ANEMIA von Anemia ((Association of Nocturnal Entities of Moral Individuality and Anachronism)) ================================================================================ Kapitel 5: BLUTLUST ------------------- Durch Terus Adern rann heißes Blut. Heißes, aber hochprozentiges Blut. Man sah es ihm an, aber man roch es auch förmlich. Zumindest, wenn man ein Vampir so wie Fuji war, naturbedingt ein Fachmann für den roten Lebenssaft. "Glotz' nich' bloß, Mann, sauf' lieber endlich einen mit mir!" Teru hob seine Whiskeyflasche und grinste Fuji an. Adrenalin. Endorphin. Testosteron. Er war einer von denen, von welchen man besser seine Fangzähne nahm, aber gleichzeitig ungemein verlockend. Ein Energydrink gepimpt mit Vodka und Tattoofarbe. Fuji konnte selbst über die wabernden Beats hinweg den Giftcocktail in Terus Halsschlagader nach ihm rufen hören. 'Komm und drink mich, Alice!' Absurd, na klar. Aber Fuji und Blut, das war die ganz große Liebe. Widerstand zwecklos. Wenn es versuchte, ihn zu verführen, dann wurde Fuji schwach. In dem Moment musste er plötzlich an Maki denken. Sein Kätzchen hatte neulich auch versucht, ihn zu verführen, aber Fuji hatte einen auf kalt gemacht, als Strafe für Maki. Im Nachhinein schwer nachvollziehbar für ihn. Dafür spielte sich das Szenario immer wieder und wieder in seinen Gedanken ab, in Endlosschleife. Makis zierlicher Körper, die glatte, blasse Haut. Dieser taffe Blick. Und dann, ganz anders als es in der Realität stattgefunden hatte, setzte Maki sich auf seinen in Sekundenschnelle hart gewordenen Schoß. Fujis Hände glitten durch das seidige Haar seiner süßen Püppi, über ihren Körper. Fuji sah Maki betört an, senkte den Blick auf seine Lippen, spielte mit der Zunge an seinen Spiderbites. Und ihre Gesichter näherten sich, immer weiter, während das Kribbeln in Fujis untotem Körper zunahm und der externe Herzschlag aus den Boxen dröhnte, schneller, höher... "Was is' los? Hast du was genommen?" Teru riss ihn aus seinen Fantasien, stieß ihm mit der Faust gegen die Schulter. Das euphorische Gesicht seines DJ-Kollegen grinste nun noch breiter, ein gewisser Wahnsinn regierte in seinen Augen. Teru hatte mächtig einen an der Klatsche. Fuji sympathisierte damit. Und schob Maki von sich. Angepisst war er sowieso noch wegen seiner Aktion neulich. Nicht einmal Beute konnte er ihm beschaffen. Ein absoluter Nichtsnutz war der Kleine. Kein Wunder, dass Fuji hungrig war und auf Terus Blut abging. "Sauf' jetzt endlich mit mir!" Nun hielt Teru ihm die Whiskeyflasche direkt unter die Nase, spritzte ihm das Zeug fast ins Gesicht. Fuji aber runzelte die Stirn, hielt seine Hand vor die Öffnung und schüttelte den Kopf, während er an seiner Zigarette zog. "Nicht so", meinte er, und als er den Rauch ausblies, kräuselten sich seine Mundwinkel zu einem verschwörerischen Grinsen. "Hast du nicht Bock auf 'nen besonderen Kick?" Fuji kannte Teru inzwischen gut genug um zu wissen, dass man Teru mit derartigen Angeboten augenblicklich neugierig stimmte. Und natürlich gaffte der andere ihn prompt äußerst interessiert an. "Keine harten Drogen, kein Sex", relativierte er dennoch, was Fuji schnauben und mit den Augen rollen ließ. Dann legte er seinen Arm um Terus Schultern und führte ihn durch die tanzende Menge, in Momentaufnahmen zerlegt durch das Stroboskopfeuer. "Keine Sorge, ich will deinen Arsch nicht!", brüllte Fuji ihm ins Ohr. "Den kannste behalten!" Ziemlich