Der Wächter von Drachenlords ================================================================================ Kapitel 45: Das Wetterkontrollobservatorium ------------------------------------------- Bella versuchte ihn zu zwicken, aber er spürte keinen Schmerz, nur die Berührung ihrer kälteren Haut. „Erde an Jake. Was ist los? Du guckst so verträumt“, sagte sie und wedelte vor seinen Augen rum. „Alles ist gut, Bella. Ich schwebe gerade nur auf Wolke 7“, gab er zu und schenkte ihr seine Aufmerksamkeit. „Also gut, bringen wir es hinter uns. Was willst du wissen?“, fragte er in einem Ton, als ob man ihn zur Schlachtbank führen würde. „Du und Isaak habt ihr, na ja, du weißt schon?“, begann sie und wandte sich verlegen ab. Augenblicklich schlich sich ein Grinsen auf Jakes Gesicht. Dann fragte er mit Unschuldsmiene: „Was weiß ich schon?“ Damit hatte Bella nicht gerechnet und sie brauchte einen Augenblick, um die Fassung zurückzuerlangen. Dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen, dachte sie, schaute auf und konterte frei heraus: „Habt ihr miteinander geschlafen?“ „Ja, schon mehrere Male“, sagte Jake und grinste schelmisch. Erst wurde die junge Dame rot, dann sah sie sein Grinsen und sie fragte vorsichtig: „Und das macht dir nichts aus?“ „Nein, solange einer von uns eine Boxershorts anhat nicht“, sagte er und spielte sein Spiel weiter. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er ihre bestürzte Miene sah. Irritiert runzelte sie die Stirn. Das passte nicht zu dem Wolfsjungen so offen zu sein. Dann schlug sie sich die Hand gegen den Kopf. Jake hatte ihre Frage absichtlich falsch verstanden und dementsprechend geantwortet. Dann platzte sie heraus: „Hattet ihr schon Sex?“ Jetzt zuckte der Beta zusammen und sein Grinsen gefror. Langsam sagte er: „Wenn du nach Geschlechtsverkehr fragst, dann nein.“ „Und wenn ich nicht nach Geschlechtsverkehr frage?“ Jetzt war sie es, die ein Grinsen aufsetzte. Ihr bester Freund sackte ein wenig zusammen, wandte den Blick ab und sagte kleinlaut: „Ich weiß nicht ob das zählt.“ Freundschaftlich nahm sie den anderen in den Arm. „Wie weit seid ihr gegangen?“ „Würdest du mir diese Frage auch beantworten?“, konterte der Wolfsjunge abwehrend. Einen Moment dachte Bella nach. „Ich weiß nicht. Früher nicht. Da warst du in mich verliebt, aber jetzt…“, sie brach ab und sammelte sich. „Jake, du bist neben Edward der Einzige, mit dem ich über alles reden kann.“ Dann gab sie sich einen Ruck und setzte sich vor den anderen. „Ich weiß wie schwer es für dich ist, also fange ich an.“ Sie atmete einmal tief durch und sagte anschließend: „Ich bin noch Jungfrau.“ Jake kämpfte einen Moment mit sich. Dann sagte er: „Ich bin auch noch Jungfrau.“ Er dachte kurz nach und fügte schüchtern hinzu: „In beiderlei Hinsicht.“ Bella zog einen Augenbraue hoch und sah ihn irritiert an. Ihre Gedanken begannen zu rasen. Was wollte Jake damit sagen? Und warum sah er so schnell weg? Er war feuerrot im Gesicht. Moment mal. War es das, was sie glaubte, was es war? Ihr ging der Mund auf. Allein dieser Satz hatte mehr über die Gefühlswelt des anderen verraten, als sie zuerst dachte. Er zog es in Erwägung. Er setzte sich nicht nur mit diesem Thema, Sex zwischen Männern, auseinander, nein, er dachte sogar daran, beide Parts einzunehmen. „Nun sag doch was“, bat der Beta und sah zu der jungen Dame. Bella klappe schnell den Mund zu und fragte misstrauisch: „Erst das Händchenhalten, dann der Kuss. Ihr schlaft eng aneinandergeschmiegt. Du kuschelst mit Isaak. Ihr schaut euch tief in die Augen. Und jetzt das?“ „Ja“, sagte er vorsichtig. „Warum? Was hat deine Meinung geändert?