Er fehlt hier von Rizumu ([Pepper-Center | 9. Türchen - Joker]) ================================================================================ ◊ Er fehlt hier --------------- Still und starr ruht der See. Pepper fühlte sich seit der Beerdigung unwohl in ihrem eigentlich idyllischen zu Hause. Der stille See rief ihr immer wieder in Erinnerung, was ihr genommen wurde: ihren geliebten Tony. Sie hatte die kleine Hütte an dem See geliebt. Das Haus aus Holz, dass so gar nicht zu Tonys bisherigen Leben gepasst hatte. Pepper erinnerte sich noch genau an den Tag, als sie das erste Mal vor dem Haus aus dem Auto gestiegen war. Gemeinsam hatten sie, nachdem Tony aus dem Weltall gerettet worden war, entschlossen das sie Ruhe wollten und eine neue Heimat brauchten. Tony und Pepper hatten die ersten Tage nach seiner Rettung noch im Hauptquartier der Avengers verbracht, solange bis er gesundheitlich wieder so stabil war, dass er ohne ärztliche Aufsicht klar kam. Während der Zeit musste Tony heimlich das Haus am See gekauft und für sie hergerichtet lassen haben, denn als sie das Hauptquartier der Avengers verließen, fuhren sie direkt dorthin. Es war eine Überraschung für Pepper gewesen und zu erst hatte sie geglaubt Tony hätte sich vertan. Nichts an all dem passte zu ihm. Es war so bescheiden und unscheinbar, dass sie nicht gleich verstanden hatte, was Tony hier wollte. Erst als er auf der Veranda stand, die Arme ausgebreitet, war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Seit diesem Tag lebten sie hier an diesem See in dieser Hütte zusammen. Hierhin war sie mir ihrer Tochter Morgan nach der Geburt zurück gekommen. Hier hatte die kleine ihren ersten Schritte gemacht und ihr erstes Wort gesprochen. Was Thanos getan hatte, hatten sie nie wirklich vergessen können und dennoch war dies ihre Heimat gewesen. Ihre heile Welt. Und diese heile Welt hatte Risse bekommen. Pepper hasste den See, der so still und starr ruhte, als wäre nichts passiert. Sie arbeitete viel von zu Hause aus. So konnte sie am besten auf Morgan aufpassen und hier hatte sie zumindest das Gefühl, dass er immer noch da war. Sie saß auf der Couch, die Beine Angewinkelt und ein großes, weiches Kissen im Rücken. Auf ihrem Schoß befand sich ein Buch, dessen Titel sie nicht wusste und dessen aufgeschlagenen Seiten sie nicht las. Sie fixierte lediglich die Seiten und bildete sich ein, dass sie sich mit der Roman – sie vermutete einen Krimithriller – ablenkte. »Konzerntrier dich auf etwas, dass dich aufmuntert«, hatte Rhodey ihr geraten. »Wenn du willst, nehme ich dir die Kleine ab. Ich geh mit ihr ins Kino und du hast zeit für dich.« Pepper seufzte und klappte das Buch zu. Morgan war draußen am spielen. Seit einiger Zeit hatte sie die Garage als ihren neuen Lieblingsplatz entdeckt und hielt sich fast den ganzen Tag auf. Wenn sie ehrlich zu sich war, störte es Pepper, doch im Grunde konnte sie es ihrer Tochter nicht verübeln, denn dort befand sich Tonys kleine Werkstatt. Er hatte sich so oft dort aufgehalten und auch Morgan hatte ihm dort Gesellschaft geleistet, dass es nur verständlich war, wenn sie dort versuchte ihrem verstorbenen Vater dort nahe zu sein. »Sie hat gesagt sie liebt mich mal 3000« Pepper kniff die Augen zusammen. Ihr Körper zitterte, ihre Lippen bebten und sie spürte die Tränen. Der See draußen war so ruhig. Warum war er ruhig? Wieso bewegte sich das Wasser nicht? Pepper wünschte sich, dass die ruhige Wasseroberfläche für sie Toste und all ihre Gefühle für sie ausleben? Das Buch auf ihren knien landete unsanft auf dem Wohnzimmertisch, während sie starr in den Raum hinein blickte. Pepper konnte sich noch ganz genau erinnern wie sie das erste Mal durch die Tür gegangen war. Alles hier in und an dem Haus war renovierungsbedürftig gewesen. »Das ist eine Ruine!