sollte mich das auch kümmern? Ich bin ja nicht mal mit Ryoga verwandt." Soun versteckte sich nur noch mehr hinter seiner Zeitung. "Aber sie ist mit Ihnen zusammen gereist. Also haben Sie auch anstelle der Eltern des Mädchens die Verantwortung für sie zu tragen!" Mit leicht verzogenem Mund hielt Kasumi einen festen Blick auf Genma gerichtet. "Hey, ich bin alt genug um solche Sachen für mich selber zu entscheiden," mischte sich Ryoga wieder ein. "Und Schule habe ich noch nie gemocht..." Durch diese Bemerkung des grünhaarigen Mädchens bestätigt, verschränkte Genma zufrieden die Arme. Für ihn war das Problem erledigt, sofern er es überhaupt als Problem angesehen hatte. "Hm, ich sollte wohl besser mal nach Ranma sehen," meinte er, "das er Akane auch so behandelt wie er sollte." Und damit stand er auf und entzog sich auf für ihn typische Weise dem Gespräch. Kasumi seufzte, sie ahnte das sie bei der Starrköpfigkeit von Ranmas Vater wohl nur auf Granit beißen würde. Zu Ryoga meinte sie: "So wie du habe ich früher auch gedacht. Ich glaube, jeder Jugendliche macht das. Wenn du älter bist, wirst du deinen Fehler erkennen." Dann wandte sie sich an Soun. "Vater? Kannst du nicht etwas unternehmen?" Soun hielt weiterhin die Zeitung verkehrt herum und tat so als würde er einen unglaublich interessanten Artikel lesen. Nur sich nicht in die Sache hineinziehen lassen. Kasumi seufzte abermals. Scheinbar stand sie mit ihrer Einstellung auf verlorenem Posten da. "Zu schade," meinte sie während sie fortfuhr den Tisch abzuräumen. "Dabei hatte ich heute Abend vorgehabt, einen Schokoladenpudding zu kochen. Aber so wie es aussieht..." Das Oberhaupt der Familie Tendo lugte vorsichtig über den Rand seiner Zeitung. "Schokoladenpudding?" ***** ### ***** ### ***** Als Genma wenig später, naß und als Panda, wiederkehrte, war Ryoga bereits in Furinkan registriert. Nun saßen Bär und Mensch zusammen auf der Veranda bei einem Brettspiel und versuchten sich gegenseitig zu beschummeln wo es nur ging. Ryoga selbst saß noch immer drinnen im Wohnzimmer und langweilte sich leicht. Kurzzeitig hatte sie sich über den klitschnassen Panda amüsiert - sie konnte sich recht gut vorstellen wie Ranma auf die Nachspionage seines Vaters reagiert hatte - aber nun wunderte sie sich was sie tun sollte. Gerne wäre sie in das Dojo hinter dem Haus gegangen um ein wenig zu trainieren, aber dazu müßte sie das Haus verlassen, und wer weiß wo sie bei ihrem Orientierungssinn gelandet wäre. Sie hatte schnell begriffen das es ein Unterschied war, ob man nun als Junge nicht wußte wo man war, oder als Mädchen einen verlorenen Eindruck machte. Beinahe wäre ihr das schon zum Verhängnis geworden. Vielleicht war es doch keine so üble Idee wieder zur Schule zu gehen, wenigstens hätte sie dann was zu tun, und wären hier nicht zur Langeweile verdammt. Andererseits würde das auch bedeuten, das sie als Mädchen gehen müßte, und darauf konnte sie gut verzichten. "Wunderst du dich ob es nicht doch besser wäre zur Schule zu gehen?" Als Ryoga aufblickte, sah sie einer freundlich lächelnden Kasumi ins Gesicht. "Nun, äh, ja ... so ähnlich." Das ältere Mädchen setzte sich zu ihr und beobachtete die beiden Männer draußen bei ihrem Spiel. "Langweilig?" Ein angedeutetes Nicken: "Mh-hm." Schweigen folgte. Einer der Karpfen im Gartenteich durchbrach die Wasserfläche, überschlug sich und glitt fast lautlos wieder in sein feuchtes Element zurück. "Möchtest du wissen weshalb ich mich dafür eingesetzt habe, das du ebenfalls die Schule besuchst?" ergriff Kasumi nach kurzer Zeit wieder das Wort. Ohne Ryogas Antwort abzuwarten fuhr sie fort: "Ich weiß, aus deiner Sicht ist Schule nur da um dir Zeit zu stehlen, ein Ort wo du Dinge lernst für die du jetzt keine Verwendung hast, nicht wahr?" "Ich-" begann Ryoga, wußte aber nicht was sie sagen sollte. Sie hätte es anders ausgedrückt, aber Kasumi hatte recht gut zusammengefaßt wie sie darüber dachte. Das ältere Mädchen lachte kurz auf als Ryoga sie mit offenem Mund ansah. "Du mußt darauf nicht antworten. Es ist ganz natürlich für jemanden in deinem Alter so zu denken. Mir ging es ebenso." Sie sah wieder nach draußen, und ihr Blick schien in weite Ferne zu rücken. "Weißt du, damals als meine Mutter starb, war ich gezwungen die Schule abzubrechen um unseren Haushalt zu übernehmen. Und ein Teil von mir war sogar froh endlich was nützliches zu tun, anstatt sinnloses Zeug zu lernen. Und nun schau mich heute an: Eine 19jährige junge