Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 1: Kindheit ------------------- Entspannt liege ich auf dem Bauch, alle Viere von mir gestreckt. Einer meiner Brüder liegt neben mir. Mein Lieblingsbruder, um genau zu sein. Den anderen, den mit der Scharte im Ohr, mag ich nicht so besonders. Der ist laut und will ständig raufen, außerdem ist er der totale Angeber! Ich bin lieber bei Schnuff. Wir nennen ihn Schnuff weil er … nun, er schnufft halt. Er macht das Geräusch mit seiner Nase, wenn er schnell ausatmet. Wenn man mich und meinen Bruder beobachtet, könnte man denken, wir liegen faul in der Gegend rum. Weit gefehlt! Wir warten. „Ob er heute überhaupt kommt?“, murmelt Schnuff und schnufft. „Der kommt schon.“ Aufmunternd stupse ich meinen Bruder mit der Nase. „HA!“, brüllt es plötzlich hinter uns. Schnuff rollt sich erschrocken zusammen und ich – ich springe panisch hoch und quietsche. Hämisch lacht es hinter uns. „Boah! Muss das sein?“, fauche ich, während ich mich umdrehe. „Na? Erschrocken … Quietschie?“ Triumphierend grinst mich mein unliebsamer Bruder an. Wütend funkle ich zurück. „Blödmann“, murrt Schnuff und funkelt ebenfalls alles andere als freundlich. „Ihr hättet euch sehen müssen!“, frohlockt Scharte und stolziert davon. Ich und Schnuff sitzen da und starren dem Blödmann hinter her. „Hab ich was verpasst?“ Freudestrahlend drehen wir uns um. Eines der anderen Glaziola steht da. Er hat frische Blätter für unsere Betten dabei. „Hey!“, rufen Schnuff und ich wie aus einem Mund und strahlen um die Wette. Die anderen Glaziola bringen in regelmäßigen Abständen neue Blätter und Gräser. Meist tauchen sie nur kurz auf, laden ab und verschwinden wieder. Doch er nicht! Er bleibt meist noch, um mit uns zu spielen. Die Höhle in der wir sind ist nicht sehr groß, und es sind auch nur Mutter und wir hier. Das ist langsam echt öde. Daher freuen wir uns immer, wenn er kommt. Verschmitzt grinst er uns an. „Wollt ihr mal etwas Spannendes hören?“ Ach ja. Manchmal erzählt er uns auch Geschichten. „Ja!“ Ich strahle und meine Augen glitzern ganz aufgeregt. Das Glaziola legt sich hin, überschlägt die Vorderpfoten und räuspert sich. Er erzählt von 'draußen', von anderen Pokémon, die er gesehen hat und … „Ein Mensch?“, fragen Schnuff und ich fast zeitgleich. „Ja“, lacht das Glaziola, „ein Weibchen, wenn ich mich nicht täusche.“ Hinter uns ist ein scharfes Räuspern zu hören. Unser Besuch ist in Windeseile auf die Pfoten gesprungen und lacht verlegen – oder eher dämlich. Erstarrt drehen mein Bruder und ich uns um. Mutter steht da und sieht das andere Glaziola streng an – sie zieht eine Augenbraue hoch und wusch, ist unser Besuch verschwunden. „Och, Mama.“ Ich ziehe eine übertriebene Schnute. „Das ist noch nichts für euch“, spricht sie sanft und leckt mir über den Kopf. „Mama!“, empöre ich mich und drehe den Kopf weg. Also wirklich! Ich bin doch kein Welpe mehr! Also nicht mehr so richtig … „Geh runter von mir!“ Ich wünschte, ich würde wütend klingen, aber ich klinge eher atemlos. Scharte hockt auf mir, er hat unsere Rauferei gewonnen – wie immer. Er ist ein wenig größer und kräftiger als ich und außerdem mag ich diese rauen Spiele nicht. Mit Schnuff kämpfe ich auch, aber nur spielerisch. „Ha! Ich bin halt besser wie du!“, tönt es über mir. Wütend knurre ich in mich hinein. Endlich geht der Blödmann von mir runter und ich kann wieder unbehelligt atmen. Scharte stiefelt hoch erhobenen Hauptes davon. Schnuff taucht auf und bekommt direkt eine Kopfnuss von unserem Bruder verpasst. „Hey!