Nicht genug von KatieBell (Mit dem Kopf durch die Wand) ================================================================================ Part Two ¤ Nicht genug ---------------------- Hermione hatte mittlerweile die Fragerei um ihren unbekannten Begleiter eingestellt und ihnen beiden zwischendurch etwas zum Trinken geholt. Es tat gut sich mit jemanden zu unterhalten, der sie nicht gleich falsch verurteilte und der sie auch vieles anvertrauen konnte. Die letzten Wochen kam sie aus sich heraus und hatte die Entscheidung getroffen, ihrer Schulsprecherin von ihren Problemen zu erzählen. Sie war verständnisvoll und es tat so gut, jemanden zu haben, der einfach nur zuhörte. Die an ihre Seite war. Es gab ihr das Gefühl, wieder dazu zugehören. „Granger.“, hörte Katie eine männliche Stimme und beide Frauen wandten sich nach hinten um. Draco Malfoy stand hinter ihnen und hatte eine Hand auf Hermiones Schultern gelegt. „Wir sind gleich dran mit dem Eröffnungstanz.“ „Alles klar.“, lächelte sie und der Blonde entfernte sich wieder von ihnen. Katie konnte den Blick, den die beiden sich zugeworfen hatten, nicht richtig deuten. Auf jeden Fall fühlte es sich anders an, als normale Schüler, die nur zusammen arbeiteten. Die nächste Frage konnte sie sich daher nicht verkneifen. „Läuft da was zwischen euch?“ „W-w-was?“, stieß sie fast schon ertappt heraus, „Nein. Also... wir sind Freunde. Kriegsbeil begraben und so.“, sagte Hermione dann sehr schnell und hängte ein, „Nur Freunde.“, murmelnd hintendran, bevor sie zu ihrem Glas griff. Die Dunkelblonde sagte nichts mehr dazu, aber es war offensichtlich, das sie log. Sie wirkte einfach viel zu nervös und zu hastig, als sie geantwortet hatte. Kurz blickte sie über ihre Schultern, zum Slytherintisch. Draco Malfoy stand immer noch, war jedoch in einem Gespräch mit Zabini verwickelt, wie sie unschwer erkennen konnte. Beide jungen Männer gestikulierten wild mit ihren Händen, bis Katies Aufmerksamkeit auf das Podest gelenkt wurde. Professor McGonagall trat heran und begann in aller Ruhe ihre Rede. Doch Katies hellbraune Augen fixierten nun lieber doch die Eingangstore der Großen Halle. Diese wurde gerade geschlossen, um wahrscheinlich den Anfang des Balles zu verdeutlichen. Sie seufzte. Er würde nicht rechtzeitig sein, aber das war okay. Sie hatte es ja schon geahnt. Es war jetzt kurz vor acht Uhr abends und das Spiel begann schon zwei Stunden zuvor. Sie wusste wohl am besten, wie lange so ein Quidditchspiel manchmal gehen konnte. Solange kein Sucher den Schnatz fing, würde es zu keinem Ende kommen. Trotzdem hätte sie es schön gefunden, wenn er da gewesen wäre. Auch wenn es hieß, dass sie ihre Beziehung damit endlich öffentlich machen würden. Aber das würde sie in Kauf nehmen. Es war schließlich ihr Leben und ihre Entscheidungen, mit wem sie sich schlussendlich einließ. „Und nun, bitten wir unsere Schulsprecher in unsere Mitte für den Eröffnungstanz. Miss Granger und Mr. Malfoy.“, hörte sie McGonagall laut durch den Saal rufen, wobei neben ihr Hermione sich erhob. Die Menge gab ein lauten Beifall und Katies Augen wanderten wieder zu ihrer Freundin, die gerade Malfoys Hand entgegen nahm. Kaum dass die Melodie eines üblichen Walzers die Halle erreichte, konnte Katie auf Anhieb erkennen, dass da mehr war. Auch wenn Hermione ihre Frage eben noch verneint hatte. Allein, wie er sie über die Tanzfläche gleiten ließ. Fürsorglich, aber bestimmt. Vielleicht sah sie es auch nur, weil sie für solche Dinge momentan empfänglich war. Da sie eben auch frisch verliebt war. Vielleicht war das auch der wahre Grund, für die Trennung zwischen ihr und Ron. Wie auch immer es war. Katie gönnte es ihr. Jeder hatte nach dieser schweren Zeit, etwas mehr Glück verdient. ¤ ¤ ¤ Sie seufzte und vergrub ihr Gesicht zwischen ihren Händen. Sie allein hatte diese Büchse der Pandora geöffnet und es wäre einfach nicht richtig, jetzt zurückzurudern. Aber wo anfangen? Vor allem wie... „Bell...“ Es brachte wohl nichts, einfach zu schweigen. Er würde sie nicht in Ruhe lassen, bevor sie ihm nicht geantwortet hatte. „Es... ist die Abkürzung für...“, atmete sie tief durch, „Posttraumatische Belastungsstörung.“ „Und das heißt?“ Wieder seufzte sie, bevor sie ihre Hände vom Gesicht nahm. „Ich bin psychisch krank, das heißt es.“, sagte sie etwas zu schneidend, wie sie selbst bemerkte. „Du bist nicht verrückt.“, stellte er zugleich fest und hob dabei eine Augenbraue. Kurz kam ein leiser Lacher über ihre Lippen. Das war nicht das, was sie gedacht hatte, was er dazu sagen würde. Aber anscheinend wusste er nicht, auf was sie hinauswollte. „Schön, dass du das feststellst. Soweit war ich auch schon.“, sagte sie nachdem sie ihre Hände vom Gesicht genommen hatte und sich zu ihm wandte. „Dann drück dich richtig aus. Ich hab keinen Schimmer, was das sein soll und-“ „Dass ist, wenn man gewisse Erlebnisse, nicht verarbeiten kann. Es wird im Unterbewusstsein abgespeichert und...“, unterbrach sie ihn, „Ein falsches Geräusch und es kann sein, dass ich mich an etwas erinnere, was mich in Panik versetzen kann.“ „Geräusche?“ „Düfte, Wörter, ein Bild das ich sehe, eine Person, es ist völlig egal.“, zählte sie auf, „Sobald es in einer meiner Erinnerung eine Rolle spielt, wird es den Flashback triggern.“ „Was passiert dabei dann?“ „Es ist... als würde ich all das nochmal erleben. Mein Kopf gaukelt mir vor, als wäre das die Realität. Jede Empfindung wirkt so echt, wie beim ersten Mal.“, kam es leise über ihre Lippen. Eventuell sogar schlimmer, aber das behielt sie für sich. „Deswegen nehmen die mich nicht.“, kürzte sie ab und sah gen Boden vor sich, „Weil keiner damit umgehen kann und in einem gewissen Punkt kann ich das auch verstehen.“, sagte sie immer noch mit leiser Stimme. „Aber... warte, hier steht doch auch,...“, sie sah im Augenwinkel, wie er durch ihre Krankenakte blätterte, „Dass du in Behandlung bist. Seit zehn Monaten.“ „Zehn Monate ist nichts. Mein Heiler meinte, dass solche Störungen erst ganz nach 36 Monaten zu lösen seien. Plus, Minus natürlich. Je nachdem wie lange die Traumata zurückliegen und... wie ich auf die Behandlung anspringe.“ Lange war er still. Suchte wahrscheinlich nach den richtigen Worten. Die sie jedoch schon lange gefunden hatte. „Du siehst, ich bin das Problem.“ „Du bist kein Problem. Du wirkst auf mich völlig normal.“ „Völlig normal?!“, fragte sie nun nach und hatte ihr Gesicht wieder zu seinem gedreht, „Als du vor der Umkleide standst, war ich kurz davor in eine Panikattacke zu verfallen!“ „Das sah aber nicht so aus.“ „Weil ich mittlerweile weiß, wie ich dagegen steuern kann, dass es eben nicht eskaliert.“, schnaubte sie. „Und... wie sehe das aus?“ „Das willst du nicht wissen.“, sah sie ab. „Hätte ich sonst gefragt?“ Wieder schnaubte sie und versuchte ihr Herz zu beruhigen, das in den letzten Minuten immer schneller geworden war. Die Sache regte sie zu sehr auf. Ganz miese Mischung, wenn es dann auch noch um ihre Erkrankung ging. „Sieh mal...“, begann er und drehte seinen gesamten Körper zu ihr herum, „Dann hast du eben ein paar kleine Problemchen, aber beim Probetag hast du nichts dergleichen gezeigt.“ „Du verstehst das nicht, oder?“, sagte sie und stand abrupt auf, ging einige Schritte, bis sie, mit etwas Abstand, vor ihm stand, „Kleines Problemchen? Du hast vorhin gefragt, wieso ich für das nicht kämpfe...