What´s cooking? von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 4: Süße Verführung -------------------------- Wieder zuhause sprang Stiles als erstes unter die Dusche und schlüpfte danach in seine bequemste Trainingshose und ein frisches T-Shirt. Eigentlich wäre es nun höchste Zeit gewesen, sich von der heutigen Plackerei gründlich zu erholen, doch leider ließ es ihm keine Ruhe, dass er einmal mehr keine rechte Idee hatte, was er morgen für Derek kochen könnte. Klar war lediglich, dass er selbstverständlich wieder hingehen würde, denn immerhin hatte er ja nun erstmals eine echte Einladung hierzu erhalten. Derek hatte ihn ja sogar regelrecht angefleht wiederzukommen. Richtig glauben konnte Stiles das immer noch nicht. Und es löste irgendetwas in ihm aus. Er konnte dieses Gefühl nicht wirklich benennen, er wusste nur, dass es sich verdammt gut anfühlte. In etwa so als hätte man das Vertrauen eines scheuen Wildtieres gewonnen. Derek würde ihm für dieses Vergleich vermutlich die Kehle herausreißen - mit seinen Zähnen! Weshalb Stiles etwas Derartiges selbstverständlich niemals laut aussprechen würde. Er wünschte sich lediglich, dass dieses Gefühl anhalten sollte. Und das führte ihn zurück zu seinem Problem: Was sollte er kochen? Es musste das Richtige sein, etwas Großartiges, womit er sicherstellte, dass er es nicht gleich wieder versaute. Um besser nachdenken zu können stapfte er in die Küche, dorthin wo er die „Reeses“ vor seinem vernaschten Dad versteckt hielt, nämlich hinter dem Müsli, den getrockneten Linsen und dem Vollkornreis. Hinter all diesem gesunden Zeug konnte Stiles sicher sein, dass sein Schatz sicher war, denn so etwas würde sein Vater niemals anrühren, solange man ihn nicht nachdrücklich dazu nötigte, was sein Sohn jedoch des öfteren aus Angst um die Gesundheit des Sheriffs tat. Stiles goss sich noch ein großes Glas eiskalte Milch ein und verschwand mit seiner Beute wieder in seinem Zimmer, wo er es sich bequem machte, um ein paar der verbrannten Kalorien nachzutanken. Und während sich der beruhigende, seligmachende Zuckerrausch in seinem gesamten Körper ausbreitete, wurde es Stiles mit einem Mal vollkommen klar was Derek dringend brauchte. Und er fing am besten auch gleich mit der Zubereitung an, denn er hatte einiges zu tun, wenn es gut werden sollte. Vorher musste er natürlich noch einmal schnell in den Supermarkt, denn er hatte nicht alles vorrätig, was er dazu brauchen würde. Er rieb sich bei der Aussicht auf den morgigen Tag zufrieden mit sich selbst die Hände. Obwohl er in dieser Nacht kaum geschlafen hatte, weil er in der Küche beschäftigt gewesen war, verspürte Stiles am nächsten Tag in der Schule keinerlei Müdigkeit, denn dafür war er viel zu aufgeregt. Es war nur gut, dass sein Dad für ein paar Tage zu seiner Schwester nach Los Angeles gereist war, denn ansonsten hätte er sicherlich seine Schwierigkeiten gehabt, diesem seine Nachtschicht zufriedenstellend zu erklären. In der sechsten Stunde im Chemieraum wollte Scott von Stiles wissen: „Sag´ mal, stimmt etwas nicht mit dir? Du stehst ja noch mehr unter Strom als sonst.“ „Alles bestens. Ich hatte wohl zu viel Adderall.“ log er, versuchte nun stillzusitzen und sich zu konzentrieren, indes die Zeit stillzustehen schien und Stiles dem Klingeln der Schulglocke förmlich entgegen fieberte. Scott verzog skeptisch die Augenbrauen zusammen, doch er fragte nicht weiter. Stattdessen sagte er, als es läutete: „Endlich Wochenende! Hast du schon etwas vor? Sollen wir uns vielleicht später zum Zocken treffen?