Weihnachten auf Digiritter-Art von hayden ================================================================================ Kapitel 1: Tag 1 ---------------- Tag 1 21. Dezember 2014, Zürich, 8 Uhr Mit dem riesigen pinken Ungetüm im Schlepptau suchte Mimi nach dem richtigen Ausgang. Mit Sora und den anderen hatte sie abgesprochen, das sie sich am besten direkt an dem Kleinbus treffen sollten, welchen sie bereits im Voraus gebucht hatten, damit er sie zu ihrer Skihütte im knapp drei Stunden entfernten Sankt Moritz bringen konnte. Ihre sieben Freunde waren schon vor über einer Stunde gelandete und deswegen wollte Mimi sich beeilen, um sie nicht länger als unbedingt nötig warten zu lassen. Ausgang D war das Objekt, oder ehr der Ausgang, ihrer Begierde und sie konnte nicht allzu weit davon entfernt sein, denn direkt voraus machte sie Ausgang B aus. Mimi zog eine Weile weiter nach rechts und entdeckte dann tatsächlich ein großes, fettes D über einer Tür. Das musste er sein! Euphorisch legte sie einen Schritt zu, was mit dem großen Koffer und den vielen Menschen, die sich in der Ausgangshalle tummelten, gar nicht mal so einfach war. Immer wieder wurde sie angerempelt und geriet leicht ins Stolpern, doch an ihrer Laune änderte das nichts. Nur noch wenige Meter ehe sie ihre Freunde endlich wiedersehen würde. Das letzte Treffen bei welchem Mimi anwesend war, lag bereits ein dreiviertel Jahr zurück und fand in den Frühlingsferien statt. Dementsprechend aufgeregt war sie nun. Sie trat durch die Tür ins freie und sofort schlug ihr ein kalter Wind ins Gesicht und ließ sie frösteln. An den Rändern der Straße war der Schnee zu Haufen zusammengeschoben, einzeln unterbrochen durch Lücken für die Fußgänger. An der weißen Pracht würde es ihnen wohl nicht mangeln. Nachdem sie sich ihren Schal ein Stück weiter ins Gesicht gezogen hatte, begann sie mit ihren Augen nach einem bekannten Gesicht oder Haarschopf zu suchen. Gar nicht mal so einfach zwischen all den Taxen und Bussen. Doch ihre Suche fand jäh ein Ende, als ein schriller Freudenausruf an ihr Ohr drang. „MIMI!!“ Sie hatte kaum Zeit sich der Richtung zuzuwenden, aus welcher die Stimme kam, als sie auch schon in eine überschwängliche Umarmung gezogen wurde. Alles was sie sah war rot. Das Haar ihrer besten Freundin bedeckte ihr komplettes Gesicht und kitzelte ihr in Nase und Augen. Sie spürte förmlich wie das Adrenalin durch ihre Adern gepumpt wurde und jedes ihrer Körperteile zum Kribbeln brachte. Enger Kontakt per Mail war das eine, doch ihre beste Freundin wieder live und in Farbe zu sehen, etwas ganz anderes. Freudentränen schossen ihr in die Augen. „Sora“, brachte sie gepresst heraus, da eben jene ihr fast die Luft abquetschte. „Du erdrückst mich.“ „Entschuldigung“, lachte die Angesprochene und drückte Mimi auf Armeslänge weg von sich. „Aber es ist einfach so schön dich wiederzusehen.“ „Es ist auch schön dich wiederzusehen“, erwiderte Mimi Seelig, wischte sich die Augen trocken und musterte ihre beste Freundin. Seit ihrem letzten Treffen hatte sie sich nicht verändert. Die grünen Augen leuchteten vor Freude, die roten, schulterlangen Haare glänzten und viel mehr konnte Mimi nicht ausmachen, da auch Sora in einen Wintermantel gepackt war. „Hi Mimi.“ Hinter Sora kam nun eine weitere Person zum Vorscheinen. „Kari!