Sailor Moon Lost Age von abgemeldet (Geschichte vergangener Zeiten) ================================================================================ Sailor Moon Lost Age 03 - Die Geburt einer Prinzessin ----------------------------------------------------- Buch 1: Eve Kapitel 3 - Die Geburt einer Prinzessin Vor dem Tempel des Lichts herrschte helle Aufregung. Viele der Priester und Priesterinnen sowie die Königinnen der Planeten hatten sich an der großen Treppe, die zum Eingangsportal führte, versammelt, da sie eine merkwürdige und gleichzeitig furchterregende Energie gespürt hatten. Kassandra, die Königin des Pluto, deutete mit bleichem Gesicht in Richtung der gläsernen Berge. "Seht dort", rief sie erschrocken, und alle Anwesenden folgten ihrem Blick. Helles Licht und absolute Dunkelheit erstrahlten am Fuße der Berge. Keine Macht schien die Oberhand zu gewinnen, als das Licht plötzlich in einem gewaltigen Blitz explodierte und die Schwärze hinfort riss. Nur wenige Sekunden später schoss eine rauchige, graue Säule zum Himmel, die sich jedoch schnell auflöste. Erleichtert atmeten Kailean und Anara auf, die das Schauspiel mit verkrampften Händen beobachtet hatten, als ihnen schon der nächste Schock bevorstand. Eine schimmernde Lichtkugel erschien vor ihnen und gab mit einem leisen "Plopp" die neue Hohepriesterin Lilien und die Königin des Mondes, ihre Freundin Eve, frei Beide schienen zu Tode erschöpft und Eve stützte sich zitternd auf einen langen Stab, den vorher noch nie jemand bei ihr bemerkt hatte. Eine seltsame Heiligkeit schien von diesem Objekt auszugehen und lange Augenblicke standen alle Anwesenden einfach nur da und starrten dieses merkwürdige Zepter an. Doch Lilien, bzw. Eve, schienen noch andere Pläne für die nächsten Stunden zu haben. "Steht nicht wie angewachsen da", rief Lilien ihnen mit scharfem Ton entgegen. "Bei Eve haben die Wehen eingesetzt und das Kind wird in wenigen Stunden zur Welt kommen!" Diese Information kam zwar nicht unbedingt überraschend, doch reichte sie, um die Leute aus ihrer Erstarrung zu reißen und Eve zu Hilfe zu eilen. Eilan und Aurian, die beiden Königinnen mit dem meisten medizinischen Sachverstand, bahnten sich einen Weg durch die Menge der Priester und Priesterinnen, stützten Eve und legten sie behutsam auf den Boden. Fachmännisch legte Aurian ihre schlanken Finger auf Eves Bauch und ließ ihre heilenden Energien durch ihre Hände fließen. Eilan untersuchte in der Zwischenzeit den Zustand der werdenden Mutter. "Die Wehen kommen bereits in kurzen Abständen" sagte Aurian leise. "Sie muss in der letzten Stunde unter ungeheurer Anspannung gestanden haben. Mit einem mehr oder weniger strafenden Blick sah sie zu Lilien hinüber, die schuldbewusst zu Boden blickte. "Das trifft so ziemlich zu"; flüsterte sie. "Wir haben...", setzte sie an, wurde jedoch von Eilan jäh unterbrochen. "Das interessiert im Moment nicht", sagte sie barsch. "Wir müssen Eve in den Krankenflügel des Tempels bringen." Sie sah sich zu einem der Priester um. "Du da", rief sie. Lauf los, und besorge uns eine Bahre!" Ohne weitere Fragen zu stellen, rannte der junge Mann in den Tempel. "Nein", flüsterte Eve. "Ich kann allein gehen." Mühsam versuchte sie sich aufzusetzen, wurde aber von einem weiteren krampfhaftem Ziehen in ihrem Bauch, wieder in ihre Ausgangsposition zurückgeworfen. "Natürlich", stimmte ihr Eilan ironisch. "Wir können alle sehen, wie elegant Du Dich bewegen kannst." Sie lächelte und beugte sich näher zu Eve hinab. "Hab keine Angst. Die Schmerzen werden nicht lange dauern. Du wirst Deine Tochter schon bald in den Armen halten." Eve erwiderte ihr Lächeln schwach und drückte ihre Hand. Hinter sich