Frau, ohne brauchbaren Abschluß, die nur für ihre Familie sorgen kann, ohne Hoffnung einen Beruf zu lernen und auf eigenen Beinen zu stehen. Nicht die besten Zukunftsaussichten, oder? Bitte versteh mich nicht falsch," fügte sie rasch hinzu, "ich bereue nichts, und ich würde mich heute ebenso entscheiden wenn ich müßte. Aber du hast heute die Wahl die ich damals nie hatte, und ich weiß das du dir später Vorwürfe machen wirst wenn du jetzt nicht die Gelegenheit ergreifst." Ryoga wußte nicht was sie sagen sollte. Sie konnte Kasumis Gründe nachvollziehen, und die Ehrlichkeit, mit denen sie sie vorbrachte, beeindruckten das grünhaarige Mädchen sehr. Plötzlich stand die ältere Tendo wieder auf und strich sich verlegen die Falten aus dem Rock. "Ach, was mache ich denn schon wieder. Da langweile ich dich mit meiner Vergangenheit, dabei wollte ich doch eigentlich etwas gegen deine Langeweile tun. Was meinst du Ryoga," sie setzte ein strahlendes Lächeln auf, "ich habe noch ein paar Einkäufe zu tätigen. Hast du Lust mich zu begleiten?" ***** ### ***** ### ***** "Was für ein Idiot!" Angewidert stupste das rothaarige Mädchen dem ohnmächtig am Boden liegenden Kendoisten mit dem Fuß in die Rippen. "Erst posaunt er in der halben Schule herum das ich mit dir verlobt bin, dann begrabscht er mich im Schwimmbecken. Und obendrein meint er auch noch das ich mit ihm ausgehen soll, obwohl er mich im gleichen Atemzug beleidigt." Ein zweiter Tritt in die Rippen folgte, der Tatewaki herumrollen ließ. "Und kämpfen kann er auch nicht. Was für ein Trottel!" Akane trat neben ihren zur Zeit weiblichen Verlobten. "Er weiß auch nicht das du und du die selbe Person sind. Das kannst du ihm schlecht vorwerfen. Aber sonst hast du recht, er ist ein Trottel," fügte sie hinzu. Ranma ließ ihren Kontrahenten liegen wo er war und ging zum Baum zurück. Sie hob den Teekessel auf und schüttelte ihn. "Leer," stellte sie fest und ließ den Behälter wieder fallen. "Komm, Akane, gehen wir nach Hause." "Aber die Schule ist noch nicht zu Ende," merkte das dunkelhaarige Mädchen an. Ranma schnaubte nur. "Schule, pah! Ich wollte von Anfang an nicht hierhin. Und so," sie deutete an sich hinab, "kann ich wohl schlecht wieder in die Klasse, oder?" "Selber Schuld. Warum hast du dich nicht verwandelt?" "Ich wollte ja, aber dein Oberschüler da hinten hat mich leider gehindert." "Das ist nicht 'mein' Oberschüler!" "So? Ich hatte aber den Eindruck das er schwer in dich verknallt war. Und Blumen hatte er dir heute früh auch geschenkt." "Na und? Dafür kann 'ich' doch nichts!" knirschte Akane mit den Zähnen. Was bildete sich dieser Ranma eigentlich ein? Dabei wäre sie froh wenn Kuno sie in Ruhe lassen würde. "Akane?" fragte Ranma nach einem Moment des Schweigens. "Was?" "Trotzdem danke das du heißes Wasser für mich besorgt hattest. Und das du den Idioten da aufhalten wolltest damit ich mich zurückverwandeln kann. Auch wenn es nicht viel gebracht hat." "Keine Ursache," meinte Akane überrascht. Wenigstens konnte Ranma sich bedanken, immerhin etwas. "Glaubst du, du schaffst das noch einmal?" fragte Ranma. "Was? Kuno verprügeln? Das schaffe ich seit drei Wochen jeden Morgen." "Nein, ich meine heißes Wasser besorgen. Oder möchtest du deinen Mitschülern erklären das dein Verlobter sich in ein Mädchen verwandelt?" " ... " antwortete Akane. Natürlich wollte sie das nicht. "Komm mit," sagte sie. Es war kein Problem noch einmal einen dampfenden Teekessel zu besorgen. Nach der Verwandlung rückte Ranma wieder seine Kleider zurecht. "Ahh, viel besser so. Ein Glück das mir nicht das selbe passiert ist wie Ryoga." "Warum, was ist denn mit Ryoga passiert?" fragte Akane. "Äh," machte Ranma. "Sie verwandelt sich in ein Schwein - aber solltest du dir nicht besser Gedanken darüber machen, was du jetzt in der Klasse erzählst?" lenkte er ab. "Die wollen sicher wissen warum du mit mir verlobt bist, oder?" Akane mußte zugeben das Ranma da recht hatte. Ursprünglich wollte sie es geheimhalten, aber dank Kuno - und vermutlich auch Nabiki - würde das bald Thema Nummer Eins in Furinkan sein. "Wir können es jetzt schlecht noch leugnen," meinte sie nachdenklich. "Ich frage mich, ob ich es den anderen begreiflich machen kann das ich gegen einen Willen mit dir verlobt wurde?" "Überlaß das am besten mir," schlug Ranma vor. "Ich werde die Sache schon passend klären." "Ja? Danke..." Akane war erstaunt. Sie hätte nicht erwartet das Ranma sich so für ihre Interessen einsetzen würde. Womöglich