What hurts the Most? von Sayuri-Roxan ================================================================================ Kapitel 1: Ausflug mit Folgen? ------------------------------ Spätsommer. Es war jene Jahreszeit, die ich nie vergessen werde. Geschehnisse traten auf, die ich mir bis dato nicht ausmalen konnte. Es änderte alles. Mein Schicksal, meine Zukunft, mein Leben. Heute stand ein besonderer Tag bevor, ein Klassentreffen. Ein tiefer Seufzer entfuhr mir. Man brauchte nicht eins und eins zusammenzuzählen, um zu wissen, dass ich kein Interesse daran hatte. Grundsätzlich mied ich Ansammlungen von über vier Personen und mehr, vor allem wenn es sich nicht um Kameraden oder Freunde handelte. Hierbei spielten verschiedene Gründe eine bedeutende Rolle. Unter anderem Mobbing und die vielen Umzüge. Meine Familie und ich verweilten nie lange an einen festen Platz. Wir zogen in Städte von deren Namen ich nie zuvor gehört hatte, andere Länder die weit entfernt von unserem Heimatort lagen und zuletzt an einen Ort, an den wir glücklicherweise auf längere Dauer verweilten. Dies war einer der Gründe, weshalb ich nur wenig Zeit für verschiedene Schulen besaß. Nicht zuletzt trug ich ebenso viele Geheimnisse mit mir. Von klein auf hatten meine Mutter und ich selten gemeinsame Momente. Es schien, als sei ihr die Arbeit wichtiger. Mein Vater zog mich stattdessen liebevoll groß, zumindest bis wir umzogen. Damals glaubte ich, dass wir die stressige Zeitspanne bewältigten, aber es kam anders. Er konzentrierte sich fortan auf seine Arbeit. Eine Zeit lang bekam ich sowohl Mutter, als auch Vater kaum zu Gesicht. Nicht allzu lange dauerte es, bis ich den wahren Grund herausfand. Dad arbeitete bei der BSAA als Veteran für Einsätze. Meine Mutter war dahingegen bei einer Organisation namens Blue Umbrella in der Forschung tätig. Als das Militärunternehmen Blue Umbrella ins Leben gerufen wurde, war sie von Anfang an dabei. Vor einigen Jahren hätte ich Umbrella sicher verabscheut. Aus deren Vergangenheiten wurde ich noch immer nicht schlau. Das Einzige was ich wusste, dass meine Eltern sicher nicht zu den Leuten zählten, die böse Machenschaften anstrebten oder deren Komplizen sie sein würden. Umbrella, so wie man das Unternehmen kannte, hatte sich von Grund auf verändert. Sie entschlossen sich für die Verbrechen der alten Führungskräfte zu sühnen und Umbrellas 'dunkles Erbe' durch die ausschließliche Bekämpfung von Biowaffen wieder reinzuwaschen. Manches Mal arbeiteten sie mit der BSAA zusammen. Das Unternehmen existierte in dem Sinne nicht mehr. Blue Umbrella wurde zu einer passablen Organisation. Dank meinen Eltern trat ich dieser mit achtzehn Jahren als Ausnahmefall bei. In diesem Alter traf man sich mit Freunden oder beschäftigte sich mit etwas anderem 'normalen', allerdings war ich nie wie die anderen Mädchen. Viele von ihnen achteten auf Make-Up und ihre Klamotten oder verschwendeten ihre Zeit mit anderem Weiberkram. Als junges Mädchen und nun auch als Frau, war und blieb ich sonderbar. Ich mochte es meinen Horizont zu erweitern und aus meinen Fehlern zu lernen. Es gab verschiedene Trainingsräume, sowie Einheiten, die ich absolvieren musste. Lernbegierig sog ich alles in mich auf, entwickelte Stärken, besaß aber auch meine Schwächen. Es stellte sich nur die Frage in welche Abteilung ich letztlich unterkam. In der Corporation gab es einzelne Abteilungen, wie die Forschung; Missionen, Krankenstation und vielem mehr. Nach einigem hin