Drawback 3 von ManaRu ================================================================================ Kapitel 8: Era -------------- „Ihr nervt mich! Haut ab!“ Meckerte es vom Lenkrad her und Reita sah seinen Mitbewohner mit hochgezogener Augenbraue an. „Guck nicht so! Wir haben keine Zeit für so einen Mist!“ Knurrte er ihn an, was ihn etwas zum Grinsen brachte. „Wenn es mal vorwärts geht, fahr dort drüben links weg.“ „Links? Spinnst du? Dann fahren wir nur weiter weg.“ „Deswegen ja. Wenn wir von der anderen Seite kommen, sind wir schneller, als wenn wir hier darauf warten, weiter zu kommen.“ Grummelnd sah sein Mitbewohner zur Straße rüber, in die er reinfahren soll. „Wenn das nichts wird, knall ich dir eine.“ Reita musste lachen, nickte aber und sah sich dann etwas um. Dank des Radios wussten sie, dass es einen Unfall gab und die Autos vor ihnen nach und nach daran vorbeigeführt werden. Doch gerade zu dieser Zeit war viel los und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sich der Stau komplett aufgelöst hätte. Dennoch ging es immer wieder ein kleines bisschen vorwärts und die von ihnen ersehnte Straße rückte somit immer näher, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit in diese hineinfahren und abhauen konnten. „Endlich!“ Entwich es seinem Mitbewohner, der das Gaspedal nun ordentlich durchdrückte und auf die Autobahn fuhr. „Wenn wir die zweite Ausfahrt nehmen, können wir durch die Stadt weiterfahren und sind schneller da, als wenn wir außen rumfahren.“ „Fahr, wie du willst. Hauptsache wir kommen an.“ Das ließ sich Kai wohl nicht zweimal sagen und gab noch mehr Gas. Auf der Autobahn war nicht so viel los, also konnten sie entspannt und schnell zum Treffpunkt gelangen. „Hast du alles Wichtige dabei?“ Fragte ihn sein Mitbewohner. Kurz sah Reita zu seiner kleinen Tasche nach hinten auf den Rücksitz. „Die Maske, die Waffe, Munition und ein paar Verbandsachen.“ Zählte er seine Sachen auf, die er dabei hatte. „Du?“ „Mein Notebook, ein paar Unterlagen, die ich zusammen gesammelt hatte und die Waffe, die Kazuki mitgenommen hat.“ Rein theoretisch müssten sie damit alles Notwendige haben, oder? Klar, Geld hatten sie Beide auch dabei und ihre Handys, doch sowas musste nicht erwähnt werden, oder? „Ich bin echt gespannt, was der auf einmal hat. Er hat dir wirklich nichts gesagt?“ „Nein. Er meinte nur, wir sollen uns ein paar Sachen schnappen und ihn dort abholen.“ „Seltsam…“ Das war mehr als seltsam, doch sobald sie ihn eingesammelt haben, werden sie schon herausfinden, was los war. Kai fuhr nun auch von der Autobahn runter, fuhr durch die Straßen der Stadt und so näherten sie sich langsam aber sicher ihrem Treffpunkt. „Jetzt regnet es auch noch…“ Murrte sein Mitbewohner neben ihm. So wirklich Regen konnte man das allerdings noch nicht nennen. Es war eher ein leichter Niesel der vom Himmel fiel. Das könnte sich aber schnell ändern. „Klar… die Zeit haben wir ja…“ Meckerte der Braunhaarige schon wieder los, als sie an der zweiten Ampel stehen bleiben mussten. Über rot fahren sollten sie nicht, denn sie durften nicht auffallen. Das könnten sie wirklich nicht gebrauchen, noch von der Polizei aufgehalten und im schlimmsten Fall festgenommen zu werden. „Wenn du das nächste Mal etwas online bestellst, hol direkt ein Blaulicht… das können wir in solchen Fällen gut gebrauchen.