“ Nun war es an Mimi das Mädchen überschwänglich zu umarmen. Sie zog die kleine Hikari, welche mittlerweile ebenso groß war wie sie selbst, fest in ihre Arme. Um es Sora jedoch nicht gleichzutun, ließ sie diese auch recht schnell wieder los und schaute sie sich einmal genauer an. Seit ihrem letzten Treffen war sie noch einige Zentimeter gewachsen und das nicht nur in der Körperlänge. Auch ihr Haar reichte ihr Mittlerweile bis zu Brust. Liebevoll betrachtete sie die jüngere. Sowohl Sora als auch Kari, waren für Mimi wie ihre Schwestern, auch wenn sie sich so selten sahen. Ununterbrochen standen sie in Kontakt, erzählten sich vom Alltag in der Schule und Problemen mit Jungs, gaben sich Ratschläge in Sachen Klamotten oder alberten einfach herum, auch wenn es mit der Zeitverschiebung nicht immer einfach war. Wie oft hatte sie sich nicht die Nacht für eine Videokonferenz um die Ohren geschlagen? Umso glücklicher war sie nun, sich wieder im Kreis ihrer Freunde zu wissen. Alles in ihr fühlte sich auf einmal so leicht an, als ob sie gleich weg fliegen würde vor Glück. „Oh es ist so schön euch wiederzusehen!“, quietschte Mimi und zog ihre beiden Freundinnen noch einmal in eine dicke Umarmung. Die Mädchen kicherten ein wenig und es wurde noch die ein oder andere Freudenträne verdrückt, doch dann rief Sora zur Ordnung. Sie wollte die Jungs nicht weiter warten lassen, Quatschen konnten sie auch später noch, immerhin würde allein die Fahrt zu ihrer Skihütte an die drei Stunden dauern. Gemeinsam hievten sie Mimis Ungetüm von einem Koffer über die Straße und navigierten ihn zielsicher durch die restlichen Fahrzeuge hin zu ihrem Bus, in welchem bereits die restliche Reisegruppe, bestehend aus Tai, Matt, Izzy, Joe und TK, wartete. Als sie jedoch die Rückkehr der Mädchen mitbekamen, bequemten sie sich freundlicherweise aus dem warmen Bus. Die Mädchen legten einen Schritt zu und als sie den Bus endlich erreicht hatten, zog Mimi jeden der Jungs in eine herzliche und recht ungestüme Umarmung. „Izzy! Wie schön meinen Liebsten Nerd wiederzusehen.“ „TK! Wie groß du bist!“ „Joe! Wie schön, dass du dich von deinem Studium losreißen konntest.“ „Matt! Wie läuft es mit der Band?“ „Und Tai! Immer noch der alte Fußballer?“ Glückselig grinste sie in die Runde der leicht verwirrten Jungs. Mit solch einer stürmischen und schnellen Begrüßung hatte wohl niemand gerechnet. Matt fand als erstes seine Sprache wieder. „Ist auch echt schön dich mal wiederzusehen Mimi.“ Freundschaftlich zog er sie in eine weitere Umarmung und nahm sich dann Mimis Koffer an. „Es ist auch so schön euch wiederzusehen!“ Um ihre Freude und Aufregung besser zum Ausdruck zu bringen, drehte sich die brünette überschwänglich im Kreis, trat dabei auf ein vereistes Stück Boden, verlor das Gleichgewicht und geriet ins Taumeln. Geistesgegenwärtig packte Tai sie am Oberarm und bewahrte sie vor dem Sturz auf ihren Hintern. „Nana Prinzesschen. Pass lieber auf sonst brichst du dir noch was ehe du auf der Piste bist.“ Schelmisch grinste er sie an, wohlwissend dass sie es gar nicht leiden konnte, wenn er sie so nannte. Mimi quittierte seine Aussage mit einer Grimasse und steckte ihm die Zunge entgegen. Tai hingegen war erfreut. Das würde ein lustiger Urlaub werden. Den Großteil der Fahrt verbrachte die Gruppe schlafend. Besonders der Teil, welcher aus Japan angereist war, hatte eine lange Reise hinter sich. Doch auch Mimi war geschafft. Später wäre immer noch genug Zeit Neuigkeiten auszutauschen. Je näher sie jedoch ihrem Ziel kamen, desto wacher wurden die Freunde und sofort entstand ein aufgeregtes Gespräch. „Ich freue mich schon so aufs Skifahren“, schwärmte Mimi mit leuchtenden Augen. „Ja also wie du Ski fährst das will ich auch sehen. Wahrscheinlich jammerst du eh schon nach einer halben Stunde das, dass viel zu schwer für dich ist“, bemerkte Tai abfällig und suchte, nach Zustimmung heischend, Matts Blick. „Tja ich schätze in diesem Falle muss ich dich wohl enttäuschen. Ich kann bereits Skifahren.