Geister, Engel und Dämonen von DieLadi (Supernatural- Oneshots) ================================================================================ Kapitel 1: Klare Worte ---------------------- „Jungs, das ist doch jetzt nicht euer Ernst, oder?“, fragte Castiel entgeistert und schaute von einem zum anderen. Sam zuckte mit den Schultern und schaute fragend zu Dean. Der dagegen sah Castiel an und sagte: „Was zum Teufel meinst du, Cas?“ Castiel war wirklich erschüttert. Da waren die beiden Winchester Brüder. Sie gingen Tag für Tag auf die Jagd, seit sie kleine Kinder gewesen waren. Geister, Heidengötter, Zombies - das alles war ihnen bereits begegnet. Sie hatten Hexenbeutel bei sich gehabt, mit Teufelsfallen gearbeitet, Bannsprüche gesprochen. Und bei alledem sollte es tatsächlich so sein, dass diese eine und ganz entscheidende Sache ihnen nicht im Geringsten klar war? Oh Gott. Und er war nun also derjenige, an dem es hing, ihnen diese Sache beizubringen. „Tja also, Sam, Dean“, sagte er und wusste nicht recht, wie er anfangen sollte. „Also es ist so, diese ganze Sache mit den Geistern, den Zombies und den Vampiren und so weiter ...“ „Ja?“, fragte Dean. „Was ist damit?“ „Nun, habt ihr euch nie gefragt, warum ihr am laufenden Bande solchen Phänomenen begegnet, warum ihr auf Schritt und Tritt über dergleichen stolpert?“ „Wir sind Jäger“, sagte Dean, „erklärt das nicht alles?“ Cas schüttelte den Kopf. „Wisst ihr, normalerweise begegnen einem normalen gesunden Menschen diese Dinge nicht in einem solchen Ausmaß. Den meisten Menschen geschieht nie etwas dergleichen, und wenn überhaupt, dann einmal, ein einziges Mal in ihrem Leben. Und auch da ist es oftmals so, dass man es für eine Geisteskrankheit hält, für eine Reaktion auf übermäßigen Stress, für eine Verrücktheit. Mit der Folge, dass der Betreffende Jahre der Therapie braucht und mit viel Glück irgendwann glaubt, er hätte sich alles nur eingebildet. Sofern er denn seine Begegnung mit welchem Wesen auch immer überhaupt überlebt hat.“ „Was soll das jetzt heißen“, sagte Sam etwas verärgert, „willst du damit sagen, dass Dean und ich verrückt sind?!“ Castiel lachte. „Nun, das seid ihr ganz sicherlich auf eure Weise, aber nein, darauf wollte ich nicht hinaus.“ Wieder schaute er von einem Bruder zum anderen und schüttelte schicksalsergeben den Kopf. „Es ist euch wirklich nicht klar, oder?“ „Herrgott Castiel!“, schimpfte Dean. „Jetzt sag endlich, was los ist! Sag, was du uns hier eigentlich klar machen willst! Ich hasse es, wenn du so um den Punkt herum eierst!“ Der Engel seufzte. „Ihr seid nicht verrückt, jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Es gibt alle diese Wesen und eine Menge von ihnen habt ihr besiegt und habt vielen Menschen das Leben gerettet. Viele Katastrophen verhindert. Aber die Tatsache, dass ihr das könnt, dass ihr Jäger seid und diese Wesen bekämpfen könnt und ihnen auf Schritt und Tritt begegnet; diese Sache hat einen ganz ganz triftigen Grund. Dean, Sam, als an jenem Tag in Lawrence euer Haus gebrannt hat und eure Mutter ums Leben kam ... Dean, erinnerst du dich an den Tag?“ „Oh Gott, ja!“ Dean schauderte. „Dein Vater drückte dir damals deinen kleinen Bruder in den Arm.“ Castiel blickte nun zu Sam. „Ja“, sagte Dean, „Herr Gott, ich erinnere mich. Er sagte: Lauf, Dean, trag deinen kleinen Bruder nach draußen.“ Dean schnaufte. „Ich hatte solche Angst und ich habe Sam auf meinen Armen aus dem Haus getragen. Mutter hat es nicht geschafft aber Vater, und ich und Sam.“ „Nein“, sagte Castiel. „Wie bitte?“, sagte Dean. „Nein“, seufzte Castiel. „Euer Vater hat es geschafft, Dean. Du und Sam nicht.“ „Was was willst du damit sagen?“, fragte Dean scharf. Castiel seufzte. „Dean, du und Sam seid tot! Ihr seid damals in den Flammen gestorben und eure Geister sind auf dieser Erde geblieben. Ihr seid rächende Geister, die andere, die Böses tun, davon abhalten, bekämpfen und besiegen.“ Beide Brüder schauten sich entsetzt an. „Castiel, aber das kann doch nicht sein! Wir haben doch mit so vielen Menschen gesprochen seitdem!“ „Tja“, sagte Castiel, „in Situationen, in denen die Menschen Geisterclowns, wandelnden Wasserleichen und ähnlichem ausgesetzt waren, haben Sie zusätzlich dazu noch zwei weitere Geister gesehen, die sie vor den anderen gerettet haben. Dich Dean, und dich Sam.“ „Wir haben jahrelang mit Vater gejagt!“ „Euer Vater hat euch gesehen, ja. Aber sein Umfeld hat es dem Alkohol zugeschrieben.“ „Blödsinn“, sagte Dean, „ich hab ... ich habe doch auch mit mit etlichen Frauen geschlafen!“ „Nein, Dean“, sagte Castiel, „nun ja vielleicht schon, du mit ihnen. Aber es war nicht physisch. Die Frauen … und Männer ...“, Dean wurde knallrot als Cas das sagte, „... haben das Ganze im Traum erlebt.“ „Oh Gott! Und ... und Ben?!“, sagte Dean entsetzt. „Ben, ja“, sagte Castiel. „Ben hat dich gesehen, ja, und Lisa hat geglaubt, dass sie verrückt wird und ihr Sohn auch. Sie sind in entsprechender Behandlung.“ „Aber Bobby?!“ „Bobby ist ein Sonderfall“, sagte Castiel. „Bobby liegt genau genommen seit Jahrzehnten im Koma. Dort kommuniziert er mit euch, hilft euch, schickt euch auf Missionen.“ Sam war immer bleicher und bleicher geworden, während Dean sich regelrecht aufregte. „Ich ...“, sagte Sam leise, „ich verstehe jetzt. Jetzt macht vieles einfach Sinn. Aber ich verstehe eines nicht Castiel - bist du denn wirklich ein Engel?“ „Ja“, sagte Castiel, „ich bin ein Engel des Herrn und ich bin vom Himmel gesandt um euch beide ins ewige Licht zu führen. Aber als ich dann hier war, hier bei euch, habe ich festgestellt, dass ihr hier auf der Erde viel mehr Gutes bewirkt, als wenn ich euch in den Himmel mitnehme. Es tut mir leid, ihr habt sehr viel leiden müssen ... ich kann euch anbieten euch jetzt mitzunehmen. Oder hierzubleiben mit euch.“ Dean starte in die Ferne. „Geister, Sam. Wir sind tot. Ich kann es einfach nicht fassen.“ „Nun“, sagt Sam, „eigentlich finde ich das ziemlich cool.“ Und er lächelte sein breites, verschmitztes Sammy-Lächeln. „Meinst du?“ „Klar“, sagte Sam, „jetzt verstehe ich auch, warum wir immer wieder gestorben sind und trotzdem nie tot bleiben konnten. Also jedenfalls dachten wir das. Es lag einfach daran, dass wir schon gestorben waren. Lass uns das Beste draus machen.“ „Ja“, sagte Dean, „lass uns das Beste draus machen.