“, fragte Bella nach. „Ich weiß nicht“, sagte er und zuckte mit den Schultern. Er sah in ihre erwartungsvollen Augen und offenbarte: „Na gut, wenn dus unbedingt wissen willst, ich habe immer gedacht, schwul sein heißt auch tuckig zu sein. Das war mein Hauptproblem. Isaak will aber gar nicht, dass ich tuckig bin. Er sagt ich gefalle ihm so, wie ich bin, mit allen Ecken und Kanten. Ab diese, Moment konnte ich mich richtig auf Isaak einlassen. Ich bin nicht schwul und ich finde es eklig, auch nur daran zu denken, einen Mann zu küssen, aber bei ihm ist das anders.“ Mit einem verträumten Gesichtsausdruck gestand er: „Ich liebe Isaak.“ „Wow“, entwich es der jungen Dame. „Hast du es ihm schon gesagt?“ „Ja. Und er liebt mich auch. Isaak hat es zuerst gesagt“, strahlte er sie an. Dann räusperte er sich und sagte: „Du bist wieder dran.“ Bella schüttete den Kopf und sagte: „Ok. Edward und ich sind noch nie übers Küssen hinausgekommen.“ „Ja, ich weiß“, sagte Jake schneller als er denken konnte. Die junge Dame riss die Augen auf. In seinem Kopf warnte Isaak: „Jake, pass auf. Bitte. Du kommst zu nahe an das Thema Renesmee heran.“ Schnell fügte der Wolfsjunge hinzu: „Das geht ja auch nicht. Er ist ein Vampir und du ein Mensch. Er würde dich töten.“ „Das würde er nie tun“, fauchte sie erzürnt und begann zu toben. Entwaffnend sagte Jake: „Ich weiß.“ Ihre Wut verrauchte und sie starrte ihn ungläubig an. „Du glaubst ihm?“ „Ja. Ich glaube, dass er dir nie absichtlich Schaden zufügen würde. Deshalb weiß ich auch, dass er nicht mit dir ins Bett steigt. Das wäre viel zu gefährlich und er weiß das“, versuchte der Wolfsjunge die Wahrheit zu verschleiern. Er sprach in ruhigem sachlichem Ton. In seinem Kopf erklang die Stimme des Wächters: „Gut gemacht.“ Mit diesen Worten hatte er Bella vollkommen entwaffnet und sie sackte ein wenig zusammen. Dann murmelte sie leise, mit kummervoller Stimme: „Ich will aber weiter gehen.“ „Hm“, knurrte Jake ungehalten. „Das geht aber nicht. Er ist ein Vampir. Er ist viel zu stark.“ „Dennoch will ich“, gestand sie und wurde rot. Über dieses Thema zu reden fiel ihr nicht leicht. Mit Jake, so wie er jetzt war, konnte sie darüber reden. Sie hatte mitbekommen, dass ihre beiden liebsten Wesen auf der Welt keine Freunde waren, aber seltsamerweise verstanden sie sich einigermaßen gut. Sie fragte sich, ob das an daran lag, dass Jake nun gebunden war oder an der Zukunft, welche der Wächter ihr auch weiterhin verschwieg. Der Beta sah den bedrücken Gesichtsausdruck seiner besten Freundin und schluckte. Dann atmete er tief durch und gestand: „Isaak und ich sind schon ein wenig weiter, seit gestern Nacht. Deshalb sind wir auch zu spät gekommen.“ „Sagst du mir wie weit?“, fragte Bella und schoss sich sofort auf dieses interessante Thema ein. „Ich glaube das richtige Wort ist Oralverkehr“, sagte Jake langsam. Er wurde freundschaftlich gegen die Schulter geboxt. Sofort zog Bella ihre Faust zurück und rieb sich diese. „Aua“, maulte sie. „Du müsstest es doch mittlerweile wissen, dass man einen Gestaltwandler nicht schlägt“, stichelte der Beta ein wenig und grinste überheblich. Dann wurden beide wieder ernst und sie fragte: „Und wie war es für dich?“ „Seltsam und kurz“, sagte Jake langsam. „Es ging alles so schnell.“ Er wurde leicht rot. „Ich konnte mich nicht zügeln, aber Isaak ging es genauso“. Diese Spitze galt seinem Freund. Der Wächter antworte darauf nicht. „Moment mal“, sagte Bella und machte große Augen. „Hat er bei dir? Oder du bei ihm?“ „Beides“, gestand der Wolfsjunge und sah sehr verlegen aus. Bei dem entsetzten Gesichtsausdruck der anderen fügte er hinzu: „Isaak will eine gleichberechtigte Beziehung. Und das in allen Belangen. Das ist mit ein Grund warum ich so lange gezögert habe. Ich wusste nicht, ob ich das auch wollte. Aber, als es dann soweit war, wollte ich es auch. Es war seltsam, das gebe ich zu. Dennoch hat es mir sehr gefallen.“ Ihre Augen wurden noch größer. „Das hätte ich nicht erwartet. Du hast einem Mann einen geblasen?