Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 72: Die Wogen glätten sich ---------------------------------- Alle Wölfe standen in Menschengestalt rum, quer durchmischt mit den Vampiren, welche zum Teil ihre Kleidung eingebüßt hatten. Rosalie raffte ihre Sachen zusammen und versteckte sich halb hinter den breiten Schultern ihres Mannes. Mit geschlossenen Augen und schwer atmend sagte Isaak: „Es tut mir leid, ich konnte euch nicht vollständig heilen, dafür reichte die Zeit nicht. Primär habe ich mich um die schlimmsten Verletzungen gekümmert. Der Rest wird von selbst heilen.“ Bei diesen Worten trat Kamden an seinen Kleinen heran und drehte diesen zu sich um. Kritisch besah er sich dessen lädierte Schulter und stupste dagegen. Scharf zog der andere die Luft ein und knurrte: „Lass das.“ „Wie geht es dir?“, fragte der brünette Wolfsjunge und achtete genau auf die Gefühlswelt seines Partners. „Es geht“, meinte Embry und sah sich um. Die anderen hatten sich ebenfalls in Grüppchen gespalten und alle Paare untersuchten ihre jeweiligen Partner oder lagen sich in den Armen, wie Alice und Jasper. Er konnten die Vampirfrau leise über ihr ruiniertes Kleid jammerte hören. Daneben stand der Arzt, der seine Frau untersuchte und sie anschließend an sich drückte. Emmet schirmte mit seinem massigen Körper Rosalie ab, aber man konnte unverkennbar das leisen Schmatzen ihrer Küsse hören. Edward und fast alle anderen des Rudel standen immer noch um den Wächter und starrten diesen weiterhin ungläubig an. Nur Leah hatte sich abgewandt und sich ihren kleinen Bruder geschnappt. Sie befingerte die Kratzer in seinem Gesicht und befahl ihm ihren Finger zu folgen. Der Rotblonde hatte Seths Auge wiederhergestellt und seine Schwerster wollte sicherstellen, dass es vollständig geheilt war. Erst als sie mit ihrer Untersuchung zufrieden war, schnappte sie sich den widerspenstigen Jungwolf und drückte diesen an ihre Brust. Tränen der Freunde rannen ihr aus den Augen und Seth versuchte verzweifelt sich aus ihrem Klammergriff zu winden. Dass sie, wie alle Wölfe nackt waren, störte die Wölfin offenbar wenig, ihren Bruder umso mehr. Er lief zum Teil aus Scharm, zum anderen aus Anstrengung rot an. „Lass mich los“, jammerte er vor sich hin. Embry biss sich auf die Lippe und sah zu seinem Alpha. Dieser hatte sich als einziger nicht verwandelt und war als Wolf zu seinem Freund gekrochen. Ohne auf die andern zu achten hatte er seinen Kopf dem Wächter auf dem Schoß gelegt und ließ sich kraulen. Seufzend wandte sich der Kleinere wieder an seinen Freund. Dann sah er auf seine Zehen und breitete die Arme aus. Augenblicklich klebte Kamden an ihm und sie umarmten sich innig. Mit brüchiger Stimme gestand der Brünette: „Ich habe mein Versprechen gebrochen. Es tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte.“ Embry erwiderte die Umarmung und zischte als seine Schulter bei der Bewegung schmerzte. Dann tätschelte er seinem Freund den Rücken und sagte: „Du hättest nichts tun können. Aber ich bin stolz auf dich.“ Kamden löste sich so weit, dass er seinem Kleinen in die Augen sehen konnte und fragte: „Was habe ich denn getan?“ Mit einem schiefen Grinsen meinte Embry: „Du hast dich von Jake beruhigen lassen und ihn auch noch gerettet. Ich hätte mich auch dazwischen geworfen, um den Alpha zu beschützen, wenn ich dazu in der Lage gewesen wäre.