“ Er streckte eine Hand nach Castiel aus. „Hör mal, du Engel, da ich ja nun ein Geist bin und mir um vieles einfach keine Gedanken mehr machen muss, kann ich da mit einem Engel schlafen?“ Sam verzog das Gesicht. Er mache ein richtiges Sam Wincherster-sches Bitchface, als sein Bruder breit grinste und Castiel rot bis an die Ohrenspitzen wurde. Er ließ ein gespielt angewidertes Schnauben hören, drehte sich um und sagte: „O, Dean, Geist hin oder her, aber an dir ist immer noch einiges ganz unerträglich menschlich!“ Kapitel 2: Dinge, die ein Engel nicht braucht --------------------------------------------- Castiel war nun mal ein Engel. Und auch, wenn er nun schon seit geraumer Zeit unter den Menschen lebte, gab es viele Dinge, die Menschen taten, ja tun mussten, die für ihn nicht notwendig waren. Schlafen zum Beispiel. Jede Nacht brauchten die Menschen das. Nicht, dass es Castiel störte. Zu Anfang hatte er die Nächte damit zugebracht, an Deans Bett zu sitzen und ihm bei seinem Schlaf zuzuschauen. Er fand es ausgesprochen interessant, Deans ruhigem Atem zu lauschen. Die Bewegungen zu beobachten, die Deans Augäpfel offensichtlich hinter seinen geschlossenen Lidern vollführten. Dem Aufseufzen und Schnaufen zu lauschen, wenn Dean träumte. Das Herumwerfen. Das leise Murmeln. Dean war kein besonders ruhiger Schläfer. Besonders jedoch faszinierte Cas die kleine Haarsträhne, die oft in Deans Stirn fiel und die er unbewusst im Schlaf versuchte weg zu pusten, was nie gelang. Cas musste schmunzeln, wenn er dabei zusah. Ob Sam auch so unruhig schlief? Cas wusste es nicht. Sam hatte er nie so beobachtet, er hatte sich immer auf Dean konzentriert... Nun, wie auch immer, Dean hatte sich schon bald dagegen gewehrt, dass Cas ihn nachts nicht aus den Augen ließ. „Du kannst mich nicht so anstarren Cas. Herr Gott, das fühlt sich an wie... na ja, es nervt mich. Ich will das nicht, okay?“ Nun ja, Cas verstand zwar nicht, warum. Aber Dean bestand darauf, er pochte auf seine Privatsphäre, (Privatsphäre? In schmuddeligen Motels und billigen Absteigen? Oh Dean...), und da Cas Dean sehr schätzte, respektierte er das. Da er nun die Zeit, während Sam und Dean schliefen, anders zubringen musste, hatte er begonnen, ebenfalls zu schlafen. Dass er das nicht brauchte, hieß ja nicht, dass er es nicht konnte. Und er hatte festgestellt, dass es angenehm war. Er erfrischte ihn, und erstaunlicherweise mochte er das Gefühl des Verschlafen seins, kurz nach dem Aufwachen. Privatsphäre. Ja, das war etwas, worauf Dean großen Wert legte. Das zeigte sich auch darin, dass er bald danach darauf bestanden hatte, dass Sam sich ein eigenes Zimmer nahm, wenn sie wieder einmal in einem Motel einbuchten. Das war gewesen, kurz nachdem er und Cas dass erste mal miteinander Sex gehabt hatten. Sex war auch eines der Dinge, die er als Engel nicht brauchte. Immerhin dient Sex nun mal der Reproduktion, und er als Engel musste sich nicht reproduzieren. Gott hatte vor Äonen die Engel geschaffen und seither existierten sie. Punkt. Nun, Dean hatte ihm gezeigt, dass Menschen allerdings nicht nur aus diesem Grunde Sex hatten, sondern manchmal auch schlicht und ergreifend nur aus dem Grund, weil es Spaß macht. Und ja, es machte Spaß, und wie! Cas hatte direkt nach dem ersten Mal festgestellt, dass er davon mehr wollte. Und Dean hatte nichts dagegen einzuwenden. Dean hatte darum gebeten, dass er, Castiel, nur mit ihm Sex haben sollte. Er hatte sich einverstanden erklärt. Warum auch nicht, Sex mit Dean war toll. Sex mit Dean gab es oft genug. Und da er, Castiel, Sex ebenso wenig wie Schlaf wirklich brauchte, sondern um des Vergnügens Willen tat, war das für ihn vollkommen in Ordnung. Dean hatte das damit begründet, dass er Cas liebte. Was seltsam genug war, denn Dean hatte in der Vergangenheit mit jeder Menge Menschen geschlafen. Frauen, Männer, Cis, Trans – egal, er hatte genommen, was sich bot und hatte seinen reichlichen Anteil an Spaß dabei gehabt. Nun aber war – wie lautete doch die Metapher? - ach ja, der Schmetterling, der von Blüte zu Blüte flatterte, offenbar zur Ruhe gekommen. Und hatte sich in Cas verliebt. Schade sicher für Dean, dass das einseitige Liebe war. Oder eigentlich nicht, denn Cas liebte Dean ebenfalls. Aber er liebte ihn eben mit dieser engelhaften, himmlischen Liebe, wie er jeden einzelnen Menschen auf der Welt, der existierte, je existiert hatte und noch existieren würde, liebte. Diese Liebe war allumfassend. Sie liebte jede einzelne Menschliche Seele mit all ihren Schwächen und Stärken. Mit all ihrem Funkeln und Glühen, was die Existenz der Menschheit zu einem einzigartigen Leuchten in der Unendlichkeit des Raumes und der Ewigkeit der Zeit machte. Es konnte keine göttlichere Liebe geben. Und doch, für Deans Herz war das wohl nicht genug. Das spürte Cas. Denn Dean, der Teil dieser überwältigenden Liebe war, war dabei doch für Cas nichts besonderes. Nicht anders als jeder einzelne andere Mensch auch. Denn eine größere als die größtmögliche Liebe war schon rein mathematisch gar nicht möglich, nicht wahr? Nun, Cas genoss Deans Liebe. Auch wenn menschliche Liebe nichts war, was er wirklich brauchte, ebenso wenig wie Schlaf oder Sex, war es doch schön. Ja. Schön. Unbestreitbar. Und Dean schien sich zufriedenzugeben mit dem, was er bekam. Jedenfalls hatte Castiel unabsichtlich ein Gespräch zwischen Sam und Dean belauscht, und Dean hatte gesagt: „Es ist okay, Sammy. Ich bin ganz glücklich weißt du? Ich meine, ich kann nachts in Cas' warmen Armen schlafen. Er umschlingt mich wie ein Oktopus, aber ich mag das. Und der Sex ... Mann, der gefiederte Bastard versteht was vom Vögeln, sag ich dir. Und dazu noch allumfassende himmlische Liebe. Ist mehr, als manch anderer hat, oder?