“ Jake verzog sofort zornig das Gesicht und knurrte ungehalten: „Ich bin nicht schwul. Ich habe Isaak einen geblasen. Das ist ein gewaltiger Unterschied für mich.“ Sie zuckte kurz zurück und lächelte dann: „Ganz ruhig, Mr. Grummel-Wolf. Ich dachte das Thema mit deiner Sexualität hätten wir schon geklärt.“ Argwöhnisch starrte er sie an. „Was meinst du damit?“ „Erinnerst du dich nicht an das eine Mal, als du mich angerufen hast, mit deinem Handy?“ „Doch“, sagte Jake und dachte kurz nach. Dann fragte er nachdenklich: „Scheiß drauf?“ „Ähm, ja. Das war ein Teil von dem Gespräch“, mahnte Bella. „Ich nehme mal stark an, den Rest hast du verdrängt.“ „Irgendwas mit verschieden Krankheiten, oder?“ „Nicht direkt.“ „Egal. Ich wollte dir noch danken für deinen Rat. „Scheiß drauf“ hat mir sehr geholfen. Das war wohl der erste Schritt den ich auf Isaak zugegangen bin“, gestand er und strahlte wie eine Sonne. „Kein Problem“, murmelte Bella und fragte sich, ob es ratsam wäre den Wolfsjungen nochmal auf die anderen Elemente des Gesprächs anzusprechen. Sie seufzte. Keine gute Idee. Jake war immer noch stur wie ein Maultier. Dann plötzlich knurrte ihr Magen laut. Jake nickte und sagte: „Du hast Hunger. Ich frage mal wie weit Isaak ist.“ Kaum hatte er zu ende gesprochen, da stand der Wächter auch schon vor ihnen und breitete seine Beute vor der jungen Dame aus. „Entschuldige, Bella. Ich musste ein wenig umherrennen.“ Das war die Wahrheit und doch nicht die Ganze. Er ließ es absichtlich so klingen, dass er länger gebraucht hatte das Essen zu finden. Jake verdrehte die Augen. Das war ja mal wieder typisch für seinen Freund. „Edward ist auch gleich da“, sagte der Rotblonde und schaute zu dem Beta. „Wollen wir?“ Sofort war Jake Feuer und Flamme. Er sprang in dem Moment auf, als der Vampir zu ihnen kam. Dann schnappte er sich Isaaks Hand und zog gemeinsam mit dem anderen los. Hinter einer nahen Düne versteckt zogen sie sich aus. Sofort klebte sein Blick an seinem Freund und er leckte sich gierig über die Lippen. Lüstern sagte er: „Ich hätte nichts gegen einen kleinen Appetitanreger.“ Erneut leckte er sich über die Lippen und kam langsam auf den anderen zu. „Wusstest du, dass Edward gerochen hat, was wir gemacht haben?“, lenkte ihn sein Freund erfolgreich ab. „Was?“ „Ich war doch gerade bei ihm und da hat er mich darauf angesprochen. Er meinte, dass es ihm egal sei, was wir da treiben, aber wir sollten doch bitte Bella nicht nochmal so vernachlässigen.“ Einen Moment kämpfte er mit seiner Wut. Seine Libido setzte sich allerdings durch und er kam wieder näher. „Scheiß drauf. Mir doch egal ob er das mitbekommt. Was zählt ist, dass ich es kaum erwarten kann es zu wiederholen.“ Isaak hielt den anderen davon ab vor ihm in die Knie zu gehen und sagte: „Es geht mir doch ebenso, aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Lass uns schnell jagen gehen. Der Außenposten ist in weniger als eineinhalb Stunden da.“ Dann gab er seinem Freund einen gierigen Kuss und drückte sich an ihn. Sie beide waren schon wieder erregt. Schnell ließ er von dem Wolfsjungen ab und verwandelte sich. „Na komm schon Wölfchen, zeig mir wie man jagt.“ Sie verhielten sich wie dauerrallige verliebte Teenager. Das waren sie ja auch irgendwie. Immerhin war Isaak 18 Jahre alt, als er zum Wächter und somit unsterblich wurde. Jake hingegen war eigentlich 16, aber rein körperlich war er schon 25. Somit war das schon irgendwie normal, entschied der Beta und zuckte mit den Schultern. Dann strahlte er. „Ok.