“ Irritiert runzelte Kamden die Stirn. Dann beugte sich der Schwarzhaarige vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Einen Moment setze das bewusste Denken des Größeren aus. Sein Freund hatte ihn in aller Öffentlichkeit geküsst. Zudem standen sie nackt da und umarmten sich auch noch. Verunsichert zog sich Embry etwas zurück. Da erwachte Kamden aus sein der Starre und drückte ihre Lippen erneut aufeinander. Diesmal war der Kuss aber nicht ganz so unschuldig und federleicht. Viel zu viele Emotionen lagen offen und suchten nun einen Ausgang. Beide seufzten und schlossen die Augen. Dieser Moment gehörte ihnen. Quil und Paul mahlten mit den Zähnen und warfen einen Blick auf das Paar. Da hörten sie Jakes strenge Stimme in ihren Köpfen: „Wagt es ja nicht.“ Dann öffnete er sich zu allen im Rudel, wobei er Embry und Kamden ausließ, und erklärte: „Solange ich der Leitwolf bin, dulde ich Diskriminierung nicht. Aber ich verbiete euch nicht, zu denken, was ihr wollt. Als euer Alpha wirkt nun die Magie meines Anhängers bei allen. Wenn ihr es nicht lassen könnt, dann schottet euch einfach ab und lasst euren Gedanken freien Lauf.“ Anschließend hielt er nochmal seine Rede, wie das Rudel mit dieser Fähigkeit umzugehen hatte und was er von jedem erwartete. Unerwartet mischte sich Isaak ein und fügte hinzu: „So wie die Dinge aktuell liegen, braucht ihr eh keine Angst zu haben unbeabsichtigt unsere Gedanken zu hören. Nur Jakes und meine Stimme können von allen gehört werden. Jake weil er der Alpha aller ist und bei mir ist es meine Magie. Zudem können auch nur wir die Stimmen aller Wölfe hören, solange wir das wollen. Der Rest vernimmt nur die Gedanken ihres jeweiligen Rudels. Also besteht kein Grund für Feindseligkeiten. Seht einfach weg, wenn euch der Anblick stört.“ „Aber beim Kampf konnte Sam doch alle beeinflussen. Ich dachte, wir sind nun ein großes Rudel“, schlussfolgerte der Leitwolf und wurde von dem Wächter korrigiert: „Ja, weil du es Sam gestattet hast. Du bist der „wahre Alpha“ und legst das fest. Bei diesem Kampf hast du unbewusst alle in ein Rudel gezogen, damit die Kommunikation stimmt. Jetzt da die Gefahr gebannt ist, hast du die Banden gelöst und die Wölfe wieder in zwei Rudel gespalten. Das ist die Macht des „wahren Alphas“.“ „Das heißt, ich kann noch mehr Rudel als zwei erstellen?“, fragte Jake interessiert nach. „Ja und nein. Jedes Rudel benötigt einen Alpha. Sollte einer der anderen diese Macht erwecken, so kannst du ihm oder ihr ein eigenes Rudel geben. So wie du es schon vor dem Rat gesagt hast“, erklärte Isaak und erlaubte sich ein fieses Grinsen. Nur zu seinem Partner setzte er noch hinzu: „Du hast das gesagt, ohne wirklich die Zusammenhänge zu verstehen, Wölfchen.“ Unschuldig streckte sich der Wächter und sagte laut: „So, ich bin wieder einigermaßen fit. Wir können nach Hause gehen. Oder planst du hier im Wald zu schlafen?“ Jake grollte ein wenig und hob den Kopf. Als Rache für den dummen Spruch leckte er dem Wächter einmal quer über das Gesicht. Dieser blinzelte und gab dem Wolf einen Kuss auf die Lippen. Jake verdrehte die Augen. Er hätte sich ja denken können, dass sein Partner den Spieß einfach umdrehte. Er trat einen Schritt zurück und ließ Isaak aufstehen. Ein wenig wacklig war er immer noch und der Rostfarbene war sofort stützend neben ihm. Mit einer Hand kraulte der Wächter den Wolf und hob den Blick. Alle hatten dem kleinen Schauspiel der beiden zugesehen. Isaak erlaubte sich ein Schmunzeln und erhob die Stimme: „Ich danke dem Cullenzirkel für die Hilfe. Ohne euch wären wir nicht mir heiler Haut davongekommen.