Lincolns Geheimprojekt von Bourbone ================================================================================ Kapitel 6: Riskante Neugierde ----------------------------- Es war spät am Abend und Lola saß nahe des Kamins auf den Boden, bequem auf einem weichen Kissen. Das Feuer des offenen Kamins züngelte gemütlich vor sich hin und erwärmte das Wohnzimmer mit seinen Flammen. Es war einen kalte Oktobernacht und außen regnete es in Strömen, darum hatte ihre Mutter auch ein Feuer gemacht. Bis vor kurzem war Rita es gewesen, die vor dem Kaminfeuer ein Buch gelesen hatte, doch nun hatte sich ihre Mutter ins elterliche Gemach zurückgezogen, wie Lisa sagen würde. Lola konnte nur hoffen, dass das Wetter in Great Lake City besser war, als hier in Royal Woods, ansonsten würden Lincoln und ihre beiden Schwestern wohl wenig Freude an ihren Aufenthalt dort finden. Gerade lass sie Lincolns Comic, zwar hatte sie ihm gestern fest Versprochen, sich nicht mehr heimlich in sein Zimmer zu schleichen oder seine Sachen anzufassen, aber die Neugierde hatte am Ende gesiegt. Sie wollte dort weitermachen, wo sie gestern aufgehört hatte. Wenn sie vorsichtig war, würde er es bestimmt kaum merken. Sie wollte einfach wissen, was Lincoln sich ausgedacht hatte. Ihr Bruder war noch mit Lilly und Lori in der Stadt und würde erst nach Mitternacht zuhause sein. Lana übernachtete glücklicherweise bei einer guten Freundin und ihre anderen Schwestern waren entweder außer Haus oder befanden sich in ihren Zimmern, und falls sich doch eine von ihnen nach unten verirren sollte, würde sie sich wohl kaum großartig für sie interessieren. Das war die Letzten Wochen und Monate so gewesen und würde sich heute wohl nicht ändern. Gute Voraussetzungen für ihr Vorhaben. Die größten Bedrohungen waren wo anders und kaum jemand würde sie beachten. Es war schlicht unmöglich, dass heute Abend etwas schieflaufen könnte. Gerade als die Uhr zur einundzwanzigsten Stunde schlug, begann sie mit dem ersten Kapitel. Drei Stunden hatte sie am Ende gebraucht um alle zweihundertfünfundvierzig Seiten von Band eins zu lesen. Inzwischen war sie auf der letzten Seite. Logan und sein Team befanden sich gerade in Annas und Sahras Nachtklub, um dort ihre nächsten Schritte zu planen. Ein einziges Stück Papier war alles was sie bei sich hatten. Eine Visitenkarte um genau zu sein. „He, Lola. Was liest du da gerade?“, hörte sie überraschend Lunas Stimme von hinten. Vor wenigen Minuten war sie, unbemerkt von ihrer kleinen Schwester, nachhause gekommen. Den Abend hatte sie bei ihrer Freundin Sam verbracht. Eigentlich wollte sie schnell in ihr Zimmer, doch dann war ihr Lola aufgefallen, die vor dem Kamin saß und gespannt etwas zu lesen schien. Offenkundig war sie so vertieft in ihre Lektüre gewesen, dass Lola sie überhört hatte. Das war Grund genug für Luna, um nach dem Rechten zu sehen. Neugierig warf sie einen Blick über Lolas Schulter. „Gar nichts“, antwortete Lola furchtbar nervös und versuchte sodann Lincolns Comic von ihrer Schwester zu verstecken. Doch sie war zu langsam. Bevor sie etwas tun konnte, fasste Luna bereits sanft nach ihrem rechten Oberarm, um sie daran zu hindern. Begeistert lag ihr Blick auf einem Bild. Ihre Augen glänzten regelrecht vor Bewunderung. „Wow… Bin das etwa ich?