“ Der rostbraune Wolf übernahm die Führung und erklärte fröhlich, worauf sein Freund achten sollte. Bei ihrem ersten Angriff erwischte er eines der Tiere. Isaak ging leer aus. Der Wächter hatte zu viel Kraft eingesetzt und war über sein Opfer gesprungen. Eingeschnappt über seinen Misserfolg setzte er zur Verfolgung an, während Jake ihm dabei zusah. Der rote Wolf verschwand hinter einer Düne. Durch dessen Augen bekam der Beta weiterhin alles mit. Dann, beim zweiten Sprung, bekam auch Isaak eine Schwarzschwanzgazelle zu fassen, wobei er aber mehr Glück als Verstand hatte. Seinen Wolfstrieben so nachzugeben, missfiel dem Wächter und er wehrte sich ein wenig. So verfehlte er sein Ziel um mehr als einen Meter. Allerdings stand die Herde so nahe zusammen, dass er mit einem anderen Tier kollidierte. Bei der Berührung setzten sich die Instinkte durch und er biss mit tödlicher Effizienz zu. Das Tier war augenblicklich tot. Erleichtert, seiner Beute keine Qualen bereitet zu haben, und stolz auf seine erste Trophäe als Wolf, auch wenn es eher ein Versehen war, kehrte der rote Wolf zu seinem Freund zurück. In seinem Maul trug er den noch warmen Körper seines Opfers. Er präsentierte seine Beute dem anderen Wolf und setzte sich schwanzwedelnd dahinter. „Gut gemacht“, sagte Jake schelmisch und fügte hinzu: „Dass du eigentlich den Bock im Visier hattest, sagen wir einfach keinem.“ „Hey“, beschwerte sich der Rotblonde. „Ich habe was erlegt. Nur das zählt.“ „Ja“, gestand der Beta und senkte die Kopf. Er überließ sich ganz seinen Trieben und begann das Tier vor sich zu verschlingen. „Hey, das ist meine Beute“, knurrte Isaak und bleckte die Zähne. „Was dein ist, ist auch mein. Außerdem stehe ich höher in der Rangordnung. Ich bin der Beta des Rudels, also fresse ich zuerst.“ „Püh, dann schnappe ich mir eben deine Gazelle“, knurrte der Wächter und stürzte sich auf Jakes Beute. Sofort ließ der Wolfsjunge von seinem Mahl ab und knurrte ungehalten. Dieses Gebaren störte seinen Freund kein bisschen und er schlug die Zähne in den Kadaver. Es war sehr eigenartig für den Wächter so zu fressen und er war vollkommen auf seine Instinkte gerichtet. Jake schnaubte und beschloss ihm das erstmal durchgehen zu lassen. Für seinen Freund war das neu und da wollte er jetzt nicht auf die Rangordnung bestehen. Später würde er aber diesem noch die Regeln im Rudel erklären. „Jake, ich gehöre nicht zu deinem Rudel“, mahnte Isaak und auch er ließ von der Mahlzeit ab. „Ich bin immer noch ein Wächter, kein Wolf. Wir sind gleichrangig innerhalb unserer Beziehung.“ „Ich bin der Beta“, knurrte der Rostbraune und bleckte die Zähne. Sein Nackenfell stellte sich auf. „Und der Stärkere. Du wirst dich mir unterwerfen.“ „Und wenn nicht? Versuchst du es dann mit Gewalt?“, sagte Isaak ein wenig eingeschüchtert. Ohne groß darüber nachzudenken knurrte Jake: „Ich bin ein Wolf und ich werde dich unterwerfen, wenn es sein muss. Was mich betrifft, so bist du ein Teil meines Rudels.“ Ängstlich trat der andere einen Schritt zurück. Da erkannte Jake seinen Fehler und ließ den Kopf hängen. „Bitte, Isaak. So war das nicht gemeint. Ich kann nicht anders. In einem Rudel gibt es Regeln und daran müssen wir beide uns halten, wenn wir als Wölfe rumlaufen. Der Stärkerer unterwirft den Schwächeren. So ist das nun einmal. Hab keine Angst vor mir. Das hat nichts mit Sex zu tun.“ Der Wächter dachte kurz nach und analysierte ihrer beiden Triebe genau. Dann sagte er mit trauriger Stimme: „Du kannst mich gar nicht als Gleichrangigen ansehen, oder?“ „Nicht als Wolf.“ „Und was, wenn ich dich dominiere? Was dann?“, fragte der andere nach. „Wenn du das schaffst, dann müsste ich mich dir unterwerfen“, gestand der Beta. „Sam ist der Leitwolf. Ich unterwerfe mich ihm auch.“ „Und wenn ich dich unterwerfe und es von dir verlange gleichrangig zu sein?“ „Das geht nicht. Es gibt nur einen Beta. Es gibt auch nur einen Alpha“, erklärte Jake langsam. „Was ist bei einem Patt?“, harkte Isaak unerbittlich nach. „Dann bleibe ich der Beta bis es zu einer Entscheidung kommt.“ Jake konnte spüren wie Isaak sich über seine Art ärgerte. Auch wenn seine Angst nicht vollständig weg war, so versuchte der Wächter dennoch einen Weg zu finden mit dem beide leben konnten. Langsam fragte er: „Gibt es da keinen Kompromiss? Kannst du das nicht voneinander trennen?