Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 35: ------------ "Das ist doch-", Mokuba hatte sich gerade aufgesetzt. Er schüttelte den Kopf, "verstehst du das, Seto?" Angesprochener blickte stoisch zur Bühne. Die Punkteanzeige flackerte bedrohlich über den Köpfen der Duellanten. Yamamori lag weit zurück, ihre stärksten Monster lagen auf dem Friedhof oder waren verbannt worden. Sogar ein Anfänger wusste, dass es nicht gut für sie aussah. Und trotzdem: die junge Frau wirkte nicht als wäre sie am Ende. Drehte sie jetzt womöglich durch? Bereits Top-Spieler, die in die Enge gedrängt worden waren, konnten in Momenten wie diesen ihre Beherrschung verlieren. In DuelMonsters brauchte es starke Nerven - hatte Yamamori vielleicht ihre Grenze erreicht? So wie sie aussah war es durchaus im Bereich des Möglichen: In ihren Augen loderte die Ruhelosigkeit, die dem künstlichen Sturm um sie herum Konkurrenz machte. Ihre Lippen waren zu einem einzigen geraden Strich geformt, der Gelassenheit ausdrücken sollte, aber wohl eher als letzter Verzweiflungsakt verstanden werden konnte. Kaiba resümierte über das bisherige Geschehen: Irgendwas passte nicht ganz zusammen. Es wollte ihm einfach nicht einfallen, was. Zwar kann Wellenbewegungskanone keinen weiteren Schaden anrichten, aber solange Arizu's Zauberabsorbation auf dem Feld ist, sind ihm seine Lebenspunkte sicher. Es braucht schon mehr als ein starkes Monster, um das Duell für sich zu entscheiden. Vorausgesetzt, sie weiß, was sie tut...Was geht bloß in deinem Kopf vor? "Oh Mann", Mokuba ballte die Hände zur Faust, "glaubst du, sie blufft nur?" "Rin blufft nie", hörte er hinter sich eine Stimme murmeln. Ohne nach hinten zu blicken, wusste der junge Firmenchef, dass es Rins Mitbewohnerin gewesen sein musste. Lumina Phoenix hatte während der ganzen Zeit kein einziges Wort gesagt. Ihre knurrige, leicht rauchige Stimme ging in der Menschenmenge beinahe unter. Seit Rins Provokation lechzte das Publikum nach Wotans Revanche. Auf einer Seite der Arena riefen sie im Chor seinen Namen, während die andere Hälfte eifrig dagegen fieberte. Der stille Mittelpunkt bildete Zigfried von Schroeders finsteres Lächeln. Seine selbstsichere Ruhe ließ den sonst so kontrollierten Firmenchef kochen. Diese selbstgefällige Kröte hat sicher auch etwas geplant "Also", hörte er Mokuba wie ein Rauschen neben sich sprechen, "hat sie einen Plan? Denn, wie ich das sehe, braucht sie mehr als nur eine gute Strategie. Wenn nicht jetzt ein Wunder geschieht-", so aufgeregt hatte er den Schwarzhaarigen lange nicht mehr reden hören. Das letzte Mal als Kaiba gegen Yugi im Colloseum verloren hatte, musste Mokuba so heftig gezittert haben, dass er nicht einmal mehr den Koffer halten konnte. "Wir werden sehen", entgegnete sie knapp, "Rin spielt nie auf gut Glück." Glück wird dir hier nichts bringen - außer du bist ein vertrottelter blonder Köter...Dann zeig' mal lieber, was du drauf hast. Wenn du schon eine große Klappe riskierst, solltest du mich nicht enttäuschen... Die Arme verschränkt versteckten sie seine geballten Fäuste. Die Anspannung um ihn herum kostete ihn Nerven. Wenn die junge Frau nun doch bluffte- Die Kleine hinter ihm hatte recht: Yamamori hatte noch nie geblufft und so sehr ihn die Tatsache störte, er musste seiner Duellantin wohl oder übel vertrauen. Damit widmete er sich wieder ganz dem Duell und den zwei Spielern, von denen der eine besonders