und her konnte ich meine Eltern dazu überreden, in eine Abteilung unterzukommen, die gefährlich war. Dieser Bereich bestand weitestgehend aus Missionen, die Ausschaltungen; Spionage, Bombenentschärfung, Entführungen und mehr enthielten. Dies war eines der Geheimnisse, die ich vor meiner Klasse verbergen musste. Selbst vor denjenigen mit denen ich Freundschaft geschlossen hatte. Für sie stand Vertrauen, als auch Zusammenhalt hoch im Kurs. Diejenigen urteilten nicht sofort und trotz meiner Verschwiegenheit und anfänglichen Ablehnung, blieben sie am Ball. Letzten Endes war ich froh, für mich wertvolle Freunde gefunden zu haben. Wegen meiner Feinde musste ich nun umso mehr auf sie aufpassen. Unsere Freundschaft war Segen als auch Unheil zugleich. Sie waren eine Schwachstelle und eine Zielscheibe für Feinde. Diese Situation musste ich wenigstens etwas entschärfen, deshalb traf oder meldete ich mich weniger bei ihnen. Ausnahmefall - Jessica und John. So sehr ich Abstand nehmen wollte, ich konnte es nicht. Anfängliche Schwierigkeiten und Streitereien bei der Corporation hatte jeder und ich war keine Ausnahme. Viele Jahre zogen ins Land und ich wurde achtundzwanzig Jahre alt. Demnach hatte ich mir einige Fähigkeiten angeeignet. Manche Personen aus der BSAA, mit denen wir nun zusammenarbeiteten, behielten immer noch Vorurteile. Andere konnten wir mehr oder weniger beschwichtigen oder überzeugen. Noch immer kenne ich nicht alle aus der BSAA. Einer derjenigen mit denen ich anfangs nicht klar kam, weil er anscheinend schlechte Erfahrungen mit der Organisation gemacht hatte und etwas tief in seiner Vergangenheit verwurzelt zu sein schien, hieß Chris Redfield. Nach längerer Zeit und einigen gemeinsamen Missionen, änderte sich seine Meinung und meine ebenso. Fortan war er wie ein Bruder für mich. Chris besaß kurzes braunes Haar, sowie einen kleinen Stoppelbart. Deutlich erkennen konnte man die Größe zwischen ihm und mir, zudem wirkte seine Statur breit und muskulös. Seine Konzentration lag vermehrt auf seine Arbeit. Ich besaß das besondere Privileg, dass er etwas aus seinem Privatleben Preis gab. Obwohl er immer ernst dreinschaute, war er liebenswürdig. Was ich ebenfalls mochte, war meine bevorzugte Kleidung zu tragen. Mit dieser konnte ich meine Narben verstecken, die ich mir während einzelner Missionen zuzog. Ein Ying und Yang Zeichen prägte meinen rechten Oberarm. Es sollte mich daran erinnern, auf welcher Seite ich stand. Dieses Tattoo ließ ich mir im Alter von neunzehn stechen. Am Handgelenk trug ich lediglich ein schwarzes Lederarmband, welches mir meine Eltern schenkten. Mein Aussehen hob sich nicht von anderen Personen ab, dunkelgrüne Augen; schwarzes mittellanges glattes Haar, welches ich mir praktischerweise oft zu einem Zopf knotete; eine schmale lange Nase, die sich weiter unten etwas ausbreitete; geschwungene Lippen; dünne Augenbrauen; eine nicht zu große Oberweite; recht normale Figur...naja ein wenig sportlich war sie schon. Schmuck trug ich im eigentlichen Sinne nicht, bis auf einen Ohrpiercing zur rechten. Eine durchschnittliche Größe von 1.68m. Meine Kleidung bestand in all den Missionen aus einem grauen hautengen Shirt mit einer lockeren olivfarbenen dreiviertel Hose, die man unten mit Knöpfen bestickt hatte; dicke Boots die im allgemeinen schwarz mit roten Feuerzeichen und silbernen Schnallen versehen waren. Selbst in meinem Privatleben zog ich mich gern praktisch an. Bei Missionen und auch im Alltag