Pretty Liar von MellyMond (Kein Wort zu niemanden) ================================================================================ Kapitel 1: Flora ---------------- -Heute- Wütend stürme ich in mein Zimmer und schlage mit aller Kraft meine Tür zu. Ich habe mal wieder mit meinem Vater Streit. Es ist eigentlich nichts Neues mehr. Es mich immer noch traurig, dass er mein anstehendes Jahr in Alfea, so negativ gestimmt ist. Für ihn ist, dass alles Zeit-Verschwendung und wünscht sich: Ich würde in Lynphea bleiben, um im Laden zu arbeiten. Es geht ihm nicht um mich und meine Wünsche, es ist einzig und allein die Macht, die er über mich haben will. Zu bestimmen, was ich wann und wo tue. Seit er Mama betrogen hat und es schließlich rauskam, ist ihr Verhältnis schwierig, und er trinkt seitdem mehr Alkohol. Mama hat ihm noch nicht verziehen. Ich denke auch, dass sie ihm nie verzeihen wird. Nicht, solange er es nicht akzeptiert, dass er einen Fehler gemacht hat. Ich hingegen verziehe mich immer mehr, in mein Zimmer und wartete darauf, endlich wieder hier weg zu sein. Mama leben noch zusammen mit Dad, doch sie tut es nur wegen Miele und mir. Es wäre auch alles nur habt so schlimm hier, wenn er nicht ständig Saufen würde, denn dann wird er immer unausstehlich. Er ist dann abrasiv und verliert leicht die Beherrschung. Genauso wie heute mal wieder. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt habe und in meinem Zimmer auf und ab bewegt habe, warf ich mein Handy aufs Bett, neben mein Lieblingsbuch. Ich hatte es schon dreimal gelesen und war gerade dabei es ein viertes Mal zu lesen. Es war einfach besser als das, was in meinem Leben so los war. Es hantelnde von einer jungen Frau, die während eines Überfalls, ihre ganze Familie verlor und ganz allein in einer fremden Welt im Krankenhaus erwacht. Nach langer Recherche lernt sie einen jungen und reichen Mann kennen, der sich in sie verliebt. Doch die junge Frau erfährt, dass er einer der Männer war, der ihre Familie getötet hatte. Daraufhin will sie ihren Tod, und muss jedoch mit ihren eigenen Gefühlen, die sie ihm gegenüber entwickelt, kämpfen. So ein spannendes und aufregendes liebes leben hatte ich nicht vorzuweisen, doch ich war auch nicht so scharf darauf. So ein Drama brauche ich zurzeit wirklich, nicht auch noch zu haben. Stattdessen setzte ich mich in irgendwelche Bars, und nutze einen Veränderung-Zauber für meine Haare, damit mich keiner dort erkannte und las dort mein Buch in aller Ruhe. Auch für heute war dies mein Plan. Ich sehe in den Spiegel und schließe dann die Augen, dabei konzentriere mich darauf, wie sich die Rosa Farbe auf meinem Kopf ausbreitet. Vorsichtig kämme ich sie und, mit einem Locken starb, erneuere ich die Wellen, die sie einst hatte. Meine Haare gehen mir nun gerade mal bis zu meinen Schultern, was ich unglaublich schön finde, weswegen ich auch diese so gerne verändere. Mein Handy und das Buch packe ich zusammen mit meinem Geldbeutel in eine kleine rosa Handtasche und hänge sie mir diese über die Schulter. Leise schleiche ich mich aus meinem Zimmer, denn langen Flur entlang und aus der Haustür raus. »Endlich frei«, denke ich, als ich draußen bin und verschwand in Richtung Stadt. Eigentlich bin ich keine Nacht-Fee. Doch in letzter Zeit war es zu Hause einfach unerträglich. So kann ich dem ganzen einfach entfliehen und meine Ruhe finden. Auch werde ich, wenn ich lese, nicht von irgendwelchen Typen angesprochen, was ich auch sehr bevorzuge. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche Flirts oder Kerlen, die nur auf eine schnelle Nummer aus sind. Nein, ich möchte nur Zeit für mich haben. Doch an diesem Abend ist es anders. Immer wieder spürte ich diesen einschneidenden Blick und das Verlangen, mich nach diesem umzusehen. Es ist einfach so als, würde mich jemand rufen, ohne etwas zu sagen. Unsicher lege ich mein Buch auf den Tressen, an dem ich sitze und sehe mich um, während meine Hand auf mein zu geschlagenes Buch liegt. Mein Lieblingsplatz hier, denn so bin ich in nähe weiterer Person und fühlte mich sicherer. Außerdem komme ich dadurch am schnellsten an die Drinks. Unsicher wende ich mich wieder zurück und schlage das Buch wieder auf. Mit meinem Zeigefinger fahre ich über die Zeilen, die ich schon gelesen habe und stoppte bei den letzten Zeilen, an die ich mich noch erinnern kann. »Da ist es wieder, dieses Gefühl. Jemand sieht zu mir und beobachtet mich. Ich bin mir sicher« Mein Herz schlägt doller gegen meine Brust und meine Hände beginnen unweigerlich zu zittern an. Im Augenwinkel sehe ich, neben mir, einen jungen Mann. Er ist groß, hat leuchtend braune Augen und Gold-Blondes Haar. Sein Blick streift immer wieder meinen und scheint auf etwas zu warten. »Wartet er etwa darauf, dass ich etwas sage?