hörten sie nun erneuten Tumult, als Felicity und Arkon die Treppen hinunter stürmten. So schnell er konnte, bahnte sich Arkon eine Weg zu seiner Gemahlin und kniete neben ihr nieder. "Was ist los?" fragte er panisch und wandte sich an Eilan und Aurian. "Ist irgend etwas passiert?" Die beiden Königinnen lächelten sich an. "Es ist alles ganz normal", versicherte Aurian dem jungen König. "Alles nimmt seinen natürlichen Verlauf." Argwöhnisch betrachtete er seine Frau, die nun wieder die Augen geschlossen hatte und versuchte ruhig zu atmen. "Aber seht doch nur" versuchte er ihre Aufmerksamkeit auf einige, seiner Meinung nach ganz und gar nicht natürlichen Zustände, zu lenken. "Sie ist blass wie ein Gespenst und ihre Hände zittern, obwohl es nicht kalt ist." Felicity, die eben dazu gekommen war, verdrehte die Augen, als sie Arkons Geschwätz mithörte. Sie fasste ihn an beiden Schultern und schüttelte ihn grob. "Meine Güte, Arkon", rief sie ihm ins Gesicht. "Vertraue uns. Eve wird nichts zustoßen", sagte sie und ihre Augen suchten den Kontakt zu Lilien, die fast unmerklich und erleichtert den Kopf schüttelte. Als wäre eine schwere Last von ihren Schultern gefallen, richtete sich Felicity auf und machte den Trägern Platz, die endlich mit der Bahre kamen. Behutsam, und unter den wachsamen Augen Arkons, wurde Eve auf die Trage gelegt und vorsichtig in den Krankenflügel getragen. Die Königinnen und hohen Priesterinnen bildeten eine wahre Prozession hinter der Trage und folgten ihr ins Krankenzimmer. Auch Eves Vater hatte inzwischen die Nachricht von der nahenden Niederkunft seiner Tochter vernommen und war zu den Krankenzimmern geeilt. Er versuchte hinter den anderen ins Krankenzimmer zu schlüpfen, wurde jedoch grob von der hiesigen Heilerin zurückgehalten. Wenige Momente später, wurde auch Arkon von einer weiteren Heilerin hinaus geschubst. "Keinen Zutritt", schnarrte sie den Beiden unhöflich zu. "Aber..", begann Arkon und deutete auf die vielen Königinnen, die um das Krankenbett herumstanden, als ihm mitleidlos die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Verdutzt betrachtete er die geschlossene Pforte und sah erst dann zu seinem Schwiegervater, der nur unwissend mit den Achseln zuckte. "Das war auch schon bei Eves Geburt so", erkläre er müde und richtete sich vor dem Krankenzimmer auf eine längere Wartezeit an. Als Arkon bemerkte, dass er weder von der geschlossenen Tür, noch von Gwydion eine weitere Erklärung erhalten würde, gesellte er sich zu ihm und wartete. Die Warterei schien den Beiden schier endlos zu dauern. Immer wieder gingen verschiedene Priester und Heiler in dem Zimmer ein und aus, doch keiner von ihnen war zu einer näheren Information über den zustand der baldigen Mutter zu bewegen. Auch von den Königinnen, die ebenfalls ab und zu das Zimmer verließen, war nichts zu erwarten, obwohl Arkon inständig gehofft hatte, dass wenigstens eine von ihnen seine Situation verstehen würde. Einzig Eilan erbarmte sich und unterhielt sich kurz mit dem Prinzen und dem König. "Noch ist nichts geschehen", erklärte sie den Beiden. "Die Heiler haben Eve erst einmal ins Bewusstsein zurückgeholt. Und nun scheinen sie alle auf etwas zu warten, was anscheinend unumgänglich für die Geburt einer Prinzessin des Mondes ist." Arkon starrte sie verblüfft an. "Sie...sie warten auf etwas?" Ihm fehlten tatsächlich die Worte. "Der Zeitpunkt ihrer Geburt ist anscheinend vorherbestimmt", versuchte Eilan zu erklären. "Und noch ist anscheinend etwas nicht geschehen, was geschehen muss." Sie eilte wieder davon und ließ den König des Mondes mit offenem Mund stehen. Er trat einmal kurz und heftig gegen eine nahestehende Säule, bevor er