unerlässlich, wie ich fand. Des Weiteren ging ich nie unbewaffnet vor die Tür, ein Messer diente mir als Hilfe, welches ich immer in einem meiner Boots versteckte. Genug von meiner Lebensgeschichte erzählt. Konzentrieren wir uns auf das Hier und Jetzt, der Haufen an Arbeit, der vor mir lag. Als ich die letzten paar Dinge in meinen Rucksack legte, kontrollierte ich ihn noch einmal. Sicher ist sicher. Ah! Ich vergaß zu erwähnen, dass es nicht nur ein bloßes Treffen zwischen Schulkameraden geben würde. Das Treffen sollte über ein Wochenende als Camping stattfinden, damit man sich genug austauschen konnte und Spaß hatte. Der Ort, an dem wir uns vorerst treffen mussten, war nicht weit von unserem Haus entfernt. Zumindest stand dies in einem Einladungsschreiben, der uns per Post zugesandt wurde. Den Rucksack kontrolliert, schloss ich diesen. Alles nötige war eingepackt. Nachdem ich die Türen und Fenster auf deren Verschlossenheit überprüfte und einige Fenster schloss, kehrte ich zur Eingangshalle zurück. Dies beanspruchte einige Minuten. Um nicht noch weitere kostbare Zeit zu verschwenden, wartete ich nicht länger, schulterte mir den Rucksack und ging heraus. Die Tür schloss sich, durch eine eingebaute Mechanik, automatisch hinter mir zu. Der Ort sollte etwa fünfzehn Minuten entfernt sein, den man gut zu Fuß erreichte. Als Treffpunkt diente ein Parkplatz, welcher nicht oft befahren wurde. Man hörte viele schlimme Gerüchte über diesen, aber immerhin blieb das nicht unsere Übernachtungsstätte. Es hieß, dass wir inmitten eines Waldes oder Sumpfes übernachteten. Auf den Weg dorthin, gab es keinerlei Zwischenfälle. Vielleicht lag es aber auch daran, dass das Haus im Versteckten lag und nicht für jeden zugänglich war. Selbst die Post wurde vorne am Tor zugestellt. Nachdem ich ein paar Schleichwege gegangen war, erreichte ich den Parkplatz eher, als angenommen. Von weitem sah ich mehrere Personen, jedoch unterschied sich eine Kleingruppe von die der anderen. Augenblicklich wusste ich, dass eben diese meine Freunde waren. Andere Klassenkameraden vertieften sich in ihr Gegacker, tippten aufgeregt auf ihre Handys oder lasen Bücher und standen abseits von der Masse. Lässig hob ich die Hand, während die andere in meiner Hosentasche verweilte. Meine Freunde, davon zwei weiblich und zwei männlich, gingen die letzten paar Meter auf mich zu und schlossen die Entfernung zwischen ihnen und mir. „Schaut wohl so aus, als wärst du die Letzte. Alle anderen mussten aus verschiedenen Gründen absagen, nur einer hat sich nicht gemeldet, meinte man. Drei Mal kannst du raten wer...“, Jessica stieß ihre Schulter gegen meine und wippte abwechselnd mit ihren Füßen. Sie wartete mit einem verborgenen Schmunzeln auf meine Antwort. Ich konnte mir allerdings schon ausmalen, wer es sein musste. Ihn hatte nur selten jemand zu Gesicht bekommen. Immer hieß es nur, er sei ein Wunderkind und hatte unzählige Pokale gewonnen. Manche lästerten über ihn und einige die ihn einst sahen, lief ein kalter Schauer über den Rücken. Andere prahlten damit, dass sie Freunde von ihm seien. Seltsam, dass diese gewissen Freunde heute nicht anwesend waren, wahrscheinlich hatten sie sich damals nur wichtigmachen wollen und es war nichts weiter an den Behauptungen dran. „Es kann nur der eine sein, Lucas Baker?