hatte Ryoga recht damit, das er ein ganz anständiger Junge war. "Ja," bestätigte Ranma. "Ich will schließlich keinen schlechten Ruf bekommen, das ich so ein Machoweib wie dich als Verlobte habe." " ... " machte Akane, und nahm gedanklich alles Positive zurück was sie je über diesen Jungen gedacht hatte. Wie erwartet gab es in der Klasse großes Tohubawohu, kaum das die zwei Jugendlichen den Raum betreten hatten. Sämtliche Schüler bestürmten sie mit Fragen, und Akane mühte sich vergeblich die Stimmen zu übertönen. Nachdem er ein paar Momente Akanes Versuche beobachtet hatte, sprang Ranma mit einem Satz über die Köpfe der herbeigeeilten Fragesteller hinweg und auf das Lehrerpult drauf. "RUHE!" brüllte er so laut er konnte. "HALTET DIE KLAPPE!" Nur langsam verstummten die Stimmen, aber nach und nach blickte alle Augen zu dem erhöht stehenden Jungen hinauf. "Schon viel besser so," sagte Ranma. "Um es gleich vorneweg zu sagen: Ja, Akane und ich sind miteinander verlobt." Sofort brach wieder Tumult aus. "SEID STILL!" Diesmal war es fast sofort ruhig. "Wir haben uns aber nicht freiwillig verlobt. Das haben sich unsere Väter ausgedacht." "Und wir wollen auch gar nicht verlobt sein," fügte Akane hinzu. "Ich kenne Ranma gar nicht. Ich hab ihn gestern zum ersten Mal gesehen." "Ui, Liebe auf den ersten Blick," meldete sich eine Mädchenstimme. "Ach sei still, Sayuri," schimpfte Akane. "Ich hab doch grade gesagt das ich nichts von Ranma will. Von mir aus kann er bleiben wo der Pfeffer wächst!" "Ja, du kannst mir auch den Buckel runterrutschen, du alten Machoweib!" konterte der schwarzhaarige Junge. Zu den restlichen Schülern gewandt sagte er: "Damit ihr das auch richtig versteht, ich bin zwar mit Akane Tendo verlobt, aber soweit es mich betrifft sind wir geschiedene Leute." Die Nachricht schien tatsächlich anzukommen. Die versammelten Mädchen sahen hoffnungsvoll zu Ranma, der nach eigener Aussage noch zu haben war, während die Jungs erleichtert aufatmeten das sie noch immer die Chance auf ein Date mit Akane hatten. Der Lehrer entschied sich in diesem Moment wieder die Kontrolle über das Geschehen zu übernehmen. "Herr Ranma Saotome, bist du fertig mit deiner kleinen Ansprache?" "Japp, hab alles geklärt." "Gut, dann sieh zu das du von meinem Pult runterkommst!" sagte der Lehrer ungehalten. "Augenblick, eine Sache ist noch nicht geklärt." Akane trat vor und zog erneut die Aufmerksamkeit der Klasse auf sie. Ihr waren die Blicke der Jungs nicht entgangen, und sie hatte grade eine Möglichkeit gefunden wie sie nicht nur Ranma seine Frechheit heimzahlen, sondern sich selbst auch Ärger vom Hals schaffen konnte. "Da ich nun einen Verlobten habe, wird sich an den allmorgendlichen Kämpfen eine Kleinigkeit ändern." Sie warf einen langsamen Blick in die Runde. "Ab sofort muß, wer ein Date mit mir haben will, nicht mehr mich im Kampf besiegen ... sondern Ranma." ***** ### ***** ### ***** "... und noch der Schokoladenpudding für Vater. Ich glaube, das war alles." Kasumi hakte den letzten Punkt auf ihrer Einkaufsliste ab und nickte zu sich selber. "Ja, das war alles. Wir sind fertig," sagte sie zu Ryoga gewandt. Das grünhaarige Mädchen seufzte erleichtert als Kasumi sich endlich Richtung Kasse aufmachte. Nicht das es sie gestört hatte einkaufen zu gehen, aber Kasumi hatte die Angewohnheit bei jeder Verkäuferin für mindestens fünf Minuten stehen zu bleiben und die neuesten Ereignisse auszutauschen. Und Ryoga konnte diesen 'Weibertratsch' nicht ausstehen. Der älteren Tendo entging das Aufatmen ihrer Begleiterin keinesfalls. "Sind dir die Einkaufstaschen zu schwer? Tut mir leid, ich habe gar nicht daran gedacht das du die ganze Zeit die Last tragen mußt. Soll ich dir eine Tüte abnehmen?" "Nein, nein, das ist es nicht." Ryoga schüttelte den Kopf. Sie hatte sich schließlich selber angeboten die Einkäufe zu tragen. Und für sie waren die Taschen vergleichsweise leicht. "Es ist nur das ... ach es ist wirklich nichts." "Dann ist es ja gut," sagte Kasumi erleichtert und bezahlte an der Supermarktkasse. Wieder auf der Straße angekommen fragte sie vorsichtshalber noch mal nach: "Und ich soll dir wirklich nichts abnehmen?" "Nein, kein Problem." Um ihre Worte zu unterstreichen nahm Ryoga beide Taschen in eine Hand und hielt sie lässig am ausgestreckten Arm hoch. "Gute Güte, du bist wirklich ein starkes Mädchen. Genau wie Akane." Ryoga zog eine Grimasse bei dem Wort 'Mädchen' und enthielt sich eines Kommentars. Als Kasumi