REQUIEM - 7. Akt: Das Ende aller Dinge von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 4: Das Haus der Dumbledores ----------------------------------- Das kleine, verschlafene Örtchen Blackmoor machte seinem Namen alle Ehre. Es lag an einem tiefen Sumpf in mitten der schottischen Highlands. Nebel umwaberte fast dauerhaft das kleine Dorf und wie ein Riese erhob sich ein Berg mit einer abgebrochenen Klippe über ihm. Auf dieser Klippe stand eine windschiefe Jugendstilvilla. Kahle, abgeknickte Bäume umschlossen das Anwesen. Die Mauern aus Schieferstein waren teilweise eingebrochen und Efeu rankte sich um das alte Gemäuer als habe hier schon sehr lange niemand mehr etwas am Haus gemacht. Severus stand mit Harry Potter, Jennifer, John und seinem alten Freund Jason Murlahey vor dem großen Tor des Anwesens, welches auch schon bessere Tage gesehen hatte. Er öffnete es quietschend. „Sicher, das wir hier richtig sind?“, fragte John ihn. Severus deutete auf ein verwittertes Metallschild an der Mauer auf dem in verschnörkelten Buchstaben stand: Dumbledore Manor. Sie betraten den Hof und folgten einem schmalen Steinweg zum Eingang. Vor dem Haus standen zwei große Steinstatuen, die offenbar Phönixe darstellten, die mit ausgebreiteten Flügeln Wache hielten. Laub füllte die Veranda vor der großen Flügeltür. Severus zog seinen Zauberstab und teste den Eingang auf Schutzbanne. Seltsamer Weise schien das Haus keinerlei Verteidigung zu besitzen. Es wirkte komplett verlassen. Das war völlig untypisch für Dumbledore. Sicher hätte er sein Heim mit Flüchen und Zaubern geschützt. Es völlig brach liegen lassen machte Severus stutzig. Er tippte mit dem Zauberstab an die Tür und sie öffnete sich Quietschend. Ein Luftstoß wirbelte das Laub auf. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, sagte Severus. „Seid da drin vorsichtig.“ Er trat ein. Die Vorhalle war staubig und von Spinnennetzen überzogen als sei schon ewig keiner mehr hier gewesen. Teile der Einrichtung waren von großen Laken verhängt. Auf manchen Tischen standen abgebrannte Kerzen in schiefen Haltern. Dazu stapelten sich Bücher und alle Möglichen Zettel. „Hat er hier gelebt? Kann ich mir nicht vorstellen.“, sagte Harry. „Hier muss aber dringend mal jemand putzen. Da findet man ja nicht mal seine Zahnbürste!“, meinte Jason. „Jetzt weißt du warum er immer so viele Hauselfen in Hogwarts hatte.“, entgegnete Severus. ´ Er ging die gewundene Treppe nach oben. Die Stufen knirschten laut und Severus blieb stehen. Er fragte sich für einen Moment ob die alten Stufen sein Gewicht tragen würden. Dann ging er weiter. Oben sah es nicht besser aus als im Erdgeschoss. Alles war verwaist. Spinnenweben bedeckten so manche Wand und in den großen Buntglasfenstern stand der Dreck. Severus ging den Flur entlang. Das Parkett knirschte wieder unangenehm unter seinen Füßen. Hin und wieder warf er einen Blick in die Zimmer hier. Die alten Schränke und Tische waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Überall stapelten sich Bücher und Pergamentrollen. Schließlich entdeckte Severus eine Art Studierzimmer. Dieses war jedoch anders als der Rest des Hauses aufgeräumt und halbwegs geputzt. Auf den Schreibtisch lagen etliche Bücher. Manche davon noch aufgeschlagen. Severus entdeckte ein kleines rotes Notizbuch dazwischen. Er tippte es mit seinem Zauberstab an. Wieder reagierte keine Magie auf ihn. Vorsichtig nahm Severus das Buch in die Hand und schlug es auf. „Was hast du da?“, fragte Jennifer. „Sieht aus wie Dumbledores persönliche Notizen zu den Horcruxen.“, sagte Severus. Er blätterte darin herum. Es gab Karten von möglichen Standorten in ganz Großbritannien. Weiter hinten fiel Severus eine Zeichnung auf, die Aussah wie die Blitznarbe auf Harry Potters Stirn. Dazu hatte er notiert: Horcrux = Harry? Versehen? Umkehrung? Severus sah Harry an und ihm wurde klar, was der alte Mann gemeint haben könnte. Harrys Narbe war durch einen sehr mächtigen Zauber entstanden. Severus hatte immer angenommen, dass dies damit zu tun hatte, dass Lily sich für ihren Sohn opferte. Der Mutterschutz hatte Harry immerhin vor Quirell gerettet. Jetzt jedoch erschien ihm das in einem völlig anderen Licht. Glaubte Dumbledore etwa, dass Harry Potter ein Horcrux war? Wenn auch vielleicht einer, der versehentlich entstand? „Was ist los?“, fragte John, der bemerkte wie still er geworden war. Er sah ihm über die Schulter in das Buch. „Was? Aber das würde ja bedeuten …?“ John sah jetzt ebenfalls zu Harry. Der wiederum blickte sie unsicher an. „Genau das tut es!