sich mit verzogenem Gesicht zu Gwydion gesellte. "Geht's Dir jetzt besser?" fragte der alte Monarch des Mondes mit schiefem Grinsen. Arkon konnte das Grinsen jedoch nicht erwidern und brummelte bloß etwas vor sich hin. "Sie warten auf etwas", zischte er. "Wie können sie nur auf etwas warten", platzte es aus ihm heraus. "Sie sollen sich gefälligst beeilen, damit es Eve und der Kleinen gut geht!" Verständnisvoll legte Gwydion ihm die Hand auf die Schulter. "Ruhig Blut, Arkon", versuchte er seinen Schwiegersohn zu beschwichtigen. "Es ist wirklich wichtig, dass sie auf dieses bestimmte Ereignis warten." Der junge König sah ihn überrascht an. "Du weißt, was es mit diesem Ereignis auf sich hat?" Der alte Monarch wandte sich von ihm ab. "Jeder, der einmal diesem Ereignis beiwohnt, muss schwören zu niemandem ein Wort davon zu sprechen. Es tut mir leid." Arkon blickte seinen Schwiegervater ungläubig an. "Das kann doch nicht wahr sein. Was kann so wichtig sein, dass man zu keinem anderen davon sprechen darf?" Enttäuscht wandte er sich der Wand zu und grübelte über das nach, was ihm Gwydion soeben eröffnet hatte. Plötzlich nahm er etwas wahr, was ihm vorher nicht aufgefallen war. Das Rauschen des Windes in den Bäumen oder die geschäftigen Geräusche des Tempels, die ihm bisher nie wirklich aufgefallen waren, verstummten plötzlich und eine unheimliche Ruhe legte sich über Avalon. Selbst das Geräusch seines eigenen Atems oder das Klopfen seines Herzens vermochte er nicht mehr zu hören. Es schien ihm fast so, als würde die Insel oder vielleicht auch die ganze Welt den Atem anhalten und auf ein bestimmtes Ereignis lauschen. Mit fragendem Blick wandte er sich zu Gwydion um, der ihm nur mit einem kurzen Nicken zu verstehe gab, dass das Ereignis auf das sie alle gewartet hatten nun wohl seinen Lauf nehmen würde. Arkon drehte sich um und sah zum Himmel, der nun in die Farben der Dämmerung gehüllt war und ihm das ganze Spektrum der Farben offenbarte. Doch etwas war anders. Die Farben des Himmels selbst schienen aus einem lebendigen Regenbogen zu bestehen, der wie ein Nordlicht von Horizont zu Horizont reichte. "Sie sind hier", flüsterte Gwydion und deutete in Richtung eines dunklen Ganges. Arkon blickte argwöhnisch in die ihm gewiesene Richtung und versuchte die dunklen Schatten zu durchdringen. Dort erkannte er die Schatten von 7 Frauen, die langsam näher kamen. Jede von ihnen war in einen weiten weißen Kapuzenumhang gehüllt, doch vermeinte Arkon unter jeder dieser weiten Kapuzen ein sanftes Leuchten zu sehen, dass einer der sieben Farben des Prismas entsprach. Jeder Muskel seines Körpers schien gelähmt zu sein, als er diese heilige Prozession beobachtete, wie sie langsam zur Tür des Krankengemachs seiner Frau schritt. Wie von Zauberhand öffnete sich die Tür und die sieben Frauen traten hindurch. Der Zauber verflog so schnell, wie er gekommen war und Arkon wandte sich misstrauisch seinem Schwiegervater zu. "Wer waren diese Frauen?" fragte er. "Und was wollen sie bei Eve?" Es dauerte lange, bis Gwydion ihm darauf eine Antwort gab. "Diese Frauen existieren schon Seit Urzeiten und es wurde bestimmt, dass sie bei der Geburt einer jeden Thronerbin des Mondreiches anwesend sein sollen. Denn nur durch sie bekommt der Silberkristall seine einzigartige Kraft. Sie sind die Abgesandten des Regenbogens. Und nur der Regenbogen wird überall im Universum als ein Symbol der Hoffnung verstanden. Und das ist es, was dem Silberkristall seine Kraft verleiht." Staunend lauschte Arkon Gwydion, doch seine Gedanken kreisten ganz allein um Eve und seine Sorgen sie betreffend hatten sich nicht verringert. Ihr Bewusstsein trieb am Rande des Schlafes