« Lange versuche ich ihn zu ignorieren, doch meine Neugier auf ihn ist zu groß und so erhaschte ich mir einen kurzen Blick auf ihn und drehe meinen Kopf zu ihm herum. Schnell sehe ich wieder zurück zu meinem Buch und dann wieder zu ihm. Ich wollte ihn nicht so anstarren, doch ich wollte mir auch sein Gesicht merken. Er sah wirklich gut aus. Als er sich lächelnd zu mir drehte, sah ich erneut nach unten und fragte mich dabei, ob er bemerkt hatte, wie ich ansah. »Hey, wir könnten uns zwar noch Stunden lang so beobachten, oder wir fangen mal an uns zu unterhalten, was denkst du?« Ja, er hatte es bemerkt, doch er hatte das Gleiche getan. Also waren wir jetzt quitt? Keine Ahnung. Eine Strähne aus meinem Gesicht gestrichen, schaute ich zu ihm hoch und in seinen funkelnden Honig braunen Augen. Leicht und etwas verlegen lächle ich ihn an. Es ist so peinlich. Doch er ist auch supernett und wirkte nicht so, wie die anderen Typen, die sonst hier herumhängen. »Darf ich mich zu dir setzen?« »Natürlich, klar«, entgegne ich ihm und weiß gar nicht, was ich hätte, sonst sagen sollen. Er setzte sich zu mir, beugte sich ein Stück zu mir und lächelte mich an. Jetzt, wo er mir so nah ist, rieche ich sogar sein Parfüm, welches so unglaublich gut duftet, dass es das ganze Bild von ihm nur noch mehr abrundet. Er ist verdammt heiß. »Also, was macht ein Mädchen wie du, an einem Ort wie diesen so ganz allein?« Er hat wohl keine Probleme, seine Gedanken frei Auszug sprächen, anders als ich. Doch ich habe mir angewöhnt, dass wenn ich meine Rosa Haare trage und hier bin, auch nicht mehr die kleine schüchterne Flora zu sein, die ich normalerweise bin. Ich bin selbstsicherer und mutiger. »Wer sagt, dass ich allein bin?«, fragte ich ihn und beugte mich auf meinen Ellenbogen ein Stück in seine Richtung und verhake meine Finger ineinander. Sofort richtet er sich auf und sieht mich entgeistert an. Ob er wohl glaubt, dass ich wirklich nicht allein bin? Wenn das so ist, würde er mich dann in Ruhe lassen? »Ich mache nur Spaß, natürlich bin ich allein« lache ich ihn an und nahm einen kleinen Schluck von meinem Glas, welches vor mir steht. Sein Gesicht und sein Körper entspannten sich wieder, und doch spürte ich, dass er noch ein wenig angespannt vor mir sitzt. »Warum willst du das eigentlich wissen?«, fragte ich und versuche ihn in ein Gespräch zu verwickeln. »Es kam mir nur so seltsam vor, dass ein so hübsches Mädchen, ganz allein hier sitzt« mein ernstes Auftreten, wurde mit einem Lachen durchbrochen. Habe ich gerade richtig gehört? Ich lache und halte meine rechte Hand an meinen Mund. »Entschuldigung, aber hat das je funktioniert?«, frage ich lachend und sehe ungläubig zu ihm. »Das war eine richtig schlechte anmache, wow« ergänze ich noch. »Ok, habe ich mir schon gedacht« Es wirkt ihn nicht wirklich zu stören, dass ich mich darüber lustig mache und lachte. Ich beruhige mich wieder und konnte ihn aber kaum mehr ansehen. »Aber du denkst jetzt darüber nach. Ich bin jetzt in deinem Kopf« überrascht bewege ich meine Augen wieder zu ihm. Mein Lachen ist verklungen und mein Arten stockte. »Verdammt, er hatte recht« denke ich darüber nach und bemerke sein süßes lächeln. Er hatte mich ausgetrickst. »Na gut, ja, das bist du und was jetzt?«, frage ich. Mein Kopf lege ich ein wenig in meine Schulter und lächle ihn an. »Nichts. Aber sag jetzt mal, warum sitzt du in einer Bar ganz allein, um dann ein Buch zu lesen?« Langsam nahm ich meine Hand von meinem Buch. »Es hält so manchen komischen Typen davon ab, mich einfach anzusprechen« erkläre ich kichernd. »Gut, dass ich nicht komisch bin und es dadurch nicht bei mir funktioniert« irgendwie gefällt er mir. Er ist anders als alle anderen und macht einen wirklich sympathischen Eindruck. Er lächelt mich weiter an und scheint nicht so, als würde er mir etwas vorspielen. »Ja, das stimmt« stimme ich ihm zu und kann ihm nicht mehr aus den Augen sehen. Während ich ihn anstarre, bemerke ich plötzlich, wie ich auf seine Lippen sehe und ich mich frage, wie sie sich wohl auf meinem anfühlen würden. »Gefällt dir das Buch?«, fragt er mich dann und deutet mit seinem Zeigefinger auch das Buch vor mir. Ich befreie mich aus seinen schönen Augen und finde mich wieder im Hier und Jetzt. »Ob es mir gefällt? Ich liebe es. Ich lese es jetzt schon zum vierten Mal« lache ich. Es ist plötzlich, als wären wir ganz allein in dieser Bar. Seine Anwesenheit ist so angenehm und schön. Es fühlt sich so an und gar nicht seltsam. Ob er eine Freundin hat? Schleicht sich allmählich der Gedanke in meinen Kopf ein. »Was ist deine Lieblingsstelle?