“ Witzelte Reita, doch er merkte sofort, dass Kai diese Aussage nicht so witzig fand. Dieser sah ihn nur genervt an und kaum, dass die Ampel wieder grün zeigte, trat er das Pedal durch. Die letzten Meter schafften sie dann relativ gut ohne irgendwelche Probleme. „Da sind wir!“ Freute sich Kai nun und atmete erleichtert aus. „Dann suchen wir ihn doch mal.“ Sie stiegen aus und sahen sich erst einmal um. Der Regen nahm langsam zu und dementsprechend waren keine Leute zu sehen, nur Autos, die in der Nähe vorbeifuhren. Mit Kai lief er über die Wiese in Richtung Brücke. Schon von Weitem sahen sie etwas, mit dem sie wohl nicht gerechnet hatten und blieben sofort stehen. Zwei Männer stiegen in einem Wagen ein und fuhren davon, während ein anderer Mann jemanden unter Wasser drückte. Er sah sich um, konnte niemanden mehr sehen, also musste das dort drüben Kazuki sein. Und da der eine Kerl einen Anzug trug, wusste er auch, welcher von den beiden Kazuki war. „Hol den Wagen.“ Knurrte er Kai an, welcher sich sofort auf den Weg machte, während er selber weiterlief. Er musste näher dran, um nicht noch seinen eigenen Kollegen zu erschießen. Als der Mann aufstand, zog er seine Waffe, entsicherte sie und jagte ihm sofort eine Kugel in den Kopf. Bevor er losrannte, sah er sich noch einmal um. Er hatte seine Maske nicht aufgezogen, da es noch hell war und er nun wirklich nicht auffallen wollte. Doch mitten am Tag zu schießen war auch nicht gerade unauffällig. Hoffentlich hatte es keiner mitbekommen! Er steckte die Waffe zurück in den Gürtel und rannte los. Der Kerl, den er erschossen hatte, war ihm gerade herzlich egal. Als er bei Kazuki ankam, warf er sich auf die Knie, legte die Arme um dessen Oberkörper und zog ihn aus dem Wasser raus. „Scheiße… Kazuki…“ Knurrte er nur leise, zog ihn etwas vom Wasser weg. Er legte ihn erst einmal auf dem Boden ab, tastete sich selber ab und lief dann doch zum Toten rüber. Erfreut zog er dessen Messer hervor, mit dem er Kazuki die Kabelbinder von den Handgelenken abmachte und legte ihn dann auf den Rücken. Im Augenwinkel sah er, dass sein Mitbewohner angefahren kam und wenig später zu ihnen gerannt kam. „Oh Gott… Kazuki.“ Entwich es seinem Mitbewohner, der neben ihm auf die Knie fiel und sofort dessen Gesicht tätschelte. „Atmet er noch?“ Fragte er ihn und sofort beugte sich Kai nach unten. „Nein…“ Verdammt. Ohne zu zögern, versuchte er sich an der Herzdruckmassage, die er zuvor noch nie selber brauchte. Dazu kam noch die Mund-zu-Mund-Beatmung, die er ebenfalls noch nie ausführen musste. Zwar hatte er das lernen müssen, als er den Führerschein gemacht hatte, doch es war eben etwas anderes, das bei einer blöden Puppe zu üben, oder es bei einem echten Menschen durchzuführen. Während er versuchte, Kazuki zurück zu holen, bemerkte er, dass Kai aufstand und verschwand. Ihm war gerade jedoch echt egal, wohin der Andere ging und was er vor hatte. Wichtiger war es für ihn, Kazuki nicht auch noch zu verlieren. Reichte es nicht schon, dass sie weder Ryo noch Ruki retten konnten? Bei ihrem jetzigen Hacker wollte er nicht auch noch versagen. „Komm schon, Kazuki…“ Knurrte er leise, während er ihm immer