umher, doch immer noch konnte sie alles genau verfolgen, was um sie herum geschah. Sie sah ihre Freundinnen, die abwechselnd nach ihr sahen und ihr beruhigende Worte zuflüsterten, doch verstand sie den Sinn dieser Worte nicht. Man verlangte von ihr, dass sie warten sollte, doch spürte sie ganz genau, dass ihre Tochter nicht mehr warten wollte. Man gab ihr Medizin zu trinken, die sie unter normalen Umständen wahrscheinlich bitter gefunden hätte, doch schmeckte sie nichts mehr. Sie wollte ihre kleine Tochter endlich in den Armen halten und aus diesem unangenehmen Halbschlaf erwachen. Plötzlich durchflutete sie ein warmes, tröstendes Gefühl. All die Sorgen und Schmerzen, die sie in den vergangenen tagen hatte erleiden müssen schienen wie weggespült zu sein. Sie spürte eine überwältigende Präsenz des Lichts in dem kleinen Raum und langsam versuchte sie die Augen zu öffnen. Sie sah sieben Frauen, die in lange weiße Umhänge gehüllt waren und um ihr Bett herum standen. Ihre Augen leuchteten in allen Farben des Spektrums. "Hab keine Angst, junge Königin", hörte sie den Chor der Stimmen. "Vertraue uns. Es wird alles gut werden." Eve versuchte zu lächeln und schloss die Augen. Sie fühlte sich geborgen wie schon lange nicht mehr. Sie sah noch, dass sich die 7 Frauen die Kapuzen abzogen und nacheinander an ihr Bett traten, um ihr die Hand auf den Bauch zu legen. Jedes Mal flutete das Licht einer Farbe des Regenbogens durch ihren Körper hindurch. "Rot, wie die Liebe!" "Orange, wie die Freundschaft!" "Gelb, wie die Königlichkeit!" "Grün, wie die Hoffnung!" "Blau, wie die Treue!" "Indigo, wie die Sehnsucht!" "Violett, wie die Magie!" "Licht der Hoffnung im silbernen Kristall", sprachen sie alle. "Werde zum leitenden Licht in der Nacht, zum Schutze all dessen was gut und gerecht ist. Sei ein Schwert, das das Böse vernichtet. Sei ein Schild, das die Schwachen behütet. Schenke einer weiteren Generation das Leben, auf dass die Hoffnung niemals stirbt." Ein warmes Gefühl durchströmte Eve mit einer unerwarteten Heftigkeit und Tränen traten ihr in die Augen als sie den ersten Schrei ihrer Tochter hörte. Sie streckte ihre Arme aus, um dieses kleine Wesen zu berühren und Glückseligkeit übermannte sie, als die kleinen grauen Augen sie das erste Mal fragend anblickten. "Serenity", flüsterte sie erschöpft, doch spielte ein glückliches Lächeln um ihre Lippen. "Meine Serenity." Sie bemerkte kaum, dass sich die sieben Frauen wieder um ihr Bett versammelt hatten."Ruht Euch nun aus, tapfere Königin. Ihr habt heute genug gekämpft." Die freundliche Stimme in den Ohren sank Eve erschöpft in den Schlaf hinab und hielt dabei ihr neugeborenes Kind in den Armen. Bevor sich ihre Augen schlossen, sah sie ein strahlendes Licht, dass die Gesandten des Regenbogens einhüllte. Ungeduldig tigerte Arkon vor dem Gemach hin und her. "Wieso dauert das so lange?" fragte er immer wieder vor sich hin. Sein Schwiegervater war ein paar Mal versucht ihm zu antworten bis er begriff, dass Arkon mit dieser Frage niemand bestimmten meinte. Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, flutete ein sanftes Licht unter der Tür hindurch, begleitet von einem lauten Schrei. "Es ist soweit", rief Gwydion und nickte Arkon zu. Ungläubig starrte dieser ihn an, bevor er zur Tür des Krankengemachs hechtete um diese zu öffnen. Bevor er jedoch die Klinke in der Hand hatte, schwang die Tür und gleißendes Licht strahlte heraus. Die sieben Frauen traten heraus und blickten Arkon lange schweigend an. "Unsere Aufgabe hier ist erfüllt", hörte er ihre Stimmen in seinem Geist. "Eine neue Generation wurde geboren, um das Licht der Hoffnung am Leben zu erhalten." Dabei deuteten sie ins