“, fragte ich beiläufig, obwohl ich längst die Antwort wusste. Sie nickte. John, mein bester Freund, legte eine Hand auf meine Schulter. „Tja und wie es aussieht, werden wir wohl in der Nähe seines Wohnortes campen“, seufzte er. „Wird schon schief gehen“, wollte Mason die Stimmung lockern und knuffte mir in die Wange, dessen Hand Mandy wortlos beiseiteschob. Ich atmete tief durch und sah mir die restlichen Personen an, zusammen waren wir zehn Leute. „Woher wisst ihr, dass er dort in der Nähe lebt?“, hakte ich nach, während wir ein paar Schritte gingen. „Ich habe es Mal von einem Lehrer gehört, der mit ihm ein Gespräch führte. Reiner Zufall“, antwortete John. Während sich die vier über den jetzigen Alltag unterhielten und wie lange es her sei, dass wir uns zu einem Treffen verabredet hatten, bei dem ich auch dabei war, musterte ich sie. Sie hatten sich mehr oder weniger im Aussehen verändert, dennoch nicht erwähnenswert. Die Einzigen, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, waren John und Jessica. John, der mittlerweile Neunundzwanzig Jahre alt war, trug heute eine schwarze Weste über sein weißes Shirt, dazu eine schwarze Jeans und schwarze Springerstiefel. Das kurze Haar hatte eine Mischung aus dunkelbraun und schwarz, seine Augenfarbe aber das krasse Gegenteil von graublau. Die meisten Tattoos bestanden aus Totenköpfen, welche er offen präsentierte und daraus keinen Hehl machte. Im Grunde hatte er seinen Stil völlig verändert, da er damals der schüchterne liebevolle Typ war. Seine Kleidung und sein Charakter ließen nun darauf schließen, dass er ernster und unnahbarer war. Seltsamerweise empfand ich ihn selbst nicht für unnahbar. Mein Blick wandte sich zu seiner Schwester, Jessica. Jessica, die auch wie ich achtundzwanzig Jahre alt war, trug heute eine rotweiß karierte Bluse und kurze Shorts in Jeans, dazu graue Halbstiefel. Sie besaß zwar ein wenig Übergewicht, aber dennoch stand es ihr, da sie die richtigen Kurven dafür hatte. Man konnte sich über den Geschmack streiten. Nun ja, jedenfalls besaß sie dunkelblondes glattes langes Haar und blaue Augen. Auf ihrem Körper waren keine Narben zu erkennen und auch sonst schien ihre Haut heller als die der anderen. Mit ihr hatte ich zuerst Freundschaft geschlossen. Sie schien ihren Stil im weitestgehenden behalten zu haben. Vom körperlichen eher einem Kind gleich, vom Charakter immerzu hilfsbereit. Zu den beiden bestand der enge Kontakt, zu den anderen nicht. Nicht zu jedem pflegte ich die Beziehung gleichermaßen, trotzdem meldeten wir uns gegenseitig in irgendeiner Form. Schrieben oder kommunizierten per Telefon oder Handy. Die Hupe des Fahrzeugs ertönte und ließ uns alle vor den kleinen Bus versammeln. Dort angekommen, wurde ich blöd von der Seite angemacht. „Ey Roxan....Sayuri, ne? Du hast dich ja Mal gar nicht verändert. Noch immer die Gleiche, die von Schminke und Styling nichts hält, was?“, fragte eine Klassenkameradin, welche ihr Kaugummi im Mund platzen ließ. Auf ihre Provokation gab ich ihr keine Antwort. Kassandra war jemand, die gern andere verachtete, mobbte oder Spiele trieb, ganz egal welcher Art und dennoch war sie bei allen beliebt, bis auf ein paar Ausnahmen wie mir. Nachdem auch die Restlichen einstiegen und sich einen Platz ergatterten, setzte sich der Wagen in Bewegung. Inmitten der Fahrt quatschte jeder einmal mit jeden, aber wirklich Interessantes gab es nicht. Man fragte mich, was ich beruflich machte, aber ich bekam schnell Abhilfe von jemand anderem. Sie fiel der anderen Person ins Wort und ich wandte mich abseits zur Fensterscheibe. Im Großen und Ganzen hielt ich mich von allen fern, bis sich John einige Zeit später über die Lehne streckte. „Schon aufgeregt? Gruselgeschichten oder ähnliches, man weiß ja nie...