“, wollte sie sodann von ihr wissen. Luna hatte das letzte Bild gesehen, das ihr Alter Ego zeigte: Eine Großaufnahme von Sahra, wie sie für ihre Kundschaft ein Leid spielte. „Nicht so ganz… Die Figur heißt Sahra und entstammte Lincolns Feder. Er hat diesen Comic hier gezeichnet und ich wollte ihn mir ansehen. Aber sag ihm das bitte nicht.“ Unruhig spielt Lola mit ihren Fingern. Luna war eigentlich recht tolerant und schimpfte selten mit ihr. Doch dennoch hatte sie Angst vor ihrer Reaktion. „Echt jetzt? Das hat Lincoln gezeichnet?“, erkundigte sich Luna. Das erklärte ihre Ähnlichkeit mit der Sängerin. Lincoln hatte sich ja bereits einmal zuvor an ihr und ihren Schwestern Orientiert. Damals als er bei diesen Ace Savy Wettbewerb mitgemacht hatte. „Zeig mal her. Ich möchte nur einen kurzen Blick darauf werfen.“ Augenblicklich war sie Feuer und Flamme. „Okay… Aber bitte sei vorsichtig damit. Lincoln weiß nicht, dass ich es habe und ich will nicht wieder seinen Unmut auf mich ziehen“, antwortete Lola zurückhalten. Bisher lief es recht gut. Luna schien nicht sauer auf sie zu sein. Selbst jetzt, wo sie wusste, dass sie es heimlich an sich genommen hatte. „Kein Ding, kleine Schwester“, antwortete Luna und nahm den Comic an sich. Natürlich würde sie vorsichtig sein. Neugierig blätterte sie durch die Seiten. Der Text war ihr zunächst egal, die umwerfend schönen Zeichnungen waren im Moment alles, was ihre Aufmerksamkeit fesselte. „Das hat wirklich alles unser Bruder gezeichnet?“, fragte Luna nochmal nach. Sie hatte sich nie großartig für Comics interessiert, doch was sie sagen konnte war, das Lincoln sich nicht länger vor den großen Comickünstlern verstecken musste. Zumindest was seine Zeichnungen angeht, spielte er definitiv schon ganz weit oben mit. Lola blieb ihr eine Antwort schuldig, nickte aber stumm mit ihren Kopf. Nach wie vor wirkte sie sehr nervös. Ob Lola Angst davor hatte, sie könnte wütend werden? „Um was geht es in der Geschichte?“, stellte Luna sogleich die nächste Frage. Vielleicht würde Lola das etwas beruhigen. Vor ihr musste sie keine Angst haben und Luna war gespannt auf den Inhalt. „Nun ja: Die Geschichte spielt in einer alternativen Welt, in der die Adelsgeschlechter noch deutlich mehr Macht haben, als heutzutage. Es gibt zwar freie Wahlen, doch die Bürger wählen keine Parteien sondern ein Adelshaus“, begann Lola zu erklären. „Ich bin ganz Ohr… Rede ruhig weiter“, ermutigte Luna ihre kleine Schwester. „In Lincolns Geschichte gibt es vier Adelshäuser, die mit am meisten Einfluss haben. Heartfilia, Black, Fernandes und Redmoor. Jedoch noch das eine oder andere mehr, die eben weniger Einfluss haben. Viele unserer Geschwister gehören einem davon an…“ „Ich auch?“, fiel ihr Luna unerwartet ins Wort. Das würde sie schon sehr interessieren. „Leider nein. Du und Luan besitzen einen Nachtclub und Lori und Leni arbeiten für die Polizei.