«, fragt er mich, als würde es ihn interessieren. Es schien mir, als würde er es auch wirklich wissen wollen. Von einem auf den anderen Moment ist es, als sitze ich mit einem Freund da und nicht mehr mit einem völlig fremden. Ich grübele immer wieder, wie er das nur schaffte, dass ich mich so wohlfühlte. Ich kenne ihn ja gar nicht. Und doch kommt er mir so vertraut vor. Es vergehen Stunden, doch so fühlt sich die Zeit mit ihm nicht an. Es hätte genauso gut auch nur Fünf Minuten sein können. Noch nie habe ich mit jemanden so lange über ein Buch gesprochen und dessen Bedeutungen in jeder Zeile auseinandergenommen. »Ich denke dennoch, dass in dem Kapitel, wo sie ihm das erste Mal ganz lange ansieht, die Wahrheit sagen, wollte«, erzähle ich, während ich mit meinem Kopf nicke, um dem noch mehr Ausdruck zu geben. »Warum glaubst du das?«, fragt er skeptisch und zieht eine Augenbraue hoch. »Ich habe es immer wieder gelesen und, in diesem Moment verliebt sie sich in ihn« argumentiere ich. »Bist du sicher? Vielleicht macht sie ihm aber auch da noch etwas vor und trickst dich selbst, auch damit aus« »Das werden wir wohl nie erfahren« bedauere ich und lache ihn an. Während ich mit ihm über mein absolutes Lieblingsbuch spräche, fallen mir wieder die Probleme ein, die zu Hause auf mich warten. Mein Kopf gesenkt, starre ich auf das halb leere Glas vor mir und betrachte die Spiegelung, meines Gesichtes. Ich lasse meine Schultern hängen und vergesse einen Moment, den süßen jungen Mann neben mir, der mich verwundert ansieht. Seine Hand berührt meine Hand, die sich langsam zu Glas streckt. Sie ist so warm und weich. Meine Augen sehen in seine und ich weite sie überrascht auf. Ein leichtes Kribbeln durchfährt meine Hände und steigt meinen Arm hoch. Meine Hand stoppt und ich sehe ihn weiter unsicher an. Seine Augen beobachten mich ganz genau, doch ich verspüre in keinen einzigen Augenblick so etwas wie Angst. Ich bin fasziniert von ihm und wünsche mir, diesen Blick immer zu sehen. »Warum bist du wirklich hier?«, fragt er plötzlich, als hätte er gerade in meine Seele gesehen. Ich zucke zusammen und ziehe meine Hand unter seiner weg. Meine Hände in den Schoss gelegt, schaue ich hinunter und meide den Augenkontakt. Es ist mir unangenehm, dass einem fremden meine schwierige Lage aufgefallen ist und das nur durch meinen Blick. Ist es so offensichtlich, dass ich Probleme habe? »Verzierung, das geht mich nichts an« rudert er zurück und wirkt nun auch zunehmender nervöser. Meinen Kopf gehoben sehe ich zu ihm, neben mich und beiße mir dabei leicht auf die Zunge. »Ich kann das jetzt nicht so stehen lassen« ermahne ich mich selbst und beginne den Mund doch zu öffnen. »Schon gut«, versichere ich ihm. »Du hast recht, es ist steckt viel mehr dahinter, dass ich mich allein in Bars herumtreibe« er sieht mich verwundert an, als hätte er dies nicht kommen sehen. Doch er antwortet nicht. Er weiß wahrscheinlich nicht, was er fragen darf. »Ich habe zurzeit einige familiäre Probleme und kann mich nicht so richtig auf andere Sachen konzentrieren.« sprudelt es dann aus mir heraus. »Ich verstehe«, sagt er lediglich. Ich nicke ihm zu. »Willst du darüber reden? Ich bin ein sehr guter Zuhörer, musst du wissen« bietet er mir, mit einem charmanten Lächeln dann an. Sofort sehe ich zu ihm und in seine Augen, die wie Sterne leuchten. Ich lächle ihn an und lege meinen Kopf ein Stück an meine Schulter. Wie kann ein Mann nur so großartig sein? »Ich will dich nicht mit meinen Problemen langweilen« »Doch bitte, ich will aber, dass du genau das tust« widerspricht er mir. Ich lache und drücke meine Hand gegen meinen Mund. Er sieht mich weiter an. »Sag schon, wer macht dir das Leben so schwer?« Gerührt von seiner lieben, fürsorglichen Art, gebe ich nach. »Mein Vater« seufze ich und bewege meine Hand wieder zum Glas. Dieses Mal schlinge ich meine Hände darum und nehme einen großen Schlug daraus. Der süße Typ wartet und lässt mich den Schluck noch nehmen. Als ich fertig bin, stelle ich mein Getränk wieder ab und fahre fort. »Er ist gerade dabei unsere Familie vollständig zu zerstören und glaubt mir vorschreiben zu können, was ich zu tun habe«, erzähle ich nur vage von dem, was wirklich in meinem Leben los ist. »Ich wette, wenn er wüsste, dass ich hier bin, würde er …« stoppe ich und denke über nach, was ich preisgeben möchte. »Er wäre nicht erfreut.« »Er verletzt dich aber nicht, oder?«, fragt der Süße fremde mich und sieht wirklich besorgt aus. Sofort schüttle ich den Kopf. »Nein, so schlimm ist es nicht« lache ich. Er lacht nicht. »Du leidest darunter, was er getan hat, oder?«, fragt er weiter. Unbewusst nicke ich. »Was ist es, was er getan hat, dass du ihm nicht verzeihen kannst?