“, und begann in völliger Aufruhr ihr Sweatshirt über den Kopf zu ziehen. Nur nebenbei bemerkte sie den verwirrten und vielleicht auch nervösen Blick des Schwarzhaarigen. Doch das war ihr gerade ziemlich egal. Sie wollte zwar von den Vereinen aufgenommen werden und wusste, dass sie das mit ihrer Erkrankung hinbekommen würde, aber sie wollte das ganze auch nicht verharmlosen. Sie wusste, welche Gefahren das mit sich brachte. Und das musste sie ihm auch verdeutlichen. Der dünne Pullover landet auf dem Rasen und sie zog zügig ihren Zauberstab aus der Jogginghose. Mit einem kleinen Schwenker hatte sie einen Verhüllungszauber entfernt, den sie am Tag mindestens zweimal erneuern musste. „Das ist das Ergebnis einer meiner heftigsten Flashbacks, aus dem ich nicht mehr alleine herauskam.“ „Merlin,...“, er stand ebenso auf, „Was hast du gemacht?“, hauchte er geschockt. Er konnte den Blick nicht mehr von ihren Armen nehmen, auf denen sich kleine, mittlerweile feine, kaum mehr sichtbare Striemen zeigten. Mal mehr, mal weniger tief. Auch wenn sie immer beteuerte, sie wäre keine Gefahr. Für andere nicht. Für sich selber schon. „Als... das Ministerium fiel, da kamen sie in der Nacht. Sie waren wegen mir gekommen, weil ich mit Harry befreundet war. Wollten wissen, wo er sich aufhält. Mum war nicht da. Sie wollten mich mitnehmen, aber Dad ging dazwischen.“, sagte sie wie in Trance, aber versuchte den Faden nicht zu verlieren, „Sie haben ihn geschockt und mich stundenlang in meinem eigenen Haus gefoltert.“ Wenn sie jetzt so darüber sprach, war es seltsam. Bisher hatte sie nie jemanden ihrer Erinnerungen preisgegeben. Bis auf ihren Heiler eben, mit dem sie jede noch so kleine mögliches Erlebnis durchging. Aber jetzt gerade war es, als würde irgendwo Wasser rauschen, was sie ungemein beruhigte. Also erzählte sie weiter. „Die Haustürklingel war der Trigger. Ich... weiß nicht, wie die Verletzungen zustande kamen. Ich kann es mir nicht erklären. Ich hab einen Blackout, was das angeht. Es ist, als würde sich mein Hirn einfach abschalten und mich das Erlebte aufs neue durchkauen lassen. Wie ein Traum und dann wieder doch nicht, weil es sich so real anfühlt.“, erklärte sie es in ihren Worten, „Ich bin erst wieder im Krankenhaus zu mir gekommen. Nach... Mums Aussage, war ich drei Stunden nicht ansprechbar und sie hat sich nicht anders zu helfen gewusst, als sie mich fand, und mich auf ihre Station brachte.“ Während sie erzählte, sah sie, wie er mit nur wenigen Schritten auf sie zu kam. Er hob ohne Worte ihr Sweatshirt vom Boden auf. „Ich kämpfe jeden beschissenen Tag, dass das nicht nochmal passiert.“, sagte sie zum Abschluss und nahm das Kleidungsstück entgegen, als er es ihr hinhielt. Ohne Worte zog sie sich wieder an, während er nur stumm vor ihr stand. Womöglich ratterte es gerade in seinem Kopf, oder er wusste immer noch nicht, wie schwer das alles für sie war. Es war ihr aber auch egal. Sie wollte nur noch das er ging, aber er machte keine Anstalten zu gehen. Daher ging sie einfach an ihm vorbei, schnappte sich nebenbei ihre Akte aus seinen Händen und verschwand im Haus. Nur wenige Minuten später hörte sie das gewohnte Geräusch des Disapparierens. • • • In ihren Gedanken schob sie ihr Glas immer hin und her, während sie im Augenwinkel sehen konnte, wie die Tanzfläche mittlerweile sich mit mehr Paaren füllte. Hermione war darunter und schien sich köstlich zu amüsieren. Was auf der einen Seite schön anzusehen war, auf der anderen, fühlte sie sich auch verdammt einsam. Ihre hellbraune Augen wanderten weiter durch die Große Halle. Alle schienen im allgemeinen Spaß zu haben. Eventuell auch froh, die Schule endlich hinter sich gebracht zu haben. Nun ja. In einer Woche dann wirklich endgültig. Und auch für sie würde sich vieles ändern, wovor sie dennoch ein bisschen Angst hatte. Ihre Therapie lief immerhin besser denn je. Was zum größten Teil damit zusammenhing, dass ihr Freund sie bei allem unterstützte. Er war ihr Halt. Der Fels in der Brandung, sozusagen und der Erste, der ihr Grundvertrauen wieder zum Leben erwacht hatte. Er hatte eine Art an sich, die sie glauben schenkte, normal zu sein. Auch wenn sie gut dabei war, wusste sie, dass das noch kein Ende war. Immerhin war jedoch ganz klein ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Sie sah erneut auf die große Uhr hinter den Lehrertischen. Viertel vor neun. Wieder seufzte sie, streckte ihre Beine unter dem Tisch aus, bevor sie von ihrem Stuhl aufstand. Sie würde sich mal eben die Füße vertreten. Gesagt, getan. Ihre Beine fühlten sich schwer an und sie brauchte viel Überwindung, überhaupt vorwärts zu kommen. Nachdem sie einigen Schülergruppen aus dem Weg gehen musste, die provokant einfach im Weg standen und auch nicht beiseite gingen, hatte sie die Tür endlich erreicht. Sie stieß sie vorsichtig auf, schlüpfte hindurch und die große Tür schloss sich mit einem dumpfen Geräusch hinter ihr wieder. Die Stimmen und die Musik aus der Großen Halle verstummten augenblicklich. Sie atmete die frische Luft ein. Das Haupttor war komplett hochgezogen worden und die angenehme Nacht wehte sanft durch ihre offene Haare. Sie ging weitere Schritte, durch das Haupttor. Ging einige steinige Treppen hinunter, bis sie ans Geländer kam und ihre Arme darauf ablegte. Kalt fühlte sich die Eisenstangen auf ihrer Haut an, aber auch entspannend. Die Tage wurden immer wärmer, so war die Abkühlung eine Wohltat. Müde sah sie über den Schwarzen See, bis sie die kleinen Lichter von dem Zaubererdorf Hogsmead ausmachte. Wahrscheinlich war der heutige Abend, der wohl finanziell Schwächste im Jahr. Aber sie würden es überleben und sich wohl eher darauf freuen, im nächsten Jahr junge Schüler wieder in Euphorie verfallen zu lassen. Sie lächelte. Sie erinnerte sich noch genau an ihr ersten Besuch in diesem Dörfchen. Es war so spannend, auch wenn sie als Kind mehr mit der magischen Welt verband, als andere ihrer Freunde, die es teilweise als selbstverständlich empfanden. Obwohl sie bis zu Erhalt des Hogwartsbriefes, gar eine Muggelschule besuchte. Sie war wie fasziniert und es war eine Versuchung, nicht jedes Regal leer zu räumen. Gerade bei Zonko war es schwer, an den vielen extravaganten Scherzartikel vorbeizugehen. Mittlerweile existierte dieser Laden nicht mehr, dafür aber Weasleys zauberhafte Zauberscherze. Wieder lächelte sie, wenn auch mit einem traurigen Ausdruck. So glücklich die Erinnerung angefangen hatte, desto ausdrucksloser wurden sie. Der Name eines Freundes tauchte in ihren Gedanken auf. Fred. Der nicht mehr unter ihnen weilte. Nur in den seltensten Momente ließ sie ihre Gedanken um all ihre verstorbenen Freunde zu. Dabei war es so wichtig, sie stets im Herzen zu tragen, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Der lebensfrohe Fred Weasley, der nie ohne seinen Bruder George irgendwo hinging. Die beiden gab es damals nur im Doppelpack. Heute nicht mehr. Sie vermisste ihn. Er war all die Jahre nicht nur einer derjenige, der immer für einen Streich zu haben war, sondern auch ein Teamkollege und Freund gewesen. Wie oft hatte sie mit den Zwillingen im Gemeinschaftsraum gesessen und über die Trainingspläne ihres Kapitäns gelästert. Und selbst Pläne geschmiedet, wie sie diese umgehen konnten, ohne dafür von Oliver Wood persönlich zu kassieren. Sie seufzte und schloss ihre müden Augen, in der sich kleine Tränen gebildet hatten. Die Bilder, die hinter ihren Augen sich abspielten wurden düsterer. Die Erinnerung, wie die Gefallenen der großen Schlacht um Hogwarts, in der Großen Halle aufgebahrt wurden. Die Erinnerung wurde mit der Zeit erträglicher, aber der Schmerz blieb. Mal mehr, mal weniger. Aber das Leben ging weiter und Fred hätte nicht gewollt, dass man ewig um ihn trauerte. Deswegen zwang sie sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Mit einem Mal spürte sie plötzlich ein Jackett um ihre Schultern. Sie erschrak dabei minimal, wollte sich herumdrehen, doch die Person stellte sich an ihre Seite des Geländers und legte, wie sie zuvor, seine Arme darüber. Als sie ihr Gesicht zu der Person wandte, begann ihr zwanghaftes Lächeln, sich in ein ehrliches zu verändern. „Tut mir Leid, für die Verspätung.