“ Mit stolz geschwellter Brust wartete Mimi auf die Reaktion des Jungen. Doch auch die Blicke ihrer anderen Freunde sprachen Bände. Alle waren hinsichtlich dieser Offenbarung überrascht. „DU?!“ In Tais Augen spiegelte sich Unglaube. „Ausgerechnet du? Sonst bist du, doch auch ehr der Sportmuffel.“ Skeptisch beäugte er die Angesprochene, welche aufgrund der Reaktion all ihrer Freunde nun leicht beleidigt dreinschaute. „Zufällig fahre ich jedes Jahr mit meinen Eltern in den Skiurlaub und auch wenn ich sonst vielleicht wirklich nicht so sportlich bin, Ski fahren mag ich nun mal!“ „Na…wie gut du wirklich bist werden wir ja morgen sehen“, erwiderte der braunhaarige Junge gelassen, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und drehte sich wieder nach vorne. „Ja! Das werden wir!“, feuerte Mimi zurück und schaute beleidigt aus dem Fenster. Der Rest der Gruppe hatte sich klugerweise aus dem Wortgefecht der beiden Streithähne herausgehalten. Es war nichts neues, dass die beiden Hitzköpfe öfters aneinandergerieten, auch wenn Sora hoffte, dass sie sich über Weihnachten beide zusammenreißen würden. Immerhin war es die Zeit des Friedens und der Liebe. Nachdem sich beide wieder beruhigt hatten, verging der Rest der Fahrt harmonisch. Der Kleinbus brachte sie bis direkt vor ihre Hütte, welche am Waldrand lag und vollkommen aus Holz bestand. Seelig seufzend bewunderten die drei Mädchen sie und schauten sich verliebt in der Schneebedeckten Gegend um. Ihre Hütte lag etwas abseits, doch durch einen schmalen Pfad durch den Wald, sollte man direkt an die Piste gelangen. „Wie zauberhaft das aussieht! Richtig romantisch“, schwärmte Mimi, während der männliche Teil der Gruppe bereits das Gepäck auslud. „Wie aus einem Film“, seufzte auch Kari mit glänzenden Augen. „Mensch Mimi was hast du denn alles mit? Dein Koffer wiegt ja Tonnen!“, beschwerte sich TK und kam sichtlich ins straucheln auf dem glatten Untergrund. „Nur das nötigste“, erwiderte Mimi mit Engelsstimme, schwebte herbei und machte sich daran das Ungetüm Richtung Tür zu schleifen, welche Joe mittlerweile geöffnet hatte. Nachdem Sora sich noch schnell bei ihrem Fahrer bedankt hatte, ging es daran die Hütte zu erkunden. Koffer und Jacken wurden achtlos im Eingangsbereich liegen gelassen, viel zu aufgeregt waren alle. Von dem kleinen Flur gingen genau vier Eingänge ab, zwei Türrahmen und zwei richtige Türen. Links durch den Türrahmen gelangte man direkt in die Küche, welche mit dem Tresen an den großen Wohnbereich angrenzte, von wo aus eine Treppe nach oben führte. Die zwei Türen rechts führten zum einen in das kleine Gästebad, mit Dusche und allem was dazugehörte, und zum anderen in den Keller, welche laut Ausschreibung für die Skiausrüstung gedacht war. „Wow schaut mal wie groß das hier ist.