Bromance Life von YukihoYT (Ich musste gehen, um dir ein andermal zu zeigen, wer ich wirklich bin.) ================================================================================ Kapitel 3: "Kevin allein Zuhaus", denn wir sind allein mit unseren Gedanken --------------------------------------------------------------------------- "Kyo? Hey, Kyo, aufwachen!", höre ich eine entfernte Stimme und mache zögerlich die Augen auf, während die Erinnerungen nur so auf mich herabregnen.   "H-hide...", brumme ich und vergrabe mich tiefer im fremden Bett.   "Ist echt schon Morgen? Ich will nicht, dass es Tag ist.", beschwere ich mich nuschelnd, woraufhin Hide mich an der Seite greift und aus dem Bett wirft.   "Wofür war das denn, Mann?", stöhne ich genervt, reibe mir die Augen und sehe ihn an.   "Du musst dich jeden Tag aufs neue der Welt stellen, das ist einer der wenigen Dinge, von denen du dir keinen Urlaub leisten kannst, Kyo. Merk dir das!", Hide grinst, kniet sich zu mir runter und wuschelt mir durch die schweißnassen Haare.   Er ist halbnackt und trägt nichts als eine Jogginghose. Auch als Typ kann ich sagen, dass er gar nicht mal so übel aussieht. Er ist dünn und hat sichtbare Muskeln. Ich gebe wirklich nicht gerne zu, mit was für einem Neid mich das erfüllt.   "Ich kann nicht so positiv sein wie du, Hide. Merkst du nicht, dass sich die Welt jeden Tag neue Gemeinheiten einfallen lässt, um mir das Leben zur Hölle zu machen?", kontere ich schwach. Daraufhin tritt er mir in die Seite.   "Mit so einer Einstellung wirst du niemals glücklich, jetzt beweg deinen fetten Arsch und komm frühstücken!", fordert er wieder mit einem Lächeln, unabhängig davon, was für einen Härtegrad seine Sticheleien haben. "Dass ich fett bin, weiß ich, danke für die Erinnerung, Spinner.", seufze ich, gebe nach und richte mich auf, wie auch Hide zeitgleich.   Erst jetzt merke ich so wirklich, dass er ein Stück größer ist als ich. Er ist also nicht nur durchtrainiert, sondern ihm steht auch seine Größe besser, ich bin sicher, die Mädels fahren auf ihn ab. Es verging der erste Tag, den ich mit meinem ersten richtigen Freund verbrachte. Ein paar von den Mitstudenten sahen hin und wieder skeptisch zu uns rüber, aber sonst passierte nicht viel. Lediglich war es immer wieder peinlich, wenn Hides Freunde ihn ansprachen, während ich auf der Strecke blieb. Vermutlich machten sie das nicht unbedingt aus Bosheit, sondern viel mehr aus Irritation und weil es ungewöhnlich ist. Und nun sind wir wieder bei Hide und zocken Smash, hauptsächlich, weil ich ein schlechter Verlierer bin und unbedingt mal gegen ihn gewinnen will. Und... ich habe schon wieder verloren, im Ernst, Hide, hast du ein Leben? Nachdem wir beide A gedrückt haben, um eine neue Runde zu starten, halte ich bei der Charakterwahl inne und denke wieder nach. Ich will mich nicht zwischen Hide und seine Freunde drängen. Es fühlt sich nicht richtig an. Auch hier zu leben ist falsch. Will er nicht vielleicht doch lieber mit einem besseren Freund als mir zusammenleben? Was findest du an mir, Hide?   "Kyo, alles gut? Geht's dir schlecht?", will er wissen und ich packe aus.   "Ich weiß es nicht! Es irritiert mich, verwirrt mich und stresst mich. Wieso kann ich nicht anders als hier weiter zu wohnen? Warum muss ich das peinliche Schweigen ertragen, wenn deine Freunde mit dir reden? Ich hatte sowas noch nie, es gurkt mich an und gleichzeitig... will ich nicht, dass du mich aufgibst. Mir egal, ob wir uns erst seit gestern wirklich kennen... Ich bin zu feige, um diesen Ort zu verlassen, weil du gerade verdammt noch mal der Einzige bist, den ich noch habe!", und ohne, dass ich es will, brechen mir unwillkürlich die Tränendrüsen auf.   