“ „Echt Schade, ich wäre gerne eine Prinzessin gewesen“, antwortete Luna mit gespielter Enttäuschung. Auf Lolas Lippen zeichnete sich ein sanftes Lächeln ab und sie begann weiter zu erzählen: „Die Geschichte beginnt damit, dass ein Staatsanwalt und eine Bürgerrechtsanwältin gegen eines der Adelshäuser ermitteln. Lincoln lässt aber offen gegen welches. Scheinbar hat dieses eine ganze Menge Dreck am Stecken. Erpressung, Mord, Korruption und einiges mehr. Das Komplet-Packet an kriminellen Machenschaften, wenn du so möchtest. Natürlich weiß das Volk nichts davon, doch diese beiden wollten das ändern. Sie planten einen Prozess und wollten die Verantwortlichen vor das königliche Gericht zerren, das die Angelegenheiten des Adels bearbeiten soll. Über Jahre hinweg haben sie darum verschiedenstes Beweismaterial gesammelt. Logan und Lindsey, bei denen es sich wohl um Lynn und Lincoln handeln soll und welche die Hauptcharaktere darstellen, gehören selbst einen Adelshaus an, und haben ihnen dabei geholfen…“ Lola unterbrach sich selbst, um sich zu vergewissern, ob ihre Schwester irgendwelche Fragen hatte. Doch Luna gab ihr mit einem stummen Nicken zu verstehen, dass sie weitererzählen konnte. „Mit einen kleinen Team von Vertrauten, kämpfen Logan und Lindsey, damals wie heute, Nacht für Nacht gegen das Unrecht, sind dabei zufällig in diese Sache hineingezogen worden und hatte sich schnell entschieden, die Sache bis zum Ende durchzuziehen. Doch dann wird das Anwaltspaar überfallen, als sie gerade das Haus verlassen wollten, um sich einen schönen Abend zu machen. Sie werden niedergeschlagen und verschleppt. Zumindest glaube ich das, Lincoln lässt leider offen, ob die beiden überlebt haben, oder nicht. Im jeden Fall wird das Haus anschließend niedergebrannt, um alle Bewiese darin zu vernichten. Ein kleines Kind, zehn Jahre alt, bei dem es sich wohl um Lilly, alias Julia und um die Tochter des Ehepaares handelt, bleibt allerdings im brennenden Haus zurück. Sie wird aber glücklicherweise in letzter Sekunde von einer Angestellten ihrer Familie gerettet. Später wird die Polizei verständigt und die Ermittlungen beginnen. Es läuft darauf hinaus, dass die Brandstiftung nachgewissen werden kann. Doch Hinweise auf dem Täter oder den Verbleib von Julias Eltern, bei denen es sich wahrscheinlich um Mom und Dad handelt, bleiben unauffindbar. Mangels näherer Verwandte in der Umgebung, kommt Julia schließlich bei Logan und Lindsey unter, deren Familie gut mit ihren Eltern befreundet war, und sich bereit dazu erklärt hat, sich um Julia zu kümmern. Natürlich konnten sich Lindsey und Logan denken, warum Julias Eltern überfallen wurden. Sie versprechen ihr, nach ihnen zu suchen, und kommen darüber überein, unter keinen Umständen aufzugeben, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Da aber alle hart beschafften Beweise vernichtet wurden, machen sie sich auf dem Weg, um neue zu sammeln, um die Verantwortlichen am Ende hoffentlich zur Rechenschaft ziehen zu können… So viel zu den ersten beiden Kapiteln.“ „Wow… Das ist aber eine düstere Geschichte“, kommentierte Luna, Lanas Zusammenfassung. „Ja. Irgendwie schon… Aber ich fand das Ganze richtig spannend, auch wenn das eine oder andere blutige Bild dabei war. Lincoln achtet aber schon darauf, betreffende Bilder nicht zu detailverliebt zu zeichnen, darum komme ich ganz gut damit klar.“ „Nun ja. Es würde mich auch überraschen, wenn nicht. Kämpfen Logan und seine Kumpane schließlich gegen einen Gegner, der über Leichen geht, um seine Machenschaften zu vertuschen.