“ Mit Ausgestreckten Armen lief Hikari in das gemütliche Wohnzimmer. Der Boden war mit einem kuscheligen, beigen Teppich bedeckt, die Wände holzverkleidet. Rundherum waren große Fenster und neben der Treppe hatte ein großer Kamin seinen Platz. Davor standen im rechten Winkel zwei große, dunkelrote Sofas, welche mit gemütlichen Kissen und Decken ausgestatten waren. Bevor man in die Küche gelangte musste man um einen großen, hölzernen Esstisch herum, welcher Platz für insgesamt zwölf Leute bot. Und in der hinteren linken Ecke stand sogar ein Weihnachtsbaum und erfüllte den Raum mit einem Duft nach Weihnachten. Alle waren hellauf begeistert und schauten sich mit leuchtenden Augen um. In dieser Hütte würden sie sicherlich ein ganz wundervolles Weihnachtsfest miteinander feiern. „Los lasst uns die Zimmer aufteilen“, rief Mimi aufgeregt und hüpfte schon die mit Teppich überzogene Treppe in das obere Stockwerk hinauf. Auch hier waren Wände und Türen aus Holz. Insgesamt gab es fünf Türen. Jene direkt rechts neben dem Treppenaufgang führte in ein großes, modernes Bad mit zwei Waschbecken, Toilette, Dusche und Wanne. Hinter den restlichen Türen verbargen sich je zwei Dreier- und zwei Zweierzimmer. „Also Sora und ich nehmen eines der Doppelzimmer, das ist ja wohl klar“, erklärte Matt wie selbstverständlich und zog Sora, welche leicht rot geworden war, näher an sich. „Uhlala“, kommentierte Taichi das Ganze und fing sich prompt einen bösen Blick von Matt ein. „Dann schlafe ich aber mit TK in einem Zimmer“, bekundete Kari. „Kommt ja gar nicht in die Tüte“, beeilte Tai sich zu sagen und schaute beide böse an. „Oh! Seid ihr endlich ein Paar?“, seufzte Mimi und schaute beide ganz verliebt an. „Ja“ kam die gepresste Antwort von der Angesprochenen, welcher es offensichtlich peinlich war, während ihr älterer Bruder nur verstimmt dreinschaute. Das ihm die Beziehung der beiden nicht passte war deutlich sichtbar. Kari war doch noch viel zu jung für einen Freund. Und TK traute er schon aus Prinzip nicht. Wenn er sich daran erinnerte wann Sora und Matt ihr erstes Mal miteinander hatten wurde ihm regelmäßig schlecht. Seine kleine Schwester war nun ebenfalls zarte 15 Jahre alt, doch ehe sie das erste Mal mit einem männlichen Lebewesen das Bett teilen würde, würde es ehr im August schneien. „Das ist unfair. Matt und Sora dürfen auch. Und außerdem, was denkst du denn bitte würden wir da so ganz allein tun?!“ Von peinlich berührt war Kari ganz schnell zu erbost umgeschwenkt und schaute ihren Bruder Angriffslustig an. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich bereits die ersten roten Flecken ab. Doch Taichi Yagami war keineswegs auf den Mund gefallen. Hitzig erwiderte er ihr, dass sie das ganz genau wisse und das Sora und Matt ja auch nicht seine kleine Schwester seien. Der Rest der Gruppe stand still daneben und beobachtete den Schlagabtausch. Besonders TK schien den Wunsch zu haben, sich in Luft aufzulösen. Kein Wunder, bei den Blicken die Tai ihm regelmäßig entgegenfeuerte, dachte Mimi. „Wie wäre es denn damit…“, schritt Joe ein, ehe sich die Geschwister noch die Köpfe einschlugen. „Matt und Sora nehmen ein Doppelzimmer, da die beiden ja schon so lange zusammen sind, Kari und Mimi sowie Izzy und TK teilen sich je eines der Dreierzimmer und ich und Tai das letzte zweier.