“ Zur Überraschung aller verneigte er sich vor den Vampiren und auch Jake senkte anerkennend das Haupt. Dann wandte sich der Alpha an sein Rudel: „Ihr habt gut gekämpft. Ich bin stolz auf jeden einzelnen. Dennoch müssen wir alle noch hart an uns arbeiten. Ich will nicht auf die Hilfe von meinem Freund oder den Blutsaugern angewiesen sein, um unsere Grenzen zu sichern.“ Er sah zu Sam und sagte: „Es ist deine Sache, wie du mit deinem Rudel verfährst, aber ich habe da einige Vorschläge für dich. Dank Isaak haben wir nun Möglichkeiten, welche du dir nicht einmal vorstellen kannst. Aber, das klären wir wann anders.“ Jake sah in die Runde und öffnete sich, sodass auch Edward ihn hören und seine Worte weitergeben konnte: „Der Kampf ist vorbei. Lasst uns Feiern.“ Die Wölfe jubelten und stimmten ein Lied des Stammes an. Kamden schaute dem Treiben erst zu und hüpfte dann ausgelassen mit den anderen in einer Art Kreis um den Leitwolf. Der Alpha nickte und sah zu den Vampiren: „Ihr habt ehrenhaft mit uns gekämpft. Ich würde euch deshalb gerne einladen uns zu begleiten, aber ich habe kein Haus und keine Vorräte. Zudem wird der Stamm euch nicht dulden. Ich möchte eine Panik vermeiden. Denn auch, wenn sie nicht wissen, was ihr seid, so fürchten sie euch. Ich werde mich für eure Hilfe erkenntlich zeigen, sobald die Wogen sich geglättet haben.“ Edward wiederholte schnell alles und Carlisle trat vor. „Ich danke dir für dieses Angebot, wir sehen das ebenso. Wir wissen deine Geste zu schätzen. Vielleicht wird dies der Beginn eines neuen Zeitalters, in dem wir alte Vorurteile abbauen können und gemeinsam in die Zukunft sehen.“ Im Hintergrund mischte sich nun Emmet ein: „Wir können zwar nicht zu euch, aber ihr könnt doch zu uns kommen. Lasst uns doch bei uns Feiern.“ Alle sahen den breiten Vampir an und Rosalie fauchte erbost. Alice hingegen, schoss davon und rief noch schnell über die Schulter: „Gebt mir eine halbe Stunde alles vorzubereiten. Jasper komm, ich brauche dich. Es gibt noch so viel zu tun.“ Die Goldblonde verschränkte die Arme und murrte Edward an: „Es hat wohl keinen Sinn ein Veto einzulegen?“ Ihr Bruder grinste und sagte: „Alice hatte eine kurze Vision von der Feier. Also steht der Ausgang bereits fest. Wenn du dich mit ihr anlegen willst, dann bitte renn ihr hinterher und versuch sie aufzuhalten.“ Die anderen Vampire lächelten bei Rosalies Gesichtsausdruck und sie gab sich geschlagen. Sie riss die Arme in die Höhe und murrte: „Toll, eine Feier mit einem Rudel wilder Hunde. Bin begeistert.“ Das Rudel hatte seinen Tanz eingestellt und einige mahlten mit den Zähnen. Schnell mischte sich Jake ein und sagte: „Ich zwinge keinen diese Einladung anzunehmen. Jeder soll selbst entscheiden, was er oder sie machen will.“ Diesmal war es Isaak, der laut seine Worte wiederholte. Kurz beratschlagten sich die Blutsauger. Dann nickte Carlisle und sagte: „Wir stehen alle hinter den Worten meines Sohnes. Ich lade euch hiermit offiziell zu uns ein. Über jeden einzelnen des Rudels werden wir uns freuen. Diese Einladung gilt auch für den Ältestenrat.“ Jake nickte und der Wächter verkündete: „Wir werden kommen und auf unsere neue Freundschaft anstoßen.“ Der Alpha richtete sich zu voller Größe auf und gab ein lautes Heulen von sich. Alle verwandelten sich und stimmten in diesen Ruf mit ein. Selbst Kamden ließ sich einfach fallen und machte mit. Lediglich Isaak schmunzelte nur und blieb in seiner Menschengestalt. In der Ferne hörten sie die Antwort ihrer zwei zurückgelassenen Kameraden. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf. Während die Vampire in Richtung ihres Zuhauses verschwanden, rannten die Wölfe geschlossen nach La Push zurück, angeführt von ihrem Alpha. Isaak lief demonstrativ hinter dem Leitwolf. Zur Rechten des Anführers hatte sich Sam eingereiht und damit Leah verdrängt, welche ohne Umschweife den Platz geräumt hatte. Sie beanspruchte als die Beta des Leitrudels die linke Seite. Zur Rechten des schwarzen Alphas rannte Jared und zur Linken der Wölfin Embry und Kamden nebeneinander. Als Wölfe klebten die beiden wieder aneinander und liefen im Gleichschritt. Der Rest formierte sich hinter ihren jeweiligen Leitwolf. Kurz vor dem Dorf gesellten sich auch die beiden letzten Wölfe zu ihnen und reihten sich hinter Sam ein. Geschlossen sprinteten sie auf den Versammlungsplatz der Ältesten zu. Diese standen auf ihren Positionen und warteten auf die Rückkehr ihrer Krieger. Das Rudel hielt an und Jake trat erhobenen Hauptes vor. Er nahm Menschengestalt, kniete nieder und verkündete: „Die Krieger des Stammes kehren siegreich nach Hause zurück. Unsere Zähne sind das Schild der Schwachen und das Verhängnis unserer Feinde.“ Diese Worte hatte er schon so oft Sam sagen gehört. Sie stellten den ersten Teil eines uralten Brauches da. Wann immer das Rudel eine große Schlacht ausgetragen hatte, trat der Alpha vor den Rat und rezitierte diese Worte. Unsicher hob der Leitwolf den Blick und sah zu seinem Vater. Würde er es über sich bringen den zweiten Teil einzuleiten? Billy schnaubte und warf seinen Söhnen einen bösen Blick zu. Er hatte aber keine Wahl. Jacob war der Alpha des Rudels und hatte den Sieg verkündet. Egal, was er von ihm und den anderen hielt, er musste seine Rolle als Häuptling spielen. Mit mahlenden Zähnen hob er die Arme und die anderen Ältesten taten es ihm gleich. Gemeinsam stimmten sie die rituellen Worte an: „Sehet die stolzen Krieger des Stammes. Nehmt unseren Dank und den aller Quileute. Mögen die Wölfe uns stehts vor Unheil bewahren und die Ahnen über unsere Krieger wachen.“ Jake erhob sich und suchte den Blick zu seinem Vater. Dieser lief rot an und nickte. Dann wandte er sich ab. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Leitwolfs und er räusperte sich: „Keiner hat dauerhafte Verletzungen davongetragen. Dafür müssen wir Isaak danken. Ohne ihn wären wir alle gestorben.“ Sue und Tiffany, welche hier gewartet hatte, atmeten erleichtert aus. Dann überbrachte der Leitwolf die Einladung der Cullens. Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, wusste er, dass alle drei ablehnen würden. Und so war es auch. Dann wurde Jake wieder zum Wolf und erneut stimmte er ein Siegesgeheul an. Das Rudel stieg geschlossen mit ein. Als ihre Stimmen verklungen waren, teilten sich all auf und rannten nach Hause, wobei die Geprägten als allererstes einen Blick auf ihre Panterinnen werfen würden. Sie konnten gar nicht anders und mussten sich versichern, dass es ihnen gut ging. Embry, Seth und Leah sprangen in den Wald und suchten eines ihre Kleidungsverstecke in der Nähe auf. Kamden schloss sich einfach seinem Freund an und mopste sich etwas von ihm. Die Sachen passten zwar nicht, aber es würde notgedrungen reichen. In Menschenform kehrten die vier zurück. Sue lief sofort auf ihre Kinder zu und nahm sie in den Arm, dann versicherte sie sich, dass es ihnen wirklich gut ging. Anschließend gingen sie als eine Familie nach Hause. Embry und Kamden liefen langsam auf Tiffany zu und wussten nicht so recht, was sie sagen sollten. Die Frau aber schloss sofort ihren Sohn in die Arme und weitere Tränen lösten sich aus ihren Augen. Das salzige Wasser zog neue Spuren zu den bereits vorhandenen. „Ich hatte so eine Angst um dich, Embry“, schluchzte