Innere des Zimmers. "Lebt wohl, König Arkon. Wir werden uns bald wiedersehen." Die 7 verhüllten Gestalten leuchteten in einem hellen, warmen Licht und waren so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Der König des Mondes eilte in das Gemach und sah zum ersten Mal seine kleine Tochter in den Armen seiner schlafenden Gemahlin liegen. "Serenity" flüsterte er leise. Eve schlug die Augen auf und blickte ihren Gemahl glücklich an. "Ist sie nicht wunderschön?" fragte sie leise und streichelte sanft über die feinen silbernen Haare ihrer kleinen Tochter. Arkon konnte nur nicken und kniete neben dem Bett nieder. "Sie ist das Schönste, was ich je im Leben gesehen habe." Eve lächelte müde und schlief fast sofort ein. Am nächsten Abend fand ein rauschendes Fest statt, zu Ehren der Geburt der kleinen Mondprinzessin. Die amtierende Hohepriesterin des Lichts Lilien und die oberste Priesterin Avalon Isarma segneten die neugeborene Erbin des Silberreiches. Ein sanfter Lichtschimmer umhüllte das Baby und ihre Mutter und ihr goldener Halbmond begann zu glühen. Alle Priesterinnen und Priester jubelten Eve und Arkon zu, als sie die Stufen des Tempels mit der Prinzessin hinuntergingen. Die Königinnen erwarteten ihre Freundin am Fuße der Treppe und nahmen sie nacheinander in den Arm. "Herzlichen Glückwunsch, Eve", sagte Eilan glücklich. "Serenity ist ein wunderschönes Baby", meinte Anara zu ihr. Eve nickte ihnen glücklich zu und küsste ihr Kind sanft. "Fast so schön wie meine Leilany", grinste sie und zwinkerte ihrer Freundin zu. Das Fest dauerte noch bis in die frühen Morgenstunden, doch Eve und Arkon verabschiedeten sich schon sehr früh. Die junge Königin hatte das Gefühl im Stehen einschlafen zu können, doch trug sie schon seit Stunden ihre Tochter durch die Gegend und machte nicht den Eindruck sie je wieder loslassen zu wollen. "Es ist nicht gut für Dich, wenn Du Dich direkt nach der Geburt so verausgabst", tadelte Arkon sanft seine Gemahlin. Sie sah ihn erschöpft an, doch ihre blauen Augen strahlten. "Ich weiß, doch hast du gesehen, wie begeistert sie alle von Serenity waren. Ich konnte dort einfach nicht weg. Und jetzt kann ich es kaum erwarten, sie in ihr Bettchen zu bringen." Sie öffnete die Tür zu ihrem Schlafgemach und ging langsam auf die Wiege zu, die in der Nähe des großen Himmelbettes stand. "Es ist schon seltsam", wandte sie sich ihrem Mann zu. "Vor fast 20 Jahren habe ich in dieser Wiege geschlafen und nun werde ich meine eigene Tochter darin zudecken." Serenity schlug nur einmal kurz die grauen Augen auf, als sie in die weiß ausgepolsterte Wiege gelegt wurde, und schlief dann direkt wieder ein. Eve stand noch einige Augenblicke an der Wiege und beobachtete ihre Tochter beim Schlafen, als sie plötzlich die Hände ihres Mannes an ihrer Taille spürte. "Lass und schlafen gehen", flüsterte er. "Der Tag war lang genug für Dich." Eve nickte müde und wollte sich gerade an ihn kuscheln, als ein ungutes Gefühl sie erfasste. Sie klammerte sich an Arkon, als plötzlich die Fenster von einer Windböe aufgestoßen wurden und klirrend aufsprangen. Erschrocken schrie Eve auf und hob die Hände schützend vor ihr Gesicht. Arkon sprang beherzt nach vorn und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Scheiben, bis er sie wieder schließen konnte. Voller Sorge kam er zu Eve zurück. "Ist dir etwas passiert? Hast du einen Splitter abbekommen? Ich werde sofort nach einem Arzt schicken." Eve lächelte matt und umarmte ihn. "Keine Sorge. Mir geht es gut. Lass uns nun zu Bett gehen. Ich bin ziemlich erschlagen." Sie drehte sich um, als sie am Rande ihres Blickfeldes einen Schatten wahrnahm. Eve schrak zurück. Eine vermummte Gestalt