wieder auf den Brustkorb drückte, sich wieder zu ihm runter beugte und ihre Lippen mit einander verschloss. Für ihn war es eine Ewigkeit, ehe er ein Husten vernahm, sofort von ihm abließ und erfreut feststellte, dass der Andere das Wasser aus seiner Lunge hustete und sich wegdrehte. Er ergriff dessen Arm, wollte ihm helfen, sich hinzusetzen, damit er besser Luft bekam, doch stattdessen rammte ihm Kazuki den Ellbogen zwischen die Rippen. Keuchend flog er nach hinten und rieb sich die schmerzende Seite. „Kazuki, ich bin’s.“ Sagte er und versuchte es erneut. Scheinbar hatte der Andere ihn gehört, ließ sich aufhelfen und beugte sich nach vorne, um weiter zu husten. Scheinbar waren sie früh genug da, wodurch der Andere nicht ganz so viel Wasser in die Lungen bekommen hatte. „Rei?“ Fragte dieser leise und sah ihm ins Gesicht. Sofort sah er, wie froh ihr Hacker war, ihn zu sehen. „Kai ist auch hier.“ Er sah sich nach ihm um, entdeckte ihn neben dem anderen Typen, den er eben erschossen hatte und wie er etwas in der Hand hielt. „Der Brief…“ Keuchte Kazuki und begann direkt wieder zu husten. Kai kam zu ihnen und hockte sich sogleich mit dazu, klopfte Kazuki etwas auf den Rücken. „Wir sollten abhauen.“ Kam es von ihm und Reita nickte sofort. Er stand mit Kai auf, zog Kazuki mit auf die Beine, doch kaum stand dieser, knickte er gleich wieder ein. Er griff ihm unter die Arme und sah an ihm runter, bemerkte erst jetzt den dunkelroten Fleck an seinem Bein. „Scheiße.“ Das auch noch. „Halt dich fest.“ Sagte er, griff mit einem Arm unter die seine und mit dem Anderen unter seine Kniekehlen und hob ihn nun einfach auf die Arme. Sofort klammerte sich Kazuki an ihm fest und so trug er ihn einfach zum Auto. Wobei ‘einfach‘ nicht ganz zutreffend war, denn mal eben jemanden zu tragen und dann noch ein Stück bergauf, machte er eher selten und war tatsächlich mit der Zeit echt anstrengend. Kai war schon am Auto, hatte eine der hinteren Türen geöffnet und stieg selber vorne ein. So vorsichtig wie möglich, setzte Reita ihren Hacker im Auto ab, schloss die Türe und stieg nun hinter Kai ein, nahm neben Kazuki Platz und kaum hatte er die Türe geschlossen, fuhr sein Mitbewohner auch schon los. Er rutschte in die Mitte, um direkt neben Kazuki sitzen zu können, der sich sofort an ihn lehnte. Ihm fiel auf, dass er zitterte. Reita setzte ihn wieder gerade hin, zog sich die Jacke aus und legte sie um ihn, ehe er ihn an sich zog und auf einmal von Kai etwas vor die Nase gehalten bekam. „Was ist das?“ Fragte er logischerweise und nahm den Umschlag entgegen. „Das lag neben dem Kerl, den du erschossen hast.“ Das war bestimmt der Brief, den Kazuki gemeint hatte. Eben dieser hob seinen Kopf an und sah ebenfalls zum Umschlag. „Mach ihn auf.“ Hauchte er leise und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Umschlag. Reita wartete natürlich nicht lange und öffnete den Umschlag, zog den Brief heraus und besah sich das Dokument. Ihm fiel sofort auf, dass gar nicht viel darauf stand. „Was steht da?“ Fragte Kai ihn, der über den Rückspiegel zu ihm nach hinten sah, während er auf die Autobahn fuhr, um so schnell wie möglich weit weg zu kommen. „Testament…“ Las er die Überschrift vor und runzelte die Stirn. „Ein Testament? Ließ vor!