“ „Was meinst du damit?“, hakte der Wolfsjunge nach. „Falls ich mal als Wolf mit deinem Rudel unterwegs wäre, dann ist es mir vollkommen egal, wer welche Stellung hat. Ich gehöre nicht zu deinem Rudel und ich beuge mich keinem, auch nicht Sam. Mein Wille ist zu stark, selbst mit der Macht des Alphas kann er mich zu nichts zwingen. Aber, um des Friedens willen, könnte ich mich dir beugen. Das würde mir nichts ausmachen. Solange du den Bogen nicht überspannst spiele ich da mit. Bedenke aber: Ich bin ein Wächter und ich habe meine Aufgabe zu erfüllen. In diesem Punkt kann ich keinen Kompromiss zulassen.“ „Das würdest du tun? Du würdest dich mir kampflos unterwerfen? Vor den anderen?“ „Keiner kann unsere Gedanken hören, wenn wir das nicht wollen. Für die anderen spiele ich brav mit. Ich unterwerfe mich aber nur dir. Du solltest Sam einschärfen mich nicht herauszufordern. Ich habe keinerlei Interesse daran der neue Alpha zu werden, obwohl ich die Macht dazu hätte. Das darf ich nicht. Das ist gegen meine Natur und wäre ein Eingriff in den natürlichen Lauf der Dinge.“ Langsam setzte sich Jake und dachte kurz darüber nach. „Also innerhalb des Rudels wärest du dann unter mir. Die anderen würden dann mit dir kämpfen.“ „Jeder der mich herausfordert wird unterliegen“, sagte Isaak mit einer Bestimmtheit, die sein Freund ihm gar nicht zugetraut hatte. „Wie gesagt, ich unterwerfe mich nur dir. Und das auch nur innerhalb von Sams Rudel, zum Schein.“ Irritiert sah Jake seinen Freund an. „Was meinst du damit schon wieder?“ Isaak setzte sich ebenfalls auf die Hinterläufe und offenbarte: „Das wäre dann der Kompromiss. Wenn wir nur zu zweit unterwegs sind, oder als Menschen, dann lässt du diese Rangordnung fallen. Dann sind wir gleich auf. Das wäre mein Vorschlag.“ „Aber, ich bin der Stärkere. Das kann ich einfach nicht“, gestand Jake trocken. „Und wenn ich dir das Gegenteil beweise? Was, wenn wir gleichauf sind oder ich sogar stärker? Würdet du es dann in Erwägung ziehen?“, fragte Isaak ernst nach. „Selbst wenn, dann bist du der Beta“ „Nein, du bleibst der Beta in Sams Rudel. Da spiele ich auch brav mit. Nur unter uns sind wir dann gleichrangig“, versuchte der Wächter es zu erklären. „Du bist aber nicht stärker. Nicht als Wolf“, beharrte der andere stur. „Und wenn doch?“, ließ der Rotblonde einfach nicht locker. „Dann könnte man mal darüber reden“, lenkte Jake ungläubig ein. „Wie definiert ihr wer stärker ist? Ich meine Sam hat die Macht des Alphas. Gilt das auch als Stärke?“ „Außer bei Sam wird das mit einem Kampf entschieden. Er regelt das mit seiner Macht. Der Schwächere unterwirft sich, indem er sich auf den Rücken dreht und seinen ungeschützten Hals präsentiert“, erklärte der Wolfsjunge. „Und du wärst mir auch nicht böse, wenn ich dich dazu zwinge, das zu tun?“, wollte Isaak auf einem wissen. „Nein, wenn du der Stärkere bist dann nicht“, bestätigte der Beta und wusste nicht wo das hinführen sollte. Es war nun mal eine Tatsache, dass er der Stärkere war. Isaak stand auf und bleckte die Zähne. Sein Fell stellte sich kampfbereit auf. Sofort reagierte Jake auf diese Drohgebärde und ging ebenfalls in Angriffshaltung. „Lass das“, knurrte der Beta wütend. „Ich will dir nicht wehtun.“ Aber der rote Wolf reagiert nicht. Langsam kam er näher, machte aber keine Anstalten ihn anzuspringen. „Was hast du vor?“, bluffte Jake, als sie langsam im Kreis gingen. Dann blieb Isaak stehen. Er hob den Kopf und demonstrierte seine Größe. Erbost schnaubte der Wolfsjunge: „Das zieht bei mir nicht.“ Auch er baute sich zu voller Größe auf und stellte nebenher fest, dass sie fast gleich groß waren. Isaak hatte lediglich einen Vorteil von wenigen Millimetern. Plötzlich spürte er eine Welle der Kraft von dem roten Wolf ausgehen. „Unterwirf dich“, knurrte Isaak und in seiner Stimme schwang die Macht eines Alphas mit. „Nein“, knurrte Jake zurück, spürte jedoch, wie der geistige Druck auf ihn immer mehr zunahm. Der rote Wolf schnappte nach ihm und bellte: „Unterwirf dich.