“ „Klar doch“, hatte Sam gesagt, und hatte vorgeben, die Träne nicht zu sehen, sie sich in Deans Augenwinkel schlich. Es war gut, ja, auf jeden Fall, dass Cas Dean nichts vorgemacht hatte. Von Anfang an klar gestellt hatte, dass Dean für ihn nichts besonderes wahr. Schlafen. Sex. Essen. Ganz profane menschliche Liebe. Alles Dinge, die ein Engel nicht brauchte. Genauso wenig wie Essen. Nun, Cas aß gern. Er mochte das. Gutes Essen war eine feine Sache. Da er es nicht nötig hatte, zu essen, legte er, wenn er aß, Wert darauf, dass das, was er zu sich nahm, gut, nein, erstklassig war. Mochten Dean und Sam sich in zweifelhaften Diners und billigen Snackbars irgendwelches dubios aussehendes und riechendes Zeug in den Mund schieben. Nein, das war nichts für Castiel. Er mochte das wahrhaft gute und hatte die Fähigkeit, es zu finden. Wahrhaft gut hieß dabei für ihn nicht unbedingt, ein überkandideltes zwanzig Gänge Menü mit irgendwelchen fancy Zutaten. Nein. Einfache, aber grundsolide, qualitativ hochwertige Zutaten, handwerkliches Können und Liebe zum Kochen. Das war es, was ein gutes Essen entstehen ließ. Das fand man gar nicht so selten am Rande der Straße in einfachen kleinen, familiengeführten „Homecooked Meals“. Und Cas hatte gelernt, selber zu kochen. Sicher, er hätte mit seinem Engels-Mojo jederzeit die beste aller Mahlzeiten mit einem Fingerschnippen erscheinen lassen können. Aber... die Sinnlichkeit des Zubereitens war auch etwas, was er schätzte, seit er unter Menschen war. Er hatte unterwegs ja nicht oft die Gelegenheit. Motelzimmer waren nicht der Ort für das Zubereiten von mehr als Dosengerichten. Aber jetzt, hier, in Bobbys gut ausgestatteter Küche, war es ihm ein Vergnügen, eine Mahlzeit zuzubereiten. Für sich selbst, Bobby, Sam und Dean. Und während er das Hackfleisch durchknetete, fiel sein Blick auf Dean. Dean, der ihm dabei zusah und aus dessen Augen Liebe funkelte. Cas seufzte. Es tat ihm leid, dass er diese Liebe nicht auf eine Weise erwiderte, wie Dean es erhoffte und auch verdiente. Er riss den Blick los, und widmete sich wieder der Zubereitung der Burger. Chili- Cheese Burger. Er hatte gar nicht gefragt, ob Sam und Bobby die auch mochten? Ach, egal. Es war Deans Lieblingsgericht. Kapitel 3: Die besten Burger ---------------------------- Liebe Ladinellos und Ladinchen, obwohl dies eine Sammlung unzusammenhängender One-Shots sein soll, könnte man diesen hier als Fortsetzung des letzten betrachten. Eure Ladi Cas knetete langsam und sorgfältig das Hackfleisch für die Burger durch. Es war schon irgendwie eine seltsame Vorstellung für ihn, dass das hier mal ein Lebewesen gewesen war. Ein Rind, das auf einer grünen Weide gestanden hatte, den Geschmack von Bergkräutern genossen hatte, den Wind, der um sein Maul wehte, wenn es muhte. Na ja, Gott, ihr aller Vater hatte es so eingerichtet, dass Menschen eben Fleisch aßen. Cas wusste um die Debatten darum. Er fand es gut, dass es Menschen gab, denen es wichtig war, andere Wege zu gehen und die Kühe in Ruhe muhen und die Schweine in Ruhe quieken zu lassen. Er wusste aber auch, dass das kein Thema war, mit dem er Dean jetzt kommen konnte. Irgendwann vielleicht, aber nicht hier und heute. Auf einem Gitterrost vor ihm ruhten die Burgerbrötchen, die er zubereitet hatte, zum abkühlen. Sie waren aus frischem, von Cas selbst angesetztem und zubereitetem Hefeteig. Er liebte das. Hefen waren lebendig; wenn man ihnen das gab, was sie brauchten, nämlich Nahrung in Form von Zucker und Mehl, dann wuchsen sie, gediehen prächtig. So einen Hefeteig unter den Händen zu fühlen, wie er lebendig quoll und wuchs und strebte, dass sprach Cas' Sinne an; sein Vater, der Herr, hatte das geschaffen und nun, wann immer er mit Hefe arbeitete, spürte er den Vorgang das Schaffens und Werdens in seinen eigenen Fingern. So seltsam das klang, aber – das aufgehen des Teiges unter seinen kundigen Händen brachte ihn seinem Vater nahe. Und er liebte dieses Gefühl. Zischend briet er die fertig geformten Burger auf dem Grillrost von Bobbys Herd an. Mann, diese Küche ließ beinahe nichts zu wünschen übrig! Erstaunlich, denn der alte Mann schien tatsächlich selber nicht über das Stadium „angebrannte Spiegeleier“ hinausgekommen zu sein. Nun, als seine Frau noch hier lebte, war das wohl anders gewesen, und sicher zeichnete sie für die Ausstattung dieser Küche verantwortlich. Während das Fleisch knusprig brutzelte, kümmerte er sich um die übrigen Zutaten. Da war ein Salatkopf, der knackigste und frischeste, den er hatte finden können. Da waren Tomaten, von einer alten, besonders aromatischen Sorte. Und da waren jene roten Zwiebeln, die Dean besonders liebte. Das alles hatte er vom hiesigen Bauernmarkt besorgt; so frisch und gut, wie es nur ging. Dann war da dieser Käse. Es war ein besonderer Käse, und er stammte aus einer winzigen, familienbetrieben Käserei in den französischen Alpen, deren Chef ein uralter Bauer war, und der sein Handwerk noch nach jahrhundertealter Tradition betrieb. Die Bottiche, die Molkeabscheider, die Bruchschneider waren alle alt und trugen die Patina von Generationen von handgemachtem Käse an sich; und das schmeckte man, neben Liebe, Leidenschaft und Können. Für Cas war es ja nun kein Problem, innerhalb eines Augenzwinkerns dort und wieder zurück zu sein. Er hatte einen halben Laib besorgt und ihn in dünne, aber nicht zu dünne Scheiben zerteilt. Würzig war er, kräftig und mit diesem gewissen Schmelz, der der Zunge und dem Gaumen wohl tat. Und dann die eingemachten Gurkenscheibchen. Sie entstammten dem Vorratskeller einer alten Russin, Anastasia Jegorowna Kusnjetzowa. Sie lebte mit ihrem Mann, Vitali Sergejewitsch Kusnjetzow, in einem winzigen Dorf in Kasachstan, zu Füssen des Altai-Gebirges. Sie waren bitterarme Leute, da ihre Rente nur schmal war und Vitali zu allem Überfluss einen großen Teil davon vertrank. Anastasia versuchte ihr bestes, um über die Runden zu kommen, und so zog sie im Sommer in ihrem kleinen Garten alle möglichen Arten von Gemüse, die sie trocknete, dörrte, in Steinguttöpfen einlegte oder mit Hilfe ihres alten Sterilisiertopfes in Gläsern einkochte. Der Einkochtopf war noch zu Sowjetzeiten über verschlungene Wege vom Emaillierwerk in Thale in der damaligen DDR in ihr Dorf gelangt. Dort hatte er lange Zeit in der Großküche der Kolchose seinen Dienst verrichtet und dann, als diese aufgelöst worden war, hatte sie es geschafft ihn an sich zu bringen. Die Gurkenscheiben, die sie in großen Gläsern in einer würzig – säuerlichen Tunke einkochte, waren unvergleichlich. Es waren die besten auf dem ganzen Erdenball. Doch Anastasia verkaufte sie nicht; sie waren für den Eigenbedarf und halfen, sie und Vitali über den Winter zu bringen. Nun, Cas hatte sich schon hin und wieder eines der Gläser geholt; nun ja, stibitzt. Doch da er kein Dieb war, immerhin war man Engel und sich als solcher etwas schuldig, hatte er ihr ohne ihr Wissen Gegenleistungen erbracht. Er hatte dafür