Spiel ohne Limit von Lady_of_D ================================================================================ Kapitel 7: ----------- "Was soll das heißen? Ich darf hier nicht rein?", fassungslos starrte Rin auf die Anzeigetafel über dem Gebäude - Duellarena, hier war sie doch eindeutig richtig. Sie war extra früh aufgestanden und hatte den Bus in die südlichen Kreisgebiete genommen. Von früheren Besuchen wusste sie, dass sich dort ein paar Duellarenen befanden, denen so einige bekannte Spieler beiwohnten. Es lohnte sich also die weite Strecke auf sich zu nehmen und ein paar Duelle zu bestreiten. Nachdem sie am Eingang ihre DuelDisk durchscannen ließ, hatte sich der Einlasser vor die junge Frau gestellt und den Eingang mit seinen zwei Metern abgesperrt. "Das ist ne Duellarena nur für Profis. Amateure haben hier keinen Zutritt", entgegnete er und stemmte die Hände in die Hüften, dass er sich um einige Zentimeter streckte, die Rin für unnötig befand. "Das ist doch nicht ihr ernst", versuchte die junge Frau so ruhig wie möglich zu sagen. "So sind nun mal die Regeln, Kleines. Tut mir Leid." Wen nennst du hier Kleines? Rin knirschte mit den Zähnen. Gut, dass sie bereits zwei Tassen Kaffee getrunken hatte, sonst wäre sie dem Riesen bereits an die Kehle gesprungen. Stattdessen beruhigte sie sich und stieß laut die Luft aus. "Und wo kann ich mich duellieren?" Der Einlasser hatte sie in die nördlichste Richtung geschickt. Mit verschränkten Armen hatte sie sich in das hinterste Abteil des Busses gesetzt. Über eine Stunde hatte sie sinnloserweise verschwendet. Sie war wütend. Warum hatte sie sich vorher auch nicht kundig gemacht, anstatt blauäugig ans andere Ende der Stadt zu reisen, um dort mit verachtenden Blicken beleidigt zu werden. Im Bus hatte sie genug Zeit über ihre Naivität nachzudenken. Je mehr Zeit verging, umso rasender wurde sie. Wo blieb da die faire Chance mit den anderen mitzuziehen? Sie war so dumm, dass sie angenommen hatte, mit den anderen gleichziehen zu können. Dass sie wirklich mit der Rest bei Null anfing. Dort, wo sich Rin befand, lag noch weit jenseits der Null - irgendwo im dreistelligen Minusbereich, der sie mit mittlerem Zeigefinger begrüßte. Zu allem Übel musste sie in den verdammten Nordbereich, um überhaupt ein paar Punkte abstauben zu können. Als der Einlasser ihr ein paar Adressen genannt hatte, hatte sich bei Rin bereits der Magen gedreht. Das war nicht einfach nur der Norden von Domino-City. Nein, diese Gegenden waren verrufen und bei Nacht mehr als gefährlich - besonders für hilflose junge Mädchen, die schnell in eine Gasse gezerrt werden konnten und sonst was mit ihnen getrieben würde. Diese Erzählungen waren keine, die aus dem Spiel Stille Post herrührten. Teils eigene Erfahrungen, teils Bekannte, denen aus eigener Hand unangenehme und zwielichtige Gestalten begegnet waren, ließen die Geschichten zu einem Abschreckungsbild entstehen, das sich Rin nur ungern ins Gedächtnis rief. Auch wenn hellichter Tag war, genoss sie mit Vorsicht die aufkommenden Wohngegenden, die mit jeder Haltestelle schäbiger und herunter gekommener wurden. Am Endausstieg bemühte sie sich, den Blick nicht zu sehr durch die Gegend schweifen zu lassen. Ein paar angetrunkene Gesichter beäugten sie. Aus dem Augenwinkel machte Rin ein kleine Gruppe Obdachloser aus, die sich auf zwei Parkbänken breit gemacht hatten und ihr Kleingeld zählten. Auf der gegenüberliegenen Straßenseite liefen ein halbes Dutzend Jugendlicher, die eigentlich schon seit Stunden in der Schule hocken müssten, doch stattdessen laut miteinander feixten oder stritten - bei ihren Wortlauten konnte es Rin nicht ganz heraushören. Sie beschleunigte ihren Schritt und überquerte eine Seitenstraße. Das Smartphone aus der Jackentasche zückend tippte sie die genannte Adresse ein. Auch wenn sie von der Kneipe bereits gehört hatte, war sie bisher nicht oft im nördlichen Teil der Stadt zugegen gewesen, dass ihr die Straßennamen alle fremd waren. Schnell über die Map gewischt wusste sie, dass es nicht mehr weit war. Sie sah auf und blickte in ein verschlafenes Männergesicht, mit dessen verquollen roten Augen sie angestarrt wurde. Rin bemühte sich locker zu bleiben und zwängte sich an den jungen Mann vorbei, der sie kaum wirklich wahrzunhemen schien. Selbst als sie schon einige Meter von ihm entfernt war, blieb er an derselben Stelle regungslos stehen. Rin durchfuhr eine Gänsehaut, die ihren Schritt beschleunigen ließ. Noch nie war sie so froh die aushängende Tür einer Kneipe vor sich zu haben. Sie hatte ihr Ziel erreicht - vorerst. Die Stadtrundfahrt mit anschließendem Spaziergang reichte ihr für die nächsten zwanzig Jahre. Sie fragte sich schon seit Längerem, warum dieser Teil Dominos nur so herunterkommen musste. Von ihren Eltern wusste sie, dass vor zwanzig, dreißig Jahren das Stadtgebiet noch nicht so schäbig war. Im Gegenteil - der Norden war zu seiner Gründung vor sechzig Jahren richtig