“ Die Glieder des Wolfsjungen begannen zu zittern. Noch würde er aber nicht nachgeben. Mit aller Gewalt kämpfte er gegen die Macht des anderen an. „NEIN!“ Der Wächter bleckte erneut die Zähne und knurrte ungehalten. Er verstärkte abermals seine Kraft und Jake knickte langsam ein. Beide bissen nach dem jeweils anderen, trafen aber nicht. Es war eine reine Drohgebärde. Verzweifelt sträubte sich Jacob zu unterliegen, aber es war zwecklos. Wie bei Sam konnte er sich nicht widersetzen. Als er dann immer noch knurrend auf dem Boden lag, hob Isaak den Kopf über ihn und befahl: „Unterwirf dich.“ Diesmal gab es kein Halten mehr. Der Beta hatte den Kampf verloren. Gehorsam rollte er sich auf den Rücken und präsentierte seinem neuen Alpha den Hals. Dieser stupste ihn aber nur an. Er biss nicht zu, wie es eigentlich normal war. Dann trat der rote Wolf zwei Schritte zurück. Die Macht des Alphas verschwand und Jake kam augenblicklich wieder auf die Beine. Er war außer sich und knurrte bösartig. Innerlich tobte er vor Wut. Auch, wenn er sich eben unterworfen hatte, sträubte sich alles in ihm dies zu akzeptieren. Er würde nicht klein beigeben, nein, er würde weiterkämpfen. Isaak stand vor ihm und sah ihn einfach nur an. Er zeigte keinerlei Aggression. Das stachelte Jake umso mehr an. Er fühlte sich in seinem Stolz verletzt. Der rostbraune Wolf duckte sich zum Angriff. Da neigte der andere den Kopf und legte sich seelenruhig hin. Anschließend rollte sich der rote Wolf auf den Rücken und präsentierte dem Beta den Hals. Einen Augenblick war Jake zu überrascht, um irgendetwas zu tun. Dann neigte er den Kopf und biss den anderen in den dargebotenen Hals, zügelte sich aber. Isaak winselte und der Wolfsjunge ließ von ihm ab. Schnell brachte er etwas Distanz zwischen sie und fauchte: „Was sollte das? Warum unterwirfst du dich einfach?“ „Weil ich dich als den Stärkeren anerkenne“, gestand Isaak und stand wieder auf. „Verasch mich nicht“, schrie Jake. „Du bist als Wolf der Stärkere. Deshalb habe ich mich unterworfen. Ich kann nicht bei einem Wolfskampf gewinnen“, versicherte der andere. Langsam und unterwürfig kam er näher. „Du lügst doch“, fuhr der Beta seinen Freund an und gab ein warnendes Knurren von sich. „Du hast mich unterworfen. Einfach so. Mit der Macht eines Alphas. Und dann unterwirfst du dich mir einfach kampflos? Am Arsch. Ich glaube dir nicht.“ Der rote Wolf kam noch näher und schmiegte sich von unten an seinen Hals. Das beruhigte den Wolfsjungen ein kleines bisschen und sein Knurren erstarb. Dann erklärte der Wächter: „Ich habe zirka 100 Szenarien durchgespielt. Deine aktuelle Gewinnquote liegt bei 99%. Wenn du willst, kann ich sie dir zeigen. Ich kann dich nur mit meinem Willen unterwerfen, nicht körperlich. Ich sehe das als eine Pattsituation. Wir sind gleichauf.“ „Ist das die Wahrheit?“ „Ich schwöre es dir, bei unser beider Leben. In einem Kampf als Wolf unterliege ich. Denk doch mal nach. Das heute war meine dritte Verwandlung.“ Immer noch nicht ganz überzeugt fragte Jake: „Du bist ein Wächter. Du bist stark. Gestern hast du sehr schnell gelernt. Da soll ich dir glauben, dass ich dich einfach niedermachen kann?“ „Na ja, so einfach wäre es nicht geworden. In gewisser Weise sind wir gleich auf. Mein analytischer Verstand und dein Geschick geben sich da nicht allzu viel. Wir hätten uns gegenseitig viele Verletzungen zugefügt. Am Ende aber hättest du gewonnen.“ Isaak seufzte: „Ich will dich aber nicht verletzen und da das Ende bereits feststand, habe ich mich unterworfen.