weiterging folgte sie ihr, dichtauf um auf keinem Fall verloren zu gehen. "Oh, schau mal hier," sagte Kasumi plötzlich und blieb vor einem Schaufenster stehen. "Was denn?" "Die Schuluniform." Kasumi deutete auf eine Puppe mit einem ähnlichen Outfit wie Akane es diesen Morgen getragen hatte. "So eine brauchst du auch noch wenn du in Furinkan zur Schule gehst." Ryoga verzog den Mund. Mädchenkleider konnte sie wirklich nicht gebrauchen. "Ist das denn nötig?" fragte sie wenig enthusiastisch. "Selbstverständlich." Kasumi schob das wiederwillige Mädchen durch die Tür. "Aber Ranma hatte auch normale Sachen an..." versuchte Ryoga zu argumentieren. "Ranma wird ebenfalls eine Uniform brachen. Die ersten Tage geht noch ohne, aber nach spätestens einer Woche muß man eine haben," erklärte Kasumi. "Können wir nicht noch bis dahin warten?" Aber Kasumi schien ihr gar nicht zuzuhören. Statt dessen wandte sie sich an eine der Verkäuferinnen. "Guten Morgen, wir suchen eine Furinkan Uniform für diese junge Lady hier." "Kein Problem," sagte die Verkäuferin freundlich lächelnd. Zu Ryoga fragte sie: "Können Sie mir Ihre Maße geben, Fräulein?" "Uhm ... was für Maße?" fragte Ryoga zurück. "Na, Ihre Körpermaße. Größe, und der Umfang von Brust, Taille, Hüfte." Ryoga lief rot an. "Ich, äh, habe keine Ahnung," stammelte sie. Kasumi und die Verkäuferin warfen sich einen Blick zu. "Ah, nun, das ist auch kein Problem, so etwas soll es geben," sagte letztere, immer noch freundlich lächelnd, aber schon eine Spur kühler. "Das könne wir auch bestimmt so herausfinden..." Sie musterte Ryoga von oben bis unten, ging einmal um sie herum und zog hier und da an ihrer Kleidung. "Hmm, schwer zu sagen bei diesen weiten Sachen. Ihre Kleidung ist ein wenig zu geräumig für Sie." Die Verkäuferin konnte schließlich nicht wissen, das Ryoga als Mädchen ein gutes Stück kleiner und schmaler war, aber das ihre Kleidung für sie als Junge zugeschnitten war. "Wären Sie so freundlich und würden sich hinten in der Umkleide frei machen?" fragte sie. "Dann kann ich Ihre Maße direkt nehmen." "Öhm," machte Ryoga, wurde aber schon zu einem Vorhang im hinteren Teil des Geschäftes geschoben. Als sie wieder unter sich waren, fragte Kasumi: "Du kennst wirklich nicht deine Maße? Ich dachte, jedes Mädchen kennt die?" Jedes Mädchen schon, dachte Ryoga. "Ich hatte noch nicht die Gelegenheit nachzusehen." "Aber wie hast du bislang Kleidung gekauft, wenn du nicht wußtest wie groß - oh, ich verstehe," sagte sie, als sie dann den Zustand von Ryogas Kleider dachte. Vermutlich paßten sie ihr deswegen nicht richtig. Ryoga antwortete trotzdem: "Oh, wenn ich neue Sache brauchte, hab ich einfach geguckt was paßt, und es gekauft. Auf Etiketten habe ich nie geachtet." Kasumi nickte nur. Sie kannte mehrere Menschen die genauso verfuhren, einschließlich ihres Vaters. Nur hatte sie bislang gedacht, diese Art einzukaufen war nur Männern vorbehalten. "Ryoga, solltest du nicht anfangen dich auszuziehen? Die Verkäuferin wird sicher jeden Moment zurückkommen." Ryogas Gesicht nahm wieder eine sehr gesunde Färbung an. Sie konnte sich doch nicht hier vor Kasumi ausziehen. "Du mußt dich nicht schämen, Ryoga. Wir sind doch beide junge Frauen, ich werde dir schon nichts weggucken." Leider war es genau die Tatsache die Ryoga zögern ließ. Aber welche Wahl hatte sie schon? Nach einem ergebenen Seufzer zog sie sich schließlich den Pulli über den Kopf. Kasumi machte große Augen und hob schockiert die Hand vor den Mund. "Aber Ryoga! Du trägst gar keinen BH!" "Nein, warum sollte ich-" begann das Mädchen, bis ihr einfiel was sie jetzt war. "Öh, nein, ich äh ... ich habe keine." Kasumi schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf. "Ich hab nie welche gebracht, diese Dinger sind mir erst vor Kurzem gewachsen," erklärte Ryoga, und genau genommen war das nicht einmal gelogen. "Oh, nun wenn das so ist," meinte Kasumi, wieder ein wenig versöhnt. "Es tut mir leid, daran habe ich gar nicht gedacht das du dich erst spät entwickelt hast. Und wenn man mit zwei Männern reist ist es sicher schwer, vernünftige Kleidung zu kaufen," sagte Kasumi verständnisvoll. "Ja, hehe, genau das ist es," stimmt Ryoga verlegen zu und ließ ihre Hosen fallen. "Uhm, Ryoga?" fragte die ältere Tendo vorsichtig. "Warum trägst du Jungenunterhosen?" Diesmal blieb sie betont freundlich, vielleicht gab es hierfür ja auch eine logische Erklärung. "Äh," machte Ryoga. "Ich weiß nicht. Ich habe schon immer welche