Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 35: Freiflug -------------------- Mehr erkenne ich nicht. Der Sand lässt meine Augen tränen und nimmt mir generell die Sicht. Aber ich sehe, wie ein großer Schatten, ich vermute das Rabigator, sich zurückzieht und dann nicht mehr zu sehen ist. Wind und Sand werden im nächsten Augenblick etwas abgeschwächt und ich höre Chilli, die sich scheinbar über uns gebeugt hat, flüstern, dass es gleich besser werden wird. Die Melodie verstummt einige Sekunden später und der Sand beginnt sich zu legen. „Woah!“, tönen Schnuff und Sam zeitgleich und ich sehe auf. Ich bekomme große Augen und verstehe die Jungs. Vor uns ist ein Libelldra! Wie cool ist das denn bitte?! Ich mochte das Pokémon vom ersten Moment an sehr. Die Optik ist wirklich gelungen und der Wortwitz Zwecks englischem Namen und Gestalt passt perfekt. Ich hatte sogar mal ein Shiny. Optisch ist die Shiny-Variante nicht der Brüller, aber das war mir egal. Es war mein mühsam hochgeleveltes Libelldra und ich war glücklich darüber. Dieses hier wirkt irgendwie sehr groß, größer wie normal. Oder liegt es daran, dass ich so klein bin? „Diese Rabigator …“, seufzt das Libelldra genervt. „Keinen Funken Anstand haben sie im Leib. Benehmen sich wie wilde, unzivilisierte, ungehobelte …“ „Liv“, spricht Chief das Pokémon freundlich, aber auch ein wenig mahnend, an. Das Libelldra stutzt und ihr Blick fällt auf uns. „Verzeih, Chief. Ich habe mich hinreißen lassen“, erklärt sich mit einem leichten Kichern. „Das Revier hier gehört den Rabigator“, erklärt uns Chilli leise, während das Clanoberhaupt mit Liv spricht. „Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass wir hier hin und wieder durch müssen. Alle Versuche mit ihnen eine freundliche Lösung dafür zu finden, sind bisher gescheitert.“ „Oh“, tönen wir drei. Das erklärt die sehr angespannte Haltung der Flamara, nachdem wir das kleine Sand-Kroko gesehen haben. Sie haben bereits damit gerechnet, dass wir Probleme bekommen. Chief kommt zu uns gelaufen. „Ich möchte euch Liv vorstellen“, sagt er lächelnd und macht einen Schritt beiseite, um dem Libelldra Platz zu machen, dass ihm gefolgt ist. „Sie ist der Freund, oder besser, die Freundin, auf die wir gewartet haben.“ „Hallo Neuankömmlinge“, begrüßt uns Liv. „Hallo Liv“, antworten wir, als hätten wir es einstudiert. „Darf ich fragen, was für ein Pokémon du bist?“, platzt Sam direkt heraus. Von wegen ich bin neugierig. Irgendetwas sagt mir, dass Sam mir da in nicht allzu viel nachsteht. „Ich bin ein Libelldra“, erklärt sie uns und posiert ganz kurz Stolz. „Ich bin die finale Entwicklung von einem Knacklion. Ich bin ein Drachen- und ein Boden-Pokémon.“ „Du bist hübsch“, säuselt Schnuff und zieht im nächsten Moment verschämt den Kopf ein, weil er selbst gemerkt hat, dass das vielleicht etwas unpassend war. „Vielen Dank“, freut sich Liv und lächelt breit. „Liv wird uns mitnehmen und zum Clan bringen“, erklärt Chief. „Mitnehmen?“, frage ich verwirrt. Das Flamara sieht mich schmunzelnd an. „Wir klettern alle auf Livs Rücken und fliegen die restliche Strecke.“ „Fliegen?“, wiederhole ich mehr, wie ich frage. „Cool!