It's beginning to look a lot like Christmas von Hypsilon (oder auch: Der Morgen danach als Kuroo das Christkind getroffen hat) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Weihnachten, sagt man, ist die Zeit für Wunder. Es ist die Zeit der Liebe, der Nähe und der Wärme, obwohl der Winter kalt und weiß ist. In den Großstädten ist der Winter grau und braun. Zumindest, wenn man den Kopf nicht hebt und wie Kuroo in seinem Smartphone versunken ist, weil Geschäftliches erledigt werden muss. Selbst am Tag vor Weihnachten hatte ihn die Volleyball Association fest eingebunden. Kuroo sah auf seinen Wegen nicht, wie hell die Kindergesichter strahlten, ihm entging die weihnachtliche Reklame und selbst als es dunkel wurde, kam er nicht in die Bewunderung der Lichterketten und Ornamente, die die Straßen erhellten. Sogar der meterhohe Weihnachtsbaum entzog sich ganz seiner Aufmerksamkeit. Er bemerkte die Liebe nicht, die Wärme, die zwischen den Menschen ausgetauscht wurde. Der Zauber der Weihnacht war noch nicht eingekehrt. Selbst einen Tag vor Heilig Abend nicht. Kuroo hatte nur im Kopf, wie stressig es war. Er musste…wollte seine Mutter besuchen. Gemeinsam mit seiner Schwester. Dafür musste er zeitig abreisen und all seine Erledigungen getätigt haben. Außerdem wollte er Kenma sehen. Beim Gedanken an Kenma schlich sich zumindest ein Funke Wärme in sein Herz. Der Abend nach dem Fest der Liebe war immer für Kenma reserviert. Aber nichts lief dieses Jahr wie geplant. Seine Schwester machte ihm einen Strich durch die Rechnung, denn noch im letzten Moment, schrieb sie ihm, sie würde sich verspäten. Mann und Kind. So war das mit einer Familie. Kuroo hatte keine Familie. Keine Eigene. Natürlich hatte er seine Mutter und Schwester und deren Familie und natürlich Kenma. Aber das, was man sich von ihm erwartete, das hatte er nicht. Er hatte keine Ehefrau und auch keine Kinder. Dabei hätte er das gerne. Mit seinem Job ließ sich das aber kaum vereinbaren. “Ich kann dich sponsoren, wenn du was Spannendes machst”, hat ihm Kenma einmal vorgeschlagen, als er sich bei ihm ausgeweint hat. Aber das wollte er nicht. Geld tat einer Freundschaft nichts Gutes. Außerdem wusste er, was Kenma spannend fand und meinte, da nicht reinzupassen. Die Verzögerung seiner Schwester eingerechnet, überlegte Kuroo nun, schon eher zu Kenma zu fahren und von dort zu seiner Mutter. Vielleicht würde er dann den Geist der Weihnacht mitnehmen. Kuroo musste über seinen Gedanken lachen. Kenma würde ihm diesen Gefallen nicht tun. Nicht, weil er es nicht wollte, sondern weil er es nicht konnte. Er schrieb ihm trotzdem und machte sich wieder auf zurück ins Büro. “Frohe Weihnachten, Kuroo-san”, rief man ihm zu. Die meisten gingen vor ihm, er arbeitete noch nach. Aber irgendwann, spät Abends, konnte auch er seine Sachen packen und das Licht abdrehen. Kalt umzog ihm draußen der Wind. Er hob die Schultern an um den fehlenden Schal zu ersetzen und eilte sich in die U-Bahn um zu seiner Wohnung zu kommen. Erstmals nahm er am Weg zuhin den Geruch von gerösteten Mandeln war, der zur Weihnachtszeit gehörte und ihm fielen die vielen schönen Lichter auf. Dennoch tat er das mit einem Seufzen ab, weil er sich hetzte heimzukommen. Er musste noch Geschenke einpacken und auf den letzten Drücker etwas für seinen Schwager besorgen. Für seinen Neffen hatte er sich von der Monster Generation ein Trikot signieren lassen. Das letzte Autogramm hat er sich gestern von Kiyoomi Sakusa geholt. Aus Osaka. Ja, was man nicht alles tat. Und heute brauchte er Geschenkpapier. Dafür war er zu Mittag in die Mall geeilt, um nach seinem späten