“ Diplomatisch schaute er in die Runde und erntete letztlich von allen ein Nicken. Nachdem die Frage der Zimmerbelegung nun geklärt war, ging es darum die Koffer nach oben zu schleppen. „Also Jungs wie wäre es, wenn ihr jetzt die Koffer hochtragt und Kari, Sora und ich mal in den kleinen Supermarkt gehen, den wir auf dem Hinweg gesehen haben um ein paar Besorgungen zu machen“, unterbreitete Mimi mit glänzenden Augen ihren Vorschlag. „Ach du willst doch nur nicht deinen Koffer nach oben schleppen“, warf Taichi ein und damit hatte er absolut Recht. „Schon möglich“, erwiderte Mimi keck, zwinkerte ihm frech zu und war schon dabei wieder in ihren Mantel zu schlüpfen. „Macht nur“, warf Joe gutmütig ein, wohlwissend das sonst gleich der nächste Streit vom Zaun brechen würde. Mit seinem Einverständnis zogen sich nun auch Kari und Sora wieder an und folgten Mimi nach draußen in die Kälte. Bis zum Supermarkt war es nicht weit. Sie gingen ein Stück die Straße zurück, welche sie vorhin mit dem Auto gekommen waren und fanden sich dann schon direkt davor wieder. Mit einem Einkaufswagen bewaffnet betraten die drei Mädchen den Laden. Drinnen war es angenehm warm. „Mh, also was brauchen wir denn so?“, überlegte Kari laut. „Am besten wir kaufen erstmal für heute und die nächsten beiden Tage etwas ein. Und für Weihnachten sollten wir sowieso etwas Besonderes machen“, warf Sora dazwischen und erntete Zustimmung von beiden Seiten. In ihrem Einkaufswagen landeten schließlich Tiefkühlbrötchen, Obst, Cornflakes und Müsli, Toast, Butter, Eier, Jogurt, verschiedene Wurst –und Marmeladensorten für das Frühstück sowie Gemüse, Reis, Hühnchen und Fisch für die Abendmahle. „Oh! Wir brauchen noch Getränke und Milch!“, erinnerte Mimi sie, als der Wagen sich bereits der Kasse nährte. Kurzerhand drehten die drei Mädchen um und suchten noch schnell die Getränke Abteilung auf. Neben etlichen Teesorten – Früchtetee, Pfefferminztee, Kamillentee – fanden noch Milch, Kakao und Kaffee, Cola, Fanta, Wasser und etwas Glühwein und Bier ihren Weg in den Wagen. Zu ihrem Glück war Sora bereits 18 und so war es auch mit den Alkoholischen Getränken beim Bezahlen kein Problem. Da sie den Einkauf alles in allem doch recht klein gehalten hatte, wenn man die Anzahl der zu versorgenden Personen bedachte, kamen sie mit insgesamt fünf großen Tüten hin. Nach einem schnellen mittäglichen Snack hatten sich alle bis auf Mimi hingelegt. Da sie genau aus der entgegengesetzten Richtung gekommen zudem nur nachts geflogen und dann vorhin auch nochmal im Auto etwas geschlafen hatte, machte die Zeitverschiebung ihr keine Probleme. Während sich die anderen nun also etwas Ruhe gönnten, tigerte Mimi unruhig durchs Haus, auf der Suche nach einer Beschäftigung. Ihr Weg führte sie schließlich in die holzverkleidete Küche (in diesem Haus schien einfach alles aus Holz zu sein) und kurzerhand entschloss sie sich dazu ein paar Plätzchen zu backen. Oben auf dem Kühlschrank entdeckte sie ein Radio und nach kurzem hin und her, hatte sie einen Sender gefunden welcher englische Weihnachtslieder Non-Stop sendete. Vergnügt summte sie hin und her und durchsuchte die Küche nach Backutensilien. Milch, Butter und Eier hatten sie ja vorhin schon gekauft. Was fehlte war Mehl und Backpulver. Sorgsam öffnete sie jeden einzelnen Küchenschrank und wurde dann wirklich fündig. In einem der Hängeschränke fand sie neben einer vollen Packung mehr und einem ganzen Packen Backpulver außerdem noch Backpapier, Vanillezucker, Zimt, verschiedene Streusel, Backschokolade und sogar einige Förmchen zum Ausstechen. Zufrieden stellte die 17-Jährige alles auf dem großzügigen Tresen ab, holte noch Milch, Butter, Eier und eine große Schüssel hinzu. Gut gelaunt machte sie sich an ihr Werk. Backen war einfach