Libertalia (Early Draft) von -Kiara ================================================================================ Kapitel 2: Gründer ------------------ Versteckt in den Tiefen des Dschungels einer unscheinbaren Insel vor der Redline erstreckte sich das junge Piratenimperium. Gebaut für die Ewigkeit und belebt von allerhand Piraten, welche sich hier fernab der Marine und der Weltregierung mit ihren Schätzen zur Ruhe setzen wollten. Keine Marine, keine Polizei, keine Gefängnisse. Wenn Entscheidungen zu treffen waren, so geschah dies demokratisch. Jeder Bürger der Insel hatte eine Stimme, die er nutzen konnte, um die Zukunft der Kolonie zu formen. Dies verkündete jedenfalls der Aushang am Schwarzen Brett auf dem Marktplatz. Kinder spielten Fangen und Verstecken, Frauen saßen in gemütlicher Runde zusammen und machten Kassensturz, flickten zerschlissene Kleider oder woben Baskenkörbe und Männer saßen im Schatten der Gebäude, spielten Karten, karrten Handelswaren durch die Gegend oder spielten an der Straßenecke Gitarre. Es war eine Idylle beinahe untypisch für eine Pirateninsel. „Hier lässt sich’s aushalten“, verkündete der rothaarige Kapitän mit einem zufriedenen Seufzer und streckte sich ausgiebig. Nach der Tour durch die Stadt hatte er es sich unter einer Palme bequem gemacht. „Das wäre eine tolle Basis um nochmal aufzustocken, bevor wir in die Neue Welt aufbrechen.“ „Also ich hab‘ nichts dagegen wenn wir hier auch ein Jahr ankern“, stimmte Yasopp zu, welcher es seinem Kapitän gleich tat und sich zufrieden hinfläzte. Einzig Kiara trat angespannt von einem Bein aufs andere. Die ganze Kolonie kam ihr zu schön vor um wahr zu sein. Zwar erinnerte das ganze Flair sie stark an ihre Heimat, aber irgendetwas war komisch. Es war, als hätte man ihre Heimat künstlich nachgestellt. Alles war einfach zu perfekt. „Brauchst du keine Pause?“, fragte Shanks verwundert. „Setz dich doch, genieß die Aussicht.“ „Ich seh‘ mir lieber noch ein bisschen die Stadt an. Auf dem Weg war ein Rathaus, da waren wir gar nicht drin.“ Sie wollte dieser künstlichen Idylle auf den Grund gehen. Was, wenn es sich um eine Falle handelte? Links über ihr flackerte eine Flamme auf. Der Vize war neben sie herangetreten und zündete sich eine frische Zigarette an. „Das trifft sich gut, das wollte ich mir auch noch ansehen“, murmelte er, darauf bedacht, dass ihm der Glimmstängel nicht von den Lippen entglitt. „Darf ich dich begleiten?“ Kiara hatte selten Rathäuser von innen betrachtet. Umso erstaunter war sie, wie riesig und prachtvoll das von Libertalia verziert und dekoriert war. Kunstvolle Stuckarbeiten an den Decken und Wänden, kristallene Kronleuchter und Ölgemälde in Lebensgröße welche die Wände der Eingangshalle schmückten. „Ahoy, da. Kann ich helfen?“ Eine Männerstimme holte sie aus ihrer überwältigten Trance zurück. „Wir sind neu auf dieser Insel und hätten ein paar Fragen“, nahm Beckman das Angebot ohne Umschweife an. „Aber sicher, nur zu.