sie. Während der Wartezeit, hatte sie den Ältestenrat mit Fragen gelöchert. Da alle angespannt waren und nervös die Ohren spitzen, kam diese Ablenkung wie gerufen. Der Rat hatte sie mittlerweile in einige der Geheimnisse eingeweiht und sogar die Prägung angesprochen. Immerhin hatte Tiffany nun begriffen, warum ihr Sohn so viel Kleidung verbrauchte und wohin er nachts immer verschwand. Über dieses Thema hatten sie schon so oft Streit gehabt, aber egal welche Strafen sie Embry auferlegte, er hatte nie auch nur ein Wort verlauten lassen. Er ertrug seine Strafe und schlich sich dennoch fast jede Nacht aus dem Haus. Schon seit Wochen hatte Tiffany aufgegeben ihn dafür zu Maßregeln und gesagt, er solle doch bitte nicht aus dem Fenster springen. „Wenn du so oder so gehst und mir nicht sagen kannst, was los ist, dann geh doch bitte aus der Haustür. Lass das Verandalicht an, wenn du gehst und mach es aus, wenn du zurück bist. Dann weiß ich wenigstens, ob du da bist.“ Daran hatte sich Embry gehalten und ihr Verhältnis besserte sich allmählich wieder. Wie gerne hätte er ihr die Wahrheit gesagt, aber die Gesetze verboten das. Zudem hatte Sam dem Rudel mit seiner Macht verboten das Geheimnis preis zu geben. Ein Wolf war an den Befehl seines Alphas gebunden und konnte sich diesem nicht widersetzen. Doch jetzt war alles anders. Tiffany wusste nun Bescheid. Zudem auch noch über die Sache mit Kamden. Was sollte er nun sagen? Sollte er sich entschuldigen? Zu Kreuze kriechen? Oder mit erhobenen Haupt offen mit ihr reden? Wie würde sie auf seinen Freund reagieren? Würde sie es verstehen? Noch während er angesträngt nachdachte, legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter und drückte trostspendend zu. Embry warf einen Seitenblick zu seinem Partner und dieser lächelte ihn mal wieder etwas dümmlich an. Aber genau das war eben Kamden und Embry liebte diesen Gesichtsausdruck von ihm. Dieser erwärmte stehts sein Herz und spendet ihm Mut. Zur seiner Überraschung warf sich seine Mutter plötzlich, den irritiert aussehenden Brünetten, um den Hals und schluchzte: „Danke, dass du auf meine Sohn aufgepasst hast.“ Beschämt gestand Kamden und tätschelte ihr den Rücken: „Diese Ehre gebührt mir nicht. Embry wurde schwer verletzt.“ Erschreckt löste sich die Frau von ihm und musterte ihren Sohn eindringlich. Schnell setze der Größere nach: „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Isaak hat ihn geheilt. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut.“ „Ach wirklich“, murmelte Tiffany und warf dem zerlumpten Wächter einen abschätzigen Blick zu. Dieser verbeugte sich vor ihr und flötete: „In ein paar Tagen wird er wieder vollständig genesen sein. Ich hatte viel zu tun und konnte nicht alle Verletzungen vollständig heilen.“ Tiffany wusste nicht, was sie daraufhin sagen sollte und wandte sich ihrem Sohn zu: „Was jetzt? Kommst du wieder nach Hause?“ Embry druckste etwas rum und kickte nervös einen Stein weg. „Uns gibt es nur im Doppelpack“, sagte er und griff nach der Hand seines Freundes. „Ich kann nicht anders. Ist so ein Wolfsding, Mutter.“ „Die Prägung“, schlussfolgerte die Frau und nickte. „Das war heute etwas viel auf einmal. Gib mir Zeit das alles zu verarbeiten.“ Sie warf einen kritischen Blick auf den Mann neben ihrem Sohn und registrierte missbilligend, dass er Sachen von Embry trug. Unwillkürlich schürzte sie die Lippen und sagte: „Ich hoffe mal, du hast auch eigene Kleidung.“ Kamden lief knallrot an und nickte. „Ich habe eigene Sachen, aber die sind noch bei Isaak. Entschuldigen Sie bitte, dass ich mich bei Ihrem Sohn bedient habe. Ich wollte nur nicht nackt vor Ihnen erscheinen, Ma´am.