“. „Nicht wirklich, aber ich kann abschalten vom Allgemeinen und der ganzen Arbeit. Momentan ist es einfach etwas zu stressig, was natürlich nicht ausbleibt bei so einen Job“, antwortete ich. „Stress? Sagtest du nicht letzte Woche, dass du etwas Kleines im Familienbetrieb tätigst. Sie könnten doch solange übernehmen oder nicht?“, fragte er, wobei mir auffiel, dass ich selbst ins Fettnäpfchen getreten war. Das Halten des Fahrzeugs unterbrach unser Gespräch, da Jessica ihren Bruder aufgeregt anstupste. „Wir sind da“, wiederholte sie abermals. Nachdem sich die Türen geöffnet hatten, nutzte ich diesen Moment für mich und stieg aus. Draußen bemerkte ich erst wie ruhig es war, wir hatten einen guten Ort ausgewählt. Nach und nach stieg jede Person aus außer der Fahrer, der am Ende weiterfuhr. Wir waren uns einig, früh genug einen Platz für die Nacht zu suchen, sowie Feuerholz zu sammeln und ein paar dicke Holzstämme so zu legen, dass wir hätten im Kreis sitzen können. Eine Weile später suchten wir die perfekte Stelle für die Nacht, doch wir wurden nicht auf Anhieb fündig, da man sich leicht verirren konnte. In der Hoffnung einen anderen Platz zu finden, gingen wir tiefer in das Gebiet hinein. Von weitem entdeckten ein paar der Anwesenden, ein Gewässer. Letztendlich einigten wir uns darauf, dort unseren festen Schlafplatz aufzubauen. Einige entschieden sich sofort für einen Schlafplatz, andere brauchten Zeit. „Du kannst zu ihr oder ich nehme mir die Stelle“, sprach mich Richie an, der mit seiner Zunge schnalzte. Ganz klar deutete er auf Leona, die bei allen als die ‘Bild’ Zeitung bekannt war. „Lass Mal, du kannst den Platz haben. Ich brauche sowieso etwas Abstand“, antwortete ich ihm, woraufhin einige verächtlich schauten. Ich brauchte meine Distanz bei denjenigen, denen ich nicht vollständig traute. „Zu euch würde ich mich auch nicht unbedingt hinlegen“, grinste Kain, der größte Raufbold aus der Klasse. Ich fand es gut, dass er kein Blatt vor den Mund nahm. Schmunzelnd legte ich meinen Schlafsack etwas entfernt an einen Baum. Nachdem auch das geklärt war, teilten wir uns in Gruppen auf. Die erste Gruppe bestand darin Feuerholz zu sammeln und zum Treffpunkt zu bringen, die zweite Gruppe alles soweit zurecht zu schieben und eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Kassandra wollte unbedingt in die Gruppe, in der auch Mason war. Damit es nicht zu Streitereien kam, wechselte ich. Das Ergebnis stand fest. Erste Gruppe bestand aus Richie; Josef; Kain; Leona und mir. Zweite Gruppe bestand aus meinen Freunden, Jessica; Mason; John; Mandy und einer weniger sympathischen Person, Kassandra. Leona und Josef gingen vor, alle anderen trotteten nach. Mein Blick fiel noch einmal zu meinen Freunden, welche sich schon tatkräftig beteiligten, alles aufzubauen. Richie und Kain, die vor mir liefen, waren die einzigen die sich lautstark über alles Mögliche unterhielten, was sie interessierte. Ich ging ihnen nach, bis die vier nach einer Weile vor mir stehen blieben. „Hey, wie wäre es, wenn wir uns die Zeit vertreiben? Haben sowieso keinen Spaß.“, sagte Leona, um die schlechte Stimmung zu ändern, die seit Anfang an da war. Josef rückte seine Brille zurecht und brummte vor sich hin, er schien etwas dagegen zu haben. Kain kreuzte seine Arme und kaute auf einen Holzspan, welches nebenbei sein Markenzeichen war. „Und mit was?