Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 8: Böses Erwachen ------------------------- Es ist dunkel und ich höre ein Summen. Langsam kehre ich zurück und beginne zu blinzeln. Als meine Sicht sich klärt hole ich erschrocken Luft. Das ist kein Summen! Ich sehe Chief über mir mit einem ziemlich finsteren Ausdruck im Gesicht, außerdem brummt er wütend. Hektisch springe ich auf meine Pfoten. Schuldbewusst Wickel ich meinen Schweif um mich und senke den Kopf. „Entschuldigung“, nuschle ich vor mich hin. Ich höre Chief tief Luft holen und bereite mich auf eine Standpauke vor. Instinktiv mache ich mich immer kleiner und lege auch die Ohren an. „Komm jetzt.“ Irritiert hebe ich den Kopf. Wie jetzt?! Das war's? Unsicher tapse ich ihm hinterher. Irgendwie rechne ich immer noch mit einem Wutausbruch. Chief bleibt kurz stehen. Er mustert mich eindringlich. Wieder holt er tief Luft. „Hör mal, ich weiß, dass das nicht einfach ist. Du musstest dein zu Hause verlassen, wir sind übers Meer gefahren und nun sind wir in einer Menschenstadt. Du kennst das alles nicht und ich verstehe, dass du neugierig bist.“ Ich sehe das Flamara an und bekomme ein verschmitztes Grinsen von ihm. Mir wird bewusst, dass er sich nur Sorgen gemacht hat und ich fühle mich plötzlich schlecht. „Ich wollte dir keine Probleme machen.“ „Ich weiß.“ Aufmunternd stupst Chief mich mit seiner Nase gegen die Stirn. „Aber Menschen fangen Pokémon“, erklärt er mir streng. „Fangen?“ Während er weiterspricht, setzt er sich wieder in Bewegung und ich folge ihm. „Ja, fangen. Sie würden dich mitnehmen und du könntest deine Mutter nicht wiedersehen.“ Ich stocke in der Bewegung und meine Brust schnürt sich ein. Mutter nicht wiedersehen … das wäre schrecklich. Das einzige was das Ganze hier erträglich macht, ist die Tatsache das ich sie irgendwann wiedersehe … hoffentlich. Um mich abzulenken hake ich nach. „Ähm. Wie fangen Menschen Pokémon?“ „Sie habe spezielle Bälle dafür.“ Ich überleg kurz. Meine Wangen plustern sich auf, weil ich verhindere das ich laut loslache. Bälle? Ich bin zwar nicht besonders groß, aber mal ehrlich; wie soll ich in einen Ball passen? Oder Rod? Wie groß müsste ein Ball sein in den Rod passt? Belustigt schüttle ich den Kopf, während ich mir einen Ball vorstelle, der groß genug wäre, damit ein Wailmer hineinpasst. Das erinnert mich an die Geschichten, die Mutter immer erzählt hatte um uns davon abzuhalten die große Höhle zu verlassen. Geschichten von Kobolden und Geistern und lauter solchen Quatsch … Wir schließen zu Chilli und meinen Brüdern auf. „Wo warst du?“, fragt Schnuff mich. Sein Gesicht zeigt mir deutlich, dass er sich auch Sorgen gemacht hat. „Oh. Ähm …“, stottere ich unsicher. „Ts“, mischt sich Scharte ein. „Hast du bei deinem letzten Ausflug nichts gelernt?“ Wütend funkle ich ihn an. Blödmann! „Letzter Ausflug?“, fragt Chief von der Seite und zieht eine Augenbraue hoch. Ich sehe ihn an und grinse unsicher. „Ja, also …“ „In der Eishöhle hat sie sich auch weggeschlichen“, erklärt Scharte. „Blöde Petze!“, fauch ich ihn an. „Um das nächste Zubat kannst du dich selber kümmern!“ Schnuff lacht los und Scharte beschwert sich. Chilli steht neben mir und kichert leise. Plötzlich fühle ich mich entspannt, als wäre eine unsichtbare Last verschwunden. Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich überhaupt angespannt war. Ich sehe zu Chief. Er rollt mit den Augen und mustert uns. Sein Blick bleibt kurz auf mir haften und er schmunzelt. Beschämt sehe ich weg. Ich kenne diesen Blick von einem älteren Glazolia. Sie hat mich auch immer so angesehen und meinte, man würde mir ansehen, dass ich nur Unfug im Sinn habe. Und dann hat sie mir einen liebevollen Stups mit dem Kopf gegeben … „Los jetzt“, fordert Chief und reißt mich aus meiner Erinnerung. Unser Tross setzt sich wieder in Bewegung. Wir passieren ein kleines Haus, das etwas abseits ist und mitten auf dem Menschenweg steht. Ob das der Zugang zur Stadt ist? Wir sammeln uns an der Ecke und sehen … „Was ist das?!“ Scharte starrt ungläubig nach vorn, Schnuff ebenso. Ich betrachte das grüne, in den Himmel ragende, Geflecht aus dünnen, flachen Stangen. Es kommt mir bekannt vor. Es liegt mir förmlich auf der Zunge. Ich betrachte das Grün, welches uns die komplette Sicht versperrt. Meine Güte; selbst ein Mensch würde wohl darin verschwinden, so hoch ist das … das … „Gras!“, rufe ich laut. Meine Brüder sehen mich erschrocken an. „Woher weißt du das?“, fragt mich Chilli erstaunt. Öhm. Eine sehr gute Frage. Woher nur? Genau wie die Sonne kam es mir plötzlichen in den Sinn, aber das kann ich schlecht sagen. „Ein Glazolia hat mir davon erzählt“, lüge ich spontan, obwohl das nicht meine Stärke ist. Chief mustert mich eingehend. Er glaubt mir kein Wort, das sehe ich ihm an. „Ist eigentlich egal“, brummt er schließlich. „Das Gras gibt uns Deckung während wir die Route passieren. Hier gilt dasselbe wie in Seegrasulb City. Leise und vorsichtig.“ Wir nicken und weiter geht es. Chilli ist dicht bei uns, Chief geht etwas voraus und sondiert die Lage. Etwas erregt seine Aufmerksamkeit und wir ducken uns. „Ist wie Verstecken spielen in der großen Höhle“, flüstre ich Schnuff zu. „Ja, nur, dass das hier weicher ist“, kichert er und reibt seinen Kopf an den Grashalmen. „Und besser riecht!“ Tut es wirklich. Es riecht toll; irgendwie frisch und lebendig. Scharte beäug uns missmutig, dann wendet er sich an Chilli. „Warum müssen wir hier auch so leise sein?“ Sie räuspert sich kurz. „Viele Menschen aus der Stadt kommen hier her und trainieren oder versuchen neue Pokémon zu fangen.“ „Fangen?“, fragt Scharte erschrocken. Chilli nickt. „Ja. Sie fangen Pokémon und tragen Kämpfe mit ihnen aus.“ Ich runzle die Stirn; davon hat Chief nichts erwähnt. „Kämpfe? So richtige Kämpfe?“ Schartes Augen funkeln leicht. „Weiter“, treibt uns Chief plötzlich an. Wir huschen durch das dichte Grün. „Außerdem“, erklärt Chilli während wir weiter schleichen, „ist der Pyroberg nicht weit.“ „Und das bedeutet …?“, frage ich. „Die Geist-Pokémon die dort leben kommen gerne mal hier her.“ „Es gibt wirklich Geister?!“ Ich bin total perplex. „Ich dachte immer, Mutter hätte uns das nur so erzählt.“ „Nur so?“ Chilli lacht. „Nein. Geister gibt es wirklich und das wäre schlecht für euch, wenn ihr auf sie trefft.“ Plötzlich sind wir aus dem Gras heraus und vor uns ist ein kleines Haus. Es ist weiß und über dem Zugang ist ein großes farbenfrohes Schild. Von drinnen höre ich leise Stimmen. Neugierig strecke ich den Kopf um einen Blick zu riskieren – zack. Ich werde unsanft am Schweif zurückgezogen. Schüchtern sehe ich über meine Schulter in das Gesicht von Chief. Ich lächle unsicher; er brummt. War klar, dass die Unschuldsnummer bei ihm nicht zieht. „Warum?