lecker wäre dieser aber mit Sicherheit auch gewesen...doch Fuji konnte kein wirkliches Verlangen nach ihm fühlen. Ihm gelüstete nur nach einer Sache. Da Teru kaum über einen Selbsterhaltungstrieb verfügte - was Vampire ebenfalls fühlen konnten - folgte er Fuji ohne weiteres aus dem Club und kletterte anschließend sogar auf dessen Dach auf Fujis Geheiß hin. Fuji hatte ihn herausfordernd angefunkelt und ihm klargemacht, dass er ihn endgültig für eine Pussy und einen Langweiler gehalten hätte, wäre er unten geblieben und hätte Papi angerufen, weil ihn fremde Männer belästigten. So sagte er es auch. Und konnte daraufhin schwören, dass Teru daraufhin sogar etwas errötete, während er ihm den Mittelfinger zeigte. Fuji überlegte, ob er Terus Blut nicht noch mehr in Wallung bringen sollte. Aber es war nicht einfach, ihn zielgerichtet in Verlegenheit zu bringen. Und zwischen seinen Beinen sollte sich sein Blut erst recht nicht sammeln. Nichts war beschissener als ein Biss in den Hals, ohne dass ihm das heiße Blut prompt willig entgegen strömte. Fuji hätte es viel leichter haben können, das Dach zu erklimmen, aber er wollte keine unnötigen Fragen aufwerfen. So kroch er vor Teru hoch, nahm ihm dann sogar dessen Whiskeyflasche ab, die er ständig mit sich herumtrug wie ein Baby seine Milchpulle. Und Fuji seine Zigaretten. Von jenen steckte dieser sich prompt eine an, als sie oben standen und ihnen das laue Lüftchen um die Ohren pfiff. Teru bot er auch eine an, der Höflichkeit halber. Der nahm sie auch, ließ sich Feuer geben, wirkte aber nicht entspannt. Eher verwirrt. Aus den Augenwinkeln sah er Fuji an. "Willste, dass ich jetzt hier runterspringe oder was?" Fuji hob selbstgefällig den Kopf, strich sich durch die schönen, langen Haare und nahm einen Zug von seiner Kippe. "Würdest du das denn machen?" "Komm, du hast doch keinen verfickten Bock drauf, das, was von mir noch übrig is', nachher vom Beton zu kratzen." Fuji musste schmunzeln. "Stimmt. Wär' außerdem schade um dich." Teru kniff die Augenbrauen zusammen. "Spar' dir deine Liebesgeständnisse, klar?" Der Kerl nervte. Vielleicht sollte Fuji sich in Zukunft etwas zum Knebeln einstecken. Wer mochte schon Essen, das sich einem derart gesprächig und anstrengend präsentierte? Okay, er war ein Jäger, aber da das Angebot an leichter Beute immens war, brauchte er sich nicht mit irgendwelchen komplizierten Blutbeuteln herumzuschlagen. Eigentlich. Aber Fuji hatte sich Teru ausgesucht. Wegen Adrenalin, Endorphin, Testosteron. Nun stellte er sich hinter Teru. Dass sie beide ungefähr gleich groß waren, vereinfachte die ganze Sache. Fuji starrte mit rot aufglühenden Augen auf Terus Halsbeuge, spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenzulaufen begann. Teru lachte nun etwas nervös und drehte sich halb herum, um einen Blick auf Fuji zu erhaschen. "Was soll das werden, Mann? Schubst du mich jetzt doch hier runter oder was?" Als sich ihre Blicke trafen, wirkte Teru verwirrt und lachte auf. "Und dafür hast du dir extra Kontaktlinsen reingemacht?" Er tippte sich an die Stirn. "Du bist echt voll der Psycho, Freak. Halloween lässt grüßen oder wie?" Fuji reichte es. Mit seiner vampirischen Schnelligkeit presste er seine Hand auf Terus Mund, um ihn endlich am Quatschen zu hindern. Mit der anderen Hand drückte er ihn an seinen Körper. "Sei schon still, das wird dir gefallen!", fauchte Fuji in sein Ohr. Teru zappelte jedoch noch