in Rage geraten war, dass er vor lauter Wut vergessen hatte zu ziehen. Wotan Arizu setzte schließlich ein Lächeln auf. Seine Zähne blitzten auf - das letzte Bleaching lag wohl erst ein paar Tage zurück: "Du wirst es noch bereuen, kleines Kaiba Mädchen. Deine große Klappe wird dir nicht nur den Untergang bescheren. Nun wird alle Welt sehen, dass die Kaiba Corporation nichts als ein schwacher Geist vergangener Tage ist, und ihren alt eingestaubten Platz frei räumen muss", er lachte auf, "aber spuck' ruhig große Töne. Umso niederschmetternder wird deine Niederlage sein, mit der du alles um dich herum in die Tiefe reißen wirst. Ich freue mich schon, dich winselnd auf den Knien zu sehen, du kleines arrogantes Miststück. Ha", er zog eine Karte, "du hast es nicht anders gewollt. Mit meinem fullminanten Sieg über die Kaiba Corporation wird sich die wahre Nummer eins erheben - dein letztes Stündlein hat geschlagen! Ich spiele Kraftengel - Valkyre", eine kriegerische Valkyre erschien auf dem Spielfeld, "nur keine Angst - mein kleines Kaiba Mädchen - ich habe dir ja versprochen, mich nicht zurückzuhalten. Also sieh' zu und lerne von einem Meister! Mit meiner nächsten Zauberkarte Umarmung der Valkyre setze ich meinen Kraftengel im Verteidigungsmodus", weitere fünfhundert Punkte gingen auf Arizu's Konto. Zeitgleich begannen die beiden Monster auf dem Feld zu leuchten. "Sobald ich meine Valkyre in den Verteidigungsmodus geschickt habe, verbannt meine Zauberkarte deinen jämmerlichen Schimmerdrachen aus dem Spiel. Wie fühlt es sich an, ohne Monster dazustehen?" Doch die junge Frau reagierte nicht. Sie war wie erstarrt. Sowohl in Mimik als auch in ihren Bewegungen, die sich nur noch auf das Atmen konzentrierten. Ihr Gegner störte sich nicht daran. Seine extravagante Rede, die in Kaiba ein starkes Dejavu weckte, schien für den regionalen Champion mehr als nur aufheizendes Geplänkel zu sein. "Kommen wir zum zweiten Akt", eine weitere Zauberkarte aktivierte sich, "ich spiele Begräbnis aus einer anderen Dimension und aktiviere meinen Joker." Die Karte begann zu blinken. Kaibas Augen durchdrangen den Zauber. Dass weitere fünfhundert Punkte zu Wotans Lebenspunkten hinzugefügt wurden, war nebensächlich geworden. "Was ist los, kleines Kaiba Mädchen", Arizu wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sofort wieder auf seiner Wange landete, "kommst du etwa nicht mit? Begräbnis aus einer anderen Dimension erlaubt es mir ein Monster außerhalb des Spiels in meinen Friedhof zu legen." Er schüttelte den Kopf, "dann werde ich es dir leichter machen und die hier spielen", er wedelte mit einer Karte vor seinem Gesicht, "Letztes Licht!" Kaiba drehte sich zu seiner Spielerin. Ihre Mundwinkel begannen zu zucken. Aus dieser Entfernung wusste Kaiba ihre Reaktion nicht zu deuten. Die seines Nachbarn dafür umso mehr. Das Team der Schroeder Corp. begann ein breites Lächeln aufzusetzen, das an Gehässigkeit kaum zu überbieten war. "Mit Letztes Licht", begann Arizu verzückt zu berichten, "kann ich jedes Valkyre-Monster von meinem Friedhof beschwören - für einen läppischen Preis von eintausend Lebenspunkten. Aber da dein Ende naht, spielt es sowieso keine Rolle mehr", tausend Lebenspunkte fielen von seiner Anzeige, "ich bin dir zu großem Dank verpflichtet", er verbeugte sich vor Yamamori, die sich nur auf seine Punkteanzeige konzentrierte, "ohne dich hätte ich wohl nie die Unfähigkeit der Kaiba