“ Erklang sofort wieder Kais Stimme. „Hiermit hebe ich alle bisherigen, letztwilligen Verfügungen und Äußerungen auf. Meine Organisation und deren Aufgaben sowie Ziele vermache ich meinem treusten Untergebenen, der mir viele Jahre zu Diensten stand…“ Er stoppte kurz, musterte ihren Hacker, der stumm auf den Brief starrte. „Kazuki wird fortan nach meinem Ableben mit seinen Freunden und Kollegen das Unternehmen weiterführen. Gezeichnet Shintaro Nakazato.“ „Bitte was?“ Entwich es Kai nur erstaunt und sah wieder über den Rückspiegel zu ihnen nach hinten. Er vernahm ein leises Schluchzen neben sich und sah zu Kazuki, der sich auf die Unterlippe biss und wohl angestrengt versuchte, nicht zu weinen. Verstand nur er nicht, was gerade los war, oder ging es seinem Mitbewohner auch so? „Sie haben ihn umgebracht… seine eigenen Bodyguards.“ Begann der Hacker leise neben ihm und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. „Viele von unserem Clan sind bereits tot…“ „Und du als Erbe musstest natürlich auch schnellstmöglich beseitigt werden.“ Kai schien die Lage verstanden zu haben, nickte sogar und sah sich etwas auf der Autobahn um, fuhr nun noch etwas schneller, als zuvor schon. „Wir müssen abhauen.“ Sprach sein Mitbewohner weiter, doch Kazuki schüttelte den Kopf. „Nein… egal, wer noch lebt, wie viele von uns noch übrig sind… Wir können sie nicht im Stich lassen. Ich will es zu Ende bringen.“ „Das Clanoberhaupt von denen ist der Chef der Polizeizentrale. So einfach kommen wir nicht an ihn ran.“ Versuchte Reita, ihn von der Idee abzubringen, doch es funktionierte nicht so, wie er wollte. „Ist mir egal. Und wenn er der Papst wäre. Er hat sich mit den Falschen angelegt.“ Ob ihm klar war, in welcher Verfassung er sich befand? Wusste er den aktuellen Stand der Lage auch wirklich? Es kam ihm nämlich nicht so vor. „Und wie willst du das anstellen?“ Wollte Kai nun wissen und sah wieder zu ihnen nach hinten. „Keine Ahnung.“ Murmelte Kazuki leise und schloss die Augen. „Wir müssen uns irgendwo verstecken. Wir brauchen einen Ort, an dem uns keiner findet und wo sich Kazuki in Ruhe ausruhen kann.“ Wieder nickte der Fahrer, fuhr von der Autobahn ab und schien gezielt einen Ort anzusteuern. Reita faltete den Brief und schob ihn zurück in den Umschlag. Kazuki war nun also ihr Boss… Daran musste er sich erst einmal gewöhnen. Doch egal, wie seltsam das für sie war, er selber würde dessen Befehle ausführen. Und diesen Auftrag zu Ende zu bringen, lag auch in seinem eigenen Sinne, also akzeptierte er Kazukis Wunsch nur zu gerne. „Wohin fährst du?“ Fragte er seinen Mitbewohner, doch dieser schüttelte den Kopf, sah kurz grinsend zu ihm nach hinten. „Wirst du sehen.“ Fragend legte er den Kopf schief, beließ es dann aber dabei. Er wird es schon früh genug herausfinden. Neben ihm keuchte es auf einmal und er spürte, das Kazuki zusammenzuckte. „Alles gut?“ Fragte er ihn daher, doch der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Mein Bein…“ Murmelte er und da fiel ihm auch wieder ein, dass die Kerle ihn angeschossen hatten. „Halt schön durch. Wir kriegen das hin.“ Er zog ihn noch enger an sich und sah aus dem Auto raus. Kai fuhr zurück. Die Gegend kam ihm bekannt vor. Doch hielt sein Mitbewohner auf einmal an und schnallte sich ab. „Ich bin gleich wieder da.