“, hörte sie die tiefe Stimme, die ihr jedes Mal eine Gänsehaut bescherte, „Was hab ich verpasst?“ ¤ ¤ ¤ Katie wusste ehrlich nicht, was sie getan hatte. Warum man sie nicht in Ruhe ließ. Hatte sich jemand einen Spaß draus gemacht und sie erneut verflucht? So dass der Kapitän der Falmouth Falcons direkt am nächsten Tag wieder vor ihrer Tür stand? Diese Ferien waren einfach verhext. Diesmal wollte sie ihm direkt die Tür vor der Nase zuknallen, doch hatte keine Chance gehabt. Er war einfach an ihr vorbei gestürmt und hatte Dinge von sich gegeben, die sie nicht verstand. Er sprach davon, dass er sie ins Team holen würde, egal was es ihn kostete. Dass er einen Plan hatte und das er notgedrungen auch irgendeinen anderen aus dem Team mobben würde. Eindeutig war er nun der Verrückte von ihnen beiden. Die Dunkelblonde wollte ihn rausschmeißen, doch er war körperlich gesehen, viel zu stark für sie. Er konnte ziemlich leicht ihre Versuche abwehren. Also gab sie zumindest in dem Punkt auf. Aber die Frage „Warum?“ setzte sie dennoch durch. Was hatte ihn geritten, erneut hier aufzutauchen und ihre Gedanken nicht ruhen zu lassen? Warum war ihm das so wichtig? Seine Antwort war einfacher, als sie dachte zu glauben. „Du liebst Quidditch, wie ich und verdammt, du hast Talent. Das habe ich schon bei unserer ersten Begegnung bemerkt. Vorher war das Gryffindor Team nie eine Bedrohung, aber du hast den frischen Wind reingebracht und auch euer Teamgeist war anders, als die Jahre zuvor.“ „Das aus deinem Mund zu hören, ist schon befremdlich.“ „Hör doch mal auf, mit diesem ständigen Gryffindor - Slytherin Beef. Wir sind nicht mehr in Hogwarts-“, sagte er, stoppte kurz und dachte wohl über seine letzten Worte nach, „Ich zumindest nicht mehr. Was ich sagen will,... wenn du etwas willst, dann musst du es dir holen. Im Leben kriegt man nichts geschenkt.“ „Das erklärt immer noch nicht, warum du dich da so reinhängst. Es kann dir doch egal sein.“, sagte sie und verschränkte ihre Arme ineinander. „Weil... weil ich das Gefühl kenne, gegen eine Wand zu fahren.“, sagte er leise, nahm aber nicht einmal den Blick von ihr. Sie wusste nicht, auf was er anspielte. Dafür kannte sie ihn zu wenig. Aber er schaffte es, dass sie darüber tatsächlich nachdachte. Was war in seinem Leben passiert, dass er sie verstand? Sie konnte die Frage nicht aufhalten, die auf ihren Lippen brannte. „Was war der Grund?“ Jetzt schien er sich in Schweigen zu hüllen. Ihre Arme lösten sich und sie ging eins, zwei Schritte auf ihn zu, bis sie vor ihm stehen blieb. Seine blaugrünen Augen trafen auf ihre hellbraunen. Dieser einzige Moment löste in ihr eine Verbindung aus. Es war nur ein Gefühl, aber sie spürte die Energie zwischen ihnen. Nur leise hörte sie seine tiefe, rauchige Stimme. „Nachdem Krieg wollten meine Eltern immer noch am alten Standard festhalten. Sie haben sich Untergrundorganisationen angeschlossen, von denen ich erst durch Zufall erfahren habe. Ich hab versucht mit ihnen zu reden, sie umzustimmen, aber sie lachten mich nur aus und sagten im gleichen Atemzug, dass ich doch schon mal den arrangierten Ehevertrag unterschreiben sollte. Es wäre ja meine Pflicht, als letzter Erbe der Flints.“, erzählte er schonungslos, „Ich hab mich geweigert und das Ende vom Ganzen war, dass sie mich enterbt haben, was mir ehrlich gesagt egal war. Ich wollte dieses Leben nicht, was sie mir aufbürden wollten. Schon von Prinzip her nicht. Nicht nach allem, was uns dieser Krieg gebracht hat.“ Sie spürte im nächsten Atemzug eine Berührung an ihrem Handgelenk und erst dachte sie, sie würde zu zittern beginnen aus Angst und Panik. Aber es erwärmte sie eher, als dass es abschreckte. „Mir ist dein Schicksal nicht egal, Katie.“, flüsterte er leise und sie selbst zuckte kurz zusammen, als er ihren Vornamen zum ersten Mal aussprach, „Wir tragen alle unsere Laster aus dem Krieg. Die anderen mehr, die anderen weniger. Aber nur wir selbst können uns daraus kämpfen. Den Kampf für dich selber hast du schon begonnen und ich sehe, wie ernst und wichtig dir die Sache ist. Andererseits kann ich es nicht verstehen, wieso dein Mut, sich selbst zu stellen, nicht einmal gewürdigt wird und man dich versucht deswegen auch noch klein zuhalten. Das ist nicht fair.“ Er klang so ehrlich und zeitgleich war es zerschmetternd, da er den Nagel auf den Kopf traf. Das erste Mal seit sie in dieses Loch gefallen war und drohte sie zu ersticken, war da jemand, der sie verstand und ihr die Hand reichte. Ohne Vorurteile. „Also...“, seine Hand lag immer noch um ihre und sein Daumen strich sanft über ihr Handgelenk, „Bist du bei meinem verrückten Plan dabei?“ ¤ ¤ ¤ Es war nicht zu beschreiben, wie viel er auf sich nahm, damit sie eine dritte Chance bekam. Die aller, Allerletzte. Der Schwarzhaarige hatte keine Mühen und vor allem auch keine Kosten gescheut. Er hatte Katie einen unabhängigen Heiler besorgt, den sie sich niemals hätte leisten können. Dieser Heiler hatte sie auf Herz, Nieren und Psyche durchgecheckt und ein Gutachten erstellt. Der belegte, dass sie durchaus in der Lage war, die Anforderungen der Falmouth Falcons zu leisten. Mit diesem Pergament ging er zum Vereinspräsidenten, während sie zuerst draußen vor dem Büro wartete. Sie hörte nur Gesprächsfetzen, die sie nicht immer nachverfolgen konnte, aber eindeutig hörte sie einmal seine feste, überzeugende Stimme. „Ich bürge für sie, Sir.“ Sie hatte den Drang, die Tür aufzureißen und ihn aufzuhalten. Davon war nie die Rede und sie wollte das auch nicht! Angenommen, sie würde wirklich irgendwann mal ausrasten, dann würde der Schwarzhaarige die volle Konsequenz tragen müssen. Es war schon schlimm genug, dass sie ihr Leben auf Scherben aufbaute, aber nie wollte sie einen anderen mit in den Abgrund stoßen. Erst recht nicht, wenn dieser jemand, alles für ihren Traum tat und eigentlich nichts dafür konnte. Doch gerade als sie schon die Hand auf den Türknauf gelegt hatte, hörte sie den Präsidenten sprechen. „Nun gut. Ein Kompromiss, Mr. Flint.“, Katie presste ihr rechtes Ohr auf die Holztür, „Laut dem Gutachter heißt es, dass die Wahrscheinlichkeit von Miss Bells Erkrankung geringer wäre, wenn sie körperlich und vor allem seelisch gefordert werden würde.“ „Ja, so etwas hatte Heiler White angedeutet.“ „Sie kennen den Leistungstest für den älteren Jahrgang?“ „Den... ehm... ja?“, stockte er hin und wieder. „Gut. Den wird sie machen. Ich brauch eine Absicherung, das verstehen Sie sicher.“ „Natürlich. Also... heißt das?“ „Wenn sie diesen Test besteht, bekommt sie den Vertrag.