Corporation vor der ganzen Welt aufzeigen können", ausladend zeigte er auf die Arena und die Meute, die sich nach solchen Hasstyraden sehnte, "nun denn: lassen wir das Duell mit einem nie da gewesenen Höhepunkt enden: ich spiele meinen Joker aus", nur unweit des jungen Firmenchefs begann ein hellblaues Licht zu funkeln, "erhebe dich aus der Schönheit des Augenblicks, du erhabene Kreatur der Glorie! Erscheine, Valkyre Brunhilde!" Das Publikum tobte als eine der bekanntesten Monster die Bühne betrat. Brunhilde auf ihrem hohen Ross, das ihr Schwert in die Höhe streckte, spiegelte die Siegesgewissheit ihres Meisters wider. Zigfried labte sich an dem Anblick seiner Kriegerin, die ihm gewiss viele Siege eingebracht hatte - aber nie den Triumph, der ihm seiner Meinung nach zustand. "Nun Kaiba", sprach er ruhig, ohne den jungen Firmenchef anzusehen, "ist sagte dir doch, dass deine kleine Amateur-Kopie keine Chance gegen einen echten von Schroeder hat. Und jetzt wird es alle Welt sehen, was von der einstigen DuelMonsters Größe übrig geblieben ist und sie werden einsehen, wessen einzige Macht wirklich beständig ist." Ohne eine Antwort abzuwarten, die er in diesem Fall auch nicht erhalten hätte, wandte er sich dem Duell zu und genoss den Moment, in dem die Stärke seiner Valkyre ausnahmslos das Spielfeld führte. "Durch den Effekt meiner Zauberkarte", Arizu fuhr fort, nachdem er eine theatralische Schweigeminute eingelegt hatte, die eindeutig von ihm einstudiert worden war, "sie gestattet es dir, ein Monster aus deinem Friedhof zu holen. Natürlich nur mit zweitausend oder weniger Atk." "Ich beschwöre Denko Sekka im Angriffsmodus", entgegnete die junge Frau trocken und streckte ihren rechten Arm aus, dass ihr Donnermonster von Neuem auf dem Spielfeld erschien. Sofort schoss die Angriffszahl der Valkyre nach oben. "Für jedes deiner Monster", erklärte Arizu, "erhält Brunhilde fünfhundert Lebenspunkte extra. Damit hat sie sechshundert Angriffspunkte mehr als deine Kriegerin. Brunhilde", gab er das Startsignal zum Angriff, dass die Valkyre in Position ging, "vernichte ihr Monster." Mit einem lauten Knall war Denko Sekka besiegt. Ihr kurzer Auftritt hatte nur zu Bruchteilen den Angriff abgepasst. "Oh Mann", neben ihm war sein jüngerer Bruder aufgesprungen, "Rin hat jetzt nur noch 1200 Lebenspunkte und Wotan immer noch 3500. Nicht mal ihre versteckten Karten konnten etwas gegen Brunhilde ausrichten." Er raufte sich durch die Haare." "Verdammt, Rin", hörte er das Murmeln hinter sich, "du hattest recht-" Hm?! "Nun - Kaiba Mädchen", süffelte Arizu und nickte der Braunhaarigen zu, "solltest du an dieser Stelle nicht besser aufgeben? Nichts in deiner Hand kann gegen diese majestätische Bestie ankommen. Deinen weißen Nachtdrachen habe ich verbannt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis deine Lebenspunkte erschöpft sind. Jetzt hast du noch die Möglichkeit dir deine Niederlage einzugestehen...du schweigst immer noch? Dann möge es so sein. Ich beende meinen Zug." "Schon vergessen", entgegnete die junge Frau und zog eine Karte, "ich sagte dir, dass du nur diesen einen Zug hast. Deine Chance mich zu besiegen ist vertan." "Was soll das heißen?", lachte er sie aus, "hast du es denn immer noch nicht verstanden: du bist am Ende-" "Nein", sie riss die Augen auf, "du bist am Ende. Denn jetzt bin ich am Zug. Und ich werde mit genau neun Karten alle Lebenspunkte nehmen." "Wie-?" "Ich