Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 25: Heiße Quellen ------------------------- Die Zeit vergeht; wir lachen, trainieren und freuen uns einfach nur, noch etwas Zeit mit einander zu verbringen. Leider ist Cleos Einschätzung bezüglich Schnuff nicht aus der Luft gegriffen - er ist wirklich keine Kämpfer. In einem Eins-gegen-Eins-Kampf, würde er wahrscheinlich sang- und klanglos untergehen. Allerdings hat er die Schutzschild-Attacke ziemlich schnell im Griff, vielleicht liegt ihm das ja eher. Ich bekomme langsam die Kraftreserve besser unter Kontrolle. Die Energiekugel wird größer und die Explosionen auch etwas ansehnlicher. Ich werde aber noch einiges an Übung und Training brauchen, bis das alles funktioniert wie es soll – und ein paar bessere Attacken, bevor ich mich in den nächsten Kampf stürze. Das ist hier alles so anders wie im Spiel; viel anstrengender und irgendwie auch gefährlicher. Es ist Nachmittag, als die Flamara wieder zu uns stoßen. „Sehr schön.“ Chief ist sichtlich zufrieden mit uns. Mir wird in dem Moment flau im Magen. Ist es jetzt soweit? Müssen wir uns verabschieden? Das Flamara scheint es zu merken und lächelt mich an. „Keine Sorge, ich habe mit Leonore gesprochen. Da die Umstände sich geändert haben, bleiben wir erst einmal.“ Schnuff freut sich wie verrückt und springt Scharte überschwänglich über den Haufen. Dieser beschwert sich natürlich, lacht aber mehr, wie er wirklich schimpft. „Na kommt, für heute ist jetzt aber Schluss.“ Chilli lächelt in die Runde. Es gibt leichte Proteste, hauptsächlich von Scharte und Cleo, aber letzten Endes wissen auch die beiden, dass es einfach reicht. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Dorf. Cleo und die anderen begleiten uns ebenfalls. Es wird geredete und gelacht, die Stimmung ist ausgelassen. Ich bemerke, dass Sam irgendwo leicht hinter mir läuft und lasse mich etwas zurückfallen. „Danke nochmal“, spreche ich ihn an. „Ich denke, du hast recht: Schnuff wird die Attacke wirklich gut gebrauchen können.“ Er sieht mich schweigend eine ganze Weile an, was mir fürchterlich unangenehm ist, dann grinst er schelmisch und zwinkert mir zu. „Schon okay.“ Ich bin peinlich berührt. Irgendwas an der Art von Sam macht mich nervös, er trifft einen Nerv, von dem ich nicht will, dass er ihn trifft. Trotzdem kann ich mich dem, oder ihm, nicht wirklich entziehen, was mir unangenehm ist, in Anbetracht meines eigentlichen Alters. Mensch, ich bin doch kein Teenager mehr … andererseits, hat das eventuell nichts mit meinem ‚Geistigen-Alter‘ zu tun, sondern eher mit meinem körperlichen? Keine Ahnung – ich weiß nur, dass Sam da einen empfindsamen Punkt trifft und ich froh bin, dass wir morgen gehen und ich dem nicht länger ausgesetzt bin. Wir sind nicht die einzigen die den Trainingsplatz verlassen. Auch der Großteil der Blitza macht sich auf, zurück ins Dorf zu gehen. Überall wird entspannt geredet oder auch geschwiegen. Chief und Chilli laufen etwas vor uns und wechseln Blicke und tuscheln. Wie eigenartig … „Ihr geht morgen?“, werde ich von der Seite gefragt. Ich sehe hinüber, zu Sam. Prima, warum verwickelt er mich auch noch in ein Gespräch? Tatsächlich wird mir bewusst, dass ich ihn gerade genauso schweigend ansehe, wie er es immer mit mir macht. Ich räuspere mich, um mich selber zur Ordnung zu rufen. „Ähm, ja. Also die Flamara, Schnuff und ich. Scharte bleibt ja bei euch.“ Ich sehe wieder nach vorn, einfach nur um Sam nicht anzusehen. Er brummt neben mir und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er den Kopf leicht hin und her wiegt. „Schade eigentlich.“ Lass mich doch bitte einfach in Ruhe! Was will der Typ nur von mir?! Ich beschließe, zu versuchen, einen anderen Weg einzuschlagen. „Ja, kann schon sein … aber Scharte ist eigentlich ein Netter.“ Ich grinse frech vor mich hin und kann schließlich nicht widerstehen und schaue zu Sam. Er hat die Augenbraue hochgezogen und mustert mich skeptisch, dann lacht er amüsiert. „Schon möglich. Cleo scheint jedenfalls begeistert von deinem Bruder.“ „Hm. Beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit“, antworte ich und sehe mir die Beiden an, die weit vorn laufen und angeregt miteinander quatschen. „Die scheinen nicht die einzigen zu sein“, flötet Schnuff hinter uns und kichert. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu, der ihn herzlich wenig interessiert. „Wo er recht hat …“, mischt sich Chilli plötzlich auch noch mit ein. Einen Augenblick bin ich verleitet ihr etwas wegen Leon an den Kopf zu werfen, aber das wäre nicht fair, also schlucke ich meinen Kommentar und seufze einfach nur frustriert. Um mich herum bricht fröhliches Gelächter aus – außer Sam und Chief, die beiden finden das offenbar weniger lustig. Während Sam eher cool darüber zu stehen scheint, und versucht das gelassen zu nehmen, wirkt Chief hingegen eher … sauer? Ich brauche kurz, um zu verstehen warum, dann fällt der Groschen. Ich schenke ihm das schönste Lächeln, zudem ich im Stande bin und ernte ein schiefes Grinsen seinerseits. Aber meine Botschaft dürfte angekommen sein. Ich habe definitiv nicht vor, den Rest meines Pokémonlebens in einem Clan voller kampflustiger Casanovas und Schürzenjäger*innen zu verbringen, dann doch lieber die staubige Wüste. Im Dorf angekommen verabschieden sich Cleo, Gai und Sam von uns und ziehen von dannen. Ein Glück! Chilli sieht uns grinsend an, was mich irgendwie verunsichert. „Bis zum Abendessen haben wir noch Zeit, ich würde vorschlagen, wir gehen so lange zu den heißen Quellen.“ „Heiße Quellen?“, fragt Schnuff verwirrt. „Ja, der Schlotberg ist nicht weit und seine Lava fließt unterirdisch in einem Tal in der Nähe entlang. Dort sind Wasserquellen, die durch die Hitze aufgewärmt werden. Das Wasser dort ist selbst für uns Flamara erträglich, weil es so heiß ist, dass es unserer Physiologie und unserer inneren Flamme nicht so sehr zusetzt“, erklärt Chief mit einem begeisterten Lächeln. „Und was macht man da?“, hakt Scharte nach. „Na, baden“, lacht Chilli. „Baden?“ Schnuff scheint verwirrt und legt den Kopf schief. Chief setzt zu einer Erklärung an, „Man geht ins Wasser und lässt sich den ganzen Dreck aus dem Fell spülen und entspannt sich.“ „Oh“, tönen meine Brüder. Ich sitze etwas teilnahmslos da und verstehe im ersten Moment nicht, warum die Beiden das nicht wussten, dann wird mir bewusst, dass ich das eigentlich auch nicht wissen konnte. „Das klingt toll!“, mische ich mich euphorisch mit ein. „Viel besser wie nur schnöde geputzt zu werden.“ Am Anfang dachte ich, dass das Dorf nur in der Schlucht ist, in der wir angekommen sind, aber inzwischen weiß ich, dass es noch weitere kleinere und größere Schluchten gibt. Diese gehören ebenfalls dazu und sind über kleine Pfade miteinander verbunden. Wir verlassen das Dorf an einer völlig anderen Ecke wieder; wenn ich mich nicht täusche, sind die Heiler ein, zwei Felsen weiter. Es geht einen schmalen Pfad auf einen der Bergkämme hoch. Das ist anstrengend und ich merke deutlich meine geprellten Rippen. Ich brauche eine kurze Pause und trete einen Schritt beiseite, um Schnuff vorbei zu lassen, der hinter mir läuft. Mein Bruder überholt mich, dann folgt Chief, der allerdings stehen bleibt. „Geht es?“, fragt er nach. Ich atme geräuschvoll aus und nuschle, dass es schon geht … irgendwie. „Es lohnt sich. Du wirst sehen, kaum im schönen warmen Wasser, wird es dir und deinen Rippen bessergehen“, munter mich Chief auf. Nach einigen weiteren Minuten kommen wir in eine Schlucht, die sanft abfällt und dann zu einer großen Hochebene wird. Wir stehen einen Moment mit großen Augen da und staunen, während die Blitza, die sich auf dem Weg zu uns gesellt hatten direkt weiterlaufen. Es gibt viele natürliche Wasserbecken auf der Ebene die unterschiedlich groß sind, und wohl auch unterschiedliche Tiefen haben. Die Luft wird dicker und schwerer, als wir auf der Ebenen ankommen, Wasserdampf hängt über dem Gebiet und bildet dichten Nebel. Zielstrebig läuft Chief zu einem Becken, etwas abseits. Wir folgen ihm und kommen an einem mittelgroßen Bassin an. Der fordere Bereich ist sehr flach, dort sind auch einige größere und kleinere Steine, dann geht es treppenartig immer tiefer. „Wie krass!“, tönt Scharte und hat die Nase schon fast im Wasser. Schnuff schleicht unsicher am Beckenrand entlang und sieht alles andere als begeistert aus. „Das ist doch bestimmt viel zu heiß.“ „Keine Sorge, das hat genau die richtige Temperatur“, versichert Chief und ist schon mit allen vier Pfoten im Wasser. Er läuft durch den flachen Bereich und geht weiter hinter, bis er bis zum Kragen im warmen Nass verschwindet. „Los!