lukrativ und modern gewesen. Jeder hatte sich um eine Wohnung in den Punkthochhäusern gestritten. Parks und Gärten hatte es gegeben, einen Jugendclub und mehrere Einkaufsmärkte. Erst nachdem die alten Häuser der restlichen Stadt aufgewertet und restauriert wurden, ließ der Flair des Nordens nach. Die Preise gingen wegen mangelnder Mieter nach unten, viele Sozialwohnungen entstanden und schließlich wurden die verlassenen Bauten von unheimlichen Gestalten besetzt, an die sich nicht einmal die Polizei so wirklich herantraute. Rin hätte lieber mehr von den Blumenbeeten gesehen, die es noch vor einigen Hochhäusern geben sollte. Anstatt den Duft frischer Erde oder blühender Sommergewächse in sich aufzunehmen, roch es in der Kneipe nach kaltem Rauch, der sich mit anderen unbekannten Gerüchen vermischte, über die Rin nicht weiter nachdenken wollte. Die Hände in die Tasche ihres Trenchcoats gesteckt lief sie vor an den Tresen. Sie hielt ihre DuelDisk dem Barkeeper vors Gesicht, dass dieser in die hinterste Ecke seines Schuppens deutete und Rin den Hinterausgang ansteuerte, der wohl früher einmal in den Hinterhof geführt haben musste. Zu ihrer Überraschung kam sie tatsächlich nach draußen. Dort standen bereits ein paar Männer um einen mit Kreide gezogenen Ring und feuerten die Männer innerhalb des Kreises an. Sie war inmitten eines Duells hereingeplatzt. Ein geflügeltes Ungeheuer zersäbelte die Gestalt der mystischen Elfe, dass diese in tausend Scherben ausstreute. Hier würde wohl eher ein Blutgemetzel besser rein passen Sie verzog angewidert den Mund und versuchte nicht weiter über Abschlachtung und Kastration nachzudenken, das beides ihre Gedanken in einen FSK 18 Film steckten. "Hey du", hörte sie jemanden dicht hinter ihr sprechen. Rin hatte nicht die Ambitionen sich umzudrehen. Sie tat es trotzdem. "Du bist doch nicht ernsthaft hier, um dich zu duellieren", er nickte in Richtung ihrer DuelDisk und bekam ein schiefes Grinsen, das eine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen deutlich sichtbar wurde. Rin tat einen tiefen Atemzug. Erinnere dich, was wir Zuhause geübt haben "Ich bin nicht hierher gekommen, weil sie hier so guten Tee zubereiten." Daraufhin fing der Kerl hinter ihr zu lachen an. "Hast ganz schön Mumm, dich hierher zu trauen. Du solltest wissen, dass dir dein Armbändchen hier nichts bringt." "Ich brauche nur meine DueiDisk", entgegnete Rin und formte ihre Augen zu winzigen Schlitzen, "um euch fertig zu machen." Sie spürte, wie sie die Aufmerksamkeit ihrer Nachbarn auf sich zog. Ohne es gemerkt zu haben, war das laufende Duell beendet; das verriet die aufkommende Stille, dass die Stimme des Kerls umso mächtiger ertönte. "Wenn du so überzeugt bist, schlage ich vor, dass du dich auf der Stelle mit mir duellierst. Und mit vorschlagen meine ich, dass du keine andere Wahl hast." Plötzlich war sie von zwanzig Männern umzingelt, die sie auffordernd musterten. Ihr Herz raste, Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, der durch ihren Pony glücklicherweise verdeckt wurde. Sie wusste, dass sie es sich selbst zuzuschreiben hatte, dass sie nun einer Meute wilder Amateurduellanten ausgeliefert war. Wenn sie jemals eine Chance gehabt hätte, aus dieser Misere zu flüchten, dann war diese nun endgültig vorbei. Nein, du kneifst jetzt nicht. Und du holst auch keine Hilfe Ihr Blick huschte über ihre DuelDisk, so ganz hatte sie Mokuba nicht verstanden, wo sich der Alarmknopf befand. Wenn du hier raus willst Sie sah ihren Gegenüber tief in die Augen, dass sein Lächeln verschwand. Dann musst du dich duellieren und zwar- "Ich drücke mich vor keinem Duell." Sie ließ ihre DuelDisk ausfahren. Bis auf die fünf Duelle nach der Eröffnunszeremonie auf Kaiba-Land hatte sie sich noch kein einziges Mal gegen einen richtigen Spieler duellieren können. Ihr erster Gegner war ein Schüler aus der fünften Klasse gewesen, der unheimlich großer DuelMonsters-Fans war und sich riesig gefreut hatte, als er einem richtigen Duellanten begegnet war. Wie hätte Rin dem Jungen diesen Wunsch verwehren können; auch wenn sie sich ihr erster Duell anders vorgestellt hatte. Zumindest gab es für diese Spiele Punkte, auch wenn es schwer würde allein mit Hobbyduellanten aus der Amateurliga herauszukommen. Hier, zwischen Männern, vor denen sie lieber weglaufen würde, anstatt sich ihnen zu stellen, würde sie zumindest gegen erfahrene Spieler antreten und obendrein mehr Punkte einheimsen, wenn es auch nicht viele waren. "Du hast es nicht anders gewollt", knurrte der Kerl angriffslustig und ließ selbst seine DuelDisk ausfahren, "ich werde mit dir den Boden aufwischen, Kleines." "Merk`dir eines", erwiderte Rin bissig, "ich bin nicht dein Kleines Ich bin Rin Yamamori. Damit du später weißt, wer dich und deine Freunde zu Kleinholz verarbeitet hat....Ja, du hast mich richtig verstanden. Ich fordere jeden einzelnen von euch heraus!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)