hoffe für dich, dass du so gut aufpasst, wie diese Anzeigetafel hier." "So ein Schwachsinn", fauchte Arizu und bekam eine starken Lufthauch ab, dass er die Beine ein Stück weiter spreizte. Kaiba hingegen konzentrierte sich einzig auf seine Spielerin. Seine eiskalten Augen durchbohrten ihren kühlen Blick, den sie nicht erwidern konnte, da ihr Fokus einzig auf ihren Karten lag: "Ich beginne", rief sie und spielte die erste Karte von ihrer Hand, "ich spiele die Zauberkarte Nachladen. Indem ich alle meine Karten aus der Hand zurück ins Deck lege, kann ich dieselbe Anzahl an Karten ziehen, die ich soeben zurück gelegt habe." Sie steckte die Karten in ihr Deck und mischte. "Bist du jetzt völlig bescheuert?", ihr Gegner starrte erbost auf ihre Hand, die neue Karten zog. Für Wotan eigentlich ein willkommenes Fressen, da weitere Punkte in seine Lebensanzeige flossen. "Als nächstes", verkündete Rin und streckte eine weitere Karte in die Luft, "spiele ich die Zauberkarte Inzahlungnahme: Ich lege ein Monster der Stufe acht auf den Friedhof und kann zwei weitere Karten ziehen." "Aber-" "Weiter", Rin ließ sich von Arizu's Gestammel nicht beeindrucken, "ich decke meine Fallenkarte auf - Extrazeit." "Das ist doch-" "Ganz recht", entgegnete Rin, "Extrazeit aktiviert sich, sobald mein Gegner 4000 oder mehr Lebenspunkte hat und stockt meine eigenen LP soweit auf, bis ich genau tausend weniger habe als du." Rins Anzeige ratterte, dass sie auf 3500 stieg. "Du schindest bloß Zeit", rief ihr Arizu mit einer wegwerfenden Handbewegung zu. "Dann pass Mal auf", nun setzte auch Rin ein schiefes Lächeln auf, "deine Arroganz wird dir letztendlich das Genick brechen." "So redet nur jemand, der verzweifelt versucht, sich aus dem sinkenden Schiff zu retten." Doch Rin grinste weiter, während ihre Augen voller Abscheu zu ihrem Gegenüber blickten: "Hier wird nur einer untergehen", sie legte eine Karte auf die Zone, "indem du dieses Monster aufs Feld gebracht hast, gabst du mir keine andere Wahl als mit aller, geballter Macht zu kontern", das Feld begann zu leuchten, warme Luft umhüllte die Arena. Kaiba erhob sich. Sie wird doch nicht- Fast vergaß er den Mund zu schließen als ein Strudel auf der Spielfeldseite erschien, die gesamte Tribüne für sich einnahm, dass sogar das Publikum für einen Moment nicht mehr wusste, ob es zur Showeinlage gehörte oder nicht. Nur die junge Frau ließ sich von der gewaltigen Kraft der Simulation nicht beeindrucken. Sie blickte hinauf, in das Auge des Strudels und rief: "Wenn die Schroeder Corp. mir den Krieg erklärt, gibt es nur eine Antwort darauf", der Zopf schlug ihr ins Gesicht, "ich spiele Dimensionsfusion und aktiviere ebenfalls meinen Joker." Zweitausend Lebenspunkte opferte die junge Frau - völlig unbedeutend. Aus dem Augenwinkel sah Kaiba, wie seine eigene DuelDisc zu leuchten begann. "Wa-", hörte er nur noch Mokuba sagen. Yamamori, du- Die junge Duellantin breitete die Arme aus: "Kommt her, meine Bestien! Beenden wir diese Farce auf unsere altbewährte Tour." Kreischen ertönte. "Unmöglich", ihr Gegner starrte hinauf. Über Rins Kopf erhoben sich drei weiße Drachen mit eiskaltem Blick, sowie der weiße Nachtdrache, den Arizu erst kürzlich verbannt hatte. Sechs eiskalte Augenpaare starrten zu Arizu, der einen Schritt zurückgegangen war. Sein Gesicht hatte den letzten Hauch an Farbe verloren. Kurz geriet er ins Straucheln, bis er schließlich den Kopf