“ „Nein, so akzeptiere ich das nicht. Den Kampf einfach in Gedanken durchzuspielen ist nicht in Ordnung“, bestimmte Jake, entspannte sich aber. Das devote Gebaren seines Geliebten besänftigte ihn ungemein. Der Wächter wusste offenbar genau, wie er als Wolf auf einen Stärkeren zu reagieren hatte. „Diesmal lasse ich dir das durchgehen. Wir haben keine Zeit dafür“, begann Jacob ernst. Dann wurde seine Stimme etwas weicher: „Wenn du Geleichberechtigung willst, dann bestehe ich auf einen richtigen Kampf. Kein Rumgedruckse. Keine Verarsche. Nur du und ich. Und wage es ja nicht mich einfach gewinnen zu lassen.“ „Aber, ich will dich nicht verletzen“, stammelte Isaak kleinlaut. „Quid pro quo. Du willst Gleichberechtigung. Dann steh deinen Mann und kämpfe auch wie einer“, meckerte Jake. Dann ließ er alle Anspannung fallen und schmiege sich ebenfalls an den anderen. „Es gibt eine Regel für den Rangkampf: Keine dauerhaften oder tödlichen Verletzungen. Unserer Wunden heilen schnell. Wenn du dieser Bedingung zustimmst, dann stimme ich deinem Vorschlag ebenfalls zu. Unter uns gleichberechtigt, im Rudel stehe ich über dir.“ „Einverstanden. Da ich als Wolf keine Magie anwenden kann, werde ich ohnehin nie als Wolf mit deinem Rudel zusammen kämpfen. Außerdem bin ich immer noch ein Wächter. Ich werde mich raus halten. Ist das für dich in Ordnung?“ „Ja, solange du mich als Wolf im meinem Rudel nicht bloßstellst, soll mir das Recht sein“, bestätigte Jake und gurrte zufrieden. „Eines würde mich aber noch interessieren. Woher hast du eigentlich die Macht eines Alphas?“ „Es ist eine Willensangelegenheit. Es ist als so, als hätte ich einen Schalter umgelegt. Rein theoretisch kann jeder zum Alpha werden. Er muss es nur wollen und sich gegen Sam stellen. Aber, das ist eher unwahrscheinlich. Nur wenige haben das Potenzial sich gegen Sam zu behaupten. Wie gesagt, reine Willenssache. Sei aber gewarnt. Ich kann diesen Schalter mit Hilfe meines Willens in beide Richtungen bewegen. Wenn du dich zu diesem Weg entscheidest, dann gibt es kein Zurück mehr. Einmal umgelegt und du bist und bleibst der wahre Alpha des Rudels.“ „Warum wundere ich mich eigentlich noch, wie viel du weißt?“, fragte der Gestaltwandler und wandte sich wieder Isaaks Beute zu. Sie ließen voneinander ab und machten sich gemeinsam erst über den einen, dann über den anderen Kadaver her. Nun da Jake wusste, wie stark Isaak war, machte es ihm nichts mehr allzu viel aus, die Rangordnung zu ignorieren. Nachdem sie fertig waren, leckten sie sich gegenseitig die Schnauzen sauber und sprinteten zu den anderen zurück. Was sie übrig ließen, gönnten sie den Aasfressern. Ihre Unterwäsche lag noch dort wo sie sie zurückgelassen hatten. Notdürftig bekleidet raubte sich Jake sogleich einen Kuss. Beide verzogen angewidert das Gesicht und streckten die Zunge raus. „Boar, also der Geschmack von rohem Fleisch und Blut ist nicht gerade angenehm“, murmelte Jake und Isaak stimmte mit einem Nicken zu. Diesmal griff Isaak nach seiner Hand und sie kehrten zu den anderen zurück. Nachdem die beiden sich die Münder ausgespült hatten, zogen sich alle ihre Kleidung wieder an und verstauten den Rest in der Tasche. Die Temperaturen waren wieder deutlich gestiegen und Bella klebte an Edwards Arm, um ein wenig Abkühlung zu bekommen. Dann machten sie sich, Bella auf dem Rücken von Edward, auch schon auf den Weg. Isaak lotste sie weg von der Oase. Nach einigen Minuten blieb der Wächter stehen und hielt den Kristallschlüssel zum Himmel empor. Nichts passierte, aber er steckte den Schlüssel wieder weg. Anschließend warteten sie. „Ich kann nichts sehen“, sagten Jake und Edward gleichzeitig. „Der Außenposten ist gut getarnt. Selbst ich kann ihn nicht sehen“, sagte der Wächter. Plötzlich gab es neben ihnen eine leichte Staubverwehung, welche nicht vom Wind hervorgerufen wurde. Eine weibliche Stimme ertönte: „Sehr geehrter Wächter, bitte betreten Sie die Plattform.