immer, so gut er konnte, kickte dabei mit dem Stiefel seine Flasche um. "Hör endlich auf, Schiss um deinen Arsch oder deinen Körper zu haben. Interessiert mich beides nicht, klar? Ich will nur dein Blut." Terus Protestschreie wurden gedämpft von Fujis Hand. Allerdings beruhigte er sich allmählich, als er wohl raffte, dass Fuji es ernst meinte. Anstelle schien er nun zu lachen, zumindest verrieten das seine Augen, als er den Kopf wandte und Fuji ansah. Und gleichzeitig war da auch so etwas wie Faszination. Offenbar glaubte Teru ihm sogar. Aber das war egal, denn früh genug würde er den Beweis für das erhalten, was Fuji war. Endlich, endlich konnte Fuji sich ganz auf Terus Blut konzentrieren. Für ein paar Augenblicke genoss er noch den Lockgesang des Lebenssaftes, lauschte Terus aufgeregtem Herzschlag und sah den Puls an seinem Hals flattern. Die Hand, die eben noch Terus Mund zugehalten hatte, legte sich nun auf dessen Kopf und drückte diesen zur Seite, um seine Halsbeuge zu entblößen. Teru kicherte dümmlich, während Fuji sich die Lippen leckte - und endlich zubiss. Aus dem Kichern wurde ein heiserer Schrei des Schmerzes, der sich immer wieder wiederholte, bald schon zittrig und bebend, so wie das Blut kam und Fujis Lippen und Zunge küsste. Und wie es kam. Fuji riss Terus Lederjacke von seiner Schulter und schlürfte begierig, wollte keinen Tropfen verschwenden, aber das war unmöglich. Es rann ihm über die Brust, es war bald schon überall. Und Teru keuchte, bewegte sich nun nicht mehr. Fuji hatte geahnt, dass Teru schmerzpervers war. Er sah aus wie jemand, der für den Kick so ziemlich alles getan hätte. Sogar an Fleischerhaken von der Decke baumeln. Aber solche Fantasien lebte er besser mit jemand anderem aus, nicht mit Fuji. Vielleicht hätte Fuji den Anblick sogar gemocht, aber er hatte Sklaven zur Genüge, da brauchte er nicht auch noch Teru in seinem Harem. Eine kleine, kesse Bitch reichte ihm bereits. Der Rest war ohnehin nur schmückendes Beiwerk. Er musste an Makis intensive Katzenaugen denken, hier und jetzt, während er gerade den Rausch aufgrund von Terus Blut kommen spürte. Und er musste daran denken, wie Makis Blut schmeckte. Vanilliger, süßer, mit einem Hauch Zimt und Kirsche, so hätten es zumindest Menschen beschrieben. Teru schmeckte nach Chili und Pfeffer und Schnaps. In Fujis Kopf begann es sich zu drehen. Dem Kerl musste wirklich Ethanol durch die Adern fließen. Benebelt taumelte Fuji zurück. Musste nun plötzlich an Makis Lächeln denken. Das schönste Lächeln, das es auf der Welt gab und welches er in seinen fast hundert Jahren Existenz je zu Gesicht bekommen hatte. Dieser eine, hervorstehende Vorderzahn. Und dann diese Katzenöhrchen, die Maki manchmal beim Sex für ihn aufploppen hatte lassen, als er noch so getan hatte, wie Fuji wollte. Maki hätte selbst einen Vampir umbringen können. Mit nur einem Lächeln, nur einem Blick. "Du bist echt eine wandelnde Schnapsbar...", japste Fuji und lachte benommen, als er sich setzte und dann auf den Rücken fallen ließ, die Arme von sich gestreckt. "Danke für den harten Drink, Kumpel." Er merkte, wie Teru sich neben ihn fallen ließ. "Geh' ich jetzt drauf?" "Nee. Wär' schade um dich." "Krasser Scheiß." Teru lallte ebenfalls. "Ich wusste immer, dass Vampire existieren. Genauso wie Aliens." Fuji war jedoch schon weggedämmert, blutverschmiert und satt, wie er war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)