schüttelte und die Fassung wieder erlangte. "Du Närrin!", lachte Arizu als wäre er aus einer Starre erwacht, "jedes deiner Monster beschert Brunhilde 500 zusätzliche Angriffspunkte. Mit 3800 Atk ist sie das stärkste Monster auf dem Feld. Glaubst du wirklich, mich mit deiner Dramatik klein zu kriegen?" Rin streckte die linke Hand aus, "ich aktiviere meine zweite Fallenkarte: stampfende Zerstörung. Da ich jetzt meine Drachen auf dem Feld habe, aktiviert sich der Effekt von stampfende Zerstörung und deine Zauberabsorbation ist Geschichte!" "Das ändert aber nichts daran, dass deine Monster nicht gegen Bru-" Rin unterbrach ihn, indem sie auf ihren Drachen zeigte: "Weißer Nachtdrache, greif' Brunhilde an: Dimantenblitzattacke!" Die Zuschauer hielten den Atem an als der weiße Nachtdrache seinen Angriff ausführte. Brunhilde schwang lässig ihr Schwert und zersäbelte die fliegende Kreatur, noch bevor sie in Arizu's Nähe gekommen war. "So etwas Dummes habe ich noch nie gesehen", perplex schüttelte er den Kopf. "Warum hat sie das gemacht?", der Jüngere der Kaiba Brüder hatte sich nach vorne gebeugt, dass nicht viel fehlte und seine Nasenspitze die Bühne berührte. Er sah zu dem Älteren, der sich nicht anmerken lassen wollte, dass ihn der Anblick seiner drei Weißen aus der Bahn geworfen hatte. "Rin hat jetzt nur noch 700 Lebenspunkte. Noch so ein Angriff und sie ist erledigt." Mokuba kratzte sich an den Kopf. "Sie darf nicht verlieren." "Sie verliert nicht", erwiderte Kaiba, "das Duell ist entschieden." "Du meinst-?", der Schwarzhaarige sah zu Rin hinauf, "sie hat ihren Drachen opfern müssen, damit Brunhildes Atk sinken?" "Als sie Dimensionsfusion gespielt hat", Kaiba deutete auf Rins Spielfeldzone, "musste sie sämtliche Monster, die verbannt wurden, aufs Feld holen - außer Schimmerdrache, der gerade erst aus dem Spiel entfernt worden war." "Aber sie hätte doch nur den Nachtdrachen spielen können. Dann wäre er stärker gewesen als Brunhilde." "Mokuba, du scheinst Brunhildes besondere Fähigkeiten vergessen zu haben. Außerdem hat sie nur diesen einen Zug. Ihr blieb nichts anderes übrig, als eines der Monster zu opfern." "Krass. Das heißt ja auch, dass Rin noch nicht fertig ist." Dein Spiel fängt gerade erst an, habe ich recht...Rin? "Tja", sagte Arizu, der noch immer den Sieg auf seiner Seite sah, "Brunhilde ist immer noch stärker und selbst wenn, du hast keine Chance an sie vorbei zu kommen." "Das wollen wir doch mal sehen", sie streckte den Arm zu dem ersten weißen Drachen aus, dass dieser sich in Position brachte, "ich aktivere noch eine Fallenkarte. Sie nennt sich Tyrannenflügel und rüstet eines der Bestien mit zusätzlichen 400 Punkten aus. Ich denke, du kannst das zusammen rechnen. Doch es kommt noch besser: Tyrannenflügel erlaubt mir, das ausgerüstete Monster zweimal angreifen zu lassen." Arizu knirschte mit den Zähnen. Innerhalb von Sekunden hatte der stärkere der Weißen sein Maul aufgerissen und Kraftengel Valkyre ausgeschaltet. Ohne weiter Zeit zu schinden baute sich eine weitere Kugel auf. Die Lichtblitzattacke schoss auf Brunhilde, die im letzten Augenblick mit ihrem Schild abwehrte. "Brunhildes Effekt schützt sie vor ihrer Zerstörung", tausend Verteidigungspunkte gingen von ihr ab, "und - falls du es noch nicht weißt - dadurch, dass Brunhilde ihre Verteidigung aufgegeben hat, lässt sie die Battle-Phase umgehend beenden. Das war's dann wohl mit deinem lächerlichen