ANEMIA von Anemia ((Association of Nocturnal Entities of Moral Individuality and Anachronism)) ================================================================================ Kapitel 14: BESITZANSPRÜCHE --------------------------- Der Abend war für Tatsuya genauso schön wie seltsam. Besonders in letzter Zeit unternahmen er und Kazuki viele Dinge zu zweit, von alltäglichen wie gemeinsamen Einkäufen für ihre WG bis hin zu einem Restaurantbesuch wie heute. Tatsu musste sich eingestehen, dass er positiv überrascht von Kazus Idee gewesen war und definitiv keine Sekunde lang mit dem Gedanken gespielt hatte, Nein zu sagen. Dennoch hatte es ihn sich fragen lassen, was das für sie bedeutete. Waren sie nun automatisch mehr als Freunde? Noch wollte er Kazu nicht darauf ansprechen. Nicht mehr heute Abend. Immerhin schien Kazu nicht daran interessiert zu sein, Händchenhaltend den Park zu durchstreifen, nachdem die Männer sich den Magen gehörig vollgeschlagen hatten. Jedoch hätte Tatsu wohl selbst dazu nicht Nein gesagt. "Du sagst, du bist pappsatt, aber siehst dabei immer noch knattergeil aus", befand Kazu mit einem Lächeln. Er wusste nicht, wie gut Tatsu wirklich in der Dunkelheit sehen konnte, und da er wohl dachte, dass er es nicht sah, machte er ein wirklich ziemlich notgeiles Gesicht, anzügliches Schmunzeln inklusive, was Tatsu eine Ahnung gab, was ihn Zuhause erwarten würde. Seit er sich als Werkatze und Omega geoutet hatte, bekam er Kazu kaum mehr von sich. Und manchmal provozierte er dies absichtlich. Etwa mit dieser schwarzweiß gestreiften Skinnyjeans und den fast kniehohen Gothicstiefeln, ein Outfit, das er vor einiger Zeit mal auf der Bühne getragen hatte. Nun wurde es für Kazukis Augen konserviert. Und verfehlte seine Wirkung nicht. Etwas streifte Tatsus Hintern. Garantiert Kazus Hand. Die Katze musste vor sich hin schmunzeln. Jenes Schmunzeln machte jedoch einem erschrockenen Gesichtsausdruck Platz, als Tatsu abrupt stoppte und den Typen ansah, der wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Oder war er etwa von diesem Baum gesprungen, direkt vor seine Füße? Fakt war, dass der Kerl Tatsuya durchdringend musterte, mit Augen, die sich auf der Gierskala definitiv mit Kazus messen konnten. Was jedoch wesentlich weniger angenehm anmutete. "Na, Kätzchen, wie kann's sein, dass sowas Süßes wie du noch herrenlos ist?", fragte der Fremde in lüsternem Ton; er sah nicht unattraktiv aus mit seinem kurzen Iro, der sein schönes Gesicht noch besser zur Geltung brachte, aber Tatsuya konnte mit solchen Anmachen überhaupt nichts anfangen. Ein verwirrtes Stirnrunzeln war Teil der Antwort auf diese - wohl rhetorische - Frage. "Ähhh...bin ich doch gar nicht?", meinte er dann und sah in Kazukis Richtung. Dieser fasste dies wohl als Hilfeersuchen auf, aber bevor er reagieren konnte, lachte der Fremde laut und hämisch auf. "Der Loser da ist ein Mensch. Das zählt nicht." "Pass auf, was du sagst." Kazuki trat nun näher zu dem offensichtlichen Angreifer und schob sich schon die Ärmel hoch, bereit, zu kämpfen. Was Tatsu ein wenig peinlich war, denn er war kein Mädchen, das man beschützen musste. Deshalb zischte er Kazus Namen und versuchte, ihn an seiner Jacke festzuhalten, während der Fremde sich kein bisschen eingeschüchtert von ihm zeigte. Er schnalzte nur mit der Zunge, als würde er ein freches Kind beobachten - bis seine Augen auf einmal groß wurden und sich