getragen, hehehe..." Verlegen kratze sie sich am Hinterkopf. "Aber was sagen denn deine Eltern dazu?" Ryoga zuckte mit den Schultern. "Nichts. Sie haben mir die Sachen schließlich gekauft." Kasumi preßte ihre Lippen aufeinander und schwieg. Sie begann zu begreifen das Ryogas Verhalten an ihrer Erziehung lag und nicht am Mädchen selber. Sie wunderte sich was für Eltern einer jungen Dame das nur antun konnten. Was das Mädchen nun am dringendsten brauchte, entschied sie sich, war eine helfende und vor allem weibliche Hand, die ihr zeigte wie sich ein anständiges Mädchen zu benehmen hatte. "Weißt du, Ryoga," meinte sie in ihrer gewohnt liebenswürdigen Art, "was hältst du davon wenn ich dir ein paar Garnituren vernünftige Unterwäsche kaufe? Nur damit du mal ausprobieren kannst was dir besser gefällt?" Ryoga, nun bis auf Strümpfe und Boxershorts nackt, sah das Mädchen an als wenn sie sie bedroht hätte. "Das wäre schrecklich - äh, ich meine, das wäre schrecklich nett von dir. Aber du brauchst meinetwegen kein Geld ausgeben." "Unsinn. Ich würde mich freuen wenn ich dir den Gefallen tun kann." Sie hob Ryogas Hose hoch und blickte sie prüfend an. "Sag, kannst du mit Nadel und Faden umgehen?" Ryoga nickte. Ein Leben auf der Straße hatte sie gezwungen ihre Sachen immer selbst zu flicken. "Klar kann ich das," antwortete sie - und hatte das Gefühl einen schweren Fehler begangen zu haben. "Wunderbar!" freute sich Kasumi. "Dann kannst du mir helfen, deine Kleidung passender für dich zu machen." Sie deutete auf Ryogas Hose. "Schau, wenn man hier etwas abnäht, und hier, und dort einschneidet..." ***** ### ***** ### ***** Ranma blieb stehen. Er wußte nicht genau warum, sein Instinkt hatte es ihm gesagt. Und wenn er im Laufe der Jahre etwas gelernt hatte, dann war es das er seinem Instinkt trauen konnte. "Hiya!" Jahrelang trainierte Reflexe traten in Aktion. Behende wich er zur Seite aus, schwang sein Bein in einem eleganten Halbkreis herum und trat dem Angreifer unters Kinn. "Whoops, ich hoffe das war nicht zu fest." Kopfschütteln betrachtete er den am Boden liegenden Jungen. "Also ehrlich, als wenn die nichts Besseres zu tun haben. Das ist schon der sechste heute. Was hast du dir nur dabei gedacht, den Jungs zu erzählen das sie mit mir kämpfen sollen wenn sie ein Date mit dir wollen?" Der letzte Satz war an Akane gerichtet, welche neben ihm ging. "Ich weiß gar nicht was du hast," antwortete diese selbstzufrieden. "Ich finde es sehr entspannend, mir endlich mal keine Sorgen über plötzliche Angreifer machen zu müssen." Obwohl es doch ungewöhnlich war, mußte sie zugeben, das ihre Schulkameraden jetzt auch auf dem Heimweg attackierten, anstelle wie sonst immer nur morgens vor dem Unterricht. "Und überhaupt, was ist denn so Besonderes daran mit dir ein Date zu haben?" lamentierte Ranma als sie weitergingen. "Man muß sich doch schämen mit jemanden wie dir in der Öffentlichkeit gesehen zu werden." Akane stieß ein warnendes Knurren aus. "Dabei gibt es so viele gutaussehenden Mädchen in der Klasse. Um genau zu sein, alle außer dir sehen gut aus. Aber mit ausgerechnet dir bin ich verlobt. Was ein Pech..." "Grrr..." Akane ballte die Faust und sah Ranma zähneknirschend an. "Du, du, du..." Sie suchte nach einem passenden Wort. Ranma legte den Kopf schief und blickte fast neugierig zurück. "Ja? Ich, ich, ich? Sprich dich ruhig aus." "Du TROTTEL!" Zornig nahm Akane das nächstbeste Objekt als Waffe, sprich, sie schlug mit ihrer Schultasche nach Ranma. Dieser duckte sich und streckte ihr die Zunge raus. "Bllllll! Daneben." Das versetzte Akane nur noch weiter in Rage. Während sie weiterhin ihr möglichstes versuchte, diesen unverfrorenen machohaften Jungen seine gerechte Strafe zukommen zu lassen, schimpfte sie: "Idiot! Weiberheld! Geschlechtswandler! Perverser! Bleib stehen und laß dich schlagen! Stehen bleiben sollst du! Du Feigling, hör auf mir immer auszuweichen..." Ranma fand es eher interessant wie das Mädchen einen Koller bekam. Mühelos wich er den Schlägen aus und tanzte ihr vor der Nase herum. "Uhh, schlecht, ganz schlecht. Man kann sofort sehen wie du angreifen willst. Ist das etwa das Beste was du kannst?" Dann meldete sich sein Gefahrensinn wieder, er spürte eine Präsenz hinter sich und duckte sich. Ein Baseballschläger zischte durch die Luft wo eben noch ein Kopf gewesen war. WACK! traf Akanes Tasche das Gesicht des Jungen, welcher Ranma hinter einer Hausecke aufgelauert hatte. "Ach du Schreck! Hiroshi, ich hab