“ „Geht nicht, ich hab´ noch etwas vor.“ winkte Stiles rasch ab: „Ach ja und was?“wollte sein bester Freund wissen: „Hast du etwa eine neue Freundin, die du mir bislang verheimlicht hast?“ Aus irgendeinem seltsamen Grund wurde Stiles nun rot, doch er versicherte: „Natürlich nicht. Du wärst doch der Erste, dem ich so etwas erzählen würde.“ „Aber irgendetwas ist doch mit dir. Erzähl´ schon!“ forderte der wahre Alpha. Als Mensch entschied Stiles sich jedoch dafür, dessen animalische Autorität als Rudelhäuptling geflissentlich zu ignorieren und erwiderte kopfschüttelnd: „Ich habe da gerade so ein Projekt in der Mache, aber das ist noch nicht abgeschlossen, also kann ich darüber auch noch nicht sprechen.“ „Kannst nicht, oder willst nicht?“ hakte Scott nach: „Also gut, ich will nicht.“ bekannt Stiles. Sein bester Freund machte ein langes Gesicht: „Du weißt dass das unter Brüdern ganz und gar nicht in Ordnung ist, oder?“ schmollte Scott: „Sorry Mann, aber ich bin ein bisschen abergläubisch und ich habe Angst, dass es in die Hose geht, wenn ich zu früh darüber spreche. Das musst du verstehen.“ erwiderte Stiles wenig beeindruckt. „Wie du meinst.“ erwiderte Scott mit finsterer Miene: „Aber dir ist hoffentlich klar, dass du mich mit dieser Geheimniskrämerei erst Recht neugierig gemacht hast, oder?“ „Tut mir leid, Bro! Aber ich muss jetzt auch echt los. Mein Geheimprojekt wartet!“ Mit diesen Worten schnappte Stiles sich seinen Rücksack und verschwand. Stiles hatte kurz zuhause Halt gemacht, um das Futter für seinen hungrigen Werwolf in seinem Jeep zu verladen und machte sich dann schnurstracks auf den Weg ins Industriegebiet, zu Dereks Heim. „Da bist du ja.“ begrüßte ihn der Hausherr, als Stiles wieder einmal schwer bepackt das Loft betrat. Und... Moment mal! War das auf seinem Gesicht etwa ein Lächeln? Es war irgendwie schwer zu sagen, denn wann hatte man Derek Hale denn schon einmal lächeln sehen. Es wäre durchaus ebenfalls denkbar, dass es sich lediglich um ein Zähnefletchen handelte. Doch nein, bei genauerem Hinsehen war dies eindeutig ein Gesichtsausdruck der besagte `Ich freue mich, dich zu sehen´. Stiles konnte es kaum glauben und sein Herz machte einen kleinen, freudigen Hüpfer. „Und? Was hast du Gutes für mich?“ wollte der Werwolf wissen. Er hockte auf seinem Bett und hatte sich seinem Gast zugewandt. Stiles grinste siegesgewiss, holte eine Frischhaltebox nach der anderen aus seiner großen mitgebrachten Tasche und verteilte diese dann auf der Schlafstatt: „Gute Güte, was ist das? Wer soll das denn alles essen? Erwarten wir etwa noch Besuch? “ fragte Derek erstaunt: „Nope! Das ist alles für dich und mich.“ versicherte Stiles: „So, so! Und was ist es nun? Kann es sein, dass es sich ausschließlich um Süßkram handelt? Du weißt aber schon, dass ich versuche auf meine Gesundheit und Figur zu achten, oder Stiles?“ fragte er Ältere: „Weiß ich.“ bestätigte der Schüler: „Aber ich finde, du kannst dir das dieses eine Mal erlauben, so wie du in letzter Zeit abgenommen hast. Und um deine Gesundheit musst du dir auch keine Sorgen machen. Erstens bist du doch ein toller, starker Werwolf mit übernatürlichen Heilungsfähigkeiten, Superkräften und so weiter und außerdem habe ich all diese Leckereien nach meinen Spezialrezepten hergestellt. Denn weißt du, mein Dad ist fast sechzig, aber würde sich am liebsten immer noch wie ein Fünfjähriger nur von Fast Food und Süßigkeiten ernähren. Und weil ich ihn noch lange behalten will, musste ich mir ja etwas einfallen lassen, also koche ich für ihn. In Mütter-Foren im Internet habe ich zum Beispiel gelernt, wie die ihren Kindern Gemüse so zubereiten, dass sie gar nicht merken, dass sie welches essen. Das da zum Beispiel...