gesorgt, dass die Pflanzen in ihrem Garten jedes Jahr wieder besonders prachtvoll wuchsen und eine reiche Ernte einbrachten. Dass der Kirschenbaum die Äste bog und beinahe brach unter der Last der köstlichen Früchte. Das Katjuschka, die Ziege, reichlich Milch gab und bei bester Gesundheit blieb. Und, nun ja, dass Vitali, als er wieder einmal dem Wodka besonders kräftig zugesprochen hatte und sich dann, wie schon so oft, an Anastasia vergriff und sie schlug, stolperte und die Treppe zum Erdkeller hinunterfiel. Dabei brach er sich ein Bein. Zwar musste ein Arzt bezahlt werden, doch der Doktor, der einmal die Woche ins Dorf kam, kannte die Qualität von Anastasias Eingemachtem und gab sich damit zufrieden. Und die Alte hatte ein paar Wochen Ruhe vor ihrem Mann, der liegen musste und sich nicht bewegen konnte. Sicher, das war so nicht in Vitalis Schicksal verzeichnet gewesen. Doch – es stelle sich niemand zwischen einen rächenden Engel und seine Gurkenscheiben! Dann waren da noch die eingelegten scharfen Chili-Schoten. Die hatte Cas von einem lauten bunten fröhlichen Bauernmarkt am Rande von Mexiko-City beschafft; Carmen Mannito Guerrera hatte sie ihm mit einem fröhlichen Lächeln und einem charmanten Augenaufschlag verkauft. Hätte die junge und wie viele andere ihres Kulturkreises sehr religiöse Frau gewusst, dass sie gerade mit einem Engel geflirtet hatte, hätte sie vermutlich der Schlag getroffen. Nun, sie wusste es nicht, und so konnte sie sich voller Seelenfrieden nach getaner Arbeit ihrem Gatten Pedro hingeben und ihre leidenschaftlichen Lustlaute in den Hinterhof ihres winziges Häuschens ertönen lassen. Und die Soße, die war ganz unspektakulär von einem Straßenstand in New York und war ebenso schlicht wie wahr die beste, die man bekommen konnte. Die Burger waren fertig gebraten, und Cas begann, sie aufzustapeln. Dean, der ihm die ganze Zeit dabei zugesehen hatte, leckte sich die Lippen. Seine Augen funkelten. Und Cas, der sich immer noch einredete, dass seine Liebe zu Dean sich nicht von der zu allen anderen Menschen unterschied, merkte nicht einmal, dass er beim Verspeisen der Köstlichkeit keine Sekunde daran dachte, ob es wohl Sam und Bobby schmecken würde, sondern ausschließlich Deans Laute des Wohlbehagens trank wie perlenden Sekt ... oder besser wie ein gutes abgelagertes Bier. Bier passt besser zu Burgern. Außerdem hätte Dean ein gutes Bier viel eher zu schätzen gewusst. Kapitel 4: Nicht jetzt! / Ja! ------------------------------- Nicht Jetzt! "Dean?" "Ja, Cas?" "Ob es jemals ruhiger sein wird auf der Erde? Ohne all die Geister und Dämonen?" "Ich weiß nicht, Cas, aber ..." "Du wirst immer gemeinsam mit mir kämpfen, ja, Dean?" "Ja, Cas, aber ... ugh ..." „Und ..." "Cas!!!" „Ja, Dean?" "Nicht jetzt, Cas ... aaah ..." "Oh ... okay. Dean. Du weißt ja, ich bin nicht so geschickt in den zwischenmenschlichen Sachen ..." "Ja, Cas ... mmmpf" "Meinst du, dass ich jetzt besser nicht so viel reden sollte?" "Ja, Cas ... ohhh ..." "Aber warum, Dean?" "Weil du gerade dabei bist, mich zu vögeln!?" "Du hast recht, Dean ... ich bin schon still." "Oh Gott, Caaassss ..." ____________________________________________________ Ja! Mein Engel, dachte Dean, als er an Sams Arm die Gasse zwischen ihren Freunden und Verwandten hindurch schritt. Sein Engel, Castiel, der heute mal keinen Trenchcoat trug, sondern einen vorschriftsmäßigen feinen Anzug, wie sich das gehörte, strahlte ihn an. Aus diesen Augen, die einen freudigen Unglauben ausstrahlten - Unglauben, was für ein Wort in Zusammenhang mit einem Engel, dachte Dean und kicherte - darüber, dass er im Begriff war, Dean zu heiraten. Dean, der Mensch, der wunderbare Mann, würde gleich ja sagen. Zu einer Ehe mit einem Engel. Mein Engel, dachte Dean, als Sam seine Hand Castiel übergab. Mein Engel. Mein Mann. Kapitel 5: Ein Engel und ei Dämon ... -------------------------------------- „Also“, sagte Dean, während er in den dritten Gang schaltete und der Impala wie ein Kätzchen schnurrte und über die schnurgerade Landstraße rollte, „ein Engel und ein Dämon sitzen auf der Rückbank eines Wagens ...“ „Hier ist aber kein Dämon“, ließ Cas sich von hinten vernehmen. „Mann, Cas, das ist mir klar. Ich erzähle doch nur einen Witz!“ „Ach so, Dean, du meinst also, wie eine Geschichte? Die man sich ausdenkt?“ „Genau, Cas. Wie eine fiktive Geschichte. Nur in lustig. Capiche?“ „Alles klar, Dean. Ich höre zu. Du kannst weiter erzählen." „Gut, also ein Engel und ein Dämon sitzen auf der Rückbank eines Wagens. Plötzlich sagt der Dämon: 'Wo zum Teufel fahren wir eigentlich hin?' Und der Engel antwortet: 'Um Himmels Willen, woher soll ich das denn wissen?' Und ...“ „Aber Dean, du solltest doch wissen, dass wir Engel so nicht reden würden. Wir nehmen den Namen unseres Vaters, des Herrn, nicht lästerlich in den Mund, und den des Himmels auch nicht!“ „Mann, Cas! Das weiß ich doch! Es ist doch nur ein Witz!“ „Und außerdem, welcher Engel und welcher Dämon sind gemeint? Weil es ja schon einen Unterschied macht, ob du hierbei von, sagen wir, Ruby und Anna redest oder von zum Beispiel mir und Crowley?!“ „Castiel, das ist doch völlig egal! Es geht um irgendeinen fiktiven Engel und irgendeinen fiktiven Dämon in meiner fiktiven Geschichte, die eigentlich ein Witz ist und den ich jetzt einfach mal in Ruhe erzählen möchte, Comprende?“ „Entschuldige“, sagte Castiel. „Witze erzählen ist mir nicht vertraut.“ „Ja, ihr Engel seid einfach Spaßbremsen.“ „Nein, Dean, das ist nicht fair. Wir haben immer sehr viel gelacht in meiner Garnison. Aber euer menschlicher Humor ist doch eher ... nun ... einfach.“ „Immerhin finden wir es nicht lustig, die gesamte Erden zum Spaß zu vernichten.“ Castiel schluckte. „Du hast recht.“ Sie fuhren weiter. Schließlich fuhr Dean fort. „Also. Ein Engel und ein Dämon sitzen auf er Rückbank eines Autos. Plötzlich sagt der Dämon: 'Wo zum Teufel fahren wir eigentlich hin?' Und der Engel antwortet: 'Um Himmels Willen, woher soll ich das denn wissen?' Sagt der Dämon: 'Und wer zum Teufel sitzt da vorne hinter dem Steuer?' Und der Engel sagt: 'Um Himmels willen, woher soll ich das wissen?' Und der Dämon ...“ „Dean?“ „Ja, Cas?“ So langsam aber sicher klang Deans Stimme ein wenig genervt. Das tat Cas ja leid, aber er wollte nun mal die ganze Sache verstehen. „Dean, wenn doch die beiden nicht wissen, wer das Auto lenkt, und wohin es geht, warum fragen sie nicht einfach den Fahrer?