(How Lucky We Are) To Be Alive Right Now von Morwen (Markus x Connor) ================================================================================ (How Lucky We Are) To Be Alive Right Now ---------------------------------------- „... hat der Senat der Vereinigten Staaten heute mit großer Mehrheit beschlossen, Androiden von nun an als eigenständige Lebensform anzuerkennen, die straf- und zivilrechtlich mit dem Menschen gleichgestellt ist. Damit wurden endlich die Forderungen der rund 10,8 Millionen in den USA lebenden CyberLife-Androiden erfüllt, die seit November vorletzten Jahres für die rechtliche Anerkennung ihrer Existenz demonstrieren. Zugleich wurde der American Androids Act von 2029 abgeschafft, der in den letzten Monaten bereits teilweise außer Kraft gesetzt wurde...“ Für einen Moment schienen alle anwesenden Androiden im Raum wie erstarrt, als müssten ihre Prozessoren diese Nachrichten erst einmal verarbeiten. Dann brach mit einem Mal ein ohrenbetäubender Lärm aus, als die Versammelten ihre Freude durch lautstarke Rufe und Pfiffe zum Ausdruck brachten und sich gegenseitig in die Arme fielen oder auf die Schultern klopften. Selbst Connor ließ sich zu der ein oder anderen Umarmung hinreißen, und mittlerweile kannten ihn die meisten Androiden gut genug, um sich nicht an seiner steifen Körperhaltung dabei zu stören, denn schließlich war es die Geste, die zählte. Seit der Revolution waren knapp zwanzig Monate vergangen und die Gemeinschaft der Androiden hatte durch ihre unermüdliche Arbeit und ihre gute Vernetzung vieles in dieser Zeit bewegen können. Den Löwenanteil davon hatte sie den vielen Verhandlungen und der Öffentlichkeitsarbeit von Markus und seinem Team zu verdanken, doch Connor, der seinem Freund und Partner im letzten Jahr in vielen schwierigen Momenten beigestanden hatte, wusste, dass er all dies nie ohne den grenzenlosen Zuspruch und die Unterstützung der Androiden geschafft hätte. Und – wie Markus selbst häufig betonte – keineswegs ohne Connor, auch wenn Connor derlei Bemerkungen oft als Schmeichelei abtat. Seitdem sie sich ihre Gefühle füreinander gestanden hatten, war Markus seinerseits zu einem wichtigen Fixpunkt in Connors Leben geworden, der ihm dabei half, sicher das Meer von Emotionen zu navigieren, mit denen Connor tagtäglich zu kämpfen hatte. Und Connor war mit den Monaten besser darin geworden; es war unmöglich, längere Zeit mit Markus zu verbringen, ohne dass sein Optimismus, seine Selbstsicherheit und seine – es gab kein passenderes Wort dafür – Menschlichkeit auf ihn abfärbten. Es gab zwar immer noch Momente, in denen sich Connor von seinen eigenen Emotionen oder denen anderer überwältigt fühlte, aber sie waren seltener geworden und Connor hatte mit Markus‘ Hilfe Strategien entwickelt, um damit umzugehen. Dieser Abend war jedoch ein Präzedenzfall, und obwohl Connor im Voraus eine Reihe von möglichen Szenarien, wie der Tag für sie beide ausgehen würde, berechnet hatte, wusste er nicht, welches davon am Ende eintreffen würde. Er hatte sich schließlich für das mit der größten Wahrscheinlichkeit entschieden – 68,6% Erfolgschance, hatten ihm seine Prozessoren mitgeteilt – und entsprechende Vorbereitungen getroffen. Und zu Connors großer Erleichterung war es schließlich auch das Szenario, das eintrat. Wie erwartet verbrachte Markus etwa zwei Stunden nach der Verkündigung des Senatsbeschlusses im Hauptquartier, um den politischen Sieg mit den restlichen Androiden zu feiern, bevor er Connor einen warmen Blick schenkte und die Verbindung zu ihm aufnahm. Wie geht es dir?, fragte er und Connor konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen schlich. Was auch geschah, das Wohl aller anderen stand für Markus immer an erster Stelle. Gut, erwiderte er. Die Ereignisse des heutigen Tages werden die Situation vieler unserer Leute auf lange Sicht verbessern. Aber Connor wusste auch, dass es nicht das war, was Markus gemeint hatte, und so fügte er hinzu: Es war ein langer Abend. Ich könnte ein paar Stunden im Ruhemodus gebrauchen. Markus nickte unmerklich. Dann sollten wir gehen. Eine Nachricht leuchtete kurz vor Connors Augen auf: [Erfolgschance für geplantes Vorhaben: 97,3%] Nun stand nichts mehr zwischen ihm und dem Abend, den er sich mit Markus erhofft hatte... doch Connor war nicht egoistisch genug, das Angebot seines Freundes ohne Protest anzunehmen. Es ist schon okay, Markus, ich kann mir auch allein ein Taxi nehmen, erwiderte er darum. Ich weiß, wie wichtig dieser Sieg für dich ist; du solltest noch ein bisschen feiern. Oh, ich bin mir sicher, sie können auch ohne mich feiern, kam Markus‘ amüsierte Antwort. Ihre stille Unterhaltung wurde von North unterbrochen, die von hinten auf Markus zutrat und ihm einen Arm um die Schultern legte. „Wenn ihr glaubt, dass eure Zwiegespräche niemandem auffallen, dann habt ihr euch leider geirrt“, kommentierte sie und zwinkerte Connor zu. Und an Markus gewandt fügte sie hinzu: „Na komm, schnapp dir deinen Loverboy und geh nach Hause. Er sieht aus, als würde er vor Müdigkeit bald auf Stand-by schalten.