« »Er hat meine Mutter betrogen« hauche ich aus und wende meinen Blick wieder ab. Wir schweigen. Langsam sehe ich wieder zu ihm. Er sieht nachdenklich nach vorne. Ob er sich gerade wünscht, nicht gefragt zu haben? »Ich will gerne schreiben« wechsel ich das Thema und lächle. Er dreht sich zu mir und öffnet leicht den Mund, um etwas zu sagen, doch er schluckt es wieder runder und schweigt. »Ich weiß noch nicht was, aber am liebsten wäre es mir, über alles zu schreiben, was mich glücklich macht, um es nie zu vergessen« Seine Mundwinkel zaubern ein Lächeln und seine Augen suchen meine. Mir wird warm und meine Wangen beginnen zu glühen. »Das würde ich gerne lesen, was dich glücklich macht« »Ich selbst, habe auch ein schweres Verhältnis zu meinen Eltern« neugierig wände ich mich weiter zu ihm und stütze mein Kopf auf meine Hände. »Warum denn das?«, frage ich ihn und präge mir dabei jede Einzelheit seines Gesichtes ein. »Ich bin einfach nicht der Art von Sohn, die sie gerne gehabt hätten« erklärt er geheimnisvoll. Ich frage nicht weiter nach, fürs Erste sollte das genügen. »Sie wissen wohl nicht, wie viel Glück sie mit dir haben, du bist wundervoll« denke ich plötzlich lauter und sehe, wie der süße Fremde vor mir lächelt. Sofort erröte ich und sehe von ihm ab. Ich höre ihn lachen. Wie peinlich. »Ich finde dich auch wundervoll und sehr klug«, erwidert er. Er deutet wieder auf mein Buch und versucht das Thema wieder zu wechseln. »Vielleicht erfahren wir es ja doch noch, wie es weiter geht hier. Ich habe das zweite Buch davon zu Hause« Mit großen Augen sehe ich ihn an. Warum sagt er das erst jetzt? Etwas ihn mir will sofort los. »Wie bitte, und das sagst du mir erst jetzt. Worauf warten wir denn dann noch?« Doch meine Vernunft zügelt mich dann doch noch und hält mich an meinem Platz fest. Ich atme noch mal tief durch und sehe auf den Tressen. Besorgt, dass das nur ein Trick ist, verstumme ich und vermeide ich seinen Blick. Ich musste daran denken, dass das alles nur ein abgekantetes Spiel gewesen ist, um mich doch abzuschleppen. Ich war so naiv. Schüttle ich meinen Kopf enttäuscht über mich selbst. Es war auch einfach zu schön, um wahr zu sein. Verdammt. »Was ist los?«, fragt er und sucht meinen Blick wieder. Sein Spiel durchschaut, stopfe ich mein Buch in die Tasche und stehe von meinem Platz auf. Er sitzt noch immer fragend da und öffnet ein Stück seinen Mund. »Hey, warte, was ist los?« geht er mir nach. »Ich muss nach Hause, es ist schon spät« erkläre ich ihm kalt und gehe weiter von ihm weg. »Sehen wir uns dann Morgen wieder?« überrascht bleibe ich stehen und drehte mich zurück. Hatte ich mich gerade verhört? »Was, Morgen?«, frage ich noch mal nach und laufe ein Stück auf ihn zu. »Ich bringe den zweiten Band dann mit. Ich hocke hier sonst auch nur gelangweilt herum und mit dir macht das mehr Spaß.« sprachlos sehe ich ihn an und bringe kaum ein Wort raus, weswegen ich einfach nur nicke. Doch meine Gedanken springen nur so in meinem Kopf und machen Saltos, während sie laut schreien: »Wir haben uns doch nicht geirrt, er ist ein Traum!« »Das wäre schön. Dann sehen wir uns Morgen« »Auf eine weiße Servierte, notiert er mir dann eine Nummer auf.« »Warte ich gebe dir noch meine Nummer« Er reicht sie mir schließlich und steckt seine Hände in seine Hosentasche. »Schreib mir, wenn du sicher zu Hause bist« »Ja, das werde ich« versichere ich ihm und mache mich dann nach draußen, auf dem Heim weg. Als ich draußen bin, bemerke ich, dass ich keine Ahnung habe, wie der Typ heißt und bin schon fast so weit zurückzugehen. Doch dann bemerke ich, dass mein Handy in meiner Tasche klingelt und hole es eilig heraus. Ich nehme den Anruf an, als ich auf dem Display »Papa« lese. Und frage nach, was los ist und klammer meine freie Hand an den Träger meiner Tasche. »Wo zum Teufel bist du, Flora?« verdammte scheiße. Natürlich musste er es herausbekommen, dass ich nicht mehr in meinem Zimmer bin. »Ich bin nur noch mal herausgegangen, um frische Luft zu schnappen« erkläre ich ihm und verdrehe die Augen, bewusst, dass er es nicht sehen kann. »Du kommst unverzüglich zurück nach Hause, junge Dame. Was bildest du dir ein, meine Anweisungen zu ignorieren!« Natürlich ist das das Einzige, was ihn gerade durch den Kopf geht. Er fragt noch nicht einmal, ob ich ok bin. Zu Hause konnte ich mir noch mehr anhören, doch dabei ging es nur darum, dass ich nicht gehört habe. Wie es mir geht, ist zweitrangig. Am folgenden Abend Schafe ich es nicht mich auszuschleichen und an den darauffolgenden auch nicht mehr. Mein Vater hat von meinen nächtlichen Ausflug Wind bekommen und behielt mich von da an genau im Auge. Den süßen fremden in der Bar, würde ich wohl so schnell nicht wieder sehen, da ich Morgen nach Magix gehe, um wieder in Alfea zu studieren. Zumindest habe ich noch die Erinnerung an ihn, unsere Gespräche und sein nettes Lächeln. »Man, ich will ihn wieder sehen.