“ „Meine Güte, Cas! Das ist doch Witz an der Sache, dass sie es eben nicht wissen, und wenn sie den Fahrer fragen, geht der ganze Witz verloren. Und jetzt lass mich doch einfach zu Ende erzählen!“ „Ich weiß nicht, Dean. Mir kommt es so vor, als ob bei deinem Witz alles nicht so ganz passt.“ „Was? Warum denn?“ „Na ja, dass ein Engel und ein Dämon friedlich zusammen auf der Rückbank eines Autos sitzen, ist ja schon ungewöhnlich, oder? Du musst zugeben, wenn das in deinem Leben vorgekommen ist, und es ist vorgekommen, dann steckte jedes mal eine dramatische Hintergrundgeschichte dahinter, nicht wahr? Und ... nun ... sollte man diese Geschichte nicht erzählen, damit man den Witz besser versteht?“ „Nein, Cas. Das gerade nicht. In der kürze liegt die Würze, weißt du? Wenn man bei einem Witz zu viel erzählt und erklärt, dann ist er nicht mehr lustig.“ Cas schaute zweifelnd. „Na gut, wenn du meinst, Dean ...“ „Also noch mal. Ein Engel und ein Dämon sitzen auf er Rückbank eines Autos. Plötzlich sagt der Dämon: 'Wo zum Teufel fahren wir eigentlich hin?' Und der Engel antwortet: 'Um Himmels Willen, woher soll ich das denn wissen?' Sagt der Dämon: 'Und wer zum Teufel sitzt da vorne hinter dem Steuer?' Und der Engel sagt: 'Um Himmels willen, woher soll ich das wissen?' Und der Dämon schaut zu dem Engel und sagt: 'Und wer zum Teufel bist du?' Und der Engel sagt...“ „Castiel.“ „Was?!“ „Na, du hast gefragt, wer ich bin!“ „Herr Gott, Castiel, das war doch Teil des Witzes!“ „Ach so. Entschuldige, Dean. Aber, Dean?“ „Ja?“ „Bitte, nimm auch du den Namen unseres Herrn nicht auf diese Weise in den Mund, ja?“ „Entschuldige Castiel. Also, soll ich nun weiter erzählen?“ „Ja, gerne Dean.“ „Gut. Also der Dämon sagt: ' Wer zum Teufel bist du?' Und der Engel antwortet: 'Um Himmels willen, woher soll ich das denn wissen?' Und der...“ Castiel aber brach in einen Lachanfall aus. „Oh, Klasse, Dean“, brachte er unter Tränen hervor, „Das ist der lustigste Witz, den ich je gehört habe! Um Himmels Willen, woher soll ich das wissen ... ich kann nicht mehr, das ist sooo komisch!“ Und er lachte und lachte, bis er kaum noch Luft bekam und die Tränen nur so über seine Engelswangen rollten. Na ja, dachte Dean, eigentlich war das ja noch gar nicht die Pointe. Und eigentlich ist das bis dahin noch gar nicht komisch ... Aber ... Er schmunzelte, denn Cas so ausgelassen lachen zu sehen, das war etwas, was ihm ausgesprochen gut tat. Vor allem deshalb, weil es nicht so oft vorkam. Der Engel war Deans Meinung nach oftmals viel zu ernst. Also lächelte er zufrieden und beließ es dabei. Wenn Cas den Witz eben so mochte, wer er dann, das zu bekritteln? Er sah in den Rückspiegel und genoss einfach die Fröhlichkeit seines Gefiederten Kumpels. Passt schon, dachte er, passt schon. Und dann konzentrierte er sich wieder mehr auf Baby, da die Straße nun etwas kurviger wurde. Doch das Lachen seines ganz persönlichen Engels perlte noch eine ganze Zeit lang auf dem Rücksitz hinter ihm. * * * Na, fällt irgendjemandem von Euch eine Pointe zu dem Witz ein? Eure Ladi Kapitel 6: Finsternis --------------------- Die dunkelste Stunde in meinem Leben? Ach ja, es hat viele gegeben, das ist unzweifelhaft. Ich habe schauderhaftes gesehen, finstere Mächte, blutrünstige Bestien, Wesen, so furchtbar und grauenhaft, dass es ein Wunder ist, dass ich meine geistige Gesundheit einigermaßen behalten habe. Wenn mein Bruder Dean letzteres vielleicht auch anzweifeln mag ... Aber ehrlich, all die Ghule und Vampire und heidnischen Gottheiten waren nicht das schlimmste, das ich erleben musste. Wenn ich ehrlich bin, war der Augenblick, als ich meinen Vater und meinen Bruder zurück ließ, um nach Kalifornien an die Universität zu gehen, und Jura zu studieren, wesentlich schmerzhafter. Und beängstigender. Und übler. Ich ging gegen den ausdrücklichen Wunsch von Dad. Er wollte, dass ich im „Familiengeschäft“ bliebe. Wir hatten uns lange schon nicht mehr verstanden, nur noch gestritten, angeschrien ... und nun zu gehen, all das hinter mir zu lassen, was bisher mein Leben gewesen war; den Mann hinter mir zu lassen, der mich immerhin aufgezogen hatte; und meinen Bruder zurück zu lassen, der es nicht schaffte, sich aus Dads Umklammerung zu lösen, das brachte mich fast um. Aber ich hatte keine Wahl. Wäre ich geblieben, wäre ich zerbrochen. So einfach ist die Sache. Dennoch. Die dunkelste Stunde in meinem Leben war auch das nicht. Die kam erst, als ich wieder mit Dean vereint war und wir gemeinsam auf der Suche nach Dad waren. Und während wir suchten, taten wir, was man in unserer Familie einfach tat, wir gingen übersinnlichen Phänomenen nach, gingen ihnen auf den Grund und versuchten, zu helfen und zu retten. So kamen wir eines Tages in diese kleine Stadt, wo es Tote gegeben hatte, die unter seltsamen Umständen gestorben waren. Die waren umgebracht worden, auf ziemlich unschöne Weise, und diejenigen, die sie töteten, behaupteten, den Auftrag dazu von einem Engen des Herren bekommen zu haben. Und die getöteten stellten sich als ziemliche Übeltäter heraus. Kinderschänder, Vergewaltiger und so was. Ein Engel! Das hat mich damals ganz schön umgehauen. Ich fand es zwar erstaunlich, dass ein Engel solche Aufträge erteilen sollte, andererseits ... wenn Gott beschlossen hätte, mit solchen Verbrechern aufzuräumen, und einen Engel auf diese Mission geschickt hatte ... konnte ich als kleiner Mensch mit meinem sicherlich auch fragwürdigen moralischen Kompass daran zweifeln? Und so war ich gefangen von dem Gedanken, dass das alles so richtig sein könnte. Und vor allem: ich war begeistert, dass es Engel tatsächlich gibt! Na ja, später haben Dean und ich dann tatsächlich Engel kennengelernt. Und feststellen müssen, dass sie ziemliche Arschlöcher sein können. Selbst Castiel, den ich eigentlich gern mag, der inzwischen für meinen Bruder und mich ein echter Freund geworden ist. Selbst Cas hat sich zwischenzeitlich mal zum Gott aufgespielt, mit nem Oberdämon zusammengearbeitet und noch mehr Mist gebaut. Aber immerhin hat er dabei geglaubt, das richtige zu tun. Andererseits haben das Uriel und Zacchariah und wie sie alle heißen auf ihre Weise wohl auch immer geglaubt. Selbst Luzifer, der ja letztlich auch ein Engel ist, wenngleich ein gefallener. Insgesamt