“, tönt Sam begeistert und ist schon auf die Pfoten gesprungen. Schnuff hingegen sieht Chief, dann Chilli, dann Liv an. „Muss das sein? Können wir nicht laufen?“, stammelt er unsicher und sieht zum Clanoberhaupt zurück. „Das ist zu gefährlich. Außerdem seid ihr Evoli und die Wüste nicht unbedingt der geeignete Ort für euch, wie ihr bereits gemerkt habt“, erklärt Chief geduldig. Ich verstehe seine Antwort nicht so recht. Das Libelldra bringt uns doch noch weiter in die Wüste, oder nicht? Ist der Zielort anders als der Rest der Wüste? Ich bin etwas überfragt, auch wie ich das finde. Nichts gegen Fliegen per se, aber so ungesichert auf dem Rücken von einem Libelldra? Ich bin nicht überzeugt. „Wird dir das nicht weh tun?“, frage ich Liv skeptisch. „Papperlapapp“, winkt sie ab. Sie klopft gegen ihren Brustkorb. „Ich habe ein dickes und festes Schuppenkleid, wie jeder gute Drache es haben sollte. Ihr könnt euch festkrallen so viel ihr wollt, es wird mir nicht wehtun.“ Nein, ich bin immer noch nicht überzeugt. Aber die Flamara lassen uns nicht wirklich eine Wahl. Chief schiebt meinen Bruder vorwärts, während Chilli mich stupst, damit ich mich auch in Bewegung setzte. Ich laufe auf das Libelldra zu und bin echt unsicher. Die Vorstellung ohne Sicherung auf dem Rücken von Liv über die Wüste zu fliegen, behagt mir überhaupt nicht. Die Pokémon-Dame beugt sich nach vorn und Sam klettert aufgeregt auf ihren Rücken. Er strahlt mit der Sonne um die Wette und scheint es kaum erwarten zu können. Ich fasse mir ein Herz, hauptsächlich, um für meinen Bruder ein Vorbild zu sein. „Komm, Schnuff, wir sind auf einem Wailmer über das offene Meer gefahren, da werden wir doch vor einem Flug mit einem Libelldra nicht keifen“, sage ich möglichste enthusiastisch und laufe zielsicher zu Liv. „Okay“, murmelt er leise und folgt mir. Wir klettern ebenfalls auf Livs Rücken, gefolgt von den Flamara. Widererwartend haben wir alle Platz; es ist ein bisschen eng und kuschelig, aber es geht. „Haltet euch gut fest“, tönt das Libelldra und beginnt mit den Flügeln zu schlagen. Sofort hört man wieder diese Melodie, die ich vorhin schon gehört habe und der Sand wirbelt auf. Das war also vorhin Liv. Wir heben langsam ab und Sam jubelt begeistert, was im nächsten Moment in einen Hustenanfall untergeht. In einem Sandsturm sollte man lieber den Mund halten, du Genie. Ich kneife die Augen zu und drücke mich gegen Liv. Der Sand ist unerträglich, krabbelt auf der Haut und in den Augen und Ohren. Nach einigen Momenten sind wir über dem Gewirbel und die Sicht ist einigermaßen klar. „Los geht`s“, freut sich das Libelldra und setzt sich langsam in Bewegung. Von unserer jetzigen Position aus sieht man wirklich weit. Nur, es gibt nicht wirklich etwas zu sehen. Sand, überall um uns herum ist bis zum Horizont nur Sand. Der Flug ist sehr ruhig, gemächlich gleiten wir dahin, ohne Ruckeln oder Sonstiges. Es fühlt sich tatsächlich echt gut an und vor allem sicher. Ich schiele leicht über mich, wo sich Chiefs Kopf befindet. Tatsächlich interessiert mich sehr, warum die Flamara mit den Libelldra befreundet sind. Ich sehe wie das Flamara zu grinsen beginnt und dann zu mir runter schaut. Ich drehe eher aus Reflex den Kopf weg und starre in die Ferne. Chief lacht leise. „Nun frag schon, Naseweis.