« Am Abend vor meiner Abreiße nach Alfea, liege ich wütend in meinem Bett und starre hoch zur Decke. Es ist so ungerecht, dass ich wie ein kleines Kind behandelt werde. Ich wälze mich noch ein paar Mal im Bett hin und her, bevor ich meine Handtasche vom Nachttisch hole, die beben mir liegt. Neben dem Buch ziehe ich auch die Servierte heraus, auf der die Nummer des süßen Typen ist und erinnere mich daran, dass ich ihm ja schreiben wollte. »Ob er sich noch an mich erinnert, wenn ich ihm schreibe?«, frage ich mich. Unsicher gebe ich seine Nummer ein und schreibe ihm dann eine Nachricht. - Hey, tut mir leid, dass ich erst so spät schreibe. F Ich warte und kann die Aufregung kaum ertragen. Was er wohl schreibt? - Wer bist du? N - Ich bin das Bücher-Mädchen, von der Bar. F Mein Herz bekommt einen Stich und meine Nervosität wandelt sich zu Beschämung um, weil ich schon damit rechne, dass er sich schon gar nicht mehr an mich erinnert. Doch dann kommt eine weitere Nachsicht an meinem Handy an und blinkt auf. Schnell öffne ich sie und sehe sie mir an. - Ich dachte eigentlich nicht, dass du dich noch mal meldest. N Ich lächle und spüre, wie meine Wangen rot werden. - Doch, ich wollte nur nicht so verzweifelt wirken. F - Dann findest du mich nicht abscheulich? Weil du auch nicht mehr in die Bar kamst, frage ich nur. N - Nein, es ist nur etwas dazwischengekommen. Ich fand dich nett. F Ich kichere auf meinem Bett und stelle mir dabei genau vor, wie sein Gesicht vor mir ist und mich anlächelt. Seinen Sternen ähnlichen Augen kann ich nicht vergessen. Aber ich will sie auch nicht vergessen, genauso wenig wie ihn. - Ich finde dich auch nett. N - Würde dich wirklich gerne wieder sehen. N Ich erstarre auf meinem Bett und betrachte mir die beiden Nachrichten ganz genau. Er wollte mich unbedingt wieder sehen. Mir steigt die Hitze in die Wangen und meine Hände wurden feucht. Was tat er nur mit mir, dass ich mich plötzlich so fühle, als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen. Es macht mir noch nicht mal etwas aus, dass er meinen Namen nicht kennt und nicht danach fragt. Ich möchte ihn auch noch einer Weile lang, nur den süßen Fremden in meinen Gedanken nennen. Vielleicht hat er auch so einen Lückennamen für mich. - Leider muss ich Morgen nach Magix. F - Dann treffen wir uns dort. N - Wenn du möchtest, natürlich nur. N - Gerne. :) F - Dann gute Nacht. N sofort drücke ich mein Handy an meine Brust und lächle tief in mich hinein. »Gute Nacht, süßer Fremde.« seufze ich noch einmal und lege mich zurück in meine Matratze. Die Ankunft in Alfea verlief zum Glück ohne Komplikationen. Es ist schön, wieder hier zu sein und meine Freundinnen wiederzusehen. Während ich durch den Campus saufe und mir alles ansehe, bemerke ich die vielen neuen Feen. Es ist auch zwei Jahre her, dass ich hier neu war und eine von ihnen war. Hinter mir ziehe ich meinen Koffer her und bin eigentlich auf dem Weg in mein Zimmer. Es ist mein letztes Jahr und ich bin so aufgeregt, weil wir dieses Jahr so viele neue Sachen lernen werden. Auch bin ich gespannt, wer dieses Jahr Zaubertrank-Kunde unterrichtet, da das Gerücht um geht, dass Professor Palladium aufgehört hat und wir einen neuen Lehrer bekommen. Schade eigentlich. Professor Palladium war wirklich nett, auch wenn er sich nie richtig durchsetzen konnte. An all das gedacht, worauf ich mich in diesem Jahr freue, laufe ich die Treppen zu meiner WG hoch und gehe durch den langen Gang. Das Geräusch meiner Räder an meinem Koffer halt in den Fuhr und verstummt erst, als ich vor der Tür stand. »Nimm deine Sachen aus meinem Zimmer!« Höre ich eine Stimme aus dem Inneren der WG und öffne die Tür, um mich zu gewissen, was da los ist. Das Geschrei kommt aus Musa´s Zimmer und ist auch ihre Stimme, die ich eben noch hörte. »Hör auf, das Kleid ist mehr wert als all deine ganzen Klamotten zusammen!« Als ich in ihrem Zimmer eintrat, waren dort Musa und Stella, die sich anschreien und mit Klamotten und Taschen um sich werfen. Schließlich treffen sich alle in Musa´s Zimmer. »Was ist denn hier los?«, frage ich sie, als sie mich noch immer nicht bemerkten, so wie Tecna und Bloom auch nicht. Überall liegen Klamotten herum, sodass man, denn Boden nicht mehr sehen kann. Neu war es nicht, dass ausgerechnet die beiden sich streiten, dennoch in diesem ausmaß ist es noch nie gekommen. »Stella hat ihre ganzen Sachen, in meinem Zimmer verstaut, obwohl sie ja wohl ihr eigenes hat« beschwert Musa sich und sah wütend zu Stella, die sich jedoch keine Schuld bewusst ist. »Ich habe doch gesagt, dass das nicht meine ganzen Sachen sind, weil ich noch keinen Platz bei mir« verteidigt Stella sich und legt ihre Arme vor ihre Brust. Musa ist dies jedoch das egal, die Klamotten sollen einfach nur aus ihrem Zimmer. »Wenn du so viel hast, dann trenne dich doch da von« geschockt sieht Stella die Fee an und schüttelte wild mit ihrem Kopf. »Das hättest du wohl gerne! Niemals« gibt sie zurück und stampft aus dem Zimmer. Noch immer wütend, folgt Musa ihr und machte weiter, mit dem Geh-zicke. Das hatte ich auf jeden Fall nicht vermisst. Ich gehe zur Couch und legt mich erschöpft hin. »Das war schon wieder genug, für die nächsten zehn Jahre.