«, hatte Pepper empört gesagt. Zugegeben, sie hatte Maßlos übertrieben weil sie niemals mit so etwas gerechnet hätte. Doch Tony hatte Selbstbewusst versprochen, dass er so etwas einfaches mit links hinbekommen würde. Sie sollte es nur ihm überlassen. Skeptisch hatte sie den Kopf geschüttelte. Pepper kannte seine Bauprojekte besser als irgendjemand anderes. Sowohl die, die er verwirklichen konnte und die es nicht über einen Entwurf hinaus geschafft hatten. Und diese kleine, romantische Hütte am See, war das komplette Gegenteil vom Stark Tower. Tagelang hatte Tony gearbeitet, gezimmert, renoviert und schlussendlich es geschafft. Er hatte die verlassene Hütte in ein gemütliches zu Hause verwandelt und zum Großteil auf all die Technik verzichtet, die man sonst von ihm kannte. Gut, F.R.I.D.A.Y. war immer zur Stelle, wenn man sie brauchte, aber dafür hatte Tony seine Werkstatt auf die kleine Garage beschränkt und nicht wie sonst eine komplette Etage eingenommen. »Es ist ein Hobby, nur noch ein Hobby.« Das Thema Iron Man und die Avengers rückten weit in den Hintergrund. Rhodey kam als einziger vorbei und sprach mit Tony über all das, was ihn nichts mehr anging. Dr. Bruce Banner rief an, oder schrieb Briefe. Sie tauschten sich aus, wenn Banner seinen Rat brauchte, aber ein Comeback als Iron Man war all die Jahre kein einziges Mal ein Thema gewesen. Erst recht nicht als ihre Tochter Morgan geboren wurde. Erst als der Captain ihre Veranda betrat wusste sie, dass Tony gehen würde. Auch wenn sie all die Jahre nie darüber gesprochen hatten, hatte sie es ihm angesehen, dass all das geschehene ihm zusetzte. Er hatte ihn verloren. Den Jungen. Ohne dem Jungen begegnet zu sein, wusste Pepper was er Tony bedeutete und der Verlust seines Schützlings mit ihm anstellte. Deswegen sagte sie auch nichts, als er anfing über eine Möglichkeit alles wieder in Ordnung zu bringen nachzudenken. Sie sagte nichts dazu, als er wieder anfing bis spät in die Nacht zu arbeiten und sie hielt ihn auch nicht auf, als er sich auf den Weg ins Avengers Hauptquartier machte. Sie wusste dass sie Tony nicht abhalten konnte, ohne dass er auf Ewig leiden würde. Um seinen inneren Frieden zu schließen, musste er wieder gut machen, was er „falsch“ gemacht hatte. Es war seine Pflicht, seine Bestimmung. Sein Schicksal. Pepper spürte die Tränen in sich aufkommen, aber sie weinte nicht. Stattdessen starrte sie einfach weiter in den Raum hinein. Ihr Blick fixierte nichts, dafür schien es ihr, als würde sie Tony sehen, wie er die letzten Vorbereitungen für den Zeithüpfer der Avengers vorbereitete und gleichzeitig grübelte, ob er es wirklich riskieren wollte. Aber er ging. Pepper war stolz und traurig zu gleich. Wenn sie sagte dass sie niemals Angst um Tony gehabt hatte, würde sie lügen. Aber sie hatte ihm vertraut, dass er das richtige machen würde. »Er musste ...«, war ein immer währender Gedanke gewesen, der Pepper niemals aus dem Kopf gegangen war. Tony musste seinem Schicksal folgen und das einzige was sie hatte tun können, war ihn dabei zu unterstützen. Ihm den Rücken zu stärken und frei zu halten. Er schaffte das nicht allein. Die Frage warum er denn nicht bei ihnen blieb, stellte sich ihr niemals, denn sie wusste dass Tony sie liebte. Sie und ihre Tochter Morgan. Pepper stand von der Couch auf und trat an das Fenster, dass zum See hin lag. Das Wasser war ruhig, nicht gefroren, aber wohl kurz davor, so still war die Oberfläche. Sie hasste es. Sie wollte toben wie ein Sturm auf hoher See, sie wollte das ihre Gefühle ausbrachen, doch sie war genauso still wie der See vor ihrem Haus. Von Morgan war nichts zu sehen. Ihre Fußspuren waren von dem Neuschnee verdeckt worden, also musste sie sich in der Garage aufhalten. Wie ihr Vater. Viel zu oft hatte sich Pepper die Frage gestellt, ob sie ihrer Tochter verbieten sollte ihrem Vater nachzueifern. Aber jedes mal wenn sie in Tonys Werkstatt gegangen war um Morgan daraus zu holen und sie sah, wie sie mit Dummy dabei war sich an all den Geräten und Materialien auszuprobieren, sah sie