“ Stiles deutete auf eine der Boxen: „... das sind Kleie-Karotten-Törtchen mit einem fettarmen Frischkäse-Topping. Gesüßt sind sie ausschließlich mit Datteln. Und die Mousse-Au-Chocolat besteht aus Avocados, Rohkakao und Ahornsirup.“ Derek verzog ein wenig das Gesicht, also versicherte Stiles schnell: „Ich weiß dass das komisch klingt, aber die ist wirklich überirdisch gut, glaub´ mir! Dad konnte es gar nicht glauben, nachdem er seine Portion verputzt und ich ihm danach erst verraten hatte, was er da gegessen hat. Probier´ mal!“ Er hielt dem Älteren einen Löffel voll hin: „Also gut riechen tut es auf jeden Fall.“ bestätigte Derek und dann kostete er vorsichtig. Sofort erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht: „Oh Mann! Das ist der Wahnsinn!“ rief er begeistert aus. „Findest du? Na dann koste mal die gegrillten, weißen Pfirsiche mit Kokosschaum! Die sind meine Spezialität.“ prahlte Stiles zufrieden mit sich selbst. Und so verkostete Derek das gesamte mitgebrachte Nachspeisen-Büffet, gab dabei glückselige „Oh´s“ und „Ah´s“, sowie überschwängliche Lobpreisungen mit vollem Mund für Stiles Koch- und Backkünste von sich. Stiles selbst hatte sich zu ihm auf´s Bett gesetzt, naschte ebenfalls ein wenig, doch die weitaus größere Freude für ihn war es, die begeisterten Äußerungen des Genusses des ansonsten so wortkargen, grimmigen Werwolfs zu vernehmen. Genau das hatte er nämlich erreichen wollen; nicht nur den Magen seines Sorgenkindes zu füllen, sondern vor allem sein gebrochenes, trauriges Herz. „Das war besser als Sex!“ behauptete Derek nach dem Essen, ließ sich auf dem Bett nach hinten fallen und rieb sich zufrieden den Bauch: „Na wenn du meinst?“ erwiderte Stiles zweifelnd, streckte sich ebenfalls lang aus und starrte hinauf zur Decke. Derek entging nicht der eigenartige Unterton in seiner Stimme. Er drehte sich auf die Seite, so dass er den Jüngeren anschauen konnte und fragte vorsichtig: „Das mit meiner Cousine und dir ist wohl endgültig vorbei, oder?“ „Ist es!“ bestätigte Stiles einsilbig. Derek traute sich ein weiteres Mal vor, diesmal mit der Frage: „Und du und Lydia? Wird daraus vielleicht doch noch irgendwann mehr?“ Stiles seufzte: „Wir haben es versucht, aber... es passt einfach nicht. Lydia ist meine beste Freundin und ich liebe sie, aber eben nicht SO. Das habe ich einfach bloß eine lange Zeit nicht verstanden.“ „Gibt es denn eine Andere in deinem Leben?“ hakte Derek nach. Es schien ihn wirklich zu interessieren. Es dauerte eine Weile, ehe Stiles Antwort gab und er traute sich dabei nicht, Derek anzuschauen als er sagte: „Ich bin nicht einmal sicher, ob es das ist, was ich wirklich will?“ „Verstehe!“ gab Derek zurück: „Also... bist du schwul?“ Stiles zuckte zusammen, setzte sich auf und stammelte nervös: „W... was? Nein, bin ich nicht! Also... das glaube ich jedenfalls? Ich weiß es nicht?