« denke ich darüber nach und atme tief durch. Keine fünf Minuten später leistet mir Tecna Gesellschaft und setzt sich neben mich. Sie kann sich denn Streit, der in ihrem Zimmer ausgetragen wird, auch keine Sekunde länger anhören. Sie ist auch von den beiden Mädchen genervt. Tecna liegt ihr Arm über ihre Augen und lehnt sich auf die Couch zurück. »Sind die immer noch am Jammern?«, nimmt nun auch Bloom Platz und deutet mit dem Finger auf Musas Zimmer. Zustimmend, nicke ich ihr zu. »Ich dachte, sie würden wenigstens dieses Jahr, versuchen sich zu vertragen, aber da habe ich mich wohl geirrt« erklärt Bloom und schüttelt dabei ungläubig den Kopf. Das haben wir alle gehofft. »Mach dir nichts draus, das dachte ich auch« spricht Tecna meine Gedanken aus. »Die Schule hat noch nicht einmal angefangen. Und die beiden sind sich schon am Zanken, das ist neuer Rekord« sagt Tecna dann mit leichter beeindruckter Stimme. »Wie war es denn bei deinen Eltern, Bloom?«, fragte Tecna und wechselt somit das Thema zu etwas angenehmeren. Ich hingegen versinke in meine eigenen Erinnerungen und daran, dass ich froh bin, wieder in Alfea zu sein. Nachdenklich knobel ich an meinen Fingernägeln, was ich immer mache, wenn ich nervös bin oder in tiefe Gedanken versinke. Ich höre nichts mehr von dem, was Bloom sagt, und versuche mir stattdessen, noch mal das Gesicht des süßen Typen vorzustellen, denn ich heute wieder sehen werde. »Flora, ist alles in Ordnung?«, fragt Bloom jetzt schon zum dritten Mal und sieht mich verwundert an. In Gedanken ganz woanders gewesen, schüttele ich den Kopf und lächle meine Freundinnen an, während sie sich verwundert ansahen. »Ja natürlich, alles gut« lachte ich und winke mit meinen Händen auf und ab. »Nein, wirklich, ich muss nur noch etwas erledigen. Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch einen Koffer habe, denn ich noch aus packen muss«, versichere ich ihnen noch mal und erhebe mich dann. In meinem Zimmer allein, zücke ich mein Handy aus der Tasche und warf sich auf mein Bett. Es ist zwar nicht so kuschelig, wie das in Lynphea, doch mit dieser Kleinlichkeit konnte ich sehr gut leben. Nur nebenbei sehe ich auf mein Handy, als ich bemerkte, dass da eine neue Nachricht war. Aufgeregt, weil es eine Nachricht von ihm sein könnte, öffnete ich diese und klebe regelrecht an dieser. »Ich bin jetzt auch in Magix, wenn du also Lust und Zeit hast, können wir uns irgendwo treffen« lese ich die Nachricht leise und kichere dabei vor Freude, wie ein kleines Kind. Schnell tippe ich eine Nachricht in mein Handy und schlage dann einen bekannten Club in Magix vor, in dem ich schon öfters mit den Winx war. Ein paar minutenlang kommt nichts. Doch dann erreicht seine Antwort mich und vor Freude, dass er zustimmt, lässt mich in mein Kissen schreien. Lange habe ich mich nicht mehr so gefühlt. Mein Freudenschrei wurde jedoch auch von den anderen Feen nicht überhört. Ehe ich mich versehe, sind die Winx in ihrem Zimmer und sehen sie verwirrt und beunruhigt an. »Flora, ist alles in Ordnung?«, fragt Bloom erneut. Mich wieder gefangen, tue ich so, als wäre nichts gewesen. Kerzen gerade setze ich mich auf, setze ein ernstes Gesicht auf und hebe den Kopf höher als Stella, wenn sie mal wieder ihren Divatag hat. »Ja, alles gut« grinse ich dann und strahlte über das ganze Gesicht. »Aber wir gehen heute Abend aus« teile ich ihnen dann mit. Dagegen hat keine etwas, dennoch wollen sie wissen, was der Grund dafür ist und warum ich so überaus happy bin. Während ich den Winx alles erzähle, spüre ich wie mein Lächeln immer stärker wird. Ich bin regelrecht in eine Schwärmerei geraden und komme aus dieser gar nicht mehr heraus. »Na dann, gehen wir heute noch mal aus. Ist sowieso besser als hier nur herumzusitzen« Ich wusste, dass ich mich auf Stella verlassen kann, wenn es um Partys geht. Die anderen sind jedoch auch dabei. Gerade, nach dem wir den Plan für heute Abend geschmiedet haben, klopft es vorne an der Tür, unserer WG. Gemeinsam gehen wir vor, zur WG-Tür und öffneten diese verwundert. Vor uns steht nun eine Fee, mit dunklen Haaren und Augen so blau wie der Ozean. Unter ihrem Arm hat sie ein Skeytbort geklemmt und sieht selbst bewusst zu uns, als würden wir uns bereits kennen. »Hallo, ich bin Layla« stellt sich die Fee vor. Unsicher sehen die Winx sich an, als würde eine von ihnen gleich erklären, was los sei. Doch keine klärt uns auf. Nur Stella bricht endlich das peinliche Schweigen und geht zu Layla an die Tür. »Was machst du hier?