“ Leistungstest. Sie hatte die Stirn gekräuselt, als er ihr erklärte, was es mit diesem Test auf sich hatte. Ursprünglich machten Spieler des älteren Semesters diesen hin und wieder, um dem Verein zu zeigen, dass sie noch fit und leistungsfähig waren. Um eben nicht vorzeitig ausgetauscht zu werden. Etwas was sie nicht gewusst hatte, dass es so etwas überhaupt gab. Es war eigentlich recht simpel. Dachte sie. Dass sie die restlichen Ferien hauptsächlich mit ihm zusammen war, weil er sie darauf vorbereiten wollte, war zuerst merkwürdig, aber es legte sich ziemlich schnell. Ihr Tag wurde streng von ihm bestimmt. Sie konnte also gar nicht so viel darüber nachdenken. Das fing an mit fünf Uhr morgens aufstehen, während über den Tag verschiedene Trainingsmaßnahmen durchgekaut wurden. Joggen, Bodentraining, Hürden-Lauf, Schwimmen und zuletzt Flugtraining, in Kombination mit verschiedenen Wurftechniken. Es gab nur zwei große Pausen dazwischen. Frühstück um acht und Mittagessen gegen vierzehn Uhr. Alles andere waren nur Verschnaufpausen von fünf bis zehn Minuten. Den Abend verbrachten sie oft mit ihrem Vater, der einen ziemlichen Narren an ihren nun... persönlichen Trainer, gefressen hatte. Sie bemerkte auch, dass es andersherum wohl genauso war. Dafür verstanden sie sich einfach viel zu gut. Und ihre Sinne täuschten sich nicht, wie sie bald feststellen sollte. Nebenbei durfte Katie bis zum Test, das gesamte Trainingsgelände der Falcons nutzen, was einiges erleichterte. Eines Abends waren sie daher in der Schwimmhalle. Eine Trainingseinheit, die sie so gut es ging hinauszog. Sie hatte immer wieder etwas anderes vorgeschoben, bis der Schwarzhaarige ihre Ausflüchte nicht mehr durchgehen ließ. Was auch einen Grund hatte, den sie ihm nur mit Mühe zu erklären versuchte. „Das Wasser ist ein Trigger.“, hatte sie nach einer Zeit endlich zugegeben. „Inwiefern?“, fragte er, während sie beide auf der Kante des Schwimmbeckens saßen und ihre Füße im Wasser baumelten. „Sobald mein Kopf unter Wasser ist.“ „Willst du drüber reden?“, fragte er zugleich weiter, legte seine Arme nach hinten und stützte seine Hände ebenso hinter sich ab. Zuerst wollte sie den Kopf schütteln. Eine normale Reaktion auf alles, was ihr zu nahe ging. Zu schwer viel. Aber in den letzten Tagen hatte sie sich ihm auch mehr geöffnet, als bisher jemand anderen Außenstehenden. Also sprang sie an dieser Stelle auch über ihren Schatten. „1997, in dem Jahr als Snape Schulleiter war, bin ich mit den Carrows aneinander geraten.“, sagte sie und knetete ihre Hände ineinander, „Sie haben Lee in den Brunnen im Innenhof getränkt, als Bestrafung dafür, dass er sich geweigert hatte, deren Schuhe zu putzen.“ Sie sah, wie er sich wieder aufrichtete und seinen Mund öffnete, aber zugleich wieder schloss. Diese Absurdität hinter ihren Worten war grausam und doch waren solche Dinge tagtäglich geschehen. „Sie haben uns zusehen lassen.“, fügte sie leise mit an, „Ich konnte nicht still stehen und... ich wollte ihm helfen.“ Katie machte eine lange Pause. Versuchte die aufkommende Panik herunterzuschlucken. Nicht zu sehr abzutauchen in diese Erinnerung. Sie hatte dieses Erlebnis schon so oft im Kopf gehabt und es in ihren Therapiesitzungen öfter durchgegangen, als ihr lieb gewesen wäre. „Dann haben sie dasselbe mit mir gemacht.“, presste sie es mit ihrem letzten Atem heraus. Das Gefühl von Schwäche überfiel sie. Nichts ausrichten zu können. In diese Geschichten verwickelt zu werden, von denen sie nicht einmal die leiseste Ahnung hatte, war fernab von jeder Vorstellung. Manchmal fragte sie sich, wie Lee das so leicht wegstecken konnte. Ob er es vielleicht auch einfach überspielte und nur so tat, als ob er darunter einen Strich gezogen hatte? Sie hatte ihn nie danach gefragt. Vielleicht sollte sie das. „Mir tut das alles so leid. Dass du das...“, er stoppte kurz, „... mitmachen musstest. Dagegen sind meine Eskapaden fast lächerlich.“ „Wie du sagtest, jeder hat seine Laster zu tragen. Ich glaube, das... wäre für mich das Worst Case, wenn meine Familie sich von mir abwenden würde.“, sagte sie ehrlich ihre Meinung und sah zu ihm, „Hast... du noch Kontakt zu ihnen?“ „Zu meinen Eltern?“, fragte er überrascht und antwortete zugleich, „Nein. Ich habe jede Verbindungen komplett abgebrochen. Von heute auf morgen.“ „Wie geht man damit um?“ „Ablenkung.“, zuckte er mit den Schultern, „Adrian war immer da. Der einzige, der mir von früher noch geblieben ist. Die meisten sehen mich nicht einmal mehr mit dem Arsch an.“, sagte er mit einer Gleichgültigkeit in seiner Stimme, dass ihr es wehtat, „Ist mir aber auch egal. Es war eine Entscheidung, die ich nur für mich getroffen habe und ich habe es auch nie bereut.“, sagte er und sah zu ihr, „Überall dort, wo ich jetzt stehe, habe ich mir selbst erkämpft. Das war auch nicht einfach, nach dem Fauxpas, die sich meine Familie geleistet hatte. Es war vor einem Jahr nicht einmal sicher, ob sie meinen Vertrag verlängern. Keiner wollte mehr in Verbindungen mit schwarz-magischen Aktivitäten gebracht werden, was auch völlig Richtig ist. Aber leider betrifft es auch die, die versuchen sich aus dem Spinnennetz zu befreien.“ Katie verstand seine Ansichten. Sie konnte sich sogar ziemlich gut vorstellen, wie er sich in der Zeit gefühlt hatte. Im Grunde hatte sich nichts seit dem Krieg geändert. Es gab immer noch Ausgrenzungen und Missachtung. Nur eben jetzt gegen den Uhrzeigersinn. Was auch falsch war. Wieso konnten sie nicht alle gemeinsam, friedlich nebeneinander leben? „Ich mag dein Vater im übrigen.“, sagte er plötzlich und sie sah wieder zu ihm auf, „Er ist so offen gegenüber alles was mit Magie zu tun hat. Das ist selten.“ „Wie meinst du das,... selten?“ „Dass es nicht selbstverständlich ist. Kennst du noch Bole? Andy Bole?“ „War er nicht Treiber in Slytherin?“ „Genau der.“, lächelte der Schwarzhaarige, „Er ist auch ein Halbblut und wie bei dir, ist auch sein Vater ein Muggel.“, klärte er sie auf, „Aber anders als deiner, war er immer reserviert gegenüber uns.“, sagte er, „Einmal in den Sommerferien hat sich das Slytherin Team getroffen, mal bei dem, mal bei wem anderen. Als Andy dran war, kam er ständig mit Ausreden, dass es bei ihm nicht ginge.“, kam es weiter und sein Blick wanderte zu seinen Knien, „Irgendwann konnte er sich nicht mehr herausreden und als wir nach und nach eingetrudelt sind, habe ich auch verstanden, wieso.“ „Was ist passiert?“ „Sein Vater war... schwierig.“, sagte er langsam, „Er ist uns ständig aus dem Weg gegangen. Einmal musste ich mal auf Toilette und hab mich in dem Haus ein bisschen verlaufen. Ich hab Andys Vater wohl in seinem Hobbyraum überrascht. Überall waren diese Miniatur Flieger... ehm... mir fällt der Muggel Begriff gerade nicht ein-“ „Modell Flugzeuge?“ „Das könnte hinkommen.“, nickte er, „Jedenfalls, als ich anklopfte ist er tierisch zusammengefahren und an dem Modell an dem er gerade dran saß, brach etwas ab. Er fluchte und sah mich dann ziemlich... wütend an. Dumm wie ich in der Situation war, hab ich meinen Zauberstab aus der Tasche gezogen und wollte es reparieren, aber da ist er regelrecht zusammengesunken und auf Abstand gegangen.“, erzählte er und sah sie wieder an, „Erst nach einer Minute, in dem keiner von uns beiden etwas tat, kam er an die Tür und hat sie zugeschlagen.“ Die Dunkelblonde sah verwirrt in seine blaugrünen Augen. „Im Nachhinein hat mir Andy im Vieraugengespräch erzählt, dass sein Vater Angst vor der Magie hat und ich begriff, dass er in dem Moment wohl auch Angst vor mir hatte. Deswegen mied er uns auch im allgemeinen.