The Tiger and the Wolf von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 33: Ein schlafender Alpha ist ein guter Alpha ----------------------------------------------------- Ein kleines Stiles-Kapitel. Viel Spaß beim Lesen :). __________________________________________________________ Derek schlich wie ein wildgewordener Wolf in seinem Loft umher. Stiles hatte ihn selten so wütend erlebt. Gelegentlich blitzten sogar die Reißzähne auf, was gefährlich an einen Kontrollverlust grenzte. Nur unter Aufbietung all seiner Überredungskünste war Stiles in der Lage gewesen, seinen Gefährten davon abzuhalten, eine Dummheit zu begehen. Dereks Impulsivität und sein großes Verantwortungsgefühl gegenüber dem Rudel standen ihm bei rationalen Entscheidungen oft im Weg. „Komm, setz dich zu mir“, wagte Stiles einen weiteren zaghaften Versuch den Werwolf von seinem unruhigen Herumwandern abzulenken. „Das Essen wird sonst kalt.“ Er hatte heute für sie beide ein Entrecôte Béarner Art mit Schlosskartoffeln gezaubert, welches bisher herausragend verschmäht worden war. „Ich habe keinen Hunger“, knurrte Derek, trat ans Fenster und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Du musst aber etwas essen, Schatz. Es bringt dir außerdem nichts, wenn du die ganze Zeit wie von der Tarantel gestochen durch die Wohnung rennst und dabei deine körperlichen Bedürfnisse vernachlässigst. Damit ist niemandem geholfen. Der Alpha muss fit sein…“ „Das weiß ich selbst“, gab eben jener Alpha leicht ungehalten auf die mahnenden Worte seines Gefährtens zurück. Kurz herrschte betretenes Schweigen, ehe er die Stimme erhob: „Ich hätte diesen Luke gleich ausschalten sollen. Das hätte uns viel Ärger erspart.“ „Du hättest auch Jackson gleich umlegen können“, warf Stiles ein und erntete dafür einen wütenden Blick. „Was? Er ist kaum zu kontrollieren und rennt von einer Dummheit in die nächste. Mal abgesehen davon, dass er als Kanima versucht hat, uns alle umzubringen. Spiele jetzt nicht den Moralapostel, Derek. Ich an deiner Stelle würde jetzt essen, denn sonst werde ich sauer.“ Tatsächlich bewegte sich der Werwolf zum Esstisch hin und begann schweigend sein Mahl zu vertilgen. Gelegentlich glitt sein Blick zum Fenster hin, streifte dabei Stiles, bevor er sich wieder dem Essen zuwandte. Dass es ihm schmeckte, war ihm auch anzusehen, dennoch wechselten sie kein Wort miteinander. Für eine Gruppe Teenager mit übernatürlichen Kräften verantwortlich zu sein lastete schwer auf Dereks Schultern. Das war seinem Gefährten auch bewusst. Stiles bemühte sich nach Leibeskräften ihn zu unterstützen, doch dem hale´schen Dickschädel war manchmal einfach nicht beizukommen. Wahrscheinlich hätte er Jackson ohne menschliche Intervention und eine Stimme der Vernunft, windelweich geprügelt. Er hatte sich gegen die Anweisungen seines Alphas gestellt und dieser Bruch stellte quasi die Höchststrafe für das Vertrauen untereinander im Rudel dar. „Du bist sauer auf mich, oder?“, durchbrach Stiles das unbehagliche Schweigen und verfolgte dabei ein ganz bestimmtes Ziel. Es gab durchaus eine Möglichkeit Derek aus der Reserve zu locken. „Weil ich nichts unternommen habe.“ „Wie kommst du denn darauf?“ Der berühmt-berüchtigte Hale-Blick, bei dem die Brauen beinahe Bekanntschaft mit den Augen machten, verflog schlagartig. „Was hättest du denn machen sollen? Mehr als mich anzurufen war wohl kaum möglich.“ „Trotzdem. Ich halte dich ja auch davon ab, etwas gegen Luke zu unternehmen.“ Stiles senkte seinen Blick leicht und starrte auf die Tischplatte aus poliertem Mahagoniholz. „Du bist sauer und deswegen sprichst du nicht mit mir.“ Ein sanfter Druck an seinem Handgelenk ließ ihn aufsehen. Dereks grüne Augen spiegelten nun keinen unterdrückten Zorn oder Unzufriedenheit wider, sondern Besorgnis, Schuld und Zuneigung. Bevor er reagieren konnte, wurde er auch schon von seinem Gefährten geküsst und das sehr sanft. Dabei wurde er, scheinbar mühelos, in die Höhe gehoben, und zur Couch getragen, auf der sie es sich gemütlich machten. Stiles lag nun an Dereks Brust geschmiegt da, seine bleichen Finger unter den grauen Henley geschoben, um die nackte Haut am Bauch darunter zu streicheln. Sein Gefährte hatte die Augen geschlossen und einen Arm um ihn gelegt. Zum Glück waren sie mit dem Essen bereits fertig, denn Nahrungsmittelverschwendung vertrug der Hobbykoch überhaupt nicht, aber das hätte er wahrscheinlich heute sogar hingenommen. Es musste seinem Sourwolf wirklich alles sehr an die Nieren gehen, wenn er freiwillig Kuschelbedarf zeigte. „Du hast nichts falsch gemacht“, flüsterte Stiles ihm zu. „Gut, schon ein bisschen, aber das mit euren aufgestauten Aggressionen ist ein Werwolfding und ich bin sowieso der Meinung, dass ihr alle ein paar 1.000 Stunden Therapie braucht.