gesehen, haben Engel also eine seltsame Auffassung von richtig und falsch, und das sage ausgerechnet ich mit dem, wie schon erwähnt, fragwürdigen Moralkompass ... Aber kommen wir mal zurück zu jenen Ereignissen in der kleinen Stadt. Dean hat damals nicht geglaubt, dass ein Engel für all das verantwortlich war. Er hat nicht einmal geglaubt, dass es Engel gibt. Weil wir damals noch dachten, Engel wären gute Wesen, wären da, um und Menschen zu schützen; wir hielten sie für zuckersüße puttengesichtige Lichtgestalten oder so. Und im Gegensatz zu mir fand Dean nicht, dass das Töten lassen von Menschen auf grausame Weise, selbst wenn es böse Menschen waren, etwas Gutes sei. Na ja, eigentlich finde ich das auch nicht, aber damals war ich von dem Wunsch geblendet, dass ein Engel auf der Erde wandelt und das alles Gottes Wille sei. Wie naiv wir doch waren. Und dann stellte sich raus, dass es kein Engel war, sondern die arme Seele eines Priesters. Der es nicht geschafft hatte, den Weg zur anderen Seite zu finden. Der noch hier unter uns war. Ein Geist, ein verdammter Geist! Nichts weiter! Und der hielt sich eben für was großes und meinte, Gutes zu tun, wenn er diese Leute umbringen ließ ... Herr Gott. Tja. Da stand ich nun. Und musste begreifen, dass es Engel nicht gibt. Jedenfalls war das damals der Schluss aus alle dem, und heute, im Nachhinein wäre ich manchmal froh, wenn es dabei geblieben wäre, denn Rafael und co. sind alles andere als liebevolle Beschützer oder Rauschgoldgestalten ... Wie auch immer. Dieser Augenblick. Als ich nach dem Hoffen und Glauben plötzlich mit der Erkenntnis getroffen wurde, Engel existierten nicht. Die Überzeugung gewinnen musste, all das, was ich mir erhofft hatte, Engel, die Kraft des Glaubens und vielleicht Gott selber, existierten nicht. Das war die dunkelste Stunde meines Lebens. Ja, auch wenn der Weg, den Dean und ich gegangen sind, da eigentlich erst am Anfang lag und noch so viel finsteres vor uns. Für meine Seele war dieser Augenblick der schwärzeste, den ich je erlebt habe. Und das ist er bis heute. Kapitel 7: Radio Pandemonia --------------------------- Einen wunderschrecklichen schlimmen Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer, hier spricht Radio Pandemonia, wie immer mit eurem Lieblingsmoderator Tom Schauderlich am Mikrofon. Ich hoffe ihr seid alle gut aus euren dornenübersäten Betten gekommen. Draußen herrschen herrliche 100 Grad Celsius, die höllische Hitze brütet und lässt die Flammen züngeln, bestes Wetter also, um in einen wunderbar widerlichen Montag Morgen zu starten! Lasst uns beginnen mit ein bisschen Musik und zwar mit unserem All- Time- Klassiker: „Highway to Hell!“ * ~~~* Sooo, nachdem wir diesen Klängen gelauscht haben, kommen wir nun zu den Nachrichten. Zuerst lokales. Die Höllenbrigade von Flammenmeer Siebzehn steht nach wie vor im Streik. Wie unser Reporter vor Ort, Waldemar Wahn, berichtet, haben die streikenden Dämonen der Kategorie eins bis sieben sich schon länger über fehlendes Heizmaterial beschwert. Ihrer Aussage nach werden andere Bereiche der Hölle seit Jahr und Tag bevorzugt beliefert, dennoch erwartet man von ihnen die gleichen Leistungen im Foltern und Quälen der verlorenen Seelen wie in anderen Abteilungen. Und das wäre doch nun nicht gerecht. Die Antwort der Verantwortlichen ist eindeutig: Ja natürlich nicht! Herr Satan, wir sind hier in der Hölle! Da ist Gerechtigkeit nun wirklich nicht auf der Agenda! Also wird man, so ließen offizielle Stellen verlauten, sämtliche streikenden Dämonen ihre eigene Medizin kosten lassen. Sie werden auf die anderen Flammenmeere Eins bis Sechsundsechzig verteilt, jedoch nicht als Diensthabende, sondern als zu Bedienende. Nun, man wird sehen, wie ihnen die Qualen schmecken. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass diese Abweichler nie wieder streiken werden. Wieder einmal hat unsere großartige Höllische Administration ein Problem zu allseitigen Zufriedenheit gelöst. Bevor wir uns weiteren Nachrichten zuwenden, hier ein Hinweis auf einen wichtigen und wertvollen Kulturbeitrag. Wie allgemein bekannt sein dürfte, ist die Menschheit dabei, ihre Welt durch den Klimawandel langsam aber stetig zu zerstören. Es sind nun Stimmen laut geworden, die sich die Frage stellen, ob auch hier wieder die weise Voraussicht unserer Führung dahinter steckt, die die Absicht hegt, die Heizkosten der Hölle zu senken einerseits, andererseits aber wäre es doch durchaus möglich, dass das ein Wirken und Trachten des so genannten Himmels ist, um den Menschen den Abstieg in die Hölle zu erleichtern, indem ihr Leben auf Erden dem höllischen Dasein immer ähnlicher gemacht wird. Denn der Himmel, so sagt man, sei überbevölkert. Nun, letzteres ist sicher Unsinn, wenn man es mit gesundem Dämonenverstand betrachtet, denn wo sollten die vielen reinen Seelen her kommen, die nötig wären, um den Himmel so zu verstopfen? Na also. Dennoch. Da unsere infernale Führung sich bisher nicht dazu geäußert hat (und sie werden es sicherlich nicht zugeben, ihre arthritischen Klauen im Spiel zu haben, nur für den Fall, dass es schief geht und die Menschheit sich eines besseren besinnt; denn wenn man vornehin nichts zu gibt, muss man im Nachhinein nichts von sich weisen! Gewitzt nicht wahr?) gibt es heute Abend hier auf dem Sender eine Podiumsdiskussion zu dem Thema. Es werden namhafte Dämonenfürsten anwesend sein. Bitte schalten auch Sie wieder ein! So und nun wie versprochen weltweite Nachrichten. Und eigentlich interessiert unsere geneigte Zuhörerschaft doch nur eines: Das Wirken und Streben der Winchester- Brüder. Grundsätzlich ist die Tatsache, dass sie verlorene Seelen uns, der Hölle zuführen, ein zu Dank verpflichtendes Werk. Nun, Dank werden sie nicht ernten, wir sind hier immerhin die Hölle. Und haben schon aus Prinzip keinen Anstand. Wo kämen wir denn da hin? Darüber hinaus jedoch haben die beiden immer mehr unserer dämonischen Brüder und Schwestern - nun eigentlich weder noch, denn wie jeder weiß, sind wir Dämonen geschlechtslos - doch lassen wir dass. Also sie haben etliche unserer Brüder und Schwestern hingeschlachtet. Gemordet. Oh Mann. Wir haben bisher keinen Weg gefunden, die beiden zu stoppen, sollte es etwa so ein, dass unsere Führung nicht weiter weiß? Doch nein, ein solcher Gedanke wäre Satanslästerung, und dazu werden wir von Radio Pandemonia uns sicherlich nicht hergeben. In einer Sache jedoch können wir die höllische Bevölkerung beruhigen. Entgegen allgemeiner Befürchtungen gibt es keine Bestrebungen des Himmel, die Hölle als einen Ort der Qual und des Leides und damit der Dinge, die dem Himmel ein Gräuel sind, komplett abzuschaffen. Erst kürzlich hat der derzeitige Sprecher der himmlischen Mächte, der Engel Castiel, bekannt gegeben, dass solcherlei Absichten reine Erfindung seien. Ich zitiere: „Die Hölle, so furchtbar sie auch sein mag, wird weiterhin benötigt. Hölle und Fegefeuer erfüllen wichtige Aufgaben der gesamtspirituellen Reinigung des menschlichen Seelenbestandes. Oder um es für den Laien verständlich auszudrücken: So lange es Menschen gibt, die die Hölle verdienen, wird es die Hölle auch geben.