“ Wie aus dem Nichts tauchte über der Staubverwehung eine Runde, silbrig schimmernde Scheibe auf. Ihr Durchmesser betrug in etwa vier Meter. Zudem war sie gerade mal einen Zentimeter dick. Isaak machte eine höfliche Verbeugung und sagte: „Nach euch.“ Alle betrachteten die Plattform misstrauisch. Dann gab sich Edward einen Ruck und setzte einen Fuß auf die Scheibe. Sie hielt sein Gewicht. Anschließend hielt er Bella die Hand hin und auch sie betrat das silberne Etwas. Als die junge Dame vollständig auf der Scheibe stand, erklang erneut die Frauenstimme: „Mensch entdeckt. Lebenserhaltung wird angepasst.“ Augenblicklich wurde es um sie herum angenehm kühl. Alle sahen zum Wächter. Dieser zuckte mit der Schulter und sagte: „Das stammt noch von früher. Einige Wächter hatten Familien oder auch Liebschaften. Die Außenposten wurden demnach auf solche Dinge angepasst. Die Zitadelle darf aber nur von Wächtern betreten werden. Alle anderen Lebensformen werden in der Eingangshalle aufgehalten.“ Mit einem kleinem Sprung war Isaak auch auf der Plattform. Er streckte seinem Freund eine Hand hin fragte: „Vertraust du mir?“ „Dir ja. Dieser sprechenden Scheibe? Nein“, gestand Jake kleinlaut. „Na, komm. Dir wird nichts passieren“, sagte der Wächter ruhig und schenkte seinem Freund ein bezauberndes Lächeln. Der Wolfsjunge atmete einmal tief durch und ließ sich hochziehen. Schnell wirbelte der Rotblonde den anderen ein wenig herum, bis dieser genau in der Mitte stand. „KI, Aufstieg einleiten“, sagte Isaak und sah, wie sein Freund erbleichte. „Verstanden. Schild wird aktiviert“, erwiderte die KI und eine leicht bläuliche Kuppel entstand um sie herum. „Tarnmodus aktiv.“ Nichts geschah. „Starte Aufstieg.“ Die Plattform setzte ich langsam in Bewegung, aber keiner der Passagiere spürte etwas. Nur an ihrer Umgebung sahen sie, dass sie in die Luft stiegen. Rasch beschleunigte die Scheibe. Sie wurden immer schneller. Dennoch spürten sie nicht einen Luftzug. Alles in allem war es atemberaubend. Bella und Edward sahen sich stauend die Welt von oben an, wobei der Vampir die Arme um seine Verlobe geschlungen hatte und diese vom Rand entfernt hielt. Plötzlich sagte Isaak: „KI, Notstopp.“ Rabiat blieb die Scheibe stehen. Auch diesmal spürten sie rein gar nichts. Es schien so, als erzeuge die Plattform eine Art Gegenkraft unter dem Schild. Isaak nahm Jake bei der Hand und zog ihn ein wenig zum Rand hin. Dann nahm er seinen Freund von hinten in die Arme. „Sieh mal“, sagte er und deutete auf die Oase. Diese stach deutlich aus der sonst einfarbigen Wüste heraus. Sie konnten das Wasser in der Mitte sehen und die grüne Fläche drumherum. Es war ein herrlicher Anblick. „Keine Sorge, Schatz. Das Schutzschild könnte nicht mal ich so einfach zerstören. Dir kann absolut nichts geschehen.“ Jake seufzte zufrieden und entspannte sich etwas. Dann wandte den Kopf und sie küssten sich innig. Nachdem sie ihre Lippen voneinander gelöst hatten sagte der Wächter: „KI, Aufstieg fortsetzen.“ „Starte Aufstieg“, wiederholte die Plattform und sie schossen weiter in den Himmel. Nach etlichen Sekunden wurde die Scheibe langsamer. Über ihnen sahen sie noch immer nichts. Alle fragten sich wohin die Reise denn ging. Dann auf einmal wurde alles Schwarz. Nur im Inneren der Schildkuppel konnten sie etwas sehen. „Authentifizierung erforderlich“, verlangte die KI und in der Mitte der Plattform schob sich eine kleine runde Säule empor. Sie bestand aus silbernen Kristallen. Isaak trat vor und legte eine Hand auf die Struktur. Dann sagte er: „Wächter Isaak.“ „Stimmauthentifizierung abgeschlossen, DNA-Profil wird geprüft.“ Es dauerte eine Sekunde, dann antwortete die KI: „DNA-Profil korrekt.“ Die kleine Säule schob sich wieder in den Boden. Zudem löste sich das bläuliche Schild um sie her auf und von allen Seiten wurden sie von Licht geblendet. „Willkommen im Wetterkontrollobservatorium“, flötete die KI. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)