dir gar nicht gesehen. Habe ich dir weh getan?" Bestürzt beugte sich das dunkelhaarige Mädchen über den am Boden liegenden Jungen, aber dieser zuckte nur leicht mit den Beinen. "Tz, tz, tz," sagte Ranma kopfschüttelnd. "Brutale Kraft, aber keine Kontrolle darüber. Ich kann kaum glauben das du den gleichen Kampfstil trainierst wie ich." "Grr, Ranma. Hör auf dich über mich Lustig zu machen." Sie trat nach ihm, und traf natürlich nicht. "Und mit so etwas bin ich verlobt. Da hat mein Pop mir ja was schönes eingebrockt." Nonchalant ließ Ranma sie stehen und sprang auf den Zaun neben der Straße hinauf, vergrub die Hände in den Taschen und balancierte mit fast unverschämt fröhlicher Laune weiter in Richtung Tendo-Dojo. Akane schnaubte vergrellt und folgte auf mehr konventionelle Weise, den Bürgersteig benutzend. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Jungen auf dem Zaun. Sie konnte noch immer nicht glauben, das dieser Macho nun ein Teil ihres Lebens sein sollte. Was sollte sie überhaupt mit einem Verlobten? Der dazu noch mit kaltem Wasser zu einem Mädchen wurde... Völlig in Gedanken versunken merkte sie erst das sie wieder zu Hause war, als sie gegen ein Hindernis lief und sich unsanft auf den Hosenboden setzte. Als sie aufsah blickte sie auf Ranmas Rücken, dieser war vor ihr durch die Tür gegangen und dann plötzlich stehen geblieben. "Hey, kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst?" murrte sie. Ranma gab ausnahmsweise keine Erwiderung, obwohl er diesmal im Recht dazu gewesen wäre. Aber er war viel zu beschäftigt den Anblick vor sich zu verarbeiten. Dort am Wohnzimmertisch saßen, Schulter an Schulter, Ryoga und Kasumi. Beide hatten je ein Kleidungsstück in den Händen und waren fleißig mit Nadel und Faden daran am arbeiten. Weitere Kleidungsstücke, die Ranma eindeutig als Ryogas identifizierte, lagen auf dem Tisch verteilt, ebenso wie verschiedene Rollen Garn, Schnittmuster und Stoffballen. "Ohayo Akane, Ranma-kun," grüßte Kasumi freundlich. "Hattet ihr einen schönen Schultag?" "Da, da, die die da..." stammelte Ranma und zeigte auf die Nähereien. "Oh, ich habe Ryoga-chan angeboten, ihre Kleidung in einen passenderen Zustand für sie zu bringen. Sie ist eine sehr geschickte Schneiderin." Ryoga konnte Kasumis Fröhlichkeit nicht ganz teilen. Sie wäre am liebsten vor Scham auf der Stelle im Boden versunken als Ranma hereinkam. Die Tatsache das der Zopfträger jetzt lauthals lachend auf dem Boden kugelte, machte es auch nicht besser. "Bwahahaha! Ryoga ... hahaha ... näht? Buhahahaha!" Erzürnt warf das Mädchen die Utensilien fort und sprang auf. "Ja, ich nähe. Na und? Hör auf zu lachen!" "Mwahahahaha! Schau dich ... huhuhu ... dich mal im Spiegel an." Tränen der Schadenfreude rannen über sein Gesicht als er sich den Bauch hielt und auf Ryoga deutete. Er hatte vor lauter Lachen Mühe die Worte hervorzubringen. "Deine Kleidung! Hihihi. Du siehst aus ... hahaha ... aus wie ein ... hahaha, ein Mädchen! BWAHAHAHAHAHA!" Und das war tatsächlich nicht ganz falsch. Ryoga hatte mit Kasumis Hilfe an einem ihrer gelben Pullis die Ärmel entfernt, und den Schnitt an Schultern und Taille ihrer schmaleren Form angepaßt. Mit der Hose, die sie momentan trug, waren sie ähnlich verfahren. Dummerweise sah das Ganze nun so aus, als würde sie ein gelbes Minikleid tragen mit einer schwarzen Leggins darunter. "Ich sagte: HÖR AUF ZU LACHEN!" Ryoga wurde mit jedem Moment wütender und war kurz vorm explodieren. Ranma wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und hielt sich sein schmerzendes Zwerchfell. "Wirklich, die Sachen stehen dir, du siehst richtig weiblich darin aus," preßte er hervor, bemüht die Fassung zu wahren. "Oder liegt es daran das du ja auch weiblich bist? HAHAHAHAHAHA!" Wieder bog er sich vor lachen. Mit einem wütenden Knurren stürzte sich Ryoga auf ihren Kontrahenten. Das heißt, sie versuchte es, aber Ranma tat lediglich einen Schritt zur Seite und ließ sie ins Leere springen. Das grünhaarige Mädchen nahm sofort wieder die Verfolgung auf, und jagte ihn quer durchs Haus und in den Garten, während Ranma grimassenschneidend vor ihr hertanzte und sich weiter lustig machte. "Also wirklich, Ranma ist unmöglich!" beschwerte sich Akane. "Ryoga so zu ärgern. Dabei hat sie doch wirklich gute Arbeit gemacht." "Ach Akane, nimm es ihm nicht übel. Schau nur, ist es nicht nett den zwei guten Freunden beim spielen zuzusehen?" Mit Schweißtropfen an der Stirn sah Akane ihre große Schwester