“ Damit sprang er aus dem Auto, ließ sie zurück und fragend sah er ihm nach. Ein Elektrogeschäft? Und dann noch so ein kleiner Laden? Nach ca. fünf Minuten kam der Braunhaarige auch schon wieder und warf ihm eine Tüte auf den Schoß. „Wenn diese Typen ihn an der Brücke gefunden haben…“ Begann Kai und fuhr auch schon wieder los. „Dann haben sie ihn entweder die ganze Zeit verfolgt, oder sein Handy gehackt.“ Erklärte er ihnen, während Reita ein paar Billighandys und Prepaidkarten aus der Tüte holte. „Wir müssen unsere alten Handys loswerden und nehmen stattdessen jetzt die Dinger. Wichtige Nummern tippen wir uns gleich ab, dann stell ich die Handys auf Werkseinstellung zurück und verstecke sie.“ Wow. Der dachte mehr mit, als er selber. „Sehr clever. Da wäre ich nicht drauf gekommen.“ Kai lachte los und sah wieder kurz zu ihm nach hinten und zwinkerte ihm zu. „Gut, dass ihr mich habt.“ Dessen Blick fiel auf Kazuki und dann wieder auf ihn, sah ihm nun etwas ernster in die Augen. „Er hat die Augen zu.“ Verwirrt blinzelte er ihn an, ehe er zu Kazuki runter sah. „Hey, Kazuki.“ Sagte er und tätschelte dessen Wange. Der Angesprochene zuckte zusammen und sah zu ihm auf. „Schön wach bleiben. Schlafen kannst du, wenn wir angekommen sind.“ Der Andere nickte und sah dann wieder weg. Wahrscheinlich war dem armen Kerl kalt und bisher wusste er auch noch nicht, wie viel Blut er durch die Schusswunde verloren hat. Wenn es viel Blut war, mussten sie ihn wirklich irgendwie wach halten und sich ganz schnell was einfallen lassen. „Wir sind da.“ Ertönte Kais Stimme und als er nach draußen sah, schluckte er kurz. „Ryos Wohnung?“ Kai nickte, machte den Motor aus und schnallte sich ab. „Hier wohnen nicht so viele Leute und soweit ich weiß, steht die Wohnung noch immer leer, weil die keiner haben will. Und da wir nicht so lange bleiben, sollte das doch in Ordnung gehen, oder?“ Er nickte und setzte Kazuki wieder auf. „Ich bring ihn hoch. Mach du die Türen auf.“ Kai stieg sofort aus dem Auto und machte sich an den Türen zu schaffen, während er versuchte, Kazuki aus dem Auto zu kriegen. Es durfte sie nur keiner sehen. Sollte irgendwem auffallen, dass sie da waren, könnte es schnell Ärger geben. So vorsichtig wie möglich, hob er den Verletzten auf die Arme und trug ihn hoch in die Wohnung, während Kai schon wieder nach unten lief. „Ich hol noch unsere Sachen.“ Informierte er ihn und war dann auch schon wieder weg. In der Wohnung angekommen, setzte er Kazuki erst mal auf der Couch ab. Dieser zischte, als dessen Beine die Couch berührten. „Verdammt…“ Knurrte er leise. Er ließ ihn erst einmal dort liegen und lief in die Küche, holte eine Schere aus einer Schublade und ging damit zurück zu Kazuki, der sich auf die Arme abgestützt hatte, um mehr zu sitzen, als zu liegen. Reita hockte sich neben die Couch und schnitt dem Anderen erstmal die Hose auf, um sich die Wunde anzusehen. „Der Schuss ging nicht durch.“ Stellte er fest und sah Kazuki nun in die Augen. „Dreh dich um. Und beiß am besten in meine Jacke.“ Die hatte Kazuki nämlich noch immer um seine Schultern hängen und schien sie auch nicht so schnell abgeben zu wollen. „Warum?