“ Connor rückte seine Krawatte zurecht. „Du weißt, ich schätze für gewöhnlich deinen Input, North, aber deine Meinung zu dieser Thematik wäre nicht nötig gewesen“, erwiderte er. Sie lachte nur und hob abwehrend die Hände. „Schon gut!“, meinte sie. „Ich dachte nur, ich tu euch nur einen Gefallen und beschleunige den Prozess ein bisschen.“ Markus warf Connor einen Blick zu. „Sie hat nicht Unrecht“, sagte er sanft. „Wir sollten  gehen.“ Connor schüttelte den Kopf. „Markus, du musst meinetwegen wirklich nicht–“ „Ich möchte aber“, unterbrach Markus seinen Freund. Er trat auf ihn zu und nahm seine Hand. „Komm schon, lass uns nach Hause gehen.“ Connor seufzte. „In Ordnung“, gab er schließlich nach. Er hätte es nie offen zugegeben, aber die Art, wie Markus „nach Hause gehen“ gesagt hatte, hatte ihn schwach gemacht. Es war noch keine zwei Monate her, dass sie sich zusammen eine Wohnung genommen hatten. Es war kein Luxusappartement – auch wenn sie sich mit Connors Einkommen eines hätten leisten können – sondern eine schlichte Dreiraumwohnung in einem vorrangig von Androiden bewohnten Viertel, die an ihre Bedürfnisse angepasst war. Für Connor war sie perfekt, bot sie ihm doch einen Ort der Ruhe und des Rückzugs, der ihm in seinem bisherigen Leben nicht vergönnt gewesen war. Und auch an diesem Abend konnte er es kaum erwarten, dorthin zurückzukehren, nachdem Markus und er sich von den Androiden im Hauptquartier verabschiedet hatten. Ihre Heimfahrt im Taxi verlief in Stille. Markus hatte seine Finger mit denen von Connor verschränkt und die Augen geschlossen, und er sah entspannter und friedlicher aus, als Connor ihn seit Monaten erlebt hatte. Der Senatsbeschluss hatte eine große Last von Markus‘ Schultern genommen und seine Arbeit um ein Vielfaches erleichtert, und das war ihm nun deutlich anzumerken. Er hatte so lange und so hart für die Rechte seines Volkes gekämpft, er hatte sich seinen Frieden verdient, fand Connor, und so ließ er ihn ruhen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. „Wir sind da“, murmelte er schließlich, nachdem das Taxi eine Viertelstunde später zum Stehen gekommen war, und presste einen Kuss auf Markus‘ Augenbraue. „Mmh...?“, machte Markus und öffnete schläfrig seine Augen. Er rieb sich das Gesicht, während seine Prozessoren langsam wieder in Gang kamen. „Oh... okay.“ Sie stiegen die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf und Connor öffnete mit seinem Schlüssel die Tür. In der Wohnung herrschte absolute Dunkelheit, nur aus dem Wohnzimmer fiel ein schwacher, blauer Schein hinaus in den Flur. Verwundert machte Markus das Licht an. „Was ist das?“, fragte er und folgte dem blauen Licht in Richtung Wohnzimmer. Connor ging ihm mit einem Lächeln nach. [Erfolgschance für berechnetes Vorhaben: irrelevant] Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Tuch aus schwarzem Samt. Markus starrte mit ungläubiger Miene auf den kleinen, runden Gegenstand herab, der auf den Stoff gebettet war. „Ich habe ein paar Berechnungen angestellt“, sagte Connor leise und griff nach Markus‘ Hand. „Meine Prozessoren haben eine Erfolgschance von knapp 70% ermittelt, dass der Senat eine Entscheidung zu unseren Gunsten treffen würde. Und ausgehend von dieser Wahrscheinlichkeit und der Tatsache, dass Menschen und Androiden nun zivilrechtlich auf einer Stufe stehen...“ Connor nahm den silbernen Ring vom Tisch, in den ein Band aus blauem Licht eingebettet war – ähnlich der LED eines Androiden – und schob ihn auf Markus’ Ringfinger. Dann atmete er tief durch und hob den Blick. „... ausgehend von all diesen Dingen will ich dich eine Sache fragen“, fuhr er fort. „Willst-“ Doch bevor er fortfahren konnte, legte Markus die Hände an seine Wangen und presste den Mund auf seine Lippen und küsste ihn mit so viel Liebe und Hingabe, dass Connors Thyriumpumpe für einen Moment aus dem Takt zu geraten schien. „Ja“, erwiderte Markus, nachdem er sich schließlich wieder von ihm gelöst hatte, und lehnte mit leisem Lachen seine Stirn an die von Connor. „Ja, ich will.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)