“ Verhasste Brüder und Schwestern oder wie immer ihr euch nun bezeichnen wollt - Ihr seht also, es besteht keinerlei Gefahr eines himmlischen Auslöschungskrieges. Mit diesen Worten beende ich die Nachrichten. Fahren wir fort mit einem weiteren Song: „Ich will mit dem Teufel tanzen“ von DieLadi. Ich wünsche euch eine grauenhaften Montag Morgen! Kapitel 8: Sirene ----------------- Dean mochte diesen Special Agent Nick Monroe vom ersten Moment an. Und es stellte sich raus, dass es allen Grund dazu gab. Der Typ war einfach genau das, was Dean sich in einem Freund ersehnte. Jemand, der ihm etwas geben konnte, was in seinem Lebens total fehlte bisher. Jemand, der dafür sorgen konnte, dass Dean sich nicht so allein fühlte. Also, na ja, Dean liebte seinen Bruder. Und hätte alles für ihn getan. Sam für ihn sicher auch. Aber Sam hatte einfach einen furchtbaren Geschmack, was Frauen, Kleidung und Essen betraf, aber vor allem, wenn es um Musik ging. Und Sam hatte manchmal ein wenig altbackene Vorstellungen von Moral und Anstand … pah. Dann gab es da Bobby. Aber Bobby war eher ein väterlicher Freund. Dean konnte ihm alle Sorgen anvertrauen, sicher. Aber Bobby hatte für ihn meist ein paar Kopfnüsse und ein gemurmeltes „Idiot“ zur Hand, und seine zupackende Art. Unbezahlbar, wenn man in der Scheiße steckte. Aber eben nichts zum nicht mehr einsam sein. Deans zahlreiche Liebschaften ... Na ja das waren alles nur Bettgeschichten gewesen … Also füllte Nick Monroe einen Lücke in seinem Leben, der er sich bis dahin nicht einmal bewusst gewesen war. Der Typ war aber auch großartig. Er hatte Ahnung von Rockmusik. Er kannte nicht nur alle Songs, die Dean so liebte, er wusste wer sie wann veröffentlicht hatte und warum und kannte alle Anekdoten und Geschichten, sie man sich darüber so erzählte. Und was wichtiger war - er kannte sie nicht nur, er liebe sie. Er mochte Autos, die guten alten Klassiker - Deans Impala ließ ihn geradezu in Rufe des Entzückens ausbrechen. Er mochte gutes Essen, er mochte Bier. Und er schwärmte von Sex. Ein Mann, ein Kumpel, ein Freund nach Deans Geschmack. Dean wünschte sich nur, er würde ihn einweihen können in das, was Sam und er hier wirklich suchten: nicht einfach eine sereinmordende Stripperin, sondern - eine Sirene. Ein übernatürliches Wesen. Aber wie sollte er das? Wenn er mit so was ankäme, würde Nick doch entweder das Weite suchen oder ihn in die Kapsmühle einliefern lassen. Vermutlich beides. Also verkniff sich Dean diesen Wunsch und genoss einfach den Abend mit Nick in der Striptease Bar. Mit Bier, Musik, schönen Frauen - auch wenn man dienstlich hier war, durfte man das doch genießen, oder? - und viel Gemeinsamkeit. Gelächter und ein Gefühl der - Nähe. „Sie sind für einen Agenten echt nicht übel“, sagte Nick und strahlte ihn an. „Sie sind doch auch Agent, oder? Aber Sie haben recht. Sind längst nicht alle so cool wie wir!“ Nick lachte. „Aber Hallo!“ Dann wurde er etwas ernster. „Und Sie wollen mir nichts genaueres über den Fall sagen?“ „Mehr wissen wir nicht. Habe Ihnen alles gesagt, was mein Partner und ich bisher herausgefunden haben“, schwindelte Dean. Verflixt. Nick lehnt sich zurück. „Na , dann lassen Sie uns mal beide auf die süßen Mädchen hier aufpassen, ne?“ „Na ja,“ sagte Dean, „aufpassen müssen wir vor allem auf die Männer. Damit sie nicht der Frau, sie wir suchen, in die Hände fallen.“ Nick lachte. Sein Lachen klang wie perlender Champagner. „Sie haben recht, Agent Murdock.“ Dean krümmte sich innerlich bei dem falschen Namen. Es gefiel ihm nicht, Nick anzulügen … aber er hatte keine Wahl, oder? „Agent Murdock“, sagte Nick, „muss ich denn dann auch auf Sie aufpassen?“ „Was?“ Dean verstand nicht. „Nun“, sagte Nick, „nicht, dass diese Frau am Ende Sie in die Finger bekommt? Oder …“ Nick warf ihm einen Blick durch seine für einen Mann erstaunlich langen Wimpern zu, „besteht bei Ihnen die Gefahr nicht, da sie eher an männlicher Begleitung interessiert sind?“ Dean verschluckte sich beinahe an seinem Bier. Flirtete der Mann etwa mit ihm? „Nun …“, sagte er unsicher. Nick lachte leise. „Denn wenn dem so wäre …“, sagte er, „dann könnten wir vielleicht akzeptieren, dass es schon spät geworden ist und wir heute sicher nichts mehr erreichen, und könnten eventuell … anderswo …“ Er brach ab. Tatsächlich. Special Agent Nick Monroe flirtet mit ihm. Und Dean konnte nicht bestreiten, dass ihm das Ganze gefiel. Aber wie sollte er nun reagieren? Er legte seine Hand auf dem Tisch zwischen ihnen ab und ließ sie langsam in Richtung von Nicks Hand gleiten. „Ich mag die Vorzüge eines weiblichen Körpers“, sagte er, „doch ich habe ebenso Freude an männlicher … Begleitung.“ Wieder strahlte Nick. „Nun, ich möchte an der Stelle mal erwähnen, dass mein Hotelbett erstaunlich weich und mein Zimmer an sich äußerst komfortabel ist.“ Dean schluckte. Dann stand er auf und schob seinen Stuhl zurück. Nick packte nun seine Hand. „Komm“, sagte er. Dean nickte. Er spürte die Röte in seinem Gesicht. Spürte das Verlangen in seinem Schoß. Hand in Hand verließen sie den Stripclub. * * * Nick war wirklich großartig. Er mochte Rockmusik. Er mochte Autos. Er mochte Bier und gutes Essen. Er mochte Sex. Er mochte Sex mit Dean. Er stellte Sachen mit ihm an, die Dean sich in seinen kühnsten Träumen nicht hatte vorstellen können. Er war einfach der perfekte Kumpel. Der ideale Freund. Und der wie für ihn geschaffene Liebhaber. * * * Die Ereignisse überschlugen sich und als Dean schließlich am nächsten Abend mit Nick im Auto saß, um die hübsche Ärztin zu beobachten, die Sam um den Finger gewickelt hatte und die wohl ganz offensichtlich die Sirene sein musste, nahm er allen Mut zusammen und erzählte Nick schließlich die ganze Angelegenheit. Wer sie wirklich waren. Was sie taten. Und die Sache mit der Sirene. Nick nahm es erstaunlich gut auf. Auch wenn er, natürlich, anfänglich Skepsis zeigte, kam er doch erstaunlich schnell dazu, Dean einfach zu glauben. Als Dean ihm einen Schluck aus seiner Flasche anbot, ein guter Whisky immerhin, nahm er ihn gerne. „Den brauch ich jetzt auf den Schreck“, sagte er. Dann sah er Dean an. „Sie sagen also, diese … Sirene … versetzt diese Männer mit einer Art Droge?