“ Sanft stieß der Vize die junge Piratin an, um sie zum Reden zu animieren. Sie war es schließlich mit den tausend Fragen, doch sie waren ihr alle im Hals stecken geblieben, als ihr Blick auf die Ölgemälde gefallen waren. Direkt vor ihr grinste sie selbstsicher das Ebenbild von Anne Bonney an. Kiara kannte wenige Piratinnen, umso begeisterter war sie von jeder, die sich in dieser Männerdomäne einen Namen gemacht hatte. Begeistert hatte sie schon als Kind jede Geschichte die sie von Anne Bonney gehört hatte, in sich aufgesogen. In den umliegenden Rahmen waren ebenfalls bekannte und berüchtigte Piraten abgebildet. Henry Avery, Thomas Tew und- Kiara erstarrte. Ein blonder Pirat mit Bart und Pferdeschwanz stand stoisch in die Ferne blickend auf einem Felsen in der Brandung. Sein blauer Mantel wehte und seine Hände ruhten entschlossen an seinem mit Säbel und Pistole behangenem Gürtel. „Eindrucksvoll, nech‘? Das is‘ einer unserer zwölf Gründer“, kam der Stadtschreiber ihr hilfsbereit entgegen. „Guybrush Threepwood.“ „Gründer?“, wiederholte Kiara perplex. „Aye. Käpt’n Avery hat sich elf mächtige Piraten gesucht, welche seine Ideale und Träume teilen. Und mit ihnen zusammen hat er dann Libertalia gegründet und aufgebaut.“ „W-wann soll das gewesen sein?“ Kiaras Stimme zitterte vor Aufregung. Sie nahm einen tiefen Atemzug um sich zu beruhigen. Das meiste was sie davon allerdings einatmete war der Qualm von Beckmans Zigarette, wodurch sie zu allem Überfluss auch noch husten musste. „Vor etwa zehn Jahren.“ „Dann ist der Ort hier ja noch richtig frisch“, brummte Beckman. „Hab mich schon gewundert, warum das hier für eine Pirateninsel so sauber ist.“ „Sind sie noch hier? Die Gründer, meine ich“, platzte Kiara hervor. Endlich schaffte sie es den Blick vom Gemälde lösen zu können und sah den Stadtschreiber eindringlich an. „Aye. Haben gerade jetzt eine Tagung. Aber ich würd‘ ihnen nich‘ über den Weg laufen wollen. Sind ja nich‘ umsonst gefürchtete Piraten, nech‘?“ „Wenn sie so gefürchtet sind, warum habe ich dann noch nie einen Steckbrief von dem Kerl gesehen?“, hakte der Vize skeptisch nach und deutete mit einem Nicken auf das Portrait des blonden bärtigen Piraten. „Es heißt, dass Guybrush Threepwood so mächtig is‘, dass er jeden umgebracht hat, der ihm ein Kopfgeld verpassen wollte. Deshalb traut sich auch niemand überhaupt ein Foto von ihm für einen Steckbrief zu machen!“, verriet der Pirat, während sein Blick ehrfürchtig über das Ölgemälde wanderte. Beckman schnaubte verächtlich. Als ob dies ein Grund für die Marine war jemandem kein Kopfgeld in Millionenhöhe zu verhängen. „Ah ja, bewaffnet und gefährlich“, murmelte Kiara und versuchte nicht zu zynisch zu klingen. Mit einem langen Atemzug blies Ben Beckman einen Schwall Rauch in die schwüle Mittagshitze hinaus. „Und, was denkst du?“ Binnen Sekunden fing Kiaras Kleidung an ihr zu kleben an. Nie war ihr das Gefühl vertrauter gewesen. „Ich denke, dass dieses ganze Piratenparadies auf Lügen aufgebaut ist. Aber nicht aus einer schlechten Intention. Jedenfalls weiß ich jetzt, warum sich das hier alles so komisch anfühlt.“ Der Vize nickte langsam. „Ein Ort von Piraten, für Piraten. Außerhalb der Reichweite der Marine.“ „Es ist wie zuhause. Als hätten sie das Dreiinselreich als Modelvorlage genommen. Hier ein bisschen Plunder, da ein bisschen Scabb – wenn ich jetzt noch einen Spuckwettbewerb sehe…“ „Willst du ihn treffen? Diesen mächtigen Piraten?“, fragte Beckman, dem ihr gefesselter Blick und offenkundiges Interesse nicht entgangen war. Kiara hielt inne. Seitdem sie das Bild von ihm gesehen hatte, wollte sie nichts anderes. Jedoch… „Aber was soll ich ihm sagen?“ Aufbauend klopfte Beckman ihr auf die Schulter. „Dir fällt mit Sicherheit etwas ein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)