“ Sein Interesse war da, auch das von Richie. Ich hielt mich aus allem raus und sah mir eher die Gegend an, die irgendwie unheimlich auf mich wirkte. Der Boden war mit unzähligen Blättern bedeckt, wodurch man bei jedem Schritt ein raschelndes Geräusch hörte; unter den Blättern tauchten abwechselnd Insekten verschiedenster Art auf; die Bäume sahen alt aus, hatten ihre Pracht weitestgehend verloren und die Äste ließen ein knarzenden Ton verlauten, welcher mitunter vom Wind verursacht wurde; ein Krächzen aus weiterer Entfernung, wahrscheinlich irgendwelche Krähen; das was mich jedoch am meisten beunruhigte war dieser ganz spezielle Geruch, bestimmt bildete ich es mir nur ein. Es konnte nicht sein, ein alter süßlich ledriger Gestank von verfaultem Fleisch, verwesende Tiere oder gar Menschen? Während ich die Augen ein Stück verengte, versuchte ich etwas auszumachen. In jeglicher Richtung suchten meine Augen die Ferne ab, um eventuell mögliche Gefahr zu erkennen. Es brachte nichts. Ich konnte nichts entdecken. Anscheinend fiel es den anderen nicht so auf wie mir, da ich es mittlerweile mehr oder weniger gewohnt war. Nein, gewohnt war das falsche Wort. Gewöhnen konnte man sich an so etwas nicht, aber es machte mir nicht mehr allzu viel aus, so wie früher. „Aufgepasst! Derjenige, der am meisten Holz auftreiben kann, gewinnt und darf sogar einen Wunsch äußern. Na, wie sieht es aus?“, fragte Leona und ließ mich, als auch die anderen aufhorchen. Kain schmunzelte. „Egal welchen Wunsch?“, fragte er stattdessen, sie nickte. Mir selbst gefiel dies nicht und auch Josef wollte einfach nur weiter, um die Aufgabe zu beenden. Hingegen schienen sich Leona und Kain einig zu sein. Letzter im Bunde war Richie, der die anderen ansah und schließlich sein okay gab, woraufhin jeder sich aufteilte und seinen Weg ging. Nun suchte ich schon gefühlte zwanzig Minuten nach Holzstücke für das Lagerfeuer, allerdings war ich innerlich noch ziemlich aufgewühlt von dem ganz speziellen Geruch von zuvor. Ich versuchte meine innere Intuition von Gefahr ein Stück herunter zu schrauben. Vermutlich machte ich mir einfach zu viele Sorgen. Durch Büsche und Bäume vorbei gehend, achtete ich intensiver auf den Boden als auf meine Umgebung. Vereinzelnd fand ich Holz, welches man gut hätte verwenden können. Einige Stämme führte ich unter den Arm mit mir mit, bereit um zurückzugehen. Mir war das Spiel herzlich egal. Ich mochte eher die spannenden Spiele, bei denen man Köpfchen beweisen musste oder die auf reines Glück basierten. Plötzlich vernahm ich einen Schrei. Er war laut und deshalb nicht zu überhören. Die Vögel, die auf den Wald bedeckten Boden auf und ab sprangen, ihre Würmer unter den Blättern suchten und verschlangen, flogen im nächsten Moment in die Lüfte und suchten ihren Weg. Es hatte nicht einmal fünf Sekunden gedauert. Den Gedanken von möglicher Gefahr hatte ich gerade erst verworfen. Achtlos ließ ich das Holz zu Boden fallen. Ich konnte die Richtung des Schreis recht zügig zuordnen und rannte so schnell ich konnte. Dort angekommen bemerkte ich, dass es der Punkt war, an den wir zuvor jene Wette abschlossen. Es gab keine Spur auf das Verbleiben der Person, die zuvor geschrien hatte. Selbst als ich mich umschaute, gab es keine Anhaltspunkte. Ein Geräusch erreichte meine Ohren, es waren Schritte. Sehr viele Schritte, die sich schnell näherten. Augenblicklich drehte ich mich um die eigene Achse. Besorgte Ausdrücke zeichneten sich auf die Gesichter der näher kommenden Personen aus. Vermutlich hatte die Gruppe ebenfalls den Schrei vernommen. Das konnte man nicht nur an deren besorgte Gesichter erkennen, sondern auch an deren Tempo. Andere von Gruppe eins kamen langsam mit Feuerholz, das sie unter ihren Armen trugen, zurück und staunten, als diese uns versammelt sahen. „Wollen die uns nicht bloß verarschen?