“ Sie runzelte die die Stirn und nickte. „Lasst uns nach Hause gehen und reden. Ich weiß ehrlich gesagt aber noch nicht, was ich denken soll.“ Die Wölfe nickten und gemeinsam gingen sie zu dem alten Auto der Familie. Ganz Kavalier hielt Kamden ihr die Fahrertür auf und stieg dann umstandslos hinten ein, wobei Embry absichtlich auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Sie wollten Tiffany nicht überfordern. Auch Alt Quil setzte sich nun ab. Zurück blieben Jake, Isaak und Billy. Der Häuptling hatte das Gebaren der Familie Call kritisch beäugt und versuchte nun seinen Sohn mit Missachtung zu strafen. Jake schnaubte und verwandelte sich zurück in einen Menschen. „Sie es ein, Alter. Ich bin der neue Alpha des Rudels und von nun an laufen die Dinge anders.“ Er seufzte schwer und gestand: „Ich weiß ja nicht, was in deinem Schädel vorgeht, aber ich hatte keinen Spaß dabei, dich vor aller Augen vorzuführen. Du kannst mich nicht so akzeptieren, wie ich bin, gut, dann lass es. Aber hör endlich auf uns Steine in den Weg zu legen. Wir werden dich von nun an meiden. Solange du im Ältestenrat bist, wirst du notgedrungen mit mir zu tun haben, also gib deinen Posten als Häuptling ab, oder besinne dich deiner Pflichten. Du entehrst dich selbst mit deinem störrischen Verhalten.“ Jake wandte sich ab und sagte traurig: „Ich vermisse den Mann, der mich großgezogen hat. Leb wohl, Vater.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wurde er wieder zum Wolf und sprintete davon. Isaak lief nachdenklich neben ihm her. Dann sprang er seinem Freund auf den Rücken und kraulte ihn am Hals und am Bauch. Wollig seufzte der Rostfarbene auf und genoss diese Behandlung, welche seine trübe Stimmung davonschwemmte. „Hm“, brummte Isaak und fragte: „Gibt es einen bestimmten Grund, warum du auf Sams Bude zuläufst?“ „Ja“, sagte Jake. „Meine Sachen sind bei Sam und außerdem kenne ich dich. Deine Magie ist stärker als vor Billys Heilung, also willst du doch eh bei Emily vorbeischauen und sie fragen, ob sie sich schon entschieden haben.“ Der Wächter lachte auf. „Du kennst mich sehr gut mittlerweile. Erstaunlich, dass du spüren kannst, wie stark meine Magie ist.“ Darauf ging der Alpha nicht ein und beschleunigte noch weiter. Kurze Zeit später erreichten sie den Wolfsbau und Isaak sprang ab. Jake verschwand hinter den Bäumen und suchte sich, was zum Anziehen. Mit einer kurzen Hose und einem verschlissenen Shirt kehrte er zurück. Mental hatte er den anderen Leitwolf über ihr kommen informiert und somit standen Sam und Emily vor der Eingangstür. Sie runzelten die Stirn, als Jake nach der Hand seines Freundes griff und die beiden auf sie zukamen. „Guten Abend, Emily“, sagte Jake und hob eine Hand. Isaak hingegen deutete eine höfliche Verbeugung an. „Was wollt ihr hier?“, fragte die Hausherrin und klammerte sich schutzsuchend an ihren Verlobten. „Keine Sorge, ich bin nicht hier um zu streiten. Das haben wir hinter uns. Ich wollte nur fragen, wo meine Sachen sind und mein Freund würde gerne wissen, ob ihr euch schon entschieden habt, was dein Gesicht anbelangt“, erklärte der Leitwolf und zuckte mit den Schultern. Irritiert sah die Frau Sam an und dieser wurde leicht rot. Zu Jake sagte er: „Ich hatte noch keine Zeit, Emily alles zu erklären. Heute ist ja mal wieder so viel passiert.