“, sagte Severus ärgerlich. „Und er hat es gewusst! Er hat es die ganze Zeit gewusst!“ „Wovon reden Sie da?“, fragte Harry. Severus drehte das Notizbuch um und zeigte dem Jungen den Eintrag. „Was? Ich?“, fragte Harry verwundert. „Aber warum hat er es dann nicht gesagt?“ „Das ist eine gute Frage, nicht wahr, Dumbledore?“, sagte Severus und sah an die Decke als würde er in den Himmel sprechen. Harry ließ sich auf einen der staubigen Stühle sinken. „Kann das sein? Kann das wirklich sein?“, fragte Harry. „Theoretisch wäre es möglich.“, sagte Jason. „Wenn Voldemort deinen Tod dazu verwenden wollte, um seine Reihe von sieben Horcruxen zu vollenden. Er konnte natürlich nicht wissen, dass sein Fluch nach hinten losgeht.“ „Die Frage ist, ob er es auch weiß.“, sagte Severus. „Vielleicht ahnt der Dunkle Lord nicht, dass er das verpatzt hat. Dumbledore muss es allerdings schon länger geahnt haben. Der Eintrag ist von vor drei Jahren.“ Plötzlich hörten sie vom Flur ein seltsames, schleifendes Geräusch. Severus schlug das Buch zu und steckte es in die Innentasche seines Mantels. Er zog seinen Zauberstab und trat auf die Tür zu. Sie sahen den flackernden Schein von Kerzen, der um die Ecke bog. Vor ihnen stand ein Hauself in einer zerschlissenen Robe. Er hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so das nur seine überlange Elfenase herauslugte. Er hielt einen Kerzenleuchter in der einen Hand. Seine Gestalt war noch dürrer als es Hauselfen eh schon waren. Tatsächlich wirkte er geradezu skelettartig. „Wer da? Wer da?“, fragte er mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme für einen Elfen. „Ah, Diebe, mal wieder. Habt ihr nicht schon genug gestohlen, ihr räudiges Pack!?“ „Wir sind keine Diebe.“, sagte Severus. „Und warum hat Er dann das Buch des Meisters eingesteckt?“, fragte der Hauself. „Bist du Dumbledores Elf?“, fragte Harry. „Ich diene dem Haus der Dumbledores, ja, ja, das tue ich. Aber seit geraumer Zeit kommt der Meister nicht mehr. Lässt mich allein.“, sagte der Elf. „Du weißt, dass dein Meister tot ist?“, fragte Severus. „Tot? Nein, nein, das kann nicht sein. Das hätte ich gespürt. Ihr seid nur Scharlatane, so wie die anderen auch!“ „Die anderen? Welche anderen?“, fragte Severus. „Die, die im Boden lauern. Im tiefen Wasser. Im Moor. Im Nebel.“, sagte der Elf. „Aber sie interessieren sich nicht für mich. Bin ihnen zu klein und mager. Sie wollen lieber saftiges Fleisch.“ Plötzlich ging Severus ein Licht auf. „Wir müssen hier weg!“, sagte er zu den anderen. „Warum? Was ist?“, fragte Harry. „Inferi.“, sagte Severus. „Deshalb keine Schutzzauber. Die Inferi müssen sie bereits ausgelöst haben. Kommt, schnell!“ Severus stürzte mit den anderen hinter sich zurück in die Eingangshalle. Plötzlich hörten sie einen Knall als würde etwas durch das Holz des Bodens brechen. Aus den Räumen wankten die lebenden Toten mit gebleckten Zähnen. In ihren Augen lag die Gier nach Blut und Fleisch. Auf dem Geländer am Gipfel der Treppe saß der Hauself. „Eindringlinge! Diebe! Verflucht sollt ihr sein!“, rief er. „Raus hier!“, rief Severus und rannten aus dem Haus. Im Garten tauchten weitere Inferi auf. Sie wühlten sich wie in einem schlechten Horrorfilm aus der Erde. „Alle hinter mich!“, rief Severus. Er stieß den Zauberstab in den Boden und eine Welle aus Feuer peitschte auf die Untoten ein. Sie verbrannte ihr verwestes Fleisch und ließ nur verkohlte, schwarze Skelette übrig. Die Wand aus Feuer prallte auf die Villa und sie ging in Flammen auf. Plötzlich spürten sie wie der Boden unten ihnen sich bewegte. Severus trieb die anderen an loszurennen. Und sie rannten so schnell sie konnten den Weg hinunter. Er sah über die Schulter. Die Klippe auf dem das Haus der Dumbledores stand brach weg und nahm alles mit sich. Bäume, Mauern und kreischende Inferi stürzten in die Tiefe. Sie rannten durch das Tor und sahen wie die Erde aufhörte zu beben als sie gerade so die Schwelle überschritten hatten. „Was war denn das?“, fragte Harry außer Atem. Es erklang ein Knall und der Hauself tauchte vor ihnen auf. „Fehlgeleitete Elfenmagie?“, fragte Severus. „Meister Dumbledore wäre sicher untröstlich.“, sagte der Elf. „Aber so ist es besser für uns alle. Die Toten werden nicht aufgeben und ich habe meinen Teil getan.“ Der Elf zog seine Robe aus und warf sie in den riesigen Krater vor ihnen. „Mein Pakt ist erfüllt. Ich bin frei.“ Mit einem Knall verschwand der Elf. „Dumbledore!“, knurrte Severus. „Der Mann macht einen noch wahnsinnig, wenn er bereits tot ist. Kommt, wir sind hier fertig.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)