Gedanken in der Taverne von Drakea ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Gedanken in der Taverne Autor: Drakea Serie: Dragon Age Inquisition Genre: Gen Altersfreigabe: ab 12 Jahren Wörter: 1.060 Disclaimer: Die Figuren sind nur geliehen und alle Rechte bleiben bei ihren Erschaffer. Geld wird mit dieser Geschichte keines verdient. Dorians Augen wanderten vom Turm, in dem Cullen wohnte, zu der Taverne, in der neben Sera, auch Bulle und seine Söldner residierten. Er könnte Cullen um eine Revanche auf dem Schachbrett bitten, dann müsste er sich zwangsläufig etwas anderem, als seinen trüben Gedanken, widmen. Dorian war sich auch sicher, dass Cullen ihm kein Gespräch aufzwingen würde, wenn der Magier durchscheinen ließe, dass er heute kein Interesse an Konversation besaß. Auf der anderen Seite könnte Cullen versuchen mitfühlend zu sein und ihn nach seinem Gemütszustand fragen. Würde er sich für die Taverne entscheiden, ständen ihm einige Optionen offen, wie er den Abend verbringen mochte. Da wäre Sera, die ihm ein Ohr mit ihren seltsamen Ansichten abkauen könnte. Für eine Weile wäre das eine gut Wahl, da er sich nicht auf ihr Gerede konzentrieren musste. Doch irgendwann an diesem Abend würde ihm sicher der Geduldsfaden reißen. Oder er säße sich in die Nähe der Sturmbullen und ihrem gehörten Anführer. Sie waren laut genug, dass er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören musste, aber früher oder später würden sie ihn in ihr Treiben miteinbeziehen. Als dritte Möglichkeit blieb ihn eine dunkle Ecke im Schankraum des Herolds Rast, weit ab von Kamin und Theke. Noch während sich Dorian der Taverne näherte, wusste er, dass er die dunkelste Ecke nehmen würde, die er finden konnte. Bulle brüllte schon vor Lachen und man hörte wie Krüge gegeneinander schlugen, obwohl die Sonne nicht einmal vollkommen untergegangen war. Innerhalb des Herolds Rast herrschte schon reges treiben, was Dorian nutze, um für die meisten Gäste unbemerkte in einer Nische in der Nähe der Tür platz zu nehmen. Cabot hingegen hatte seine Ankunft bemerkt und Dorian war froh bald etwas bestellen und seinen Gedanken nachhängen zu können. "Hier", sagte der Wirt und stellte einen Kelch mit Wein vor Dorian, der verwundert aufsah. "Wie immer!?" "Natürlich. Danke", antwortete der Magier eilig und bezahlte mit einigen Silberlingen. Entweder würde Dorian eine Menge Geld verschwenden bevor er betrunken war oder er musste auf noch qualitativ schlechtere Getränke umsteigen. Unwillkürlich dachte er an die vielen gescheiterten Versuche, die Felix unternommen hatte ihm seine Trinkgewohnheiten auszureden. Dorian wusste selbst, dass sich seine Probleme nicht durch Alkohol lösten, aber er ermöglichte es ihm sie für einige Zeit zu vergessen. Die Tür der Taverne öffnete sich und Blackwall trat ein. Langsam durchstreifte sein Blick den Innenraum, aber er blieb auf niemand bestimmten haften. Als sein Blick den Wirt erreichte, ging er schnurstracks auf den Schanktisch zu, bestellte und legte sein Geld auf den Tisch. Im Gegenzug schob der Wirt ihm einen großen Humpen Bier hin, den der Wächter ergriff und zu seinem Platz marschierte. Dabei nickte er knapp Bulle und Krem zu, die zum Gruß ihre Krüge hoben. Dorians Blick verfinsterte sich, als sich Blackwall ausgerechnet ihm gegenüber setzte. Es gab ausreichend andere freie Plätze im Herolds Rast. Sie nickten sich zu, anstatt Worte zu wechseln, was Dorian äußerst gelegen kam, sonst hätte er versucht Blackwall mit einem bissigen Kommentar zu vertreiben. Schweigend nahm Blackwall einen Schluck von seinem Bier