an. Spielen? Manchmal hatte sie das Gefühl, das Kasumi nicht die gleichen Dinge sah wie alle anderen. ***** ### ***** ### ***** Noch immer grollend zog Ryoga die Tür der Umkleide hinter sich zu. Sie hatte es nicht geschafft Ranma zu erwischen. Dafür war sie nun völlig verschwitzt und erschöpft von der Verfolgung. Weiter fluchend schmiß sie den eigentlichen Grund des Streites, ihre Kleidung, in die Ecke und schlüpfte aus der Unterwäsche. Es ärgerte sie maßlos das sie Ranma nicht zu fassen bekommen hatte, nicht unbedingt weil sie ihn verdreschen wollte, sondern weil sie einfach nicht dazu in der Lage gewesen war. Und das war die Schuld dieses Körpers. Es war nicht so, das sich Ryoga nicht inzwischen an ihre neue Form gewöhnt hatte. Mittlerweile kam sie gut mit den Besonderheiten als Mädchen zurecht, bis auf manchmal wenn sie das lästige Hin- und Herhüpfen dieser Klopse auf ihren Rippen störte. Nein, was sie wirklich störte war, das sie als Mädchen nicht mehr die selbe Leistung bringen konnte. Ryoga wußte das Ranma auch schon vorher besser war als sie, aber jetzt war diese Kluft nur noch breiter geworden. Ihres letzten Kleidungsstückes entledigt betrat Ryoga das Bad. Während sie den Waschzuber mit Wasser füllte, warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ein mißmutig aussehendes Mädchen, die wirren grünen Haare mit einem Stirnband in Zaum gehalten, blickte zurück. Sie streckte dem Mädchen die Zunge raus, drehte sich um, griff nach dem Eimer und kippte sich den Inhalt über den Kopf. Sekunden später fiel besagter Eimer klappernd zu Boden, plötzlich der Hand beraubt die ihn gehalten hatte. "Buki! Qiek, quiiek!" (Übersetzung: Verdammt, ich habe schon wieder vergessen was kaltes Wasser mir antut!) Ein genervt aussehendes kleines Ferkel stand recht dumm im Raum. Dann amte es ein menschliches Schulterzucken nach und hüpfte in die Wanne mit warmen Wasser. Augenblicke später stieß Ryoga ein entspanntes Seufzen aus, lehnte sich zurück und ließ sich vom Wasser einweichen. Ihr faules Dahindümpeln wurde jäh unterbrochen, als eine weitere Person ins Bad kam. Leicht erschrocken richtete sich Ryoga auf und sah sich einem sehr nackten Mädchen gegenüber. "Hallo Ryoga. Es stört dich doch nicht, oder?" meinte Nabiki nonchalant und griff nach der Seife. "N-nicht im Geringsten," preßte Ryoga hervor und wandte ihr Gesicht hastig der Wand zu. Selbst weiblich zu sein, daran hatte sie sich mittlerweile gewöhnt, aber andere nackte Mädchen machten sie noch immer nervös. Sie hatte dabei immer das Gefühl etwas verbotenes zu tun, etwas das sie nicht durfte. "Falls es dich interessiert, meine kleine Schwester hat Ranma doch noch gepackt," fuhr die Tendo im Plauderton fort. "Sie hat ihm auch eine Kopfnuß von dir verpaßt." "Hm-hm," erwiderte Ryoga einsilbig. Sie entschied, das es für alle Beteiligten besser wäre wenn sie hier herauskam. Sich gegen den Anblick wappnend stand sie auf, drehte sich um - und erstarrte. Nabiki war grade dabei sich von Kopf bis Fuß einzuseifen. Zarte Hände glitten überall über den Körper um die Seife gut zu verteilen. Schaumbläschen zierten die Wölbungen der Brüste, oder liefen an den langen Beinen hinab. Wasserperlen glitzerten auf der Haut, während Nabiki erneut den Waschzuber füllte. "Ach, Ryoga, könntest du mir wohl den Rücken einseifen? Ich komme da so schlecht dran." Ryoga rührte sich nicht, so gefangen war sie von dem Anblick. Erst als Nabiki sich fragend zu ihr umdrehte und einen Schritt auf sie zuging, erwachte sie aus ihrer Trance. "Wa-? Hast du was gesagt?" Nun kann man von Nabiki viele Dinge behaupten, aber Dummheit gehörte keinesfalls dazu. Und so bemerkte sie sehr wohl die Art und Weise, wie Ryoga sie ansah. Und auch die mögliche Bedeutung. Mit einem aufreizenden Lächeln stellte sie sich in Positur und blinzelte dem anderen Mädchen zu. "Na, gefällt dir was du siehst?" Das schlagartige Rotwerden und hastige Stammeln war alles, was Nabiki als Beweis haben mußte um zu wissen, das sie einer Lesbe gegenüberstand. "Verstehe," fuhr sie fort. "Jetzt weiß ich auch was Ranma so komisch daran fand, als Akane ihm unterstellt hatte mit dir etwas Perverses im Sinn gehabt zu haben. Du stehst mehr auf Mädchen, nicht war?" "Ich ... wie ..?" Ryoga wußte nicht was sie sagen sollte. Sie wußte nicht wie, aber irgendwie hatte sie sich Nabiki gegenüber verraten. Was sollte sie jetzt tun? Die scherzhafte Mine fallenlassend sah das andere Mädchen Ryoga ernst an. "Ich bin tolerant genug