ein zweiter Typ zu ihm gesellte, die Hand auf seine Schulter schlug. "Verzieh' dich, Roku. Der gehört mir." Tatsu kam der Kerl mit den langen Haaren dezent bekannt vor. War das nicht...Makis Herr? Immerhin schien der ursprüngliche Angreifer nun kleinlauter und weniger interessiert an Tatsu. Er grinste den Langhaarigen nervös an. "Dann markier' ihn mal besser", beschwerte sich sogenannter Roku, der ganz offensichtlich vor dem anderen zu kuschen hatte, seine leicht geduckte Körperhaltung machte dies noch deutlicher. So zog er auch ab und nur der Langhaarige blieb zurück. "Du bist doch Makis kleiner Freund, oder?", wollte dieser wissen, woraufhin Tatsu zögerlich nickte und Kazu den Arm um ihn legte. Okay, wenn er den Beschützer spielen wollte, dann würde Tatsu ihn lassen. "Und?", hakte er mit erschreckend dünnem Stimmchen nach und hakte den Daumen in Kazus Hosentasche. "Ich gehöre dir deswegen aber nicht auch." Der Vampir steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Das Flämmchen des Feuerzeugs erhellte die Nacht für eine Sekunde. "Herrenlose Wertiere leben aber verdammt gefährlich", erklärte er und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. "Die Hochrangingen werden dich nicht in Ruhe lassen, bis du keinen eindeutigen Besitzer hast. Oder sie werden dich teilen." Tatsuya erinnerte sich an die Dinge, die Maki ihm über den Clan erzählt hatte. Über das Schicksal der Sklavenrassen. Und dass er nun einer solchen angehörte und diese Vampire offenbar Besitzansprüche an ihn stellen durften. "Niemand wird sich Tatsuya nähern, ohne, dass er es möchte", stellte Kazu klar, woraufhin der Vampir nur verächtlich schnaubte. "Was ist denn hier los?", rief plötzlich jemand in die Nacht und ein weiterer Schatten näherte sich. Allerdings war das nicht wieder wie befürchtet dieser Roku, sondern... "Maki?", fragte Tatsu überrascht, aber Maki schenkte ihm gar keine Beachtung. Anstelle baute er sich vor dem Vampir auf, klein und zierlich, wie er war. Tatsu konnte seinen ärgerlichen Gesichtsausdruck sehen. "Was machst du mit Tatsu und Kazu?", fuhr er seinen Herrn an. "Wenn du denkst, dass du sie entführen kannst-" "Beruhig' dich, Püppi", erwiderte der Vampir beschwichtigend und legte seine Hand auf Makis Kopf. "Ich entführe hier niemanden, keine Sorge. Im Gegenteil, ich habe deinen Freund davor beschützt, entführt zu werden." Maki sah zu den beiden anderen, aber weder Tatsu noch Kazu konnte die Aussage des Vampirs bestätigen oder ihr widersprechen. Keiner wusste so recht, was hier passierte. "Aber du bist doch eifersüchtig auf ihn", entgegnete Maki, als die anderen stumm blieben. Die listigen Katzenaugen wandten sich zu dem Vampir empor, welcher jedoch wieder nur schnaubte und Maki über die Wange strich. "Eifersüchtig? Auf ein Omegakätzchen? Ach Kitty..." "Das hat aber neulich noch ganz anders geklungen." Maki wich der Hand jedoch nicht aus, ließ sich streicheln. Fuji setzte sich nun auf die Lehne einer Parkbank, zog Maki mit sich, sodass er neben ihm zu seiner linken hockte. Tatsu nahm zu seiner rechten Platz, und Kazu neben ihm, dabei seinen Oberschenkel tröstend streichelnd. "Ich kann deinen Freund nur schützen, wenn ich ihn selbst besitze", erklärte der Vampir, wurde aber direkt von dem quirligen Maki unterbrochen. "Aber dann darf er nicht mehr mit Kazu zusammen sein, und du vögelst ihn selbst!" Tatsu sah erschrocken und zugleich etwas verschämt