und wischte sich anschließend den Schaum aus dem Gesicht. Das ihn Dorian dabei genaustens beobachtete störte ihn nicht. Als der Magier zu der Meinung gelangte, dass Blackwall ihn nicht behelligen würde, trank auch er und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Nach dem Angriff auf Alexius Familie durch die Dunkle Brut, hatte Dorian begonnen viel mehr Zeit mit Felix zu verbringen. Zum einen tat ihm der Junge leid, da sein Schicksal nun unwiderruflich der frühe Tod war, zum anderen konnte er sich bei Felix über die Veränderung von Alexius Wesen beklagen. Je mehr Meinungsverschiedenheiten sie hatten, desto öfter suchte er Rat bei Felix. "Mein Beileid", murmelte Blackwall plötzlich und seine Augen trafen die von Dorian, bis der Wächter sie wieder auf seinen Humpen senkte. "Er war ein guter Junge." "Trevelyan", grollte Dorian. Zwar waren sich Blackwall und Felix kurz in Redcliffe begegnet, aber Dorian hatte nur einer Person von Felix Schicksal erzählt. "Ja", bestätigte ihm Blackwall, der langsam nickte und den Magier aus Tevinter wieder ansah. "Nachdem er mich über die Dunkle Brut und den Krankheitsverlauf von Infizierten ausgequetscht hatte, erzählte er mir von Eurem Freund." "Sollt Ihr mich jetzt trösten?", fuhr ihn Dorian an. Er fühlte sich verraten und verletzt, da er mit dem Inquisitor im Vertrauen gesprochen hatte. Der Kämpfer verzog bei Dorians harschen Worten nicht das Gesicht. Nur seine buschigen Augenbrauen zogen sich kurz zusammen. "Nein. Ich wollte Euch nur Gesellschaft leisten. In solchen Nächten wollte ich nie alleine sein." Eine unsichtbare Faust fuhr in Dorians Magen. Blackwall war ein Grauer Wächter. Ein Mitglied einer verschworenen Gemeinschaft, die mit dem Einsatz ihres Lebens gegen die Dunkle Brut kämpfte. Wie viele seiner Kameraden und Freunde hat dieser Mann sterben sehen? Wie viele waren langsam durch die Verderbnis dahingerafft worden? Sein Stolz verbot es Dorian sich zu entschuldigen, doch er nahm sich vor in nächster Zeit freundlicher zu Blackwall zu sein. Bestimmt wäre Felix auf sein Vorhaben stolz gewesen. Wie gerne hätte ihm Dorian gesagt, wie stolz er auf ihn war, als er gelesen hatte, wie Felix vor dem Senat über die Inquisition gesprochen hatte. Aus ihm wäre ein wundervoller Redner und Magister geworden. Wäre er nur nicht so jung gestorben. Der Schmerz stach wieder in Dorians Herz und trübte seine Gedanken. Es würde keinen Magister Felix Alexius geben. Nie wieder würden sie zum Wohle Tevinters Ränke schmieden. Nie wieder würden sie mit einander sprechen. Nie wieder würde ihm ein Freund so nahe stehen wie Felix. "Wird der Schmerz irgendwann nachlassen?", fragte Dorian in die Stille, die zwischen den beiden Männern herrschte. Blackwall sahen Dorian forschend an, bevor er von seinem Bier trank, tief durchatmete und die Augen schloss. "Viele sagen, dass der Schmerz nach einiger Zeit vergeht", antwortete Blackwall. Als er seine Augen öffnete, wirkte der Wächter traurig und müde. "Aber das stimmt nicht. Die Trauer wird nur schwächer, aber sie wird nie ganz vergehen. Sie erinnert uns so lange an unseren Verlust, bis auch wir diese Welt verlassen." Mit einem tiefen Zug leerte Blackwall seinen Humpen und schob ihn von sich. "Ich werde jetzt gehen." Noch während Blackwall redete, stand er auf und verließ die Taverne. Abschätzend starrte Dorian den Wein an und überschlug wie Zahlungskräftig er war. Wenn er auf einen billigeren Wein umstieg, würde er es sich leisten können in der nächsten Woche jeden Abend betrunken in sein Bett zu fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)