Das ist mir so peinlich. Was mache ich eigentlich hier? Hide legt eine Hand auf meine Schulter und tätschelt mich stumm, während ich flenne und versuche, meine Tränen für mich zu behalten. Was mir keinesfalls leichtfällt, weil ich es einfach nicht gebacken kriege. Vielleicht habe ich meine Schmerzensgrenze erreicht, ironischerweise mit dem Gegenteil von Schmerz. Wohlergehen. Mit Liebe, die ich kein bisschen verdient habe. Das verschlimmert den Schmerz wiederum. Es ist grausam. So lange Zeit wurde ich seelisch gefoltert und betrogen. Ich musste, seit ich fünf bin kontinuierlich die Lüge aufrechterhalten, dass alles genau das ist, wonach es aussieht. Ich bekam mein Herz gebrochen und es tut immer noch weh. Ich trage Mitschuld daran, dass sich mein Bruder umbringen wollte. Ich bin auch jetzt, auf der Uni, absolut unsichtbar, weil ich Angst habe. Ich habe Grenzen. Diese Grenze ist erreicht. Mein Herz zerspringt. Denke ich an die Zeit zurück, will ich weinen.   *** "Papa, sag mal, warum habe ich eigentlich keine Mama?", wollte mein dreijähriges Ich wissen.   Mein Vater senkte den Blick, die Haare verdeckten seine Augen.   "Papa?", ich ahnte so etwa, was ich gerade angestellt hatte.   Ich hatte es mir denken können. Diese Frage brannte mein ganzes Leben unter meinen kleinen Nägeln.   Ich war inzwischen soweit, dass ich hinterfragen konnte, wieso die Dinge waren, wie sie waren. Warum alle Kinder im Kindergarten eine Mutter hatten, nur ich nicht.   "T-Taiyo, also...", er dachte nach, vermutlich fiel es ihm schwer, seinem dreijährigen Sohn die grausame Wahrheit zu erzählen.   Er fürchtete wohl, damit mein ganzes Leben mit Trauer verunreinigen zu können. Doch er hatte nicht den Mut, mich zu belügen. Er sagte mir nicht, dass sie auf einer lebenslangen Reise auf der Suche nach Einhörnern war. Auch nicht, dass meine Mutter sich in ein Wetterelement verwandelt hätte und dafür sorgen würde, dass es regnet und schneit. All das wäre ganz nett gewesen, aber nun einmal nicht die unumstößliche Wahrheit.   "Taiyo, mein Sohn, weißt du, es gibt etwas, das haben alle Menschen gemeinsam. Die Sache ist die...", er nahm einen Schluck Bier, trank ihn auf ex leer.   Vermutlich, damit ich es nicht trinken konnte, wenn er wegsah.   "Menschen werden geboren, das weißt du ja. Deswegen sind wir ja alle hier. Es beginnt alles mit der Geburt eines Menschen. Auch du bist so auf die Welt gekommen. Aber, und davor graut es mir am meisten, es dir zu erzählen, nichts bleibt am Anfang. Babys bleiben nicht immer Babys und Raupen werden Schmetterlinge. Alles wird erwachsen, älter, größer, härter und gleichzeitig auch zerbrechlicher. Jedes Leben zerbricht irgendwann. Das Baby ist irgendwann ein alter Mann oder eine alte Frau. Der Schmetterling ist irgendwann zu schwach, um zu fliegen. Und damit endet sein Dasein. Man sagt dazu, es stirbt. Das Traurige ist nur, dass manche Menschen, Tiere und Dinge nicht unbedingt alt und schwach werden müssen, um dem Leben entrissen zu werden. Manchmal ist es das Glück, das nicht da ist, Unfälle oder die böse Absicht einer anderen Person. Du musst wissen, deiner Mutter ging es bis zuletzt nicht besonders gut. Sie war so glücklich, als wäre sie gesund, doch man konnte ihr nicht mehr helfen. In diesem Fall war es das nicht vorhandene Glück. Unfall. Zufall. Sie... sie starb damals. Weder du noch ich sind imstande, sie auf der Welt zu finden. Sie ist woanders. Sie...", er brach ab und wischte sich eine Träne.   