“ Scharte springt förmlich hinein und spritzt dadurch Schnuff voll, der wiederum zu nörgeln beginnt. Ich verdrehe die Augen und sehe zu Chilli, welche mit den Schultern zuckt. Wir gehen ebenfalls ins Wasser und Schnuff folgt uns schließlich zögerlich. Es ist so schön! Ich wünschte ich könnte das voll genießen, aber ich traue mich nicht so recht. Chiefs Aussage bestätigte sich, meine Rippen fühlen sich tatsächlich besser an; aber die Kratzer auf meinem Rücken, würde ich ungern richtig nass machen. So liege ich also im flachen Bereich, wo mir das Wasser gerade bis zur Brust reicht. Mein Kopf liegt auf einem Stein, der durch den Dampf ebenfalls schön warm ist. Chief holt einen Moment Luft und taucht komplett unter, was meine Brüder mit großen Augen zur Kenntnis nehmen. Als er wiederauftaucht, muss ich beinahe loslachen. Das flauschige Fell der Flamaras ist definitiv nur bedingt für Wasser geeignet – es hat sich vollgesogen und hängt dadurch herunter. Chief sieht aus, wie der sprichwörtliche begossene Pudel. Leon taucht auf und gesellt sich zu uns. Irgendwie bekommt das ganze langsam Freibad-Atmosphäre – fehlen nur noch ein paar betrunkene Halbstarke, die grölend Dosen durch die Gegend werfen bis der Bademeister auftaucht und sie rausschmeißt. Ich muss grinsen und hänge ein wenig meinen ‚neugewonnenen‘ Erinnerungen nach, während Leon und Scharte sich über das heutige Training austauschen – was natürlich voll krass, cool und klasse war. „Übrigens“, wendet sich Leon dann an Chief, „Tsubasa war bei mir.“ „Wer ist Tsubasa?“, frage ich verwirrt in die Runde. „Ein Bote, ein Vogel-Pokémon um genau zu sein“, erklärt mir das Blitza und wendet sich wieder dem Flamara zu. „Er hat gesagt, dass sich die Nachtara wieder auf den Weg machen.“ „Und wohin?“, fragt Chief etwas missmutig nach. Leon seufzt bevor er antwortet. „Zum Pyroberg.“ Eine unangenehme Stille macht sich breit, die von Scharte durchbrochen wird. „Und warum ist das so interessant?“ „Der Psinana-Clan lebt auf dem Pyroberg und die Nachtara sind der Meinung, dass er aber ihnen zu steht. Dieser Streit existiert schon ewig und flammt immer mal wieder neu auf und führt dadurch zu … großen Problemen“, erklärt Chief schließlich nach einigen Momenten. Große Probleme klingt nach der ‚netten‘ Umschreibung für Krieg. Irgendwie habe ich schon vermutet, dass das mit dem ‚alle leben friedlich Seite an Seite‘ nicht so ganz der Realität entspricht. „Und warum ist das für uns so wichtig?“, mischt sich Schnuff plötzlich ein. „Ich meine, was geht es die anderen Clans an, wenn die zwei sich streiten?“ „Nun, die Nachtara und die Psiana tauschen keine Jungtiere aus, was den Streit wahrscheinlich auch so lange schon am schwelen hält, aber alle anderen Clans tun es.“ Chilli seufzt und senkt den Blick. „Also werden entwickelte Jungtiere gezwungen, gegen eventuelle Verwandte oder Freunde zu kämpfen, die im anderen Clan sind.“ Wie grausam. Ich mag mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich Schnuff oder Scharte plötzlich gegenüberstehen würde und gegen sie kämpfen müsste … oder Missy und Mutter. Die Stimmung unter den Erwachsenen ist sichtlich angespannt wegen dem Thema und wir beenden das Bad nach einer Weile. Zurück im Dorf hauen wir uns die Bäuche beim Abendessen voll und gehen schließlich zurück in unsere Höhle. Auf dem Weg dorthin eröffnet uns Chief, dass wir morgen nach dem Frühstück weiterreisen, was bedeutet, dass wir uns auch von Scharte verabschieden müssen. Es drückt die Stimmung, auch wenn Schnuff und Chilli sich bemühen, es nicht zu sehr zu zeigen. Zurück in der Höhle kuscheln meine Brüder und ich uns zusammen und genießen unsere letzte gemeinsame Nacht. Während die Jungs einschlafen und auch Chief bereits im Land der Träume ist, bemerke ich, wie Chilli die Höhle verlässt. Ich sehe ihr nach und ringe mit mir. Mir muss keiner sagen, warum, oder wohl besser, zu wem sie schleicht. Im Grunde interessiert es mich nicht, generell bin ich uninteressiert am ‚Liebesleben‘ meines Umfelds, weil ich der Meinung bin, das jeder machen soll wie er denkt. Mir kommt aber der Gedanke, dass ich so vielleicht erfahren könnte, ob Chilli von ihrer ‚Abschiebung‘ weiß. Ich überlege und komme zum Entschluss, dass es mich nichts angeht und ich vielleicht gar nicht sehen möchte, was sich da eventuell noch zuträgt. Schnurrend schmiege ich mich an Scharte und schleiße die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)