“, fragte Leona überrascht. „Schätze wohl es ist gerade ernst geworden. Richie ist nicht anwesend“, antwortete Josef, der bemerkte, dass jemand fehlte. Es war Abend und zu dem auch noch spät, als es plötzlich in einem der Büsche raschelte. Aufmerksam richtete ich mich dem zu und schritt vorsichtig vorwärts. „Es ist vielleicht ein Ungeheuer“, sagte Kassandra verängstigt und krallte sich bei Leona fest. Mit einem Ruck sprang die Person auf uns zu. Zügig trat ich beiseite, hockte mich und hatte unbemerkt von all den anderen das Messer ergriffen. „Na das nenne ich doch Mal Mut oder bist du einfach nur dumm?“, lachte Richie, der sich tatsächlich nur einen makabren Scherz erlaubte. Ich schob das Messer ein Stück weit zurück in den Stiefel, sodass es niemanden auffallen würde. „Nun denn, ich habe wohl gewonnen“, lachte er weiterhin, wobei die Mitglieder der Gruppe Eins genervt schnauften oder fluchten. Ich kreuzte meine Arme und atmete durch. Fehlalarm, also war alles gut. „Denkt dran, ich habe `nen Wunsch frei“, stolzierte er an die anderen vorbei und trug das Holz bis zur Lagerstelle. Die anderen folgten und legten die Holzstapel, die manch andere gesammelt hatten, dazu. Dort angekommen, mussten wir nur noch das Holz anzünden. Anschließend grillten wir etwas darüber und wärmten uns auf. Josef erklärte den unwissenden, was es mit dem Wunsch auf sich hatte. Genau diesen forderte Richie wohl nun ein, der mit Leona sprach. Zusammen standen sie auf. „Mein Wunsch wurde gewährt“, schmunzelte er und ging mit ihr tiefer in das Gebiet hinein. Eine Weile lauschte ich gespannt dem Knistern des Lagerfeuers zu und verschlug mir die Zeit mit Gruselgeschichten. Niemand schien wegen den beiden besorgt, die nach einer längeren Zeit noch immer abwesend waren. Selbst als sich einige schlafen legten, kümmerte es sie nicht. Letztlich nickte ich ebenfalls weg. Ein schriller Schrei weckte mich. Ich brauchte nicht lange, um zu wissen, dass es der von Leona war. Wie ich bemerkte, brummten ein paar der Anwesenden im Glauben, dass es wieder nur ein Scherz war und vergruben sich tiefer in ihren Schlafsäcken. Andere schreckten hoch und suchten bei dem jeweiligen Nachbarn Schutz und vereinzelte wie John und Jessica standen auf. Zur gleichen Zeit, als Jessica Mandy aufwecken konnte, sah man von weitem eine Person. Bei genauerem Hinsehen konnte ich Leona spärlich erkennen. Sie war zu weit weg, als dass man sie hätte besser sehen können. „Hilfe, bitte. Er hat Richie, er verfolgt mich“, schrie und weinte sie. Etwas oder jemand zog an ihren Beinen, dadurch fiel sie schmerzhaft zu Boden. Das Gesicht zu uns gerichtet, versuchte sie sich vermutlich mit Händen und Füßen halt in der Erde zu suchen. Es klappte nicht. Schreiend vor Angst und Panik wurde sie tiefer hineingezogen, sodass sie nach und nach aus unserem Blickfeld verschwand. Innerhalb von Sekunden. Was hinter ihr her war, sah man nicht. Weder eine Silhouette noch ein Geräusch sah oder hörte man. Alles ging so schnell! Es würde keine Zeit bleiben. Eine Entscheidung musste her, sofort! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)