Ich konnte mich nicht bewegen. Ich verstand noch immer nicht, was das alles bedeutete.   "Papa. Ist sie gegangen, als... ich gekommen bin?", wollte ich naiv wissen.   Ob es Empathie war, die ich fühlte, konnte ich nicht sagen.   "Das ist sie. Aber sei nicht traurig, okay? Kotori, sie... sie war bereit, alles zu tun, um dich zur Welt zu bringen. Sie hat dich geliebt. Sie würde nicht wollen, dass du ihretwegen dein Leben lang traurig bist. So klang es jedenfalls nicht bis zuletzt.", seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern.   "Was hat sie bis zuletzt gesagt?", fragte ich noch immer naiv wie das Kind, das ich war.   "Sie hat dich Taiyo genannt, wegen... wegen dieses Spruch, den sie so gern sagte. Sie meinte immer, wenn wir ihn Taiyo nennen, wird für uns immer die Sonne scheinen, egal wie grausam schlecht das Wetter auch ist."   *** "Kyo, hast du dich beruhigt? Wenn ich irgendwas falsch gemacht habe, dann-",   "Das ist es nicht.", unterbreche ich ihn und wische mir die Tränen aus den Augen.   "Willst du vielleicht drüber reden?", versucht er es schwach.   "Es ist schwer, in Worte zu fassen. Sagen wir so, ich bin einfach verflucht unzufrieden mit meinem Leben.", lache ich noch etwas tränenerstickt. Hide schnaubt belustigt.   "Hey, man lacht nicht über das Leid anderer!", lache ich ironischerweise.   "Nein, nein, das meine ich nicht. Mir kam nur... so eine Idee.", Hide nimmt seine Hand von meiner Schulter.   Er verbeißt sich einen weiteren Lacher, als er fortfährt.   "Wolltest du nicht schon immer einmal... Möpse berühren?", bitte was?   "W-w-w-was redest du denn da, Hide? A-als ob das ein erstrebenswertes Ziel wäre!", empöre ich und starre ihn entsetzt an. Hide lacht wieder.   "Ach, Kyo, das meine ich doch nicht nur so. Im Sinne von... willst du nicht, ich weiß auch nicht, unter Menschen? Noch andere Freunde neben mir? Eine Freundin? Nicht mehr... bei jeder Bewegung ins Schwitzen kommen?", er sieht mich schelmisch an.   "Worauf willst du hinaus? Menschen? Ich hab doch dich. Eine Freundin? Dafür habe ich doch Dating Sims. Und... mein Schweißproblem ist nicht so gravierend schlimm.", Hides lachender Gesichtsausdruck weicht einem verärgertem.   "Kyo... Mach mich nicht sauer.", warnt er mich und seine Augenbrauen zucken wie kurz vor dem mentalen Vulkanausbruch.   "Hi... Hide?", sein Blick macht mir Angst, doch als ich gerade dabei bin, aufzustehen und wohin auch immer die Flucht zu ergreifen, wirft er mich um und landet auf mir, so, wie ich niemals erwartet oder mir gewünscht habe, umgeworfen zu werden.   "Hi... Hide, wo... wo greifst du denn hin?", stammle ich, als er gewaltsam meine Männerbrüste packt und mich aus entschlossenen Augen ansieht.   "Kyo... verarsch mich nicht und verarsch noch viel weniger dich selbst. Du willst dich doch selbst überwinden, nicht? Glücklich sein, nicht? Darauf habe ich vielleicht gewartet, seit ich dich das erste Mal sah. Darauf, dass ich es sein werde, der dir hilft.", er atmet ein und wieder aus.   "Kyo, ich weiß weder, was dich so bedrückt noch kenne ich dich genug, um mich so verhalten zu können, aber... bitte lass mich dir helfen, abzunehmen und dich selbst nicht mehr zu hassen!" 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