“ Jake rollte mit den Augen. „Wem sagst du das? Gestern wurde Isaak verhaftet, ich wurde verbannt, habe einen Bruder und ein eigenes Rudel bekommen. Heute habe ich meine Schwester abgeholt; einen Haufen Stress mit meinem Alten und dem Rat gehabt. Zudem bin ich nun der „wahre Alpha“ aller Wölfe. Ein Kampf auf Leben und Tod ist auch ein netter Zeitvertreib.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ein paar ganz normale Tage im meinem Leben eben.“ Sams Mundwinkel zuckten und er erwiderte: „In deiner Haut möchte ich echt nicht stecken. Egal. Deine Sachen sind hinter dem Haus in dem kleinen Schuppen. Was Emily Gesicht angelangt, sind wir uns noch uneinig.“ Er wandte sich direkt an den Wächter und fragte: „Bist du denn schon wieder fit?“ „Ja“, sagte der Wächter, während Jake sie einfach stehen ließ und sich auf die Suche nach seinen Sachen machte. Emily seufzte und fragte ihren Verlobten: „Du wirst erst Ruhe geben, wenn ich ja sage, oder?“ Ohne ein Spur Scham nickte Sam einfach. „Es war meine Schuld. Wenn die Chance besteht, meinen Fehler zu beseitigen, dann tue ich alles dafür.“ Die Frau seufzte und wandte sich an den Wächter: „Wie stark wären die Schmerzen für Sam?“ Sie warf ihrem Freund einen bösen Blick zu und brummte: „Ich werde ihn ohnehin nicht davon abhalten können die Schmerzen zu übernehmen.“ „Hm“, dachte Isaak laut nach. „Die Schmerzen wären äquivalent zu denen der Verletzung. Er würde das Spüren, was er dir zugefügt hat.“ „Worauf warten wir dann noch?“, fragte Sam erleichtert. Er hatte mit deutlich schlimmeren gerechnet. Wenn er an Billys Heilung dachte, musst er sich eingestehen, dass er Angst gehabt hatte. Aber so war das doch ein Kinderspiel, nicht der Rede wert. „Ich warte auf eure Entscheidung“, grinste der Wächter gutmütig. Emily seufzte schwer und löste sich von Sam. „Was muss ich machen?“ „Einfach nur dastehen“, antworte Isaak und fügte hinzu: „Ich muss dich im Gesicht berühren. Habe ich die Erlaubnis dich zu heilen?“ „Ja“, bestimmte die Hausherrin und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Rotblonde kam langsam näher und Sam konnte ein Knurren nicht unterdrücken. Unwirsch schnauzte Emily: „Aus. Du willst das, dann sei auch brav.“ „Ja, Ma´am“, sagte Sam kleinlaut und zuckte wie geschlagen zusammen. Isaak hob die Hand und berührte die Frau an den Narben. „Ich fange nun an. Wenn ich begonnen habe, kann ich nicht mehr aufhören. Verstanden?“ „Ja“, sagten beide Verlobte und der Wächter schloss die Augen. Er konzentrierte sich und flüstert in der Sprache der Wächter seinen Zauber. Der Wolfsmann zuckte zusammen und griff sich ins Gesicht. Scharf zog er die Luft ein. Dann wurde der Schmerz so schlimm, dass er leicht winselte und in die Knie ging. Entsetzt drehte Emily ihren Kopf und fragte: „Sam, alles in Ordnung?“ „Ja, macht weiter“, winselte der mächtige Alpha und rollte sich auf dem Boden zusammen. Seine Verlobte konnte es nicht lassen und ging vor ihm in die Hocke, beruhigend streichelte sie ihm über die Seite. Isaak hatte damit gerechnet, dass die Frau sich nicht würde beherrschen können, also passte er sich ihren Bewegungen einfach an. Seine Hand bleibt stetig auf den Narben. Mit seiner Magie schloss er die Hautschichten und stellte die Nervenbanen wieder her. Daher kam auch der Schmerz. Nervenzellen waren immer eine schwierige Angelegenheit. Vor allem wenn die Verletzung schon so weit zurücklag. Nach knapp zwei Minuten löste er seinen Zauber und trat einen Schritt zurück. Sam zuckte noch einige Sekunden und sah dann auf. Seine Augen suchten das Gesicht seiner Verloben und weiteten sich als er es fand. Unbändige Freude zeigte sich in seiner Mimik und er hob eine zitternde Hand. Ehrfürchtig streichelte er den geheilten Stellen und hauchte: „Du bist so schön. So unglaublich wunderschön.