“, brülle ich direkt mit meinem bisschen Luft. Scharte dreht sich um und grinst. „Noch nicht genug?“, fragt er provozierend. Schnuff fiept und hält sich die Pfote an den Kopf. Sauer knurre ich. Das geht gar nicht! Schnuff ist eine Seele von Pokémon, das Scharte ihn ständig ärgert, geht mir gehörig gegen den Strich! Der Blödmann scheint Ernst machen zu wollen und kommt auf mich zu gerannt. Ich schlucke. Das war keine gute Idee! Jetzt muss mir schnell etwas einfallen! Noch zehn Schritte … Denk nach, Charly! Scharte ist noch drei Schritte von mir entfernt. Endlich ein Geistesblitz! Ich rolle mich im letzten Moment zur Seite. Der Blödmann kann nicht mehr bremsen und knallt in die Wand. Schmerzerfüllt jault er auf. Mutter taucht im nächsten Moment auf. „Was ist denn hier los?“, fragt sie besorgt und empört zu gleich. Tja, Schnuff hält sich immer noch den Kopf, oder besser die Beule, ich liege total verstaubt auf dem Rücken und Scharte hat eine blutige Nase; was soll schon los gewesen sein? „Nichts!“, tönen wir drei gleichzeitig. In solchen Momenten sind wir uns einige. Geschwister durch und durch halt. „Hört mal, dafür habe ich euch nicht in die große Höhle gelassen!“, schimpft Mutter. Ja, die große Höhle. Wir durften endlich raus! Und siehe da, unsere kleine Höhle befindet sich in einer größeren. Mann, haben wir Augen gemacht! So viel Platz! Und Möglichkeiten! Ich bin nicht gut im Raufen, aber ich kann super Klettern und Springen, wie ich inzwischen festgestellt habe. Viel besser wie Scharte, was wiederum dazu führt, dass er mich ständig ärgert. „Entschuldige, Mutter“, rufen wir wie üblich in solchen Situationen im Trio. Einen Moment sieht sie uns noch streng an, dann lacht sie herzlich. „Komm her, lass mich deine Nase sehen.“ Scharte trottete geknickt zu ihr, Schnuff und ich suchen schnell das Weite … Mein Ohr zuckt. Müde brumme ich und drehe mich leicht. Es ist morgens und ich wache gerade auf. Wieder zuckt mein Ohr. Da ist ein Geräusch, eins das ich inzwischen recht gut kenne. Ich gähne ausgiebig und strecke mich, erst jetzt öffne ich meine Augen. Das Geräusch ist noch recht leise, aber bald wird es lauter werden. Als wir es das erste Mal hörten, hatten wir fürchterliche Angst. Es klang laut und kraftvoll. Mutter hat uns erklärt, dass es die 'Flut' ist. Flut, das ist viel Wasser, welches in die Höhle vor unserem Zuhause fließt. Wenn das Wasser hereinkommt, dürfen wir nicht hinaus; auch nicht auf den kleinen Vorsprung vor unserem Zuhause. Mutter hat uns gesagt, das die Luft in der Höhle verrücktspielt, wenn das Wasser kommt und das wäre gefährlich; wir könnten vom Vorsprung fallen, oder so. Ich hebe den Kopf und sehe mich um. Meine Brüder schlafen noch tief und fest. Neugierig strecke ich mich noch etwas weiter. Mutter schläft auch noch, wie es aussieht. Leise stehe ich auf und schleiche davon. Ich bin ein braves Kind, ich tue immer, was mir meine Mutter sagt. Leider ist mir meine Neugier da oft im Weg. Wenn ich etwas unbedingt wissen oder sehen möchte, sind mir Verbote recht egal. Auf Pfotenspitzen gehe ich zum Eingang. Dort angekommen drehe ich mich noch einmal um. Ja, schlafen noch alle. Ich schleiche weiter. Von unserer Höhle führt ein kurzer Gang zur großen. Bereits auf halber Strecke fühle ich einen starken Luftzug und halte inne. Mein Herz klopft wie wild. Verbote gibt es nicht umsonst, das ist mir bewusst, doch ich möchte das so unbedingt sehen! Die Angst übermannt mich aber ein wenig, also lege ich