um deine Einstellung zu akzeptieren, solange du mich und meine Schwestern dabei in Ruhe läßt. Aber ich gebe dir einen kostenlosen Rat: Laß es nicht Akane merken. Sie ist ein wenig empfindlich was solche Sachen angeht." Nach einem Moment überlegen fügte sie hinzu: "Am besten wäre, du würdest bei ihr ganz ausziehen. Ist gesünder für dich, glaube mir." Die Gedanken der Grünhaarigen kreisten. "Ausziehen? A-aber..." Durch den Schock das sie ertappt worden war, hatte sie gar nicht gemerkt das Nabiki nur gemeint hatte, aus Akanes Zimmer auszuziehen. "Ich... es tut mir ja leid. Ich hätte es von Anfang an zugeben müssen. Aber..." Aber sie wollte nicht hinausgeworfen werden, auch wenn sie es vielleicht verstanden hätte. Sie konnte die Tendos gut leiden, und war froh einen Platz zu haben wo sie hingehörte. "Aber Ranma darf doch auch bleiben, obwohl er genauso ist," startete sie einen schwachen Versuch, Nabiki zu überzeugen. Nabiki ihrerseits staunte, wie sehr Ryoga es aus der Fassung brachte, das ihr kleines Geheimnis ihrer sexuellen Ausrichtung gelüftet war. Womöglich hatte sie schlechte Erfahrungen damit gemacht, überlegte sie. Nur was hatte das jetzt mit Ranma zu tun? "Ranmas Fluch ist doch etwas völlig anderes. Das er auf Frauen steht obwohl er selbst eine ist, ist logisch." Sie sah Ryoga skeptisch an. "Oder bevorzugt er Männer, wenn er ein Mädchen ist?" Ryoga schüttelte den Kopf. Warum war Ranmas Fluch so sehr anders als ihrer, dachte sie. Weil er sich noch verwandeln kann? "Bitte Nabiki," flehte sie, "ich werde ganz bestimmt nichts machen was euch ärgern könnte. Bitte verrate nicht mein Geheimnis. Ich will nicht ausziehen. Ich..." Ein schwerer Kloß in ihrer Kehle hinderte sie am weitersprechen, und Tränen traten in ihre Augen. Das war auch etwas das Ryoga maßlos ärgerte, das sie viel schneller heulen mußte seitdem sie diesen Körper hatte. Nabiki sah den panisch-verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Gegenüber. Ryoga schien tatsächlich Angst zu haben. "Also gut," sagte sie. "Von mir aus kannst du bei Akane bleiben, und ich werde auch nichts sagen. Aber ich habe dich gewarnt, sei vorsichtig." Im Grunde war es Nabiki sogar recht, wenn Ryoga bei Akane blieb. Denn ansonsten würde sie bei ihr im Zimmer einquartiert werden, da Kasumis Raum zu klein war, und das Gästezimmer auch keine Option mehr war. Und auf eine Zimmergenossin konnte Nabiki verzichten. "Aber dafür schuldest du mir einen Gefallen, klar?" Ryogas Mine hellte sich auf. "Wirklich?" Auf ein bestätigendes Nicken hin, fiel sie Nabiki mit einem lauten "Danke!" um den Hals. "Hey!" rief Nabiki, "kein Grund zutraulich zu werden. Ich bin nicht vom anderen Ufer..." ***** ### ***** ### ***** Anmerkungen des Autors: Eine Badezimmer-Szene, yippie! Wie Nabiki wohl ihr neuerworbenes Wissen über Ryogas Sexualität weiterverwenden wird? Fest steht auf jeden Fall, das unser unfreiwilliges Mädchen eine Menge Probleme bekommt. Aber das wird Ryoga sowieso, jetzt wo sie Opfer von Kasumis Mutterinstinkt geworden ist. Was wird die älteste Tendo-Tochter wohl unternehmen, um Ryoga das vernünftige Verhalten einer jungen Dame beizubringen? Oder wird sie merken, das sie ihr damit keinen Gefallen tut, im Gegenteil? Auch Akane und Ranma haben sich ein wenig besser kennengelernt. Sie haben sich gestritten, und dann gemerkt das der andere gar nicht so übel ist wie sie anfangs dachten. Dann haben sie sich wieder gestritten, und gemerkt das der andere noch viel schlimmer ist wie sie anfangs dachten. Das Übliche eben. Schauen wir mal, ob auch das übliche Ergebnis dabei herauskommt. Tatewaki Kuno hatte ich zwar bereits im letzten Kapitel angekündigt, so richtig zum Zug gekommen ist er hier leider trotzdem nicht. Tatsache ist, das sein Auftritt in der finalen Fassung dieses Kapitel rausgestrichen wurde, da der Text ohnehin schon wieder länger geworden ist als anfangs geplant (keine Ahnung warum mir das immer passiert) und das Zusammentreffen mit dem Oberschüler das Gleiche war wie wir es schon aus dem Manga kennen. Eine kurze Anmerkung noch zu Soun und dem Schokoladenpudding: Ich habe keine Ahnung was tatsächlich Souns Leibspeise ist, oder ob man in Japan überhaupt Schokopudding kennt. Ich hätte statt dessen auch etwas anderes nehmen können, Suriyaki zum Beispiel. Aber wer von euch weiß was Suriyaki ist? Ich denke, mit Schokopudding ist alles klar geworden was ich gemeint habe, ne? Bis dann Mark Soul Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)