“ „Aber... wie passt das denn zusammen? Ich meine, er war ja im Klaren darüber, dass er mit einer Hexe zusammen war, das schließt das andere ja dann auch nicht aus, dass Freunde seines Sohnes magisch sind. Damit muss man sich doch arrangieren.“ „Das haben sie auch.“, sagte er schnell, „Andy meinte, dass im Haus nicht gezaubert werden dürfte. Selbst seine Mutter hält sich an diese Regelung, zumindest gehe ich davon aus, dass sie es nicht bewusst in seiner Nähe tut. Daher...“, murmelte er, „... war es eine erfrischende Erfahrung, auch das Gegenteil zu sehen.“, und lächelte leicht. Katie sah von ihm ab und dachte an ihren Vater. Ihr war noch nie in den Sinn gekommen, dass das bei anderen halb-halb Familien anders laufen würde, wie bei ihr. Ihr Vater war noch nie ängstlich gegenüber der magischen Welt gewesen. Eher... wissbegierig. Der Vergleich zum Vater der Weasleys kam ihr auf. Dieser hatte ja auch ein unglaubliches Interesse an Muggelsachen. Fast schon fanatisch. Da war ihr Vater gar nicht so ungleich. Es nervte sie manchmal, dass er sie deswegen immer mal wieder ausfragte und oftmals war sie dann lieber zu Leanne abgehauen, um ihm aus dem Weg zu gehen. Zumindest am Anfang ihrer Schulzeit. Wobei man hier auch anmerken müsste, dass Leanne Muggelgeborene war, jedoch ihre Eltern zwar leichtes Interesse zeigten, aber deutlich weniger als ihr Vater. Es war bei ihrer besten Freundin einfach entspannter. „Gut. Packen wir es an.“, hörte sie ihn sagen und sah kurze Zeit später, wie er ins Wasser rutschte. Es platschte und kleine Wellen schlugen gegen ihre Beine. Sie sah zu ihm auf, als er sich vor sie stellte. Und sie ahnte schreckliches, was sie zugleich auch herausstieß. „Das geht nicht.“ „Katie...“ „Nein. Ich weiß, was dabei rauskommt. Ich hab das schon oft genug probiert. Es endet immer gleich.“ „Das wird aber ein Teil des Tests werden. Sie wollen dein Lungenvolumen damit testen.“ „Ich kann auch so die Luft anhalten.“ Er stöhnte leise und griff dann einfach nach ihren Händen. Sie schrie kurz auf, als er sie ins Wasser zog. Wenn jemand anderes das mit ihr gemacht hätte, hätte sie sich mit allen Mitteln gewehrt. Wäre vielleicht auch etwas rabiater geworden. Doch hier war das einzige was sie tat, ihre Hände blitzschnell aus seinen zu ziehen und wieder zum Rand zurück zu hasten. Zu mehr war sie nicht in der Lage. „Komm schon. Wir fangen auch erst mit Atemtechniken an.“ Ihr Kopf schüttelte sie instinktiv sofort von rechts nach links und wiederholte die Abfolge ein paar Mal hintereinander. Früher war sie gerne Schwimmen gegangen. Auch das Tauchen im Schwarzen See hatte sie gerne hin und wieder gemacht. Auch wenn Fred und George ihr immer wieder Horrorgeschichten über die Seemenschen erzählt hatten. Aber seit diesem schrecklichen Tag, hatte sie das immer gemieden. Ihre Finger gruben sich regelrecht in die Kante des Schwimmbeckens, als er abermals auf sie zukam. „Wie... sieht das aus?“, fragte sie kleinlaut. „Nur tiefes ein- und ausatmen. Dein Kopf kommt dabei nicht unter Wasser, okay?“ Wieder hob er seine rechte Hand und einige Lidschläge brauchte sie, bis sie ihm zögerlich ihre linke Hand reichte. Diesmal war er vorsichtiger und sie ließ sich sogar darauf ein, ihm ein bisschen in die Mitte des Beckens zu folgen. Wenigstens konnte sie hier stehen. Aber weiter rein würde sie nicht gehen. „Einfach nur atmen. Tief ein-“, wies er an und führte es vor, in dem er tief Luft holte, „-kurz anhalten und wieder aus.“, stieß er heraus, „Und soweit, bis es nicht mehr geht.“ Sie versuchte sich zu beruhigen und sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren und schloss hierbei auch ihre Augen. Sie machte ihm nach, während sie ihre Hand in der seiner ließ. „Ein bisschen mehr.“, hörte sie seine Stimme und spürte kurze Zeit später seine andere Hand oberhalb ihrer Brust, „Hier muss es sich zusammenziehen, sonst bringt das nichts.“ So harmlos es klang, machte der Umstand in der sie sich gerade mit ihm befand, plötzlich nervös. Ihr war das in den letzten Tagen noch nicht aufgefallen. Der ehemalige Slytherin hatte immer einen bestimmten Abstand zu ihr gehalten, aber jetzt... war er ihr so nah. Schon als sie sich in der Halle getroffen hatten, musste sie sich zwingen, nicht allzu auffällig auf sein Aussehen zu reagieren. Manchmal hatte sie sich auch selbst dabei erwischt, wie sie ihn beobachtete. Ziemlich intensiv sogar. Hoffentlich war ihm das nicht aufgefallen. Zu wissen, dass er nur in einer Schwimmhose bekleidet vor ihr stand, war für sie schlicht und einfach super unangenehm. Früher zu seiner Schulzeit hatte sie nie auch nur einen Gedanken an einen wie Marcus Flint verschwendet. Dass sich das so schnell drehen würde, nur weil sie sich nun täglich mit ihm abgab, konnte sie nicht begreifen. Auch wenn er verdammt gut aussah, wie sie leider zugeben musste. Durchtrainiert, als Quidditchspieler normal, aber es hatte den gewünschten Effekt auf sie. Katie war zwar nicht unerfahren, aber die Gedanken an Jungs war ihr im Krieg einfach vergangen. Nicht zuletzt, in dem Jahr, als Dumbledore ermordet wurde. Da hatte sie sich auf Eddie Carmichael, einem Ravenclaw in ihrem Jahrgang, eingelassen. Sie war bei solchen Sachen eigentlich immer recht vorsichtig, weil sie nicht das Typ Mädchen war, welches sich sofort auf etwas Körperliches einließ. Eddie hatte das ausgenutzt. Er hatte ihr über Monate regelrecht den Hof gemacht, den Gentleman heraushängen gelassen, bis er hatte was er wollte und sie dann fallen ließ. Das war ihr eine Lektion gewesen, in der sie sich nie wiederfinden wollte. Kurz kam in ihr der Gedanke auf, ob sie auch einen Effekt auf ihn hatte. Sie war jetzt keine junge Frau, die viel auf ihr Aussehen gab. Da war sie eher pragmatisch veranlagt. Selbst jetzt. Sie trug ungern Bikinis, zu knapp bemessen, oder Badeanzüge. Dabei hatte sie einfach nie ein gutes Gefühl. Also lief es bei ihr auf ein Tankini heraus. Ein Oberteil, das sich wie ein Tanktop verhielt und dazu eine kurze Hose, die eher einer Hotpants gleich käme. Immer noch körperbetont, aber zumindest noch genügend Stoff. Immerhin konnte sie sicher sein, dass da zumindest etwas war, so dass es ihm einen Anreiz gab, sich ihrer anzunehmen. Aber der Schwarzhaarige machte ihr weder Annoncen, noch irgendwelche andere Andeutungen. Vermutlich war es einfach nur Empathie für ihre Situation. Er wollte ihr nur helfen, ins Team zu kommen. Beruflich gesehen. Ihr eine Starthilfe geben. Da war nichts anderes und trotzdem konnte sie es nicht verhindern, dass sie die Nähe zu ihm, trotz des leichten Unwohlseins, gefiel. „Du bist nicht bei der Sache.“, hörte sie dann und öffnete ihre Augen in diesem Moment. „'tschuldigung.“, murmelte sie leise und versuchte ihn nicht anzusehen. Wobei sie hierbei ihre hellbraune Augen auf das Wasser zwischen ihnen lenkte. Was auch nicht besser war, denn so sah sie halb verschwommen seine Beine, die- Hastig schloss Katie wieder ihre Augen und hoffte dass man keine Gesichtsfärbung erkennen konnte. Ihr Herz raste auf einmal. Auch wieder etwas Neues, dass es aus Nervosität zu ihm geschah und nicht, weil sie die Kontrolle über ihre Psyche verlor. „Was ist los?“, fragte er plötzlich und nahm endlich diese blöde Hand von ihr, die sie so durcheinander brachte. „Nichts.