“ Aus Trotz bin ich fast verleitet es zu lassen, aber das wäre echt kindisch. „Woher kennt ihr euch?“, frage ich und sehe wieder zu dem Clanoberhaupt. „Vor vielen Generationen, noch bevor ich geboren wurde, war eine Gruppe Flamara in der Wüste unterwegs. Sie waren auf Erkundung und Nahrungssuche und fanden ein Vibrava, das ist die Zwischenstufe zwischen einem Knacklion und einem Libelldra“, erklärt Chief. „Es war am Flügel verletzt und konnte nicht mehr fliegen.“ „Warum ist es nicht gelaufen?“, hackt Sam verwirrt nach. Liv kichert. „Du kannst das nicht wissen, aber Vibrava haben nur sehr kurze Beine. Sie sind nicht wirklich gut zu Fuß.“ „Die Flamara haben das Pokémon mit zum Clan genommen und es gepflegt“, setzt das Clanoberhaupt die Geschichte fort. „Nach ein paar Tagen tauchte ein Libelldra auf, es war auf der Suchen nach dem Bruder der Anführerin. Und wie ihr euch denken könnt, war das Vibrava das gesuchte Pokémon. Darauf hin haben unser und der Libelldra-Clan einen freundschaftlichen Pakt geschlossen. Das ist aber schon wirklich lange her, bestimmt schon zehn Generationen inzwischen.“ Wir sind noch eine Weile unterwegs, bis auf Sand und die Melodie der Libelldra-Flügel findet nichts Nennenswertes statt. „Da hinten“, meldet sich Chilli freudig zu Wort. Wir machen einen langen Hals, um zu sehen, was da wohl ist. In einiger Entfernung zeichnet sich ein grüner Fleck ab. „Eine Oase“, flüstere ich leise. „Eine was?“, fragt Schnuff mich irritiert. Ähm … ich sollte das nicht wissen. Genau wie ich das Sand-Kroko nicht hätte erkennen dürfen, oder, dass ich mich wie Sam hätte wundern müssen, warum das Vibrava nicht nach Hause gelaufen ist … Langsam wird es schwierig, mein Wissen und Verhalten zu erklären. „Eine Oase“, wiederholt Chief. „Ich habe deiner Schwester davon erzählt.“ Dankbar sehe ich das Clanoberhaupt an, das mir leicht zuzwinkert. „Das wird euer neues zu Hause“, fügt Chilli an. „Toll“, staunt Schnuff, gefolgt von einem „Woah“, von Sam. „Wir gehen etwas außerhalb runter“, erklärt Liv, „Wir wollen eure hübsches zu Hause ja nicht unter einer Ladung Sand begraben.“ Nachdem das Libelldra gelandet ist, klettern wir alle von seinem Rücken. „Chief!“, brüllt es aus einiger Entfernung. Erschrocken zucke ich zusammen und sehe mich um. Eine Gruppe Flamara ist auf dem Weg zu uns. „Wo hast du nur gesteckt?! Du solltest die Welpen holen und keinen Abenteuer-Urlaub beim Blitza-Clan machen!“, ruft das hörbar weibliche Flamara, das ganz vorn an der Gruppe ist. „Ich hätte mitkommen sollen, ich hätte mitkommen sollen!“ „Darf sie das?“, fragt Sam stotternd und sieht Chief mit großen Augen an. Ich verstehe ihn. Ja, Chief wirkt recht locker, aber er ist und bleibt das Clanoberhaupt. Ich hätte nicht gedacht, dass es jemand wagen würde, so mit ihm zu reden. Monty habe ich zwar effektiv nur zweimal gesehen, aber er hat nicht den Eindruck gemacht, als würde er zu lassen, dass man so mit ihm spricht. Von Leonore ganz zu schweigen. Und gerade für Sam, der mit ihr als Chefin großgeworden ist, dürfe das hier gerade einem Kulturschock gleichkommen. Das Clanoberhaupt lacht und scheint sich ziemlich zu freuen. „Das ist meine Stellvertreterin“, erklärt er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)