“ „Ja, Nick. In gewisser Weise könnte man das so bezeichnen.“ „Mmmh“, brummte Nick. „Und ... Wie genau macht sie das?“ Dean zuckte mit den Schulter. „Vielleicht spritzt sie es ihnen? Oder - vielleicht wird es über direkten Körperkontakt übertragen?“ Nicks interessiertes Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. „Nun“, sagte er langsam, „vielleicht wird es auch durch … Sperma … übertragen?“ Und als er Dean nun ansah, da hatte sein Blick … etwas wölfisches … Kapitel 9: Warum also? ---------------------- Tja, ich kann es gut verstehen, dass du, mein Vater, unser aller Herr und Gott, wissen möchtest, wie das geschehen konnte. Nun, das ist falsch. Denn du weißt es ja bereits. Du bist unser aller Herr und Gott. Du bist derjenige, der diese und viele andere Welten und Universen geschaffen hat, der uns Engel schuf als seine Kinder, und der die Menschheit schuf, die erstaunlicherweise bedeutender ist, als manche meiner Brüder glauben mögen. Du hast das Schicksal jedes einzelnen Menschen genauestens geplant und vorhergesehen. Nichts von alledem, was geschieht, ist für dich eine Überraschung oder auch nur im Ansatz fragwürdig. Denn du bist es, der es geschehen lässt und der alles und jedes werden lässt. Warum also Vater, fragst du mich, Castiel, deinen Sohn, wie es geschehen konnte, dass ich mich in diesen Menschen, Dean Winchester, den rechtschaffenen Mann, verliebt habe? Du weißt es, denn es war dein Plan. Und doch möchtest du, dass ich mir Gedanken darum mache, denn auch wenn ich ein Engel bin, noch dazu einer aus den oberen Ebenen deiner Engelsgarden, sehe ich doch nicht wie du Ursprung und Folgen, Sinn und Grund aller Dinge und Geschehnisse. Gut Vater, ich werde es versuchen. Ich wusste um ihn, lange bevor man mir befahl, ihn aus der Hölle zu befreien. Doch erst, als ich ihn das erste Mal wahrhaftig sah, und einen Blick auf seine so geschundene und doch so rein gebliebene Seele werfen durfte, wurde mir klar, was er für die Welt bedeutet. Das Winchester-Evangelium sagt es ganz klar: Er und sein Bruder Sam sind geschickt worden, um die Welt zu retten. Und ich sah es in diesem Augenblick. Ich sah Schönheit und Klarheit und Reinheit und Wahrhaftigkeit. Und nicht Sam ist es, dem die Welt ihre Rettung verdanken wird. Nein, Dean ist es, der bei all dem Schlimmen, was um ihn herum geschieht, niemals den Blick verloren hat für das, was gut und was richtig ist. Doch nicht das war der Grund, weshalb ich begann, in mir die doch für einen Engel untypischen Gefühle des Verliebtseins zu spüren. Der Grund dafür war die Art und Weise, wie Dean das schaffte. Eigentlich war es ganz einfach, und doch ist es für viele so schwer, ja beinahe unmöglich. Er lebt sein Leben. Er lebt es einfach. Er ißt, wenn er Hunger hat und genießt dabei jeden Bissen. Er trinkt, wenn er Durst hat, er trinkt andere Dinge, wenn ihm danach ist, seinen Kopf ein wenig zu vernebeln. Er kämpft, wenn er etwas als des Kämpfens Wert empfindet. Er ruht wenn er müde ist. Er lacht wenn er etwas lustig findet, er weint wenn er traurig ist. Er hat Sex, wenn ihm danach zumute ist. Und mit wem auch immer ihm zumute ist. Und er liebt, wen auch immer er seiner Liebe würdig findet. Er denkt nicht darüber nach, sein Leben so zu nehmen wie es ist; er tut es einfach. Und es gibt noch etwas, was ich zutiefst an ihm bewundere. Und eigentlich hängt auch das mit dem bereits genannten zusammen. Dean hat keine Angst. Nein, das ist falsch. Natürlich hat er Angst. Dazu hat er zu viel Schlimmes erlebt. Und dazu ist er sich auch der Tatsache zu sehr bewusst, dass es immer wieder erneut Schlimmes geben wird, und dass Himmel und Hölle letzten Endes die Erde und die Menschheit als bloßen Spielball betrachten. Dennoch. Er mag Angst haben, aber die zeigt er nicht. Nein, auch das stimmt so nicht. Er zeigt sie. Er zeigt sie wenn alles vorüber ist, er zeigt sie den Menschen, nun ja, den Wesen, die ihm etwas bedeuten, und bei denen er sicher ist, dass sie ihn und seine Angst auffangen werden. Doch in dem Moment, wo die Gefahr besteht, sei es für ihn selbst oder für andere, die ihm wichtig sind, die ihm anvertraut wurden: In diesen Augenblicken sieht man nichts als sein spöttisches Gemüt. Mag ein finsteres Wesen ihm noch so bedrohlich auf die Pelle rücken, Dean hat immer den letzten Spruch zur Hand. Er hat mir einmal erklärt, dass das doch letztendlich nur logisch wäre, denn in solchen Situationen würde jammern oder bitten oder flehen doch keinen Vampir, keinen Geist, keinen Ghul oder noch schlimmer, keinen einzigen Menschen davon abhalten, ihm oder den Seinen etwas Böses anzutun. Also gibt es doch keinen wirklichen Grund, der finsteren Gestalt des Augenblicks die Befriedigung zu geben, seine Angst zu sehen. Kein Wunder also, dass er dem Vampir, der ihn gerade beißen will, entgegen schmettert: "Kumpel, du solltest dringend mal den Zahnarzt wechseln!" Oder dem Werwolf, der sich auf ihn stürzen will: "Du willst mich also vernaschen? Na kein Wunder, mit Rotkäppchen kann ich doch allemal mithalten!" Oder einem finsteren Dämonen: „Ganz ehrlich, Freundchen, wenn ich eine solche Fresse hätte wie du, würde ich mich auch nach der Hölle sehnen." Selbst mir hat er schon Dinge um die Ohren gehauen … das möchte ich jetzt hier nicht von mir geben. Ach komm schon Vater, du weißt solche Sachen doch ohnehin. Gut ich muss zugeben, es hat gut getan, diese Dinge einmal auszusprechen. Aber ich glaube, jetzt habe ich genug geredet. Ich habe wichtige Dinge zu tun. Du weißt schon Vater. Die Welt retten. Na ja, und Dean küssen. Und nein, ich kann mich nicht entscheiden, was von beiden wichtiger ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)