«, fragt Stella herablassend und sieht Layla mit einem finsteren Blick an. Sie legt ihre Arme übereinander und drückt diese vor ihre Brust. Stella ist nie gut darin, neue Leute willkommen zu heißen. »Entschuldige, aber ich bin eure neue Mitbewohnerin« teilt Layla uns mit und starrt Stella mit demselben Blick an. Sie hat ordentlich selbst vertrauen und lässt sich von Stella nicht verunsichern. Es ist nicht zu übersehen, wie sich die Situation immer weiter anspannt. Zögerlich knoble ich an meinen Fingern und sehe die beiden Feen zu, bevor ich mich einmische. »… Komm doch erst einmal rein« versuch’ ich die Angelegenheit dann zu entschärfen. Unsere neue Mitbewohnerin nimmt das Angebot nur zu gern an und läuft an Stella vorbei, stößt sie beim Vorbeilaufen jedoch mit ihrer Schulter an und drückt sich an ihr vorbei. Hinter sich zieht sie ihren Türkisen Koffer her. Leyla muss auf jeden Fall eine neue Schülerin in Alfea sein. Denn zuvor habe ich sie noch nie gesehen und ihre starke Art wäre mir sofort aufgefallen. Ihre wilden glänzenden Locken schwingen herum als sie sich zu mir dreht und mit ihren leuchtenden Augen zu mir sieht. Durch ihre dunkle Haut scheinen ihre Türkis- blauen Augen wirklich zu strahlen. Ich muss ein wenig zu ihr hochsehen, was daran liegt, dass sie größer ist als ich. Doch dies ist nicht ungewöhnlich, mit meiner kleinen Statur ist jeder größer als ich. Jeder, bis auf Kiko (Der Hase von Bloom). »Also Leyla, sag mal, wo kommst du denn her?«, frage ich und wippe dabei auf meiner Ferse auf und ab. Ihr Blick ist kühl und sie sieht genervt aus. Ich stoppe mein Geh, wippe und wende meinen Blick zum Boden. »Ich komme von Andros« schnauft sie und läuft an mir vorbei. Ihr Rollkoffer zieht sie hinter sich nach. »Also wo ist mein Zimmer, oder soll ich hier auf dem Boden schlafen?« »Entschuldige mal …« platzt es aus Stella heraus und legt ihre Hände in die Taille. »Stella, schon gut« besänftige ich sie und laufe zu ihr rüber. Ich weiß, dass sie mich nur verteidigen möchte, doch das braucht sie nicht zu tun. Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und sehe sie an. Stella ist nur eine Nasenspitze größer als ich, doch sie ist wie eine große Schwester für mich und die anderen Winx. »Wie du meinst, Flora« zischt Stella und schlägt die Arme übereinander. Ich atme durch und sehe dann wieder zu Layla. »Leider haben wir hier kein Zimmer mehr frei. Aber wir werden schon eine Lösung finden.« erkläre ich. »Du wirst gewiss nicht auf dem Boden schlaffen müssen, versprochen« ich sehe ihr an, dass sie sich etwas entspannt und langsam hier ankommt. Sie nickt. Ich beginne zu lächeln. Ich bin mir sicher, dass wir noch gute Freundinnen werden. Nachdem wir bei Miss Griselda waren und ihr die Situation schildern, schlägt sie vor, dass Layla in Stellas Zimmer mit einzog, da sie die Einzige ist, die ein Zimmer nur für sich bezieht. Mit diesem Vorschlag ist jedoch weder Stella noch Layla zufrieden und sträuben sich beide gegen diesen Plan. Griselda ist dies jedoch egal und überlässt den Rest der Angelegenheit uns und wie wir damit nun umgehen. Stella ist noch immer sauer und beschwert sich, seit wir zurück auf dem Weg zur WG sind. Sie sieht es nicht ein, ihr Zimmer mit einer Fee zu teilen, die sie gar nicht kennt. Sie hat wohl vergessen, dass wir uns alle vor zwei Jahren nicht kannten. »Es ist mir völlig egal was die schreck schraube Griselda sagt, ich werde mir kein Zimmer mit der teilen« klagt sie und versucht dabei nicht einmal leise zu sprechen. Als ich von Stella absehe und mein Blick zu Layla schweift die neben mir herläuft, als ginge es gerade nicht um sie, empfinde ich Mitleid für sie. Sie kennt hier doch niemanden und wurde ebenfalls einfach zu uns geworfen. Sie trifft keine Schuld. »Vielleicht könnten wir es ja anders regeln« warf ich ein. Die Winx verstummten. »Stella könnte mit Bloom in ein Zimmer gehen und ich würde mit …« einen Moment dachte ich nach, weil mir ihr Name endfallen ist. Hilfesuchend sehe ich zu ihr und schäme mich dafür. »Layla« nickt sie mir zu. »Genau Layla und ich nehmen eins zusammen« Ihre Lippen lassen ein zartes Lächeln zu. Die Winx hatten kein Problem mit diesem Vorschlag, auch wenn Stella noch immer unglücklich darüber ist, ihr Einzelzimmer zu verlieren. »Gut, dann machen wir es so«, gesagt, getan, am restlichen Tag räumten wir alle Sachen von Boom hoch, in Stellas Zimmer und räumten alles neu um. Stella freundete sich auch immer mehr mit dem Gedanken an, dass Bloom von nun an mit ihr im Zimmer ist. Nachdem auch die letzten Sachen von