MY (STUPID) BEST FRIEND von littlemoony ================================================================================ Kapitel 1: The best. -------------------- MY (STUPID) BEST FRIEND. Bewundernswert. Da war es wieder: Dieses überaus hartnäckige Gefühl in seiner Brust. Nun kannte er seinen besten Freund schon sein gesamtes Leben – oder zumindest den Teil über, an den er sich noch zurück erinnern konnte – und doch löste Oikawa diese Art der Bewunderung immer wieder spielend leicht in ihm aus. Es war eine Art Anerkennung, die nur die wenigsten Leute von Iwaizumi bekamen. Vielleicht weil er sie nie verbal äußerte und sich das meiste ohnehin in seinem Kopf abspielte, doch er würde sich lieber die Zungenspitze abbeißen, als Oikawa zu gestehen, wie Stolz er ein manches Mal auf ihn war. Nicht etwa für seine herausragenden Leistungen beim Volleyball oder das er erst kürzlich seinen persönlichen Rekord beim Joggen übertrumpft hatte – das waren Leistungen die Iwaizumi offenkundig ansprach und lobte, nein. Es war viel mehr die Leichtigkeit, mit der Oikawa all dieses Arbeitspensum stemmte, welches Iwaizumi imponierte. Nicht selten saß er wie jetzt auf dem Badewannenrand und lauschte dem Monolog seines besten Freunds und fragte sich wie viel ein einzelner Mensch fühlen konnten. Noch heute früh, als sie gemeinsam auf dem Weg zur Schule waren, hatte er davon erzählt, dass er sich die ganze Nacht damit um die Ohren geschlagen hatte, das Volleyballspiel ihrer zukünftigen Gegner anzusehen. Immer und immer wieder. Er hatte bereits eine Gegenstrategie entwickelt. Dabei klang er so unglaublich entschlossen und enthusiastisch, dass man ihm seinen wenigen Schlaf kaum anmerkte. Iwaizumi war trotzdem wütend gewesen. Nicht, weil er sich nicht darüber freuen konnte, sondern weil er wusste, dass der Tag ohne Stillstand für Oikawa weiterverlaufen würde. Atempausen gab es nur wenige. Im Normalfall war Iwaizumi derjenige, der ihn daran erinnerte, einmal innezuhalten. In der Mittagspause, die sie wie so häufig mit Hanamaki und Matsukawa verbrachten, besprach er nicht nur die Spielstrategie, die sie ganz gewiss zum Sieg führen würde, sondern erinnerte sich an das wochenalte Gesprächsthema über Matsukawas Großmutter, die nach einer schlimmeren Erkältung einige Tage in der Klinik zubringen musste – die Ärzte hatten sie wieder entlassen, zumindest war es das, was Matssun auf Oikawas Frage hin antwortete. Danach bedankte er sich bei Yuriko, dem netten Mädchen aus der Parallelklasse, welches ihm erst am Vortag einen Glücksbringer geschenkt hatte. „Auch wenn ich kein Glück bei einem Spiel brauche, werde ich ihn bei mir tragen!“ Iwaizumi war schlecht geworden, als er sein typisches selbstgefälliges Grinsen aufsetzte, um Smalltalk zu führen – doch auch diese Kleinigkeit hatte er nicht einfach vergessen, ebenso wenig wie die Geschichte mit Mattsuns Großmutter oder Hanamakis Äußerung darüber, dass er es unterhaltsam finden würde mal wieder einen ausgelassenen Karaoke Abend mit der Mannschaft zu verbringen. Oikawa hatte sich keinen Tag später im Team für einen gemeinschaftlichen Abend ausgesprochen, der für ausgelassene Stimmung untereinander sorgen würde. Ein Datum stand bereits fest. Und so ging dieser Tag weiter. Als einer von vielen. In denen sein bester Freund, der von den meisten Mitmenschen als ungemütlich und überheblich wahrgenommen wurde, jeden Tag aufs Neue versuchte, seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun; ganz gleich, auf welche