“ Emily lachte gequält und Tränen liefen ihr über die Wangen. Sam strich sie weg und sie schmiegte sich an die große Hand. „Du bist ein Trottel“, schimpfte sie und lächelte schwach. Der Blick mit dem er sie ansah war geprägt von seiner ewigen Liebe zu ihr. Er betete sie an. Sie war alles für ihn. Seine Welt drehte sich nur um Emily. Alles würde er für sie tun und sie wusste das. Emily beugte sich zu ihm und er stemmte sich ihr entgegen. Ihre Lippen trafen sich und Isaak zog sich klammheimlich zurück. Seine Anwesenheit war nicht mehr erforderlich und er wollte nicht stören. Hinter dem Haus fand er seinen grinsenden Freund, der in einigen Boxen wühlte. Ohne aufzusehen sagte Jake: „Nun hast du auch noch einen Alpha als Groupie. Mach so weiter und bald himmeln dich alle an.“ Irritiert runzelte der Wächter die Stirn. War das ein Kompliment oder ein Seitenhieb, dass er es mal wieder übertrieben hatte? „Beides“, flötete sein Partner und förderte eine Hose zu Tag. „Na endlich. Nach der habe ich gesucht. Natürlich musste sie auch in der letzten Kiste ganz unten sein. Alles andere wäre ja auch nicht logisch.“ „Rein logisch…“, begann Isaak und wurde zum Schweigen gebracht in dem sein Freund ihm die Hose und ein Hemd zuwarf. „Hier zieh das an. Mit den Fetzen können wir doch nicht auf der Party aufschlagen.“ Der Wächter besah sich die Kleidung und sagte: „Also ich würde gerne zuvor duschen.“ Jake schaute ihn mit Unverständnis in den Augen an und legte den Kopf leicht schief. „Du könntest auch eine vertragen, Wölfchen. Der Gestank der Werbiester hängt noch an dir.“ Der Leitwolf zog eine Schnute und moserte vor sich hin: „Das will doch jeder zu hören bekommen. Schatz, geh duschen, du stinkst.“ Isaak rollte mit den Augen und grinste fies. Seinem Partner schwante Schlimmes und dieser hob abwehrend die Hände. Da schnappte sich der Rotblonde die Kleidung und warf sich Jake einfach über die Schulter. Bevor der Alpha wusste, wie ihm geschah rannte der Wächter auch schon durch den Wald. Wie peinlich war das denn?, schoss es ihm durch den Kopf. Zu mehr kam er aber nicht. Schon wurde er in einen kleinen See geworfen. Prustend tauchte er auf und knurrte wütend. Vor ihm tauchte Isaak auf und schlang die Arme um seinen Nacken. Jake blinzelte, sie waren beide nackt. Einen Augenblick mahlte er mit den Zähnen und grollte wütend. Aber sein Zorn versiegte rasch. Sie waren alleine und es gab wichtigeres als beleidigt zu sein. Er wusste, dass sie keiner gesehen hatte. Auf so was achtete der Wächter immer, wenn dieser so eine Aktion durchführte. Immerhin wollte Isaak seinen Partner nicht blamieren. Jake seufzte und zog seinen Freund ebenfalls in die Arme. Solange es keiner mitbekam, hatte er nichts gegen die Eigensinnigkeiten seines Gefährten. Dennoch einen Punkt musst er ansprechen: „Verschwende bitte deine Magie nicht um uns auszuziehen, ok? Das ist echt unnötig. Morgane ist immer noch hinter uns her.“ Isaak blinzelte und versprach: „Ich werde darauf achten, meine Kräfte zu sparen. Nur konnte ich es nicht erwarten deinen Körper an dem meinen zu spüren.“ „Geht mir doch auch so“, brummte Jake und raubte sich einen verlangenden Kuss. Dann grollte er frustriert. Sie hatten schon wieder keine Zeit das hier zu genießen. Also wuschen sie sich schnell den Schmutz ab. Isaak hatte im Vorbeigehen einige Kräuter gepflückt und sie nutzen diese um den üblen Geruch nach Tod und Verwesung loszuwerden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)