“ Luna blätterte durch die ersten beiden Kapitel, um sich grob von Lolas Zusammenfassung zu überzeugen, und blieb schließlich bei Kapitel drei hängen. „Die bezaubernde Diebin im Mondschein“, las Luna die Kapitelüberschrift vor und betrachtete das Titelbild genauer. Ronnie Anne war darauf in Großaufnahme zu sehen, wie sie den Vollmond im Rücken hatte und sich auf dem Dach eines Gebäudes befand. „Sieh mal einer an. Unser lieber Bruder steht also doch auf Ronnie Anne“, kommentierte Luna mit einen sanften Lächeln das Titelbild von Kapitel drei. Offensichtlicher hätte Lincoln seine Schwäche für seine Freundin kaum zeigen können. Es war leicht zu erkennen gewesen, dass er sich bei diesen Bild besonders viel Mühe gegeben hat. „Was hat es damit auf sich?“, wandte Luna sich anschließend wieder an ihre kleine Schwester. „Am Ende von Kapitel zwei haben Logan und Lindsey eine Einladung zu einer Wohltätigkeitsgala erhalten, die Adrians Familie sponsert, bei dem Lincoln sich wohl an Clyde orientiert hat. Sidney, die Ronnie Annes Komplizin ist, und bei der es sich natürlich um Sid handelt, hat über einen Mittelsmann ebenfalls eine solche erhalten. Dort soll ein Bild ausgestellt werden, das Sidney und Ronalda – Ronnie Anne, du verstehst –, gerne haben möchten. Soweit ich das verstanden habe, ist während eines Krieges das Haus ihres Vaters ausgeraubt worden, der ein Leidenschaftlicher Kunstliebhaber und berühmter Maler gewesen sein und eine riesige Sammlung besessen haben soll. Ronalda will auf nicht ganz legalen Weg diese Sammlung wieder in den Besitz ihrer Familie bringen und raubt zu diesen Zweck jede Menge dubioser gestallten aus, bei denen klar ist, dass sie nicht auf legalen Weg zu ihren Vermögen gekommen sind, und ein Stück von der Sammlung ihres Vaters besitzen. Clydes Familie gehört zufällig auch dazu. Erwähnenswert ist noch, dass Ronalda jeden ihrer Diebstähle in vorhinein ankündigt, aber dennoch nicht geschnappt wird. Immer sind sie und Sidney der Polizei einen Schritt voraus. Ronalda und Sidney schleichen sich also auf die Gala und setzten ihren Coup in die Tat um. Während Ronalda auf den richtigen Zeitpunkt wartet, läuft sie Logan über den Weg, der sofort von ihr fasziniert ist. Sie tanzen miteinander und trennen sich im Guten. Doch wenig später wir ein Attentat auf Adriane verübt, der sein bester Freund ist. Logan hört den Schuss und ist zusammen mit Lindsey als erstes am Tatort. Dabei hört er ein Geräusch aus einem angrenzen Zimmer. Er öffnet die Tür und identifiziert sein Tanzpartnerin im Mondlicht, die ein Bild bei sich hat, das Adrian gehört, und in der nächsten Sekunde aus einem geöffneten Fenster entkommt. Logan verdächtigt natürlich sie, für das Attentat verantwortlich zu sein und hetzt ihr hinterher. Für den Moment ist seine Faszination für Ronalda verständlicherweise verschwunden.“ „Autsch... Das ist aber fies. Ist sie denn wirklich die Übeltäterin?“, erkundigte sich Luna interessiert. Sie konnte sich schwer vorstellen, dass Lincoln seine Freundin, als die Antagonistin darstellen würde. „Lass dich überraschen. Ich komme bald dazu“, antwortete ihr Lola. Ihre anfängliche Unsicherheit war verschwunden. Lunas Begeisterung für ihre Zusammenfassung hatte ihre Anspannung restlos verscheucht. „Wo war ich?