ihren Vater vor sich. Wenn sie ihr dann am Abend das Schmieröl aus dem Gesicht waschen musste, konnte sie ihr nicht böse sein. Welchen Weg Morgan einschlagen würde, wollte sie ihr selbst überlassen. Die Tür wurde aufgestoßen und ein »Brrrrr« erklang. Morgen schüttelte sich den Schnee aus dem nussbraunem Haar und ließ die Tür wieder zufallen. Pepper hatte gar nicht mitbekommen, dass sie die Veranda hoch gelaufen war. Mit einem Lächeln beobachtete sie ihre Tochter dabei, wie sie in die offene Küche ging und sich umsah. Morgan schaute in den Kühlschrank und schloss die Tür wieder. »F.R.I.D.A.Y., kannst du Milch kochen?«, sagte sie und schaute zur Decke empor. Das machte Morgan immer, fast so als hielte sie die Künstliche Intelligenz für einen Geist, der unsichtbar in ihrem Haus lebte. »Wenn du einen Topf mit Milch in auf den Herd stellst, ja«, antwortete die K.I. und das Mädchen nahm sich einen Stuhl, durch den sie an die Hängeschränke gelangen wollte. Doch auch wenn sie sich – mit ihren dreckigen Schuhen – auf die Sitzfläche stellte, reichte es noch nicht. »Mit Straßenschuhen, junge Dame?«, fragte Pepper und stand gleich darauf hinter ihrer Tochter um ihr einen Topf herauszuholen. »Oh«, sagte Morgan. »Das habe ich ganz vergessen.« Pepper schüttelte den Kopf. »Beim nächsten Mal ziehst du sie vorher aus.« »Ja Mama«, sagte sie, bedankte sich für die Hilfe und stieg wieder vom Stuhl herunter. »Soll ich dir helfen?« »Nein«, sagte Morgan bestimmt und holte die Milch aus dem Kühlschrank heraus. Der Stuhl wurde weiter zum Herd geschoben, dann stieg sie wieder hinauf, stellte den Topf auf das Kochfeld und schüttete die Milch aus der Glasflasche in den Topf. »Ich will das ganz alleine machen.« »So, so«, sagte Pepper nur. »F.R.I.D.A.Y., bitte koch jetzt die Mild«, bat sie und während der Herd anging, kletterte sie wieder vom Stuhl und sah ihre Mutter an. Man konnte es Morgan ansehen, dass es ihr nicht gefiel schon wieder ihre Hilfe zu brauchen, aber das Mädchen gab sich einen Ruck und bat ihre Mutter: »Holst du mir eine Tasse und das Kakaopulver heraus?« Pepper kam gerne der Bitte ihrer Tochter nach. »Möchtest du dich mit einer heißen Tasse Kakao zu mir auf die Couch setzen?« »Nein«, sagte das Mädchen bestimmt, aber mit einem Lächeln. »Ich will mir einen Kakao machen und dann weiter arbeiten.« »Oh und woran arbeitest du gerade?« »Das sage ich dir noch nicht, aber es wird was großartiges.« Das breite Lächeln ihrer Tochter erwärmte Peppers Herz und ließ all ihre negativen Gefühle und Gedanken wie Schnee schmelzen. Sie brauchte nur Morgan ansehen und schon ging es ihr besser. Tony war immer noch bei ihnen. Überall, in Peppers Herzen, aber vor allem in ihrer Tochter. Er würde sie niemals alleine lassen. »Lass dich umarmen«, sagte Pepper und ehe Morgan die Flucht ergreifen konnte, drückte sie ihre Tochter an sich. Sie schloss die Augen und strich dem Mädchen durch das nussbraune Haar. »Ach Morgan«, sagte sie. Ein paar Sekunden dauerte es, bis Pepper ihre Tochter wieder in die Freiheit entließ. »Was hälst du davon: Vielleicht möchte Peter in seinen Ferien vorbei kommen und ihr könnt zusammen an deinem Projekt arbeiten.« »Peter?« Morgans Augen leuchteten vor Begeisterung und Pepper brauchte keine weitere Bestätigung um zu wissen dass der Plan für ihre Tochter feststand. Peter musste kommen. »Nur wenn er Zeit hat.« »Au jah!« Es war zwecklos. Peters Namen zu erwähnen, war eine feste Zusage. Warum Morgan an ihm so einen Narren gefressen hatte, war Pepper unerklärlich, aber nichts was sie als schlecht befand. Es kam ihr sogar entgegen, dass sie einen zuverlässigen Babysitter hatte. »Ich werde ihn morgen fragen.« »Die Milch kocht«, informierte die K.I. und Pepper holte den Topf von der heißen Herdplatte für ihre Tochter herunter und goss ihr die Milch in ihre Tasse.   Und währenddessen ruhte draußen still und starr der See. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)