“ „Doch, ich hätte diesem Luke gleich auf den Zahn fühlen sollen“, entgegnete Derek ohne die Augen zu öffnen. „Er hat Jackson bewusst provoziert oder siehst du das nicht auch so?“ Stiles kaute auf seiner Unterlippe herum. Ihm war dieser Gedanke auch bereits gekommen. Das Ganze hatte zu routiniert gewirkt, fast schon geplant. Natürlich konnte es sich dabei auch nur um simples Balzverhalten handeln und dem psychologisch-analytischen Profil, das er für Luke erstellt hatte, hätte es auch durchaus entsprochen, die Beherrschung wegen einer solchen Kleinigkeit zu verlieren, doch da waren noch immer Zweifel. Bis zu einem gewissen Punkt war Grandpa Argents neuer Lieblingsenkel sicher auf einen Streit mit Jackson aus gewesen, aber ab dem Moment, als Scotts Name gefallen war, hatte sich die Situation hochgeschaukelt. „Ich bin mir nicht ganz sicher“, gab er nach einer Weile zu. „Zum Teil schon, aber dann auch nicht. Außerdem hatte Lydia ihn erstaunlich gut im Griff.“ Was wahrscheinlich daran lag, dass Jackson und Luke sich nicht sonderlich viel nahmen, was ihr Verhalten anging. „Dann soll Lydia ihn in Zukunft auf Kurs bringen, wenn Scott es schon nicht schafft“, schnaubte Derek ungehalten. „Ich werde das nämlich nicht lange dulden. Vermeintlicher Seelengefährte hin oder her, es geht um mein Rudel und auch Jackson ist ein Teil davon. Ich habe eine Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft und auch gegenüber mir selbst, denn ich bin der Alpha.“ „Scott ist einfach verliebt und das über beide Ohren. Das kennst du doch auch? Ich werde Scott morgen ins Gebet nehmen, und ihm dann einbläuen, dass so etwas nicht noch einmal passieren darf. Wenn Lydia schon einen so guten Zugang zu Luke zu haben scheint, dann dürfte Scott ihn mühelos bändigen können.“ Irgendwie verteidigte er Scott gerade und machte ihm zeitgleich einen Vorwurf. Das klang selbst in Stiles´ Ohren falsch. „Es interessiert mich überhaupt nicht, wie ihr es anstellt, aber ein zweites Mal kommt er nicht ohne Konsequenzen davon. Es ist schon schlimm genug, dauernd auf der Hut sein zu müssen, weil Gerard wieder in der Stadt ist und er obendrein irgendein neues Monster, noch schlimmer als den Kanima, unter Kontrolle hat. Boyd und Erica erholen sich erschreckend langsam. Wir haben Glück, wenn wir sie am Mittwoch wirklich einmal befragen können und ich meine damit nicht die körperlichen Wunden, die dieses Ding ihnen zugefügt hat.“ Auch dieser Umstand nagte an Derek, das wusste Stiles. Boyd und Erica waren traumatisiert und das in einem bedenklichen Ausmaß. Erica bekam noch immer Heulkrämpfe, sobald man sie auf das Thema ansprach und Boyd verhielt sich noch schweigsamer als sonst. Ihre Psyche war völlig aus der Bahn geworfen worden. Die Situation war im Gesamten einfach unerträglich, zumal spürbar so etwas wie Anspannung in der Luft lag, wenn sie sich alle trafen. Ethan und Aiden waren nicht die besten Berater, da sie eine ähnlich rasche und direkte Lösung wie Derek bevorzugten. Jackson konnte man sowieso außenvorlassen; seine Art war kaum hilfreich. Da blieb gerade nur Stiles und er musste ein ganzes Rudel davon überzeugen, seinen besten Freund nicht unglücklich zu machen. Zumal ein direktes Eingreifen ihrerseits zwangsläufig zu einem neuerlichen Krieg mit den Argents führen würde. Sie wussten ja nicht einmal, ob Gerard noch andere Jäger in der Rückhand hatte, wobei es kaum notwendig schien, sich dieser zu bedienen. Sobald Boyd und Erica wieder einigermaßen auf den Beinen waren, hoffte er, dahingehend einen Schritt weiterzukommen. Mit diesen vagen Beschreibungen waren Recherchen nahezu sinnlos. Natürlich hatte er es schon versucht und auch etwas gefunden, doch das erschien einfach zu abwegig. Außerdem wollte er sich noch mit Deaton kurzschließen, um eine etwaige Alternative zu finden. Der ganze Trubel hatte ihn auch um das Projekt „Seelengefährte“ gebracht. Heute war es ihm nicht mehr möglich gewesen, sich mit Lukes Geburtsnamen zu befassen. Das würde er morgen machen, sofern Derek ihm dabei noch helfen wollte. Eben jener Derek war nun eingedöst. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und er glich einem Engel, wie er so dalag. Einem bärtigen und verdammt durchtrainierten Engel, aber so friedlich und ruhig hatte er ihn schon lange nicht mehr gesehen. Fast war Stiles schon ein wenig enttäuscht, da er gehofft hatte, auch das letzte Register im Beruhigungsmechanismus des Derek Hale ziehen zu können, doch ihn jetzt noch zu wecken, würde einem Frevel gleichen. Stattdessen machte er es sich auf seinem Gefährten gemütlich und schlief dann ebenfalls ein. Morgen würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen, das wusste er. Zumindest jetzt musste er auf niemanden aufpassen, denn Derek war ein guter Schläfer: Er konnte so nichts anstellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)