“ Lola dachte kurz nach und sagte dann: „Ach ja… Es folgt eine Verfolgungsjagt über die Dächer und Straßen, bis Logan sie letztendlich austricksen und zur Rede stellen kann. Von seiner Wut geblendet und taub für Ronaldas Unschuldsbekundungen kommt es zum Kampf, den Logan dummerweise verliert. Ronalda verschwindet mit der Beute aber beteuert vorher noch einmal, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben. Sie hätte lediglich das Bild gestohlen und wisse nicht, was im Raum nebenan passiert war, zumindest nicht genau. Sie gibt an, zwar den Schuss gehört, sich aber nicht darum gekümmert zu haben, und stattdessen ihren eigenen Plan gefolgt zu sein. Logan glaubt ihr auch diesmal nicht und verspricht ihr, sie zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Später stellt sich aber tatsächlich heraus, dass Ronalda unschuldig war. Doch Logans Entschluss sie zu finden bleibt, wenngleich diesmal aus anderen Gründen.“ „Lass mich raten: Gründe romantischer Art, oder etwa nicht?“, erkundigte sich Luna. Das würd schon eher ihren Geschmack treffen. Stumm nickte Lola mit ihren Kopf. „Aber wenn es nicht Ronalda war, wer dann?“, wollte sie dann von Lola wissen. „Nun ja... Während Logan hinter Ronalda her war, hat Lindsey die Rettung und die Polizei verständigt. Adrian überlebt den Anschlag schwer verletzt und wird ins Krankenhaus gebracht. Unterdessen fängt die Polizei mit Zeugenbefragungen an. Lori alias Lorane Goldsmith leitet die Ermittlungen und Lindsey jubelt ihr bei Gelegenheit unbemerkt eine kleine Wanze unter, um mithören zu können, was die Verdächtigen so zusagen haben. Es scheint fasst so, als ob Lindsey in Lincols Geschichte eine Schwäche für Adrian hegen könnte. Ich würde echt gerne wissen, was Lynn dazu zu sagen hätte. Aber zurück zur Handlung. Am Ende kommt sehr wenig dabei herum. Lincoln verzichtet darauf, die Befragungen genau zu beschreiben. Es waren allerdings auch weit über fünfzig Gäste anwesend. Hätte er alles genau geschildert, wäre es wohl zu lange und zu uninteressant geworden. Ein Paar interresante Brocken bekommen wir aber dennoch zu hören. Am Ende ist es Adrian, der ein paar Tage später, den entscheidenden Hinwies liefert kann. Bevor er niedergeschossen wurde, hatte er Besuch von einer fremden Frau, die daran interessiert war, ihm einen alten Siegelring abzukaufen, der seit langen im Besitz seiner Familie war, doch Adrian lehnte freundlich ab. Lucy, alias Raven Heartfilia bekommt ihren Auftritt. Trotzt Adrians Absage hinterlegt Raven eine Visitenkarte mit ihren Name bei ihm, für den Fall, dass er es sich anders überlegen sollte und vielleicht doch verkaufen möchte. Offiziell war es Raven jedoch auch nicht, die Adrian niedergeschossen hat, auch wenn der Siegelring plötzlich verschwunden ist. Es wurde also nicht nur das Bild von Ronalda geklaut sondern auch eine wertvoller Ring war gestohlen worden, das Raubdezernat und Bobby, alias Rupert Santana beträten die Bühne. Da Ronalda wie üblich eine Visitenkarte am Tatort hinterlassen und eine Ankündigung geschickt hat, die aber Adrian und seine Familie nicht an die Polizei weitergegeben haben, weil sie der Meinung gewesen waren, ihr persönlicher Sicherheitsdienst würde ausreichen, um das Bild zu verteidigen, ist der Name der Diebin dieses immerhin bekannt. Allerdings nur unter einen Alias. Wer genau sich also hinter den Namen Nightowl verbirgt wissen nur Logan und der Leser. Dagegen wissen aber weder der Leser noch das Raubdezernat oder Logan sicher, ob Raven hinter den Diebstahl des Siegelringes steckt, aber da diese ebenfalls