ihre Leidenschaft. Sie liebte es Torten zu gestalten und Muffins zu kreieren, weswegen es für sie nun auch kein Problem war ohne Rezept einen Teig zusammenzumischen. „Jingle bells, jingle bells Jingle all the way Oh, what fun it is to ride In a one horse open sleigh”, sang sie eine kleine Passage des Textes mit, während sie Weihnachtsmänner, Tannenbäume, Sterne und Herzen aus dem Teig ausstach. Zwei ganze Bleche füllte sie am Ende mit dem rohen Teigplätzchen und schob sie für zehn Minuten in den Ofen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das es mittlerweile schon drei Uhr nachmittags war. Bald würden auch die anderen aufstehen, da sie um vier noch eben in den Skiverleih wollten. Während die Plätzchen im Ofen backten und sich ihr Geruch langsam aber sicher im gesamten Wohnbereich ausbreitete, machte Mimi sich an den Abwasch. „Mh…das duftet aber guuuut.“ Erschrocken fuhr Mimi herum und entdeckte Kari hinter dem Tresen. „Gott Kari! Du hast mich vielleicht erschreckt.“ „Entschuldige“, kicherte die Übeltäterin. Noch immer schaute sie sehr müde drein, doch wahrscheinlich lag es mehr daran das sie gerade erst wieder aufgestanden war. Von oben vernahm Mimi nun auch weiteres geholper. Anscheinen quälte sich auch der Rest wieder aus den Betten. Während Kari noch immer hinter dem Tresen lehnte, räumte Mimi gerade die letzte Schüssel wieder an ihren Platz und befreite dann die Plätzchen vom Ofen. Die heißen Bleche stellte sie vor Kari auf dem Tresen ab, damit sie auskühlen und später verziert werden konnten. Nach und nach trudelte auch der Rest der Freunde wieder im Wohnbereich ein. „Dann können wir doch jetzt los oder?“, stellte Sora die Frage in die Runde. Allgemeines nicken war die Antwort und so begaben sich alle in den Flur um Schuhe, Mäntel, Schals und Mützen anzuziehen. „Moment!“ Erschrocken schauten alle auf Joe. „Habt ihr auch alle eure Skisocken dabei?“ Tadelnd hob er den Finger als Mimi schnell auf dem Absatz kehrt machte und nach oben hastete. „Tse, und da hat sie noch behauptet sie könne Skifahren. Vergisst sogar die Skisocken,“ pöbelte Tai sofort überheblich, was Mimi natürlich noch mitbekam. Doch für dieses Mal sparte sie sich die Antwort. Als dann endlich alle abmarschbereit waren ging es los. Draußen hatte es mittlerweile zu dämmern begonnen und die Temperaturen waren dementsprechend nochmals um ein paar Grad gefallen. Gemeinsam stampften sie durch den frischen Schnee rüber zum Waldrand, wo Joe und Izzy, als die Mädchen einkaufen waren, bereits den Pfad zu den Pisten ausfindig gemacht hatten. Mit Handys als Taschenlampen bewaffnet suchten sie sich ihren Weg einer hinter dem anderen. Für nebeneinander war auf diesem Pfad einfach kein Platz. Doch bereits nach wenigen Metern schien sich der Wald wieder zu lichten und es wurden Stimmen laut. „Wow. Das ging ja wirklich schnell“, stellte TK erstaunt fest. Der Pfad mündete in einen großen, schneebedeckten Platz, welcher von Häusern umstellt war. Neben zwei oder drei Restaurants befanden sich hier außerdem direkt das erste Lifthäuschen und das Skicenter wo sie ihre Skier ausleihen wollten. Von der Piste strömten um diese Zeit eine Menge Menschen, alle auf dem Weg nach Hause. Zügig machte sich die Gruppe auf den Weg ins Center, allen voran Mimi, welche ab nun für die Verständigung zuständig war, da ihr Englisch mit Abstand das Beste von allen war. Nach dem sie das Gebäude betreten hatten, steuerte sie mit