Versuch, mich besiegen zu können-" "Weißer Drache mit eiskaltem Blick", Rins gebieterische Stimme war dem jungen Firmenchef ein Dorn im Auge. Sie kommandierte seine Monster als gehörten sie ihr - ihm begann es in den Fingerspitzen zu jucken. Er konnte sich nicht eingestehen, dass sie durchaus Führungsqualitäten aufwies, die er keinem anderen als sich zusprechen wollte. Doch Yamamori schien nicht einmal mehr mitzubekommen, dass sie von tausenden von Zuschauern umgeben war, die ehrfürchtig auf die Tribüne blickten - geschweige denn, dass sie keinen ihrer eigenen blauäugigen Drachen spielte. Dieser versunkene Blick auf seine eigenen Fähigkeiten. Natürlich wusste Kaiba, wie sie sich fühlte. Was für einen Rausch es auslösen konnte, wenn ein alles entscheidener Sieg bevor stand. Rin achtete nur auf sich und die Drachen, von denen einer zum nächsten Angriff überging. Sehr zum Entsetzen ihres Gegenübers - als Brunhildes Schild zersprang und der weiße Drache in tausend Teile zerlegt wurde. "Wie war das möglich? Du hättest sie gar nicht angreifen können...was für ein mieser Trick ist das?" Die junge Frau sah ihn durchdringend an: "Ich habe dir doch gesagt, dass du ganz genau aufpassen sollst." Wo langsam der Rauch der letzten Attacke verebbte tauchte eine große, steinerne Uhr auf. "Nein!", rief Wotan, der die Fallenkarte zu erkennen schien. Pyro-Uhr des Schicksals - eine Karte, welche die Zeit zurückdrehen konnte. Um genau einen Zug, dass sie zwar ihren Tyrannenflügel aufgeben musste, dafür aber Brunhildes Spezialfähigkeit auf die einzig möglich Weise ausgetrickst hatte. So langsam begriff Kaiba, welches Ausmaß Rins Berechenbarkeit annehmen konnte. Die junge Frau hatte doch tatsächlich das Duell gelenkt - und Wotan war blindlinks in ihre Falle getappt. Oder besser gesagt Zigfried, dessen Gesichtsausdruck nicht mehr die Überzeugung ausdrückte, dass er nur noch entsetzt dem weiteren Treiben zusah. Brunhildes Schutzlosigkeit hatte er nicht kommen sehen. Seine heiß geliebte Bestie, die durch den Sieg mit dem ersten weißen Drachen um weitere fünfhundert Punkte geschwächt worden war, unterlag nun den blauäugigen Monstern, die hungrig auf ihre nächsten Befehle warteten. "Weißer Drache mit eiskaltem Blick", fuhr Rin ohne Umschweife fort, "greif' Brunhilde an - Lichtblitzattacke", ihre Stimme übertönte auch den lautesten Wind, dass der weiße Drache mit den Flügeln ausholte, sein Maul aufriss und seine Lichtkugel auf das gegnerische Monster abfeuerte. Mit einem schwachen Versuch zu kontern, löste sich schließlich die Valkyre zu Staub auf. Mit offenem Mund sah Arizu auf die Stelle als eine zweite Lichtblitzattacke auf ihn zusteuerte. Weißes, funkelndes Licht umhüllte die Tribüne. "Das war Nummer neun", Rin verschränkte die Arme vor der Brust und deutete auf ihre letzte verdeckte Karte, "Kampfgeist der Drachen. Mit diesem Schnelleffekt konnte dieser Weiße ein zweites Mal angreifen. Du hast sicher mitgerechnet, was das für dich bedeutet." "Nein!", er sah auf seine Anzeigetafel, auf der noch 1700 Lebenspunkte standen. "Weißer Drache mit eiskaltem Blick", sie streckte ihren Arm aus, dass die Initialen des Armschmucks in die Kamera gezeigt wurden, "jeder, der sich uns in den Weg stellt, wird die ganze Macht unseres Zorns zu spüren bekommen", sie knirschte mit den Zähnen, "beenden wir endlich dieses Duell und schicken diese Bastarde in die Hölle! Lichtblitzattacke!" Die letzte