stand plötzlich im Zimmer. Ein eiskalter Schauer umklammerte ihr Herz und sie meinte für einen Moment nicht atmen zu können. Es konnte doch nicht sein, dass das Chaos sie bis hierher verfolgt hatte. Sie versuchte sich an Arkon festzuklammern, doch ihre Beine versagten den Dienst und knickten unter ihr weg. "Lass nicht zu, dass sie Serenity etwas antut", keuchte sie, als die Person die Kapuze ihres langen Umhangs öffnete. Lilien sah Eve besorgt an und eilte zu ihr. "Es tut mir leid", flüsterte sie. "Ich wollte Dir keine Angst machen. Ich wollte nur unerkannt bleiben, um kein Aufsehen zu erregen." Eve versuchte ruhig zu atmen. Die Vorstellung, dass die Verkörperung des Bösen sie so schnell wieder aufgesucht hatte, war ihr durch Mark und Bein gefahren. Sie ließ sich von Lilien aufhelfen und zu ihrem Bett geleiten. Die junge Hohepriesterin legte der Königin die Hand auf die Stirn und konzentrierte die heilenden Energien, um Eve etwas von ihrer Kraft zu leihen. Nach einigen Augenblicken hatte sich ihre Atmung wieder normalisiert und sie fühlte sich einigermaßen wieder in der Lage ohne fremde Hilfe zu stehen. "Was willst Du hier, Lilien?" frage Eve erschöpft. "Wir hätten uns doch sowieso morgen in aller Frühe wiedergesehen." Lilien sah Eve lange an, bevor sie antwortete. "Es ist etwas passiert, was eigentlich niemals hätte passieren dürfen. Du musst sofort mit mir kommen. Und nimm Serenity mit. Es eilt! Die junge Königin wollte etwas erwidern, doch Lilien gebot ihr mit einer für sie untypischen Geste zu schweigen. "Glaub mir. Es ist wirklich wichtig. Nimm Deinen Mantel und folge mir." Ohne eine weitere Erklärung ging die Hohepriesterin aus dem Gemach und Eve musste sich beeilen ihr zu folgen. Sie warf sich ihren silbernen, pelzgefütterten Umhang über und wickelte Serenity in eine warme Decke. Dem sprachlosen Arkon hauchte sie noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich auf den Weg machte. So schnell sie konnte ging sie hinter Lilien her. Der unheilschwangere Unterton in der Stimme der Priesterin beunruhigte sie plötzlich über alle Maßen und so beschleunigte sie ihre Schritte. Im Zwielicht der Dämmerung konnte sie die weißleuchtende Gestalt der Hohepriesterin leicht ausmachen und folgte ihren Weg. Schnell erkannte sie, dass die Priesterin sie zum Tempel des Lichts führte. Verwundert fragte sie sich, was das alles wohl bedeuten mochte, als sie am Fuße der Stufen eine weitere Person in einem weiten Kapuzengewand ausmachen. Lilien hielt bei der Person an und fing an, sich leise und aufgeregt mit ihr zu unterhalten. Als Eve näher kam, konnte sie einige Wortfetzen aufschnappen. "...Vor zwei Nächten...viele Verletzte...zurückschlagen..." Lilien lauschte den Worten des Priesters mit unbewegtem Gesicht bis sie auf Eve aufmerksam wurde. Sie eilte zur der jungen Königin, die völlig außer Atem mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm den Weg zum Tempel heraufkam. "Eve, komm zu uns." Sie ergriff die Hand ihrer Freundin und führte sie zum dem Priester. "Dies ist Celan, ein Priester aus..." "...aus Sinus Iridium", vollendete Eve den Satz. "Wir haben uns einmal kurz getroffen, bevor ich nach Avalon gereist bin." Sie lächelte dem jungen Geistlichen herzlich zu. Dieser verbeugte sich tief vor ihr. "Es ehrt mich, dass Eure Hoheit sich an mich erinnert. Und ich wünschte, ich würde mit besseren Botschaften zu Euch kommen. Doch leider..." Er stockte, als fiele ihm das Weitersprechen schwer. In diesem Moment fiel das bleiche Licht des Mondes auf sein Gesicht und Eve erkannte, dass es von vielen Wunden und Blutergüssen entstellt war. "Wer hat Euch das angetan?" fragte sie aufgeregt. "Ruhig Eve", beschwichtigte