“, presste sie heraus und spürte, trotz der geschlossenen Augen, seinen Blick regelrecht auf ihrem Gesicht. „Dein Herz schlägt ziemlich schnell. Du hast doch keine Panik-“ „Es ist nichts. Wirklich.“, warf sie schnell dazwischen und bevor er noch was sagen konnte, „Lass uns das ausprobieren mit dem Tauchen.“ Gerade war ihr einfach lieber, nicht daran zu denken, dass sie Marcus attraktiv fand und wollte auch nicht dass er es bemerkte. Da war ihr Problem mit dem Tauchen wirklich das kleinste Problem. „Woher dein Sinneswandel?“, fragte er dann sichtlich verwirrt. „Willst du jetzt quatschen, oder ziehen wir es durch?“, fragte sie stattdessen. „Wie du meinst.“, murmelte er. Er ließ sie plötzlich komplett los und Katie fühlte sich nun mehr als unwohl, als sie ohne Halt im Wasser stand. Der Schwarzhaarige hatte seine blaugrünen Augen auf sie gerichtet, während sie überlegte, wie sie das ganze angehen sollte. Leider hatte sie keine Überwindung gefunden. Er schien ihre Starre zu bemerken und kam ihr wieder entgegen, bevor er mit beiden Händen nach ihren Unterarmen griff. „Halt dich an mir fest, wir machen es zusammen.“ Es war merkwürdig, aber in all der Zeit, in der sie anderen kein Vertrauen mehr schenken konnte, schaffte er es ihr Grundvertrauen wieder zu entfachen. Wie konnte er ihr das Gefühl von Sicherheit geben? Nur weil er in etwa das selbe durchgemacht hatte, wie sie? Weil er sie verstand? Weil sie eine Verbindung hatten? Ob er es auch fühlte? Sie konnte nicht klar denken und die eigentliche Aufgabe, weswegen sie hier in der Schwimmhalle waren, entglitt ihren Gedanken. Sie sah auf seine Hände, die immer noch ihre Unterarme festhielt. Nicht zu stark, aber sicher und als sie ihre Hände um seine Arme legten, blieb sie nicht an Ort und Stelle. Mit einem Ruck hatte sie sich zu ihm gezogen und ohne lange darüber nachzudenken, ihre Lippen auf seine gelegt. Er schien leicht verwirrt über ihre Handlung aber in der selben Sekunde fing er sich und sie spürte wie er sich an sie presste. Wie der Kuss, den sie begonnen hatte, der Schwarzhaarige fortsetzte. Leidenschaftlich, als wären sie beide am Ertrinken. Nur nebenbei bemerkte Katie, wie er ihre Arme los ließ und diese um ihren Körper legte, während ihre Hände sich um seinen Nacken legten und sie den gewöhnlichen Sog um sich herum spürte des Seit-an-Seit Apparierens... • • • „Was hab ich verpasst?“ Sie lenkte ihr Blick auf den Schwarzen See zurück, doch ihr Lächeln blieb. „So ziemlich alles. McGonagalls Rede, die Eröffnungstänze und das Buffet wird sicherlich auch schon radikal leer sein...“ „Verdammt.“, kam es von ihm leise. Doch immer noch lächelte sie, als sie sich ein bisschen mehr an seine Seite lehnte. Sie war ihm nicht böse. Wie könnte sie auch? Sie wusste schließlich, auf was sie sich eingelassen hatte. Eine ganze Weile standen sie einfach nur am Geländer und ließen die Stille auf sich genießen. Sie vor allem. Ihn an ihrer Seite zu haben, vor allem auf Hogwarts Grundmauern. Wer hätte damals gedacht, dass sie jemals hier mit Marcus Flint stehen würde. Dem ehemaligen Slytherin Kapitän und sie als Gryffindors Jägerin. Zusammen und bald auch als Jägerpaar der Falmouth Falcons. Offenbar hatte er die selben Gedanken, denn seine raue Stimme unterbrach die Ruhe zwischen ihnen. „Ist seltsam, wieder hier zu sein.“, sagte er leise, „Vor allem, weil es immer noch aussieht, wie damals vor vier Jahren, als ich meinen Abschluss gemacht habe.“ „Es ist... nicht alles gleich geblieben.“, sagte sie sachte und bemerkte seinen fragenden Blick auf sich ruhen. Sie schaute nicht auf, hob jedoch ihren rechten Arm und deutete auf etwas in der Ferne. „Das ist neu.“ Er folgte ihrem Zeigefinger, der auf eine freie Fläche, zwischen Hagrids Hütte und dem Schloss zeigte. Von ihrer Position aus konnte man nur eine große Steintafel entdecken. „Was ist da?“ „Die Gedenktafel an... all diejenigen die im Krieg gefallen sind.“, sagte sie lächelnd und machte kurz eine Pause, bevor sie weitersprach, „Was man jetzt nicht sieht, ist das Blumenbeet drumherum. Hermione und ich haben es angelegt. Jede... Pflanze steht für eine Seele.“ Nachdem Katie aus den Osterferien nach Hogwarts zurückkehrte, hatte sie das Bedürfnis das Andenken ihrer Freunde zu schützen. Vielleicht lag es auch daran, weil sie sich daran erinnerte, was Marcus zu ihr gesagt hatte. Dass man für das, was man wollte, kämpfen sollte. Aber die, die im Krieg gestorben sind, konnten das nicht mehr und damit man sie für ihren Mut nicht vergaß, wollte sie für eben diese Seelen kämpfen. Sie hatte Hermione davon erzählt und die Schulsprecherin war sofort Feuer und Flamme dafür gewesen. Tagelang hatten sie an den Bauplänen gesessen. Eine Tafel, die alle Namen auflisteten, war sofort fix, aber sie wollten keine starre Betonplatte im Nichts stehen haben. So kam die Idee mit den Pflanzen. Ein Beet aus Blumen, die immer wieder von Neuem erblühen würden. Jede Pflanze wurde mit Sorgfalt ausgewählt. So stand zum Beispiel eine rote Mohnblume, die für eine lebenslustige Art stand, für Fred Weasley. Charity Burbage, ihre damalige Professorin hatte weiße Rosen, für ihre aufrichtige Hingabe für ihr Unterrichtsfach Muggelkunde bekommen. Colin Creevey, der für alles eine Faszination fand, hatten sie Nelken herausgesucht. Severus Snape, der erst am Ende sich zur weißen Seite bekannte, hatten sie Lilien als Andenken gepflanzt. Für all die guten Dinge, die er für Harry und dessen Mutter geopfert hatte. Selbst Vincent Crabbe bekam eine Blume zugeordnet. Es war Malfoys Wunsch. Auch wenn er sagte, dass sie nie wirklich Freunde waren, aber doch eine Person, die immer zu ihm aufgesehen hatte. Daher wuchs in diesem Feld auch Eisenkraut, die für Kollegial stand, um den bulligen Slytherin Schüler nicht zu vergessen. Eine Zinnie hingegen, die für Loyalität bekannt war, wuchs für Remus Lupin und eine Freesie, die für Kindlichkeit stand, für Nymphadora Tonks. Aber ebenso hatten sie zwischen den beiden Blumen noch eine Vergissmeinnicht gepflanzt die für die wahre Liebe stand. Denn nichts anderes hatten sie ausgestrahlt. Einmal hatte sie Harry an der Gedenktafel stehen gesehen und sie hatten sich kurz unterhalten. Nicht viel, aber ein Satz hatte sie darin bestätigt, dass das hier richtig war. „Irgendwann, wenn Teddy alt genug ist, es zu verstehen, wird er dir danken. Danken dafür, dass er ein Ort hat, an dem er seinen Eltern nah sein kann und dass sie nie vergessen werden.“ „Ist eine schöne Idee.“, riss der Schwarzhaarige sie aus ihren Gedanken, „Wie lange habt ihr daran gesessen?“ „Ist erst vor kurzem fertig geworden. Haben es auf Muggel Art gemacht.“, lächelte sie stolz auf Hermiones und ihr Werk. „Jetzt erklärt sich das auch, wieso deine Briefe ständig mit Erde verdreckt waren.“ Ihr Lächeln zog sich zu einer Grimasse und leicht stieß sie ihren Ellenbogen in seine Seite. „Autsch... was soll das denn?!“ „Du musst immer jeden schönen Moment zu Nichte mach-“, zischte sie, doch stoppte, als sie bemerkte, wie er schmerzlich seine Seite hielt, „W-was hast du?“, wechselte sie ihr Gemüt zu einem Besorgten. „Hm?“, kam es von ihm und sah zu ihr, „Ach, nichts.“, winkte er ab. Doch sie hörte ihm nicht wirklich zu und hob ihre linke Hand, um ihre Finger vorsichtig an sein Hemd zu legen. Unter Protest knöpfte sie die untere Seite auf und schob es beiseite. „Bei Morgana... woher hast du den lila Fleck denn her?!