von Maki zu dem Vampir. "Ich bin gar nicht mit-" Er unterbrach sich, räusperte sich. Diese Behauptung wäre fast schon einer Lüge gleichgekommen, und außerdem tat sein Verhältnis mit Kazu hier nichts zur Sache. "Ich glaube auch nicht, dass ich mit einem Vampir in die Kiste will..." Der Vampir hörte gar nicht auf ihn. Er sah nur Maki reichlich entnervt an. "Ich werde der jungen Liebe schon nicht im Weg stehen..." "Hoch kriegst du ja sowieso keinen mehr außer bei mir!", frohlockte Maki und strahlte, bekam für diesen frechen Spruch, der ja wohl niemanden etwas anging, den Mund von seinem Herrn zugehalten. Seine Augen blitzten aber noch immer zufrieden in Tatsus Richtung. Und sogar Tatsu musste nun etwas schmunzeln. Offenbar lief es besser zwischen Maki und dem Vampir. Tatsu wusste genau, wie sehr Maki an ihm hing und wünschte ihm, dass sie zueinander fanden. Auch wenn der Typ ihm selbst suspekt war. Dann wechselte Tatsu einen scheuen Blick mit Kazu. Dieser lächelte ihn sanft an - und nahm dann behutsam seine Hand. Okay. Dann war es doch richtig gewesen, dass Tatsu nicht widersprochen hatte. Er mochte Kazu schließlich sehr, und das hier fühlte sich alles andere als falsch an. "Also nimmst du ihn nur pro forma in deinem Harem auf", schlussfolgerte Maki währenddessen. "Du paarst dich nicht mit ihm und erlaubst ihm, Kazu zu sehen. Du brichst die Gesetze, die du selbst mit aufgestellt hast...nur, um meinem Freund zu helfen?" Er legte skeptisch den Kopf schief. "So selbstlos kenne ich dich gar nicht." "Das ist auch nicht selbstlos", erwiderte Fuji mürrisch und strich sich durch die Haare, sah in die Ferne. Maki fragte nicht mehr weiter. Tatsu sah seine Augen funkeln, als er Fuji von der Seite anschaute. Es war eindeutig, dass er das für Maki machte. Und dass Maki das äußerst hinreißend fand. "Aber das bedeutet, dass ich dich beißen muss, Tatsuya", wandte der Vampir sich nun an Tatsu, bevor das Ganze noch peinlicher für ihn wurde. "Wenn du nicht eindeutig markiert bist, wirst du für immer Freiwild in den Augen der anderen sein." "Beißen?", fragten Tatsu und Kazu fast synchron, aber im nächsten Moment streifte Tatsu sich schon die Jacke von der Schulter. Zeit, dass er endlich mal ein paar Eier zeigte. "Dann mach halt", forderte er Fuji auf. "Sei aber vorsichtig", warnte Maki seinen Herrn. "Wehe, du saugst ihn aus..." Fuji sparte sich dieses Mal eine Erwiderung. Anstelle legte er nun seine Hand auf Tatsus Schulter - was diesem definitiv unangenehm war - und beugte sich nahe zu seinem Hals - was ihm noch unangenehmer war. Aber Kazu hielt die ganze Zeit seine Hand, was es erträglicher machte. Vor dem Schmerz hatte er kaum Angst, aber die Nähe des Fremden gefiel ihm nicht. Als Maki aber seine andere Hand nahm und ihm ermutigend zulächelte, fühlte er sich bereit für das Kommende. Ein Wimmern des Schmerzes erfüllte die Nacht dennoch, als die spitzen Zähne seine Haut durchdrungen. Aber danach würde er sicher sein. Er selbst traute Fuji keinen Meter über den Weg, aber Maki liebte ihn. Und Fuji liebte Maki, das sah ein Blinder. Außerdem stand Fuji ein bisschen unter Makis Scheffel, glaubte Tatsu. Was gut war. Maki würde definitiv dafür Sorge tragen, dass Fuji ihn nicht unsittlich berührte oder es anderweitig ausnutzte, dass er ihm nun offiziell gehörte. Denn Maki war einer der besten Freunde, die Tatsu je gehabt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)