“ Fragte er und wurde blasser im Gesicht. Scheinbar ahnte er, was Reita vorhatte. „Die Kugel muss raus, sonst heilt die Wunde nie.“ „Du verarscht mich!“ „Nein.“ Kai kam dazu und legte alle Sachen die er dabei hatte, auf den Boden und sah zu ihnen rüber. „Was ist los?“ Sofort kam er dazu, legte Kazuki eine Hand auf die Stirn und sah nun fragend zu Reita. Dieser stand nur schweigend auf und suchte nun Küche und Badezimmer ab, um irgendwas zu finden, womit er die Kugel rausziehen und die Wunde sauber machen konnte. Er fand ein paar Wattepads, Desinfektionsmittel und eine Pinzette. Er musste es versuchen. Als er wieder zurückkam, lag Kazuki bereits auf dem Bauch und sah ihn panisch an. „Es tut mir leid, das machen zu müssen, okay?“ Ihr Hacker nickte ihm zu, hatte tatsächlich schon den Ärmel seiner Lederjacke im Mund atmete immer wieder tief ein und aus. „Kai, halt ihn fest. So gut du kannst. Wenn er zuckt, tut es nur noch mehr weh.“ Da sprach er aus Erfahrung. Kai nickte, setzte sich auf das unversehrte Bein des Anderen und hielt mit beiden Händen und seinem Körpergewicht das andere Bein fest, drückte es in die Couch und sah immer mal wieder zu Kazuki hoch. Zuerst machte er die Wunde sauber, was den Verletzten zum Keuchen brachte. Das dürfte etwas brennen, aber so war die Schusswunde desinfiziert. Er nahm die Pinzette in die Hand, desinfizierte diese und musste danach selber durchatmen. So etwas wollte er beim besten Willen nicht machen. Nicht bei ihm. Keinem seiner Freunde wollte er sowas antun. Doch er wusste auch, dass es danach wirklich verheilen kann und nur eine Narbe übrig bleiben wird. „Und los…“ Hauchte er leise, das nur Kai es hören konnte. Dieser nickte ihm zu, drückte fest das Bein nach unten, während Reita versuchte, die Kugel rauszuholen. Sofort zuckte Kazuki zusammen, doch dank Kai blieb dessen Bein an Ort und Stelle. Er hörte den Anderen jammern, fluchen und wimmern, je näher er der Kugel kam, ehe er sie erreichte. Da er nur eine blöde Pinzette hatte, musste er wirklich vorsichtig sein. Er wollte und durfte nicht abrutschen und musste es direkt schaffen. Als er die Kugel ein Stück herauszog, schrie Kazuki auf einmal los. Er stoppte und sah zu ihm auf, sah, wie er sein Gesicht in seiner Jacke vergrub und leicht zitterte. „Hol sie raus.“ Flüsterte Kai ihm zu und er nickte. Noch einmal atmete er durch, zog weiter an der Kugel, rutschte auch nicht mit der Pinzette ab und hatte es fast geschafft. Irgendwann verstummten Kazukis Schreie, sein Zucken und Zittern hörte auf. „Er ist weg.“ Bemerkte Kai und so zog er nun endlich die Kugel raus, schnappte sich sofort ein paar der Pads und drückte sie auf die Wunde. „Halt sie da drauf. Ich hole Verband.“ Er stand auf, legte die Kugel und die Pinzette auf dem Tisch ab und suchte sich den Rest, den er brauchte, zusammen. Sie tauschten die Pads und danach wickelte er den Verband sofort um dessen Bein. Als das erledigt war, gingen sie sich die Hände waschen, drehten Kazuki um, als sie wieder da waren und setzten sich neben die Couch auf den Boden. „Und jetzt?“ Fragte Kai leise und sah besorgt zu ihrem neuen Boss nach oben. Es sah aus, als würde er friedlich schlafen, so, wie er dort hing. „Jetzt überlegen wir uns einen schönen Racheplan.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)