Lilien sie. "Lass ihn von Anfang an erzählen." Eve drückte Serenity fest an sich und bedeutete dem Priester mit einem Nicken, seine Geschichte zu erzählen. Calen erhob sich schwankend du stützte sich an einer der nahestehenden Säulen ab. "Alles begann vor zwei Nächten, also in der Nacht, in der ihr das Chaos von hier vertrieben und eines der vier heiligen Artefakte erhalten habt. Seine Augen suchten die schmale Sicher des Mondes am Horizont und lange Zeit schwieg er. "Kurze Zeit später wurden wir angegriffen. Armeen von Schatten und Dämonen griffen erst die Tempelstadt und schließlich Mare Serenitas an. Viele tapfere Krieger fanden den Tod, doch konnten wir die Heere des Bösen schließlich aus Sinus Iridium vertreiben. Die Hauptstadt traf es jedoch um vieles schlimmer, denn dort wurden die Armeen von einem General in schwarzer Rüstung angeführt. Eine Frau, von unendlicher Bosheit warf Welle um Welle der verdammten Kreaturen gegen die Mauern der Stadt." Er stockte, als müsse er darum kämpfen weiter zusprechen. "Gegen diesen Ansturm hätte nur die Macht der Sailor Senshi eine Chance gehabt, doch waren alle Königinnen hier auf Avalon versammelt und durch den magischen Schild der Insel konnte der Hilferuf des Mondes nicht gehört werden." Eve lauschte seinem Bericht und ihre Augen weiteten sich, als sie sich den Krieg vor ihrem inneren Auge vorstellte. "Was...was geschah dann?" fragte sie mit zitternder Stimme. Celan sah mit traurigen Augen an. "Sie hatte keine andere Wahl. Es gab sonst nichts, was sie aufgehalten hätte. Nichts was..." "Was ist passiert?" schrie Eve nun fast, denn sie konnte sich die grausame Wahrheit nun denken. "Was ist passiert?" schluchzte sie und sank auf den steinernen Stufen auf die Knie. Celan schloss die Augen, als wolle er Eve nicht ansehen. "Eure Mutter, die Königin Chastity, stellte dich dem dunklen General entgegen, um den Mond und seine Einwohner zu beschützen. Sie...sie setzte die letzte Waffe ein, die den Königinnen des Mondes erlaubt, jegliche bösen Mächte zu bannen." "Den Silberkristall", flüsterte Eve fast unhörbar. Calen nickte. "Ja, den Silberkristall." Eve wimmerte und presste Serenity fest an sich. "Und ist sie..." Lilien schüttelte den Kopf. "Nein, noch nicht. Sie ist eine große Herrscherin und ihr Wille ist ungewöhnlich stark. Doch wird sie wohl nur noch wenige Stunden durchhalten. Priester aus Avalon sind bereits bei ihr und tun, was sie können." Eve schloss die Augen und erhob sich zitternd. "Wir müssen zu ihr. Vielleicht kann ich sie noch retten. Vielleicht...vielleicht..." Sie sah nacheinander in die mitleidvollen Augen von Lilien und Calen und wusste, dass das was sie sagte nur Wunschträume eines kleinen Mädchens waren. Niemand würde die Königin noch retten können. Dies war das Erste, was ihre Mutter ihr beigebracht hatte. Wenn sie die volle Macht ihres Kristalls einsetzen würde, wäre die Konsequenz daraus ihr Tod. Nur der Urgottheit des Mondes, der ersten aller Königinnen war es gegeben, diese volle Macht sooft sie wollte zu verwenden. Gottergeben seufzte sie und blickte in die Ferne. "Vielleicht kann sie wenigstens noch einmal ihre Enkelin sehen. Wenn ich ihr schon nicht beistehen konnte, wird das wenigstens einen kleinen Teil meiner Schuld abtragen." Langsam ging sie die Treppen hinunter, als sie auf dem Weg vor sich eine Gestalt ausmachen konnte. Ohne genau hinzusehen wusste sie, wer ihr da entgegen kam. Sie drehte sich zu Lilien um und ihre Augen blickten ernst. "Geht bitte zu meinem Mann und erklärt ihm die Situation. Ich bin sicher, er wird es verstehen. Mein Vater, meine Tochter und ich werden zum Mond reisen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)