eine Visitenkarte hinterlassen hat und an dem Siegelring interessiert war, verdächtig Rupert natürlich sie. Doch wiedererwarten bestehen Adrian und seine Familie darauf, die Diebstähle nicht weiter zu verfolgen. Der Grund dafür ist zunächst noch unklar, aber als Leser kann man sich seinen Teil denken. Und auch der Polizeistab verbietet Rupert, weiter zu ermitteln, oder er würde bald seinen Job los sein. Auch wenn es ihm nicht gefällt, er lässt sich darauf ein, und legt die Diebstähle unaufgeklärt zu den Akten..." Lola unterbrach sich selbst, um sich kurz von Lunas Aufmerksamkeit zu überzuegen und erzählte weiter: „Wenig später trifft er zufällig auf Lorane und er kommt mit ihr ins Plaudern. Wir erfahren dadurch, dass er eine jüngere Schwester hat und warum er dem Raubdezernat beigetreten ist. Auch ihm geht es um die verschollene Sammlung seines Vaters und auch er möchte sie wieder zusammentragen, die schäbigen Geschäfte mit gestohlener Kunst der neuen Besitzer aufdecken und diese hinter Gittern bringen. Er versucht also auf legale Weise den Besitz seiner Familie wieder zusammenzutragen und die Welt etwas besser zu machen. Meistens stößt er allerdings erst dann auf die Eigentümer, gestohlener Bilder seines Vaters, wenn Ronalda diese schon beklaut hatte. Natürlich möchte er die Diebin mit allen Mitteln festnageln, da er ja nicht weiß, wer sich dahinter verbirgt. Im Zuge dieses Gesprächs erfahren wir auch das Lorane inzwischen einen heiße Spur auf denjenigen hat, der auf Adrian geschossen haben könnte. Sie führt das auf einen anonymen Tipp zurück, den sie von Logan und Lindsey erhalten hat, die auf ihre Weise versucht haben, den Täter ausfindig zu machen. Auf weniger legalen Weg haben sie über drei Kapitel hinweg, die unterschiedlichsten Spuren verfolgt. Adrians Aussage war dafür nicht ganz unerheblich gewesen. Im Zuge der Ermittlungen von Logan und Lindsey lernen wir auch sein restliches Team kennen. Lana alias Rosanna Black, als das Mädchen, das für ausreichende Mobilität sorgt. Stolze Eigentümerin einer Tuningwerkstadt und leidenschaftliche Teilnehmerin an vielen, nicht ganz legalen Straßenrennen. Lisa, alias Mary Oswin, als der kluge Kopf für Computer-Business aller Art. Eine talentierte Hackerin, die mit Leichtigkeit an brisante Informationen gelangt, wie auch geniale Wissenschaftlerin und Konstrukteurin zahlreicher Geheimwaffen. Du und Luan, alias Sahra und Anna Williams, als die Informanten mit guten Kontakten zur Unterwelt und Lorane, als unfreiwilliger Spitzel bei der Polizei. Nach und nach stellt sich heraus, dass der Täter ein persönliches Motiv hatte, Adrian und seinen Eltern zu schaden. Scheinbar hatte der Sohn des späteren Täters Selbstmord begangen, weil Adrian diesen einen hart erkämpften Studienplatz an einer renovierten Medizinuniversität weggeschnappt hat. Der Täter hatte verständlicherweise krumme Geschäfte des Adels vermutet…“ „Warum auch nicht. Adrians Familie war stinkreich und er und sein Sohn nicht“, fiel ihr Luna überraschend ins Wort. „Der Meinung war ich auch. Obwohl beide die gleiche Punktzahl bei dem Aufnahmetest erreicht haben, hat Adrian dennoch den Vorzug bekommen. Da diese Wohltätigkeitsgala allerdings nur für geladene Gäste war, stellt sich natürlich die Frage, wie der Täter zu einer Einladung gekommen war. Der