“ Er sprang vom Bett auf und begann gehetzt im Loft auf und ab zu laufen, wie ein Tiger im Käfig. Derek erhob sich ebenfalls, doch er stand einfach nur bewegungslos da und folgte dem Jüngeren mit seinem Blick. Als er davon allerdings nach einer Weile seekrank wurde, stoppte er seinen Gast, indem er ihm schwer, warm und beruhigend eine seiner großen, kräftigen Hände auf die Schulter legte: „Hey Stiles, ist in Ordnung! Entspann´ dich wieder, okay?“ sagte er sanft. Stiles Blick haftete am Boden. Er brauchte einen Moment, ehe er seinem Gegenüber wieder direkt ins Gesicht schauen konnte: „Ich weiß doch selbst nicht, was mit mir los ist.“ stieß er hervor. Verzweiflung lag in seiner Stimme. Derek setzte sich wieder und forderte Stiles mit seinem Blick auf, ebenfalls wieder Platz zu nehmen: „Was sagen denn dein Dad, oder Scott dazu? Konnten sie dir keinen Rat geben?“ wollte der Werwolf wissen. Stiles gab keine Antwort darauf, doch Derek konnte diese dennoch aus dessen Blick herauslesen: „Du hast noch gar nicht mit ihnen darüber gesprochen?“ stellte er überrascht fest: Stiles seufzte: „Ich kann diesen Gedanken ja nicht einmal denken, ohne in totale Panik zu verfallen. Ich hätte heute auch nie etwas gesagt, wenn du mich mit deiner Frage nicht so überrumpelt hättest.“ Irgendwie erwartete der Jüngere nun, dass Derek sich hierfür entschuldigen würde, doch das tat er nicht, sondern er blickte ihn lediglich durchdringend an, so dass Stiles ein wenig nervös wurde. Und nun legte Derek sogar noch mit der Frage nach: „Gibt es denn einen Jungen, den du magst? Bist du verliebt, Stiles?“ Der Jüngere rubbelte sich nervös über Haare und Gesicht und erwiderte dann unzufrieden: „Weißt du was, Mann? Um dieses Gespräch tatsächlich zu führen, müsste ich vermutlich ziemlich betrunken sein. Können wir dieses Thema bitte einfach fallen lassen?“ Derek nickte und ein langes Schweigen entstand zwischen ihnen. Nach einer Weile entschied Stiles jedoch, dass er nun an der Reihe sei, intime Fragen zu stellen, denn es gab da etwas, das ihn schon lange beschäftigte: „Sag´ mal, warum hat es dich eigentlich so umgeworfen, dass diese Jolene mit dir Schluss gemacht hat, Derek. Das ist schließlich nicht die erste deiner Beziehungen, die in die Brüche geht. Das wird schon wieder. Du kennst das doch schon. Und du wirst sehen, die Richtige kommt noch.“ Das Gesicht des Älteren verschloss sich und auf eine Antwort auf seine Frage wartete Stiles vergeblich, also schob er unbehaglich hinterher: „War das mit Jolene denn so etwas Besonderes für dich? Ist das der Grund, warum du so schwer wieder auf die Beine kommst?“ „Nein.“ erwiderte Derek einsilbig. Und nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich denke, da geht es mir wie dir: Nüchtern kann ich wohl nicht darüber reden, was mit mir los ist. Nur schade, dass ich nicht betrunken werden kann.“ Wieder war da dieses Schweigen zwischen ihnen und es fühlte sich kalt, klamm und ungemütlich an, wie durchnässte Kleidung nach einem heftigen Regenschauer. Nach einer Weile hielt Stiles es nicht länger aus. Er erhob sich, begann sein Zeug einzusammeln und murmelte: „Ich schätze, ich gehe dann mal und lasse dich in Ruhe?“ An Dereks Haltung oder Miene war nicht abzulesen, ob er ihn überhaupt gehört hatte, denn er saß einfach bloß regungslos da. Doch als Stiles schon beinahe zur Tür raus war, kehrte urplötzlich das Leben in den Älteren zurück und er rief ihm hinterher: „Sehen wir uns morgen?“ Stiles blickte verblüfft über seine Schulter hinweg zurück. Er nickte. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)