“, höre ich Schnuff fragen. Warum? Worum ging es noch gleich? „Nun, Geist-Pokémon können von Normal-Attacken nicht getroffen werden“, erläutert Chief. Wachsam sieht er sich um und deutet uns, dass wir an dem Zugang zu dem Haus vorbei müssen. Eilig hasten wir zur anderen Ecke und von dort aus wieder ins hohe Gras. Scharte legt den Kopf schief „Und?“ Chilli sieht ihn an. „Nun, ihr seid Normal-Pokémon.“ Ich kichere. „Und ihr seid unnormal?“ Geräuschvoll atmet Chief aus. Er ist genervt, das merke ich. „Wir sind Feuer-Pokémon. Ihr seid Normal-Pokémon. Selbst wenn ihr kämpfen könntet, würdet ihr bei einem Geist keinen Schaden anrichten.“ Angestrengt denke ich nach. „Das hat was mit den Typen zu tun, oder? Das was du gesagt hattest, Chilli?“ Sie nickt und lächelt sanft. „Ruhe jetzt!“, knurrt Chief. Ich habe das Gefühl, seine Geduld hat langsam ihr Ende gefunden. Wir laufen und laufen; schleichen und schleichen … Mir tun die Pfoten weh. Das erinnert mich an den Marsch aus der Küstenhöhle heraus … Mama … Mir wird elend zu mute. Wie es ihr wohl geht? Sie denkt bestimmt an uns. Jetzt so alleine in der Höhle, das muss schrecklich für sie sein. Ich habe wenigstens noch Schnuff und … ja, Scharte auch. Klar hat sie Missy, aber die ist schon groß und immer viel auf Achse. Meine Schritte werden immer langsamer und schwerer während ich meinen Gedanken nachhänge. Wie es wohl wird, bei den Flamaras? Es wird bestimmt komisch sein, in einem fremden Rudel. Ich sehe auf. Chilli und meine Brüder sind schon etwas weiter voraus. Chief ist sogar noch ein ganzes Stück mehr. Prima. Ich bin nicht nur nieder-, sondern auch abgeschlagen. Gerade als ich wieder aufschließen will, hält mich etwas am Bein fest. Ich falle und lande auf dem Bauch. Irritiert blinzle ich und drehe den Kopf. Moah, ich wieder. Um meine linke hintere Pfote hat sich die herausragende Wurzel eines Busches gewickelt. Brummend rapple ich mich auf und betrachte das Schlamassel. Ich ziehe erst sacht, dann immer fester. Doch statt das ich meine Pfote frei bekommen, scheinen die Wurzeln sich immer fester zu ziehen. Verdammt! Ich drehe mich um und … oho. Die anderen sind schon ziemlich weit weg. Energisch hole ich Luft, öffne den Mund und … Was?! Die Luft entweicht tonlos meinen Lungen. Ganz in der Nähe bewegt sich das Gras und raschelt auffällig. Starr vor Schreck beobachte ich, wie sich Etwas seinen Weg bahnt … in meine Richtung! Panisch versuche ich meine Pfote frei zu bekommen und ziehe und zerre. Keine Chance! Die Wurzeln ziehen sich immer enger und schneiden inzwischen schon schmerzhaft ein. Ich … ich … was mach ich denn jetzt?! Rufen? Damit würde ich Aufmerksamkeit erregen, gute und schlechte. Das Ding im Gras würde wissen das ich hier bin, aber die anderen auch. Chief und Chilli könnten mir helfen … es sei denn, dieses Ding ist schneller. Oh Gott … was wenn es ein Mensch ist?! Mich unter dem Gebüsch verstecken? Ich könnte warten bis das im Gras weg ist und dann … wird der Rest schon verschwunden sein. Ob ich sie wiederfinden könnte? Sie werden bestimmt merken, dass ich weg bin und zurückkommen. Also lieber verstecken … oder? Wenn es mich trotzdem findet, bin ich alleine aufgeschmissen! Das Rascheln kommt immer näher! Mein Herz klopft wie verrückt. Ich habe fürchterliche Angst und ich … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)