Art und Weise das auch immer sein mochte. Er war aufmerksam und liebevoll, wenn er wollte. Erst kürzlich hatte er Iwaizumis Mutter ihre Lieblingsblumen mitgebracht und das einfach so, ohne besonderen Anlass. Sie hatte über beide Wangen gestrahlt, Iwaizumi faszinierte diese unbeschwerte Art, anderen Leuten eine Freude zu bereiten – schon als er noch jünger gewesen war. Oikawa dachte an seine Freunde, an die Menschen, die ihm lieb und teuer waren. Iwaizumi wusste das und wurde deshalb stetig so verteidigend, wenn jemand schlecht über diesen Trottel sprach. Denn auch wenn Oikawa genug Anlässe dazu gab, ihm mehr noch als einen zweifelhaften Seitenblick zuzuwerfen, waren die aufgesetzte Mimik, die scharfen Sprüche und der spitze Humor und sein seltendämliches Grinsen, oft nicht mehr als ein Bruchteil seines facettenreichen, großartigen Charakters. Er war so viel mehr als der Kapitän der Seijho. So viel mehr, als der Schwarm der Oberstufe. So viel mehr, als ein dummer Idiot, mit einem noch dümmeren Grinsen. So viel mehr, als sein bester Freund. Iwaizumi machte diese ereignisreichen Tage in Oikawas Leben nun schon zu lange mit und hatte es aufgegeben, zu hinterfragen, wie es ihm gelang, sich dabei nicht selbst zu verlieren. Wäre sein Terminkalender vergleichbar voll, würde er den Kopf verlieren. Es war immer Platz darin. Ob für Volleyball, seine Freunde oder die unzähligen Mädchen, dessen Namen Iwaizumi nicht mehr zusammenbekam. Doch am häufigsten war Platz für ihn darin … Aw, natürlich Iwa-chan, du bekommst ja nicht einmal deinen eigenen Geburtstag organisiert, wie willst du da anderer Leutes Leben mitkriegen? Wie lebt es sich eigentlich als hoffnungsloser Fall? So etwas, oder etwas ähnliches hätte er als Antwort auf eine solche Frage bekommen und er hätte ausnahmsweise recht behalten. Iwaizumi bewunderte dieses scheinbar angeborene Talent. „Hörst du mir überhaupt zu?“, wollte Oikawa wissen, der mit der scharfen Rasierklinge in der Hand vor ihm stand und im Inbegriff war, in Iwaizumis Gesicht anzusetzen. Zuvor hatte er sorgfältig Rasierschaum auf seinen Wangen und seinem Kinn verteilt, auch wenn es angenehm roch, kitzelte es oberhalb seiner Lippe. „Wenn ich jetzt nein sage, besteht die Gefahr das du extra mit der Klinge abrutscht.“ Er lachte, noch bevor Oikawa sich vorbeugte und die Klinge in Höhe seines linken Ohres ansetzte. „Gemein, Iwa-chan!“ Mit äußerstem Bedacht fuhr er die Linie an seiner Wange entlang. „Obwohl so eine Narbe im Gesicht sicherlich die Attraktivität bei den Mädchen steigern würde.“ „Schnauze!“, murrte er unzufrieden und beobachtete Oikawas Procedere kritisch durch den Badezimmerspiegel, der ihnen gegenüberstand. Sogar für so etwas banales fand er Zeit. Ein manches Mal hasste er ihn für all sein Organisationstalent und seine ausdrucksstarke Ausstrahlung, für das aufbauende und sympathische Lächeln, welches er trotz alle dem niemals verlor. Und falls doch: „Es ist seine Schwester, die du da datest, kein Wunder also, dass er besorgt ist – wäre ich auch, Shittykawa.“ „Hey! Aber ich bin ein guter Freund!“ Oikawas braune Augen funkelten enttäuscht, als er seinen Blick anhob. Iwaizumi hingegen starrte ihn nur regungslos an. Er ließ noch ein wenig auf sich warten, weil sie beide die Antwort doch kannten, die amüsiert nach einigen stillen Sekunden, die Oikawa sicherlich wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, über seine Lippen trat: „Der Beste.“ ♡ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)