Leser erfährt jedoch, dass dem Täter offensichtlich eine Einladung von einem Unbekannten zugeschickt wurde. Auch die Tatwaffe wurde ihm scheinbar von denselben Unbekannten zu Verfügung gestellt, zusammen mit einer Karte mit dem Wortlaut: »Wir haben einen gemeinsamen Feind, mach etwas aus der Gelegenheit, die ich dir biete. « Natürlich ließ sich das der Täter nicht zweimal sagen und packte die Gelegenheit am Schopf. Es gibt also einen geheimen Drahtzieher hinter der Tat und Lincoln lässt subtil durchblicken, es könnte sich dabei um Raven handeln. Immerhin ist ihre Visitenkarte die Spur, welche Logan und Lindsey als nächstes verfolgen möchten. Ob es am Ende aber tatsächlich so ist, weiß der Leser noch nicht mit Gewissheit.“ „Ich muss schon sagen, unser Bruder hat sich diesmal selbst übertroffen. Eine sehr originale und verzwickte Geschichte“, nahm Luna das Wort an sich, als Lola zu einem Ende gekommen war. „Hier bitte.“ Wie selbstverständlich gab Luna Lola den Comic zurück und fragte sodann: „Gibt es auch ein paar Superkräfte?“ „Bisher nicht wirklich. Die meisten Charaktere von Lincoln sind fit im Kampfsport und der Sportart Parkour, können jedoch auch mit der einen oder anderen Waffe ganz gut umgehen. Lindsey und Sidney beispielsweiße mit einen Kampfstab. Einzig und alleine Raven scheint eine Schwarzmagierin, beziehungsweise eine unheimlich geschickte Bühnenmagierin zu sein. Als der Täter schließlich geschnappt wird springt die Szene vorrübergehende zu Raven, die plötzlich den verschwundenen Siegelring in der Hand hält und zu ihren zahmen Fledermaus sagt: » Das lief besser, als erwartet, wenngleich nicht so gut, wie es hätte laufen können. « In einer Rückblende sehen wir dann, wie Raven sich durch eine Wand bewegt, mit Telekinese über den Boden schwebt und den fraglichen Siegelring zu sich holt. Mit Ende der Rückblende wechselt die Szene jedoch wieder zu Logan und seinem Team, die in Sahras und Annas Nachtclub die erfolgreiche Verhaftung des Täters, durch die Polizei feiern, aber nachdenklich auf Ravens Visitenkarte schauen. Wieder wird also Raven als die potenzielle Drahtzieherin in Erwägung gezogen. Das Kapitel endet schließlich mit einer Großaufnahme von Sahra und den Wortlaut: » Raven Heartfilia, Zeit dir auf den Zahn zu fühlen. « Ich denke aber, es fehlen noch ein paar Seiten. Bisher hatte jedes Kapitel nämlich fünfundzwanzig. Es ist schon verdächtig, dass das Letzte plötzlich nur zwanzig hat. Wahrscheinlich ist Lincoln noch nicht ganz fertig damit. Es könnten also noch ein paar Informationen fehlen, die vielleicht wichtig sein könnten, und mein Charakter ist bisher noch nicht aufgetaucht. Bestimmt werden sich die letzten Seiten um Rosemary Black drehen und ihre Rolle genauer erklären. Ich glaube zumindest nicht ganz, dass Lincoln tatsächlich Lucys alter Ego als die Böse hinstellen würde, hoffe aber natürlich, dass am Ende nicht ich die Böse sein werde.“ Durchaus etwas betrübt über diesen Gedanken senkte Lola ihren Blick. So gerne sie auch wollte, richtig wütend würde sie selbst in diesen Fall nicht auf ihren Bruder sein können. Ihr war durchaus bewusst, dass sie manchmal eine bessere kleine Schwester hätte sein können. „Da bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als ihn selbst zu fragen“, antwortete ihr Luna verständnisvoll. Lincolns Geschichte hatte auch sie begeistert, doch Lolas Art, sich den Comic zu beschaffen war keinesfalls die feine englische Art gewesen. Subtil wollte sie damit also erreichen, dass Lola Lincoln die ganze Sache erklärte. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich darüber freuen würde, eine seiner Schwestern für seinen Comic begeistert zu haben. „Bist du verrückt? Wenn ich das tue, weiß er doch, was ich gemacht habe. Nein, da warte ich lieber ab, bis er fertig ist und schaue später nochmal nach dem Comic. Sobald ich es zurückgelegt habe, wird er gar nicht wissen, dass ich es überhaupt gesehen habe, und alles bleibt wie es ist.“ Bedauernd schüttelte Luna mit ihren Kopf und meinte: „Ich bin nicht hier, um dir irgendwelche Vorträge zu halten, aber lass mich dir einen guten Rat geben: Besser du sagst ihm die Wahrheit, als wenn Lincoln später auf andere Art dahinterkommt. Du kennst ihn bestimmt lange genug, um zu wissen, wie sehr Lincoln sich darüber freuen würde, dass sich jemand von uns, für seine Hobbys interessiert. Vielleicht ist er ein paar Tage sauer auf dich, aber im Nachhinein bist du bestimmt seine Lieblingsschwester. Alleine deshalb, weil du dich für seine Zeichnungen begeistern kannst.“ Reumütig sah Lola zu Boden, den Schnellhefter umklammerte sie fester, fast so, als ob sie plötzlich Angst davor hatte, ihn erneut aus der Hand zu geben. „Vielleicht hast du Recht“, antwortete ihr Lola nachdenklich. Morgen wollte Lincoln etwas mit ihr unternehmen. Es wäre wohl angebracht ihn dann, über ihren Einbruch zu informieren. „Das ist alles was ich hören wollte.“ Aufmunternd lächelte Luna Lola entgegen und legte sodann ihre Rechte auf ihren Kopf. „Ich bin stolz auf dich, Lola.“ Ein warmes Lächeln legte sich über Lolas Lippen. Luna war so viel einfühlsamer, als Lana. „Falls du moralischen Beistand brauchen solltest, ich bin oben in meinen Zimmer und helfe gerne. Lincoln, Lori und Lilly müssten eigentlich bald zuhause sein. Am besten du wartest einfach auf die drei und sagst Lincoln dann, was Sache ist. In der Nähe von Lilly und Lori, ist es unwahrscheinlich, dass er deshalb an die Decke gehen würde. Er fürchtet zur Recht Loris Zorn und will sich vor Lilly bestimmt von seiner besten Seite zeigen. Behalte das im Hinterkopf…“ Ein schelmisches Lächeln umspielte Lunas Lippen. Sie kannte ihren gemeinsamen Bruder einfach schon sehr gut. „Vielen Dank“, antwortete ihr Lola. „Immer wieder gerne“, sagte Luna noch und machte sich sodann auf den Weg, hinauf zu ihren Zimmer. Nachdenklich betrachtete Lola den geschlossenen Schnellhefter. Sollte sie auf Luna hören, oder Lincoln erst sagen, was sie gemacht hatte, wenn der morgige Tag zu Ende gegangen war? Verständlicherweise hatte sie Angst davor, dass Lincoln sein Versprechen zurückziehen könnte, wenn sie es ihm noch heute Abend sagen würde. Grundlegend für sein Versprechen war ja, dass sie sich niemals wieder heimlich in sein Zimmer schleichen würde, und genau das hatte sie eben gemacht. Wenn sie sich schon nicht an ihre Abmachung hielt, warum sollte sich Lincoln daran halten? Dachte sie womöglich zu negativ von ihren Bruder? Vertieft in ihre Gedanken merkte Lola nicht, wie sich die Haustüre leise ein zweites mal öffnete und jemand das Haus betrat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)