Dienstschluss direkt heim zu können. Essen sollte er auch etwas. Vielleicht ließ er es auch einfach bleiben. Bei seiner Mutter gab es immer viel zu viel und die Verwandtschaft nahm auch immer so viel mit. Kuroo würde ein Tag des Fastens nicht schaden. So kam er spät abends in die einsame Wohnung. Er machte das Licht an, schleuderte die Schuhe in eine Ecke und machte sich am Wohnzimmertisch an das Verpacken der Geschenke für seine Familie. Danach holte er den kleinen Handgepäckskoffer aus dem Schlafzimmer, packte die Geschenke ein sowie ein paar Sachen, die er für die Übernachtung brauchte, weil die Familie Kuroo stets bis spät Nachts zusammen saß und trank. Da wurde sinniert über den reuelosen Vater, der sie im Stich gelassen hat, über die schwere Zeit die sie hatten, aber auch und vor allem über das Beste, das sie daraus gemacht haben. Irgendwann würde Kuroos Mutter wieder in seinen Ohren hängen und sich eine Schwiegertochter und mehr Enkelkinder wünschen. “Keine Zeit”, sagte Kuroo auch dieses Mal. “Aber Schatz… du wirst noch ein Einsiedler. Wie Kenma, der arme Junge.” Seine Mutter lehnte sich mit ihrem Weinglas an ihn und tätschelte seinen Arm. “Kenma ist weit entfernt davon, ein armer Junge zu sein”, lachte Kuroo aber gab seiner Mutter einen Kuss auf die Stirn. “Ich schau mich um, versprochen”, sagte er und stand auf. Irgendwann war es auch für ihn Zeit, schlafen zu gehen. “Besser morgen als übermorgen”, rief ihm die Frau des Hauses nach. Seine Schwester half in der Küche. Sein Schwager hat schon vor einer Stunde aufgegeben und schnarchte laut auf der Couch. Kuroo gewahr sich einen letzten Blick in das ehemalige Kinderzimmer seiner Schwester, wo sein Neffe lag. Das Trikot trug er, seit er es ausgepackt hatte und wollte es dieses Jahr sicher nicht mehr ausziehen. Als er nach der abendlichen Mundhygiene in seinem ehemaligen Kinderzimmer ankam, fiel sein Blick wie eh und je hinüber zum Haus der Kozume. Es war dunkel. Auch in Kenmas altem Kinderzimmer war das Licht aus. Kein Geflimmer vom Fernseher oder einer Konsole. Kuroo seufzte, wechselte in seinen Pyjama und legte sich ins Bett, nur um zeitig aufzustehen, seine Sportklamotten anzuziehen und eine Runde laufen zu gehen. Am Morgen nach Weihnachten war es immer besonders ruhig. Der Trubel der Stadt war fern. Die Lautstärke des Weihnachtsfestes war schier abwesend. Nur der kalte Wind, der ihm um die Ohren zog und seine Schritte im Schnee. Weit und breit keine Menschenseele. Niemand außer ihm. Bis er plötzlich nicht mehr alleine war. Kuroo wurde langsamer, denn in der Gasse, in die er gerade einbog, stand eine junge Frau mitten auf der Straße. Ihre Arme hatte sie von sich gestreckt, das Gesicht gen Himmel geneigt und sie drehte sich im Schnee, dass ihr langer anliegender Mantel auffächerte. Ein Lachen drang an Kuroos Ohren, es hätte von einem Kind stammen können. Die blonden Locken schwangen in der Drehung mit und Kuroo hätte geschworen, er sah das Christkind vor sich. Nur, dass es kein Kind war. Es war eine erwachsene Frau, schöner als ein Traum. Ein Traum, den Kuroo bereits in der Oberstufe geträumt hat und den er sich nie gewagt hat, in Erwägung zu ziehen. Sie war einfach zu weit weg. Immer für ihn gewesen. Und jetzt? Sollte er es wagen, sie anzusprechen? Haiba Alisa? Ein internationales Supermodel? Noch weiter weg. Seine Füße machten sich selbstständig und ehe er sich versah, bot er der im Schnee tanzenden Schönheit seine Hand und bat sie um einen Tanz, sowie der Himmel große weiße Flocken entbehrte. Und dann kam auch für Kuroo endlich Weihnachtsstimmung auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)