mich auf den Bauch und krieche langsam weiter. Sicher ist sicher. Das Geräusch wird immer lauter, der Luftzug immer stärker. Ich schiebe mich bis zum Rand des Ausgangs, nur so weit, dass ich den Kopf herausstrecken kann, um in die große Höhle zu sehen. Ich schaue seitlich am Vorsprung vorbei und fassungslosigkeit macht sich in mir breit. Ich kenne das Wasser nur glatt und ruhig. Das, was ich gerade sehe, hat damit nichts zu tun. Das Wasser ist wild und tobt. Es schlägt gegen die Felswände und Steine. Schaum bildet sich durch die vielen Wellen und es ist unfassbar laut! Mir klingeln richtig die Ohren durch das Tosen. Mehrere Minuten dauert das Ganze, dann beruhigt es sich langsam. Die Flut hat ihren Höchststand erreicht. Glatt und spiegelnd liegt das Wasser vor unserem zu Hause, so, wie ich es schon ein paar Mal gesehen habe. Mein Herz klopft immer noch wie wild vor lauter Aufregung. Ich atme mehrfach tief durch und stehe dann auf. Vorsichtig gehe ich zum Ende des Vorsprungs und lege mich hin. Ich lasse die Vorderpfoten über den Rand hängen und sehe hinab. Mein Spiegelbild sieht mich an, neugierig und auch irgendwie fragend. Nach einiger Zeit taucht ein weiteres Spiegelbild auf. Es sieht ganz anders aus wie ich. Nicht braun, sondern bläulich. „Na, Kleines?“ Sanft lächelt mich Mutter in der Spiegelung an. Ich hebe den Kopf und sehe sie an. Seit einiger Zeit beschäftigt mich eine Frage, aber ich habe mich bis jetzt nicht getraut sie zu stellen. „Mama?“ „Ja?“ „Ähm. Warum sehen meine Brüder und ich so anders aus?“ Meine Mutter stutzt kurz, dann legt sie den Kopf schief und lächelt. Sie stupst mich mit der Nase an. „Ihr seid noch Kinder. Wenn ihr eines Tages erwachsen werdet, dann seht ihr so aus wie ich und die anderen.“ Irritiert ziehe ich die Augenbraue hoch. Was soll das denn nun wieder heißen? Mutter lacht und dreht sich um. „Komm! Wir frühstücken erst einmal.“ Ich springe auf und folge. Zusammen gekuschelt liegen wir in unsrem kleinen Heim. Müdigkeit hängt in meinen Knochen. Eindeutig zu viel geklettert heute. Allerdings musste ich unbedingt wissen ob ich es bis unter die Decke der großen Höhle schaffe. Ich habe es schon einige Mal probiert, aber immer ist etwas dazwischengekommen, in den meisten Fällen war es unsere Mutter. Aber heute war sie irgendwie zwischendurch nicht da und ich habe meine Chance genutzt. Und ja, ich habe es geschafft! Kaum wieder auf dem Boden, hat mich Scharte direkt überfallen und in eine Rauferei verwickelt. Zum Glück kam Schnuff mir zu Hilfe! Inzwischen wissen wir, dass wir ihn zu zweit schlagen können. Ich spitze die Ohren, als ich leise Stimmen hören. Mutter redet mit einem anderen Glaziola. Ich verstehe nicht viel, aber etwas von 'morgen', 'sie sind soweit' und 'erwachsen'. Doch die Müdigkeit übermannt mich, bevor ich ernsthaft darüber nachdenken kann und ich falle in einen unruhigen Schlaf. Ich träume merkwürdige Dinge; von Mutter, von meinen Brüdern … Am nächsten Morgen ist alles anders. Mutter weckt uns recht ruppig. In ihrem Gesicht sehe ich etwas, das ich nicht einordnen kann. Sorge, Angst, Traurigkeit? Auch Schnuff scheint es zu sehen. „Mutter? Ist alles in Ordnung?“, fragt er vorsichtig. Sie lächelt gezwungen. „Nun, heute ist ein besonderer Tag. Wir gehen zur Eishöhle.“ „Eishöhle?“, fragt Scharte irritiert. „Ja, es wird Zeit für euch erwachsen zu werden.“ Total baff und überfordert sehen meine Brüder und ich uns an. Erwachsenwerden? Was ist denn das?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)