Lichtkugel erhellte die gesamte Arena, dass der Zeppelin, auf dem sie standen, allmählich verblasste, bis nur noch das Bug zu sehen war. Die Wucht der Attacke, ließ die Windböen blass aussehen. Es existierte nur Licht und der Ruf des Weißen, dessen Lichtblitz auf den Gegner zusteuerte und ihn in die Knie zwang. "Wie", Zigfrieds zittrige Stimme hallte durch den Raum, "wie konnte das passieren?" Fassungslos starrte er auf die Tribüne, die langsam wieder auftauchte. Die Simulation war beendet. Der Zeppelin vollends verschwunden und die Arena erstrahlte in ihrer ursprünglichen Form. Fünftausend Zuschauer blickten hinauf zu den beiden. Rin Yamamoris Blick war kühl und abgeklärt als sie ein paar Schritte auf ihren Gegner zukam. "Das kann nicht sein!", winselte Arizu und fasste sich an den Kopf, "wie...wie konnte ich verlieren?" "Wirklich?", entgegnete Rin, "das fragst du dich?" Sie zuckte mit den Schultern. "Du warst es doch, der mich die ganze Zeit als Kaiba Mädchen bezeichnet hat. Da hättest du doch wissen müssen, dass dieses Duell nur auf eine Weise ausgehen konnte." Sie drehte ihren Kopf, dass sie direkt auf Zigfried blickte, dem es die Sprache verschlagen hatte. Die Ruhe um sie herum war unheimlich. Die Sekunden, in denen keiner etwas sagte, war geradezu erdrückend. Doch dann preschten sie vor - der Jubel der Zuschauer war wie eine Explosion. Die Stimme des Kommentators musste sich durch die Stimmenmassen durchkämpfen, bis sie endlich Gehör fand: Eines der unerwartetsten Comebacks meiner bisherigen Laufbahn! Rin Yamamori besiegt Wotan Arizu. Die Kaiba Corporation konnte wieder einmal ihren Titel gegen die von Schroeder Corp. verteidigen." Sogar Mokuba brach in Jubel aus, dass seine Augen zu funkeln begannen. "Rin, was hast du nur getan", murmelte es seufzend hinter dem jungem Firmenchef. "So eine Spannung habe ich echt nicht erwartet", entgegnete eine unbekannte Stimme, "das war haarscharf." Mokuba drehte sich zu der Stimme um und nickte eifrig. "Erinnert mich an das Herz der Karten." Nein. Sie hat bloß Wahrscheinlichkeitsrechnung angewandt. Rin wird ihre Karten auswendig kennen. Das verlangt ein gutes Gedächtnis und einfache mathematische Fähigkeiten. Sie wusste genau, welche Karten sie für einen Sieg gegen Brunhilde brauchte und diesen armseligen Wicht hat sie einfach nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Die Provokation sollte doch nur dazu dienen Zigfrieds Valkyre aufs Feld zu holen. Mit einem hättest du nur nicht rechnen können: mit dem Joker- Seine Gedanken stoppten als die Stimmen im Hintergrund immer lauter wurden. Die Massen hinter ihm hatten sich zu einem Chor zusammen geschlossen: "Duel Madness", wiederholten sie wie einen Kampfschrei. Kaibas Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen. Er sah zu Yamamori hinauf, die in den Raum blinzelte als wäre sie aus einem Traum erwacht. Ihr Blick wandelte sich. Verschwunden waren der Hass und der Rausch ihres letzten Angriffs. Sie sah hinunter zur Tribüne, auf der die Zuschauer jene Worte aussprachen, die Kaiba über fünf Jahre nicht mehr gehört hatte. Die Reaktion des Publikums schien die junge Frau nicht erwartet zu haben. Obwohl sie Kaibas weiße Drachen gespielt habe, schien es ihr nicht in den Sinn gekommen zu sein, dass die Menge ihren Auftritt anders interpretiert haben könnte als ihr jemals bewusst gewesen war. Und was jetzt…? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)