“, strich sie mit ihren Fingern sanft über eine Stelle seiner Haut, die einen heftigen Bluterguss zeigte. „Oh... das.“, sagte er fast schon harmlos, entwich ihren Berührungen und nahm ihre Hand in die seine, „Hab nur ein bisschen mit einem Torring gekuschelt.“ „Wie-“ „Mach dir nicht so viele Sorgen, Kleines. Ist halb so schlimm.“, schnitt er ihr das Wort ab und wandte seinen Körper zu ihr „Sag du mir lieber, wo dein Schlabberlook geblieben ist?“, fragte er grinsend unverschämt. „Sehr witzig.“, legte sie ein unbeeindrucktes Gesicht auf, „Gefällt's dir nicht?“ Sie hatte die Frage fast nur geflüstert und sah auf den Boden. Doch zugleich spürte sie einer seiner Hände auf ihrem Kinn und hob ihren Blick wieder. Gleich darauf spürte sie nur kurz ein Hauch eines Kusses auf ihren Lippen, bevor er sie wieder frei ließ. „Und wie es mir gefällt.“, murmelte er leise gegen ihre Lippen, bevor er sich wieder entfernte und zu einer normalen Lautstärke überging, „Ich hoffe nur, dass das nicht zur Gewohnheit wird, sonst muss ich im Verein bald noch mein Revier markieren.“ Katie rollte mit ihren Augen. So eine Aussage war mal wieder typisch für ihn. Seit sie zusammen waren, verfiel er manchmal wieder in sein altes Ego seiner Schulzeit zurück. Aber es machte ihr relativ wenig aus. Kleine Seitenhiebe eben, aber das konnte sie auch ganz gut. „Apropos Verein. Bevor ich es vergesse...“, erhob er wieder das Wort und holte aus seiner schwarzen Stoffhose ein Pergamentstück heraus, welches er ihr reichte. Sie nahm es an und fragte zugleich, was das genau sein sollte. „Die Daten für das Trainingscamp. Adrian und ich holen dich ab und wenn wir auch schon bei Adrian sind, er weiß es.“ „Was weiß er?“, fragte sie im selben Augenblick und verstaute den Zettel mit dem Abreisedatum ins Camp, in ihrer silbernen Handtasche. „Das mit uns.“ „Du hast es ihm gesagt?“ „Das... würde ich so nicht sagen.“, druckste er herum, „Er hat mich aufgehalten in der Kabine und mich dabei erwischt, wie ich mich umgezogen habe. Wollt mich nicht gehen lassen, bevor ich nicht sage, wohin ich abhaue, anstatt mit ihnen feiern zu gehen.“, erklärte er. „Na ja... ist besser, als wenn er es aus dem Tagespropheten erfährt, oder?“ „Ich glaub, er hat's geahnt.“, kam es nachdenklich von ihm „Er hat so fett gegrinst, dass ich dachte er krepiert daran. Egal...“, sagte er und seine linke Hand umklammerte die ihrer Rechten, „Bereit eine Party zu crashen? Ich hab bock.“, grinste er und begann sie bereits in die Richtung, der Großen Halle zu ziehen. Leider viel zu zügig, so dass sie kurz stolperte. Er hielt inne und sein Blick wanderte verwirrt zu ihren Schuhen. „Fuck, Katie. Das sehe ich ja jetzt erst. Willst du dir die Füße brechen?“ „Sportschuhe hätten ja auch nicht gepasst dazu, oder?“, kam es sarkastisch über ihre Lippen. Was hatte er sich denn vorgestellt? Offenbar, dass sie mit T-Shirt und Leggins auf ihrem eigenen Ball auftauchte, mit Sportschuhen. Er antwortete nicht darauf, doch sein breites Grinsen brachte sie auf eine ganz dumme Vorahnung. „Dir ist klar, dass du mit mir tanzen wirst.“, stellte er unbekümmert fest. „Einmal, vielleicht zweimal. Mehr kriege ich nicht hin mit den Schuhe. Die bringen mich vorher um.“ „Das hättest du dir früher überlegen sollen, als du mich zu deinem Abschluss eingeladen hast.“, grinste er immer noch, „Ich bin gut erzogen worden und da sind mehr als zehn Tänze drin.“, sagte er und zog sie erneut an seine Seite, „Und wenn wir damit fertig sind, suchen wir uns ein flauschiges Plätzchen.“, sagte er plötzlich etwas leiser und sie bemerkte seinen durchbohrenden Blick auf ihrem Gesicht. „Flauschiges Plätzchen?“ Er hielt kurz vor der Tür inne und wandte sich gänzlich zu ihr um. Ließ ihre Hand los, bevor er diese auf ihrer Hüfte ablegte und sie mit wenig Gewalt sie zu sich zog. Sein Kopf neigte sich zu ihr herunter, doch kurz vor ihren Lippen, stoppte er. „Weißt du eigentlich, dass dein Kleid förmlich danach schreit, dass der Besitzer flachgelegt werden will?“ „Ist das so?“, fragte sie selbst leise und sah ihm herausfordernd in seine blaugrüne Augen. „Wie damals beim Training für den Leistungstest. Ich hab versucht mich zurückzuhalten, aber du warst es, die den Schritt gewagt hatte und weder ich, noch du hast die Nacht schließlich bereut.“, grinste er anzüglich. Katies Gedanken wanderten zu dem Gesagten. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie Seit-an-Seit mit ihm appariert war und kaum einen Lidschlag später in seinen vier Wänden wieder aufgetaucht waren. Wie sie all ihre guten Vorsätze über Bord warf und sie den Schwarzhaarigen in ihr Herz ließ... ¤ ¤ ¤ Murrend drehte sie sich zur Seite und nur langsam öffnete sie ihre Augen, bevor sie diese sofort wieder zusammenkniff und ihre Arme sich über ihr Gesicht legte. Die Sonne knallte ihr volle Kanne rein und zeitgleich überlegte sie, seit wann ihr Bett am Fenster stand? Sie bewegte ihre Beine, die sich geschmeidig an die Seidenbettwäsche schmiegten. Sekunde. Seide? Seit wann-?! Verwirrt wandte sie sich zur anderen Seite und schlug hier ihre Augen auf. Erst war vieles noch verschwommen durch den Schlaf, doch nach und nach erkannte sie eine Einrichtung, die ihr so gar nichts sagte. Die Dunkelblonde setzte sich im Bett auf und sah sich genauer um. Ein weißer, moderner Kleiderschrank in XXL stand vor ihr an der Wand. Rechts und Links vom Bett in dem selben Stil, Nachttische. Erst jetzt viel ihr das überdimensionale Doppelbett auf. Und erst diese Bettwäsche. Dunkelgrüne Seide. Wo war sie?! Das war nicht ihr Zimmer im elterlichen Haus. Das war aber auch nicht bei Leanne. Erst jetzt bemerkte sie an sich selber, dass sie ein ihr fremdes Oberteil an hatte. Es war hellgrau und auf ihrer rechten Seite zierte das unverkennbare Wappen des Hauses Slytherin. Drachenmist? Mutig schaute sie mit halb zusammengekniffenen Augen unter die Bettdecke und erkannte, dass das Shirt ihr bis zu ihren Knien ging, aber sie keine Hose trug. Fast panisch zog sie das Oberteil ein Stück hoch und musste erschrocken auch hier feststellen, dass das Shirt das einzige war, dass sie an hatte. Verfluchte Koboldkacke! „Oh, du bist wach.“, hörte sie eine männliche Stimme rechts von ihr und aus Reflex zog sie die Seidenbettwäsche bis an ihr Kinn hoch, „Kaffee oder Tee?“ Sie konnte nicht so leicht darauf antworten, wie der junge schwarzhaarige Mann sie gefragt hatte. Denn ihr wurde gerade bewusst, wer hier im Türrahmen stand und genauso kamen die Erinnerungen zurück, was geschehen war. „Katie?“ „Eh... Kaffee?“, antwortete sie kleinlaut. „Ah, Kaffeetrinkerin, gut. Das erleichtert vieles.“, sagte er und verschwand wieder. Bei Morgana... sie hatte doch nicht wirklich mit niemanden anderen als Marcus Flint geschlafen, oder?! Denn kein anderer stand soeben noch auf der Türschwelle. Aufgeregt schloss sie ihre Augen wieder, um tief durchzuatmen. Auch wenn sie sich wünschte, gleich endgültig aus diesem Tram aufzuwachen, ihr Wunsch wurde nicht erfüllt, als sie die Lider wieder aufschlug. Das hier war Fakt. Wie konnte das denn so schnell eskalieren? Sie waren doch nur... beim Training. In der Schwimmhalle... und... sie war es, die ihn geküsst hatte. Oh scheiße. „Zucker, Milch?“, rief er, wo auch immer her. Sie antwortete aber nicht und zu ihrem Glück kam er auch nicht wieder, um seine Frage zu wiederholen. Katie rieb sich die Augen, bevor sie erneut auf die Seite des Fensters schaute. Es müsste Vormittags sein, so hoch wie die Sonne stand. Also hatte sie hier geschlafen. Vermutlich nachdem sie... sie schluckte den Kloß hinunter... Sex hatten. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen? War ihr das mit Eddie damals nicht schon ein Klatscher genug im Gesicht? In so eine Situation wollte sie nie wieder geraten. Zumal, sie eine Freundschaft zu dem ehemaligen Slytherin aufgebaut hatte, was sich nun radikal ändern würde. Wenn sie den Leistungstest dann auch noch bestehen würde, würde sie tagtäglich mit ihm zu tun haben und zu wissen, dass sie was miteinander hatten, war es dann schwer für sie damit umzugehen. Denn wenn sie ehrlich war zu sich selbst, hatte sie längst Gefühle für ihn entwickelt, aber zeitgleich wusste sie schließlich auch, was für ein Verhalten ein Flint in der Schule an den Tag legte, was Frauengeschichten anging. Zumindest hatte sie da so einige Geschichten gehört aus der Tratschecke. Sie schüttelte die verwirrenden Gedanken beiseite und entdeckte ihre Badesachen auf der Fensterbank. Sie befeuchtete ihre Lippen, bevor sie ihre Beine zur Seite schwang, die Bettwäsche ebenso wegschlug und nur kurz sich hinüber beugte, um ihre Sachen zu schnappen. Ihr Oberteil war noch ein bisschen feucht, aber ihre Hose war soweit sie das beurteilen konnte trocken. In Windeseile hatte sie diese über ihre Beine gezogen, damit sie sich wenigstens nicht mehr so nackt vorkam. Keine Sekunde zu spät. Denn sie bemerkte eine Bewegung an ihrer rechten Seite und sah auf. Völlig überrascht sah sie ihn, mit einem Tablett balancierend auf sie zukommen. Auf dem Tablett konnte sie zwei dampfende Tassen ausmachen und jede Menge Zeug zum Essen. Sie war still geblieben, als er sich neben sie setzte, mit ein bisschen Abstand und das Tablett zwischen sie beide abstellte. „Ich wusste nicht, wie viel Löffel Zucker du da rein haben willst, oder überhaupt etwas...“, murmelte er und deutete auf eine kleine Schale mit Zucker, während er eine Tasse nahm und direkt daran nippte. Ihr Blick haftete förmlich an ihm. Konnte auch nicht ganz nachvollziehen, was in ihm vorging. Was das hier sollte. Nach den Erzählungen, die sie früher immer von Angelina oder Alicia mitbekam, war der Slytherin kein Freund von Höflichkeiten, auch wenn sie ihn mittlerweile anders erlebt hatte. Aber auch das passte nicht zu ihm. So unbefangen, fast fröhlich, ihr so nah. Ihre Beobachtung blieb jedoch nicht unbemerkt, denn plötzlich schaute sie direkt in seine blaugrünen Augen. „Was?“, stieß er nur aus und nahm dabei seine Tasse herunter, in der die fast schwarze Flüssigkeit, leichte Wellen schlug. „Was... ehm... was wird das... hier?“, versuchte sie die Frage in ihrem Kopf laut auszusprechen. „Frühstück?“, fragte er unbeholfen. „Ans Bett?“ „Ja... ich dachte du hast sicherlich Hunger, nach der Nacht.“, grinste er dann am Ende seines Satzes. „Also...“, sie sah beschämend von ihm ab, „... hatten wir...“, doch kam nicht mehr dazu den Satz zu vollenden. „Kleiner Filmriss, huh?“ „Das ist nicht witzig!“, zischte sie ungehalten, sah wieder mit funkelnden Augen zu ihm. „Nein, ist es nicht.“, seufzte er und stellte seine Tasse zurück aufs Tablett, „Hatten wir. Mehrmals sogar. Kaum zu fassen, dass du das vergessen hast.“ Sie hörte ihn kurz auflachen. Dieser Geräusch war ihr gerade zu viel. Sie begann unregelmäßig zu atmen. Sie musste hier raus, sonst würde ihr noch schlecht werden. Zügig stand sie auf und erntete sofort einen verwirrten Blick seinerseits. Doch achtete kaum mehr auf ihn. Sie stolperte fast an ihm vorbei. Als sie ums Bett lief, hörte sogar noch ein „W-warte.“, von ihm. Doch sie blieb nicht stehen. Nicht mal mehr wissend, was sie anhatte, wollte sie so schnell es geht nach Hause. Ihre Schritte hallten durch den Flur. Merlin, war das eine große Wohnung. Wo war... ah das musste die Wohnungstür sein, dachte sie sich, als sie eine andere Art einer Tür erhaschen konnte. Kaum darauf zugesteuert, schob sich der Schwarzhaarige jedoch an ihr vorbei und hielt sie an ihren Schultern fest. „Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte er, als sie seine Hände von ihr abschüttelte. „Geh mir aus dem Weg.“ „Hör zu, Katie...“ „Mach es doch nicht noch schlimmer.“ „Wie meinst du das?“ „Das.“, zischte sie und deutete auf sie beide abwechselnd, „Darauf wird’s doch sowieso hinauslaufen.“ Am Ende des Tages würde er sie sicherlich rauswerfen und vermutlich so tun, als wäre das niemals passiert. Und es schmerzte allein die Vorstellung, dass die Geschichten von früher stimmten. Dass sie zumindest immer noch stimmten. Wie blöd war sie gestern nur gewesen, zu denken, er würde das selbe fühlen wie sie. Die selbe Anziehung definitiv, es war schließlich Marcus Flint, der nie was anbrennen ließ. „Du denkst, ich schmeiß dich einfach so raus?!“, fragte er verwirrt, „Wenn es mir nur darum gegangen wäre, hättest du erst gar nicht hier geschlafen!“, verteidigte er sich vehement und schob sich erneut zwischen sie und der Haustür, als sie versuchte an ihm vorbei zukommen, „Verdammt, Katie! Ich dachte,... du hast es bemerkt, was ich dir gegenüber empfinde! Immerhin hast du dich regelrecht an mich gepresst, als gäbe es kein Morgen mehr.“, kam es eilig über seine Lippen. „W-was?“, keuchte sie, als sie den genauen Inhalt dachte zu verstehen. „Du hast es gar nicht... fuck...“, murmelte er und fuhr sich nervös durch die Haare, „Hör zu,...“, begann er erneut langsam, „Es... wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass du mich nicht reizt und auch völlig normal, dass ich darauf einsteige, wenn das Mädel, mit dem man fast ununterbrochen zwei Wochen zusammen war, plötzlich einen küsst und die Empfindungen überschwappen. Aber ich wollte nicht, dass es soweit geht. Du hast so viele Dinge, die dir im Kopf umher schwirren, da wollte ich nicht noch so egoistisch sein und mit meinen Sachen um die Ecke kommen.“ „Welche Dinge?“, hauchte sie leise. Was deutete er hier an? „Ist das nicht spätestens jetzt klar?“, lächelte er sanft, „Ich konnte dir doch nicht einfach so sagen, dass du mir den Kopf verdreht hast und ich andauernd deswegen deine Nähe suche.“ „Heißt dass,...“, begann sie, doch er schnitt ihr das Wort ab. „Ich würde alles dafür tun, dass du hier bleibst. Dass... wir zusammen frühstücken und...“, sagte er leise und kam ihr einen Schritt entgegen, „Dass du einfach bei mir bleibst.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und kaum ein Luftzug später, spürte sie seine Lippen auf den ihren. Leicht. Sanft. Zärtlicher, als sie es von letzter Nacht in Erinnerung hatte. Das hier war echt und es fühlte sich so verdammt gut an. • • • „Oder täusche ich mich da?“ „Nach deiner Liebeserklärung, war das ja auch kaum mehr möglich.“, teilte sie direkt aus. „Treib es nicht zu weit.“, sagte er, doch sie konnte den spielerischen Unterton genau heraushören, „Wehe du tratscht das weiter, sonst verliere ich noch mein gutes Image im Verein.“ „Welches Image?!“, lachte sie kurz über seine Aussage. Er stöhnte genervt, doch beließ es dabei. Er nahm seine Hände wieder von ihren Hüften und griff nur nach ihrer einen rechten Hand. „Zeit zum Tanzen.“ „Maximal zwei.“ „Abgelehnt. Zwei sind nicht genug.“ • • • ¤ • • • „Den du bist wie ich, mit dem Kopf durch die Wand. Und egal was passiert, du bleibst mein Mann.“ („Augen zu“ von Elif feat. Samra) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)