Bloom weg sind, helfe ich Layla dabei, sich bei mir einzurichten und alles auszupacken. Dabei fiel mir ein Bild in die Hände, auf dem sie und ihre Eltern ist. »Das ist ein schönes Bild«, sage ich. Sie nimmt es mir ab und stopft es zurück in den Koffer. Erschrocken weiche ich zurück. Sie sagt nichts dazu und packt die anderen Sachen ruhig weiter aus. »Entschuldigung«, wispere ich und lege meine Hände auf den Schoß. Wir sitzen auf dem Boden, vor ihrem neuen Bett und sehen uns kein einziges Mal an. Ich suche zwar ihren Augenkontakt, doch sie weicht ihm immer wieder aus. Dann aber hebt sie den Kopf und scheint mich endlich richtig anzusehen. Sie schnauft und lässt ihre Hände in den Schoss fallen. Ich zucke wieder zusammen. »Du brauchst mir nicht zu helfen, ich bekomme das auch allein hin« Ich will gerade aufstehen, als ich meine Meinung doch noch ändere und sitzen bleibe, weil ich an ihr sanftes Lächeln denken muss. Vielleicht gibt es einen Grund, warum sie eine so hohe Mauer um sich gebaut hat. Ich greife erneut in ihren Koffer und ziehe dabei, ein Paar Turnschuhe raus. Sie sind mehr als ausgelatscht, mit abgeblätterter Farbe und durch gelaufene Sole. Sie sehen so aus, als haben sie ihre besten Tage lange hinter sich. Ich verkneife mir das Lachen. Layla sieht beschämt zu mir und scheint in Erklärungsnot zu fallen. »Das sind meine Glücksschuhe« erklärt sie und versucht sie mir aus den Händen zu reißen. Doch dieses Mal bin ich schneller. Ich holte sie hoch und strecke mich weit nach oben, ohne mich zu stellen. Ich lache. Layla lacht nun auch. Sie versucht weiter an sie heranzukommen und wirft sich regelrecht auf mich. »Wofür sind die denn? Sieht auf, als hättest du die in einen Schredder geworfen« »Das sind meine Sportschuhe« erklärt sie. Noch immer greift sie nach den Tretern und hat jetzt endlich meine Arme gepackt. Sie zieht an ihren und nimmt indessen die Schuhe aus meiner Hand. »Für jeden Sport?«, frage ich und lache noch immer, um die Stimmung oben zu halten. Layla kichert und stellte die Schuhe unter ihr Bett. »Tatsächlich ja. Ich mache viel Sport und neue Schuhe zu finden, die gut sind, ist schwer« »Verstanden, ich werde sie nicht wieder anfassen« hebe ich meine Hände ergebend nach vorne. »Bist du das erste Mal in Alfea?«, frage ich sie nach einer Weile. Wir haben mittlerweile das ganze Zimmer eingerichtet und machen nun das Bett zusammen. Ihre Decke ist Türkis, mit wellen mustern und duftet nach frisch gefallenen Regen. Ich sehe zu ihr rüber, während sie die Denke ausbreitet und auf das Bett wirft. »Ja, ich hatte bisher immer Privatunterricht« erklärt sie. »Das hört sich interessant an. Hey, die anderen und ich wollen später in einen Club, vielleicht willst du ja mitkommen?« Schlage ich ihr vor und streiche dabei die Decke noch einmal glatt. »Ihr wollt heute Abend feiern gehen, ist morgen nicht Unterricht?« »Ja, eigentlich schon, aber das ist kein Pflichtunterricht. Meist werden da nur Wiederholungen vorgenommen« erkläre ich ihr. »Ich, verstehe«, entgegnete Layla lachend. »Allerdings, bin ich mir nicht sicher, wie das bei neuen Schülern ist. Falls das nämlich für dich Pflicht ist …« wieder spräche ich mir und fühle mich plötzlich schlecht. Ich will ihr nicht das Gefühl geben, ich würde sie vorführen. Und schon gar nicht will ich das sie Ärger bekommt. »Mach dir keine Sorgen. Ich kann feiern und morgen pünktlich am Unterricht teilnehmen« beruhigt sie mich und zwinkert mir zu. Wir lachen und allmählich habe ich wirklich das Gefühl, dass aus uns noch richtig gute Freundinnen wird. »Bist du sicher, dass die anderen auch möchten, dass ich mit euch komme?«, fragt Layla. Ich lächle und nicke ihr zu. »Du bist jetzt eine von uns«, versichere ich ihr. Wieder entweicht ihr ein Lächeln und ihre Augen leuchten. Endlich ist alles dunkel und unsere Gelegenheit ist gekommen, uns auszuschleichen. Man sollte meinen, dass Alfea ein verdammt gutes Sicherheitssystem besitzt, doch wir haben auch Tecna, die das alles im Schlaf umgehen könnte. Sie benötigt dafür nur ihren Laptop und ihr Gehirn. Schnell und leise laufen wir über den Campus zum Ausgang der Schule. Über meine Schulter hängt meine rosa Tasche, auf der fiele kleine Erdbeeren abgebildet sind. Jetzt kann ich auch meine Haare noch nicht verändern, weswegen in meiner Tasche noch ein kleiner Spiegel ist. Die anderen würden zu viele Fragen stellen, auf die ich ihnen nicht antworten kann. Es ist auch nicht einfach, ihnen gerade zusagen, was in meinem Leben los ist. Auch würde es dann real werden und ich könnte es nicht mehr verdrängen. Nein, heute wollte ich noch Spaß haben und nicht an solche, deprimierende Sachen denken. Sie sollen kein Mitleid haben und mich bedauern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)