einem koketten Grinsen direkt den Tresen an, hinter welchem ein junger Mann stand und freundlich lächelte. In fließendem Englisch erklärte sie ihr Anliegen, zeigte immer mal wieder auf die Gruppe hinter sich und bedeutete schließlich allen ihr zu Folgen. Im Kellergeschoss des Gebäudes befand sich die Ausleihstation. An den Wänden reihten sich in Regalen Skier, Schuhe, Helme, Stöcker und Snowboards. Der junge Mann vom Tresen holte noch zwei weitere Mitarbeiter hinzu, auf welche sich die acht Jugendlichen dann aufteilten. Gemeinsam mit Kari und Sora folgte Mimi der weiblichen Angestellten. Sie nahmen auf einer Holzbank Platz, nannten ihre Schuhgrößen und während die Mitarbeiterin kurz verschwand, zogen die drei Mädchen schon mal ihre Skisocken an. Kurze Zeit später standen vor jeder ein paar der schweren Skischuhe. Während Mimi und Sora, welche ebenfalls bereits Erfahrung im Skifahren hatte, wussten worauf es bei den Schuhen ankommt, musste Kari sich helfen lassen. Nach kurzem Hin und Her, passten aber schließlich allen die Schuhe und es ging weiter mit den Skiern. Probeweise wurden ihnen Ski und Stöcke angehalten und schon ging es ab zur Einstellung der Schuhe. Nacheinander reichten sie Skier, Schuhe und Gewicht an den jungen Mitarbeiter, welcher für die Einstellungen zuständig war, weiter und schon waren sie fertig. Auch die Jungs standen schon Schlange zum Einstellen der Skier und als endlich alle fertig waren und zum Bezahlen aufbrechen wollten, warf Joe ein, dass Sicherheit das wichtigste wäre und sie deswegen alle Helme tragen sollten. Sora und Izzy stimmten dem zu und so orderte Mimi für alle noch eine Runde Helme. Kritisch beäugte sie ihren Mattschwarzen. Wer weiß, wer den schon alles auf hatte… Die Skier wurden unten bezahlt, danach ging es mit dem Aufzug wieder eine Etage höher. „Also wer braucht jetzt alles einen Skikurs?“, fragte Mimi in die Runde, woraufhin sich alle bis auf Sora und, ausgerechnet, Joe meldeten. Überrascht schaute sie den Jungen an und zog anerkennend die Augenbrauen nach oben. Das hätte sie nun wirklich nicht erwartet. An einem weiteren Tresen erklärte sie einem etwas älteren Herren was sie brauchte: Einen Skikurs für 5 Personen, alles Anfänger und bitte auf Englisch. Das Ganze sollte für fünf Tage pro Person hundert Schweizer Franken kosten. Mimi winkte die Betroffenen Personen heran und ließ sie bezahlen, dann endlich, nach über einer Stunde, machten sie sich wieder auf den Heimweg. Draußen war es nun endgültig dunkel und da nun alle schwer bepackt mit ihrer Ausrüstung waren, mussten sie den Weg wohl oder übel im Dunkeln finden. Wieder in der Hütte, wurde die Ausrüstung im Skikeller verstaut und anschließend verteilte man sich im Wohnbereich. Mimi machte sich gemeinsam mit Kari daran die Plätzchen mit Schokolade und Streuseln zu verzieren, Joe feuerte den Kamin an und Matt und Sora bereiteten das Abendessen vor. Sie schnippelten Gemüse und kochten Reis, alles für eine leckere Gemüsepfanne. Als das Essen schon halb fertig war, befahl Matt Tai, TK und Izzy, welche bis dahin nur auf der Couch rumlungerten, den Tisch zu decke. So hatte jeder etwas zu tun. Nach einem Abendessen, das jedem zusagte, saßen die Freunde noch eine Weile auf den Sofas zusammen, ehe sich nach und nach jeder früh ins Bett verabschiedete. Es war doch ein anstrengender Tag und morgen würde es direkt mit dem Pistenspaß losgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)